44. Kapitel
Nach einer ziemlich unruhigen Nacht, in der es Cole dieses Mal aber vermieden hatte, mit Hilfe von Alkohol Schlaf zu finden, stand er am Morgen auf und schaute in den Spiegel. Er wusste jetzt also wieder, wer er wirklich war. Die meisten Erinnerungen waren beängstigend, aber es war sein Leben und alle Geschehnisse ergaben endlich einen Sinn, was ihm eine gewisse Sicherheit verlieh.
Obwohl er wusste, dass er all diese Dinge getan und erlebt hatte, waren sie ihm seltsam fern, als würde er einen Film ansehen. Einige Teile dieses Films waren merkwürdig verschwommen, und andere ganz klar. Wenigstens wusste er jetzt schon einen spektakulärer Titel für seine Memoiren "Mein Leben als Dämon." Das würde Phoebe gar nicht gefallen, dachte er lächelnd.
Überhaupt Phoebe, sie hatte ihm in letzter Zeit wirklich die wildesten Geschichten erzählt, aber er war ihr deswegen nicht wirklich böse, im Gegenteil, er war eher von ihrem Erfindungsreichtum beeindruckt. Er schüttelte den Kopf, wieso hatte sie dieses Mal nur so normal auf ihn reagiert, naja normal für Phoebe. Als er aus dem Wasteland wiederkam war sie so unnachgiebig gewesen, eine unüberwindbare Eismauer hatte zwischen ihnen gestanden, selbst als er noch davon überzeugt war, dass er gut sein konnte und dem Dämon in sich unter Kontrolle hatte. Aber das hatte sie nicht interessiert, sie war davon überzeugt gewesen, dass er sowieso versagen würde. Sie hatte ihn aus ihrem Leben ausgeschlossen und ihm keine Chance gegeben.
Also warum jetzt? Als die Schwestern ihn vernichtet hatten, hatte Phoebe ihn zum Schluss tatsächlich davon überzeugt, dass sie ihn nicht mehr liebte, vielleicht nie so geliebt hatte, wie er sie. Es war egal dass sie es nicht wirklich gewesen war. An seiner Liebe zu ihr hatte schließlich noch nicht einmal ein Gedächtnisverlust etwas ändern können. Seinen Gefühlen konnte nichts etwas anhaben, rein gar nichts. Also wieso war das bei ihr nicht der Fall gewesen? Er hatte nie gedacht, dass jemals etwas dieses Band zwischen ihnen zerstören konnte, aber sie hatte es einfach getan. Er hatte nichts mehr gehabt wofür er hätte kämpfen können, und daher war es ihm auch egal gewesen, dass sie ihn letztendlich vernichtet hatten.
Doch jetzt hatte sie sogar zugegeben, dass sie Fehler gemacht hatte. Er hätte nie zu hoffen gewagt, das jemals von ihr zu hören. Geschweige denn, dass sie ihn wieder mit der Liebe in den Augen anblicken würde, wie sie es in den letzten Tagen getan hatte. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was jetzt mit ihnen passieren würde. Ihr misstrauischer Blick hatte Bände gesprochen, er wollte gar nicht wissen, was sie sich schon wieder zusammengereimt hatten. Er war es so leid. Vielleicht musste ja auch er sich erst darüber klar werden, was er wirklich wollte, dachte er mürrisch. Naja, er konnte wenigstens so tun als ob, und es hörte sich auch ganz gut an. Cole schüttelte den Kopf und beschoss erst einmal nicht weiter darüber nachzudenken.
Trotzdem ließ ihn das Thema nicht so einfach los, wie hatte er nur nach seinen ganzen wahnsinnigen Taten so einfach in Seattle auftauchen können? Phoebe hatte ihm erklärt es wurde entschieden, aber wieso nur? Konnte er nicht einfach sterben, weil er in seiner eigenen Fantasiewelt gestorben war? Und wie war es möglich, dass er ohne Probleme ein normales Leben hatte führen können. Heute noch ein verrückter Dämon mit den machtvollsten Kräften, die man sich überhaupt wünschen konnte, morgen ein normaler Sterblicher, das war schon eine beeindruckende Leistung meinte er zufrieden mit sich selbst. Er hatte nicht gedacht, dass es so einfach sein konnte, ohne Magie zu leben, dass Geheimnis war nur, dass man nicht wusste, dass sie existiert.
Cole blickte auf die Uhr und machte sich auf den Weg zur Zeitung. Da er wirklich nur noch das war, ein Mensch, musste er fürs erste versuchen, dieses Leben auch zu leben. Er wusste schließlich, dass er es konnte.
Im Laufe des Vormittags bekam er das Angebot, für ein paar Tage in einen kleinen Ort in der Nähe von San Francisco zu fahren, wo am Wochenende ein Festival am Strand stattfand, das Leute aus der ganzen Umgebung anlockte. Cole sagte ohne lange zu überlegen zu. Das war genau die Art von Ablenkung, die er jetzt brauchte.
Gegen Mittag konnte er die Zeitung verlassen und machte sich auf den Weg nach Hause, um zu packen. Als er gerade mittendrin war, klingelte es an der Tür. Er nahm an, dass es Phoebe war und war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte, nachdem er wieder wusste, was sie zwei alles mit- und gegeneinander durchgemacht hatten. Doch als er die Tür öffnete, erblickte er Helen.
"Helen" meinte er überrascht. "Seid ihr schon wieder da?"
"Ja, dein beamender Freund hat uns abgeholt und gemeint, wir seien nicht mehr in Gefahr, weil Canterro erledigt ist."
"Gut." Cole trat zur Seite und ließ Helen in seine Wohnung. Er hatte gar nicht mehr an Canterro gedacht, aber es war erfreulich, dass sie ihm das Handwerk gelegt hatte.
Helen blickte ihn forschend an. "Was ist passiert?"
"Keine Ahnung, ich war nicht dabei" teilte er ihr wahrheitsgemäß mit und führte sie in sein Schlafzimmer.
Helen betrachtete ihn skeptisch und sah sich um. "Du packst?" fragte sie überrascht.
"Ja," Cole war froh über den Themenwechsel. "Ich fahre ein paar Tage weg um über das Strandfestival zu berichten."
"Du Glücklicher," meinte sie und legte einige Sachen beiseite, um sich auf einen Sessel zu setzen. "Aber der Arzt meinte, dass ich nächste Woche wieder arbeiten kann. Peter ist schon bei der Zeitung, er hat zwar noch bis zum Wochenende frei, aber er wollte sehen, ob es nicht einen interessanten Auftrag gibt." Helen sah Cole nachdenklich an. "Die ganze Angelegenheit hat ihm mehr zugesetzt, als mir."
"Du hast ja auch keinen leibhaftigen Dämon vor dir gesehen, wie er." versuchte Cole es ihr zu erklären. "Von mir einmal abgesehen." fügte er trocken hinzu und machte sich wieder ans Packen.
"Tja ich weiß, darum glaube ich das alles auch nicht wirklich." Sie beobachtete ihn, wie er die Sachen aus seinem Schrank in den Koffer legte, und etwas störte sie an ihm. "Aber es ist doch irgendetwas, oder nicht?" Sie sah ihn forschend an.
"Nein, wie kommst du darauf, alles in Ordnung." meinte Cole und kümmerte sich weiter um seine Sachen.
"Ich spüre das doch, irgendetwas ist mit dir passiert!" Stellte Helen sachlich fest.
"Na gut, ich kann mich wieder erinnern." meinte Cole, ohne im Packen innezuhalten.
"Was?" Helen sprang auf und hielt ihm am Arm fest, damit er endlich aufhörte und sich ihr zuwandte. "Du hast dein Gedächtnis wieder? Aber wieso?"
"Hm, ein Dämon fand das ist eine gute Idee." erklärte Cole achselzuckend.
"Oh, und ... und wie ist es so?" Sie sah ihn forschend an.
Cole lachte. "Es ist schon okay, ich verstehe jetzt wenigstens alles viel besser."
"Und kannst du dich auch erinnern, ich meine, hast du wirklich... " Helen stockte.
"Ob ich wirklich ein Dämon war und jemanden umgebracht habe? Ja, aber keine Sorge," er sah sie zufrieden an. "Ich habe das aufgegeben."
"Wie beruhigend. Ich hatte schon richtig Angst." meinte sie sarkastisch.
Cole runzelte die Stirn. "Wenn du wüsstest, was ich so alles getrieben habe, dann würdest du das nicht so einfach sagen."
Helen schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll."
"Vergiss es am besten, und tu so, als wäre das ganze nie passiert."
Helen sah ihn nachdenklich an. "Und das tust du auch?"
"Nein, ich vergesse es nicht. Ich nehme es so hin, wie es ist. Das letzte Jahr habe ich wie ein ganz normaler Sterblicher gelebt. Und das hat mir gezeigt, dass ich es kann und dass es gar nicht mal so übel ist."
Helen lächelte. "Tatsächlich, man kann es also ertragen?"
"So könnte man es ausdrücken." meinte Cole lächelnd "Weißt du, so lange ich mit euch anderen machtlosen Menschen zusammen bin, stört es mich noch nicht mal so sehr, dass ich auch nicht anders bin." erklärte er und wandte sich wieder seinen Sachen zu.
Helen beobachtete ihn und meinte schließlich "Und du bleibst bei der Zeitung?"
Cole wandte sich wieder Helen zu und erklärte in zornigem Tonfall. "Was dachtest du denn, dass ich zurück zu meinen Freuden in die Unterwelt gehe?"
"Nein ich dachte eher du willst wieder Anwalt werden." erklärte sie beleidigt.
"Ach so, nein," Er schüttelte den Kopf. "Daran habe ich im Moment kein Interesse." Er lächelte sie entschuldigend an. "Aber jetzt lass mich zu Ende packen, ich muss schließlich mit dem Auto fahren, mit dem beamen ist es leider vorbei."
"Du Armer, aber das ist das Los von uns magielosen Wesen." Sie ging zur Tür und wollte gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. "Und was ist jetzt mit Phoebe."
Cole schloss seinen Koffer und sah nicht zu ihr hoch. "Ich weiß nicht, momentan zweifelt sie mal wieder an mir."
"Wieso das denn?" fragte Helen überrascht.
"Keine Ahnung, so ist sie halt." er griff nach seinem Koffer und trug ihn ins Wohnzimmer.
"Aber sie muss doch einen Grund haben." meinte Helen und sah ihn skeptisch an.
"Ach, Phoebe und ihre Schwestern finden immer einen Grund um mir zu misstrauen." erklärte er genervt.
"Und du bist daran ganz unschuldig?" aus Helens Stimme hörte man, dass sie dies nicht so ganz glaubte.
Cole holte seinen Schlüssel und seine Jacke und sah sie dann mit einem genervten Blick an. "Ich habe vielleicht nicht immer das richtige getan, gut das gebe ich ja zu. Obwohl Phoebe das sicher für die Untertreibung des Jahrhunderts halten würde. Aber weißt du immer wenn sie in Schwierigkeiten waren, dann war es ja so praktisch für sie, einen Dämon an der Hand zu haben. Cole, Phoebe ist in Gefahr, rette sie, du liebst sie schließlich, oder Cole meine Schwestern sind in Gefahr, das tust du doch für mich. Tja so war das." meinte er nachdenklich und sah Helen wütend an. "Aber wenn es dann vorbei war, dann hieß es wieder, Cole du bist und bleibst ein Dämon, du bist böse, mit dir wollen wir nichts zu tun haben. Auch wenn du noch so sehr glaubst, dass du es schaffst gut zu sein, wir wissen es besser. Und dann haben sie sich alle Mühe gegeben, dass es auch ja so geschieht, wie sie es immer vorausgesehen haben, toll nicht?" Er sah sie mit einem traurigen Lächeln an. "Und genauso ist es heute wieder, anstatt mir mal zuzuhören, wie alles tatsächlich war, haben sie mich immer gleich verurteilt. Und ich habe im Moment einfach genug davon."
"Und darum kam dir dieses Auftrag gelegen."
Cole nahm seine Sachen und sie gingen auf die Tür zu. "Erraten, ich muss über das alles selber noch nachdenken, und herausfinden, was ich will." Er öffnete die Tür und sie traten in den Gang.
