A/N: Die credits für die Inspirationen für dieses Kapitel gehen an eine gewisse Präsidentschaftswahlkonfrontation, an Eiskalte Engel und an das geniale ‚Money for nothing' von den noch genialeren Dire Straits.
Kapitel 2
**Ginny**
Wider Willen musste ich über Malfoys Reaktion auf meine offenbar unerwartete Attacke auf seine Leistengegend grinsen. Sein Gesicht benahm sich wie ein Frosch, dem man mit Engorgio zu sehr bearbeitet hat – zuerst weiteten sich seine Augen so, dass sie wie große Murmeln wirkten, die im Begriff sind, aus dem Augenhöhlen zu kullern und dann zog sich sein ganzes Gesicht zusammen, als ob sein Kopf gleich platzen würde.
Nun, ich hätte nichts dagegen – es würde mir nicht nur die Gelegenheit geben, in Ruhe mein Piercing zu suchen und zu verschwinden, sondern auch sein Bett schön gründlich versauen. Ich versuchte es mir vorzustellen und beschloss, dass es wie ein modernes Kunstwerk aussehen würde: Stillleben – Hirn auf schwarzer Seide. Oder die Absenz eines Hirnes auf schwarzer Seide, je nachdem, wie viel er davon hatte.
Kichernd sah ich Malfoy an und bemerkte, dass sein Gesicht leicht pink angelaufen war und dass ein paar Schweißtropfen auf seiner Stirn standen. Er atmete schwer und seine Augen glitzerten mörderisch. Sah unglaublich attraktiv aus.
Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als mir mein letzter Gedanke bewusst wurde. Malfoy nahm offenbar an, dass der Ausdruck ihm galt, denn er grinste sadistisch und wollte mich packen. Doch ich war schneller, hüpfte aus dem Bett und presste mich an die gegenüberliegende Wand. Er konnte mir nach meiner Attacke sowieso nicht viel tun, außer mich zu verhexen und allzu dunkle Magie konnte er auch nicht anwenden, ohne dass in den Zimmern der Professoren ein Alarm losging.
Aber Malfoy schien es nicht einmal in Erwägung zu ziehen, magisch tätig zu werden, was mich schon sehr verwunderte. Andererseits... wenn das männliche Denkvermögen doch eher im unteren Bereich des Körpers lag, dann hatte ich es wohl gerade eben ziemlich beeinträchtigt, was seine momentane Langsamkeit wieder etwas verständlicher werden ließ.
Viel weniger verständlich war mir aber das, was sich nun in mir abspielte. Ich bekam ein schlechtes Gewissen wegen meines tätlichen Angriffs, obwohl ich weiß Gott Grund genug dazu gehabt hatte. Doch halt! Ich stoppte meinen Gedankenfluss und unterwarf meine Gefühle einer neuen, gründlicheren Analyse (Dr. Freud hätte bestimmt seine Freude an mir gehabt). Meine Schuldgefühle bezogen sich nicht auf die Attacke – die hatte sich Malfoy verdient! Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil... weil... (sogar meine innere Stimme wurde leiser, als sie es zugab) weil ichMalfoyeinfachsoverdammtsexyfandwenneretwasFarbeimGesichthatte.
Nun, das war schlecht. Noch schlechter war aber die Tatsache, dass sich das Subjekt meiner Überlegungen von seinem Bett erhoben hatte und sich mir langsam näherte. Ich versuchte, ihm seinen Absichten vom Gesicht abzulesen, doch ich schaffte es nicht. Malfoy wäre sicher ein verdammt guter Pokerspieler. Ich erwog kurz, es ihm zu sagen, aber Komplimente hatte er sich wahrlich nicht verdient.
Er blieb etwa eineinhalb Meter vor mir stehen und sah mich auf einen kalkulierende Weise an. Ich befürchtete schon, dass er mich angreifen würde, aber offenbar hatte er mein letztes Verteidigungsmanöver noch in lebhafter Erinnerung.
Es schien, als ob er zu einer Entscheidung gekommen war, denn er straffte die Schultern und setzte zum Sprechen an: „Okay, Weasley..."
Doch weiter kam er nicht, denn ich trat plötzlich näher an ihn heran, was ihn dazu trieb, zurückzuweichen, da er scheinbar dachte, ich hätte vor, ihn als Ziel eines weiteren Aggressivitätsausbruchs zu missbrauchen. Weit gefehlt. Diesmal waren es andere Hormone, die in meinem Körper werkelten und mich dazu veranlassten, unerhörte Dinge zu tun. Jawohl, ich tat es. Ich küsste Draco Malfoy.
**Draco**
Ich war ja eigentlich in den letzten zwei Jahren darauf stolz gewesen, wenigstens ein elementares Verständnis von Frauen zu haben. Denkste. Diese Sicherheit löste sich im selben Moment auf, als Weasley mich küsste – freiwillig, unter keinem Einfluss von Zaubertränken, dunkler Magie, Alkohol oder anderen Drogen.
