Hi ihr- da hier ja anscheinend schon wieder der Mittelteil fehlte... (danke, @hope) versuche ich's noch mal. Sonst schreibt mir doch einfach ne mail (Isa.Raabe@gmx.net) , dann schicke ich euch das betreffende Kapitel (bzw. die ganze FF) zu... ;o) Tut mir echt leid, ich hab keine Ahnung woran es liegt!

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2. James

James nickte etwas bedrückt. Warum musste Lily fahren? Zu Petunia Malfoy, ihrer verhassten Schwester? Dabei hatten sie sich noch nicht einmal geküsst... und jetzt würde Lily bald für vielleicht einige Wochen nicht mehr da sein!

„So- ich gehe jetzt mal hinunter in die Große Halle- vielleicht bekomme ich ja noch etwas zu essen. Das Frühstück, welches Alice mir gebracht hatte, habe ich sofort in den Müll geschmissen..." Es schien, als ob Lily James einen schnellen Kuss auf die Wange geben wollte, doch sie überlegte es sich dann wohl doch anders und verschwand mit einem Lächeln aus dem Gemeinschaftsraum durch das Portraitloch. James kuschelte sich unter die Decke, und blieb noch einige Zeit so sitzen. Gedankenverloren strich er sich immer wieder über die Lily Decke, und wurde erst durch eine vertraute, dunkle Stimme aus seinen Gedanken zurückgeholt.

„Na, aufgestanden?"

„Hallo Sirius... ja, wie du siehst.", antwortete James knapp.

„Wie geht's dir?", fragte nun Remus, der zusammen mit Peter hinter Sirius den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Beide standen nun vor ihm, und blickten besorgt auf ihn hinunter.

„Wie soll's mir schon gehen?" James wollte gerade absolut nicht mit ihnen sprechen.

„Hast du mit Lily gesprochen?", fragte Remus abermals und ließ nicht locker.

„Ja."

„Und? Wie geht's ihr?", fragte Sirius.

„Warum interessiert dich das?", sagte James, durch die Fragerei gereizt.

„James. Wir können für all das nichts. Das ist dir klar, oder?" meinte Remus abermals. James war sich vollkommen im Klaren über diese Tatsache, sowie darüber, dass er sich wie ein kleines Kind benahm.

„Lily fährt zu ihrer Schwester."

„Ach daher...", meinte Sirius, beinahe grinsend.

„Was soll das denn schon wieder heißen?", fuhr James ihn ruppig an.

„Komm, Tatze, lassen wir ihn in Ruhe.", sagte Remus, und James schaute geradewegs an ihnen vorbei.

„Tschüss...", meinte noch Peter zu ihm, bevor er sich umdrehte, und Sirius und Remus hinterher lief. Alle drei setzten sich nicht weit von ihm in einige Sessel. Die guten Plätze am Kamin waren trotz des warmen Wetters belegt und somit blieb den dreien nicht mehr viel Auswahl.

James jedoch hing seinen Gedanken nach. Warum in aller Welt war er nur so grob zu seinen Freunden gewesen? Er wusste es nicht, aber es störte ihn auch nicht sonderlich. Hoffentlich blieb Lily nicht so lange!

Auf einmal wurden Gesprächsfetzen zu ihm hinüber getragen. Er verstand nicht viel:

„...Eule schicken..."

„Ablenkung... Lily ist ja ohnehin nicht da..."

Gerade als James erkannte, dass es sich um die Stimmen der Rumtreiber handelte, standen sie auf, und verließen den Gemeinschaftsraum.

Am Abend traf James seine Freunde beim Abendessen wieder. Als er sie nach dem Thema ihres Gespräches fragte, wichen sie ihm geschickt aus, und erst als er spät Abends im Bett lag, fiel ihm auf, dass sie nicht auf seine Frage geantwortet hatten.

Der nächste Tag war ein Freitag. Als seine Zimmerkameraden aufstanden, wurden auch James geweckt, und er beschloss nun endlich wieder in den Unterricht zu gehen. Die erste Stunde hatten sie bei Professor Cynric. Er war ein Lehrer, der allen sehr jung erschien. Allerdings eher von seinem Charakter her, als von seinem Aussehen. Sein Alter war schwer abzuschätzen, er musste so Mitte fünfzig sein, obwohl sein dichtes, dunkelblondes Haar noch nicht von grauen Strähnen durchzogen war. Er war fast immer fröhlich, lachte viel und verstand es trotzdem seinen Schülern eine Menge beizubringen. So waren seine UTZ-Klassen in dem Fach Zaubertränke stets so überfüllt, das zwei Kurse daraus gemacht wurden. So war es auch in diesem siebten Jahrgang in Hogwarts. Die Gryffindors wurden mit den Slytherins zusammen unterrichtet, was aber ausnahmsweise keinen störte. Professor Cynric war ein so großartiger Lehrer, dass man gerne die Anwesenheit von nicht allzu geliebten Mitschülern in Kauf nahm.