"Ich denke eher du befürchtest, dass sie nicht mehr will." erkannte Helen.
Cole sah sie grimmig an. "Du kannst froh sein, dass ich keine dämonischen Kräfte mehr habe, sonst hätte ich dich für den Spruch mit meinem kleinen Finger vernichtet."
"Dann habe ich wohl genau den wunden Punkt getroffen." Erklärte Helen wenig beeindruckt.
"Nein, hast du nicht." Meinte Cole bestimmt.
"Na gut, wenn du meinst. Und wie kann ich dich erreichen, wenn irgendetwas ist?" fragte sie nach.
"Die Redaktion hat die Nummer von der Ferienanlage, in der ich sein werde." Er schloss die Tür ab und Helen wollte schon gehen, aber Cole hielt sie zurück. "Und Helen, wenn Phoebe, also ich denke eigentlich nicht, dass sie das tun wird, aber falls sie doch nach mir fragen sollte, dann sag ihr nicht wo ich bin, okay?"
Helen nickte und wusste das sie in ihrer Annahme recht gehabt hatte. Sie verabschiedete sich von Cole und sah ihm hinterher, bis er im Fahrstuhl verschwand.
Als die Halliwells und Leo am Abend zuvor wieder Zuhause angekommen waren, hatten sie ihren Sieg über Canterros Bann gebührend gefeiert. Phoebe hatte sich keine weiteren Gedanken um Cole gemacht, und als sie am nächsten Tag in ihrem Büro saß und die ganze aufgetürmte Arbeit zu erledigen hatte, strich sie ihn aus ihren Gedanken. Erst am Nachmittag, als sie sich erschöpft in ihrem Stuhl zurücklehnte, gestattete sie sich wieder an seine komische Rolle in der Angelegenheit zu denken.
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass er sein Gedächtnis wahrscheinlich zurück hatte. Das machte die ganzen Geschehnisse von früher irgendwie realer, und das war wirklich nicht dass, was sie wollte. Als er alles vergessen hatte, konnte sie es auch nach Belieben tun, was die ganze Beziehung zu ihm erleichtert hatte.
Und warum hatte er überhaupt sein Gedächtnis zurück, was hatte den Dämon dazu bewogen, Cole zu helfen. Trotz all ihrer Skepsis konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sie an die Dämonen verraten hatte, um seine Erinnerungen wieder zu bekommen. So scharf war er nicht darauf gewesen. Vielleicht war es ihm unbewusst herausgerutscht. Er hatte schließlich mit diesem Selgrin geredet und auch mit Partas. Oder Partas hatte es aus Dankbarkeit wegen Coles Hilfe arrangiert, Phoebe verzog das Gesicht, nein, das war unmöglich, Dämonen kannten keine Dankbarkeit.
Sie verstand das alles nicht. Hatte er das alles vielleicht doch mit Partas geplant, um sein Gedächtnis wieder zu bekommen. Sie starrte auf das Telefon. Sie musste es einfach in Erfahrung bringen, so gerne sie es auch vergessen würde.
Mit einigem Zögern rief sie die Nummer von Coles Wohnung an. Sie nahm an, dass er nicht gleich wieder arbeiten würde, doch zu ihrer Verwunderung nahm niemand ab. Sie seufzte und wählte schließlich die Nummer im Büro. Doch auch dort ging niemand an den Apparat. Da sie kein Interesse daran hatte, auf seinen Anrufbeantworter zu sprechen, legte sie einfach auf. Sie hatte immer noch Zeit, ihn später anzurufen. Sie konnte nicht bestreiten, dass sie nichts dagegen hatte, ein Gespräch mit Cole noch etwas hinauszuzögern.
Als sie ihn in den nächsten Tagen aber weder Zuhause, noch in seinem Büro erreichen konnte, machte sie sich langsam Sorgen. Was war mit ihm passiert? War er irgendwie in Schwierigkeiten, oder war das Ganze zu viel für ihn gewesen? Aber, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Schließlich hatte sie sogar ein paar Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, aber auch daraufhin hatte sie nichts von Cole gehört. Ob er sauer auf sie war? Aber dazu hatte er doch gar keinen Grund. Die ganze Angelegenheit beunruhigte Phoebe mehr als sie zugeben wollte. Als sie schließlich zu seiner Wohnung gefahren war, und dort niemand geöffnet hatte, bekam sie langsam Angst. Sie war schon drauf und dran Paige darum zu bitten, sie hinein zu orben, aber mit ihren Schwestern wollte sie im Moment einfach nicht über Cole sprechen.
Am Samstag Nachmittag erhielt sie dann überraschenderweise Besuch von Helen. Phoebe führte sie ins Wohnzimmer und sie setzten sich gegenüber. Phoebe ahnte schon, dass es um Cole gehen würde, und sie wusste nicht, was sie erwarten sollte. Sie sah Helen gespannt an.
"Ich war heute Morgen bei der Zeitung, weil ich doch Montag wieder anfange zu arbeiten, wollte ich kurz vorher noch mal nach dem Rechten sehen." begann sie Phoebe mitzuteilen. "Bei der Gelegenheit habe ich auch Coles Anrufbeantworter abgehört und deine Nachrichten gehört."
"Oh," entfuhr es Phoebe, darum geht es also. "Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber er geht nie ans Telefon." erklärte sie Helen.
"Das kann er auch gar nicht, er ist zu diesem Strandfestival gefahren, um darüber zu berichten." Sie kramte in ihrer Tasche herum und holte schließlich einen Zettel hervor, den sie Phoebe reichte. "Hier, das ist seine Nummer in der Ferienanlage dort."
Phoebe nahm den Zettel entgegen und schaute ihn erleichtert an. Also hatte sie sich ganz umsonst Sorgen gemacht. Das hätte er ihr ja ruhig mitteilen können, dachte sie wütend.
"Cole wollte zwar nicht, dass ich sie dir gebe, aber ich halte das für Blödsinn." erklärte Helen bestimmt.
Phoebe sah sie überrascht an. "Du hast ihn vorher noch getroffen?"
"Ja." Helen nickte und sah Phoebe forschend an. "Er hat mir gesagt, dass er sein Gedächtnis wieder hat."
"Tatsächlich?" Phoebe sah sie fragend an. "Und was hat er sonst noch so erzählt?"
"Ach, er war beim Packen und hatte wenig Zeit. Er meinte ein Dämon hätte es ihm zurückgegeben. Was ist denn passiert?" fragte Helen neugierig.
"Tja, das wüsste ich auch gerne." meinte Phoebe seufzend. "Ich habe keine Ahnung, wie er das bewerkstelligt hat."
"Was hat er denn gesagt?"
"Keine Ahnung, seitdem habe ich nicht mit ihm gesprochen, er ist ja gleich verschwunden." erklärte Phoebe sauer.
"Ach so." Helen sah sie aufmerksam an. "Er hat ein bisschen gejammert, er war der Meinung, dass ihr ihm immer ungerechtfertigt misstraut, und darum ist er glaube ich auch verschwunden"
"Oh, ja, ganz ungerechtfertigt. Ich denke er hat sein Gedächtnis wieder, da kann er das ja wohl kaum behaupten." meinte Phoebe kopfschüttelnd.
"Ich weiß ja nicht, was gewesen ist, aber ich denke, du solltest ihn anrufen oder am besten gleich hinfahren und das Missverständnis klären."
"Er hat uns in eine Falle tappen lassen, und bekam zufällig sein Gedächtnis wieder, da muss man doch misstrauisch werden." erklärte Phoebe und wartete auf die Bestätigung.
"Na gut, aber wahrscheinlich war das alles ein Zufall, er würde euch doch nie absichtlich gefährden." meinte Helen entschlossen.
Phoebe lächelte traurig. "Ach Helen, du weißt nicht, wozu er fähig ist."
Helen blickte sie trotzig an. "Nein, ich weiß vielleicht nicht, wie er früher war, und was er dir angetan hat. Aber ich kenne ihn heute und er ist einer der besten Freunde, die ich je hatte. Und in diesem Punkt bin ich mir ganz sicher."
Phoebe sah sie mitleidig an, was Helen wütend machte. "Wahrscheinlich kenne ich den heutigen Cole besser als du." Sie stand auf und ging zur Tür. "Ich würde dir jedenfalls raten, dich bei ihm zu melden. Du hast euch doch nicht grundlos noch einmal eine Chance gegeben, oder?" Helen ging durch die Tür und wartete die Antwort gar nicht erst ab.
Phoebe hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und sah sich den Zettel an. Was bildete sich diese Helen eigentlich ein. Sie wollte doch selbst mit Cole reden, sonst hätte sie ihn ja wohl kaum ständig angerufen. Wer sich nicht gemeldet hatte, das war ja wohl er. Entschlossen ging sie zum Telefon.
Sie wählte die Nummer, die sich als die Durchwahl zu seinem Apartment herausstellte. Sie hörte auf das monotone Tuten, aber es ging niemand an den Apparat. Sie legte auf und dachte nach. Auf dem Zettel stand neben der Telefonnummer auch die Adresse der Anlage.
Phoebe sah auf die Uhr an der Wand und entschied sich, zu der Ferienanlage zu fahren. Es war zwar eine gute Stunde Fahrtzeit, aber sie hatte sowieso keine Ruhe sich auf etwas anderes zu konzentrieren, bevor sie mit Cole geredet hatte. Da sie jetzt wusste, wo sie ihn antreffen konnte, musste sie diese Angelegenheit endlich hinter sich bringen. Sie nahm ihre Jacke und ihre Schlüssel und ging zur Tür. Als sie sie öffnete kam ihr Piper entgegen.
"Hallo, wo willst du denn hin?" Sie sah Phoebe fragend an.
"Cole ist in so einer Ferienanlage am Strand, und ich muss dort hin, um mit ihm zu reden." sagte Phoebe entschlossen.
Piper sah sie skeptisch an. "Bist du dir da ganz sicher?"
Phoebe nickte. "Ich muss einfach wissen, was in der Unterwelt passiert ist, und wieso er sein Gedächtnis wieder hat."
Piper nickte, sie wusste, dass sie sie davon nicht würde abhalten können, und vielleicht war es auch ganz gut so, wenn sie sich nur nicht wieder von ihm einwickeln lassen würde. "Gut, aber sei trotz allem vorsichtig!"
"Keine Sorge, ich kann schon auf mich aufpassen. Und was soll schon sein." Sie ging an Piper vorbei, als sich diese noch einmal umdrehte.
"Ach ja, und Phoebe. Falls Cole wirklich nur zufällig sein Gedächtnis wiederbekommen hat, dann
kann Leo es arrangieren, dass es ihm wieder genommen wird, wenn er will."
Phoebe sah sie skeptisch an. "Ich denke nicht, dass er das will, selbst dann nicht." meinte sie überzeugt.
Piper zuckte mit den Schultern. "Ist auch nur ein Vorschlag." Sie ging ins Haus und Phoebe ging auf ihren Wagen zu.
Als Phoebe vor der Anlage mit den Ferienapartments ankam, stellte sie ihren Wagen ab und begab sich in die Eingangshalle. Sie ging auf die Rezeption zu, doch da die Frau dort beschäftigt war, beachtete sie sie nicht weiter und ging am Empfangstresen vorbei zu den Gängen, die zu den Wohnungseinheiten führten. Niemand kümmerte sich um sie, da man sie wohl für einen Gast hielt. Zufrieden holte Phoebe den Zettel mit Coles Telefonnummer hervor. Sie nahm an, dass es sich bei den hinteren Ziffern um die Wohnungsnummer handelte. Sie betrat einen Gang und blickte auf die Nummern an den Türen. 12, sie war nicht allzu weit weg von der Nummer 19, die sie suchte.
Nach nicht allzu langer Zeit fand sie die gesuchte Wohnungstür und klopfte energisch an die Tür. Doch nichts tat sich. Sie klopfte erneut, aber Cole schien nicht da zu sein. Sie sah sich um und entdeckte ein Stück entfernt, eine Ausgangstür, die zum Strand führte. Zwar nahm sie an, dass Cole noch beruflich unterwegs war, aber einen Versuch war es wert.
