Hallo, ihr Lieben!

Hier folgt das fünfte Kapitel!!!

Wünsche euch viel Spaß!

Mir persönlich gefällt es am besten von allen bisherigen (And Today). Sind ja aber auch noch nicht so viele... Was sagt ihr? :D

Hab euch lieb, hugs & kisses, Isa

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5. Lily

Als Lily an diesem Tag erwachte und feststellte, dass sie immer noch auf dem Herrenhaus der Malfoys war, hatte sie überhaupt keine Lust aufzustehen. Missmutig drehte sie sich in ihrem Himmelbett – welches neben tiefschwarzem Holz auch noch dunkelviolette Samtvorhänge hatte und nicht annähernd so gemütlich wie ihres in Hogwarts war – und schloss wieder sie Augen. Sie wünschte sich, wieder einzuschlafen, aber kaum eine Viertelstunde später, wurde sie von dem kleinen Hauself der Malfoys geweckt, der sie immer wieder am Arm rüttelte. Lily blinzelte verschlafen.

„Was ist denn los...", murrte sie.

„Lily Evans muss aufstehen!" Lily blickte verschlafen auf ihre Armbanduhr, die neben ihrem Kopfkissen lag. Es war nicht einmal neun Uhr.

„Warum denn das?"

„Es gibt Frühstück! Mein Herr möchte, dass sie daran teilnehmen."

Lily wollte gerade etwas nicht gerade höfliches über Dobbys ‚Herrn' sagen, als sie sich doch eines besseren besann.

„Okay, sagen sie meiner Schwester, dass ich mich beeilen werde.", sagte Lily zu Dobby, wobei sie den ‚Herrn' absichtlich ausließ.

Gut, dass sie schon am Abend zuvor geduscht hatte, so brauchte sie sich, nachdem Dobby weg war, nur noch umziehen. Sie öffnete zunächst das große Fenster in ihrem kleinen Turmzimmer. Obwohl die Blätter an den großen Pappeln vor dem Haus sich schon langsam verfärbten war es ein herrlicher, warmer Tag. Keine Spur mehr von dem gestrigen Regen. Schnell zog Lily sich an, warf ihren Hogwartsumhang über den schlichten, grauen Rock und die rote Bluse, und stürmte nun voller Energie die Treppe hinunter, fest davon entschlossen, sich ihre gute Laune nicht von ihrem Schwager Rufus verderben zu lassen.

Wie viel ein bisschen Sonnenschein schon an der Laune ändern konnte!

Jedoch, als sie wieder unten, in dem ebenso dunklen Speisezimmer wie am Abend zuvor saß, war von ihrer Laune nicht mehr viel zu spüren. Die Stimmung war gedrückt, wie gestern Abend, als sie nach dem Essen noch zusammen vor dem Kamin gesessen hatten, und Lily sich schnell verabschiedet hatte. Wie sehr wünschte sie sich, mit Petunia allein reden zu können, ohne die Anwesenheit von Rufus, der irgendwie schlechte Stimmung zu versprühen schien.

Wenigstens war das Frühstück gut. Lily fragte sich, woher die Malfoys so spät im Jahr noch so leckere Erdbeeren herbekommen konnten, aber sie hütete sich danach zu fragen.

„Nun, Lily, Liebes, hast du gut geschlafen?", fragte Petunia mit gedämpfter Stimme von anderen Ende des Tisches herüber."

„Ja, sehr gut, danke.", erwiderte Lily höflich, mit einem Seitenblick auf Rufus. Der jedoch zuckte nicht mal mit der Wimper und würdigte sie keines Blickes. „Vielleicht möchtest du mir heute bei der Beantwortung der Trauerpost helfen?", fragte Lily, immer noch Rufus in den Augenwinkeln im Blick. Petunia blickte nun ebenfalls, jedoch ihrerseits fragend zu Rufus hinüber.

„Petunia, Schatz, du weißt, dass ich heute Nachmittag eine Verabredung habe, nicht wahr?"

Petunia nickte stumm, und blickte auf ihren Teller.

Was sollte das? Wenn er eine Verabredung hatte, passte doch alles großartig! Warum ließ sich ihre Schwester so sehr von ihm unterdrücken?