Doch leider fand der ganze Spuk ein rasches Ende. Ich hatte gerade begonnen, den Kuss weiter auszubauen, also sie sich plötzlich abwendete und mich praktisch in der Luft hängen ließ. Verärgert öffnete ich meine Augen und sah, wie sie ihren Mund angeekelt verzog. Ich blinzelte empört. Das war doch wohl die Höhe! Frauen schmolzen unter meinen Küssen reihenweise dahin und sie nahm es sich heraus, mich aufs Tiefste zu beleidigen, indem sie so ein Gesicht zog? Ich war gerade dabei, ihr ziemlich detailliert zu schildern, was ich von ihrem Mangel an Enthusiasmus hielt, als sie mich entschuldigend (oha!) ansah, sich räusperte und auf ihre Lippen tippte.
Ich verdrehte die Augen. Wieso, *wieso* können Frauen nicht expliziter sein? Das Leben wäre um so viel einfacher.
„Weasley, ich hasse Pantomime," fuhr ich sie an. „Rede mit mir, zum Teufel."
Sie hob ihre Augenbrauen und sah mich kalt an. „Okay. Du hast Mundgeruch, Malfoy."
Meine Wangen wurden heiß und ich sie, wie sie unverschämt grinste. Fieberhaft suchte ich nach einer passend-schneidenden Bemerkung, um sie in die Schranken zu weisen, aber es fiel mir rein gar nichts ein.
In meiner wachsenden Beunruhigung über meine plötzliche Sprachinkompetenz hatte ich nicht bemerkt, dass sie zwei Schritte zurückgewichen war und mich nun interessiert betrachtete. Urplötzlich wurde mir unser Mangel an Kleidung wieder bewusst. Nun gut, mit lüsternen Blicken konnte ich schließlich bestens umgehen – Übung machte eben den Meister. Ich widerstand heldenhaft dem Drang, mich in Pose zu werfen, verschränkte stattdessen die Arme und hob meine rechte Augenbraue grinsend.
„Jaaa, Weasley? Was fasziniert dich denn so, bitte schön? Fühle dich befugt, deine Entdeckungen allen Anwesenden mitzuteilen," meinte ich mit meiner patentiert-charakteristischen gedehnten Stimme.
„Tja, weißt du... eines verwundert mich schon," antwortete sie langsam.
Was denn, dachte ich. Die Perfektion meines Körperbaus? Meine makellose, narbenfreie Haut? Das stürmische Grau meiner Augen? Meine einzigartige Haarfarbe? Oder vielleicht meine extensive Ausstattung? (Manche Menschen sagen, ich wäre eingebildet. Ist natürlich vollkommener Blödsinn).
„Was denn?" fragte ich schließlich grinsend.
„Naja. Du hast so einen kleinen –" Sie machte eine kurze Pause in der mein Herz stehen blieb. WAS?
„Bauchnabel," beendete sie den Satz und warf mir einen schelmischen Blick zu, der meinen Herzschlag wieder anregte. Hm. Vielleicht etwas mehr als nötig war. Es gab keinen Grund, warum Weasleys Blicke so einen Effekt auf mich haben sollten. Ich rettete mich in den altbewährten Spott, der mir schon aus vielen Situationen herausgeholfen hatte. „Hat da jemand ein Faible für Bauchnäbel?"
Sie seufzte ungeduldig. „Malfoy, du ignorantes Arschloch, das war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ich will mein Piercing zurück."
Ich schüttelte den Kopf in gespielter Entrüstung. „Ts, ts. Hat man dir keine Manieren beigebracht? Was macht man denn, wenn man etwas will?"
Sie sah mich abschätzend an. „Frau holt es sich."
Die Antwort gefiel mir – sie hätte von mir stammen können – bis auf das ‚frau', versteht sich. Doch im Augenblick passte sie leider nicht.
„Man bittet freundlich darum, Weasley," belehrte ich sie und grinste, als sie skeptisch ihre Augenbraue hob. „Jedenfalls hab ich mal so etwas in der Art gehört," fuhr ich fort.
„Und dir sogar gemerkt – wow!" erwiderte sie sarkastisch. „Na gut, hätte Sir Draco Malfoy wohl die Güte, mir freundlicherweise mein Piercing zurückzugeben?"
Ich schüttelte den Kopf. „Sir Draco Malfoy bedauert, Miss Weasley informieren zu müssen, dass dies im Moment leider unmöglich ist." Ihre Augen wurden schmal vor Verärgerung, als sie das hörte.
**Ginny**
Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Dieses elende Käsegesicht weigerte sich also, mir meinen rechtmäßigen Besitz wiederzugeben! Ich spürte, wie mein Blutdruck stieg. Malfoy schien es zu bemerken, denn er fuhr hastig fort: „Spring mir nicht schon wieder an den Kragen, okay? Ich hab keinen Ahnung, wo dieses verdammte Ding ist. Muss wohl in der Nacht in dem... äh, Tumult irgendwo hingefallen sein."
