A/N: Ich habe gerade erst von Order of the Phenix erfahren – also, was in dem Buch passiert. Ich werde nichts genaues sagen, aber Oh Gott! Er ist tot! TOT! Wie konnte sie ihm das nur antun? Ich habe eine halbe Stunde lang geweint! Es ist mir egal ob man das als zu sentimental bezeichnet, aber ER IST TOT! ... in dieser Stimmung konnte ich nur das hier weiterschreiben. Wie konnte sie nur, wie????? Sie hat ihn tatsächlich umgebracht!

Memories consume

Like opening the wound

I'm picking me apart again

You all assume

I'm safe here in my room

[Unless I try to start again]

I don't want to be the one

The battles always choose

'Cause inside I realize

That I'm the one confused

I don't know what's worth fighting for

Or why I have to scream

I don't know why I instigate

And say what I don't mean

I don't know how I got this way

I know it's not alright

So I'm

Breaking the habit

Tonight

                 Linkin Park, Breaking the Habit

Severus seufzte und hievte sich aus seinem Bett. Er hatte ein paar Stunden geschlafen und es war jetzt wohl so um die 8 Uhr. Er zog sich eine schwarze Robe über sein Shirt und Hose in denen er geschlafen hatte und nahm seinen Zauberstab. Mit einem schnellen Zauberspruch waren seine Kleider so gut wie neu und er selbst gewaschen. Normalerweise bevorzugte er eine Dusche, aber heute hatte er keine Zeit dazu.

Ein Blick in Harrys Zimmer verriet ihm, dass Harry immer noch schlief. ~Gut so. Er braucht ordentlichen Schlaf. Das beruhigt und senkt den Adrenalinspiegel.~ Severus setzte sich in seiner Küche an den Tisch und las den Tagespropheten. Es war das gleiche wie jeden Tag, sinnlose Artikel, produziert von ahnungslosen Journalisten und begründet auf Lügen und Halbwahrheiten oder totalem Unwissen. Ehrlich, die Leute konnten doch wohl nicht solche Nachrichten über die Todesser glauben, oder? Severus seufzte und schmiss die Zeitung vor sich auf den Tisch. Wahrscheinlich sah er als Todesser die Sache bloß anders.

Abwesend stand Severus auf und machte sich eine Tasse Kaffee, während er überlegte, was er mit Harry machen könnte.

~Am besten fange ich mal mit einer Faktensammlung an… Fakt Nummer 1: Er hat versucht sich umzubringen. 2: Er hat praktisch keine Freunde sehr. Nein, am besten streiche ich das praktisch, er hat keine Freunde mehr. McGonagell, dieser Krähenverschnitt, zählt höchstens als Heilungsbehinderung und Dumbledore ist nur in Sorge um seine Waffe. 3: In seinem Brief schrieb er etwas über seine Verwandtschaft. Die Depression konnte während der Ferien fortschreiten. Schlussfolgerung: Seine Familie schert sich einen feuchten Dreck um ihn.

4: Seine Depression ist hoch genug, um ihn direkt nach einem Selbstmordversuch an den nächsten denken zu lassen. Ungewöhnlich. Jeder normale Mensch besitzt einen Selbsterhaltungstrieb. Bei depressiven Menschen wird dieser Trieb schon mal schwächer, aber normalerweise erlebt nach einem missglückten Versuch einen Aufschwung… Das kann lediglich bedeuten, dass sein Selbsterhaltungstrieb ungefähr auf dem Nullpunkt angekommen ist. Ich werde diesen Trieb irgendwie wieder hoch kriegen müssen, aber wie…

Vielleicht kann Black dem Jungen ja doch helfen. Schließlich schien er Harry früher sehr viel wert zu sein. Vorausgesetzt der Hund vermasselt nicht alles und stellt Harry Fragen über sein Verhalten, falsche Fragen. Obwohl, wenn der Werwolf mitkommt kann man vielleicht hoffen. Er hat wenigstens etwas allgemeinen Verstand…~