Sie trat durch die Tür und kam auf den Strandabschnitt der Ferienanlage. Der Himmel war von grauen Wolken verdeckt und der Wind peitschte über das Meer. Da das Wetter nicht sehr einladend war, befanden sich nicht viele Leute auf dem Gelände. Die Sonnenschirme und Strandliegen standen zusammengestellt unter einem Unterstand. Nur ein Pärchen hatte sich eine der Liegen geholt und es sich mit einer Decke bequem gemacht. Geradeaus brauste das Meer in hohen Wellen an den Strand. Sie sah vereinzelt ein paar Leute am Strand entlangspazieren, und dann erblickte sie auf den Felsbrocken direkt am Meer eine Gestalt. Sie ging darauf zu und erkannte schnell, dass es sich dabei um Cole handelte. Sie musste daran denken, dass er sie vor kurzem so am Strand vorgefunden hatte. Kurz darauf hatte es ein Gewitter gegeben und sie hatten sich in diesen Lagerraum zurückziehen müssen. Sie hatte damals nicht gewusst, was sie erwarten würde und sie wusste es heute auch nicht.
Die Wellen krachten gegen die Wellenbrecher und trudelten mit weißen Schaumkronen am Strand aus. Cole beobachtete dieses Naturschauspiel und es störte ihn nicht, dass er an dieser Stelle, nicht vom Wasser geschützt war.
Als Phoebe langsam angekommen war, drehte er sich um und sah sie überrascht an. Durch den Lärm des Meeres hatte er sie nicht hören können, aber er hatte gespürt, dass sich jemand näherte.
Sie starrten sich aufmerksam an und schließlich rief Phoebe zu ihm herüber, um sich gegen den Krach der Wellen durchzusetzen. "Du hast also deine Erinnerung wieder?"
Cole nickte und kam auf sie zu. Er legte seine Hand auf ihren Rücken und führte sie von der Stelle weg. "Hier ist es zu laut zum Reden, lass uns woanders hingehen." erklärte er ihr in lautem Ton.
Sie gingen schweigend zurück zum Strand und Phoebe konnte nicht bestreiten, dass sie froh war, ihn wiederzusehen. Sie hatte ihn tatsächlich vermisst, erkannte sie und war eigentlich nicht überrascht darüber, denn das hatte sie das gesamte letzte Jahr getan. Das Pärchen auf der Strandliege hatte sich unterdessen wieder nach drinnen verzogen und die Liege stand nun verlassen da. Cole und Phoebe steuerten in diese Richtung und setzten sich nebeneinander auf die Liege mit Blick auf das Meer. Sie schwiegen eine Weile, denn keiner von beiden wollte mit dem Gespräch beginnen.
Cole fuhr sich mit der Hand durch sein feuchtes Haar und Phoebe sah ihn forschend an. "Du kannst dich also wieder an alles erinnern?" fragte sie schließlich.
"Ja, es gibt da zwar immer noch Lücken, an weite Teile meiner dämonischen Zeit kann ich mich nicht genau erinnern, aber an die letzten Jahre schon." Er sah sie interessiert an. "Jetzt weiß ich wenigstens, warum du mich umgebracht hast."
"Gut" war ihre schlichte Antwort.
Er lächelte und schaute wieder auf's Meer. "Wenigstens hast du zugegeben, dass du auch Fehler gemacht hast." verkündete er mit einem zufriedenem Lächeln.
"Moment, ganz so habe ich das aber nicht gemeint." meinte Phoebe wenig überzeugend.
"Wenn du meinst." Cole wusste, was sie gesagt hatte, aber er sagte nichts weiter dazu, sondern erklärte "Ich weiß nicht, du hattest mich zum Schluss wirklich davon überzeugt, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich weiß ich war ziemlich schwer von Begriff, aber ich konnte es einfach nicht glauben, dass du mich nicht mehr liebst, das dir das alles nichts bedeutet hat. Erst als du mich umgebracht hast, habe ich es endlich eingesehen."
"Das war nicht wirklich ich." Gab sie zu.
Cole schüttelte den Kopf und meinte nachdenklich. "Und dann muss ich nur mein Gedächtnis verlieren und du änderst deine Meinung und alles war wie früher. Das hättest du mir ruhig eher erzählen können."
Phoebe sah ihn ungläubig an. "Du warst ein Dämon, von mir besessen und böse dazu, falls du das vergessen hast, da hätte dir ein Gedächtnisverlust auch nicht geholfen."
"Wenn du meinst," er hatte kein Interesse darüber zu streiten. "Trotzdem wundert es mich, dass du dich nach all dem noch einmal mit mir eingelassen hast." erklärte er nachdenklich.
"Du bist mir ständig über den Weg gelaufen." erklärte sie lahm.
"Das bin ich dir vorher auch, und da wolltest du nichts mit mir zu tun haben. Außer mir ständig zu sagen, dass du es aus ist und ich sowieso böse bin und immer war, warst du zu keinem Gespräch bereit." Er sah sie eindringlich an. "Ich konnte dir nicht erklären, dass ich nie der Herrscher der Unterwelt werden wolle, ich wollte immer nur dich. Ich wollte damals nur dich, euch retten. Die Seherin hat mich betrogen. Ich habe versucht mich dagegen zu wehren, aber es ging nicht. Doch ich denke du hast das immer gewusst, trotzdem hast du mich so einfach aufgegeben."
"Mein Gott Cole, ich war mit der Quelle des Bösen verheiratet und was noch viel schlimmer ist, ich war auch noch glücklich. Und als ich es dann wusste, habe ich dich nicht etwa verlassen, nein, ich bin sogar die Königin der Unterwelt geworden, und das alles wegen meiner Liebe zu dir. Wie sollte ich da meinen Gefühlen je wieder vertrauen?" meinte Phoebe aufgebracht. "Wie konnte ich in unserer Liebe da noch irgendetwas gutes sehen?"
"Du hättest mir wenigstens eine Chance geben können, jetzt hast du es schließlich auch getam." erklärte Cole nachdenklich.
"Jetzt musste ich ständig mit dir reden." erklärte Phoebe nachdenklich. In der Vergangenheit hatte sie völlig dichtmachen müssen, sonst wäre der Schmerz unerträglich für sie gewesen, er hätte ihr Herz zerrissen. Doch sie hatte einsehen müssen, dass das kein Allheilmittel gewesen war, es hatte sie nicht glücklich machen können. "Außerdem war über ein Jahr vergangen, ein Jahr ohne dich, das macht so einiges aus. Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, alles war so leer." fuhr sie leise fort und sah ihn dann irritiert an. "Was soll das überhaupt? Beschwerst du dich darüber, dass wir wieder zusammen sind?"
"Ich darf mich doch noch wundern, oder nicht? Wieso bin ich eigentlich noch hier? Wieso bin ich ohne Gedächtnis in Seattle aufgetaucht." versuchte Cole erst einmal das Thema zu wechseln.
Erst jetzt fiel Phoebe ein, dass er ja nicht wirklich wissen konnte, wer dies entschieden hatte. "Der Ältestenrat war der Meinung du hättest die Chance auf ein normales Leben verdient, frag mich nicht wieso." erklärte sie achselzuckend.
Cole sah sie vollkommen überrascht an. "Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen."
"Uns hat es auch überrascht, das kannst du mir glauben. Aber es war auch nicht geplant, dass wir uns wieder über den Weg laufen."
Er schaute sie zufrieden grinsend an. "Tatsächlich? Das hat ihnen wohl gar nicht gefallen, was?"
"Davon kannst du ausgehen, es hat sie sogar ziemlich schockiert." Erklärte sie lächelnd.
Sie schauten schweigend auf das entfernte Meer, wie die Wassermenge an die Wellenbrecher gepeitscht wurde und sich daran in Fontänen brachen.
Schließlich ergriff Cole wieder das Wort. "Ich will mich nicht rechtfertigen, bei vielen Dingen verstehe ich heute selber nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen bin, sie zu tun." Er stockte und fuhr dann fort "Aber eins wollte ich dir erklären. Als du mir im Wasteland nicht helfen wolltest, da habe ich das nicht verstanden. Ich konnte nicht verstehen, wie du so einfach sagen konntest, gib endlich Ruhe und fahr zur Hölle." Phoebe wollte etwas sagen, aber er hielt sie zurück. "Nein, ist schon gut, du hast so empfunden, ich muss wohl leider akzeptieren, dass du mich los sein wolltest."
"Ich wollte keine schwarze Magie mehr anwenden, nach allem was passiert ist, musst du das doch verstehen." verteidigte sie sich.
Cole sah sie skeptisch an. "Du wolltest angeblich überhaupt keine Magie mehr einsetzen." gab er zu bedenken. "Aber was soll's. Ich wollte auch nur sagen, dass ich nie wirklich verstanden habe wieso du so überzeugt davon warst, dass es mit uns nicht klappt, dass es vorbei ist, egal wie sehr wir uns lieben. Jedenfalls wollte ich in dem Augenblick wirklich nicht mehr kämpfen. Ich habe mich dem Wurm in den Weg gestellt und wollte nur, dass es schnell vorbei ist. Es war vielleicht ein Gedanke, aber eher ganz zufällig, dass ich plötzlich die Kräfte der gestorbenen Dämonen aufsaugen konnte. Ich hatte nicht damit gerechnet. Natürlich habe ich da nicht nein gesagt. Ich habe es einfach geschehen lassen. Und als ich kräftig genug war, in die reale Welt zurückzukommen, da kam ich gerade rechtzeitig um dir das Leben zu retten."
Er sah sie eindringlich an. "Ich dachte das hätte etwas zu bedeuten, das wäre Schicksal. Du hast mir mal gesagt, dass du mich liebst, würde sich nie ändern, dass dein Leben ohne mich keinen Sinn machen würde. Darauf habe ich vertraut, denn bei mir war es so. Darum konnte ich nicht verstehen, dass du mir nicht vergeben und mir nicht mehr vertrauen konntest. Ich dachte das kommt mit der Zeit alles wieder, aber Warten ist nicht eine meiner Stärken und es wurde immer schlimmer, du hast dich immer mehr von mir entfernt. Als du dann auch noch behauptet hast, dass dir unsere gemeinsame Zeit nichts bedeutet hat und du einfach nur weiter wolltest und dich nach anderen Männern umgesehen hast, habe ich das nicht mehr ertragen." Er schüttelte bei den Erinnerungen den Kopf und sah sie dann nachdenklich an. "Hattest du wirklich geglaubt, ein Leben ohne dich ohne unsere Liebe hätte irgendeinen Sinn für mich? Das kannst du doch nicht wirklich geglaubt haben."
"Ich konnte mir darüber keine Gedanken machen, ich habe es einfach gehofft." erklärte sie unglücklich.
"Wirklich? Tja, ich hätte es vielleicht sogar versucht. Ich wollte dich schließlich in Ruhe lassen und gehen, aber nachdem Paige mir gezeigt hat, was du noch für mich empfindest, konnte ich einfach nicht aufgeben. Aber es war sinnlos und schließlich habe ich mich einfach aufgegeben. Ich habe aufgehört gegen das Böse in mir zu kämpfen, und was ich dann getan habe..." Er schüttelte erneut den Kopf. "Ich weiß, es was ziemlich verrückt und dafür gibt es keine Entschuldigung, aber ich hoffe einfach du kannst es irgendwie verstehen und mir verzeihen."
"Das habe ich dir doch schon gesagt." Erklärte Phoebe bestimmt. "Ich weiß du würdest es am liebsten ungeschehen machen und ich auch. Aber weißt du, ich verstehe jetzt wenigstens etwas besser, dass es nicht so leicht ist, wenn der andere sagt, es klappt nicht, und man selbst davon überzeugt ist, es könnte funktionieren, wenn man es nur richtig versucht. Ich war nicht fair zu dir." Phoebe sah ihn eindringlich an. "Aber du musst auch mich verstehen, ich war der Ansicht, dass ein klarer Schnitt die einzige Möglichkeit für mich war. Ich hatte damals zu viel Angst vor meinen Gefühlen und davor, das du mich noch einmal verletzen könntest. Und ich wollte nicht riskieren, dass meine Schwestern wegen meiner Liebe zu dir noch einmal in Gefahr geraten könnten, deshalb konnte ich dir gar nicht erst eine Chance geben. Ich hätte es nicht noch einmal ertragen können, dich an das Böse zu verlieren."
