18. Kapitel
EntdeckungenDas zerstörte Schiff schimmerte in der tropischen Morgensonne. Wie funkelnde Diamanten fingen die zerborstenen Fensterscheiben das Licht ein und reflektierten es tausendmal gebrochen wieder.
Eine Gruppe Soldaten durchsuchte den Trümmerhaufen unter der Aufsicht ihres für seine Strenge gefürchteten Generals. Er selbst beteiligte sich nicht an der Suche, sondern gab nur hin und wieder scharfe Anweisungen oder begutachtete Fundstücke genauer.
„Los, beeilt euch! Dieses Schiff birgt wahre Wunder in sich, und ich möchte damit fertig sein, bevor der Hohenpriester davon Wind bekommt! Schneller! Und seid sorgfältig!"
Zisch. Einer der Männer hatte unvorsichtigerweise eines der Stromkabel angefasst und krümmte sich nun vor Schmerzen auf dem Schiffsboden. General Mosar Jīngtǐ Dāo machte sich nicht die Mühe, dem Mann zu helfen, sondern bedachte ihn lediglich mit einem abschätzigen Blick. „Das nächste Mal wirst du eben klüger sein müssen."
Die Technik des unbekannten Schiffs faszinierte den jungen General, der es dank seiner erbarmungslosen Härte mit knapp 28 Jahren an die Spitze der Armeehierarchie geschafft hatte. Obwohl er als kalt und leidenschaftslos bekannt war, verehrten ihn seine Männer und standen in jedem Fall bedingungslos zu ihm. Bisher hatte er auch immer das uneingeschränkte Vertrauen des Königs genossen, aber in letzter Zeit hatte er so seine Zweifel, was dessen Urteilsfähigkeit anging. Der Hohenpriester schien ihn negativ zu beeinflussen, soviel war sicher.
„General Mosar! Eine Eilbotschaft von Hauptmann Matandua." „Bringt sie zu mir."
Ein kleiner, aufgeregter Pterosaurus wurde von einem der Männer zu Mosar getragen, der die kleine Briefhülse von seinem Bein löste und die Nachricht mit gerunzelter Stirn las.
„Der Sohn dieses verdammten Rebellen konnte fliehen. Matandua schreibt, diese Kinder hätten ihn aufgelesen und mit sich genommen. Sie sind in Richtung Sankhya unterwegs. Und angeblich begleitet sie die Tochter des Bürgermeisters. Also müssen wir sowohl sie als auch ihn kriegen, und vorsichtig ans Werk gehen." „Das werden wir schaffen, General." antwortete der Mann neben ihm. „Keine Sorge. Uns entkommt niemand." „Euer Wort in den Ohren der Götter, Major Sākuru. Hoffen wir, dass es so kommen wird. Der König wird sehr ärgerlich sein, wenn es uns nicht gelingt, einen Haufen Kinder und einen schwachen Rebellensohn zu finden."
„Ich wundere mich, dass Hauptmann Matandua gar so unfähig ist. Manchmal habe ich ihn in Verdacht, dass er nicht so ganz unseren Zielen zustimmt. Immerhin – " „Hauptmann Matandua ist ein sehr loyaler Mann. Nur wegen seiner Herkunft an ihm zu zweifeln, zeugt von Ignoranz und Dummheit. Davon will ich nichts mehr hören!" schnappte der General ärgerlich und drehte sich auf dem Absatz um. „Auch Heilerin Talingo stammt aus dem selben Stamm wie Hauptmann Matandua und Lady Eakeno, und sie alle haben sich als solidarische Personen erwiesen, obwohl sie in dieses Land verschleppt wurden. Also sparen sie sich ihre Verdächtigungen!" Major Sākuru nickte heuchlerisch und lächelte sanft. „Verzeiht, General. Ich wollte euch nicht beleidigen..." Mit leicht beschämter Miene verbeugte er sich und entfernte sich schnell. Mosar starrte ihm noch eine kleine Weile verstimmt nach und hob dann mit einem Seufzen die Hand zur Stirn. Der Major wollte natürlich seinen Posten, kein Wunder, immerhin war er älter und erfahrener als er. Deshalb musste er vorsichtig sein – überhaupt jetzt, wo der König ohnehin nicht allzu gut auf ihn zu sprechen war. Wenn der Hohenpriester herausfand, dass er sich mit verbotener Technik befasste, konnte das noch schlimm enden. „Aber ich finde euch, darauf könnt ihr euch verlassen." knurrte er leise vor sich hin. „General Mosar Jīngtǐ Dāo ist noch keiner entkommen."
Der Wagen surrte gleichmäßig vor sich hin und schaukelte sanft über die unebenen Wege, die laut Manua am schnellsten zu ihrer Heimatstadt führten. Die Stimmung war gelöster als am Vortag; endlich schien alles gut zu werden. Das fremde Mädchen würde ihnen sicher helfen und sie zu jemandem bringen können, der wusste, wie sie wieder nach Hause gelangen würden. Allein in einer fremden Welt war es schlimm gewesen; jetzt gab es wenigstens jemanden, der wusste, wie die Regeln hier aussahen.
