Let´s have a ride!

„I woke up in a dream today, to the cold of the static and put my cold feet on the floor Forgot all about Yesterday Remembering I´m pretending to be where I´m not anymore

A little taste of hypocrisy

And I´m left in the wake of the mistake, slow to react Even tough you're so close to me You're still so distant and I can´t bring you back It´s true the way I feel..." [Linkin Park – With you]

Der nächste Morgen – oder Mittag wenn wir es genau nehmen – war ein ziemliches Desaster. Irgend jemand musste mein Bett mit Popcorn beworfen haben. Welcher Idiot kam auf solche Ideen? Lij, du Zigarettenrauchendes Monster von einem untersetzten und schmalverständigen Hobbit! Wenn ich dich erwische!, waren meine ersten Gedanken die den Tag begrüßten. Nicht gerade sehr Rauschgoldelbenlike und auch nicht Orlilike. Erst jetzt bemerkte ich zu meinem Erstaunen das ich in meinem Bett – und in einer Flut von Popcorn- gepennt hatte. Das weiße Maisprodukt pappte in wahrhaft erstaunlichen Mengen an mir, ich musste mich ziemlich gewälzt haben. Ich sprang auf und sah mich im Schlafzimmer um. Niemand außer mir war hier. Gut. Das hieß ich hatte die Sauferei nicht maßlos übertrieben. Zum Glück. Ich hatte auch nur ein kleines bisschen Kopfweh – für meine Verhältnisse, Lij wäre mit diesen Kopfschmerzen gestorben, er hielt nichts aus. Mein Blick wanderte über die helle, freundlich-orange Tapete in meinem Schlafzimmer und über die schönen Birkenmöbel und die grünen Vorhänge die mit goldenen Borten gehalten wurden. Also vom Geschmack was Einrichtungen betraf hatten Deutsche schon Ahnung! Während ich das Fenster aufmachte klaubte ich das Popcorn von mir herunter und beschloss ein Zimmermädchen zu rufen, sobald ich alle anderen in einen vorzeigbaren Zustand gebracht hatte, was eine ziemliche Herausforderung sein dürfte. Mensch, war das immer peinlich wenn man als Star ein Aufräumkomitee brauchte. Ich seufzte. C´mon, du langweiliger Elb! Move your ass!, blitzte durch mein Gehirn und ich streckte mich noch kurz bevor ich es mit Anlauf wagte ins Wohnzimmer zu sprinten. Der Anblick war nicht so schlimm wie ich erwartet hatte und die Zerstörung hielt sich in Grenzen. Miranda saß immer noch dort auf dem Sofa wo sie eingeschlafen war genauso wie Ian, der es irgendwie geschafft hatte sich das Ende des Kochlöffels in sein rechtes Nasenloch zu stecken. Naja, wer suchet der findet und wer richtig zielt der trifft auch... oh. Von John hörte ich lautes Schnarchen aus Lijas Zimmer. Dieser war nirgends zu sehen. Ronnie war vom Sofa geplumpst und anscheinend dem verdutzten Craig in die Arme. Beide hielten sich so umklammert wie ein langjähriges Liebespaar. Mein Foto stand noch auf dem Tisch – und oh Wunder, niemand hatte das Maschinchen oder die vielen Bilder von gestern mit Bier übergossen – und knipste hier und da. Miranda atmete mit offenem Mund und ich war mir sicher, sie hätte eine Fliege verschluckt wenn eine gekommen wäre. Ich machte mich als erstes auf die Suche nach Lij. Ich wurde erst in seinem Zimmer fündig – er lag unter dem Bett. Wie er dahin gekommen war, würde wohl ewig ein Rätsel bleiben. Als erstes wurde er von mir geschüttelt. „Mum, lass mich schlafen.", murrte er als ich ihn heftig schüttelte. Ich ging zum kitzeln über, und diese Taktik war von Erfolg gekrönt. Lij sprang auf und knallte sich den Kopf am Lattenrost an. Das musste ihn wirklich wach gemacht haben. „Orli du Ungetüm! Du bist nicht meine Mum!", maulte er dann. „Wieso? Wär es dir lieber ich wär deine Mum? Ich meine, biologisch gesehen?" „Vollidiot!" „Selber." „Wieso hast du mich geweckt. Ich hab so schön geträumt!" Ich seufzte und blinzelte wegen meines nun stärker schmerzenden Kopfes. „Weil, Lij, das unsere