"Ja, du hast einfach beschlossen, dass es mein Naturell ist und ich mich nicht dagegen wehren kann. Obwohl ich mich zuvor niemals freiwillig dafür entschieden hatte." meinte Cole frustriert und musste daran denken, wie sie ihm selbstzufrieden erklärt hatte, dass er sowieso nie gut sein könnte. Verdammt, er hätte sie so gerne vom Gegenteil überzeugt. "Tja, es ist genau das passiert, was du wolltest. Du kannst dir gratulieren, du hattest schließlich Recht." erklärte er mürrisch.
"Das wollte ich nie und das weißt du auch. Obwohl ich davon überzeugt war, dass ich nichts mehr für dich empfinde, war es unerträglich für mich, die Bestätigung dafür zu sehen. Und eigentlich habe ich mich ja auch geirrt, oder ach, hören wir doch am besten auf damit."
Sie schwiegen wieder und blickten aufs Meer hinaus, beide hingen ihren Gedanken nach. Phoebe wusste, dass sie Cole damals im Stich gelassen hatte und alles andere als fair gewesen war. Anstatt ihm zu helfen, gegen die dämonischen Kräfte zu bestehen, hatte sie ihn zu diesem Punkt getrieben und schweigend dabei zugesehen, wie das Böse wieder Besitz von ihm ergriff. Sie hatte nur darauf gewartet, dass er versagte. Sie wollte die Bestätigung dafür sehen, dass sie das Richtige getan zu haben, indem sie ihrer Liebe keine Chance mehr gegeben hatte. Denn wenn er dem dämonischen hätte wiederstehen können, dann hätte sie ganz ohne Grund auf ihre Liebe verzichtet
Doch Cole und seine dämonischen Kräfte waren nicht das einzige Problem gewesen, sie hatte sich selbst nicht richtig getraut. Sie wollte nie wieder für jemanden so viel empfinden, dass die Gefahr bestand, dass sie alles für ihn tun würde, sogar böse werden, das hatte sie sich geschworen. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie damit ihre eigene Schuld auch noch auf ihn geschoben hatte. Es war so leicht gewesen, doch es war ihre Entscheidung gewesen, den beschwörenden Reden der Seherin zu glauben. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Heute wusste sie, dass sie stark genug war, anders zu handeln, sich selbst treu zu bleiben. Und zu ihrer eigenen Überraschung war sie sich plötzlich in Bezug auf Cole absolut sicher. Die Sorgen um ihn in den letzten Tagen und dass sie ihn hier unbeschadet wiedersah, hatten ihre Zweifel zerstreut. Als sie hier neben ihm saß, wusste sie auf einmal sicher, dass er nichts mit dem Dämonenauflauf vor der Höhle zu tun gehabt hatte.
"Die Vergangenheit ist vorbei," erklärte Phoebe schließlich in die Stille hinein. "Wir können sie beide nicht ändern, so gern wir das beide auch tun würden." Sie sah seinen skeptischen Blick und fragte verwundert. "Willst du es etwa nicht noch einmal versuchen?"
Cole lachte und sah sie ungläubig an. "Was denkst du denn? Ich will dich, ich wollte dich immer. Ich weiß das wird sich nie ändern. Daran kannst du ja wohl keinen Zweifel haben." Er blickte erneut aufs Meer hinaus. "Aber ich weiß nicht, ob es funktioniert."
Sie blickte ihn verwundert an, sie hätte nicht gedacht, dass er dies je denken würde, daher meinte sie überzeugt. "Sicher wird es funktionieren, wir müssen nur daran glauben."
"Und das tust du?"
Phoebe hörte immer noch Skepsis in seiner Stimme und nickte zuversichtlich. "Ja, sicher."
Cole schwieg eine Weile und meinte dann "Ich will nicht, dass wir uns noch einmal verletzen, dafür liebe ich dich zu sehr."
Phoebe sah ihn ungläubig an. "Ich hätte nie gedacht, dass du daran zweifelst, dass wir zusammen gehören. Du warst doch immer der Überzeugung, dass nur du mich wirklich glücklich machen kannst."
"Davon bin ich auch immer noch überzeugt, das Problem ist nur" er blickte sie aufmerksam an. "Du bist es nicht."
"Doch das bin ich."
"Bist du dir da wirklich so sicher?" fragte er skeptisch.
"Natürlich, wieso zweifelst du daran?"
"Hm, weil du es tust. Ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen, als du dachtest ich hätte mich mit Selgrin verbündet, um euch in eine Falle zu locken."
Phoebe wandte sich wieder dem Meer zu und meinte entschuldigend. "Weißt du, ich..."
"Ich weiß, dass es dir Leid tut, aber du kannst es nicht verhindern. Du wirst immer an mir zweifeln, wenn ein Dämon in der Nähe ist und das ertrage ich einfach nicht."
"Vertraust du dir denn?" fragte sie vorsichtig.
Cole sah sie beleidigt an. "Natürlich vertraue ich mir." Als sie nichts weiter sagte, fuhr er fort. "Und dich interessiert brennend, warum Selgrin mir mein Gedächtnis wiedergegeben hat, du traust dich jetzt nur nicht mich zu fragen."
"Also warum?" entgegnete Phoebe, nachdem er das Thema schon angeschnitten hatte.
"Er war der Meinung, dass du mein Gedächtnis gelöscht hast, damit ich mich nicht mehr an meine tolle Zeit als Dämon erinnern kann. Er war überzeugt, ich würde zu ihnen zurückkommen, wenn ich erst einmal wieder wüsste, wer ich wirklich bin."
Phoebe schüttelte den Kopf. "So ein Idiot, aber woher wusste er eigentlich, dass du dich nicht mehr erinnern kannst?"
"Partas meinte, ich hätte ihm angeblich nie geholfen, wenn ich mich an ihn erinnert hätte. Das Dumme ist nur, ich kann mich wirklich nicht an ihn erinnern, vielleicht hat er mich ja verwechselt." erklärte Cole nachdenklich. "Aber wie ich schon sagte, sind die meisten meiner Erinnerungen an die Unterwelt noch verschwommen."
"Aber ist das nicht gut? Wenn du möchtest, dann können dir deine Erinnerung sogar wieder genommen werden." teilte Phoebe ihm mit.
"Nein!" er sah sie verwundert und leicht irritiert an. "Nein, vielen Dank, es ist mein Leben, und ich komme damit klar. So macht alles wenigstens einen Sinn, den ich vorher nicht verstanden habe."
Phoebe nickte. "Hätte ich Leo gleich sagen können.
"Und wie ist es mir dir, wäre es dir lieber wenn ich mich nicht erinnern könnte." Fragte Cole interesiert.
"Das ist schwer zu sagen." Erklärte Phoebe und blickt ihn durchdringend an. "Nein," meinte sie schließlich und lächelte. "Ich liebe dich so wie du bist."
"Ach ja? Seit wann?" fragte Cole mit einem leichten Lächeln.
"Schon immer!" erklärte Phoebe und umarmte ihn.
"Wenn ich das nur glauben könnte." Murmelte Cole während er sie in seine Arme schloss.
"Du musst es einfach, Cole." Sie sah zu ihm auf und meinte. "Glaub mir ich brauche dich genauso wie du mich, ich habe das nur eine zeitlang verdrängt, aber es ist die Wahrheit." Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und meinte. "Wir schaffen das, glaub mir doch, du hast mich schließlich sogar dazu gebracht, dir zu versprechen, dass ich dich nicht wieder im Stich lassen werde. Und dieses Versprechen werde ich halten." Erklärte sie überzeugt und seufzte. "Trotzdem hoffe ich, die Dämonen wollen jetzt nichts mehr von dir."
"Ich habe keine Ahnung, ob sie noch ein Interesse an mir haben. Ich denke eigentlich nicht, wenn ich, wie Partas es so schön sagte, als armseliger Sterblicher lebe, werden sie mich wahrscheinlich nicht weiter beachten." Er schwieg für eine Weile. "Aber was wird sein, wenn ich mit dir zusammen bin? Dann werden sie mir zwangsläufig immer wieder über den Weg laufen, und wir wissen beide nicht, was dann passiert." Er schwieg nachdenklich und fügte dann hinzu. "Ich habe nicht das geringste Interesse daran, von euch ständig beschützt werden zu müssen."
"Aber wir schaffen das schon." versuchte Phoebe ihn zu beruhigen.
"Daran habe ich auch keine Zweifel, obwohl ich mich frage, wie du Paige und Piper dazu bringen willst. Aber ganz davon abgesehen, ich hasse es." meinte er bestimmt.
Phoebe lachte. "Ach das ist das Problem."
Cole stöhnte. "Du weißt, dass es nicht nur das ist. Aber wenn ich mit euch zusammen bin, dann merke ich erst wie machtlos ich jetzt bin."
Bevor sie weiter über diese Angelegenheit reden konnten, hörte Phoebe, wie ihr Pieper sich bemerkbar machte. Das hieß wahrscheinlich, dass ihre Schwestern ein Problem hatten, oder dachten sie etwa sie hätte ein Problem? Sie wandte sich an Cole und fragte. "Kann ich mal dein Telefon benutzen."
"Sicher, es ist im Apartment." Cole stand auf und sie gingen auf den Eingang zu der Anlage zu. Coles Apartment lag, wie Phoebe schon wusste, im Erdgeschoss. Er schloss die Tür auf und wies auf das Telefon, das an der Wand hing. Phoebe ging darauf zu und wählte die Nummer von Piper.
Sie hörte aufmerksam zu, was Piper ihr erzählte und fragte dann. "Reicht es, wenn ich in einer Stunde dort bin?" Sie hörte die Antwort und meinte dann. "Okay, bis dann." Sie hängte den Hörer wieder ein und sah Cole an, der sie neugierig anblickte.
"Also was war so wichtig?" fragte er schließlich.
"Wir müssen noch einmal zu Canterro." Sie zögerte einen Moment und fragte dann spontan "Willst du mitkommen?"
Cole zeigte überrascht auf sich "Ich? Du willst dass ich mitkomme?"
"Ja, ist hier sonst noch jemand?" Phoebe sah sich um und entdeckte keinen.
"Was hast du vor?" fragte er misstrauisch.
"Nichts, ich habe nichts vor. Ich habe dich nur gefragt, ob du mitkommen willst, aber wenn nicht, dann.." Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu.
Cole folgte ihr und hielt sie auf. "Warte, also wenn du mich so fragst, natürlich will ich mit und erleben, wie ihr Canterro erledigt. Lass mich nur kurz etwas anderes anziehen." Er zeigte auf seine Sachen. "Am Strand sind sie doch etwas nass geworden." Er verschwand im anderen Zimmer und Phoebe blieb nachdenklich im Flur stehen.
Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, überlegte sie sich. Ihre Schwestern würden sicher gar nicht begeistert von seiner Anwesenheit sein. Doch jetzt konnte sie es nicht mehr rückgängig machen und wollte es auch gar nicht. Und er konnte ihnen schließlich helfen. Sie blickte zu dem Zimmer hinüber, in dem Cole verschwunden war und sah, wie er wieder durch die Tür kam. "Hast du noch die Athame?" fiel es ihr plötzlich ein.
Cole suchte in seiner Jackentasche und fand sie schließlich. Er holte sie hervor und sah Phoebe fragend an. "Meinst du ich sehe immer noch Magie, obwohl ich mein Gedächtnis wieder habe?"
Phoebe nickte zuversichtlich. "Ich denke nicht, dass sich das geändert hat."
Sie traten auf den Flur hinaus und Cole schloss das Apartment ab. Dann begaben sie sich durch das Gebäude, bis sie wieder zur Eingangshalle kamen. Cole ging auf den Empfangstresen zu, an dem zu dieser Tageszeit nicht sehr viel Betrieb herrschte.
Phoebe war froh, dass sie die Halle nicht zu diesem Zeitpunkt betreten hatte, denn im Moment beobachtete die Empfangsdame den Eingangsbereich aufmerksam, und es schien, als würde sie jeden Neuankömmling mit ihrem Blick fixieren. Cole überreichte der Frau seinen Schlüssel und die beiden verließen das Gebäude und gingen auf Phoebes Wagen zu.