„Warum führt ihr einen sprechenden Saurier mit euch? Woher kommst du, Kleiner?" Neugierig wandte sie sich an Sénsō und tätschelte kurz seinen Kopf. Er schwieg bockig, bis plötzlich Káshira von seinem Sitz aufsprang und drohend auf ihn zuging. „Los, jetzt rede endlich! Das ist ja nicht auszuhalten! Wird's bald, oder muß ich nachhelfen?" „Pah! Du machst mir Angst, dich mag ich nicht!" Sénsō verdrehte seine Augen und gab einen abfälligen Pfeifton von sich, der den Jungen rasend machte. „Wirst du wohl..." „Klappe, Káshira- kun! Jetzt laß' doch das arme Vieh in Frieden, was soll denn das? Wo bleibt dein Benehmen?" rief Tókui griesgrämig nach hinten. Sie und Moko steuerten den Wagen schon seit einiger Zeit, und schön langsam hatte sie genug von der anstrengenden Lenkerei. Lieber hätte sie sich eingehender mit der M16A2 beschäftigt, aber das ging nun mal nicht. Deshalb war sie schon den ganzen Tag über ziemlich gereizt und es war nicht ratsam, ihr in die Quere zu kommen.
Káshira maulte noch einige Zeit brummig vor sich hin und beschloss, das Tier einfach zu ignorieren. Auf noch ein Kuriosum mehr kam es auch nicht mehr an. Ein fremder Planet, sprechende Saurier... sollten sie je wieder nach Hause zurückkehren können, würden sie darüber auf jeden Fall schweigen müssen, wenn sie ihr weiteres Leben nicht in einer Nervenheilanstalt fristen wollten.
„Warum hat euer König einen chinesischen Namen und Titel? Manua klingt anders." Hotáru meldete sich ausnahmsweise zu Wort.
„Ja, weißt du, also, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber... Unsere Stadt gehört nicht der selben Volksgruppe an wie die Königsfamilie. Es heißt, unsere Vorfahren wären vor langer, langer Zeit über das große Meer gekommen, von einem Kontinent, auf dem Alle so sind wie wir. Aber mehr konnten nicht mehr über den Ozean gelangen, denn die riesigen Meeresreptilien hinderten sie daran. Auch heute können die Schiffe nicht über die See, nur vor 9 Jahren wagten es mutige Seefahrer, und brachten aus fernen Gebieten einige Menschen mit. Einige davon befinden sich auf dem Königshof, eine Konkubine des Königs und eine Heilerin sind darunter, soweit ich weiß."
„Ach so." Mehr fragte Hotáru nicht, obwohl er natürlich neugierig war. Aber Sachou schoss bereits wütende Blicke ab, also ließ er es lieber bleiben.
„Was ist denn eine Konkubine, Tante Manua? Bist du auch eine?" Haná zupfte emsig an ihrem Ärmel. Manua wurde dunkelrot und begann verlegen zu stottern. „Äh, nein... ähm..."
Die Pfadfinder, jedenfalls die Älteren unter ihnen, begannen boshaft zu kichern und Káshira wuschelte Haná durch die Haare. „Aber, Haná- chan, du wirst doch Manua nicht unterstellen, dass sie eine Konkubine ist, oder? Tante Manua ist ein sehr ehrbares Mädchen." „Jetzt ist aber Schluss, Káshira- kun. Manua- san hat es wirklich nicht nötig..." Sachou war puterrot geworden und blitzte ihn ärgerlich an. Seine neue Liebe sollte keiner beleidigen.
„Ist dann Kiíchigo- chan auch eine Konkubine?" piepste die Kleine dazwischen. „Schließlich ist sie ja mit Hotáru- kun verlobt..." „Pah!" brauste Kiíchigo auf und wollte Haná gerade wütend über den Mund fahren, als Hotáru spöttisch zwinkerte und ihr eine kleine Kusshand zuwarf. „Ach, weißt du, Haná- chan, meine Konkubine ist sie ja nicht... da solltest du lieber Ryoki- kun fragen..." „Untersteh' dich!" kreischte Kiíchigo wütend auf und versetzte ihm eine Kopfnuss. „Wie kannst du nur..." „War doch nur ein Scherz, Kií- chan. Das würde ich doch nie von dir denken..." „VERDAMMT! Hört sofort auf zu streiten, klar? Du, Watarí, komm her und steuere statt mir. Noch länger in dieser elenden Karre, und ich sterbe! Einmal ist Schluss!" Tókui war erbost aufgesprungen und rannte außer sich im Kreis hin und her. „Den ganzen Tag... Schlaglöcher... mein Rücken... jetzt ist es genug..."