Suite ist und wir somit die Gastgeber sind und wir somit auch für Ordnung sorgen müssen. Wir können nur froh sein, das uns niemand die Bude vollgekotzt hat." „Langweiler.", knurrte Lij, schlüpfte in seine Sneakers die vor dem Bett lagen, grinste den schnarchenden John an – der immer noch die Kissen über den Ohren hatte – und trat auf den Balkon. Ich wusste das er nur schnell eine Zigarette rauchen wollte und verkrümelte mich schnell. Ich war froh das ich clean war und Lijas ewiges Gerauche war dummerweise jedes mal eine Verführung dem Glimmstängel wieder nachzugeben. Aber nicht mit mir, Legolas Orlando Bloom Grünblatt! Als ich ins Wohnzimmer zurück kam, rieb Mira sich frisch erwacht ihren steifen Nacken und jammerte. „Morgen Miranda.", grüßte ich sie. „Hi Orli. Mir tut alles weh. Wieso hat mich niemand ins Bett getragen, verdammt?" „Erstens weil du dann sicherlich gemeckert hättest wenn du neben mir oder John aufgewacht wärst und zweitens hast du die ganze Zeit im Schlaf nach deinem Cousin Thèodret gewimmert, also haben wir alle erwartet er kommt und holt dich ab." „Sehr witzig Orli." „Entschuldige. Ich wollte nur die Stimmung lockern.", entschuldigte ich mich mit einem galanten Lächeln – ha, ich kann sehr wohl ein elbischer Gentleman sein – und half ihr vom Sofa. Als sie Craig und Ronnie sah und dann auf die Fotos die ich von ihr gemacht hatte, lachte sie leise. „Du hast sie gelockert – naja, eigentlich ist es Craigs Verdienst. Du entschuldigst mich?" Sie verschwand in der Küche, während der verstrubbelte Craig - der meine Legolasperücke trug die ich für einige Auftritte dabei hatte - mit verwuschelten Haaren endlich Lebenszeichen von sich gab. „Verdammter Mist!", war das erste was ich von ihm hörte, und es war nicht leise. Neben ihm nieste Veronica und beide, Craig und sie sahen sich erstaunt an. Sie waren schneller aufgesprungen als ich bis drei zählen konnte. Lij, der hinter mir herein gekommen war und die Szenerie beobachtet hatte, fragte grinsend: „Hattet ihr zwei wenigstens Spaß miteinander?" „Lij!", quietschte Ronnie entsetzt. „Das ist nicht komisch. Haldir hat mich in den Schlaf gesungen, und neben Craig wache ich auf. Craig, was haben wir gemacht?" „Nichts, hoffe ich.", nuschelte dieser in die blonden Haare. „Ich kann mich an nichts erinnern." „Gut.", murmelte Ronnie. „Das war echt mein erster Filmriss. Das letzte das ich weiß war das ich neben Lij aufm Sofa gesessen bin. Tut mir leid. Normalerweise kann ich mich echt benehmen und nun benehme ich mich das erste Mal daneben – und dann noch vor den Gefährten. Wie lustig. Oh! Hat jemand Aspirin für mich?" „Aspirin! Das ist wahrlich eine gute Idee!", kam es von dem Zauberer auf dem Sofa, der dank des Küchengerätes in seiner Nase anscheinend Atemprobleme hatte. „Morgen Ian!", kam es einstimmig und ich nahm die zitternde Ronnie in die Arme. „Mein Magen dreht sich in alle Richtungen, Orli. Wo ist das Klo?" Ich beschrieb ihr den Weg, aber sie brauchte es doch nicht. Stattdessen jammerte sie herum das sie sich wirklich nicht benommen hatte. „Wir haben uns alle nicht benommen. Oh, übrigens, wo stecken Dom und Billy?"Dieses Statement von Craig brachte uns dazu die zwei Hobbits zu suchen. Sie saßen schon wach und immer noch beschwipst in meinem Whirlpool und schienen sich köstlich zu amüsieren – denn der Pool war an und sie waren klitschnass. Wir ließen die beiden Wasserratten dort sitzen und begaben uns in die Küche – jedenfalls Ronnie, Craig und ich. Dort stand Miranda und rührte ein paar Tassen Cappuccino für uns und hielt mir und Ronnie gleich eine hin. „Nein, bitte kein Kaffee mit Aspirin.", jammerte sie und schob die Tasse von sich. „Ach quatsch nicht. Das ist Cappuccino. Das ist ungefährlich.", beruhigte