46. Kapitel

Nachdem sie Ressaw vernichtet hatten, wandten sie sich der steinernen Blume zu. Cole betrachtete sie eingehend. "Wie wollt ihr sie eigentlich von der Wand abbekommen," fragte er skeptisch. "Sie ist wie angeschweißt."

"Wahrscheinlich haben sie einen Zauber benutzt." überlegte Leo.

"Kannst du sie nicht einfach verlangen Paige." wandte sich Phoebe an ihre jüngere Schwester.

"Nein Danke, das Ding würde mich glatt erschlagen." erklärte Paige kopfschüttelnd.

"Aber irgendeinen Weg muss es doch geben." meinte Piper und blätterte im Buch der Schatten, bis sie die richtige Seite wiederfand. Doch außer dem Spruch, der sie in die Höhle brachte, fand sie dort keinen Hinweis darauf, wie man die steinernen Blume bewegen geschweige denn lösen konnte. "Aber Canterro muss doch einen Weg gefunden haben." meinte sie nachdenklich.

Phoebe schloss die Augen. "In meiner Vision hatte er Dämonen dabei, die die Wand mit einem ..hm.. dämonischen Druck bearbeitet haben."

"Mit einem dämonischen Druck, was soll das denn sein?" fragte Cole amüsiert.

"Sie haben die Steinblume jedenfalls von der Wand lösen können, ganz ohne Hammer und Meißel." teilte Phoebe ihm wütend mit.

"Das hilft uns leider auch nicht weiter, Phoebe." meinte Piper und sah sich um. "Vielleicht finden wir ja auf einem der Tische oder dem Schrein einen Hinweis darauf."

Sie ging zu dem Schrein hinüber und suchte nach einem Hinweis, während Phoebe an der Blume stehen blieb. Sie strich mit der Hand über die steinernen Blätter und hatte plötzlich eine Idee.

"Ich hab's" meinte sie und blickte sich zu den anderen um. "Die Höhle will ihr Steinsiegel schließlich auch zurück haben, nicht wahr. Also wieso benutzen wir nicht ihre Macht? Wir müssen dafür nur den Spruch der uns in die Höhle bringen soll in Verbindung mit dem Siegel bringen. Wenn wir das Ritual vor, oder besser mit der Blume ausführen, dann kommt sie sicher automatisch mit uns." Sie sah die anderen gespannt an.

Die Schwestern gingen mit skeptischen Mienen auf Phoebe zu. "Meinst du du kannst den Spruch so umwandeln, dass das Steinsiegel mit uns kommt?" fragte Piper und Phoebe nickte.

"Das ist kein Problem. Ich hoffe nur Canterro hält es nicht mit irgendeinem magischen Zwang an dieser Wand gefangen."

"Das denke ich nicht." meinte Leo. "Nachdem die Macht seiner Siegel gebrochen ist, hat er über keine übernatürlichen Kräfte mehr verfügt."

Phoebe setzte sich auf den Boden und lehnte sich konzentriert über das Buch der Schatten, während Piper und Paige abschätzten, wie sie den Kreis am besten bilden konnten, um das Siegel mit einzubinden. Da es ein Stück aus der Wand hervorragte, mussten sie nur ganz nah an die Wand herangehen und hoffen, dass es reichen würde. Sie bereiteten alles vor, und kurze Zeit später kam Phoebe auch schon mit ihrem Zauberspruch.

"Der müsste funktionieren." erklärte sie zuversichtlich. "Wünscht uns viel Glück." meinte sie an Leo und Cole gewandt, die ein Stück entfernt standen und dem ganzen Treiben interessiert zuschauten.

"Ihr schafft das schon" entgegnete Leo zuversichtlich, während Cole nur nickte.

Die drei betraten den Kreis und begannen mit ihrem Ritual. Nachdem sie den Spruch gelesen hatten, warteten sie gespannt auf den bekannten Strudel. Wie auch das erste Mal, passierte zuerst nichts, bis sie ein Wirbel mit sich trug. Cole und Leo beobachteten das Ganze und sahen fasziniert, wie sich die steinerne Blume wie von Geisterhand von der Wand löste und mit den Schwestern in einem brausenden Wirbelsturm verschwand.