„Aber warum sollte Petunia mir dann nicht helfen können?", fragte Lily geradeaus. Sie erntete ein so zuckersüßes Lächeln von Rufus, dass ihr beinahe schlecht wurde.

„Na gut. Sie wird dir helfen."

Lily lächelte genauso zuckersüß zurück. Von ihm würde sie sich nicht einschüchtern lassen. Petunia war es offenbar sehr unangenehm, also wechselte sie schnell das Thema.

„Lily, möchtest du vielleicht heute Vormittag ausreiten? Es ist ein so schöner Tag heute. Ryan könnte dir die Gegend ein wenig zeigen." Gerade wollte Lily sich bedanken, als Rufus ihr zuvorkam.

„Ich glaube nicht, dass Lily Lust hat, auf ein paar Pferden, in Gesellschaft eines Stallknechtes, in der Gegend herumzureiten." In Lily kochte es.

„Oh doch, sehr viel sogar." Sie stand auf. „Am besten gehe ich sofort los, und suche Ryan." Sie schritt langsam und mit erhobenen Hauptes aus dem Zimmer, und trat kurz darauf hinaus in den herrlichen Sonnenschein. Draußen verrauchte ihre Wut auf Rufus schnell. Sie hatte sich doch vorgenommen, sich ihre Laune nicht verderben zu lassen, und schließlich hatte sie ihren Willen doch bekommen. Als sie ein paar Schritte Richtung Stall gegangen war, blickte sie sich noch einmal um, und sah an dem alten Haus hoch. Jetzt, im Licht der Sonne, wirkte alles nicht mehr so bedrohlich. Sie hatte nun so richtig Lust, ein wenig mit Ryan zu plaudern. Er war wahrscheinlich der Einzige im ganzen Haus der normal mit ihr redete, auch wenn das vielleicht ein wenig vorschnell war, denn von den Bediensteten hatte sie bisher noch niemanden kennen gelernt. Natürlich würde sie James' Gesellschaft eines jedes hier vorziehen. Obwohl sie ihn vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden zum letzten Mal gesehen hatte, vermisste sie ihn jetzt schon. Mit ihm konnte es Ryan zwar nicht aufnehmen, aber sie war sehr froh, mit der Aussicht heute endlich mal ein wirklich freundliches Wort zu ihr zu hören. Bald kam sie zu dem Stall, und betrat ihn.

„Ryan?", rief sie unsicher. „Bist du da?"

„Hier!", kam seine Stimme aus einer Box. „Wer ist denn da?"

„Hier ist Lily- Lily Evans."

Der blonde Schopf von Ryan schaute aus einer Box hervor. „Ach, hi." Nun stand er vor ihr, in Arbeitskleidung und mit einer Mistgabel in der Hand.

„Wie kann ich dir helfen?"

„Meine Schwester meinte, wir sollten zusammen ausreiten, und du solltest mir ein wenig die Gegend zeigen."

„Mit dem größten Vergnügen.", lachte Ryan, und stellte die Mistgabel in eine Ecke hinter sich. „Allerdings sollten wir dir zuvor etwas anderes zum anziehen besorgen, oder?"

Lily schaute an sich herunter, und musste ebenfalls lachen. In Umhang und Rock ritt es sich wirklich nicht besonders gut.

„Da hast du wohl recht.", nickte sie. „Das Problem ist nur: Ich habe keine Reitkleidung dabei."

„Oh, da weiß ich etwas. Vor einigen Jahren, noch bei meinem Vorgänger, ist ihre Schwester noch oft ausgeritten. Es hängen einige Sachen hier im Schrank- sie müssten dir passen."

Und wirklich- Lily fand eine dunkelgrüne Reithose und Stiefel vor, die ihr perfekt passten. Anscheinend war es schon länger her, dass ihre Schwester zuletzt geritten war und anscheinend hatte Petunia da immer noch Muggelkleidung beim Reiten vorgezogen. Doch wenn sie es recht bedachte, wusste Lily nicht, was Zauberer beim Reiten trugen. Ryan trug jedenfalls ebenfalls Reithose und Stiefel, als er sie zu den Pferden führte, die bereits auf einer kleinen Wiese hinter dem Stall grasten.