ich sie, doch Ronnie schüttelte ziemlich starr den Kopf. „Vergiss es. Irgend ein Arschloch hat meiner Freundin drei Aspirin und fünf Schlaftabletten in den Kaffee – und sie hat es nicht gemerkt. Darum liegt sie auch im Starshine im Bett und pennt immer noch.", erklärte sie dann und suchte ihre Hose nach einem Taschentuch ab. „Kaffee und Aspirin und Schlaftabletten?", fragte Craig irritiert. „Und hast du einen Arzt gerufen?" „Natürlich hab ich einen Arzt gerufen nachdem sie umgekippt ist. Arme Anja. Nachdem das passiert ist rannte meine andere Freundin Tanya dem Übeltäter hinterher und fiel die Treppe hinunter. Der Sanitäter der sie mit ihrem gebrochenen Bein in die Klinik fuhr untersuchte Anja auch gleich. Sie sollte gegen heute Abend wieder aufwachen wenn alles gut geht." „Lustiger Ausflug nach Bonn.", bemerkte Miranda. Ronnie zuckte mit den Schultern. „Passiert ist passiert. Ich lass mir dadurch nicht die Laune verderben." Maude kam unter dem Küchentisch hervor und begrüßte uns alle winselnd, dann gab ich ihr schnell zu fressen während Mira Ronnie eine Aspirin einflößte und mit Craig zurück ins Wohnzimmer schubste. Als ich mit der nun gefütterten Maude – die übers ganze Hundegesicht strahlte – zurück ins Wohnzimmer kam war auch John wieder wach und lachte sich gerade über die im Whirlpool planschenden Hobbits kaputt, die das Wasser weiter laufen ließen um eine Überschwemmung anzurichten. Craig fuhr mit den Worten: „Wir sind hier doch nicht in Isengard!", auf und hinderte die beiden daran wirklich noch mal Isengard zu spielen. „Sie sind erwachsen und benehmen sich wie fünf.", erklärte er dann, als er das Wasser abgelassen hatte und Billy und Dom nebeneinander auf einem Handtuch standen, tropften und sich furchtbar schämten. Lij lachte sich wie üblich darüber tot und hatte natürlich schon wieder eine Zigarette in der Hand. Zehn Minuten später saßen wir alle zusammen um die Tafel herum, jetzt mit Hörnchen, Brötchen und einem richtig englischen Frühstück mit ham and egg and bacon und so weiter. Ronnie war auch von dem englischen Frühstück angetan und futterte begeistert ham in sich hinein. „Hör auf oder du musst wirklich kotzen!", hielt Craig sie an und ich unterstützte ihn lauthals bei seinem Vorhaben sie davon abzuhalten uns das gesamte Frühstück wegzumampfen. Erst jetzt kamen wir auf die wirklich brillante Idee nachzusehen wie spät es war. „Uh! Schon fast eins!", jammerte Ian. „WAS?", kreischte Ronnie und sprang auf. „Eins? Oh mein Gott Anja!" Dann stöhnte sie. „Kater?", fragte ich als sie ihr Gesicht verzog. „Nein, Katze weißt du." Es dröhnte Gelächter über den Tisch, und auch Dom und Billy lachten, die einigermaßen trocken und in ein paar Klamotten von Lij aus dem Bad kamen und unschuldig grinsten. Miranda stellte ihnen trocken einen Kaffee vor die Nase, danach waren sie etwas in sich gekehrt und still. Ich wusste sehr gut, das dieser Zustand bei diesen zwei nicht lange anhalten würde. Seit ich sie kannte und sie ihre Rollen wussten benahmen sie sich wirklich wie Meriadoc und Peregrin und wir alle wussten, das sie bald wieder Streiche im Kopf haben würden. „Du musst dann also zurück ins Starshine, hab ich recht?", hakte ich nach. Eigentlich fand ich es schade Ronnie schon gehen zu sehen, zwar hatten wir gestern keinen so tollen Abend gehabt aber lustig war es doch gewesen. Wir mussten jetzt aber erst einmal unsere Wunden lecken, unseren Kater ausnüchtern und den Rest des Rausches ausschlafen. „Naja, ich sollte wenigstens mal nachsehen ob Anja schon aufgewacht ist.", erwiderte sie und rieb sich die Augen nachdem sie die Brille hochgeschoben hatte. „Ich meine fünf Schlaftabletten und drei Aspirin... das haut rein. Außerdem muss ich Tanya heute