10. Kapitel: Rosa Haare und Belegungsprobleme

Am nächsten Morgen war es verdächtig ruhig im Zimmer. Draco streckte sich und als auch sein Gehirn aufgewacht war, viel ihm ein, dass Blaise bei dem Wiesel übernachtete. Der ging ganz schön ran. Er schnappte sich seine Schulsachen und lief in die Große Halle zum Frühstücken. Er war ziemlich früh, wieder hatte er Alpträume gehabt, und hatte deshalb nicht schlafen können. Am Tisch angekommen, vertiefte er sich in sein Buch `Heilung oder Gift´; ein bisschen Weiterbildung vor Kräuterkunde konnte nicht schaden. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung neben sich und erschrak. Als er aber sah, dass sich Blaise neben ihn setzte, entspannte er sich wieder. „Du kannst mich doch nicht so erschrecken. Wie war es in der Höhle des Löwen?" „Gemütlich!"Blaise kaute gerade an einem Brötchen. „Also, wenn du so hungrig bist, kann es nicht nur gemütlich gewesen sein."Als Draco sah, wie Blaise rot anlief, fühlte er sich schon fast in seinen Vermutungen, was das Temperament des Wiesels anging, bestätigt, doch Blaise schluckte nur sein Brötchen hinunter. „Das haben wir gar nicht gemacht!"verteidigte sich der Schwarzhaarige. „Wir sind ja noch nicht einmal einen Tag zusammen und schon unterstellst du mir so Sachen. Ich bin schließlich nicht wie mein Vater." Erschrocken über den wütenden Tonfall schaute Draco von seinem Buch auf. „Entschuldige, Zabini. War auch nur ein Scherz. Aber heute Abend bist du doch wieder da, oder? Du musst mir doch noch erzählen, was das Wiesel gemacht hat, dass ihr heute schon zusammen geschlafen habt... in einem Bett, natürlich, nicht zusammen, nur zusammen in einem Bett." Oh Mann, böser Versprecher, ganz böse. Blaise hatte sich mittlerweile seinem dritten Brötchen zugewandt und nickte nur. Als sie sich nach Kräuterkunde zusammen mit den anderen Slytherin auf den Weg zu Verwandlungen machten, war Blaise ihm nicht mehr sauer. Aber das konnte auch nur gut gespielt sein, schließlich wollte sich Zabini noch an ihm rächen. Draco entschloss sich ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen, wenn er mit Blaise redete. Man konnte ja nie wissen. Das erste, was ihm in Verwandlungen auffiel, war ein grell- pinker Haarschopf, der sich durch die Schülerschar schob. Draco folgte den Haaren mit seinem Blick und musste urplötzlich lachen, als er erkannte, dass diese Haare niemand anderem gehörten als Potter. Und dieser schien nicht gerade gut drauf zu sein. „Was ist denn so witzig, Malfoy?"„Du hast rosarote Haare." Draco konnte sich vor Lachen kaum halten. „Ihr habt doch nach dem Essen Kräuterkunde, die Haare passen perfekt zu dem Buch."Irgendwie übten diese grellen Strähnen in Draco das Bedürfnis, die Hand auszustrecken und sie zu berühren. Erst als McGonagall ihn darauf hinwies, dass er es doch bitte unterlassen soll, an Mister Potter herum zu fummeln, wurde ihm bewusst, dass er seinem Verlangen, die Haare zu berühren, ihn zu berühren, nachgegeben hatte. Schnell senkte er seinen Blick und zog seine Hand zurück. Aber diese Haare fühlten sich so weich an, es fühlte sich so richtig an, ihn zu berühren. Aber Draco blieb bei seinem Entschluss, Potter nichts von seinen Gefühlen zu erzählen. Selbst wenn er deshalb diese Haare nie wieder berühren würde können. Leise seufzend bemerkte er, dass die Stunde schon wieder fast um war und packte seine Sachen. Als er schon auf dem Flur war, fiel ihm ein, dass er noch mit Potter reden musste. Draco lehnte sich an die Wand gegenüber der großen Halle und wartete. Schließlich kam der Gryffindor, jetzt wieder mit normaler Haarfarbe. Schade eigentlich, war mal was anderes... „Ich habe mit Snape gesprochen und ihn wegen der Erlaubnis für die verbotene Abteilung zu fragen. Er gratuliert dir, lässt aber ausrichten, dass es den anderen Teams unfair gegenüber wäre, wenn wir das Buch bekämen, da Hogwarts nur ein Exemplar davon hat." „Kein Problem, dann frage ich Lupin..."