14. Kapitel: Drohungen und gute Vorsätze Draco entriß dem Adler seinen Brief und schickte ihn nach Hause zu seinem Vater.
Draco, Wie du sicher siehst, werden die meisten Eltern ihren Kindern endlich über den Verräter Snape aufgeklärt haben. Ich bitte dich, nichts dagegen zu unternehmen, wenn die Dinge seinen Lauf nehmen, und auch bitte ich dich, dich nicht auffällig zu verhalten. Wenn der alte Narr von Dumbledore erkennt, was hier gespielt wird, wird er versuchen, es zu verhindern, und deshalb wird er dich ganz besonders im Auge behalten. Handele nach meinen Anweisungen, mein Sohn! Es wäre besser für dich!
Dein Vater Toller Brief, wirklich, da quillt die Vaterliebe geradezu heraus. Obwohl er sich schon denken konnte, was in den anderen Briefen drinstand und welche Dinge wie ihren Lauf nehmen sollten, setzte er sich doch an den Kamin und wartete auf seine Mitschüler. Natürlich war jeder überrascht, Post zu bekommen, aber dass alle Eltern größtenteils derselben Meinung waren, war doch neu. Nach einer Weile zog Draco Pansy zur Seite und fragte sie nach dem Inhalt ihres Briefes und was sie ihren Eltern geschrieben hatten. „Ich habe nur gesagt, dass wir endlich gegen Gryffindor gewonnen haben, und dass wir die beste Quidditchmannschaft seit langer Zeit haben."„Und was hast du über Snape geschrieben?"„Snape? Nichts!"„Dann würde mir mein Vater nicht schreiben, dass sie euch über Snape Bescheid gesagt haben." „Ach so, da hab ich nur kurz erwähnt, wie froh und glücklich Professor Snape doch war, dass wir endlich eine Chance auf die Quidditchpokale haben."So langsam verstand Draco. Die Todesserkinder hatten Post bekommen, damit sie sich von Snape, dem enttarnten Verräter, fernhielten. „Und was wollt ihr jetzt machen?"„Also, ich gehe auf jeden Fall nicht mehr zu Zaubertränke. Und die anderen wollen das auch nicht mehr machen. Die Abnormalen haben keine Ahnung, um was es geht. Was ist mit dir? Gehst du zu Snape?"Draco wusste, wen sie mit ´die Abnormalen´ meinte, nämlich die Kinder, die keine Todesser als Eltern hatten. „Also, ich werde auf jeden Fall weiter zu Zaubertränke gehen, das ist mein Lieblingsfach."„Das haben wir uns schon fast gedacht, und deshalb soll ich dir auch einen Brief an Snape mitgeben, in dem wir unsere Gründe für unser Fernbleiben erklären." Draco nahm den verschlossenen Brief an sich. Er wollte lieber nicht wissen, wie diese ominösen Gründe formuliert waren. Sein Mund tat immer noch weh, aber er durfte keinem erzählen, dass der Prinz von Slytherin auf seinem Zauberstab herumgekaut hatte wie ein Baby auf seinem Beißring, und so ging er nach oben in sein Zimmer, um zu schlafen. Blaise war noch nicht da, aber da Draco zu müde von dem Spiel war, legte er sich auf sein Bett und schlief ein. Zabini konnte er morgen immer noch zur Rede stellen. Am nächsten Morgen war Zabini schon wesentlich früher aufgestanden als er, und irgendwie hatte Draco das Gefühl, dass Blaise sehr wohl wusste, was ihm blühte, und er ihm deshalb aus dem Weg ging. Schnell lief er in die große Halle zum Frühstücken und dann in den Kerker zu Zaubertränke. Blaise kam kurz nach ihm in den Raum, und wäre Draco nicht so neugierig auf Snapes Reaktion, er hätte Blaise umgehend verhext. So ignorierte er ihn und blätterte in dem Vita-Trank- Buch. Und tatsächlich kamen nur die Gryffindor, von den Slytherin ließ sich kein anderer blicken. Draco sah Snape hereinkommen und stutzen. Er eilte nach vorne und übergab seinem Lehrer den Brief, den er am letzten Abend von Pansy bekommen hatte. Der Professor wurde mit jeder Zeile wütender und zum Schluß zerriß er den Brief in kleine Schnipsel. „Sie hätten ein Machtwort sprechen müssen, Mister Malfoy."