Severus hatte seine Tasse Kaffee getrunken und wunderte sich, wann der Schulleiter wohl vorbei schauen würde. Er schnippte mit den Fingern und sein Zauberstab flog aus dem Schlafzimmer zu ihm. Er hob ihn in die Luft und murmelte: „Hora quota est?" (1) Aus seinem Zauberstab kam eine kleine weiße Rauchspur die sich dann in Zahlen verwandelten. 075812. Also war es jetzt 7 Uhr, 58 Minuten und 12 Sekunden.

~Ich hoffe das Dumbledore erst so gegen 11 Uhr kommt… Also gut, ich brauche Informationen über Depressionen. Woher kriege ich die?~

Severus stand auf und lief wieder Kreise in seiner Küche. Das ewige Kreislaufen beruhigte und gab ihm ein Gefühl des Fortkommens und Fortschritts. Nur leider half es in dieser Situation überhaupt nicht.

~Denk nach, Severus! Zauberer und Hexen haben keine großen Werke über Depressionen, da sie ihn ihrer endlosen Arroganz meinen sie können zaubern und bräuchten so etwas nicht. Woher kriegt man also Infos über Depressionen? Aus der Muggelwelt. Wohin also? Eine Bibliothek. Die Londoner Bibliothek? (2) Ist so gut wie jede andere…~

Severus lief noch mal in sein Schlafzimmer und zog sich Muggelkleidung an. Nur weil er ein Slytherin war, hieß das nicht das er nichts mit Muggeln zu tun hatte. Als Zaubertrankmeister hatte er oft schon mit der Chemie und Biologie der Muggel zu tun gehabt.

Gekleidet in ein schwarze Jeans, schwarze Turnschuhe und ein langärmeliges schwarzes Shirt kam er wieder aus seinem Schlafzimmer heraus. Bevor er allerdings gehen konnte musste er sich um Harry kümmern.

Ein Blick in das Zimmer des Jungen verriet, dass er immer noch schlief. Severus löste den Festbindezauber mit dem er Harry belegt hatte. Stattdessen belegte er einen universellen Zauber auf seine Gemächer, wodurch Harry kein Objekt mehr benutzen konnte um sich selbst zu verletzen, geschweige denn umzubringen. Außerdem verzauberte Severus seine Tür so, dass Harry nicht herauskommen würde. Es war ein dunkler Spruch, also würden Dumbledore, McGonagall (A/N: jetzt is' es richtig geschrieben ;)) oder Harry den Spruch nicht brechen können. Vielleicht einer der Siebentklässler aus Slytherin, aber die würde keiner der drein jemals fragen.

Hoffte Severus zumindest.

Er schloss die Tür zu seinen Räumen hinter sich und machte sich auf den Weg zum Ende der Schutzzauber von Hogwarts. Durch die Schutzzauber konnte niemand nach, heraus oder in Hogwarts apparieren. Es waren ein paar alte Zauber, die seit Jahren immer wieder verbesert wurden. ~Mit diesen Schutzzaubern ist es wie mit einem altem Haus – man kann es ständig ausbessern und wieder zusammenflicken, aber irgendwann geht es nun mal kaputt. Ich frage mich, wann das Ministerium und Dumbledore das endlich begreifen. Anstatt das sie die Zauber ständig verbessern, sollten sie lieber neue machen. ~

Glücklicherweise begegnet Severus nur wenigen Schülern im Kerker, aber er würde durch die große Halle laufen müssen. Er wollte von absolut niemanden gesehen werden, allein schon um sein Image als der böse Lehrer aufrechtzuerhalten. Die Tür zur großen Halle stand einen Spalt weit auf und Severus konnte erkenne, dass alle Lehrer und Schüler schon zum Unterricht gegangen waren – die Hauselfen säuberten bereits die Halle. ~Ungewöhnlich normalerweise kommen dreißig Prozent der Schüler doch eh immer zu spät.~

Severus stieß die Türen auf und ging so schnell er konnte, ohne dabei zu rennen auf den Ausgang zu. Froh darüber, dass ihn niemand entdeckt hatte, bemerkte er nicht die Augen des letzten Schülers, der noch in der Halle war.