"Tja, dann hat es wohl funktioniert." erkannte Cole und sah Leo an.

Dieser nickte. "Und wir können von hier verschwinden." stellte Leo fest und nahm das Buch der Schatten vom Boden auf.

"Ich muss zurück zu meinen Ferienapartment." erklärte Cole dem überraschten Leo und blickte dann auf seine Uhr "Ich muss heute Abend eigentlich noch zu einer Veranstaltung, aber wahrscheinlich ist es dafür jetzt schon zu spät. Naja was soll's, ich lasse mir irgendwas einfallen."

"Wenn du willst, dann kann ich dich sofort dort absetzen." bot Leo ihm an und ließ sich von Cole sagen, wo dieses Ferienapartment lag.

Kurze Zeit später kamen die beiden in Coles Apartment an. Cole bedankte sich kurz bei Leo und sah ihn nachdenklich an.

Leo nickte und wollte sich gleich darauf wieder auf den Weg machen, als er es sich anders überlegte und sich noch einmal zu Cole umdrehte. "Du weißt, dass wir es einrichten können, dass dein Gedächtnis wieder gelöscht wird." bot er ihm an.

Cole sah ihn kühl an. "Nein danke" war seine schlichte Antwort.

Leo nickte, das hatte er im Grunde erwartet. Ohne eine weiteres Wort, wollte er sich entfernen, doch Cole hielt ihn auf. "Warte, Leo, ich hätte da mal eine Frage an dich."

Leo schaute ihn überrascht an und blieb wo er war.

"Wieso haben sie entschieden, dass ich noch eine Chance verdiene?" Cole schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich meine gerade nach der Zeit."

Leo seufzte. "Das habe ich mich auch gefragt. Und schließlich haben sie mir eine Erklärung dafür gegeben."

Cole sah ihn neugierig an. "Ich höre."

"1888 hatte eine junge Hexe eine Vision. Sie sah einen Mann mit einem kleinen Jungen auf dem Arm auf einer Straße. Eine Frau erschien, die sich als Dämon herausstellte, sie griff sich den Jungen und tötete den Mann auf offener Straße."

Cole hörte ihm zu und verzog keine Miene.

"Bei dieser Hexe handelte es um eine Tänzerin. Sie stand gerade vor ihrem ersten großen Auftritt als sie diese Vision hatte. Sie redete sich ein, dass sie sich um dieses Problem später noch kümmern konnte, dass es dann noch früh genug wäre, den Mann und das Kind zu retten. Doch als sie nach ihrem erfolgreichen Auftritt zu der Stelle ging, war es schon zu spät. Sie sah die Anzeichen dafür, dass sich ihre Vision bewahrheitet hatte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, aber sie schwieg. Sie hängte ihre Karriere an den Nagel und kümmerte sich in Zukunft nur noch um ihre Visionen und bemühte sich den Unschuldigen zu helfen."

"Wie edelmütig." erklärte Cole sarkastisch. "Aber ein bisschen spät, schätze ich. Obwohl, sie ist bestimmt trotzdem in den Himmel gekommen."

Leo ließ sich durch Coles Kommentare nicht aus dem Konzept bringen und fuhr fort. "Sie hat in ihrem Leben wirklich viel Gutes getan, aber ihr Versagen in diesem Fall ließ sie nicht los. Kurz vor ihrem Tod beichtete sie es endlich ihrem Wächter des Lichts. Somit erfuhren die Ältesten es viel zu spät, um noch eingreifen zu können."

Cole zuckte mit den Schultern. "Also seid ihr doch nicht so perfekt wie ich immer dachte," meinte er zynisch. "Aber was soll es. Sie hätte mich früher oder später sowieso erwischt. Was macht das für einen Unterschied?"

"Sie hätten dich beschützen können." meinte Leo mit ernster Stimme.

Cole schüttelte den Kopf. "Ich hätte niemals die Chance auf ein normales Leben gehabt. Ich wäre immer noch ein Halbdämon gewesen."

"Du kannst nicht wissen, was passiert wäre, du hättest wenigstens die Wahl gehabt. Und wenn du die richtige getroffen hättest, dann könnten viele unschuldige Menschen heute noch leben."