Beschwichtigend übernahm Watarí ihren Platz am Steuer und lächelte Moko schüchtern zu, der ihn aber eher ignorierte und ebenso gestresst wie Tókui wirkte. Hotáru bemerkte es und hatte plötzlich Mitleid mit seinem Freund. „Komm, Moko, ich löse dich ab. Du siehst ziemlich übel aus..." „Hmm... danke" knurrte Moko verstimmt und räumte verlegen das Feld. Watarí grinste dankbar und rückte etwas näher an Hotáru heran. „Danke, dass du mit mir steuerst. In letzter Zeit sehen wir uns ja irgendwie gar nicht mehr..."
Hotáru warf ihm einen erstaunten Seitenblick zu. „Wie meinst du das? Wir sehen uns doch jeden Tag!" „Nein, so war das nicht gemeint." Watarí wurde rot und blickte wie ertappt zur Seite. „Du redest kaum noch mit mir... Ich... ich meine... um Kiíchigo und Kitsuné kümmerst du dich, und sonst denkst du an Nichts... ich..." „Ja, aber..." „Mit mir redest du gar nicht mehr..." Hotáru war erstaunt. „Das stimmt doch nicht..." „Nein, nein, du verstehst nicht. Ich habe über das nachgedacht, was du mir am ersten Tag gesagt hast... dass ich dich nie verteidige und so. Und dass ich immer so tue, als wäre nichts geschehen... das will ich gar nicht. Aber..." Obwohl ihn Hotáru immer befremdlicher musterte, sprach er tapfer weiter. „Ich weiß nie, was ich sagen soll... ich will dir helfen, aber ich... ich kann nicht... wer würde schon auf mich hören?" „Es reicht mir, wenn du es versuchst. Aber du tust nie etwas, weil du dir die Mühe gar nicht erst machen willst – aber das ist schon okay, ich verstehe das. Warum solltest du dir auch die Finger schmutzig machen, nur wegen mir?" Hotáru schüttelte kühl den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Steuerung. Watarí schwieg einige Sekunden lang und wagte dann noch einen Anlauf. „Ich mache mir Sorgen um dich... du bist ganz blaß, seit wir hier sind. Geht es dir denn nicht – " „Schon gut, Watarí- kun. Mir geht es bestens, wie immer, und das wir von einem Allosaurus und Soldaten angegriffen wurden, ist schon in Ordnung, das macht ja nichts... passiert doch öfter..." Von der Schärfe seiner Antwort eingeschüchtert, beschloss Watarí, nun doch lieber zu schweigen. Auf Streit mit seinem boshaften Freund hatte er jetzt keine große Lust.
Eine ganze Weile lang sprach keiner von beiden ein Wort. Zwar versuchte Watarí hin und wieder, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber Hotáru starrte nur desinteressiert vor sich hin und beachtete ihn erst gar nicht.
„Das war eine Herde Parasaurolophus- Saurier, auf der Erde kamen die in der Oberkreide vor ca. 83 Millionen Jahren vor. Und die Soldaten reiten auf Camptosauriern, die dagegen lebten im Oberen Jura." Kagamí teilte sein Wissen mit unbewegter Miene mit und lehnte sich an die Wand des Wagens. Die anderen starrten ihn verblüfft an und zuckten dann die Achseln. Dieser Kleine musste ein Lexikon in seinem Kopf haben.
„Hey, siehst du das... da bewegen sich die Sträucher. Wir sollten vorsichtig sein." Hotáru wies auf den Wegesrand, an dem die Farnblätter heftig hin- und herschaukelten. Watarí folgte seinem Blick und sah, wie sich zwei kleine Saurier hüpfend ihren Weg zwischen den dichten Farnen hindurch bahnten. „Ach... die sind ja nur ganz klein. Jetzt erkenne ich... warte mal, das sind doch Coelophysis, oder? Haben wir das nicht in Biologie mal gelernt?" „Kluger Junge" versetzte Hotáru freundlicher, als er eigentlich gewollt hatte, und starrte leicht abgelenkt wieder zu den Büschen. Zwar waren die zwei Saurier schon über den Weg gehuscht und auf der anderen Seite wieder in das tiefe Dickicht getaucht, aber trotzdem... ein seltsames Gefühl sagte ihm, dass sie nur die Vorhut gewesen waren... von etwas –
„VERDAMMT!!" Watarí kreischte entsetzt auf, als plötzlich lautes Krachen erklang und der Boden erzitterte. Brutal stieg er auf die Bremse und hörte bestürzte Schreie hinter sich, die er allerdings ignorierte. Was da auf sie zukam, war um einiges größer als die Coelophysis.
Vor ihnen brach der Kopf eines riesigen Raubsauriers aus den Farnblättern, das Maul weit aufgerissen, die Zähne bluttriefend. Offensichtlich hatte er gerade Beute gerissen und war im Begriff gewesen, sie zu verschlingen, als das Motorengeräusch des Wagens ihn dabei gestört hatte.
Auf dem Kopf trug der Saurier zwei merkwürdige Kämme, die sich von den Nasenöffnungen aus nach oben erstreckten und über den Kopf nach hinten verliefen.