Nachmittag im Krankenhaus besuchen. Ich darf ihr nur nicht sagen wo und bei wem ich heute geschlafen habe." „Wieso?", fragte Craig neugierig und alle sahen zu ihr hinüber. „Weil Tanya wegen ihm"– sie deutete grinsend auf mich – „schon im ersten Film zweimal in Ohnmacht gefallen ist. Nun, sie hat einen schwachen Kreislauf, lasst mich das dazu sagen, aber eine Leistung ist es schon..." „In Ohnmacht? So richtig?", fragte Ian mit kullerrunden Augen. „He, so darf nur ich gucken!", maulte Lij dazwischen, dann wandte sich der Hobbit an Veronica. „Und du bist dir sicher das sie wegen Orli umgekippt ist? Nicht wegen mir?" Ronnie blinzelte kurz abwesend. „Wieso sollte sie wegen jemanden in Ohnmacht fallen der einen Meter zwanzig groß ist?" Erneutes Gelächter dröhnte über unser Frühstück hinüber, alle lachten bis auf die errötende Ronnie und Lij, der auf entsetz- beleidigten Hobbit machte. Als durch und durch Elbengentleman beschloss ich Ronnie auch diesmal zu begleiten – aber ohne Maude, die Mira und Lij ausführen wollten. Gut, wenn sie wollten. Ich hatte keine Lust mich von Fotographen jagen zu lassen. Darum hatte ich mir auch eine sehr große, hübsche Sonnenbrille besorgt, einen dicken Schal um meinen Hals gewickelt und eine französische Baskenmütze tief in mein Gesicht gezogen. Ronnie lief in ihren langen Handschuhen und ihrem dicken Schal neben mir her – und das noch reichlich schief. Ich seufzte und hakte sie bei mir ein. Schon einmal war sie nur knapp einer Konfrontation mit einem Laternenpfahl entkommen und ich wollte das nicht noch einmal zulassen. Im Starshine war nichts los, als wir ankamen, und Veronica schien nun endlich wieder aufzuwachen. Sie holte sich einen Zimmerschlüssel und ich folgte ihr hinauf in den zweiten Stock. Es war wirklich – im Gegensatz zu unserem Hotel, wo man sich den Champagner vor die Türe liefern lassen konnte – eine einfache und sehr billige Bleibe, aber nicht zu verkommen. Mit etwas hochrotem Kopf und einigen gemurmelten Entschuldigungen führte sie mich in das Zimmer herein. Schon an der Türe hing ein großes Poster von meiner Wenigkeit – als Legolas, versteht sich – mit Pfeil und Bogen. Ich erschrak fast von mir selbst, als mein elbisches Ich auf mich zielte und ich runzelte die Stirne. „Wunder dich nicht. Das sind Tanyas Poster. Sie hat sämtliche mitgeschleppt. Wir haben sie nicht hindern können, sie hätte einen Massenaufstand gebaut.", erklärte mir Ronnie als sie die Türe hinter mir schloss. Alleine der Gang war mit Ringpostern von vorn bis hinten beklebt. „Außerdem gefällt es uns ja auch." „Ist das denn erlaubt?", fragte ich während Lij mit Ring und Hobbitgrinsen auf mich runter starrte. Verdammt, nirgends hat man Frieden von diesem Kerl! „Eigentlich nicht. Aber wir haben der Besitzerin versprochen wir tapeziert neu, wenn wir etwas kaputt machen." Es waren drei Zimmer und ein Bad. Eine Wohnküche und zwei Schlafzimmer. In einem pennte Ronnie mit Anja, das andere gehörte Tanya und dort waren die meisten Poster anzufinden. An Ronnies Türe pappte nur ein Poster von Viggo unter dem etwas auf Deutsch stand. Ich fragte nach. „Es steht: Zur Abschreckung drunter.", sagte sie grinsend. „Anja und ich sind der Meinung das Aragorn nicht der Schönste ist. Naja, ist ja egal."Sie machte vorsichtig die Türe auf. „Es wär besser du wartest einen Moment.", bemerkte sie und schlüpfte ins Zimmer hinein. Ich wartete. Wahrscheinlich gab es irgendwelche BHs die sie entfernen musste oder anderes Unterwäschenähnliches Zeugs. Doch sie war schnell wieder da. „Sie schläft immer noch wie ein Baby.", berichtete sie klagend und ließ mich einen Blick in ihr Zimmer werfen. Es war ebenfalls recht nett eingerichtet und auch mit Buchenmöbeln, aber ich war mir sicher