Cole hatte kein Interesse, darauf zu antworten. Dieser letzte Satz hatte ja kommen müssen, natürlich. Gut, er hatte vielleicht recht, aber trotzdem. Wieso hatte diese dämliche Hexe es denn zugelassen? Weil sie an ihre Karriere gedacht hatte, wie schön, und dann hatte sie sie doch edelmütig aufgegeben, nur leider zu spät, vor allem für seinen Vater. Und vielleicht sogar für ihn, obwohl er nicht darüber nachdenken wollte, was aus ihm geworden wäre, wenn seine Mutter ihn nicht mitgenommen hätte. Woher sollte er wissen, ob er dem Dämon in ihm hätte widerstehen können, und niemand konnte wissen, ob die unschuldigen Menschen dann heute noch leben würden, es gab schließlich noch andere Dämonen, die seinen Job hätten erledigen können.

Noch ganz in Gedanken hörte er, wie Leo hinzufügte "Aber es sollte wahrscheinlich so kommen."

Cole warf ihm einen ironischen Blick zu. "Ach, tatsächlich?"

"Ja, du weißt doch, das es die Aufgabe der Halliwell Schwestern war, die Quelle des Bösen zu vernichten." erklärte Leo.

"Da erzählst du mir nichts Neues, ich habe es schließlich am eigenen Leib erfahren." erwiderte Cole zynisch.

"Aber du kennst den Zusatz nicht. Der Ältestenrat war nicht sehr erfreut darüber, und hat ihn lieber für sich behalten. Sie haben wohl nie ganz daran geglaubt."

"Woran geglaubt?" fragte Cole ruhig, der nun doch neugierig geworden war.

"Das es den Mächtigen Drei nur mit Hilfe eines Halbdämons gelingen würde, die Quelle des Bösen zu besiegen."

Cole sah Leo skeptisch an. "Damit soll doch nicht etwa ich gemeint sein?"

"Du weißt, dass wir alle gestorben wären, wenn du nicht eingegriffen hättest."

"Das kann man nie so genau sagen." meinte Cole achselzuckend.

Leo schaute ihn überrascht an. "Seit wann bist du ein Tiefstapler geworden?"

"Selbst wenn ich dabei geholfen habe, die alte Quelle zu vernichten, ihre Kräfte gingen schließlich auf mich über, also war die ganze Mühe umsonst."

"Aber es war viel leichter dich zu vernichten." erklärte Leo.

"Vielen Dank das du mir so viel zutraust" meinte Cole ironisch.

"Du weißt, dass ich das nicht so meine. Bei dem Wissen, dass du über die Schwestern hattest, wäre es ein Leichtes für dich gewesen, sie zu vernichten. Aber du hast es nicht getan, du hattest trotz allem noch Skrupel, oder was es auch immer war. Und somit hatten sie die Möglichkeit die Quelle endgültig zu vernichten."

"Ganz ohne Skrupel" meinte Cole lakonisch.

"Du weißt das sie es tun mussten." erwiderte Leo bestimmt.

Cole zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Lust dies Leo zu bestätigen.

Als Leo sah, dass Cole nicht antworten würde, entschied er, das es an der Zeit war, sich zurück zum Halliwell Manor zu teleportieren.

Cole blickte ihm hinterher und warf wütend seine Jacke auf das Bett. Er sah zu, wie aus der Innentasche seiner Jacke der Ring, den er vor ein paar Tagen aus Phoebes Kästchen genommen hatte, auf sein Bett kullerte. Gedankenverloren ging er darauf zu und nahm ihn in seine Hand. Er hatte solche Anstrengungen unternehmen müssen, bis Phoebe endlich zugestimmt hatte, ihn zu heiraten, und dann hatte er noch nicht einmal etwas davon gehabt. Er seufzte und ließ sich auf das Bett fallen, als er den Verlobungsring damals für sie ausgesucht hatte, hatte er sich eine völlig andere Zukunft für sie beide vorgestellt, als der Albtraum der dann passiert war. Ob sie jetzt immer noch wahrwerden konnte, nachdem das alles passiert war? Er wollte es so gern glauben, aber er hatte seine Zweifel.

