Kapitel dreizehn – Jetzt siehst du mich, jetzt siehst du mich nicht

Donnerstag war einer der Tage, auf den sich die Vier gefreut hatten. Heute würden sie die schwierige Kunst der Unsichtbarkeit erlernen. Harry und Ron waren besonders aufgeregt. Weil sie beide über die Ferien gewachsen waren, würde der Tarnumhang nicht länger nützlich sein. Eine Person passte leicht darunter, aber wenn sie versuchten beide darunter zu passen, riskierten sie es gesehen zu werden. Das machte Mitternachtsabstecher in die Küche schwieriger. Auf der anderen Seite konnten sie es zu ihrem Vorteil nutzen, jeder Zeit unsichtbar zu werden, zum Beispiel wenn sie aus gefährlichen Situationen fliehen mussten oder beim Streiche spielen. Die vier Teenager hatten eine Freistunde gleich nach dem Frühstück und man fand sie in der Bibliothek, wo sie den möglichen Nutzen ihrer bald erlangten Unsichtbarkeit diskutierten.

„Denkt nur all die Dinge die wir lernen können.", rief Hermine. „Wir könnten nachts in die Bibliothek schleichen, wenn wir etwas nachlesen müssen. Dann bräuchten wir uns keine Sorgen darüber machen geschnappt zu werden und Hauspunkte zu verlieren."

„Wow, 'Mine, ich hätte nie gedacht, dass du vorschlägst die Regeln zu brechen.", erwiderte Ron.

„Es ist ja nicht so, dass wir jemanden verletzen. Und wir würden keine Hauspunkte verlieren und somit keine anderen Leute beeinflussen."

„Das ist wahr, aber wir könnten auch spaßige Sachen machen, wie den Slytherins Streiche spielen..."

„Hey!"

„…oder die Gründer ausspionieren…"

„Das wäre unethisch."

„…oder Essen aus der Küche mopsen. Was denkst du, Harry?"

„Ich persönlich denke es ist an der Zeit, dass wir ein wenig Spaß haben. Wir bekämpfen den Dunklen Lord seit unserem ersten Jahr und jetzt sind wir weg von Voldemort. Ich denke, wir sollten tun was uns gefällt. Hier ist niemand der uns verletzt und selbst wenn, haben wir jetzt genug Wissen um mit der Bedrohung umzugehen."

„Was schlägst du also vor Kumpel?"

„Was ich vorschlage, Ron, ist, dass wir ein paar Streiche spielen, ein wenig Quidditch spielen und zur Abwechslung einfach nur Kinder sind."

„Klingt gut in meinen Ohren."

In dem Moment begann Ginny, die ihren Kopf in den Händen auf dem Tisch liegen hatte, sich zu regen. Sie war eingedöst als die Jungs über Quidditch redeten. Sie bewegte sich restlos und murmelte im Schlaf. Plötzlich setzte sie sich auf und ließ einen kleinen Schrei los. Der Vorfall war wie der in Wahrsagen. Muss wohl eine Vision sein, dachte Harry. Ihre Augen öffneten sich und ihr Blick wurde von drei besorgten Blicken ihrer Freunde getroffen.

„Was ist los, Gin, du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen."

„Mir geht's gut Ron, es ist nur…"

„Nur was?"

„Nichts, ich habe nur das Gefühl das etwas Schlimmes morgen passiert."

Harry dachte einige Sekunden nach und erinnerte sich was Simbi und Nirah darüber gesagt hatten, dass Ginny eine Seherin war.

„Ginny, war es wie die Vision, die du in Wahrsagen hattest? Oder war es ein Gefühl wie du es in der Winkelgasse hattest, als du mir gesagt hast ich soll mehr Geld mitnehmen?"

„Wie in der Winkelgasse."

„Ok. Ich denke wir müssen dieses Seher-Ding untersuchen."

Ron und Hermine beobachteten diesen Austausch verwirrt. Sie hatten das Gespräch in der Winkelgasse nicht gehört und sie wussten auch nicht, dass Ginny eine Seherin war. Harry hatte es Ginny gegenüber am Abend nach dem Vorfall in Wahrsagen erwähnt, aber er hatte es den anderen Beiden nicht erzählt.

„Harry, wovon sprichst du? Was meinst du damit, dass meine Schwester eine Seherin ist?"

Harry seufzte und sah Ginny an. Sie nickte ihm leicht zu um ihm anzudeuten es den anderen zu erzählen.

„Ron, Hermine, ich habe am Freitag herausgefunden das Ginny eine wahre Seherin ist. Ich dachte es ginge etwas Seltsames vor, als wir in der Winkelgasse waren um unsere Schulsachen zu holen. Als wir bei Gringotts waren, hat sie mir geraten mehr Geld abzuheben als normalerweise, weil sie ein starkes Gefühl hatte, ich würde es brauchen. Ich habe ihr vertraut, also habe ich getan was sie gesagt hat. Dann wurden wir in die Vergangenheit geschickt und stecken hier für was weiß ich wie viele Jahre fest. Es gibt vielleicht eine Zeit in der dieses Geld nützlich ist. Als wir bei Wahrsagen waren, hatte Ginny eine Vision. Etwas über einen Kampf in der Kammer des Schreckens, denke ich. Ich habe mit Simbi und Nirah darüber gesprochen und sie haben mir erzählt, dass sie eine wahre Seherin ist."