das meine Möbel im Hotel aus echtem Holz bestanden – Ronnies aus Sperrholz. Trotzdem war es sauber und nett. Ein dunkelblondes Mädchen lag im Bett, so weit zugedeckt das ich nur bis zu ihrer Nasenspitze sehen konnte. „Ich kann nur hoffen sie wacht bis heute Abend auf, oder ich muss den Arzt noch mal anrufen.", erklärte Ronnie dann seufzend. „Langsam denke ich doch, dieser Trip nach Bonn war absolute Scheiße." Sie sank auf ein Sofa hinunter das im Wohnzimmer stand und ich setzte mich mitfühlend einen Arm um ihre Schulter legend neben sie. „Ach quatsch nicht.", versuchte ich sie zu beruhigen. „Nein, das meine ich ernst. Es war ja ganz lustig gestern – vielen Dank Orli übrigens – aber Tanya liegt im Krankenhaus und Anja fast im Koma und ich mache es mir lustig... sehr kameradschaftlich." Ich spielte guten Samariter, soviel Verdrießlichkeit hielt nicht mal ich aus. „Ach, nun mach dir keine Vorwürfe. Es hätte schlimmer kommen können. Du bist kein Kameradenschwein." „Aber ich komm mir wie eins vor.", seufzte Ronnie und legte ihre Hände aufs Gesicht. In der Sorge sie würde gleich weinen drückte ich sie etwas fester und rieb gefühlvoll ihre Schulter. „Du bist wirklich ein elbischer Gentleman.", bemerkte sie dann lächelnd. Sie hatte nicht geweint. Sie war nur etwas mit den Nerven runter. Armes Mädchen! „Danke schön. Höre ich ehrlich gesagt nicht so oft.", gestand ich ihr und gab ihr noch einen aufmunternden Klaps. „So, jetzt aber genügend Trübsal geblasen. Was machst du jetzt?" „Hierbleiben und auf Anja aufpassen bis ich ins Krankenhaus gehe.", erwiderte Ronnie leise und schritt zu dem Küchenfenster wo sie auf Bonns Straßen hinunter blickte. Wenn jemand wie ich die wilden Straßen von L.A. gewöhnt war kam man sich in Bonn vor wie in einem Dorf. Natürlich rauschten Straßenbahnen durch die Häuserschluchten und Unmengen von Autos, Fußgängern und Radfahrern wälzten sich durch die Straßen. Ronnie schien dieses Verkehrschaos wild genug zu sein. Sie seufzte mitleidserregend und ich sah mit ihr zum Fenster hinaus. Ich konnte zwei berittene Polizisten sehen, die sich einen Weg durch eine belebte Straße bahnten. „Ich wünschte das könnte ich jetzt auch. Das wäre entspannend." Ronnie zog mit einem Ruck die Vorhänge zu und prallte gegen mich. Sie musste es nicht gemerkt haben das ich an sie heran getreten war. Sie riss nur die Augen auf und murmelte etwas von: „Schleichwütiger Elb." „Was wünscht du dir könntest du machen?", fragte ich. Kam es nur Ronnie so vor oder wieso starrte sie mich so entsetzt an als ob ich ihr ein eindeutiges Angebot gemacht hätte? He, war ich so ein Ferkel? „Ich wünschte ich könnte jetzt reiten."Sie dehnte das letzte Wort lange. „Auf einem Pferd, versteht sich.", fügte sie dann eilig hinzu. Um die Situation noch zu retten fragte ich: „Du kannst reiten? So richtig?" „Ja, ich kann sogar mit Pfeil und Bogen auf einem Pferd schießen – ohne das ich mir was breche." Ich kicherte. „Das ist wirklich keine Kunst, Ronnieliebes. Jeder kann das – außer ich. Aber das mit dem reiten könnten wir hinbiegen." „Wie?", fragte Ronnie. „Das siehst du schon. Ich denke ich muss jetzt los."Ich kramte in meinem Gedächtnis nach einer Straße, schrieb den Namen auf einen Zettel und hielt ihn Ronnie hin. „ Komm bitte mit einem Taxi dorthin, ja? Du kannst Anja doch alleine lassen oder? Komm in zwei Stunden!", beschwor ich sie. Die Idee die ich nun gehabt hatte war nicht gerade brillant aber ich fand sie irgendwie ziemlich gut. Veronica sah mich verdutzt an. „Mit einem Taxi? Orli, das liegt am anderen Ende der Stadt wenn ich mich recht entsinne. Ich habe keinen Geldscheißer, ich kann das nicht bezahlen." „Ach ja!", erinnerte ich mich. „Ihr seid ja auf einem Kurztrip." Knisternde