„Du kannst Lhia reiten.", sagte Ryan zu Lily, und wies auf einen hübschen Schimmel in ihrer Nähe, der gleich zutraulich auf Lily zutrottete. „Jedenfalls passt der Name einigermaßen.", lachte Ryan abermals. Wie konnte er nur immer so guter Laune sein, wenn er für Rufus arbeitete, fragte sie Lily zum wiederholten Male.

„Eigentlich heißt sie Lhiannon, aber das finde ich zu lang für ein Pferd", erzählte Ryan ihr, als sie nebeneinander herreitend den Hof verließen.

Sie schlugen einen hellen Waldweg ein, und im strahlenden Licht der Sonne kam ihr die drückende Gegenwart ihres Schwagers während des Frühstücks unwirklich und übertrieben vor. Lhia war ein wunderbares Pferd. Sie war sehr sanft, und da Lily in ihrer Kindheit nur etwa ein Jahr Reitunterricht hatte, und das auch schon länger zurücklag, fühlte sie sich bei ihr sehr wohl. Das Licht brach sich in Aberhunderten Blättern über ihren Köpfen und tauchte den Weg in ein mildes, grünliches Licht. Es duftete nach Erde und Kräutern- nach Wald eben. Lily atmete tief ein. Ryan schwieg nun, neben ihr auf dem Rappen Emrys und gönnte ihr ein wenig Ruhe.

Bald erreichten sie eine große Wiese. Voller bunter Blumen war sie. Bei dem Anblick, stieß Lily einen kleinen Freudenschrei aus, und drehte sich staunend zu Ryan um. Es schien, als hätte der Sommer beschlossen, auf diesem Fleckchen der Erde ein wenig länger zu dauern als überall sonst.

Wie gerne wäre sie Hand in Hand mit James über diese Wiese gelaufen. Wie gerne hätte sie ihn umarmt, hätte sie ihn geküsst.

Aber nur Ryan war hier, der sie aus ihrem Tagtraum zurückholte.

„Wollen wir ein Stück galoppieren?"

„Gern", antwortete Lily, zweifelte nicht daran, dass sie es können würde, selbst nach so langer Zeit.

Ryan trieb Emrys an, und Lily brauchte gar nicht viel tun, als Lhia die Zügel freizugeben und sie neben Emrys mitlaufen zu lassen. Zuerst trabten sie eine Weile nebeneinander her. Dann fiel Emrys neben ihr in einen weichen Galopp, und ehe Lily sich versah, hatte Lhia es ihm gleichgetan.

In diesem Augenblick, schien alles von ihr abzufallen. Alles schien aus ihr herausgeschüttelt worden zu sein. Im hellen Licht der nun höher gestiegenen Sonne, auf der duftenden, bunten Blumenwiese fühlte Lily sich seit langem wieder richtig glücklich. Sie lachte hell auf, und trieb Lhia ein wenig mehr an. Sie flogen über ein Meer aus bunten Farben, die Düfte strichen sanft über sie und der Wind ließ ihr langes Haar flattern.

Lily war frei. Sie verschmolz mit ihrem Pferd zu einer Einheit, schien sich an alles wieder zu erinnern, was sie einst gelernt hatte. Es gab nur sie, nur sie und Lhia. Ryan und Emrys waren vergessen.

Und noch Jemand war da, und erfüllte ihr Herz mit noch mehr Freude. James. Lily bemerkte, dass sie breit lächelte, und musste darüber noch mehr lächeln. James. Zuneigung, Vertrauen und zärtliche Gefühle überrollten sie, gemischt mit noch vielem mehr, was sie aber nicht zu beschreiben vermochte.

Und in genau diesem Moment wusste Lily, was Liebe war.

„Lily!", rief eine Stimme hinter ihr. Ryan. Doch selbst seine Stimme konnte nicht dieses Gefühl verschwinden lassen, dass sich in Lily angesammelt hatte. Sie zügelte Lhia und blickte strahlend zu ihm zurück.