Nachdenklich starrte er an die Zimmerdecke, und beschloss, dass er hier raus musste, um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht war die Festivalsveranstaltung ja doch noch im Gange. Er stand auf und ging zur Tür, als ihm plötzlich einfiel, dass er seinen Schlüssel ja am Empfang abgegeben hatte, als er mit Phoebe die Ferienanlage verlassen hatte. Auch das noch, dachte er sich genervt, als ob er nicht schon genug Probleme hatte, er öffnete das Fenster, um sein Zimmer auf diesem Weg zu verlassen, zum Glück lag es wenigstens im Erdgeschoß.

Als die Halliwell Schwestern in der Höhle ankamen, konnten sie beobachten, wie die steinerne Blume sich durch die Luft bewegte und langsam auf ihren angestammten Platz an der Wand zurückkehrte. Sie verband sich mit der Wand und es schien, als wäre sie niemals fort gewesen. Langsam änderte sich auch die Atmosphäre in der Höhle. Die Traurigkeit wich und und wurde zu einer angenehmen Schwingung. Doch der Zauber, den die Höhle in der Unterwelt ausgestrahlt hatte, erfüllte die Höhle noch nicht.

Die Schwestern blickten auf das Steinsymbol an der Wand. Die Steinblume strahlte eine beeindruckende Kraft aus, aber die Mitte und die Blütenblätter waren immer noch grau, wie Stein, nur ein kleiner Punkt in der Mitte, wo die Blume mit ihrer Schwesterblume in der Unterwelt verbunden war, leuchtete taghell.

Es war nun an den Schwestern, ihre magischen Kräfte wieder zum Leben zu erwecken, die sie ihr mit einem Zauberspruch genommen hatten. Sie mussten dafür sorgen, dass sie ihre Schutzkräfte wieder an die geweihten Amulette weitergeben konnte. Sie platzierten zwei Kristalle vor dem Siegel, so dass sie mit dem strahlenden Punkt in der Blütenmitte ein Dreieck bildeten. Anschließend stellten sie sich je eine Schwester in die Mitte einer Seitenlinie. Auf ein Zeichen sprachen sie gemeinsam einen Zauberspruch, um einen Teil der magischen Kraft der Schwesterblume in die Kristalle zu leiten. Sie traten einen Schritt zurück und beobachteten, wie sich eine Verbindung aus der Mitte der Blüte hin zu den Kristallen und zwischen den Kristallen bildete.

"Es klappt." meinte Phoebe begeistert und betrachtete, das magische verbundene Dreieck. Die Kristalle luden sich mit der Magie der steinernen Blume auf.

Nach einer Weile beschlossen die Schwestern, dass die Kraft reichen würde und trennten die Verbindung wieder, indem sie an ihre vorherige Position zurückgingen. Als dies geschehen war, legten sie die Kristalle zusammen in die Mitte. Sie leuchteten nun in einem noch helleren Licht, als zuvor. Die äußeren Kanten der Blume und die beiden Kristalle in der Mitte bildeten nun erneut ein Dreieck. Piper und Paige stellten sich erneut in die seitlichen Verbindungen, während Phoebe vor der Blütenmitte stehenblieb. Sie nickten sich zu und sprachen erneut den Zauberspruch. Nachdem sie einen Schritt zurückgetreten waren, konnten sie beobachten, wie die Kraft aus den Kristallen sich ihren Weg in die Blütenblätter bahnte. Zuerst leuchteten nur ein paar, aber ein Blatt nach dem anderen folgte und schließlich füllten sich immer mehr Teile mit Magie und begannen wieder zu erstrahlen. Langsam schloss sich der Blütenkranz und breitete sich in die Blütenmitte aus, als die Kraft der Kristalle fast erschöpft war, strahlte die steinerne Blume wieder in ihrer gesamten Kraft.

Die Schwestern sahen sich begeistert an und spürten, wie sich die Atmosphäre in der Höhle erneut änderte. Sie strahlte den gleichen Zauber aus, wie ihre Schwesterhöhle. Paige und Piper sahen sich beeindruckt um. Selbst das Licht war nicht mehr schummerig, sondern angenehm hell. Die Zeichnungen auf den Wänden waren nun klarer zu erkennen.

