Verlangen

Es ist eine ruhige Nacht in Meduseld. Alle Bewohner der goldenen Halle sind bereits in das Reich der Träume abgedriftet, nur ich finde keinen Schlaf. Sogar Legolas liegt auf einem weichen Lager in der Ecke des großen Raumes, der uns Gefährten als Schlafgemach zur Verfügung steht. Ob er schläft oder nur ruht kann ich nicht sagen, doch möchte ich ihn auch nicht stören, um es heraus zu finden.

Ich gehe hinaus auf den Gang und wandere ein wenig umher, allein mit meinen Gedanken.

Heute Abend fand ein großes Fest statt, um den Sieg bei Helms Klamm zu feiern, doch auch um der Toten zu gedenken, die in der Schlacht gefallen sind. So viele waren es, die ihr Leben gaben, so viele, deren Schicksal ich nicht ändern konnte. Doch nicht nur in der großen Schlacht habe ich Freunde sterben sehen. Mithrandirs Rückkehr ist eine große Erleichterung, doch vermag sie kaum den Schatten zu verjagen, der über unserer Mission liegt. Oft denke ich an Boromir, denke daran, ob ich ihn vielleicht hätte retten können, wenn ich schneller gewesen wäre, wenn ich mich nicht so lange bei Frodo aufgehalten hätte oder meine Füße mich schneller durch das Laub des Waldes getragen hätten. Und dann Haldir. Bevor die Axt des Uruk-Hai ihn traf, hatte ich ihm zu gerufen. Habe ich ihn abgelenkt und seinen Tod vielleicht sogar verschuldet? Er hätte nicht sterben dürfen. Ich frage mich, ob ich noch einen meiner Freunde fallen sehen werde. Wird es einer der Hobbits sein? Oder Legolas? Gimli? Vielleicht werde aber auch ich selbst in dem letzten großen Kampf der Menschen sterben.

Und wenn nicht, werde ich auf den Thron zurückkehren. Wird mich das Volk Gondors als König akzeptieren? Und wenn ja, wie wird mein Leben dann aussehen? Welche Aufgaben werden mich dann davon abhalten, immer wieder an jene zu denken, die ich verloren habe? Was wird mich davon abhalten, jeden Augenblick an Arwen zu denken, die über das Meer zu ihrem Volk segelt, um Tod und Verderben den Rücken zu kehren? Ich selbst habe sie fortgeschickt, um sie vor einem unglücklichen Schicksal zu bewahren, doch frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war. Ich liebe sie noch immer, und ich werde vermutlich nie aufhören. Schmerzt ihr Herz ob der Trennung ebenso wie meines? Ich hoffe nicht. Wenigstens wird sie mich so in Erinnerung behalten, wie ich jetzt bin – jung und stark und kein alter Greis, dessen Körper irgendwann langsam zerfällt, während sie immer noch jung ist und wunderschön.

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die ihren vor mir, wie sie mich voller Liebe anblickten, und es tut weh.

Alle sehen zu mir auf, sehen in mir den starken und furchtlosen Waldläufer, den würdigen Thronerben, aber keiner sieht, dass auch ich verletzlich bin, dass auch ich mich fürchte, vor dem was kommt. Vielleicht weniger vor Verletzung und Tod als mehr davor allein zu sein.

Ich bin so tief in Gedanken, dass ich gar nicht genau merke, wo ich mich befinde, als ich plötzlich vor einer geschlossenen Tür stehe, aus der ein Geräusch dringt. Instinktiv beuge ich mich vor und lausche. Ich höre ein herzzerreißendes Schluchzen, das mich zusammen schrecken lässt. Ich erkenne deine Stimme, und frage mich, was dich so unglücklich macht. Etwas zögernd klopfe ich an, und das Schluchzen verstummt kurze Zeit darauf.

Ich klopfe wieder und höre leise Schritte im Inneren des Gemachs, als sich dann die Tür zaghaft einen Spalt öffnet und du heraus spähst. Dein Gesicht ist tränenüberströmt, deine Augen gerötet, deine Haut blass.

„Was ist Euch?" frage ich besorgt und du senkst deinen Blick, wischst dir die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich… ich hatte einen bösen Traum", sagst du heiser, deine Stimme vom Weinen belegt.

„Nun, auch ich kann nicht schlafen. Wenn ihr wollt können wir uns unterhalten", schlage ich vor. Etwas zögernd nickst du schließlich und öffnest die Tür weiter, um mich hinein zu lassen. Dein Gemach liegt in Dunkelheit. Nur das Licht des vollen Mondes scheint durch ein Fenster herein. Du bietest mir einen Platz auf einem Stuhl nahe deines Bettes an und schlingst deine Arme um deinen Körper, um das Übergewand dichter um dich zu schließen, bevor du dich auf den Rand des Bettes setzt.