Geldscheine fanden ihren Weg aus meiner Hosentasche in Ronnies Hand. „Bitte, das muss reichen. Und komm bitte." Ich verabschiedete mich bei der verblüfften Ronnie mit zwei Küsschen auf die Wangen und stürmte die Treppe hinunter, hinaus aus dem Hotel, die Baskenmütze wieder tief im Gesicht. Ich war genial! Nun, ich musste sagen ich hatte Ronnie wirklich gerne. Ich mochte sie. Wenn ich in ihrer Nähe war meinte ich bei meiner Schwester Samantha zu sein, zu der ich einen sehr guten Draht hatte. Ronnie war genauso wie Sam. Sie war verrückt und doch irgendwie traurig und sehr, sehr liebenswürdig – und liebesbedürftig. Ich war wirklich nicht von ihr angezogen – jedenfalls nicht in erotischer Art und Weise, den irgendwie brachte sie mich zum Aufblühen – sondern es schien eine Art freundschaftlicher Gedanke für sie in mir zu sein. Ronnie war Deutsche. Die erste die ich in mein Herz geschlossen hatte. Und sie würde nicht die Einzige bleiben. *** Ich hörte wie eine Autotüre klappernd ins Schloss fiel und drehte mich um, rutschte dabei fast in einer Pfütze Matsch aus und sah sicherlich nicht so elegant aus wie eine Ballerina bei einer Pirouette. „Orlimäuschen!", hörte ich ein begeistertes Quietschen und Ronnie stand vor mir wie aus dem Boden gewachsen. „Bist du eine Elbe geworden oder wieso kannst du so gut schleichen?", begrüßte ich sie fröhlich. Sie war pünktlich wie ein Maurer und trug Leggins – sie schien begriffen zu haben was ich machen wollte. „Nicht wirklich.", war ihre knappe Antwort. Sie stellte sich kurz auf die Zehenspitzen und sah sich neugierig um. „Wo sind wir hier?" „Auf einem Reiterhof." „Das weiß ich Orli, ich kann lesen. Aber wozu?" „Zum Reiten, du Dummerchen, wozu sonst?" Für das „Dummerchen"erntete ich einen etwas genervten Blick von ihr, doch dann seufzte sie. „Aha." „Wie geht es Anja?", fragte ich zurück. „Sie war einmal kurz wach. Ich konnte mich mit ihr unterhalten, ihr geht es besser, danke. Ich habe ihr gesagt das ich ein bisschen unpässlich bin, sie kann ja das Zimmermädchen rufen wenn etwas sein sollte." „Schön.", erwiderte ich, dann hielt ich ihr den Arm hin. „Kommst du bitte, ich habe eine Überraschung für dich." Mit großer Neugierde auf dem Gesicht hakte sie sich bei mir ein als ob wir schon seid Jahren Freunde waren und kuschelte sich fast schon an mich, als ich sie über den sauberen Kopfsteinpflasterhof zu den Stallungen brachte. Es war ein hübscher Reitstall – klein für amerikanische, groß für deutsche Verhältnisse – und ich hatte die letzten zwei Tage immer wieder kurz hier verbracht genauso wie John, Craig, Ian und Miranda, nämlich um ein paar spezielle Pferde zu sehen und auch zu reiten. Wir hatten einige Pferde aus dem Film dabei und genau diese wollte ich Veronica nun zeigen. Anhänglich folgte sie mir in den Stall hinein und schien erst jetzt zu sehen das ich Reitstiefel trug und die passenden Hosen dazu. Sie begann zu kichern. „Es zwickt.", protestierte ich nur. „Nicht mal meine Legolasleggins haben so gezwickt!" „Was meinst du wieso ich lache?" „He!", protestierte ich. „Du lachst mich aus!" „Auch schon gemerkt?" Ich mimte den Beleidigten während wir in den großen, aus Kalkstein gemauerten Stall traten. Auf der linken Seite befanden sich die Boxen, auf der rechten Seite waren Sättel und Zaumzeug untergebracht und zwei Haufen aus Heu und Stroh zogen sich die Wand entlang. Der Geruch von Stroh und Pferd schlug uns entgegen, und die Tiere streckten neugierig ihre schönen Köpfe aus den Boxen um zu sehen wer sie denn besuchen kam. Ronnie an der Hand zerrend rannte ich los, sie protestierte halb auf Deutsch, halb auf Englisch hinter mir bis ich abrupt anhielt – da ich Ronnie mit meiner Aktion nicht erschrecken wollte. Dummerweise