8. Kapitel: Geständnisse, die erste

Er hatte Potter tatsächlich das Leben gerettet, aber dieser machte noch nicht einmal Anstalten, sich zu bedanken. Gut, Draco musste zugeben, dass es ziemlich schwer war, sich bei seinem Erzfeind zu bedanken, der bisher immer nur darauf bedacht war, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Er wüsste auch nicht, ob er das können würde. Aber war es nicht für ihn auch Dank genug, dass er mit Potter zusammenarbeiten konnte, dass er ihn immer noch aufziehen und ärgern konnte. Was hätte er gemacht, wenn Potter bei dem Anschlag umgekommen wäre?

Aber ein Danke wäre doch wirklich nicht zuviel gewesen, oder?

Als Draco sich schließlich entschloss, zurück in den Gemeinschaftsraum zu gehen, stand das Abendessen kurz bevor. Auf dem Weg in die Kerker traf er Blaise. „Potter hat dich heute Nachmittag gesucht, Malfoy."„Was wollte er denn?"„Keine Ahnung, ich sollte nur nachsehen, ob du bei uns in Slytherin bist. Wo warst du eigentlich?"„Auf dem Astronomieturm, ich musste nachdenken."„Aha, und worüber?"„Erzähl ich dir ein anderes Mal, ja? Gehst du jetzt essen?"„Ja, soll ich dir was mitbringen, oder was?"„Danke, Zabini, das wäre nett."Mit diesen Worten ging er tiefer in die Kerker und in sein Zimmer.

Als Blaise endlich vom Essen zurückkam und ihm seine Portion gegeben hatte, versuchte Draco ein Ablenkungsmanöver, um nicht schon wieder über Potter und seine Gefühlswelt reden zu müssen. „Wieso hat dein Linyinwin eigentlich gefressen? Was hast du ihm denn für Probleme anvertraut?"Als Blaise rot wurde, wusste er, dass er auf der richtigen Spur war. „Nun, ähm..."druckste Zabini. „Hat es etwas mit dem Wiesel und dir zu tun?"

„Woher weißt du das?"„Na ja, sagen wir, ich hab dich unter der Dusche gehört..."„Du warst das? Sag mir nicht, dass du die Hähne verzaubert hast." Auf diese Frage entschloss sich Draco nicht zu antworten, doch sein Schweigen reichte wohl völlig aus. „Na warte, das gibt Rache!"„Ich freu mich schon drauf,"grinste Draco, „doch jetzt erzähl mal genaueres. Was hast du der Katze erzählt?"„Die Katze heißt Butterfly, und ich hab ihr so ein bisschen was erzählt halt. Na, auch das mit meinem Vater, dass er immer fremdgeht und meine Mutter betrügt und so."„Ach, deshalb bist du damals in Verteidigung so ausgeflippt?"„Ja, genau. Und dann hab ich noch das mit Ron erzählt. Aber die Katze hatte auch keine Lösung, von daher weiß ich immer noch nicht, was ich machen soll. Wir verstehen uns wirklich gut, und ich glaube, er mag mich auch, aber ich habe immer so im Hinterkopf, dass er sich nur an mich heranmacht, um in Verteidigung nicht durchzufallen." „Weißt du, Blaise, so gern ich dir da helfen würde, das mit dem Wiesel musst du schon alleine machen."„So wie du mit Potter, hm?"„Genau, so wie ich mit Potter."Draco drehte sich um und hoffte, dass Blaise diesen Hinweis richtig deutete. Zu seinem Glück kamen keine Nachfragen und so schlief er auch bald ein.

Das Wochenende neigte sich langsam seinem Ende zu und immer noch hatte er keinen Plan, wie er diese Woche mit seinem Team auf das Quidditchfeld kommen könnte. Snape wollte er nicht fragen, das hätte nur wieder böses Blut gegeben, aber irgendwann mussten sie noch mal trainieren. Am Sonntagnachmittag erhielt er von Wood die Aufstellungen der anderen Mannschaften. Potter war also tatsächlich Kapitän geworden, gewundert hatte es ihn nicht. Und das Wiesel war Hüter, na da konnte sich Zabini auf etwas gefasst machen. Ihm war es schon ganz recht, dass Krum bei ihnen Sucher spielen würde, damit konnte er sich nämlich ganz auf seinen Posten als Hüter konzentrieren. Schon früher hatte er immer Hüter gespielt und nur wegen seinem Vater („Du kannst Potter schlagen, du musst Potter schlagen") hatte er Sucher gespielt. Und Viktor Krum lieferte ihm nun die richtige Ausrede für seinen Postenwechsel.