~Ist das nicht Snape? Aber warum hat er denn Muggelkleidung an?~

Doch Severus bemerkte den Schüler nicht und lief stattdessen schnurstracks nach Hogsmead, wo die Schutzzauber endlich aufhörten. Sobald er es konnte apparierte er.

Er kam in London wieder heraus, nur wenige Straßen von der Bibliothek entfernt. Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und schlenderte von der Seitenstraße, in die er appariert hatte, hinaus auf die belebtere Straße. Schon nach wenigen Minuten kam er in der Bibliothek an und suchte den nächstbesten Angestellten auf.

„Könnten sie mir sagen wo ich Bücher über das Thema Depression finde?" Die alte Dame blinzelte kurz etwas komisch, wahrscheinlich wegen dem seltsamen Thema, vermutete Severus, doch dann wies sie ihm den Weg zu den hinteren Regalen im zweiten Stock.

Die Bücher waren wirklich recht einfach zu finden und standen in der Abteilung für ‚Psychologie (und verwandte Krankheiten)'. Allein in den ersten zehn Minuten fand Severus mehrer Bücher zu dem Thema. Seufzend setzte er sich an eine der nahestehenden Tische und fing an zu lesen.

Das erste was ihm irgendwie auffiel war der Unterschied bei den geschlechtern. Angeblich sollten Frauen anfälliger für Depressionen sein als Männer. ~Wie bitte?~

Frauen erkranken zwei- bis dreimal so oft an einer Depression wie Männer. Für diesen Geschlechterunterschied gibt es verschiedene Erklärungen.

§ Frauen sprechen eher über ihre Ängste und Stimmungsschwankungen und werden eher als "depressiv" eingeordnet, während bei Männern oft organische Ursachen vermutet werden. Das unterschiedliche Verhalten der Geschlechter und das unterschiedliche Diagnoseverhalten der Ärzte spielen also möglicherweise eine Rolle.

§ Die soziokulturelle Erklärung stellt die gesellschaftliche Rolle der Frau in den Mittelpunkt. So wird zum Beispiel die Hausfrauenrolle immer mehr entwertet und immer weniger honoriert; erwerbstätige Frauen müssen die Mehrfachbelastung von Hausarbeit, Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit tragen. Beides könnte dazu führen, dass Frauen eher zu Depressionen neigen.

§ Der Geschlechterunterschied ist teilweise auch hormonell bedingt. So sind Frauen in Zeiten mit großen Hormonschwankungen anfälliger für eine Depression: vor der Menstruation oder nach einer Geburt. Beim prämenstruellen Syndrom treten depressive Störungen immer nur vor der Menstruation auf. Die Anfälligkeit scheint genetisch veranlagt zu sein und durch Umwelteinflüsse verstärkt zu werden. Schwere Fälle des prämenstruellen Syndroms werden mit Medikamenten behandelt.
Die postpartale Depression tritt nach der Geburt auf. Viele Frauen leiden im Wochenbett an einer depressiven Verstimmung, doch meistens handelt es sich um eine kurzlebige Erscheinung, den "Baby-Blues". Erst wenn die Symptome über einen längeren Zeitraum andauern, handelt es sich um eine ernsthafte Wochenbettdepression

~Ah ja, wie unheimlich interessant. Irgendwo muss doch hier etwas nützliches drinstehen, verdammt...~

Das Buch war ansonsten nur noch im hochpsychologischen Stil geschrieben, empfand Severus. Der Autor benutzte viele tolle, lange Wörter, die Severus so gut wie nichts sagten. Also legte er das Buch wieder weg und wandte sich dem nächstem zu...