"Es ist hier fast noch schöner." meinte Phoebe ehrfürchtig und trat auf die Blume zu. Sie strich vorsichtig über die Blütenblätter, die sich nun wieder kraftvoll und einzigartig anfühlten. Plötzlich merkte sie, wie sich ein kleiner Teil eines Blütenblattes löste. Sie hielt ihn vorsichtig in ihrer Hand und betrachtete ihn. Er leuchtete schwach, aber er war trotzdem einzigartig. "Danke" meinte sie leise zu der Höhle. Sie wollte nicht, dass ihre Schwestern sie hörten, denn sie war zwar überzeugt, dass dies ein Geschenk für sie war, aber wahrscheinlich hörte sich das einfach zu verrückt an.

Paige und Piper hatten sich unterdessen wieder in der Mitte der Höhle aufgestellt. "Komm schnell Phoebe, wir müssen versuchen, von hier zu verschwinden. Wenn die Bannkraft der Blume zu stark wird, dann gelingt es uns das vielleicht nicht mehr."

Schweren Herzens trat Phoebe neben ihre Schwestern und Paige versuchte, sie nach Hause zu orben. Sie fassten sich an den Händen und nichts geschah.

"Oh nein," jammerte Paige "Wir hätten uns vorher besser einen Rückweg überlegen sollen, damit wir hier wieder herauskommen."

Sie sah ihre Schwestern hilfesuchend an, aber bevor sie sich noch eine Lösung einfallen lassen konnten, kam auf einmal ein stürmischer Wind auf und erfasste sie. Der gleiche Sog, der sie in die Höhle gebracht hatte, holte sich auch wieder aus der Höhle heraus.

Kurze Zeit später waren sie unbeschadet, aber schwindelig wieder auf dem Dachboden von Canterros Stadthaus angekommen. "Mann, an diese Transportweise könnte ich mich nie gewöhnen." erklärte Paige und versuchte ihren Kopf vorsichtig zu drehen.

"Wenigstens sind wir dort wieder herausgekommen." meinte Piper und erhob sich vom Boden. "Ich habe keine Ahnung, ob wir sonst einen Weg gefunden hätten."

"Eben, die Höhle hat gewusst, dass wir ihr geholfen haben und hat uns wieder dorthin zurückgebracht, wo wir hergekommen sind. Sie konnte ja nicht wissen, dass wir nicht unbedingt wieder bei Canterro landen wollten." erklärte Phoebe.

"Und darum machen wir uns hier auch am besten gleich aus dem Staub." entschied Piper und reichte Paige ihre Hand. Nachdem auch Phoebe zu ihnen getreten war, versuchte Paige sie endgültig ins Halliwell Manor zu bringen aber es funktionierte nicht.

"Also das verstehe ich nicht." meinte Paige frustriert. "Wo ist denn jetzt das Problem?" Sie sah ihre Schwestern fragend an.

Diese sahen sie ebenso ratlos an. "Hoffentlich haben wir nicht erneut die ganze Stadt unter einen Magiebann gelegt." überlegte Phoebe und ging zum Fenster hinüber.

"Das fehlte uns gerade noch." meinte Piper genervt. Sie sah sich aufmerksam um und suchte nach einem geeigneten Objekt, an dem sie ihre Zauberkräfte testen konnte. "Paige, wirf doch mal diesen Kerzenständer neben dir runter." forderte sie ihre jüngere Schwester auf.

"Den hier?" fragte Paige, und als Piper nickte, warf sie ihn auf den Boden. Piper setzte ihre Kräfte ein, und er verharrte in seiner Position. "Na bitte, kein Magiebann." meinte Piper erleichtert.

Paige nahm den Kerzenständer wieder in ihre Hand, bevor Piper ihn wieder fallen ließ. "Aber was ist dann mit meinen Kräften." fragte sie verärgert und versuchte erneut sich nach Hause zu beamen. Zu ihrer Überraschung fand sie sich sofort im Halliwell Manor wieder und blickte dem wartenden Leo verwundert ins Gesicht.

Er sprang sofort auf und trat auf sie zu. "Paige, ist alles in Ordnung, wo ist Piper?"

