Das ist nicht dein Ernst, oder? rief Ron aufgebracht. Dieses verdammte Frettchen! Ich bring ihn um!
Ich kann dich verstehen, aber ich glaube nicht, dass Harry damit wirklich geholfen wäre... meinte Dean ruhig und atmete durch. Wir sollten erstmal mit Malfoy reden und dann werden wir ja sehen, was los ist. Vielleicht ist alles ganz anders, als wir denken...
Also wirklich, was kann man denn daran falsch verstehen? Malfoy hat Harry benutzt und jetzt macht er ihn fertig. So einfach ist das. Das ist nicht mehr und nicht weniger. mischte sich nun auch Seamus ein.
Vielleicht kann er es sich auch einfach nicht eingestehen, dass er eigentlich in Harry verliebt ist....und er braucht einfach Zeit...
Dean, dich soll mal einer verstehen...
Tatsächlich verstand sich Dean selbst nicht mehr wirklich...Er wusste, dass Harry Draco noch immer liebte, das konnte er ihm doch ansehen. Und er wollte, dass Harry glücklich war, auch wenn er sich damit selbst verletzen würde. Denn ihm war mehr und mehr klar geworden, dass nicht nur der Trank ihn dazu gebracht hatte, den Schwarzhaarigen anziehend zu finden, sondern, dass er sich tatsächlich in seinen Zimmergenossen verliebt hatte. Dean wusste, dass Harry nicht so für ihn empfand, aber wenigstens wollte er, dass einer von ihnen glücklich sein konnte. Und wenn er dafür mit Malfoy reden musste, dann war ihm ds auch recht. Schließlich willigten die anderen ebenfalls ein, nicht gleich auf den Slytherin loszuschlagen, sondern erstmal diplomatisch ein Gespräch zu suchen. Doch dazu musste man den Blonden ersteinmal aufspüren, doch der verbarg sich nicht schlecht vor ihren Augen. Kaum war der Unterricht zu Ende, war Malfoy auch schon verschwunden. Wie ein Fisch flutschte er ihnen immer wieder vor der Nase davon.
Dean entschloss sich nach einem Tag des erfolgslosen Wartens in der Nähe des Slytherin-Turms zu platzieren und wie es der Zufall wollte, hatte er sogar Glück.
Malfoy! Warte mal! Der Braunhaarige griff den anderen an seiner Robe. Ich muss mit dir reden!
Worüber sollte ich mit dir schon reden? sagte dieser hochmütig und blickte ihn kalt an.
Es geht um Harry.
Warum sollte ich über dieses Flittchen reden wollen? Er gähnte. Er hat bekommen, was er verdient hat, merk dir das. Einen Malfoy reizt man nicht.
Besonders nicht, wenn er den wunden Punkt trifft, nicht wahr? meinte Dean herausfordernd.
Was willst du damit sagen? Draco sah ihn argwöhnisch an.
Nämlich die wohlbehütete und gut versteckte Homosexualität. Gib es doch zu Malfoy, dir hat es mit Harry gefallen und deshalb hast du dich geschämt. Ist es nicht so?
Du redest Schwachsinn, hat dir Potter wieder irgendeinen seiner verunglückten Zaubertränke gegeben?
Belüg dich doch nicht auch noch selbst! Und warum musstest du Harry dann auch noch verprügeln und beschimpfen? Er ist total am Boden wegen dir!
Was kümmert es mich, wenn Potter am Boden ist? Draco schnaubte verächtlich.
Entschuldige dich wenigstens bei ihm... bat Dean eindringlich.
Warum setzt du dich eigentlich so für Potter ein, Schlammblut? Bist wohl selbst verknallt in den Goldkungen, dass du ihn nicht traurig sehen kannst...Gibt es denn in Gryffindor nur Schwuchteln?
Ohne es zu wollen ballte der Gryffindor die Hand zur Faust. Gehst du jetzt zu ihm? fragte er unwirsch.
Ich schätze ich kann es wohl kaum vermeiden, wenn einer seiner glühenden Verehrer mich so freundlich darum bittet. bemerkte der Blonde grinsend. Diese Gryffindors waren einfach zu leicht zu durchschauen....
Also gut, er würde zu Potter gehen, wenn er dann seine Ruhe hatte.
Hey Neville! begrüßte Ron den jüngeren Zimmerbewohner. Alles klar?
Na du hast ja gute Laune...was ist denn passiert? Neville sah von seinem Kräuterkundebuch auf und lächelte. Hast du dich wieder mit Harry vertragen?
Ja, es ist wieder alles in Ordnung und das alles verdanken wir dir. Bist echt ein guter Kumpel. Was hätten wir nur ohne dich gemacht...? Der Rothaarige ließ sich neben Neville auf das Bett fallen.
Das war doch nichts... winkte Neville ab und wurde ein wenig verlegen.
Du wirst ja rot... grinste Ron. Irgendwie niedlich... Er schmunzelte.