„Außerdem hat er jedem Lehrer verboten, die Erlaubnis auszustellen, also versuch es erst gar nicht."Als Potter dann aber mit der Idee kam, sich das Buch aus der Nokturngasse liefern zu lassen, zweifelte er ernsthaft an dessen Geisteszustand. Jeder wusste doch, dass man sich aus der Nokturngasse nichts liefern lassen konnte. Volldepp! „Es gibt einen Laden in Hogmeads, Greywoods, direkt neben Yin und Yang, da müsste es das Buch geben. Ich muss nur Snape nach einem Ausgangsschein fragen..."„Kein Problem, ich kann das Buch besorgen. Ich gehe doch morgen mit Oliver nach Hogmeads um..."„...um die neuen Quidditch- Bälle zu besorgen, ich weiß."„Du weißt?"„Ja, er hat jeden Quidditchkapitän um Erlaubnis gefragt, ob er dich mitnehmen darf."„Und du hast es auch erlaubt?" Irrte er sich oder blitzte es da gerade in den Augen seines Gegenübers freudig auf? „Ich habe ja nicht damit gerechnet, dass McGonagall dich gehen lässt, die alte Schachtel verbietet doch sonst alles."Verdammt, warum musste er hier so rumstottern? „Ich habe ja auch Dumbledores Erlaubnis noch nicht, aber wenn ich darf, wäre es nicht schlecht zu wissen, wo dieses Greywords eigentlich genau liegt."„Es heißt Greywoods, Potter. Bist wohl schon zu blöd, um dir Namen zu merken? Ich erzähl dir das morgen in Verteidigung." „Dann entlässt du mich?"„Potter, lass die Scherze."Draco drehte sich um und ging in die Halle zum Essen. Als er sich seiner Pizza zuwandte (Pizza, seit wann machen die Hauselfen Pizza?) hörte er das typische Flügelschlagen der Eulen. Die Post kam. Bei seinem nächsten Stück zuckte Blaise neben ihm zusammen. Und da nahm auch Draco die Stimme wahr, die durch die große Halle schallte. „Ronald Weasley! "Schien ganz so, als ob das Wiesel einen Heuler bekommen hatte. Und es schien auch so, als ob seine Mutter nicht mit seiner Beziehung zu Blaise einverstanden war. Blaise wandte sich nach dem Ausbruch des Heulers wieder seinem Essen zu und da kam Draco eine Idee, wie er mit seinem Quidditch- Team doch noch zu ihren Trainingseinheiten kommen könnte. Ohne böses Blut und vor allem ohne Harry vor den Kopf zu stoßen. Noch während dem Essen rief er seine Mannschaft zusammen und ging nach den letzten Stunden Zauberkunst mit seinem Team in Richtung Quidditchfeld, wo er die Gryffindor bereits versammelt sah. „Malfoy, was soll das? Wir haben den Platz reserviert."„Ich wollte dich um etwas bitten, Potter. Können wir das Feld nicht abwechselnd nutzen. Heute ihr, morgen wir und so weiter? Ihr habt auch eine Einheit mehr." Zu Dracos Freude willigte der Gryffindorkapitän ein. Draco drehte sich um und ging mit seinem Team wieder ins Schloss, wo er gleich von Pansy Parkinson abgefangen wurde. „Hast du schon gehört, was die Klatschtanten Brown und Patil erzählt haben? Potter sollte eigentlich ein Slytherin werden!"„Und?"Draco konnte die Aufregung nicht verstehen. „Der sprechende Hut wollte ihn eigentlich nach Slytherin schicken, kannst du dir das vorstellen? Der Held der Gryffindor ist eigentlich kein richtiger Gryffindor."„Siehst du an ihm ein Slytherin- Abzeichen? Hast du ihn schon mal in unserem Gemeinschaftsraum gesehen? Nein, also. Er ist ein Gryffindor, und ich will ihn auch gar nicht in Slytherin haben."Mit diesen Worten ging Draco in die Bibliothek. Bis zum Essen war noch ein bisschen Zeit, und die wollte er nutzen, um seinen Kräuterkundeaufsatz über die Wirksamkeit der Tentacula terribilis vorzubereiten. Schnell schickte er noch Zeus mit einem Brief an Gringotts, die Zaubererbank. Irgendwie wusste dieser Vogel immer, wann Draco ihn brauchte und flatterte dann um ihn herum.