"Mit uns ist alles in Ordnung, ich dachte nur ich könnte nicht mehr orben, doch das war wohl ein Irrtum." teilte sie Leo mit. "Ich werde sie gleich wieder hierher holen. Keine Sorge, sie sind nicht mehr in der Höhle, sondern in Canterros Haus." Ohne weitere Erklärungen verschwand sie wieder und hinterließ einen verdutzten Leo, der nicht wusste, was er von diesem Auftritt halten sollte.

Als sie kurze Zeit später wieder auf dem Dachboden ankam, warteten ihre Schwestern schon sehnsüchtig auf sie.

"Da bist du ja endlich" meinte Phoebe ungeduldig.

"Ich wollte nur versuchen, ob ich mich noch teleportierten kann, und plötzlich war ich auch schon weg. Ich verstehe immer noch nicht, warum es vorhin nicht funktioniert hat."

"Ist doch egal," erklärte Piper "Vielleicht waren es noch die Nachwirkungen von der Höhle."

Die Schwestern gingen zu Paige und nahmen sich wieder bei den Händen, und nichts geschah. "Also das glaube ich einfach nicht." meinte Paige kopfschüttelnd. "Bei mir hat es doch funktioniert, wieso klappt es mit euch nicht."

Piper sah Phoebe skeptisch an. "Phoebe, hast du eine Idee?"

"Nein, wieso sollte ich." meinte diese empört, als ihr etwas einfiel. Sie fasste in ihre Tasche und holte den Stein hervor. "Diesen Stein hat mir die steinerne Blume geschenkt" teilte sie ihren Schwestern nun mit, ohne sich um ihre Meinung zu kümmern. "Vielleicht hat er die Kraft Magie zu bannen." überlegte sie und blickte auf.

"Möglich wäre es." sagte Piper und blickte den Stein interessiert an. "Geh am besten noch einmal zu dem Fenster und lass uns versuchen, ob wir ohne dich nach Hause kommen."

Phoebe nickte und sah, wie ihre Schwestern kurze Zeit später verschwanden. "Du bist ja ganz schön mächtig." erklärte sie und sah ihr kleines Steinstück beeindruckt an.

Als kurz darauf Leo auf dem Dachboden auftauchte, hatte Phoebe einen Entschluss gefasst. Sie blickte ihren Schwager fest an "Ich werde den Stein nicht hierlassen, wenn du mir das vorschlagen willst."

Leo sah sie unglücklich an. "Wir können es ja probieren, aber nach dem, was mir Paige und Piper erzählt haben, wird es auch mir nicht gelingen, dich von hier fortzubringen."

Phoebe trat auf ihn zu und sie versuchten es. Doch wie sie es erwartet hatten, funktionierte es nicht.

"Dieses kleine Stück Stein ist ganz schön mächtig." erklärte Leo.

"Ich weiß." meinte Phoebe. "Und darum lasse ich es auch nicht hier. Ich werde es mitnehmen, auch wenn das heißt, dass ich zu Fuß nach Hause gehen muss."

Leo stöhnte, doch er wusste, dass Phoebe sich von ihrem Vorhaben nicht würde abbringen lassen. "Also gut, dann begleite ich dich wenigstens." teilte er ihr mit.

Phoebe nickte und trat auf die geheime Tür zu. Sie öffnete sie und sie stiegen die Treppe hinunter. Ohne Zwischenfälle kamen sie in dem Empfangsraum neben der Eingangstür an.

"Das einzige Problem wird sein, aus der Haustür zu kommen." überlegte Phoebe "Wenn uns einer der Angestellten sieht, dann denkt er womöglich noch, dass wir etwas mit dem Verschwinden der Canterros zu tun haben."

"Bist du dir sicher, dass du es für dieses Stückchen Stein riskieren willst?" fragte Leo erneut.

"Ja das bin ich." erklärte Phoebe und öffnete die Tür einen Spalt, bevor Leo sie davon abbringen konnte. Sie blickte auf die leere Eingangshalle, rechts führte eine breite Treppe nach oben und links befand sich die Ausgangstür. Geradeaus befanden sich zwei weitere Räume, bei denen bei einem die Tür offen stand. Phoebe befürchtete, dass sich in diesem Raum Angestellte aufhalten könnten. Sie lauschte, aber sie vernahm keinen Laut. "Vielleicht hat er seinen Leuten heute frei gegeben." mutmaßte Phoebe, als sie die Tür vorsichtig wieder schloss. "Und irgendwer muss schließlich auch mit dem Auto weggefahren sein, dass Piper beobachtet hat."