hatte ich so plötzlich gehalten, das sie sich nicht mehr halten konnte und quietschend gegen meine Wenigkeit knallte. Ich verlor das Gleichgewicht, purzelte rückwärts in den Heuhaufen und Ronnie landete unsanft auf meiner Brust und stieß mir die Luft aus den Lungen. Ich stöhnte vor Überraschung auf und Ronnie keuchte in mein Ohr, bevor sie sich versuchte von mir herunter zu arbeiten. „Oh... sorry Orli! Sorry!", schnaufte sie. Doch ich hatte schützend die Arme um sie gelegt, realisierte das nicht ganz und hielt sie so auf mir fest. Ronnie hob den Kopf und starrte mir verblüfft in die Augen, ich starrte einen Moment begriffsstutzig zurück. Sie war nicht so schwer wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie hatte ihre Brille verloren und erst jetzt konnte ich die Tiefe ihrer stahlblauen Augen ausmachen und sie keuchte immer noch. Eigentlich war sie mir noch nie so nahe gewesen, unsere Nasenspitzen berührten uns fast. Ich kam fast in die Versuchung sie zu küssen. Ronnie wehrte sich nicht. Sollte ich wirklich? Ihre Lippen waren den meinen so nah. „Was macht ihr denn hier?", tauchte plötzlich eine Stimme über Ronnie auf und wir fuhren beide auf um in Craigs Gesicht zu sehen. Erst jetzt bemerkte ich das man die Szene auch für etwas anderes hätte halten können – wenn man genug Phantasie hatte und ich errötete unelbenhaft. „Was denkst du denn? Meinst du es ist ein deutscher Volkssport mit Elben durchs Heu zu rollern?", gab Ronnie ärgerlich zurück und bat mich dann, das ich sie losließ, während Craig mit großen Augen auf uns hinunter starrte. „Was? Oh, entschuldige."Ich entließ Veronica aus meiner unfreiwilligen Umklammerung und sie krabbelte aus dem Stroh heraus. „Hat jemand meine Brille gesehen?", jammerte sie dann und blinzelte, ohne ihr Klappergestell blind wie ein Maulwurf, herum. Craig reichte sie ihr ohne aufsehen zu machen und half ihr entgültig aus dem Stroh – ganz elbischer Kavalier – während ich mich alleine aus dem Heu kämpfen durfte. Ich verlor kläglich den Zweikampf gegen einige der Halme und sah nun, da ich wieder stand, aus wie eine wandelnde Heuvogelscheuche. „Ihr Elben. Geborene Gentlemans, was?" Craig lächelte anzüglich. „Ja, besonders was das Sich-im-Heu-wälzen anbelangt, nicht wahr Orli?" „Schnauze Craig.", knurrte ich durch die Zähne. „Ich bitte dich." „Craig.", stöhnte auch Ronnie und schlug sich mit der Hand gegen die Stirne. „Was denkst du? Ich habe ihn umgerissen weil wir gerannt sind und Orli musste ja unbedingt so plötzlich anhalten... oh Sorry Orli..." „Macht nichts.", entgegnete ich und versuchte dieses hämische Grinsen alleine durch meinen säuerlichen Blick von Craigs Miene zu tilgen, doch es funktionierte nicht ganz. Ronnie zupfte mir die Halme von der Kleidung und beide ließen wir den grinsenden Craig stehen wo er stand. „Es tut mir wirklich leid, Orlando.", entschuldigte sich Ronnie noch einmal. „Es war nicht deine Schuld, ICH habe angehalten, nicht du." „Trotzdem.", widersprach sie. „Ruhe jetzt. Komm mit, ich wollte dir doch etwas zeigen."Ich zog sie zu der Doppelbox zweier schöner Pferde – ein herrlicher Fuchs und ein hübscher Schimmel mit grauer Mähne. Ronnies Mund klaffte auf und sie vergaß die Landung im Heu. „Die sind ja megahübsch!", freute sie sich und klatschte fast vor Begeisterung in die Hände. „Rate mal, welche Pferde das sind.", erwiderte ich grinsend und öffnete die Box des Schimmels, der mich fröhlich begrüßte. Ich zog ihn am Halfter hinaus auf die Boxengasse. Ronnies Mund ging noch weiter auf. „Hasufel und Arod?", fragte sie ehrfürchtig und schien fast zu schrumpfen. „Jep.", nickte ich und deutete auf den Braunen rechts von der Box Arods. „Das hier ist Brego. Eigentlich heißen all diese Pferde anders, aber