Die anderen sahen ihn einige Minuten erstaunt an. Ron war erfreut, dass seine Schwester etwas Besonderes war, aber auch ein wenig neidisch. Hermine wollte sich auf die Bücher stürzen und alles über wahre Seher herausfinden. Sobald sie aus ihrer Betäubung aufwachten, ging Hermine ein paar Bücher holen, damit sie den Morgen damit verbringen konnten Ginnys neue Gabe zu erforschen.

OoOoOoOo

Zwei Stunden später hatten die Freunde nicht viel über wahre Seher herausgefunden. Von dem was Harry von Simbi und Nirah wusste, waren wahre Seher sehr selten. Es gab drei Arten von Sehern: Wahre Seher hatten ein starkes inneres Auge und sie konnte Visionen und intuitive Gefühle erfahren. Sie konnten Dinge vorher sehen, die in Monaten oder Jahren geschehen würden und ihre Visionen waren sehr deutlich. Der zweite Typ waren kurzzeitige Seher. Sie hatten schwache Visionen die nur Dinge zeigten, die in den nächsten Tagen passierten. Die dritte Art von Seher, wie ihre alte Wahrsagelehrerin eine war, konnten nur einige Minuten voraussehen, wenn überhaupt und hatten nur ein paar Visionen in ihrem Leben, an welche sie sich selbst nicht erinnern konnten. Ginny, die eine wahre Seherin war, war die mächtigste Art von Seherin.

Gerade als sie aufgeben wollten, kam ein heulendes Geräusch von hinten.

„Wenn das nicht der Schlammblutabschaum ist. Ihr lernt hart, wie ich sehe. Ihr müsst hart lernen, um eure schwache Magie auszugleichen. Nicht dass ihr das jemals schaffen werdet! Egal wie hart ihr lernt, ihr werdet nie etwas Besonderes!"

„Halt die Klappe d'Escargot!"

„Ohhh! Der Rotschopf hat Mut! Mein Gott, wie lange hat es gedauert das auszudenken? Eine Woche?"

„Lass meinen Bruder in Ruhe und nerv jemand anderes den es interessiert."

„Sei ruhig Frau! Wie kannst du es wagen so zu mir zu sprechen! Du solltest lernen deine Zunge im Zaum zu halten, wenn du vor jemand wichtigem stehst!"

„Wenn ich jemand wichtiges sehen sollte, werde ich es mir merken!"

Horatio ging einen Schritt auf Ginny zu und hob die Hand in die Luft, als wollte er sie schlagen. Bevor er sie berühren konnte, hatte Harry ihn mit einem starken Entwaffnungszauber getroffen, welcher den Jungen in die Bücherregale hinter sich schleuderte. Die anderen sahen den Jungen – der – lebte erschrocken an. Hermine erholte sich als Erste und deutete mit zitternden Fingern auf Harrys ausgestreckte Hand.

„Harry du hältst gar nicht deinen Zauberstab!"

Harry starrte seine Hand ungläubig an. Er hatte gerade einen kraftvollen stablosen Spruch ausgeführt ohne es zu merken.

„Ich denke wenn wir heute Abend zur Stunde gehen, sollten wir Lady Ravenclaw davon berichten."

Die anderen Drei stimmten zu.

OoOoOoOo

An diesem Abend war die Gruppe im Raum versammelt und wartete ungeduldig darauf, dass die Gründerin ankam. Sie warteten darauf, dass die Stunde begann, aber aus einem anderen Grund als noch am Morgen. Streiche und Abstecher in die Küche waren längst vergessen. Als Lady Ravenclaw den Raum betrat, liefen sie auf sie zu und Harry erzählte ihr was geschehen war. Sie hörte aufmerksam zu und nickte als Harry geendet hatte.

„Wie hast du dich zu dem Zeitpunkt gefühlt?"

„Was meinen Sie?"

„Bevor du den Spruch ausgeführt hast, was hast du gefühlt? Welche Emotion?"

„Wut. Er hat versucht meine Freundin zu verletzten und ich wusste, ich durfte es nicht zu lassen."

„Nun, was ich sagen kann ist, dass die Emotion sehr stark gewesen sein muss. Diejenigen, die nie in stabloser Magie unterrichtet wurden, können normalerweise nicht so einen kraftvollen Spruch ausführen, außer sie erleben gerade ein starkes Gefühl. Wir werden am Sonntag weiter darüber sprechen, jetzt denkt erstmal nicht mehr daran und wir konzentrieren uns auf die Unsichtbarkeit. Ihr müsst euch jetzt vorstellen transparent zu sein. Ihr werdet nicht in der Lage sein, das schnell zu tun. Wenn ihr diese Magie lernt, müsst ihr mit leichter Transparenz beginnen und euren Weg zur kompletten Unsichtbarkeit hocharbeiten. Jetzt schließt die Augen und klärt eure Gedanken…"

OoOoOoOo

Drei Stunden später gingen die erschöpften Teenager aus dem Raum. Harry hatte die größten Fortschritte gemacht, er war leicht durchsichtig geworden. Die anderen waren auch erfolgreich gewesen, aber nicht in dem Maße wie Harry. Ravenclaw glaubte sie würden die Unsichtbarkeit bis Weihnachten meistern.

OoOoOoOo

A/N: (Luna the Moonmonster)Nun, dies Kapitel ist ein wenig länger. Hoffe es hat einige Dinge geklärt. Ich möchte die Zeit nutzen und allen danken die ein nettes Review hinterlassen haben.