"Und wenn es Meagan Canterro war?"

"Wozu denn, sie hatte schließlich ihre Dämonen, wieso sollte sie da mit dem Auto fahren." Zur Sicherheit trat Phoebe ans Fenster und versuchte zu den Garagen zu schauen. "Die Tür der Garage ist noch offen. Also ist das Auto noch weg." meinte sie zuversichtlich, als Leo neben sie getreten war."Wahrscheinlich müssen sie ja irgendwelche Besorgungen für die Canterros machen."

Phoebe ging zurück zu der Tür und öffnete sie erneut. Aber dieses Mal schlüpfte sie vorsichtig hindurch, so dass sie in der Halle stand. Leo seufzte und kam hinter ihr her. Vorsichtig schlichen sie auf die Eingangstür zu. Sie vernahmen keinen Laut und wagten sich schnell an dem Zimmer mit der offenen Tür vorbei. Als sie vor der Tür ankamen, sah sich Phoebe das Schloss an, sie konnte keinen Schlüssel entdecken, und hoffte, dass keine Alarmanlage angehen würde, wenn sie versuchte, die Tür zu öffnen.

Doch Leo hielt sie auf. "Warte," raunte er ihr zu. "Als wir damals nach Deacon gesucht haben, und er aus dieser Tür kam, da hat Canterro irgendeinen Knopf gedrückt, damit das Tor in der Einfahrt aufgeht." teilte er ihr mit. Er sah sich um und entdeckte in Armhöhe eine kleine Schalttafel.

Phoebes Blick war ebenfalls auf die drei Schalter gefallen. "Welcher wohl der richtige ist." fragte sie zweifelnd und fuhr mit der Hand über die einzelnen Schalter, konnte sich aber nicht recht entscheiden, einen davon zu betätigen.

Plötzlich vernahmen sie aus dem Raum mit der offenen Tür Geräusche. Energisch öffnete Phoebe die Tür und atmete erleichtert auf, als sie sich ohne Probleme öffnen ließ. Sie gab Leo ein Zeichen, dass er im Haus bleiben sollte und eilte auf das Tor zu. Sie blickte vorsichtig zum Haus zurück und hoffte, dass man sie nicht von einem der Fenster aus beobachten würde. Dann wandte sie sich wieder an Leo und versuchte ihm zu verstehen zu geben, dass er die einzelnen Schalter drücken sollte, um zu testen, wozu sie nützlich waren. Phoebe blickte unterdessen auf das Eingangstor um zu sehen, ob es sich öffnen würde. Wenn ein Alarm erklingen würde, dann würde sie einfach nach links in den Garten laufen, entschied sie. Leo hatte unterdessen die gefährlichere Position im Haus, aber er hatte schließlich die Möglichkeit, sich wegzuorben.

Leo drückte den ersten Schalter, aber nichts geschah. Phoebe sah kopfschüttelnd zu ihm herüber, und er betätigte den nächsten Schalter. Phoebe wollte schon erneut mit dem Kopf schütteln, als sie ein Klicken vernahm, und das Tor sich langsam zu öffnen begann. Sie gab Leo ein Zeichen, und dieser verstand den Wink. Er schloss vorsichtig die Tür und konnte sich gerade noch wegorben, bevor ein Angestellter in die Halle trat.

Phoebe quetschte sich im erst möglichen Moment durch das Tor und eilte zu ihrem Wagen. Hinter ihr vernahm sie noch, dass die Haustür geöffnet wurde. Aber sie war sich eigentlich sicher, dass man sie nicht mehr hatte erblicken können. Doch das offene Eingangstor würde die Angestellten von Canterro sicher beunruhigen. Sie setzte sich ohne Umschweife in ihren Wagen und duckte sich. Im Außenspiegel konnte sie erkennen, wie einer der Angestellten durch das Tor auf die Straße trat und sich aufmerksam umsah. Nachdem er nichts entdecken konnte, trat er zurück auf das Grundstück. Phoebe wartete noch eine Weile und ließ dann den Motor an, um nach Hause zu fahren.