„Klar, weil sie auf mich eher hören, als auf... sie wissen schon."Draco brach ab, es musste schließlich nicht die ganze Klasse mitkriegen, was gestern in Slytherin passiert war. Anscheinend beruhigte sich sein Lehrer wieder etwas. Innerlich atmete Draco auf. Wer weiß was hier passiert wäre, wenn sich das Lieblingsspiel der Gryffindor `Snape explodiert´ bewahrheitet hätte. Nachdem Draco Snape sogar noch überzeugen konnte, die Bewertung des Vita- Trankes herunter zu setzen, konnte er sich wieder voll und ganz auf seine eigenen Probleme konzentrieren, von denen zwei in unmittelbarer Nähe zu ihm saßen. Warum machten ihn eigentlich diese grünen Augen von Potter immer so... wuschig? Immer, wenn er Harry ansah oder ihn bei der Zubereitung eines Trankes unterbrach, schauten diese herrlich saphirgrünen Augen ihn mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte. War Potter etwa auch in ihn verliebt? Aber selbst wenn, was würde das ändern? Hatte er nicht am See schon deutlich gemacht, dass er keine Beziehung mit Harry Potter anfangen konnte? Und waren seine Gründe nicht einleuchtend gewesen? Mit einem leichten Aufseufzen machte er sich wieder an die Arbeit. Aber auch diese Stunde verging, doch nach dem Mittagessen hatten sie schon wieder zusammen Unterricht. Wahrsagen. Und wie durch ein Wunder verließen sie das Gebiet der Traumdeutung und wandten sich der Kugel zu. So ein Schwachsinn! Aber als Harry sich mit einem fiesen Grinsen neben ihn setzte, war es um seine Fassung geschehen. „Was grinst du denn so dämlich, Potter?"„Hat nichts mir dir zu tun, Liebling!" Während der Stunde konnte Draco nicht darüber nachdenken, was ihm an diesem Satz störte, doch dann, nach dem Unterricht in seinem Zimmer hatte er genügend Zeit diese Szene Revue passieren zu lassen. Liebling? Hatte er ihn wirklich Liebling genannt? Eigentlich gefiel ihm das gar nicht so schlecht, aber was war, wenn das jemand mitbekommen hatte? Draco wollte sich die Konsequenzen nicht vorstellen. Aber was wäre, wenn er sich aller Konsequenzen zum Trotz mit Potter einließ? Seinen Vater ignorierte und mit Potter... Nein, das konnte nicht gut gehen, an so etwas durfte er noch nicht einmal denken. Nachher machte er sich Hoffnungen, dass sein Vater tatsächlich einmal gefangen genommen werden würde und ihrer Liebe nicht mehr im Weg stand, oder noch schlimmer, Potter empfand gar nichts für ihn. Dann würde sein Herz brechen und die Einzelteile könnte nicht einmal ein Zauber wieder zusammenfügen. Und seit wann redete er im Zusammenhang mit Harry Potter von Liebe? Bisher war das ganze doch nur Schwärmerei oder so etwas. Beim Abendessen konnte er den Blick nicht von dem Objekt seiner Begierde nehmen und als auch Potter ihn anschaute, und sich ihre Blicke trafen, bahnte sich ein Lächeln seinen Weg an die Oberfläche. Verdammt, verdammt, verdammt! Gerade hatte er noch alle guten Vorsätze, nicht an Harry zu denken, und dann... ein Blick in diese wunderschönen Augen, die so wissend funkeln konnten, und er hatte alle Vorsätze so schnell über Bord geworfen, dass eine Reise mit Flohpulver ewig erschien