Nach einer ziemlich unruhigen Nacht, in der es Cole dieses Mal aber vermieden hatte, mit Hilfe von Alkohol Schlaf zu finden, stand er am Morgen auf und schaute in den Spiegel. Er wusste jetzt also wieder, wer er wirklich war. Die meisten Erinnerungen waren beängstigend, aber es war sein Leben und alle Geschehnisse ergaben endlich einen Sinn, was ihm eine gewisse Sicherheit verlieh.
Obwohl er wusste, dass er all diese Dinge getan und erlebt hatte, waren sie ihm seltsam fern, als würde er einen Film ansehen. Einige Teile dieses Films waren merkwürdig verschwommen, und andere ganz klar. Wenigstens wusste er jetzt schon einen spektakulärer Titel für seine Memoiren "Mein Leben als Dämon." Das würde Phoebe gar nicht gefallen, dachte er lächelnd.
Überhaupt Phoebe, sie hatte ihm in letzter Zeit wirklich die wildesten Geschichten erzählt, aber er war ihr deswegen nicht wirklich böse, im Gegenteil, er war eher von ihrem Erfindungsreichtum beeindruckt. Er schüttelte den Kopf, wieso hatte sie dieses Mal nur so normal auf ihn reagiert, naja normal für Phoebe. Als er aus dem Wasteland wiederkam war sie so unnachgiebig gewesen, eine unüberwindbare Eismauer hatte zwischen ihnen gestanden, selbst als er noch davon überzeugt war, dass er gut sein konnte und dem Dämon in sich unter Kontrolle hatte. Aber das hatte sie nicht interessiert, sie war davon überzeugt gewesen, dass er sowieso versagen würde. Sie hatte ihn aus ihrem Leben ausgeschlossen und ihm keine Chance gegeben.
Also warum jetzt? Als die Schwestern ihn vernichtet hatten, hatte Phoebe ihn zum Schluss tatsächlich davon überzeugt, dass sie ihn nicht mehr liebte, vielleicht nie so geliebt hatte, wie er sie. Es war egal dass sie es nicht wirklich gewesen war. An seiner Liebe zu ihr hatte schließlich noch nicht einmal ein Gedächtnisverlust etwas ändern können. Seinen Gefühlen konnte nichts etwas anhaben, rein gar nichts. Also wieso war das bei ihr nicht der Fall gewesen? Er hatte nie gedacht, dass jemals etwas dieses Band zwischen ihnen zerstören konnte, aber sie hatte es einfach getan. Er hatte nichts mehr gehabt wofür er hätte kämpfen können, und daher war es ihm auch egal gewesen, dass sie ihn letztendlich vernichtet hatten.
Doch jetzt hatte sie sogar zugegeben, dass sie Fehler gemacht hatte. Er hätte nie zu hoffen gewagt, das jemals von ihr zu hören. Geschweige denn, dass sie ihn wieder mit der Liebe in den Augen anblicken würde, wie sie es in den letzten Tagen getan hatte. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was jetzt mit ihnen passieren würde. Ihr misstrauischer Blick hatte Bände gesprochen, er wollte gar nicht wissen, was sie sich schon wieder zusammengereimt hatten. Er war es so leid. Vielleicht musste ja auch er sich erst darüber klar werden, was er wirklich wollte, dachte er mürrisch. Naja, er konnte wenigstens so tun als ob, und es hörte sich auch ganz gut an. Cole schüttelte den Kopf und beschoss erst einmal nicht weiter darüber nachzudenken.
Trotzdem ließ ihn das Thema nicht so einfach los, wie hatte er nur nach seinen ganzen wahnsinnigen Taten so einfach in Seattle auftauchen können? Phoebe hatte ihm erklärt es wurde entschieden, aber wieso nur? Konnte er nicht einfach sterben, weil er in seiner eigenen Fantasiewelt gestorben war? Und wie war es möglich, dass er ohne Probleme ein normales Leben hatte führen können. Heute noch ein verrückter Dämon mit den machtvollsten Kräften, die man sich überhaupt wünschen konnte, morgen ein normaler Sterblicher, das war schon eine beeindruckende Leistung meinte er zufrieden mit sich selbst. Er hatte nicht gedacht, dass es so einfach sein konnte, ohne Magie zu leben, dass Geheimnis war nur, dass man nicht wusste, dass sie existiert.
Cole blickte auf die Uhr und machte sich auf den Weg zur Zeitung. Da er wirklich nur noch das war, ein Mensch, musste er fürs erste versuchen, dieses Leben auch zu leben. Er wusste schließlich, dass er es konnte.
Im Laufe des Vormittags bekam er das Angebot, für ein paar Tage in einen kleinen Ort in der Nähe von San Francisco zu fahren, wo am Wochenende ein Festival am Strand stattfand, das Leute aus der ganzen Umgebung anlockte. Cole sagte ohne lange zu überlegen zu. Das war genau die Art von Ablenkung, die er jetzt brauchte.
Gegen Mittag konnte er die Zeitung verlassen und machte sich auf den Weg nach Hause, um zu packen. Als er gerade mittendrin war, klingelte es an der Tür. Er nahm an, dass es Phoebe war und war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte, nachdem er wieder wusste, was sie zwei alles mit- und gegeneinander durchgemacht hatten. Doch als er die Tür öffnete, erblickte er Helen.
"Helen" meinte er überrascht. "Seid ihr schon wieder da?"
"Ja, dein beamender Freund hat uns abgeholt und gemeint, wir seien nicht mehr in Gefahr, weil Canterro erledigt ist."
"Gut." Cole trat zur Seite und ließ Helen in seine Wohnung. Er hatte gar nicht mehr an Canterro gedacht, aber es war erfreulich, dass sie ihm das Handwerk gelegt hatte.
Helen blickte ihn forschend an. "Was ist passiert?"
"Keine Ahnung, ich war nicht dabei" teilte er ihr wahrheitsgemäß mit und führte sie in sein Schlafzimmer.
Helen betrachtete ihn skeptisch und sah sich um. "Du packst?" fragte sie überrascht.
"Ja," Cole war froh über den Themenwechsel. "Ich fahre ein paar Tage weg um über das Strandfestival zu berichten."
"Du Glücklicher," meinte sie und legte einige Sachen beiseite, um sich auf einen Sessel zu setzen. "Aber der Arzt meinte, dass ich nächste Woche wieder arbeiten kann. Peter ist schon bei der Zeitung, er hat zwar noch bis zum Wochenende frei, aber er wollte sehen, ob es nicht einen interessanten Auftrag gibt." Helen sah Cole nachdenklich an. "Die ganze Angelegenheit hat ihm mehr zugesetzt, als mir."
"Du hast ja auch keinen leibhaftigen Dämon vor dir gesehen, wie er." versuchte Cole es ihr zu erklären. "Von mir einmal abgesehen." fügte er trocken hinzu und machte sich wieder ans Packen.
"Tja ich weiß, darum glaube ich das alles auch nicht wirklich." Sie beobachtete ihn, wie er die Sachen aus seinem Schrank in den Koffer legte, und etwas störte sie an ihm. "Aber es ist doch irgendetwas, oder nicht?" Sie sah ihn forschend an.
"Nein, wie kommst du darauf, alles in Ordnung." meinte Cole und kümmerte sich weiter um seine Sachen.
"Ich spüre das doch, irgendetwas ist mit dir passiert!" Stellte Helen sachlich fest.
"Na gut, ich kann mich wieder erinnern." meinte Cole, ohne im Packen innezuhalten.
"Was?" Helen sprang auf und hielt ihm am Arm fest, damit er endlich aufhörte und sich ihr zuwandte. "Du hast dein Gedächtnis wieder? Aber wieso?"
"Hm, ein Dämon fand das ist eine gute Idee." erklärte Cole achselzuckend.
"Oh, und ... und wie ist es so?" Sie sah ihn forschend an.
Cole lachte. "Es ist schon okay, ich verstehe jetzt wenigstens alles viel besser."
"Und kannst du dich auch erinnern, ich meine, hast du wirklich... " Helen stockte.
"Ob ich wirklich ein Dämon war und jemanden umgebracht habe? Ja, aber keine Sorge," er sah sie zufrieden an. "Ich habe das aufgegeben."
"Wie beruhigend. Ich hatte schon richtig Angst." meinte sie sarkastisch.
Cole runzelte die Stirn. "Wenn du wüsstest, was ich so alles getrieben habe, dann würdest du das nicht so einfach sagen."
Helen schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll."
"Vergiss es am besten, und tu so, als wäre das ganze nie passiert."
Helen sah ihn nachdenklich an. "Und das tust du auch?"
"Nein, ich vergesse es nicht. Ich nehme es so hin, wie es ist. Das letzte Jahr habe ich wie ein ganz normaler Sterblicher gelebt. Und das hat mir gezeigt, dass ich es kann und dass es gar nicht mal so übel ist."
Helen lächelte. "Tatsächlich, man kann es also ertragen?"
"So könnte man es ausdrücken." meinte Cole lächelnd "Weißt du, so lange ich mit euch anderen machtlosen Menschen zusammen bin, stört es mich noch nicht mal so sehr, dass ich auch nicht anders bin." erklärte er und wandte sich wieder seinen Sachen zu.
Helen beobachtete ihn und meinte schließlich "Und du bleibst bei der Zeitung?"
Cole wandte sich wieder Helen zu und erklärte in zornigem Tonfall. "Was dachtest du denn, dass ich zurück zu meinen Freuden in die Unterwelt gehe?"
"Nein ich dachte eher du willst wieder Anwalt werden." erklärte sie beleidigt.
"Ach so, nein," Er schüttelte den Kopf. "Daran habe ich im Moment kein Interesse." Er lächelte sie entschuldigend an. "Aber jetzt lass mich zu Ende packen, ich muss schließlich mit dem Auto fahren, mit dem beamen ist es leider vorbei."
"Du Armer, aber das ist das Los von uns magielosen Wesen." Sie ging zur Tür und wollte gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. "Und was ist jetzt mit Phoebe."
Cole schloss seinen Koffer und sah nicht zu ihr hoch. "Ich weiß nicht, momentan zweifelt sie mal wieder an mir."
"Wieso das denn?" fragte Helen überrascht.
"Keine Ahnung, so ist sie halt." er griff nach seinem Koffer und trug ihn ins Wohnzimmer.
"Aber sie muss doch einen Grund haben." meinte Helen und sah ihn skeptisch an.
"Ach, Phoebe und ihre Schwestern finden immer einen Grund um mir zu misstrauen." erklärte er genervt.
"Und du bist daran ganz unschuldig?" aus Helens Stimme hörte man, dass sie dies nicht so ganz glaubte.
Cole holte seinen Schlüssel und seine Jacke und sah sie dann mit einem genervten Blick an. "Ich habe vielleicht nicht immer das richtige getan, gut das gebe ich ja zu. Obwohl Phoebe das sicher für die Untertreibung des Jahrhunderts halten würde. Aber weißt du immer wenn sie in Schwierigkeiten waren, dann war es ja so praktisch für sie, einen Dämon an der Hand zu haben. Cole, Phoebe ist in Gefahr, rette sie, du liebst sie schließlich, oder Cole meine Schwestern sind in Gefahr, das tust du doch für mich. Tja so war das." meinte er nachdenklich und sah Helen wütend an. "Aber wenn es dann vorbei war, dann hieß es wieder, Cole du bist und bleibst ein Dämon, du bist böse, mit dir wollen wir nichts zu tun haben. Auch wenn du noch so sehr glaubst, dass du es schaffst gut zu sein, wir wissen es besser. Und dann haben sie sich alle Mühe gegeben, dass es auch ja so geschieht, wie sie es immer vorausgesehen haben, toll nicht?" Er sah sie mit einem traurigen Lächeln an. "Und genauso ist es heute wieder, anstatt mir mal zuzuhören, wie alles tatsächlich war, haben sie mich immer gleich verurteilt. Und ich habe im Moment einfach genug davon."
"Und darum kam dir dieses Auftrag gelegen."
Cole nahm seine Sachen und sie gingen auf die Tür zu. "Erraten, ich muss über das alles selber noch nachdenken, und herausfinden, was ich will." Er öffnete die Tür und sie traten in den Gang.