Er grinste auf eine Art, die mich bis zu den Haarspitzen rot werden ließ. *Was* war denn bloß geschehen? Ich wünschte mir sehnlichst, mein Gedächtnis würde sich dazu bequemen, gewisse Lücken aufzufüllen. Währenddessen würde ich an meiner Suchmission arbeiten.
Urplötzlich überkam mich einen Erleuchtung. Wie dumm kann man bloß sein? Ich schritt hastig zum Bett und nahm Malfoys Zauberstab in meine Hand. Er protestierte, aber ich ignorierte ihn.
„Accio Piercing!" rief ich und – Merlin sei Dank – mein wertvollster Besitz kam in meine Hand geflogen. Selbstzufrieden betrachtete ich das kleine Stück Stahl, das in einem winzigen Drachenkopf endete.
Malfoy kam näher und tat interessiert. „Lass mich mal sehen," verlangte er, aber ich wich zurück. Blöd wäre ich, es ihm zu geben. Wofür hielt er mich eigentlich? Für die personifizierte Naivität?
Malfoy verdrehte ungeduldig die Augen. „Weasley. Ich. Will. Dieses. Ding. Sehen. Kapiert?"
Ich bedachte ihn mit einem unfreundlichen Blick. „Hast du ganz plötzlich einen Sprachfehler entwickelt, Malfoy, oder sprichst du immer so abgehackt und ich habe es nur nicht bemerkt?"
Er schnaubte abfällig. „Wäre nicht verwunderlich – dir entgeht ja sonst so manches."
Was sollte das denn schon wieder heißen? Ich wollte ihm ziemlich detailliert ausmalen, was ich von seiner Meinung hielt, doch da hatte er schon meine Hände in einem eisernen Griff umklammert und zwang mich, ihm das Piercing zu übergeben.
Seufzend ließ ich meinen Kopf sinken und wartete auf den unvermeidlichen Kommentar, den er über das Motiv abgeben würde. Ich hörte, wie er ein überraschtes Geräusch machte und sah gerade rechtzeitig auf, um ich für eine Millisekunde wirklich lächeln zu sehen. Doch seine nächste Bemerkung überzeugte mich, dass dieses Lächeln nur Einbildung gewesen sein musste.
„Du kannst es wohl nicht ertragen, mich mal nicht in deiner Nähe zu haben, wie?" meinte er belustigt.
„Träum weiter, Malfoy," erwiderte ich kalt. „Ich habe die Drachen schon immer bemitleidet, dass sie dich als Namensvetter haben."
„So, so," murmelte er leicht abwesend, was mich misstrauisch machte. Er schien mir überhaupt nicht zuzuhören. Gerade als ich mich über seinen Mangel an Aufmerksamkeit aufregen wollte, tat er etwas, das mich vollends überraschte.
Langsam sank er vor mir auf die Knie, während mir, paralysiert vor Überraschung, allerhand Möglichkeiten seines weiteren Procedere durch den Kopf schossen.
Was um alles in der Welt...?
Mein Inneres zog sich zusammen, als seine Finger meine Haut berührten. Entgegen aller Erwartung waren sie nicht kalt – ganz im Gegenteil. Sie hinterließen Spuren wohliger Wärme auf meiner kältegeprüften Haut, die schon seit einer geraumen Zeit schutzlos der eisigen Atmosphäre des Hogwarts-Untergrundes ausgeliefert war.
Ich traute meinen Sinnen nicht. Mit einer Vorsicht und Sorgfalt, die ich ihm niemals zugetraut hätte, beförderte Draco Malfoy mein Piercing auf seinen rechtmäßigen Platz. Die erotische Nebenwirkung dieser simplen Handlung traf mich wie ein Hammerschlag.
Malfoys Augen, die bisher auf meinen Nabelbereich fixiert gewesen waren, sahen plötzlich geradewegs in die meinen und machten es mir vollends unmöglich, wegzusehen und meine Fassung wiederzuerlangen.
Ich fühlte, wie mein Atem schneller wurde als sich Malfoy langsam aufrichtete, ohne den Blickkontakt zu brechen. Sein Körper strahlte eine Wärme aus, die in so einem angenehmen Kontrast zur umgebenden Luft stand, dass ich mich automatisch leicht gegen ihn drängte, was er mit einem leichten Anheben seiner Mundwinkel quittierte.
Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, darüber nachzudenken, ob das, was ich hier tat, falsch oder total verrückt war. Es war mir vollkommen egal, denn ich konnte sowieso an nichts anderes denken als ihn, seine Berührungen und seine Lippen... überall...
Die Luft zwischen uns war so aufgeladen, dass ich fast meinte, ein Knistern zu vernehmen.
Malfoys unmittelbare Nähe versetzte mich in einen Zustand der Atemlosigkeit, kombiniert mit dem Gefühl zu schweben. Und dann... schloss ich meine Augen....
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Fortsetzung folgt...
Kommentar der Autorin: Ich dachte mir, ich setze die Details ins nächste Kapitel – dann gibt es schon mal einen guten Anfang dafür *g* - reviews, please?