„Wollt Ihr mir von Eurem Traum erzählen?" frage ich, und bin neugierig, welche Schrecken dich so beunruhigt haben. Du schaust auf deine Hände, die leicht zittern.

„Verzeiht, doch möchte ich mich nicht daran erinnern", sagst du und ich nicke. Du wirkst so verletzlich und schwach in diesem Moment, auch wenn ich in dir nicht nur ein hilfloses Mädchen sehen kann, sondern auch eine starke und selbstbewusste Schildmaid. Doch nun scheint fast nichts von deiner Stärke übrig und ich verspüre den Wunsch, meine Arme um dich zu legen, und dich zu trösten.

Die Stille hängt zwischen uns wie ein dunkler Vorhang, und ich wundere mich, warum mir nichts einfallen mag, das ich zu dir sagen kann, doch plötzlich öffnest du deine Lippen.

„Ich fühle mich so einsam, und so hilflos", sagst du schließlich, und ich glaube in deinen Zügen erkennen zu können, dass du dich über deine Worte ebenso wunderst wie ich. Ein nervöses Lächeln legt sich auf deine Lippen und du schließt die Augen, um meinem fragenden Blick zu entgehen.

„Ich kenne das Gefühl", sage ich und hoffe, dir damit etwas deiner Unsicherheit zu nehmen.

„So viele sind gestorben, so viel Schreckliche Dinge sind schon in meinem Leben passiert, und ich kann nur dabei stehen und zusehen. Ihr könnt wenigstens kämpfen." Deine Stimme hat wieder mehr Kraft und in deinen Augen, auch wenn sie von den Tränen noch glasig sind, sprüht wieder ein kleiner Funke deines Stolzes auf, und für einen Augenblick bewundere ich dich. Ich bewundere dich dafür, dass du bereit wärst, ebenso für dein Land und die, die dir am Herzen liegen, zu kämpfen, wie es die Männer tun, wenn es dir nur gestattet wäre. Du bist nicht stark und furchtlos, aber mutig und tapfer, und das ist in der Tat bewundernswert.

Ich erinnere mich daran, was du vor der Schlacht zu mir sagtest, du fürchtest einen Käfig, doch wirst du je aus ihm ausbrechen können? Können wir das denn überhaupt? Auch ich bin gefangen in dem Käfig meines Schicksals, mag er ein anderer sein als der deine, doch auch ich fürchte mich davor.

Ich rücke mit meinem Stuhl näher an dich heran, und lege eine Hand auf die deine, drücke sie leicht, und du schaust mich an. Ein Leuchten liegt in deinen Augen, doch kann ich es nicht ganz deuten. Sie wirken immer noch traurig und verletzlich, aber auch vertrauensvoll und zuversichtlich.

„Ihr seid stark, Eowyn", sage ich schließlich, um die Stille zu unterbrechen. „Und ich bin mir sicher, auch Ihr könnt kämpfen, wenn nicht in Schlachten, so zumindest für die Dinge, die Euch wichtig sind." Ich weiß nicht ob es nur leere Worte sind, die ich zu dir sage, um dir Mut zu geben, oder ob sie wirklich etwas bedeuten. Ich hoffe sie tun es für dich.

„Was ist, wenn ich die Kraft nicht finde, für diese Dinge zu kämpfen?" fragst du und blickst mir direkt in die Augen, und die deinen verraten, dass zumindest dies Mut von dir erfordert.

„Ihr werdet es nie heraus finden, wenn ihr es nicht versucht", antworte ich, und frage mich wieder einmal, was meine Worte für dich bedeuten. Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass du ganz bestimmte Dinge in Gedanken hast, und ein Teil von mir wünscht sich, sie zu erfahren.

Ich spüre, wie deine Hand unter meiner zittert, sehe, wie deine Unterlippe leicht bebt und glaube dein Herz zu hören, das schneller schlägt. Und in deinen Augen flammt plötzlich der Mut auf, den du schon fast verloren hättest, als du dich vorbeugst und deine Lippen die meinen berühren. Ich bin überrascht, und doch verwundert es mich nicht all zu sehr, denn tief in meinem Inneren habe ich schon lange gespürt, dass dich dies beschäftigt hatte. War ich vielleicht sogar der Grund gewesen, warum du geweint hast?