Als James an diesem Morgen jedoch hinter Remus den Kerker, in dem Zaubertränke unterrichtet wurde, betrat, wäre er am liebsten gewalttätig geworden. Auch Sirius neben ihm ballte die Fäuste.

Severus Snape saß in der ersten Bank, und strich sich seine langen, fettigen Haare aus dem Gesicht. Anscheinend hatte er sie noch nicht bemerkt.

Blitzschnell schoss James' Hand in seine Tasche und zog den Zauberstab hervor. Doch bevor er einen Fluch aussprechen konnte, unterbrach ihn der volle Bass Professor Cynrics:

„Guten Morgen, James." Er war der einzige Lehrer, der darum gebeten hatte, sie mit dem Vornamen ansprechen zu dürfen. James Hand zuckte zurück, und zwar immer noch innerlich kochend, jedoch vernünftig geworden, schob er den Zauberstab mit zusammengebissenen Zähnen zurück in den Umhang. Snape blickte zur Tür, und sein Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen, was aber nur Bruchteile von Sekunden andauerte. Offensichtlich bemerkte er den Gesichtsausdruck von James und Sirius, die ihm ein schmerzhaftes Erlebnis nach der Schule versprachen. Schnell blickte Snape wieder nach vorne.

„James?"

„Oh, guten Morgen, Professor Cynric."

„Es tut mir wirklich leid- das mit ihren Eltern."

„Mir auch...", knurrte James mit einem schnellen Seitenblick auf Snape. Etwas irritiert sagte sein Lehrer:

„Nun ja... ich hoffe, sie finden sich schnell in den Stoff ein, immerhin haben sie fast eineinhalb Wochen Unterricht versäumt. Aber ich bin überzeugt davon, dass ihre Freunde ihnen ein wenig helfen werden, oder Remus?"

„Natürlich.", warf der ein, der immer noch seine Hand beschwichtigend auf James' Arm gelegt hatte. „Wir haben schon darüber gesprochen." Das stimmt zwar nicht, aber stärkte ungemein den guten Eindruck. Lächelnd nickte Professor Cynric ihnen zu, und schickte sich an, seinen Unterricht zu starten. Weil sie ziemlich zum Schluss gekommen waren, lagen die einzigen freien Plätze ganz hinten in einer Ecke. Mit zitternden Händen ließ James sich auf einen Stuhl fallen, und platzierte mit einem lauten Scheppern den Kessel vor sich. An Snape hatte er gar nicht mehr gedacht! Wieso saß er hier in seinem Unterricht, als wäre nichts gewesen, und nicht in Askaban? Was sollte das? Dumbledore musste doch mitbekommen haben, dass Snape bei den Todessern gewesen war!

Wo war eigentlich Lily? Hatte sie beschlossen, nicht in den Unterricht zugehen? James suchte den Klassenraum ab, doch keine einzige rote Locke befand sich in ihm. Hoffentlich fuhr Lily nicht schon heute morgen ab, ohne sich von ihm zu verabschieden!

Gedankenverloren bekam James von Professor Cynrics Anweisungen für den Zaubertrank nur die Hälfte mit, und als er sie aufforderte, den Trank anzufertigen, blickte James ziemlich hilflos an die Tafel, und konnte mit der Hälfte der Anweisungen nichts anfangen.

Dem entsprechend sah hinterher auch sein Trank aus: giftgrün, obwohl er eigentlich leuchtend Blau hätte sein sollen. Remus hatte ihm zwar noch ein wenig geholfen, und wahrscheinlich wäre sein Trank ansonsten orange gewesen, jedoch kam James lange nicht an seine vorigen Leistungen an. In seinen ZAG-Prüfungen hatte er ein ‚Ohnegleichen' in Zaubertränke geschafft- doch in dieser Stunde schien er alles vergessen zu haben. Als er nach vorne ging, um seine Probe bei Professor Cynric abzugeben, kam er bei Snape vorbei. In Snapes Kessel befand sich ein Gebräu, so leuchtend blau, dass es James beinahe schlecht wurde. Obwohl Snape nicht aufsah, und keinen Ton zu James verkorkstem Trank sagte, bildetet sich James doch ein, höhnendes Gelächter in seinem Kopf zu vernehmen. Er fühlte sich vollkommen blamiert, obwohl Professor Cynric ihm mit einem verständnisvollen Kopfnicken zu verstehen gab, dass er seine Arbeit positiver bewerten würde, als sie eigentlich war. Niedergeschlagen ging James zurück zu seinem Platz.