"Ich denke eher du befürchtest, dass sie nicht mehr will." erkannte Helen.
Cole sah sie grimmig an. "Du kannst froh sein, dass ich keine dämonischen Kräfte mehr habe, sonst hätte ich dich für den Spruch mit meinem kleinen Finger vernichtet."
"Dann habe ich wohl genau den wunden Punkt getroffen." Erklärte Helen wenig beeindruckt.
"Nein, hast du nicht." Meinte Cole bestimmt.
"Na gut, wenn du meinst. Und wie kann ich dich erreichen, wenn irgendetwas ist?" fragte sie nach.
"Die Redaktion hat die Nummer von der Ferienanlage, in der ich sein werde." Er schloss die Tür ab und Helen wollte schon gehen, aber Cole hielt sie zurück. "Und Helen, wenn Phoebe, also ich denke eigentlich nicht, dass sie das tun wird, aber falls sie doch nach mir fragen sollte, dann sag ihr nicht wo ich bin, okay?"
Helen nickte und wusste das sie in ihrer Annahme recht gehabt hatte. Sie verabschiedete sich von Cole und sah ihm hinterher, bis er im Fahrstuhl verschwand.
Als die Halliwells und Leo am Abend zuvor wieder Zuhause angekommen waren, hatten sie ihren Sieg über Canterros Bann gebührend gefeiert. Phoebe hatte sich keine weiteren Gedanken um Cole gemacht, und als sie am nächsten Tag in ihrem Büro saß und die ganze aufgetürmte Arbeit zu erledigen hatte, strich sie ihn aus ihren Gedanken. Erst am Nachmittag, als sie sich erschöpft in ihrem Stuhl zurücklehnte, gestattete sie sich wieder an seine komische Rolle in der Angelegenheit zu denken.
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass er sein Gedächtnis wahrscheinlich zurück hatte. Das machte die ganzen Geschehnisse von früher irgendwie realer, und das war wirklich nicht dass, was sie wollte. Als er alles vergessen hatte, konnte sie es auch nach Belieben tun, was die ganze Beziehung zu ihm erleichtert hatte.
Und warum hatte er überhaupt sein Gedächtnis zurück, was hatte den Dämon dazu bewogen, Cole zu helfen. Trotz all ihrer Skepsis konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sie an die Dämonen verraten hatte, um seine Erinnerungen wieder zu bekommen. So scharf war er nicht darauf gewesen. Vielleicht war es ihm unbewusst herausgerutscht. Er hatte schließlich mit diesem Selgrin geredet und auch mit Partas. Oder Partas hatte es aus Dankbarkeit wegen Coles Hilfe arrangiert, Phoebe verzog das Gesicht, nein, das war unmöglich, Dämonen kannten keine Dankbarkeit.
Sie verstand das alles nicht. Hatte er das alles vielleicht doch mit Partas geplant, um sein Gedächtnis wieder zu bekommen. Sie starrte auf das Telefon. Sie musste es einfach in Erfahrung bringen, so gerne sie es auch vergessen würde.
Mit einigem Zögern rief sie die Nummer von Coles Wohnung an. Sie nahm an, dass er nicht gleich wieder arbeiten würde, doch zu ihrer Verwunderung nahm niemand ab. Sie seufzte und wählte schließlich die Nummer im Büro. Doch auch dort ging niemand an den Apparat. Da sie kein Interesse daran hatte, auf seinen Anrufbeantworter zu sprechen, legte sie einfach auf. Sie hatte immer noch Zeit, ihn später anzurufen. Sie konnte nicht bestreiten, dass sie nichts dagegen hatte, ein Gespräch mit Cole noch etwas hinauszuzögern.
Als sie ihn in den nächsten Tagen aber weder Zuhause, noch in seinem Büro erreichen konnte, machte sie sich langsam Sorgen. Was war mit ihm passiert? War er irgendwie in Schwierigkeiten, oder war das Ganze zu viel für ihn gewesen? Aber, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Schließlich hatte sie sogar ein paar Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, aber auch daraufhin hatte sie nichts von Cole gehört. Ob er sauer auf sie war? Aber dazu hatte er doch gar keinen Grund. Die ganze Angelegenheit beunruhigte Phoebe mehr als sie zugeben wollte. Als sie schließlich zu seiner Wohnung gefahren war, und dort niemand geöffnet hatte, bekam sie langsam Angst. Sie war schon drauf und dran Paige darum zu bitten, sie hinein zu orben, aber mit ihren Schwestern wollte sie im Moment einfach nicht über Cole sprechen.
Am Samstag Nachmittag erhielt sie dann überraschenderweise Besuch von Helen. Phoebe führte sie ins Wohnzimmer und sie setzten sich gegenüber. Phoebe ahnte schon, dass es um Cole gehen würde, und sie wusste nicht, was sie erwarten sollte. Sie sah Helen gespannt an.
"Ich war heute Morgen bei der Zeitung, weil ich doch Montag wieder anfange zu arbeiten, wollte ich kurz vorher noch mal nach dem Rechten sehen." begann sie Phoebe mitzuteilen. "Bei der Gelegenheit habe ich auch Coles Anrufbeantworter abgehört und deine Nachrichten gehört."
"Oh," entfuhr es Phoebe, darum geht es also. "Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber er geht nie ans Telefon." erklärte sie Helen.
"Das kann er auch gar nicht, er ist zu diesem Strandfestival gefahren, um darüber zu berichten." Sie kramte in ihrer Tasche herum und holte schließlich einen Zettel hervor, den sie Phoebe reichte. "Hier, das ist seine Nummer in der Ferienanlage dort."
Phoebe nahm den Zettel entgegen und schaute ihn erleichtert an. Also hatte sie sich ganz umsonst Sorgen gemacht. Das hätte er ihr ja ruhig mitteilen können, dachte sie wütend.
"Cole wollte zwar nicht, dass ich sie dir gebe, aber ich halte das für Blödsinn." erklärte Helen bestimmt.
Phoebe sah sie überrascht an. "Du hast ihn vorher noch getroffen?"
"Ja." Helen nickte und sah Phoebe forschend an. "Er hat mir gesagt, dass er sein Gedächtnis wieder hat."
"Tatsächlich?" Phoebe sah sie fragend an. "Und was hat er sonst noch so erzählt?"
"Ach, er war beim Packen und hatte wenig Zeit. Er meinte ein Dämon hätte es ihm zurückgegeben. Was ist denn passiert?" fragte Helen neugierig.
"Tja, das wüsste ich auch gerne." meinte Phoebe seufzend. "Ich habe keine Ahnung, wie er das bewerkstelligt hat."
"Was hat er denn gesagt?"
"Keine Ahnung, seitdem habe ich nicht mit ihm gesprochen, er ist ja gleich verschwunden." erklärte Phoebe sauer.
"Ach so." Helen sah sie aufmerksam an. "Er hat ein bisschen gejammert, er war der Meinung, dass ihr ihm immer ungerechtfertigt misstraut, und darum ist er glaube ich auch verschwunden"
"Oh, ja, ganz ungerechtfertigt. Ich denke er hat sein Gedächtnis wieder, da kann er das ja wohl kaum behaupten." meinte Phoebe kopfschüttelnd.
"Ich weiß ja nicht, was gewesen ist, aber ich denke, du solltest ihn anrufen oder am besten gleich hinfahren und das Missverständnis klären."
"Er hat uns in eine Falle tappen lassen, und bekam zufällig sein Gedächtnis wieder, da muss man doch misstrauisch werden." erklärte Phoebe und wartete auf die Bestätigung.
"Na gut, aber wahrscheinlich war das alles ein Zufall, er würde euch doch nie absichtlich gefährden." meinte Helen entschlossen.
Phoebe lächelte traurig. "Ach Helen, du weißt nicht, wozu er fähig ist."
Helen blickte sie trotzig an. "Nein, ich weiß vielleicht nicht, wie er früher war, und was er dir angetan hat. Aber ich kenne ihn heute und er ist einer der besten Freunde, die ich je hatte. Und in diesem Punkt bin ich mir ganz sicher."
Phoebe sah sie mitleidig an, was Helen wütend machte. "Wahrscheinlich kenne ich den heutigen Cole besser als du." Sie stand auf und ging zur Tür. "Ich würde dir jedenfalls raten, dich bei ihm zu melden. Du hast euch doch nicht grundlos noch einmal eine Chance gegeben, oder?" Helen ging durch die Tür und wartete die Antwort gar nicht erst ab.
Phoebe hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und sah sich den Zettel an. Was bildete sich diese Helen eigentlich ein. Sie wollte doch selbst mit Cole reden, sonst hätte sie ihn ja wohl kaum ständig angerufen. Wer sich nicht gemeldet hatte, das war ja wohl er. Entschlossen ging sie zum Telefon.
Sie wählte die Nummer, die sich als die Durchwahl zu seinem Apartment herausstellte. Sie hörte auf das monotone Tuten, aber es ging niemand an den Apparat. Sie legte auf und dachte nach. Auf dem Zettel stand neben der Telefonnummer auch die Adresse der Anlage.
Phoebe sah auf die Uhr an der Wand und entschied sich, zu der Ferienanlage zu fahren. Es war zwar eine gute Stunde Fahrtzeit, aber sie hatte sowieso keine Ruhe sich auf etwas anderes zu konzentrieren, bevor sie mit Cole geredet hatte. Da sie jetzt wusste, wo sie ihn antreffen konnte, musste sie diese Angelegenheit endlich hinter sich bringen. Sie nahm ihre Jacke und ihre Schlüssel und ging zur Tür. Als sie sie öffnete kam ihr Piper entgegen.
"Hallo, wo willst du denn hin?" Sie sah Phoebe fragend an.
"Cole ist in so einer Ferienanlage am Strand, und ich muss dort hin, um mit ihm zu reden." sagte Phoebe entschlossen.
Piper sah sie skeptisch an. "Bist du dir da ganz sicher?"
Phoebe nickte. "Ich muss einfach wissen, was in der Unterwelt passiert ist, und wieso er sein Gedächtnis wieder hat."
Piper nickte, sie wusste, dass sie sie davon nicht würde abhalten können, und vielleicht war es auch ganz gut so, wenn sie sich nur nicht wieder von ihm einwickeln lassen würde. "Gut, aber sei trotz allem vorsichtig!"
"Keine Sorge, ich kann schon auf mich aufpassen. Und was soll schon sein." Sie ging an Piper vorbei, als sich diese noch einmal umdrehte.
"Ach ja, und Phoebe. Falls Cole wirklich nur zufällig sein Gedächtnis wiederbekommen hat, dann
kann Leo es arrangieren, dass es ihm wieder genommen wird, wenn er will."
Phoebe sah sie skeptisch an. "Ich denke nicht, dass er das will, selbst dann nicht." meinte sie überzeugt.
Piper zuckte mit den Schultern. "Ist auch nur ein Vorschlag." Sie ging ins Haus und Phoebe ging auf ihren Wagen zu.
Als Phoebe vor der Anlage mit den Ferienapartments ankam, stellte sie ihren Wagen ab und begab sich in die Eingangshalle. Sie ging auf die Rezeption zu, doch da die Frau dort beschäftigt war, beachtete sie sie nicht weiter und ging am Empfangstresen vorbei zu den Gängen, die zu den Wohnungseinheiten führten. Niemand kümmerte sich um sie, da man sie wohl für einen Gast hielt. Zufrieden holte Phoebe den Zettel mit Coles Telefonnummer hervor. Sie nahm an, dass es sich bei den hinteren Ziffern um die Wohnungsnummer handelte. Sie betrat einen Gang und blickte auf die Nummern an den Türen. 12, sie war nicht allzu weit weg von der Nummer 19, die sie suchte.
Nach nicht allzu langer Zeit fand sie die gesuchte Wohnungstür und klopfte energisch an die Tür. Doch nichts tat sich. Sie klopfte erneut, aber Cole schien nicht da zu sein. Sie sah sich um und entdeckte ein Stück entfernt, eine Ausgangstür, die zum Strand führte. Zwar nahm sie an, dass Cole noch beruflich unterwegs war, aber einen Versuch war es wert.