Am Montag ging er wie gewohnt zum Frühstück, doch als er Potter in der Halle sah, wäre er am Liebsten gleich wieder heraus gerannt. Wieso konnte er den Anblick des Gryffindor nicht ertragen?

Zaubertränke gingen so vorbei und er konnte sich Harrys fragendem Blick immer rechtzeitig entziehen, doch ihm graute schon vor Wahrsagen. Zwei Stunden in diesem muffigen Turmzimmer, da konnte man sich von nichts ablenken lassen.

Doch als ob die Geister seinen Wunsch gehört hatten, entschloss sich Trewlaney Handlesen zu verlassen und sich der Traumdeutung zuzuwenden. Mit einem Energiestein bewaffnet, der ihm helfen soll, seine innere Kraft zu finden, setzte er sich auf den Boden und bemühte sich nicht einzuschlafen. Mit einem Seitenblick auf Harry sah er, dass es diesem genauso ging, und nach diesen Stunden hatte er echte Mühe geradeaus zu schauen, so schläfrig war er.

Und auf dem Weg nach unten begegnete er ihm, dem Jungen, der lebt. Schnell schaute er sich um, doch Crabbe und Goyle waren in der Nähe, sodass er es wagen konnte, einen Spruch über das Wiesel zu machen, der gerade wie von der Tarantel gestochen hinter Blaise herlief.

Was ihm allerdings auch erst auffiel, als Pansy Parkinson zu ihnen stieß, war, dass Harry Potter, der Goldjunge von Gryffindor hier in aller Seelenruhe mit einer Gruppe Slytherin zu Verteidigung ging, ohne dass sie sich gegenseitig Flüche an den Hals hexten.

Das war schon ziemlich ungewöhnlich, auch für die Slytherin, die sie begleiteten.

In der Eingangshalle sah er Granger stehen, und dort verließ Potter die Gruppe. Draco wusste auch nicht wirklich, ob er sich jetzt darüber freuen oder lieber traurig sein sollte.

Sie gingen hinunter zu Hagrids Hütte und dort wartete Professor Lupin bereits auf sie. Nur das Wiesel und Zabini fehlten noch, doch als sie schließlich kamen, sahen beide nicht sonderlich glücklich aus. Der Unterricht ging heute über Vulkanbasilisken und die ganze Klasse brach zuerst fast in Schreikrämpfe aus, als sie den Namen Basilisk hörten. Schließlich war die Kammer des Schreckens noch nicht vergessen. Nur Draco, Zabini und Granger schienen zu wissen, dass diese Feuerechsen ungefährlich waren. Nachdem alle drei für ihr Wissen Punkte bekommen hatte, durften sie sich eine Schlange nehmen und auf dem See surfen.

Nachdem diese Stunde auch vorbei war, nahm Draco Zabini zur Seite und wollte unter vier Augen mit ihm sprechen. „Was war los mit dir und dem Wiesel?"„Nun, eigentlich sollte ich froh sein, er hat sich auch in mich verliebt, aber dann..."Draco konnte sich schon denken, was das `aber dann´ heißen sollte. „Aber dann hast du ihm vorgeworfen, dass er sich nur für dich interessiert, damit er in Verteidigung nicht durchfällt?"Dieser Schuss ins Blaue saß so gut, dass Blaise in Tränen ausbrach. „Hast du ihm dann wenigstens Gelegenheit gegeben, das klarzustellen oder bist du gleich davon gelaufen?"„Ich bin weggelaufen."schluchzte Zabini. „Dann solltest du dich schleunigst auf den Weg zu den Gryffindors machen, und ihm die Gelegenheit geben, dies klar zu stellen."Mit einem Zauber hexte er Zabini trocken und stieß ihn dann in einen Gang, durch den er die Gryffindor immer verschwinden sah. Aus den Augenwinkeln sah er noch, dass Blaise eine rote Rose herbei zauberte, bevor er mit Butterfly aus seinen Augen verschwand.

Dann ging er selber nach unten in die Kerker, um sich zu duschen und frische Sachen anzuziehen. Das Surfen auf den Basilisken hatte ihn ganz schön durchgefroren.

Nach dem Duschen war er erstaunt, dass Blaise wieder zurück war und träumend auf seinem Bett lag. „Deinem Gesichtsausdruck nach habt ihr euch wieder vertragen."„Besser, wir haben uns geküsst."Damit hatte Draco nun weiß Gott nicht gerechnet, aber Blaise hatte sich wieder weggedreht. Schließlich war es Zeit zum Abendessen, doch Blaise wollte erst noch duschen, also ging Draco schon einmal vor. Er setzte sich an seinen Platz, doch kaum dass er saß, kam auch schon Potter auf ihn zu.