Er war riesig... um die 7 Meter lang und nur unwesentlich kleiner als das Fahrzeug. Seine Vorder – und Hinterläufe liefen in langen, scharfen Krallen aus, und sein Maul war gespickt mit großen, gefährlichen Zähnen.
Die Insassen des Wagens hielten entsetzt den Atem an; jeder rechnete halb und halb bereits damit, dass sich das mächtige Tier ohne lange zu warten auf das Auto stürzen und sie alle in Stücke reißen würde, als der Raubsaurier nach einigen Sekunden plötzlich unerwarteterweise seine kalten Augen von ihnen löste und, offensichtlich von den Geräuschen des Motors eingeschüchtert, die Flucht ergriff und im Urwald verschwand.
„Oh... oh je" flüsterte Watarí entgeistert und lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen in seinen Sessel zurück, während er nur noch gepresst atmen konnte. Hotáru ging es nicht viel besser; seine Hände zitterten und er fühlte sich, als würde eine Wagenladung Sand zwischen seinen Zähnen knirschen. „Was war das?" erkundigte er sich eingeschüchtert und presste die Hand vor seine Augen. „Warum ist er weggelaufen?"
„Alles in Ordnung mit euch? Dieses Vieh war ja enorm!" Sachou und Moko stürzten in die Fahrerkabine, dicht gefolgt von Káshira, Tókui und Kagamí. „So ein Schock... ich dachte schon, es wäre alles aus..." „Uns geht es gut. Ist ja nichts passiert." Nach außen hin völlig ungerührt, sprang Hotáru auf und bahnte sich einen Weg nach draußen. „War ja nur eine Lappalie."
„Toll! Das war ein Dilophosaurus, da bin ich mir ganz sicher! Zum Glück war da nur einer, sonst hätte es schlimm ausgehen können, Dilophosaurier lebten nämlich angeblich in Rudeln zusammen! Was meinst du, Manua?" Aufgeregt wandte sich Kagamí an die junge Frau, die verängstigt und totenbleich in ihren Sitz gequetscht dasaß. „Ah... äh, diese Raubsaurier... ja, ja, in Rudeln leben sie auch, aber es gibt viele, die als Einzelgänger vorkommen. Wir haben große Angst vor ihnen, sie sind gefährlich, und es ist sehr schwer, sie zu verjagen oder zu töten! Wer nicht achtgibt, läuft ganz schnell Gefahr, von ihnen gerissen zu werden!"
„Sag mir, Manua... Wie nennt ihr diese Saurier eigentlich?" warf Kamomé gedankenverloren ein und lächelte leicht. „Äh... weißt du, es gibt zwei Arten von Namen für sie. Zu einem den Namen, den ihnen die Götter gaben, und dann den, der unter den Menschen gebräuchlich ist. Denn als die Götter kamen, trug dieses Land noch keinen Namen, und so tauften sie es."
„Wer sind die Götter? Erzähl uns von ihnen." Gespannt lehnte sich Kamomé nach vorne „Hey, könnten wir das nicht auf später verschieben? Ich glaube, ich höre etwas in den Büschen!" rief Tókui plötzlich lauthals aus und riss sie damit aus ihrer Unterhaltung. „Klärt das später, und helft mir erst mal suchen!"
Hastig sprangen die Pfadfinder aus dem Wagen und machten sich unter Tókui's Führung auf die Suche nach der Quelle des leisen Winselns, das sie jetzt alle deutlich hören konnten.
„Da, hinter den Farnwedeln da! Das muß es sein!" zischte Tókui leise und war gerade im Begriff, die Blätter auseinander zu biegen, als ihr Sachou die Hand auf die Schulter legte und sie nachdrücklich zurückhielt. „Das ist viel zu gefährlich für dich. Ich mache das." „Mach dich nicht lächerlich!" fauchte Tókui ärgerlich und versuchte hartnäckig, sich aus dem Griff zu befreien. Da zeigte sich allerdings, dass Sachou nicht ganz so schwach war, wie es immer den Anschein hatte, denn er schob sie mit einem Arm zurück und bog mit dem anderen die Farnwedel auseinander. Der Anblick, der sich ihnen daraufhin bot, ließ allen den Atem stocken.
„Oh nein..." flüsterte Kiíchigo entsetzt und schlug die Hände vor den Mund. Vor ihnen lag eine winzige Lichtung, auf der vor kurzem ein erbitterter Kampf getobt haben musste. Das hier musste das Opfer des Dilophosaurus gewesen sein. In einer enormen Blutlache lag ein Triceratops – ähnliches Tier zwischen zersplitterten Ästen und geknickten Farnblättern.
„Styracosaurus" ließ Kamomé emotionslos hören. „Ein Verwandter des Triceratops."
„Er... er ist tot, nicht wahr?" stammelte Hiyokó fassungslos und begann zu weinen. Sekunden später folgten die Kleinen, alle außer Kagamí, der die Leiche fasziniert musterte, ihrem Beispiel.
Auch Sénsō wimmerte entsetzt auf und vergrub seinen Kopf in Kagamí's Armbeuge, der darüber nicht allzu erfreut wirkte. „Paß' mit deinem Schnabel auf, ja?"