Sie trat durch die Tür und kam auf den Strandabschnitt der Ferienanlage. Der Himmel war von grauen Wolken verdeckt und der Wind peitschte über das Meer. Da das Wetter nicht sehr einladend war, befanden sich nicht viele Leute auf dem Gelände. Die Sonnenschirme und Strandliegen standen zusammengestellt unter einem Unterstand. Nur ein Pärchen hatte sich eine der Liegen geholt und es sich mit einer Decke bequem gemacht. Geradeaus brauste das Meer in hohen Wellen an den Strand. Sie sah vereinzelt ein paar Leute am Strand entlangspazieren, und dann erblickte sie auf den Felsbrocken direkt am Meer eine Gestalt. Sie ging darauf zu und erkannte schnell, dass es sich dabei um Cole handelte. Sie musste daran denken, dass er sie vor kurzem so am Strand vorgefunden hatte. Kurz darauf hatte es ein Gewitter gegeben und sie hatten sich in diesen Lagerraum zurückziehen müssen. Sie hatte damals nicht gewusst, was sie erwarten würde und sie wusste es heute auch nicht.
Die Wellen krachten gegen die Wellenbrecher und trudelten mit weißen Schaumkronen am Strand aus. Cole beobachtete dieses Naturschauspiel und es störte ihn nicht, dass er an dieser Stelle, nicht vom Wasser geschützt war.
Als Phoebe langsam angekommen war, drehte er sich um und sah sie überrascht an. Durch den Lärm des Meeres hatte er sie nicht hören können, aber er hatte gespürt, dass sich jemand näherte.
Sie starrten sich aufmerksam an und schließlich rief Phoebe zu ihm herüber, um sich gegen den Krach der Wellen durchzusetzen. "Du hast also deine Erinnerung wieder?"
Cole nickte und kam auf sie zu. Er legte seine Hand auf ihren Rücken und führte sie von der Stelle weg. "Hier ist es zu laut zum Reden, lass uns woanders hingehen." erklärte er ihr in lautem Ton.
Sie gingen schweigend zurück zum Strand und Phoebe konnte nicht bestreiten, dass sie froh war, ihn wiederzusehen. Sie hatte ihn tatsächlich vermisst, erkannte sie und war eigentlich nicht überrascht darüber, denn das hatte sie das gesamte letzte Jahr getan. Das Pärchen auf der Strandliege hatte sich unterdessen wieder nach drinnen verzogen und die Liege stand nun verlassen da. Cole und Phoebe steuerten in diese Richtung und setzten sich nebeneinander auf die Liege mit Blick auf das Meer. Sie schwiegen eine Weile, denn keiner von beiden wollte mit dem Gespräch beginnen.
Cole fuhr sich mit der Hand durch sein feuchtes Haar und Phoebe sah ihn forschend an. "Du kannst dich also wieder an alles erinnern?" fragte sie schließlich.
"Ja, es gibt da zwar immer noch Lücken, an weite Teile meiner dämonischen Zeit kann ich mich nicht genau erinnern, aber an die letzten Jahre schon." Er sah sie interessiert an. "Jetzt weiß ich wenigstens, warum du mich umgebracht hast."
"Gut" war ihre schlichte Antwort.
Er lächelte und schaute wieder auf's Meer. "Wenigstens hast du zugegeben, dass du auch Fehler gemacht hast." verkündete er mit einem zufriedenem Lächeln.
"Moment, ganz so habe ich das aber nicht gemeint." meinte Phoebe wenig überzeugend.
"Wenn du meinst." Cole wusste, was sie gesagt hatte, aber er sagte nichts weiter dazu, sondern erklärte "Ich weiß nicht, du hattest mich zum Schluss wirklich davon überzeugt, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich weiß ich war ziemlich schwer von Begriff, aber ich konnte es einfach nicht glauben, dass du mich nicht mehr liebst, das dir das alles nichts bedeutet hat. Erst als du mich umgebracht hast, habe ich es endlich eingesehen."
"Das war nicht wirklich ich." Gab sie zu.
Cole schüttelte den Kopf und meinte nachdenklich. "Und dann muss ich nur mein Gedächtnis verlieren und du änderst deine Meinung und alles war wie früher. Das hättest du mir ruhig eher erzählen können."
Phoebe sah ihn ungläubig an. "Du warst ein Dämon, von mir besessen und böse dazu, falls du das vergessen hast, da hätte dir ein Gedächtnisverlust auch nicht geholfen."
"Wenn du meinst," er hatte kein Interesse darüber zu streiten. "Trotzdem wundert es mich, dass du dich nach all dem noch einmal mit mir eingelassen hast." erklärte er nachdenklich.
"Du bist mir ständig über den Weg gelaufen." erklärte sie lahm.
"Das bin ich dir vorher auch, und da wolltest du nichts mit mir zu tun haben. Außer mir ständig zu sagen, dass du es aus ist und ich sowieso böse bin und immer war, warst du zu keinem Gespräch bereit." Er sah sie eindringlich an. "Ich konnte dir nicht erklären, dass ich nie der Herrscher der Unterwelt werden wolle, ich wollte immer nur dich. Ich wollte damals nur dich, euch retten. Die Seherin hat mich betrogen. Ich habe versucht mich dagegen zu wehren, aber es ging nicht. Doch ich denke du hast das immer gewusst, trotzdem hast du mich so einfach aufgegeben."
"Mein Gott Cole, ich war mit der Quelle des Bösen verheiratet und was noch viel schlimmer ist, ich war auch noch glücklich. Und als ich es dann wusste, habe ich dich nicht etwa verlassen, nein, ich bin sogar die Königin der Unterwelt geworden, und das alles wegen meiner Liebe zu dir. Wie sollte ich da meinen Gefühlen je wieder vertrauen?" meinte Phoebe aufgebracht. "Wie konnte ich in unserer Liebe da noch irgendetwas gutes sehen?"
"Du hättest mir wenigstens eine Chance geben können, jetzt hast du es schließlich auch getam." erklärte Cole nachdenklich.
"Jetzt musste ich ständig mit dir reden." erklärte Phoebe nachdenklich. In der Vergangenheit hatte sie völlig dichtmachen müssen, sonst wäre der Schmerz unerträglich für sie gewesen, er hätte ihr Herz zerrissen. Doch sie hatte einsehen müssen, dass das kein Allheilmittel gewesen war, es hatte sie nicht glücklich machen können. "Außerdem war über ein Jahr vergangen, ein Jahr ohne dich, das macht so einiges aus. Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, alles war so leer." fuhr sie leise fort und sah ihn dann irritiert an. "Was soll das überhaupt? Beschwerst du dich darüber, dass wir wieder zusammen sind?"
"Ich darf mich doch noch wundern, oder nicht? Wieso bin ich eigentlich noch hier? Wieso bin ich ohne Gedächtnis in Seattle aufgetaucht." versuchte Cole erst einmal das Thema zu wechseln.
Erst jetzt fiel Phoebe ein, dass er ja nicht wirklich wissen konnte, wer dies entschieden hatte. "Der Ältestenrat war der Meinung du hättest die Chance auf ein normales Leben verdient, frag mich nicht wieso." erklärte sie achselzuckend.
Cole sah sie vollkommen überrascht an. "Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen."
"Uns hat es auch überrascht, das kannst du mir glauben. Aber es war auch nicht geplant, dass wir uns wieder über den Weg laufen."
Er schaute sie zufrieden grinsend an. "Tatsächlich? Das hat ihnen wohl gar nicht gefallen, was?"
"Davon kannst du ausgehen, es hat sie sogar ziemlich schockiert." Erklärte sie lächelnd.
Sie schauten schweigend auf das entfernte Meer, wie die Wassermenge an die Wellenbrecher gepeitscht wurde und sich daran in Fontänen brachen.
Schließlich ergriff Cole wieder das Wort. "Ich will mich nicht rechtfertigen, bei vielen Dingen verstehe ich heute selber nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen bin, sie zu tun." Er stockte und fuhr dann fort "Aber eins wollte ich dir erklären. Als du mir im Wasteland nicht helfen wolltest, da habe ich das nicht verstanden. Ich konnte nicht verstehen, wie du so einfach sagen konntest, gib endlich Ruhe und fahr zur Hölle." Phoebe wollte etwas sagen, aber er hielt sie zurück. "Nein, ist schon gut, du hast so empfunden, ich muss wohl leider akzeptieren, dass du mich los sein wolltest."
"Ich wollte keine schwarze Magie mehr anwenden, nach allem was passiert ist, musst du das doch verstehen." verteidigte sie sich.
Cole sah sie skeptisch an. "Du wolltest angeblich überhaupt keine Magie mehr einsetzen." gab er zu bedenken. "Aber was soll's. Ich wollte auch nur sagen, dass ich nie wirklich verstanden habe wieso du so überzeugt davon warst, dass es mit uns nicht klappt, dass es vorbei ist, egal wie sehr wir uns lieben. Jedenfalls wollte ich in dem Augenblick wirklich nicht mehr kämpfen. Ich habe mich dem Wurm in den Weg gestellt und wollte nur, dass es schnell vorbei ist. Es war vielleicht ein Gedanke, aber eher ganz zufällig, dass ich plötzlich die Kräfte der gestorbenen Dämonen aufsaugen konnte. Ich hatte nicht damit gerechnet. Natürlich habe ich da nicht nein gesagt. Ich habe es einfach geschehen lassen. Und als ich kräftig genug war, in die reale Welt zurückzukommen, da kam ich gerade rechtzeitig um dir das Leben zu retten."
Er sah sie eindringlich an. "Ich dachte das hätte etwas zu bedeuten, das wäre Schicksal. Du hast mir mal gesagt, dass du mich liebst, würde sich nie ändern, dass dein Leben ohne mich keinen Sinn machen würde. Darauf habe ich vertraut, denn bei mir war es so. Darum konnte ich nicht verstehen, dass du mir nicht vergeben und mir nicht mehr vertrauen konntest. Ich dachte das kommt mit der Zeit alles wieder, aber Warten ist nicht eine meiner Stärken und es wurde immer schlimmer, du hast dich immer mehr von mir entfernt. Als du dann auch noch behauptet hast, dass dir unsere gemeinsame Zeit nichts bedeutet hat und du einfach nur weiter wolltest und dich nach anderen Männern umgesehen hast, habe ich das nicht mehr ertragen." Er schüttelte bei den Erinnerungen den Kopf und sah sie dann nachdenklich an. "Hattest du wirklich geglaubt, ein Leben ohne dich ohne unsere Liebe hätte irgendeinen Sinn für mich? Das kannst du doch nicht wirklich geglaubt haben."
"Ich konnte mir darüber keine Gedanken machen, ich habe es einfach gehofft." erklärte sie unglücklich.
"Wirklich? Tja, ich hätte es vielleicht sogar versucht. Ich wollte dich schließlich in Ruhe lassen und gehen, aber nachdem Paige mir gezeigt hat, was du noch für mich empfindest, konnte ich einfach nicht aufgeben. Aber es war sinnlos und schließlich habe ich mich einfach aufgegeben. Ich habe aufgehört gegen das Böse in mir zu kämpfen, und was ich dann getan habe..." Er schüttelte erneut den Kopf. "Ich weiß, es was ziemlich verrückt und dafür gibt es keine Entschuldigung, aber ich hoffe einfach du kannst es irgendwie verstehen und mir verzeihen."
"Das habe ich dir doch schon gesagt." Erklärte Phoebe bestimmt. "Ich weiß du würdest es am liebsten ungeschehen machen und ich auch. Aber weißt du, ich verstehe jetzt wenigstens etwas besser, dass es nicht so leicht ist, wenn der andere sagt, es klappt nicht, und man selbst davon überzeugt ist, es könnte funktionieren, wenn man es nur richtig versucht. Ich war nicht fair zu dir." Phoebe sah ihn eindringlich an. "Aber du musst auch mich verstehen, ich war der Ansicht, dass ein klarer Schnitt die einzige Möglichkeit für mich war. Ich hatte damals zu viel Angst vor meinen Gefühlen und davor, das du mich noch einmal verletzen könntest. Und ich wollte nicht riskieren, dass meine Schwestern wegen meiner Liebe zu dir noch einmal in Gefahr geraten könnten, deshalb konnte ich dir gar nicht erst eine Chance geben. Ich hätte es nicht noch einmal ertragen können, dich an das Böse zu verlieren."