Drei Stunden und fünf Bücher später hatte er tatsächlich einige nützliche und einige nicht nützliche Informationen bekommen. So wusste er zum Beispiel jetzt, das die Suizidrate bei alten Männern erschreckend hoch liegt. ~Es tut mir leid sie enttäuschen zu müssen, Herr Autor, aber ich habe einen sechzehnjährigen Suizidversucher.~
Die erste wichtige Information, die er bekommen hatte, war gewesen, dass es eine genetische und eine erworbene Veranlagung gab. Man konnte also angeblich die Veranlagung zur Depression vererben. Allerdings war diese ‚Veranlagung' nur sehr klein und machte nicht viel aus. Es hieß lediglich, dass im Familienkreis eines Depressionshabenden die Chance u ca. 5-10 % erhöht ist. Außerdem gibt es kein isoliertes Depressions-Gen. ~Die erste gute Nachricht heute.~
Ein Buch hatte sogar ein komplettes Krankheitsbild geboten, dem Severus viel entnehmen konnte.

Formen der Depression

Depressive Erkrankungen verlaufen meist in Phasen, die über mehrere Monate, bei einigen Patienten auch über Jahre anhalten können.

Unipolare Depression: Die meisten Menschen, die an einer Depression erkranken, erleiden in ihrem Leben mehr als eine depressive Episode. Derartige Episoden dauern unter Umständen Wochen, manchmal auch Monate, insbesondere dann, wenn die Patienten nicht konsequent behandelt werden. Treten nur depressive Episoden auf, so spricht man von einer unipolaren Depression.

Bipolare affektive Störung: Manche Patienten erleiden nicht nur depressive, sondern auch manische Episoden. Manische Episoden sind gekennzeichnet durch einen unbändigen Tatendrang, meist gehobene Stimmung, fehlendes Schlafbedürfnis, Größenideen, häufig auch durch Kaufrausch. In diesen Fällen spricht man von einer bipolaren affektiven Störung.

Dysthymie: Manche Patienten leiden an einer meist leichter ausgeprägten, aber dafür chronisch verlaufenden Form der Depression, genannt Dysthymie. Diese beginnt meist im frühen Erwachsenenalter.

Depressive Episoden im Rahmen unipolarer und bipolarer affektiver Störungen sowie Dysthymie gehören zu den wichtigsten Depressions-Diagnosen. Depressive Erkrankungen können jedoch auch im Rahmen körperlicher Erkrankungen, z. B. von Schilddrüsenfunktionsstörungen, oder in Verbindung mit bestimmten Medikamenten, z.B. hochdosierter Cortisonbehandlung, auftreten.

Das war noch mitunter das Nützlichste, was Severus gefunden hatte. Jetzt wollte er nur noch das letzte Buch lesen, aber dann musste er zurück zu Harry. Der Schulleiter war wahrscheinlich schon da gewesen, aber Severus scherte sich nicht im Geringsten darum, ob er in Severus Zimmer gekommen war oder ob er nur vor der Tür gestanden hatte.

Schon fast mutlos las Severus die Passagen des letzten Buches, bis ihm auf einmal etwas auffiel. Mit großen Augen las er schnell weiter und packte die anderen Bücher schon mal weg. Dieses Buch würde er mitnehmen. Froh darüber, dass er seine Bibliothekskarte mitgenommen hatte, ging er Richtung Ausgang, das Buch noch in der Hand.

Innerhalb weniger Sekunden war er wieder in einer Seitenstraße und apparierte zurück.

(1) Lateinisch für ‚Wie spät ist es?'

(2) Ich habe keine Ahnung ob es eine große Bibliothek in L. gibt, nehme es aber an. Gehen wir einfach mal davon aus.

A/N: Alle Informationen über Depressionen aus diesem Kapitel entstammen echten Büchern oder Quellen aus dem Internet. Eine Depression ist wirklich eine schwerwiegende Krankheit.