„Das ist ja so schrecklich!" stieß Kiíchigo jäh gequält aus und begann ebenso wie die Kinder lauthals zu schluchzen.
Kurz entschlossen umarmte sie Káshira tröstend, wogegen Hotáru zum ersten Mal keinen Einspruch erhob, sondern selber Kamomé vorsichtig an der Hand nahm und sie beruhigend tätschelte. Sie entzog sie ihm nicht, sondern schien im Gegenteil sogar froh darüber zu sein, obwohl man ihrem Gesicht wie immer keine sonderliche Regung ansah. Dann allerdings gab sie sich einen Ruck. „Los, Kinder, zurück mit euch in den Wagen. Wir kümmern uns schon um alles." „Ja, ihr geht jetzt mit Kagamí zurück und seid ganz still, bis wir wieder zu euch kommen. Am besten geht Moko auch mit – " „Ich will aber hier bleiben" ließ Kagamí leise hören und zupfte Kamomé drängend am Ärmel. „Bitte, laß' mich hier bleiben..."
„Na gut, wenn es unbedingt sein muß..." antwortete Kamomé ungehalten und winkte den restlichen Kindern ärgerlich zu. „Na los, macht schon! Moko geht mit euch zum Auto und kümmert sich um euch. Wer sonst noch mit will, bitte sehr. Aber schnell, wenn's recht ist." Der kühlen Stimme wiedersetzte sich keiner. Die Kinder trotteten, immer noch schniefend, mit Moko und Kiíchigo, die sich ihnen zitternd angeschlossen hatte, in die Sicherheit des Fahrzeugs zurück. Die übrigen Acht sahen sich auf der kleinen Lichtung, die vermutlich ohnehin erst durch den Kampf entstanden war, aufmerksam um. Wieder war das leise Wimmern, das zuvor verstummt gewesen war, zu hören.
„Da... DA!" rief Tókui triumphierend aus, als sie mit einer blitzschnellen Bewegung zwei dicke Wedel eines riesigen Farns auseinander schob. Verzweifelt bemühte sich ein kleiner Styracosaurus dahinter zu ducken, war aber schon von Tókui gepackt und aus der Dunkelheit gezerrt worden. „Ich hab's doch gewusst..."
„Das da ist sicher seine Mutter. Das arme Ding wird bestimmt sterben; da ist keiner in der Nähe, der sich darum kümmern wird." „Wir sind hier, Manua! Selbstverständlich nehmen wir ihn mit!" Sachou war etwas erstaunt über ihren Mangel an Schlussfolgerung. „Und dann? Wer kümmert sich denn darum? Eine Kaija- Herde werden wir schwerlich finden – und selbst wenn, wie bringen wir ihnen bei, dass sie das Kleine behalten sollen? Nein, es muß wohl verhungern..." „Wenn wir uns anstrengen, finden wir auch eine angemessene Lösung. Erst mal nehmen wir das Kleine mit und kümmern uns darum. Der Hungertod ist... einfach nicht richtig." Sachou sprach mit großem Nachdruck, was Manua aber lediglich mit einem gleichgültigen Schulternzucken kommentierte. Wenn er unbedingt wollte...
Kamomé und Kagamí inspizierten unterdessen die Leiche mit großem Interesse und unterhielten sich leise miteinander. Hotáru stand untätig an einen Baum gelehnt und beobachtete das Geschehen aus der Ferne. Der Geruch, den die blutverschmierte Erde ausströmte, jagte ihm Angst ein, obwohl er sich das nicht einmal selbst eingestehen wollte. Káshira gesellte sich zu ihm und lächelte aufmunternd, wenn auch etwas blaß. „Schon die zweite Leiche in zwei Tagen. Schön langsam kann ich kein Blut mehr sehen..."
„Es ist so anders, wenn alles echt ist. Sonst ist es nur ein Spiel... aber hier wirkt es so, als wäre alles durch den Tod... irgendwie... beschmutzt worden..." Hotáru sprach wie zu sich selbst, ohne Káshira oder seiner Umgebung sonderlich viel Aufmerksamkeit zu schenken.
„Ja, es ist wirklich schlimm... im Kino ist es nur ein Spaß, und jetzt haben wir einen kleinen Saurier auf dem Hals... aber – " „Die Natur ist grausam. Aber sie ist leichter verstehbar als die Menschen. Der Dilophosaurus hatte Hunger, deshalb musste dieser Styracosaurus daran glauben. Aber warum diese Soldaten den Pteranodon getötet haben, ist nicht klar. So ein Flugsaurier hat nicht einmal sonderlich viel Fleisch an den Knochen, das kann nicht der Grund gewesen sein..."
„Wer weiß. Vielleicht mögen die Leute hier die sprechenden Saurier nicht. Wäre ja auch interessant zu erfahren, warum die eigentlich reden können. Vielleicht finden ja unsere zwei Wissenschaftler etwas heraus..."