"Ja, du hast einfach beschlossen, dass es mein Naturell ist und ich mich nicht dagegen wehren kann. Obwohl ich mich zuvor niemals freiwillig dafür entschieden hatte." meinte Cole frustriert und musste daran denken, wie sie ihm selbstzufrieden erklärt hatte, dass er sowieso nie gut sein könnte. Verdammt, er hätte sie so gerne vom Gegenteil überzeugt. "Tja, es ist genau das passiert, was du wolltest. Du kannst dir gratulieren, du hattest schließlich Recht." erklärte er mürrisch.
"Das wollte ich nie und das weißt du auch. Obwohl ich davon überzeugt war, dass ich nichts mehr für dich empfinde, war es unerträglich für mich, die Bestätigung dafür zu sehen. Und eigentlich habe ich mich ja auch geirrt, oder ach, hören wir doch am besten auf damit."
Sie schwiegen wieder und blickten aufs Meer hinaus, beide hingen ihren Gedanken nach. Phoebe wusste, dass sie Cole damals im Stich gelassen hatte und alles andere als fair gewesen war. Anstatt ihm zu helfen, gegen die dämonischen Kräfte zu bestehen, hatte sie ihn zu diesem Punkt getrieben und schweigend dabei zugesehen, wie das Böse wieder Besitz von ihm ergriff. Sie hatte nur darauf gewartet, dass er versagte. Sie wollte die Bestätigung dafür sehen, dass sie das Richtige getan zu haben, indem sie ihrer Liebe keine Chance mehr gegeben hatte. Denn wenn er dem dämonischen hätte wiederstehen können, dann hätte sie ganz ohne Grund auf ihre Liebe verzichtet
Doch Cole und seine dämonischen Kräfte waren nicht das einzige Problem gewesen, sie hatte sich selbst nicht richtig getraut. Sie wollte nie wieder für jemanden so viel empfinden, dass die Gefahr bestand, dass sie alles für ihn tun würde, sogar böse werden, das hatte sie sich geschworen. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie damit ihre eigene Schuld auch noch auf ihn geschoben hatte. Es war so leicht gewesen, doch es war ihre Entscheidung gewesen, den beschwörenden Reden der Seherin zu glauben. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Heute wusste sie, dass sie stark genug war, anders zu handeln, sich selbst treu zu bleiben. Und zu ihrer eigenen Überraschung war sie sich plötzlich in Bezug auf Cole absolut sicher. Die Sorgen um ihn in den letzten Tagen und dass sie ihn hier unbeschadet wiedersah, hatten ihre Zweifel zerstreut. Als sie hier neben ihm saß, wusste sie auf einmal sicher, dass er nichts mit dem Dämonenauflauf vor der Höhle zu tun gehabt hatte.
"Die Vergangenheit ist vorbei," erklärte Phoebe schließlich in die Stille hinein. "Wir können sie beide nicht ändern, so gern wir das beide auch tun würden." Sie sah seinen skeptischen Blick und fragte verwundert. "Willst du es etwa nicht noch einmal versuchen?"
Cole lachte und sah sie ungläubig an. "Was denkst du denn? Ich will dich, ich wollte dich immer. Ich weiß das wird sich nie ändern. Daran kannst du ja wohl keinen Zweifel haben." Er blickte erneut aufs Meer hinaus. "Aber ich weiß nicht, ob es funktioniert."
Sie blickte ihn verwundert an, sie hätte nicht gedacht, dass er dies je denken würde, daher meinte sie überzeugt. "Sicher wird es funktionieren, wir müssen nur daran glauben."
"Und das tust du?"
Phoebe hörte immer noch Skepsis in seiner Stimme und nickte zuversichtlich. "Ja, sicher."
Cole schwieg eine Weile und meinte dann "Ich will nicht, dass wir uns noch einmal verletzen, dafür liebe ich dich zu sehr."
Phoebe sah ihn ungläubig an. "Ich hätte nie gedacht, dass du daran zweifelst, dass wir zusammen gehören. Du warst doch immer der Überzeugung, dass nur du mich wirklich glücklich machen kannst."
"Davon bin ich auch immer noch überzeugt, das Problem ist nur" er blickte sie aufmerksam an. "Du bist es nicht."
"Doch das bin ich."
"Bist du dir da wirklich so sicher?" fragte er skeptisch.
"Natürlich, wieso zweifelst du daran?"
"Hm, weil du es tust. Ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen, als du dachtest ich hätte mich mit Selgrin verbündet, um euch in eine Falle zu locken."
Phoebe wandte sich wieder dem Meer zu und meinte entschuldigend. "Weißt du, ich..."
"Ich weiß, dass es dir Leid tut, aber du kannst es nicht verhindern. Du wirst immer an mir zweifeln, wenn ein Dämon in der Nähe ist und das ertrage ich einfach nicht."
"Vertraust du dir denn?" fragte sie vorsichtig.
Cole sah sie beleidigt an. "Natürlich vertraue ich mir." Als sie nichts weiter sagte, fuhr er fort. "Und dich interessiert brennend, warum Selgrin mir mein Gedächtnis wiedergegeben hat, du traust dich jetzt nur nicht mich zu fragen."
"Also warum?" entgegnete Phoebe, nachdem er das Thema schon angeschnitten hatte.
"Er war der Meinung, dass du mein Gedächtnis gelöscht hast, damit ich mich nicht mehr an meine tolle Zeit als Dämon erinnern kann. Er war überzeugt, ich würde zu ihnen zurückkommen, wenn ich erst einmal wieder wüsste, wer ich wirklich bin."
Phoebe schüttelte den Kopf. "So ein Idiot, aber woher wusste er eigentlich, dass du dich nicht mehr erinnern kannst?"
"Partas meinte, ich hätte ihm angeblich nie geholfen, wenn ich mich an ihn erinnert hätte. Das Dumme ist nur, ich kann mich wirklich nicht an ihn erinnern, vielleicht hat er mich ja verwechselt." erklärte Cole nachdenklich. "Aber wie ich schon sagte, sind die meisten meiner Erinnerungen an die Unterwelt noch verschwommen."
"Aber ist das nicht gut? Wenn du möchtest, dann können dir deine Erinnerung sogar wieder genommen werden." teilte Phoebe ihm mit.
"Nein!" er sah sie verwundert und leicht irritiert an. "Nein, vielen Dank, es ist mein Leben, und ich komme damit klar. So macht alles wenigstens einen Sinn, den ich vorher nicht verstanden habe."
Phoebe nickte. "Hätte ich Leo gleich sagen können.
"Und wie ist es mir dir, wäre es dir lieber wenn ich mich nicht erinnern könnte." Fragte Cole interesiert.
"Das ist schwer zu sagen." Erklärte Phoebe und blickt ihn durchdringend an. "Nein," meinte sie schließlich und lächelte. "Ich liebe dich so wie du bist."
"Ach ja? Seit wann?" fragte Cole mit einem leichten Lächeln.
"Schon immer!" erklärte Phoebe und umarmte ihn.
"Wenn ich das nur glauben könnte." Murmelte Cole während er sie in seine Arme schloss.
"Du musst es einfach, Cole." Sie sah zu ihm auf und meinte. "Glaub mir ich brauche dich genauso wie du mich, ich habe das nur eine zeitlang verdrängt, aber es ist die Wahrheit." Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und meinte. "Wir schaffen das, glaub mir doch, du hast mich schließlich sogar dazu gebracht, dir zu versprechen, dass ich dich nicht wieder im Stich lassen werde. Und dieses Versprechen werde ich halten." Erklärte sie überzeugt und seufzte. "Trotzdem hoffe ich, die Dämonen wollen jetzt nichts mehr von dir."
"Ich habe keine Ahnung, ob sie noch ein Interesse an mir haben. Ich denke eigentlich nicht, wenn ich, wie Partas es so schön sagte, als armseliger Sterblicher lebe, werden sie mich wahrscheinlich nicht weiter beachten." Er schwieg für eine Weile. "Aber was wird sein, wenn ich mit dir zusammen bin? Dann werden sie mir zwangsläufig immer wieder über den Weg laufen, und wir wissen beide nicht, was dann passiert." Er schwieg nachdenklich und fügte dann hinzu. "Ich habe nicht das geringste Interesse daran, von euch ständig beschützt werden zu müssen."
"Aber wir schaffen das schon." versuchte Phoebe ihn zu beruhigen.
"Daran habe ich auch keine Zweifel, obwohl ich mich frage, wie du Paige und Piper dazu bringen willst. Aber ganz davon abgesehen, ich hasse es." meinte er bestimmt.
Phoebe lachte. "Ach das ist das Problem."
Cole stöhnte. "Du weißt, dass es nicht nur das ist. Aber wenn ich mit euch zusammen bin, dann merke ich erst wie machtlos ich jetzt bin."
Bevor sie weiter über diese Angelegenheit reden konnten, hörte Phoebe, wie ihr Pieper sich bemerkbar machte. Das hieß wahrscheinlich, dass ihre Schwestern ein Problem hatten, oder dachten sie etwa sie hätte ein Problem? Sie wandte sich an Cole und fragte. "Kann ich mal dein Telefon benutzen."
"Sicher, es ist im Apartment." Cole stand auf und sie gingen auf den Eingang zu der Anlage zu. Coles Apartment lag, wie Phoebe schon wusste, im Erdgeschoss. Er schloss die Tür auf und wies auf das Telefon, das an der Wand hing. Phoebe ging darauf zu und wählte die Nummer von Piper.
Sie hörte aufmerksam zu, was Piper ihr erzählte und fragte dann. "Reicht es, wenn ich in einer Stunde dort bin?" Sie hörte die Antwort und meinte dann. "Okay, bis dann." Sie hängte den Hörer wieder ein und sah Cole an, der sie neugierig anblickte.
"Also was war so wichtig?" fragte er schließlich.
"Wir müssen noch einmal zu Canterro." Sie zögerte einen Moment und fragte dann spontan "Willst du mitkommen?"
Cole zeigte überrascht auf sich "Ich? Du willst dass ich mitkomme?"
"Ja, ist hier sonst noch jemand?" Phoebe sah sich um und entdeckte keinen.
"Was hast du vor?" fragte er misstrauisch.
"Nichts, ich habe nichts vor. Ich habe dich nur gefragt, ob du mitkommen willst, aber wenn nicht, dann.." Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu.
Cole folgte ihr und hielt sie auf. "Warte, also wenn du mich so fragst, natürlich will ich mit und erleben, wie ihr Canterro erledigt. Lass mich nur kurz etwas anderes anziehen." Er zeigte auf seine Sachen. "Am Strand sind sie doch etwas nass geworden." Er verschwand im anderen Zimmer und Phoebe blieb nachdenklich im Flur stehen.
Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, überlegte sie sich. Ihre Schwestern würden sicher gar nicht begeistert von seiner Anwesenheit sein. Doch jetzt konnte sie es nicht mehr rückgängig machen und wollte es auch gar nicht. Und er konnte ihnen schließlich helfen. Sie blickte zu dem Zimmer hinüber, in dem Cole verschwunden war und sah, wie er wieder durch die Tür kam. "Hast du noch die Athame?" fiel es ihr plötzlich ein.
Cole suchte in seiner Jackentasche und fand sie schließlich. Er holte sie hervor und sah Phoebe fragend an. "Meinst du ich sehe immer noch Magie, obwohl ich mein Gedächtnis wieder habe?"
Phoebe nickte zuversichtlich. "Ich denke nicht, dass sich das geändert hat."
Sie traten auf den Flur hinaus und Cole schloss das Apartment ab. Dann begaben sie sich durch das Gebäude, bis sie wieder zur Eingangshalle kamen. Cole ging auf den Empfangstresen zu, an dem zu dieser Tageszeit nicht sehr viel Betrieb herrschte.
Phoebe war froh, dass sie die Halle nicht zu diesem Zeitpunkt betreten hatte, denn im Moment beobachtete die Empfangsdame den Eingangsbereich aufmerksam, und es schien, als würde sie jeden Neuankömmling mit ihrem Blick fixieren. Cole überreichte der Frau seinen Schlüssel und die beiden verließen das Gebäude und gingen auf Phoebes Wagen zu.
