11. Kapitel: Kann ein Löwe zur Schlange werden? Auf dem Weg in die Bücherei überdachte er noch einmal das, was er eben gerade gesagt hatte. Stimmte es, dass er Potter nicht in Slytherin haben wollte? Eigentlich wollte er Harry nur noch um sich haben, aber musste das zwangsläufig heißen, dass Potter nach Slytherin kam? Aber ein bisschen geschockt war Draco dann doch. Wieso sollte der Feind von Dem- dessen- Name- nicht- genannt- werden- darf nach Slytherin, wo über 80 Prozent aller Schüler Todesser als Eltern hatten? Aber der sprechende Hut musste sich doch da irgendetwas ausgedacht haben. Mittlerweile war Draco in der Bibliothek angekommen und machte sich auch gleich auf die Suche nach den nötigen Büchern für seinen Aufsatz. „Tentacula terribilis in Hemmungstränken verhindert das Ausbilden aggressiver Züge. Allerdings dürfen nicht mehr als drei Blüten und nicht mehr als 20 Gramm Wurzelmasse pro Trank genommen werden, da sich sonst die Wirkung ins Gegenteilige umkehrt. Seit 1524 wird der Anbau dieser Pflanze..." Erst kurz vor dem Essen beendete Draco seinen Aufsatz und ging in die große Halle. Dort bemerkte er, dass Potter gleich von Parkinson in Beschlag genommen wurde. „Ist es wahr?" „Ja, Draco kümmert sich viel besser um Moonshine als ich."Draco musste grinsen. Und als Potter auch noch fast dieselben Argumente brachte, dass er ein Gryffindor und kein Slytherin war, musste er noch viel mehr lachen. Sie beide waren wirklich eine Wellenlänge.

Abends im Gemeinschaftsraum war das Gesprächsthema Nummer eins Potters mögliche Verbindungen zu Salazar Slytherin. „Vielleicht ist er wirklich sein richtiger Erbe, immerhin kann er Parsel sprechen." „Und er hat die selben grünen Augen wie Slytherin. Das habe ich auf einem Bild in `Hogwarts, a history` gesehen."„Ja, die Ähnlichkeit ist mir auch gleich aufgefallen." Draco konnte das Geschnatter nicht mehr aushalten. „Und was wollt ihr jetzt tun? Euch mit Potter verbünden, dass er in unser Haus kommt? Wenn ihr nicht sofort die Klappe haltet, dann gibt's Strafarbeiten. Ich will kein Wort mehr über Potter und Slytherin hören, er ist ein Gryffindor!" Zögernd beendeten die Schüler ihre Gespräche und gingen in ihre Zimmer. Als sich auch Draco auf den Weg in sein Zimmer machte, konnte er noch einige Gesprächsfetzen hören. „Und hast du seine Haare gesehen? Genau wie die von Slytherin. Genauso blond. Und dann das Temperament, es würde mich nicht wundern, wenn Malfoy mit Salazar..."Die beiden Mädchen sahen ihn kommen und verstummten. `Blöde Gänse´ dachte sich Draco und verschwand in seinem Zimmer, um endlich Blaise auszufragen, wie er mit dem Wiesel zusammen gekommen war. Blaise lag schon in seinem Bett, aber er hatte die Vorhänge noch nicht zugezogen. „Und? Wie sind du und das Wiesel jetzt zusammen gekommen?" „Also, ich bin in den Gang zu ihrem Gemeinschaftsraum gegangen..." „Ich habe dich gestoßen, meinst du wohl."„Gut, du hast mich in den Gang gestoßen, und da bin ich dann auf Rons kleine Schwester gestoßen. Und die hat mich dann mit in den Raum genommen. Und als ich dann Ron auf der Fensterbank mit seinen Freunden sprechen gesehen habe, konnte ich nicht anders, ich musste einfach zuhören. Und da hat er mir praktisch die süßeste Liebeserklärung gemacht, die man sich vorstellen kann..."Draco zog sich seinen Pyjama an und legte sich auf sein Bett. „... und dann musste ich ihn einfach küssen." „Und danach? Ich hab dich doch dann noch auf deinem Bett liegen sehen."