Mit einem leichten Lächeln wies er zu Kagamí und Kamomé, die immer noch fasziniert das tote Tier von allen Seiten betrachteten.
„Ich mag den Tod nicht... er trennt so endgültig..." presste Hotáru leise hervor und konnte Káshira nicht in die Augen sehen. „Er macht mir manchmal Angst... vor allem, seit dieser Allosaurus..." Vor Schreck und Abscheu an die Erinnerung geschüttelt, brach er abrupt ab und schwieg. Káshira betrachtete ihn besorgt und strich ihm plötzlich impulsiv sanft über den Kopf. „Hey, solange wir hier sind, geschieht dir nichts..."
Bevor Hotáru darauf eine Antwort finden konnte, wurden sie von Sachou, Tókui und Watarí unterbrochen, die eilig auf sie zurannten und den kleinen Saurier zwischen sich trugen. „Obwohl er noch so klein ist, hat der Kerl schon ein ziemliches Gewicht!" keuchte Tókui außer Atem. „Wo ist denn Kamomé? Sie könnte ruhig mal helfen! Und Kagamí tut auch nichts anderes, als mit leeren Händen hinter ihr herzulaufen!"
„Schaffst du es denn nicht alleine, Tókui? Ich hatte dich stärker in Erinnerung." Kamomé war überraschend hinter ihnen aufgetaucht und sprach sie mit kühler, sanfter Stimme an. Tókui wurde rot und warf ihren flammenden Haarschopf mit einer ärgerlichen Bewegung nach hinten. „Auf dich kann ich genauso gut verzichten, Aranámi. Deine minimale Kraft bringt uns jetzt auch nichts mehr." „Deshalb arbeite ich auch mit dem Hirn, Hayasé. Was man nicht im Kopf hat.." warf Kamomé kalt lächelnd ein und begann den Weg zurückzugehen. Den anderen blieb nichts weiter übrig, als ihr missvergnügt zu folgen und leise ärgerliche Kommentare über ihre arrogante Art zu machen. „Diese Aranámi.. einfach unmöglich..."
Die Kleinen hatten sich inzwischen wieder gefangen und begannen sofort damit, den kleinen Waisen begeistert zu streicheln und nach Strich und Faden zu verwöhnen, wobei sie sich vor seinen schon jetzt recht scharfen Stacheln an der Nackenplatte in acht nahmen.
„So ein süßer Saurier! Wie soll er denn heißen?" piepste Haná aufgeregt und zankte sich mit den Zwillingen darum, was so ein Saurier wohl am liebsten aß.
„Sucht euch doch einen Namen für den Kleinen aus, hmm?" meinte Moko freundlich, während er sich mit abgespannter Miene an die anderen wandte. „Dann sind sie vielleicht ruhiger... ich glaube, das alles überfordert sie ziemlich..."
„Bald sind wir zuhause, dann müsst ihr euch keine Sorgen mehr machen. Ich frage mich ja nur, warum die Soldaten so angestrengt nach euch suchen. Aber wer weiß – der General wird schon so seine Gründe haben..." Manua versuchte sie alle zu beschwichtigen. Es erstaunte sie etwas, dass diese Fremdlinge vom Tod eines Kaija – Weibchens so tief getroffen zu sein schienen. Sie hatte schon als kleines Kind gelernt, was Sterben bedeutete.
„Wie wär's mit... äh... „Hyottóko"... oder... „Aburakkói"?" schlug Sángo kichernd vor. „Wäre doch geeignet..." „Nein. Die Namen sind nicht hübsch. Aber zu einem niedlichen kleinen Tierchen wie ihm passt „Omócha" doch ganz gut..." Haná war stolz auf ihren Einfall, obwohl die Zwillinge skeptisch den Kopf schüttelten und sich vielsagend ansahen. Diese Haná...
Nach einiger Zeit jubelte Manua erleichtert auf. „Hier... hier ist es! Ein Bekannter von mir hat kürzlich das Angebot gemacht, dass ich diese Scheune benutzen kann, sofern ich etwas Wichtiges verstecken will. Sie hat einen doppelten Boden! Hier findet keiner euer Gefährt!"
Die schmale Zufahrt verbarg sich knapp vor dem Speicherboden; sie war nicht viel mehr als ein in die Tiefe gehender Hohlweg, der durch dichte Büsche vor neugierigen Blicken geschützt wurde. Als der Wagen endlich sicher unter dem Bretterboden verborgen und alle Spuren verwischt worden waren, atmeten die Pfadfinder erleichtert auf.
„So... jetzt müssen wir euch nur noch ungesehen zu meinem Haus bringen, dann kümmere ich mich um alles! Keine Sorge... ich kenne einige Schleichpfade, die uns helfen werden! Los, kommt mit!"
Während sie beschwingt voraneilte, folgte ihr der Rest mit einem eher mulmigen Gefühl im Magen hastig nach. Was würde sie jetzt schon wieder erwarten? Hoffentlich unterschied sich diese Stadt nicht allzu sehr von dem, was sie kannten... die Kleinsten erwarteten eigentlich schon etwas Ähnliches wie eine außerirdische Raumstation – mit Aliens an Bord...