Die einzige Person, die Lily aus ihrer Euphorie vielleicht wieder zurückholen konnte war Rufus, der sich nach dem Mittagessen noch unbedingt zu Petunia und ihr setzen musste. Lily nahm in einem unbequemen Ledersessel in einem kleinen Salon im Herrenhaus Platz. Schweigend hatte sie schon einige Briefe geschrieben, jedoch hielt sie an ihrem Vorhaben fest, und hatte es geschafft sich bis jetzt noch nicht über Rufus aufzuregen, der selbstgefällig in dem größten Sessel saß.

Ungefähr eine halbe Stunde später erschien Dobby.

„Sir, ihr Bruder ist eingetroffen." Rufus erhob sich und ging ohne ein Wort zu sagen hinaus. Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, stand Petunia sofort auf, und kam zu Lily hinüber, die gerade erleichtert aufgeatmet hatte, ihn endlich los zu sein. Petunia kniete neben Lilys Sessel nieder und ergriff ihre Hand.

„Lily- du hättest heute morgen nicht so oft widersprechen sollen."

„Warum nicht?", fragte Lily. Sie war fest entschlossen, vor Rufus nicht so zu kuschen, wie Petunia.

„Rufus hat sich sehr geärgert."

„Petunia- können wir nicht ein wenig hinaus? Draußen ist so schönes Wetter. Und du könntest auch ein wenig Farbe vertragen", wehrte Lily ihre Schwester geschickt ab, und die nickte nach einigem Überlegen.

„Ich werde nach Dobby rufen."

Kurze Zeit später saßen Lily und Petunia auf bequemen, weißen Stühlen draußen in der Sonne. Es wurde warm und Lily zog sich bald ihren Hogwartsumhang aus und hängte ihn über die Lehne. Die beiden Schwestern beantworteten dort noch einige Briefe, bis Lily erschöpft die Feder zur Seite legte, und sich träge streckte. Der morgige Ausritt hatte sie doch mehr angestrengt, als sie zuerst gedacht hatte, und die warmen Sonnenstrahlen machten sie schläfrig.

„Na- müde?", fragte ihre Schwester lächelnd. Einen kurzen Augenblick sah Lily wieder die alte Petunia vor sich, die sich immer gut um die kleine Schwester gekümmert hat. Sie lächelte zurück und unterdrückte ein Gähnen.

„Jaah..."

„Dann schlaf doch ein wenig. Ich schreibe nur noch diesen Brief zuende, und dann höre ich auch auf." Sie zeigte Lily, wie sie ihren Zauberstab bewegen musste, um den Stuhl zu einem Liegestuhl umzuwandeln.

Bald darauf schlief Lily zusammengerollt in der Sonne ein.

Als sie aufwachte, war die Sonne schon gesunken. Es musste ungefähr fünf Uhr Nachmittags sein. Lily fühlte sich irgendwie unwohl, und als sie sich aufsetzte und sich umsah, wusste sie auch warum.

Ein junger Mann saß in dem Stuhl neben ihr, und starrte ihre nackten Beine an. Ihr Rock war beim schlafen noch ein gutes Stück höher gerutscht, und gab nun einen wunderbaren Blick auf Lilys schlanke, vom Sommer gebräunte Beine frei. Sie sprang entsetzt auf, zog den Rock schnell wieder herunter und zischte:

„Wer sind sie? Was wollen sie hier?" Der Mann war nur einige Jahre älter als sie, mit hellblondem Haar, war ihr aber auf den ersten Blick unsympathisch. Seine hellen Augen hoben sich nun, und er schaute sie lässig und abschätzend an. Er erhob sich ebenfalls, und reichte Lily seine Hand hin. Als er ihr erklärte, wer er war, wusste Lily, dass sie ihn nicht ohne Grund nicht leiden konnte.

„Mein Name ist Lucius Malfoy. Ich bin der Bruder ihres Schwagers." Lily reichte ihm unsicher ihre Hand.

„Lily Evans."

„Ich bin überzeugt, wir werden uns gut verstehen, in der Zeit die wir gemeinsam auf dem Herrenhaus meiner Eltern bleiben, meinen sie nicht, Lily?", erwiderte Lucius, und küsste Lily die Hand.

Doch Lily war sich ganz und gar sicher, dass dies nicht der Fall sein würde, während er sich lächelnd umdrehte, und ins Haus zurückging.