Deine Lippen fühlen sich so weich und warm an auf meinem Mund und ich bekämpfe deinen zaghaften Kuss nicht, lasse ihn einfach geschehen, obwohl es falsch ist. Ich weiß es, nicht zu letzt wegen Arwen, der mein Herz gehört. Doch sie ist fort und wird nie wieder zu mir zurückkommen, genau wie all die Freunde, die ich in meinem Leben schon verloren habe. Ich möchte nicht mehr ihre Gesichter vor mir sehen, wenn ich die Augen schließe, möchte nicht mehr zwischen der Erinnerung an die Vergangenheit und Angst vor der Zukunft gefangen sein. Ich möchte nicht mehr fühlen, und doch fühle ich dich, und es spendet mir Trost.

Plötzlich reißt du dich von mir los und blickst mir erschrocken in die Augen.

Du willst schon etwas sagen, doch befürchte ich, dass du sagen würdest, es tut dir leid, und dann würde ich dir verzeihen und dein Gemach verlassen, so wie es richtig wäre, aber meine wachen Gedanken werden verdrängt von der unbändigen Lust, die in meinem Körper zu pulsieren beginnt. Also ziehe ich dich zu mir heran, bevor du deine Worte sagen kannst, und presse meine Lippen wieder auf die deinen. Deine Hände sind auf meinen Schultern, und ich spüre kurz, wie du dich wehren möchtest, mich von dir stoßen willst, doch ich vertiefe den Kuss und umarme dich enger, und du wirst wie Wachs in meinen Armen, gibst deinen Widerstand auf.

Du sinkst nach hinten aufs Bett, während ich dich immer noch halte, und über dir liege. Ich presse meinen Mund fest auf deinen, und meine Zunge findet die Spitze der deinen. Ich spüre deine Unsicherheit, als du nicht weißt, was du tun sollst. Hast du noch nie jemanden geküsst? Oder bist du nur zu überrascht von meinem Verlangen?

Zügellos mag es dir erscheinen, und so ist es auch. Ich kann nicht warten, kann dich nicht langsam liebkosen und jeden Flecken deines Körpers mit Küssen bedecken. Bitte verzeih mir, wenn ich nicht zärtlich genug bin, doch kann ich es nicht, denn dann würde ich sie vor mir sehen, ihre liebevollen Blicke wenn ich stundenlang ihren wunderschönen Körper streichelte und mit verehrender Zärtlichkeit berührte.

Du zitterst unter mir, als ich dein Übergewand von dir streife und meine Hände hastig die Schnürungen deines Nachtgewandes öffnen, doch du widersprichst nicht, wehrst dich nicht. Ich würde aufhören wenn du es tätest, ich hoffe du weißt dies, also bete ich, dass du es genauso willst wie ich. Dein Seufzen verrät dich, als meine Hände über deine Brüste fahren, während mein Mund immer noch wild Besitz von deinen Lippen ergreift.

Dein Körper fühlt sich so zerbrechlich an, nicht weich und rund, sondern sehnig und schlank, und doch ist deine Haut samtig weich unter meiner rauen Hand, die nun an der Innenseite deiner Oberschenkel entlang fährt und dir ein weiteres Seufzen entlockt.

Meine Lippen verlassen deinen Mund und bahnen sich ihren Weg deinen Hals herunter, gierig saugend und leicht deine weiche Haut beißend. Ich spüre, wie meine Erregung wächst, als du unter jeder meiner Berührungen erzitterst und leise Wimmerst. Deine Augen sind geschlossen und deine Hände fahren sanft über meinen Rücken. Ich wünschte, du könntest mich leidenschaftlicher berühren, mich zu dir ziehen und mich voller Gier ansehen und nicht mit Zärtlichkeit.

Doch als meine Finger deine Beine hinauf gleiten, spüre ich, dass auch du von Verlangen erfasst bist, als mein eigenes bereits unerträglich wird. Ungeduldig werfe ich meine Tunika von mir und öffne mit einer Hand meine Hose, während ich mich mit der anderen über deinem zarten Körper abstütze.

Ich sollte warten, dich langsam vorbereiten, und dir so viel Freude wie möglich bereiten, doch kann ich nicht länger warten, denn dann würden die Gedanken sich wieder in mein Bewusstsein schleichen, und der Moment wäre vorbei.