Ihr Weg führte sie vorläufig immer weiter durch den undurchdringlichen Dschungel hindurch; der schmale Pfad wand sich kaum sichtbar an tiefen Schluchten und kleineren Bächen vorbei. Ab und zu konnten sie in der Ferne schemenhafte Gestalten erkennen, die Dinosaurier sein mussten. Glücklicherweise blieben ihnen Begegnungen wie mit dem Dilophosaurus bis aufs weitere erspart; selbst die kleineren Saurier wichen ihnen aus.
„Uuuh... ich kann nicht mehr, Manua- san! Wie weit ist es denn noch?" Kiíchigo keuchte erschöpft und wurde langsamer. „Bitte, können wir nicht mal kurz eine Pause machen? Der Weg ist so lang!"
Manua drehte sich zu ihnen um. „Je eher wir zuhause sind, desto kleiner die Gefahr, dass die Soldaten euch finden. Ich verspreche euch, es ist nicht mehr weit. Dann könnt ihr euch auch ausruhen." Sachou war von ihrer bittenden Miene gerührt und bemühte sich, seine müden Gefährten anzuspornen. „Na los, kommt schon! Nicht so lahm! Sogar Schnecken sind schneller als ihr!" „Sei still, Yumí, klar? Bist ja selber so weit hinten! Und da willst du uns Vorträge halten?" Tókui war sauer. Dieser Idiot... genau wie Káshira. Kaum sah er eine Frau, klinkte irgend etwas in seinem Gehirn aus, und er verwandelte sich in einen aufopfernden Sklaven. Männer waren ja solche Schwachköpfe.
„Kitsuné- chan, wie geht es dir? Kannst du noch?" Besorgt wandte sich Hotáru zu seinem kleinen Bruder um, der bereits äußerst erschöpft wirkte und langsam hinter den anderen hertrottete. „Ja, ja... schon gut. Mir geht's schon gut, alles bestens, danke." Kitsuné war wütend auf sich selbst. Er sah aus wie der letzte Idiot und abgesehen davon, dass sich sein Bruder ständig um ihn kümmern musste, wirkten Chujitsu und Hiyokó, die weiter vorne marschierten, frisch und munter. Ärgerlich.
„Hotáru- kun, wie geht es deinem Knöchel? Tut er weh?" Watarí war neben Hotáru aufgetaucht und berührte leicht seinen Oberarm. „Soll ich dir irgendwie helfen?" „Äh... nein, Watarí- kun, alles bestens. Mir tut nichts weh, keine Sorge!" log Hotáru peinlich berührt und fühlte seine Ohren langsam röter werden. Warum Watarí in letzter Zeit nur so fürsorglich war... aber bemuttern lassen wollte er sich nicht, obwohl sein Gelenk wirklich langsam zu schmerzen begann. Aber das musste er ja nicht unbedingt wissen.
Langsam begann sich der dichte Urwald zu lichten, und der enge Pfad verbreiterte sich zu einer seitlich mit Steinblöcken befestigten Sandstraße.
„So... Da wären wir endlich." Mit einem Augenzwinkern wies Manua auf einen halb eingestürzten Brunnen, der abseits der Straße von Schlingpflanzen verwuchert lag.
„WAAS? DA sollen wir runter? Und wenn das Ding zusammenbricht?" Die Pfadfinder waren mehr als skeptisch. Dieser Brunnen war nun mal alles andere als vertrauenerweckend...
„Keine Sorge, er ist stabiler als er aussieht. Ihr könnt unbesorgt nach unten steigen, da fällt sicher nichts zusammen. Es ist nun einmal der einzige Weg, wie wir ungesehen mein Haus erreichen können, anders geht es nicht." Manua blieb hart und seufzte leise. Diese Kinder...
„Na gut... da kann man wohl nichts machen. Was ist, Suigín- kun, sollen wir als erste runter, oder traust du dich nicht?" Káshira grinste Hotáru herausfordernd an, der vor lauter Ärger rot anlief. „Aber sicher, warum nicht? Soll ich dich hinuntertragen, oder warum fragst du?" entgegnete er schließlich kalt. Káshira ging nicht darauf ein, sondern packte lediglich seinen Ellenbogen und zog ihn mit sich, dicht gefolgt von einem sehr ärgerlich dreinblickenden Watarídori. „Die Kleinen nehmen sich an der Hand, klar?" ließ sich Sachou vernehmlich hören. „Damit sich keiner verliert, und als Gerippe endet, verstanden? Als Gruppenältester bin ich immerhin für euch verantwortlich!"
Manua betrat den Brunnen als Erste und begann langsam mit dem Abstieg. Hotáru und Kashira folgten ihr schweigend, gefolgt von Tókui, die den mürrischen Watarí vorsorglich am Oberarm gepackt hatte. Wenn einer von ihnen strauchelte und den Halt verlor, konnte es böse enden...