„Ja, ich musste mir selber erstmal im Klaren sein, was ich denn jetzt mit einem Freund anfange und mir meiner Gefühle für ihn ganz sicher sein. Da hab ich ihm gesagt, dass ich noch einen Kräuterkundeaufsatz schreiben muss, und bin gegangen. Und beim Abendessen habe ich ihn da am Tisch sitzen und sein Schnitzel massakrieren sehen, und das sah so süß aus, dass ich ..." Dracos Begeisterung für solche schnulzigen Liebesgeschichten hielten sich in Grenzen. Und außerdem verhielten sich die beiden gerade ziemlich unmännlich. Nur gut, dass man die beiden Freunde nicht sah, wie sie auf ihren Betten lagen und sich die Geschichten ihrer Liebe vorschwärmten. Nur, dass Draco sich seiner Liebe zwar bewusst war, sie aber nicht zeigen konnte. Vor allem nicht Blaise, der jetzt täglich direkten Zugang zu den Gryffindor hatte. Aber ahnte Zabini nicht schon längst, was er für Harry empfand? Geschockt beobachtete Draco seinen Zimmerkameraden. Hatte er etwa schon etwas erzählt? Und wenn, was hatte er erzählt? Eiskalt lief es seinen Rücken hinunter. Er kannte ja Blaise Zabini, die größte männliche Tratschtante von Slytherin. Wenn der erstmal aufgetaut war... und er kannte sein Geheimnis. Draco sprang auf und stellte sich unter die Dusche. Auf diesen Schock musste er erst einmal einen klaren Gedanken fassen. Langsam entspannte er sich unter dem massierenden Wasserstrahl und entschloss sich, nach dem Gespräch mit Potter am See nach dem Spiel gegen Gryffindor mit Blaise zu reden. Vielleicht konnte er so schon herausfinden, was Potter wusste und was nicht. Beruhigt drehte er den Hahn zu und legte sich in sein Bett. Blaise schien gar nicht bemerkt zu haben, dass Draco zwischenzeitlich unter der Dusche gestanden hatte, er lag auf dem Bauch in seinem Bett und erzählte immer von Ron. Am nächsten Morgen nahm er den Beutel, den Zeus ihm gebracht hatte, und machte sich auf den Weg zu seinem Unterricht. In Kräuterkunde erhielt er für seinen Aufsatz die beste Note. Warum merkte diese Hexe nicht, wenn er aus einem Buch abschrieb? War ja klar, dass dann alles richtig sein musste. Aber vielleicht war Professor Sprout auch zu abgelenkt, schließlich saß nicht alle Tage ein gut aussehender Professor namens Zabini im Unterricht um zu sehen, was seine Pflanzen machten, die er für einen Ritualzauber bestellt hatte. Und dann saß er auch schon neben Potter in Verteidigung. Draco erklärte ihm kurz, wo er Greywoods finden könnte und drückte ihm dann den Beutel von Gringotts in die Hand. „Da sind 5000 Galleonen drin, wenn es nicht reicht, schick mir ne Eule."Harry verdutztes Gesicht wollte er nicht sehen, und zum Glück erschien in diesem Moment Professor Zabini und sammelte ihre Aufsätze ein. Dann besprachen sie noch kurz einige Ritualzauber und ihre Wirkung und schon war die Stunde vorbei. Draco hatte gar nicht gewusst, wie schnell eine Stunde vorbei gehen konnte, aber vielleicht war auch das Thema so interessant, dass er die Zeit gar nicht mitbekommen hatte. Für das Mittagessen hatten die Hauselfen diesmal Sushi gemacht. Er beneidete Potter, der jetzt mit Wood in Hogmeads essen konnte und nicht diesen rohen Fisch hinunterwürgen musste. Aber Draco meisterte auch diese Prüfung und ging nach dem Essen mit seiner Mannschaft zum Quidditchfeld. Dort ließ er für Krum den Schnatz los und versuchte dann, die Würfe von seinen drei Jägern abzublocken. Nur die Treiber bekamen heute keine richtigen Klatscher, das würde doch zu gefährlich, und so mussten sie sich gegenseitig immer Tennisbälle zuschießen. Zu seinem Erstaunen fing Krum den Schnatz bereits nach zwei Minuten und Draco bedeutete ihm, dass er gerne aufhören konnte, wenn er keine Lust mehr hatte zu trainieren. Als Krum den Schnatz drei weitere Male gefangen hatte, sah Draco ihn landen und auf das Schloß zugehen. Auch seine Treiber waren von ihrer Aufgabe so gelangweilt, dass er schließlich doch die Klatscher losließ. Die Jäger waren auch ein eingespieltes Team und Draco war sich sicher, dass Gryffindor am Sonntag keine Chance hatte. Er setzte das nächste Training in zwei Tagen fest und auch dort verlief alles bestens. Sogar die schwierigsten Taktiken klappten auf Anhieb und das ganze Team passte wirklich hervorragend zusammen. Von Harry hörte er außer im Unterricht nichts, er war auch viel zu sehr mit Training beschäftigt, als dass ihn das irgendwie störte. Schließlich wollte er das Spiel gewinnen, er musste das Spiel einfach gewinnen.