Ich liege zwischen deinen Schenkeln, die sich zögernd anwinkeln und meine Hüften umschließen. Ich schaue dir in die Augen, um nach einem Zeichen des Unbehagens zu suchen, denn du zitterst immer noch am ganzen Leib, doch deine Hand legt sich auf meine Wange und du hebst deinen Kopf, um sanft meine Lippen zu küssen, so zärtlich und liebevoll, doch ich ertrage dies nicht.

Wild dringe ich mit meiner Zunge in deinen Mund vor und du ergibst dich meinem fordernden Kuss, lässt dich von mir in die Kissen drücken, und umschlingst meine Schultern, während ich in deine feuchte Wärme eintauche und spüre, wie der anfängliche Widerstand nachgibt und du mich eng umschließt. Ich hätte es wissen sollen, dass du dich noch nie zuvor einem Mann hingegeben hast, doch darauf Rücksicht zu nehmen ist es jetzt zu spät. Deine Lippen beben unter den meinen und du seufzt laut in den Kuss hinein, als ich beginne, mich auf und in dir zu bewegen. Deine kleinen, zarten Hände kreisen über meinen Rücken, und die Hitze deines Körpers umgibt mich, lässt die Lust immer stärker werden, sodass ich mich ihrer nicht mehr lange erwehren kann. Mein Atem geht immer schneller, als mit jedem schnellen Stoß die ersehnte Erlösung näher kommt, bis sie plötzlich über mich fährt, hart und intensiv, und ein Keuchen meiner Kehle entrinnt.

Ich bleibe schwer atmend auf dir liegen, deine Wärme umgibt mich noch immer, als meine Erregung allmählich verebbt.

Ich schaue dich wieder an, und sehe den fragenden Ausdruck in deinem Gesicht, das feuchte Glänzen in deinen Augen, die Unsicherheit und Zerbrechlichkeit. Ich fühle mich stark und ein Teil von mir hasst mich dafür. Ich kann sie sehen, deine Enttäuschung. Es war nicht wie du es dir vorgestellt hattest. Die Erlösung, die ich erfahren habe, blieb dir verwehrt, und doch sehe ich in deinen Augen etwas leuchten, das ich vorher nicht sehen wollte. Voller Liebe schaust du mich an, doch kann ich sie nicht erwidern. Du warst nur Mittel zum Zweck, dass ich mich besser fühle, dass ich für einen Augenblick vergesse, was hinter und vor mir liegt, dass ich nichts fühlen muss, als pure körperliche Lust, und alle Gedanken, die mir den Schlaf rauben, für kurze Zeit aus meinem Bewusstsein verbannen kann. Ich habe dich benutzt, und dafür hasse ich mich.

Ich küsse deine Stirn. „Vergib mir", sage ich leise, doch du hältst mich im Arm, streichelst zärtlich meinen Rücken. Eine Träne rinnt deine Wange herunter und ich küsse sie weg. „Vergib mir", sage ich nochmals, und lege meinen Kopf auf deine Brust, während deine Hände sanft durch mein Haar fahren.

Du sagst nichts, sondern fängst nur stumm an zu weinen, während du tröstend deine Arme um mich schließt. Du weißt es, was dies für mich war, dessen bin ich mir nun sicher, und dennoch denkst du mehr an mich als an dich selbst, anstatt mich dafür zu beschimpfen, dass ich dich benutzt habe, und dir das genommen habe, was du einem Mann hättest schenken sollen, der dich mit der Liebe ansieht, die du verdienst. Doch du wirst mich dafür nicht verachten, und dies ertrage ich nicht. Schnell stehe ich vom Bett auf, richte notdürftig meine Kleidung, verlasse dein Gemach, ohne nochmals zu dir zurück zu blicken, und trete in die stille Dunkelheit des Korridors ein, die mich umfängt und alleine lässt mit meinen Gedanken.

~ ~ ~

A/N: Wie ihr sehen könnt, basiert diese FF auf dem Film. Ich habe mir lange Zeit Gedanken darüber gemacht, aber der Buch-Aragorn hätte es nie soweit kommen lassen, da er ja nicht, im Gegensatz zum Film-Aragorn, dachte, dass Arwen fort ist.

Ich hoffe, er ist für euch nicht zu OOC, denn ich wollte keinen AU-Aragorn beschreiben, sondern den Mann, den wir aus den Büchern und Filmen kennen. Ich hoffe, man kann nachvollziehen, warum er dies tat, denn ich wollte ihn auch nicht zu gemein und rücksichtslos darstellen. Seine Sicht der Dinge werdet ihr dann noch mal in Teil 4 zu lesen bekommen. Der nächste wird wieder aus Eowyns Sicht sein.

Bitte sagt mir, wie es euch gefallen hat.