Der muffig riechende Schacht war eng, feucht und düster. Von den Wänden stürzten unzählige kleinere Wasserkaskaden zu Boden, die sich mit der schweren, dunklen Erde vermischten und modrigen Schlamm produzierten, in dem ihre Schuhe häufig stecken blieben und schmatzende Geräusche erzeugten.
„Uähh... ist das eklig hier. Nass und schmutzig..." Haná schauderte und klammerte sich fester an Kiíchigo, neben der sie vorsichtig herging. „Achtung, du reißt mich ja fast um! Der Gang hier ist ja so tückisch!" Obwohl sie sich wirklich bemühte, tapfer zu sein, war Kiíchigo den Tränen sehr nahe. Es war heiß, stickig und dunkel... vom ganzen Schmutz gar nicht zu reden. Wenn ihre Freundinnen doch nur hier wären... Tsurú, Namakó und Sumómo... aber wenn die sie hier sehen würden, schmutzig und in dieser Landuniform... die Haare zerzaust und völlig ungeschminkt... nein, da war es doch besser, wenn sie das hier alleine durchstand...
„Hotáru- kun, was ist los? Fehlt dir etwas?" Überraschend freundlich neigte sich Káshira leicht zu ihm und blickte ihm fragend in die Augen. Hotáru schüttelte stur den Kopf, obwohl er inzwischen dank des anstrengenden Marsches und seiner sich selbst auferlegten Hungerkur kaum noch gehen konnte, ohne zu hinken. Aber bevor er das zugab, würde er sich lieber die Zunge abbeißen.
„Na, wenn du meinst..." Zweifelnd schüttelte Káshira den Kopf und packte ihn trotz aller Einwände fester am Ellenbogen.
Der Gang schien unendlich lang zu sein; immer weiter ging es durch undurchdringliche Dunkelheit voran, kein Ende in Sicht. Die Kleinen fielen immer weiter zurück und wurden von Sachou und Moko heftig gerügt, die durch die nahezu stoffliche Schwärze immer mehr von ihrer aufgesetzten Munterkeit verloren.
Endlich hielt Manua an und deutete auf einen weit entfernten Lichtschein, der schwach durch die stickige Finsternis drang. „Hier... da vorne liegt bereits der Ausgang, wir werden den Brunnen sofort verlassen können. Sein Ende liegt in einer Ecke des Innenhofes, ziemlich verborgen, selbst die Diener wissen nichts von diesem Schacht. Jetzt sind wir wirklich gleich in Sicherheit!"
Die Pfadfinder jubelten gedämpft auf; der bedrückende Gang hatte auf einen Schlag seine furchteinflößende Aura verloren, selbst den Kleinen machte die Dunkelheit nun nicht mehr halb so viel zu schaffen wie noch kurze Zeit zuvor.
Die letzten Meter legten sie im Laufschritt zurück, wobei sie Manua warnte, nicht zu laut zu werden. „Psst! Die Diener oder mein Vater könnten uns hören, das wäre sehr unangenehm! Sehr dumm, wenn unser Plan wegen Unvorsichtigkeit scheitern würde, oder?"
Aufatmend krochen sie schließlich aus dem düsteren Brunnenschacht und genossen das Licht der Sonne, dass plötzlich so intensiv auf sie strahlte, dass sie für Sekunden geblendet die Augen schließen mussten. „Aah... ist das angenehm! Jetzt noch ein schönes Bad und frische Kleider, und ich bin wunschlos glücklich!" Kiíchigo fühlte sich glücklich und erleichtert wie kaum jemals zuvor. Noch nie hatte sie durch schmutzige Schächte oder ähnliches kriechen müssen... wie ihre Uniform jetzt wohl aussah...
„So leid es mir tut, aber ich muß euch in den Keller verfrachten. Wenn ihr hier bleibt, wirft das zu viele unangenehme Fragen auf, und das muß jetzt vermieden werden. Ich hoffe, ihr versteht das!" riss sie Manua nach einiger Zeit aus ihrer glücklichen Stimmung und führte sie auf den Boden der Realität zurück. „Folgt mir..." Hastig begann sie den Hof zu überqueren.
„Uh, und ich möchte doch so gerne baden!" flüsterte Kiíchigo Tókui leise ins Ohr, die nur bedauernd mit den Schultern zuckte. „Vielleicht hat sie ja im Keller eins..."
Leise schlichen die Sechzehn durch das glücklicherweise leere Haus, bis Manua plötzlich eine nahezu unsichtbare Falltür hob und sie in einen dämmerigen Kelleraum lotste, in dem nur ein kleiner Tisch mit einer Kerze stand. „Hier bleibt ihr erst mal, bis ich euch Essen und Kleider bringen kann. Dann sehen wir weiter." Eilig klappte sie die Falltür wieder zu und verschwand. Die Pfadfinder hörten ihre verklingenden Schritte und seufzten. Schon wieder ein dunkler Raum. Still setzten sie sich auf den Boden und hingen stumm ihren eigenen Gedanken nach.