Und der ganze Tag schien nicht besser zu werden. In Kräuterkunde wusste er nicht einmal mehr die einfachsten Wirkungen einiger Pflanzen zu bestimmen, in Verwandlung beschwor er einen Quaffel anstatt einer hölzernen Truhe, und in seinem Lieblings- und mit abstand bestem Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste, schaffte er es nicht, einen harmlosen Irrwicht zu vertreiben. Immer wieder verwandelte er sich von einem toten Sirius zu einer toten Lily und wieder zurück. Schließlich drehte sich James um, und ging bedrückt hinaus aus dem Klassenzimmer. Es hatte keinen Sinn. Als er die Tür zuschlug, hörte er noch Professor Cray „Riddikulus!", rufen und das laute Plopp eines besiegten Irrwichts. Warum mussten sie heute ausgerechnet Irrwichte wiederholen? Den Irrwicht in dem alten Klassenzimmer für Zauberkunst hätten doch auch die Drittklässler erledigen können, die Irrwichte gerade ohnehin durchnahmen.

Eigentlich mochte James Professor Cray, gerade weil er nicht so gefühlsduselig war, und sich auch von Mädchentränen nicht beeindrucken ließ. Doch an diesem Tag hätte er ein wenig Mitgefühl von ihm dann doch erwartet.

Niedergeschlagen strich James mal wieder über die Ländereien, verpasste absichtlich das Mittagessen, und schlich während des Nachmittagunterrichtes zurück in den Gryffindorturm. Am Gemeinschaftsraum angekommen, war das erste was er sah, ein kleiner Koffer, der noch offen auf einem Sessel lag, und das erste was er hörte war Lilys Stimme, die immer wieder ‚Accio' rief, was zur Folge hatte dass aus allen Ecken des Raums Klamotten in den Koffer flogen, neben dem sie stand.

„Lily?", fragte James vorsichtig, und ließ das Portrait zurückschwingen, indem er vollständig durch das Portraitloch kletterte.

„Hi James...", sagte Lily, etwas außer Atem, und beförderte mit einem letzten ‚Accio' das UTZ-Buch für Verteidigung gegen die Dunklen Künste in ihren Koffer. James durchfuhr ein sanfter Freudenschauer, als er sie sah. Alle Gedanken des Vormittages waren verschwunden, und ein großer Glücksballon schwoll in seinem Bauch an, welcher aber sogleich platze, als er bemerkte, dass Lily packte. Sie packte um wegzufahren.

„Fährst du schon heute?", fragte James leise.

Lily nickte traurig. „Ja- es ist am besten so. Aber je eher ich fahre, desto eher bin ich auch wieder da."

„Stimmt." James ging langsam auf Lily zu. „Kann ich dir irgendwie helfen?"

„Nein, ich bin gerade fertig geworden." Verlegen und vollkommen verunsichert, stand James vor Lily, und wusste nicht, was er tun sollte. Umarmen? Küssen? Beides? Nichts von beidem? Doch zu spät- Lily ging an ihm vorbei zu ihrem Koffer.

„Hast du Lust mich noch nach Hogsmeade zu begleiten?"

James nickte sofort. „Klar." Und wie noch zuhause am ersten Schultag zog er seinen Zauberstab hervor, und murmelte: „Portus Koffer."

Der Koffer schwebte empor, und James dirigierte ihn durch das Portraitloch.

Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her, doch plötzlich, als Hogsmeade schon in Sicht war, fasste sich James ein Herz, und griff mit seiner freien Hand nach Lilys. Starr richtete er den Blick geradeaus. Lily drückte seine Hand.

James blickte sie an, und sie lächelte ihm zu. Er lächelte zurück, und plötzlich war die Welt nicht mehr ganz so schrecklich wie er noch vor einer Stunde geglaubt hatte.

Doch als sie am Bahnhof angekommen waren, er Lily zum Abschied nur kurz umarmt hatte, und sie ihm aus dem Fenster heraus zuwinkte, und der Zug schließlich anfuhr fiel James zurück in ein graues Loch.

Er machte sich auf den Heimweg uns trottete über die teilweise schon mit ein wenig Laub gepunkteten Straßen.

Warum in aller Welt hatte er sie nicht geküsst? Er wollte sie küssen, mehr als alles andere. Wenn er früher seine Freundinnen küssen wollte, hatte er das einfach getan. Und jetzt? Warum bei Lily nicht?

Lily war etwas Besonderes. Da wollte er nichts überstürzen.

Kurz vor dem Abendessen traf er wieder in Hogwarts ein, in der Eingangshalle lief ihm zuerst Remus über den Weg.

„Wo warst du nur?" Zusammen gingen sie zuerst noch mal hoch in den Gemeinschaftsraum und James erzählte ihm alles. Nach einigem Nachhaken von Remus und nach einigem Zögern von James, berichtete James ihm auch von seinen Gefühlen.

Und er war sehr erleichtert, als Remus ihm zulächelte, und ihm sagte:

„James- endlich hast du in Bezug auf Mädchen mal etwas richtig gemacht."

„Danke, Remus.", sagte James grinsend.

„Vielleicht kann ich ja auch Sirius bald bekehren.", meinte Remus, als er sich aus seinem Sessel wieder erhob. James blickte ihn fragend an und stand ebenfalls auf.

„Im Moment trifft er sich mit einer Jilian aus Ravenclaw und er schien ziemlich aufgeregt.", sagte Remus, ebenfalls grinsend.