wir haben sie so sehr an diese Namen gewöhnt, das sie auf nichts mehr anderes hören. Wir gehen oft mit ihnen reiten. Viggo hat mich auf diese Leidenschaft gebracht – der blöde Kerl – genauso wie das Fotografieren." „Ach, das sagst du nur weil ein Pferd nicht so genügsam wie ein Bungeeseil ist.", winkte sie ab und ich konnte nicht anders, ich brach in Gelächter aus. Arod blinzelte mich nervös an, als ich ihn vor der Box festband. „Pferde sind eigenwillig, aber verdammt cool.", erwiderte ich und deutete auf die zweite Box. „Willst du Hasufel nicht rauslassen?" „Bitte was? Was soll ich?", fragte sie und tippte sich auf die Brust. „Ich?" „Ich sehe hier niemanden sonst. Oder brauchst du Craigs Hilfe?", erwiderte ich und sah ein, das es ein wenig zu stichelig gewesen war. Ronnie war erst rot geworden und dann blass. „Meinst du das ernst?", kam es dann von ihr. „Was? Das mit Craig oder das mit Hasufel?", entgegnete ich grinsend als ich loslief um den Sattel zu holen. Als Arod alleine sah was ich tat, tänzelte er unruhig hin und her und wäre der verblüfften Veronica fast auf den Fuß gestiegen. Diese brauchte eine Weile bis sie verstand, dann öffnete sie vorsichtig die Türe der Box und machte sich mit dem schnaubenden Hasufel bekannt. Ich kenne mich nicht so sonderlich gut mit Pferden aus, aber eines weiß ich sicher – Veronica und Hasufel waren sofort ein Herz und eine Seele. Sie blickten sich beide nur an, und als ob sie sich verliebt hätten schmiegte der Hengst seinen Kopf an sie und schob seine Nase unter ihre Achsel um ihren Geruch aufzunehmen. Ich war so begeistert darüber das ich vor Lachen fast umkippte und bereute das ich meinen Foto nicht dabei hatte. Das musste Lij sehen!!! Hasufel schnaufte begeistert. „Macht er so etwas öfter?", fragte Veronica während ich Arod den Sattel auflegte. „Eigentlich nicht. Er mag dich. Bei Miranda hat er etwas ähnliches gemacht. Aber Liv kann er nicht so sonderlich leiden.", erklärte ich und zog den Sattelriemen fest. „Da ist er nicht der Einzige.", brummelte Ronnie in ihren Schal, den sie – mein Gott, schon wieder! Oder immer noch? – trug. Sie führte ihn aus der Box und zäumte den Hengst auf. Keine zehn Minuten später saßen wir im Sattel und hatten Craig, der uns anfangs begleitet hatte, schon lange hinter uns gelassen. Seine kleine schwarze Stute war ein schnelles, aber schrecklich störrisches Pferd. Hasufel, der sonst auch am laufenden Band Zicken machte, rannte brav voran und er und Ronnie verschmolzen fast. Sie konnte ganz gut Reiten. Eigentlich hatte ich mich auf einen entspannenden Ritt mit einer netten Konversation gefreut, doch Ronnie ließ mir dazu keine Gelegenheit. Sie preschte mit dem schnaufenden Hasufel über die leicht verschneiten Wiesen, das es mir himmelangst wurde. Weit über seinen schlanken Hals gebeugt sauste sie davon und ich hatte Mühe sie mit Arod einzuholen. Bis zur Stalltüre war sie im Galopp geritten und sprang mit einem Satz von dem Rücken des Tieres. Als ich hinter ihr hielt und Arod seiner Wut über das schnelle Laufen durch Wiehern und Bocken Luft machte ging ich zu ihr hinüber. „Was sollte das, Veronica?", fragte ich sie verblüfft. „Tut mir leid, Orli.", sagte sie. Sagte sie eigentlich überhaupt nichts anderes als „Tut mir leid"zu mir? Es sah so aus. „Ich konnte nicht länger reiten. Ich muss zurück zu Anja. Verzeih mir bitte. Du kannst ja gerne mitkommen." Natürlich wollte ich mit. Wir bewegten die Pferde noch ein bisschen im Hof damit sie sich abkühlten. Währenddessen kam Craig auf seiner Stute angehechelt. „Was seid ihr denn für Kranke?", fragte er aber er bekam keine Antwort von uns. Ronnie war während des ganzen Absattelns ernst und bestimmt und wurde auch die ganze Zeit nicht lockerer.