Daraufhin begann Neville an zu kichern. Ich und niedlich in einem Satz? Ich schätze dieses Wortpaar hat seit meiner Geburt niemand mehr in den Mund genommen...Die einzigen Wörter, die ich in meinem Zusammenhang höre sind tollpatschig' und
Wirklich? Ich finde nicht, dass du so bist. Leute, die das sagen, kennen dich nur nicht. An dir ist mehr dran, als man auf den ersten Blick sieht. meinte Ron leise und wurde nun selbst etwas verlegen.
Jetzt wirst aber du rot. lachte der andere Junge und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Für ein paar Momente herrschte angespannte Stille unter ihnen und sie blickten sich schweigend in die Augen.
Mir ist noch nie aufgefallen, wie schön deine Augen sind... erklärte Ron auf einmal und strich Neville ein paar Haarsträhnen aus der Stirn, um besser sehen zu können.
Ach Quatsch, die sind doch nur braun. Nichts besonderes also. sagte Neville. An mir gibt es nichts besonderes, das solltest du doch wissen. Wir kennen uns schon lange genug...
Ron legte seinen Zeigefinger über Nevilles Lippen. Beide waren wie erstarrt, bis der Rothaarige plötzlich die wenigen Zentimeter, die zwischen ihnen lagen überbrückte und ihre Münder miteinander verband.
Klopf. Klopf. Klopf.
Wer ist da? fragte Harry und blickte erstaunt zur Tür. Er konnte kaum glauben, als Draco durch die Tür trat.
Was willst du? Der Schwarzhaarige blickte den Slytherin mit kalten Augen an.
Ich...Ich wollte mit dir reden.... Der Blonde blickte zu Boden.
Was gibt es da noch zu sagen? Verschwinde, lass mich allein! Mir passt es nicht, dass du dich jetzt noch an meinem Leid weidest!
Das wollte ich doch gar nicht, Harry du verstehst nicht... Dracos Lippen zitterten wie von unterdrückten Tränen.
Was gibt es an Ich bin keine Schwuchtel' und Verschwinde Homo' bitte falsch zu verstehen? meinte der Gryffindor sarkastisch.
Ich wollte dich nicht verletzen, ich wollte das alles auch gar nicht sagen...ich hatte einfach Angst...ich hab mir selbst was vorgemacht...In dieser einen Nacht...fand ich es wunderschön...könntest du dir vielleicht einen Neuanfang mit mir vorstellen?
Harry traute seinen Ohren nicht. Wer war das? Das konnte doch unmöglich Malfoy sein. Das war nicht möglich.
Wenn das jetzt wieder ein Scherz sein sollte, dann ist er nicht besonders gut... erklärte der Schwarzhaarige bestimmt.
Ich mache keine Scherze mehr, Harry, kannst du mir verzeihen?
Bevor er auch nur irgendwie antworten konnte, legten sich Dracos Lippen auf seine. Harry verlor sich für einen Moment in ihrer Wärme, schob ihn dann doch vorsichtig von sich weg. Er blickte zur Tür und sah gerade noch, wie ein brauner Haarschopf verschwand und Schritte sich schnell entfernten.
Harry setzte sich trotz des Kopfwehs auf und stürmte aus dem Zimmer. Er holte den Braunhaarigen am Ende des Gangs ein und hielt ihn am Arm fest.
Lass mich! Dean drehte sich weg und wischte sich über die Augen. Geh doch zu ihm...das hast du dir doch schon so lange gewünscht, oder? Er riss sich von seiner Hand los, er blickte sich nicht mehr um, als er denn Gang herunterrannte. Auch auf einen weiteren Ruf von Harry hin, hielt er nicht an.
Was ist denn, Harry? fragte Draco nun neben ihm und blickte ihn forschend an. Dieser Idiot kann dir doch egal sein. Du hast mich, reicht dir das nicht?
Harry sah auf seine nackten Füße. In diesem Moment wurde ihm einiges klar. Dean ist mein Freund, ich glaube du hast einfach nichts verstanden...Ich war wirklich in dich verliebt, sehr lange sogar, aber jetzt erst bemerke ich, dass ich eigentlich ganz anders fühle. Und nachdem das alles geschehen ist, nachdem was zwischen uns war, bin ich mir sicher, dass ich dich nicht mehr liebe. Es tut mir leid, aber ich kann nicht mit dir zusammensein, Draco.
Und wen liebst du dann? wollte der Blonde wissen. Etwa Dean?
lachte Harry auf einmal. Ich werde es sicher herausfinden!
Es war schon längst Zeit zum Abendessen, aber Dean hatte keinen Appetit. Alles was er noch wollte war Ruhe. Und die fand er am besten hier auf dem Astronomieturm. Es tat noch immer so weh, wenn er an den Kuss zwischen Harry und Draco dachte. Jetzt musste er doch glücklich sein, oder? Dean hoffte es inständig, denn zumindest er war nicht glücklich.
Plötzlich hörte er ein Flattern um sich herum und als er aufsah, entdeckte er eine Schneeeule, die aufgeregt vor ihm herumflatterte. Mit klopfendem Herzen entfernte er den Brief von ihrem Fuß und öffnete die kleine Pergamentrolle: Erschreck' jetzt bitte nicht.
Was sollte denn das? Dean wollte sich gerade, als auf einmal Hände seine Augen verschlossen. Und eine leise Stimme an seinem Ohr begann zu singen....
