Author's Note: So ist leider nicht sehr lang geworden.

Disclaimer: Alles wie immer. Tolkien fast alles und mir nur meine Idee und Hauptfigur.

Kapitel 3

Inzwischen hatte es angefangen zu dämmern. Die ersten Sonnenstrahlen fielen über die Berge im Osten und tauchten Bruchtal in ein sanftes Licht. Noeriel war aufgestanden, um sich für das Frühstück fertig zu machen, auch wenn es noch etwas dauern würde, bis die Glocke zum Essen rufen würde. Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein schlichtes, hellblaues Kleid. Während sie sich die langen, blonden Haare durchkämmte, sahen ihre grauen Augen sie nachdenklich aus dem Spiegel an. Was würde Elrond ihr nachher noch erzählen? Sie war gespannt darauf, was er sich ausdenken würde, um sie an ihren Ausflügen zu hindern. Allerdings ahnte sie, dass er es irgendwie schaffen würde. Seufzend verließ sie ihr Zimmer, um vor dem Essen noch ein wenig durch Bruchtal zu laufen.

In einem Gang, der nach draußen führte, kam ihr eine dunkelhaarige Elbin entgegen. "Arwen, wieso bist du schon wach?", fragte Noeriel die Elbin verblüfft. Diese war sonst ziemlich schwer aus dem Bett zu bekommen und verschlief auch schon mal die erste Mahlzeit am Tag. "Ich wollte unbedingt mit dir reden. Begleitest du mich ein Stück durch den Garten?", erwiderte Arwen. Noeriel, nickte und so traten die beiden durch eine nahegelegene Tür in den Garten. Dort setzte sich Arwen auf eine steinerne Bank, die unter einer alten Linde stand. Noeriel tat es ihr gleich. "Was willst du nun von mir?", nahm Noeriel das Gespräch erneut auf. "Es geht mir um dich!", fing Arwen an zu reden. Nach diesem Satz wäre Noeriel am liebsten wieder aufgestanden und gegangen; sie hasste es, über sich oder ihre Gefühle zu reden. Aber Arwen sah sie bittend an und fuhr fort: "Ich will dir jetzt keinen Vortrag über deine nächtlichen Aktivitäten halten, das wird Vater wohl schon zur Genüge getan haben. Ich will auch nicht urteilen, ob es richtig oder falsch ist. Mir geht es eher darum, wie sehr du dich verändert hast. Du bist um so viel ernster geworden. Ich höre dich gar nicht mehr singen, wie du es früher so gern getan hast. Das passt nicht zu dir. Nicht zu der Noeriel, die ich kennen gelernt habe. Außerdem scheinst du eine unsichtbare Mauer um dich aufzubauen. Du antwortest auf Fragen nur einsilbig oder gar nicht. Eine vernünftige Unterhaltung bekommt man mit dir nicht mehr hin. Was ist los mit dir? Du musst langsam versuchen, mit deiner Vergangenheit abzuschließen, auch wenn es dir bestimmt sehr schwer fällt. Gestalte lieber deine Zukunft, anstatt Geschehenem, wie schlimm es auch immer sein mag, ewig hinterher zu trauern."

Noeriel musste einmal tief Luft holen, um Arwen nicht anzuschreien. "Abschließen? Wie bitte soll man mit etwas abschließen, was immer und immer wieder in den eigenen Gedanken vor einem abläuft? Wie soll ich meine Zukunft gestalten, wenn mich die Vergangenheit immer wieder einholt? Für dich ist es sicher ein Leichtes, das zu sagen. Deine Zukunft steht doch schon lange fest. Wenn Aragorn es schafft König zu werden, und wir wissen alle, dass er es schaffen wird, dann heiratet ihr und werdet glücklich. An was soll ich mich halten, wenn nicht an die Vergangenheit? Daran, vielleicht einmal nach Valinor zu fahren?" Bei den letzten Sätzen funkelte sie Arwen böse an. "Lass uns bitte nicht streiten, Schwester, denn als meine Schwester sehe ich dich immer noch und werde dich ewig als diese sehen, auch wenn du es vielleicht nicht mehr tust. Ich hoffe, du findest bald ein Ziel oder eine Aufgabe, die dich glücklicher macht als du es jetzt bist." Dann wurde Arwen von einem hellen, klaren Glockenklang unterbrochen, der das Frühstück ankündigte. "Lass uns das ein anderes Mal ausdiskutieren, wir gehen jetzt besser. Elrond wird nicht erfreut sein, wenn wir uns heute beide verspäten", meinte Noeriel versöhnlich. Innerlich dachte sie noch länger über Arwens Worte nach.

Allerdings stellte es sich heraus, dass sie sich gar nicht hätten beeilen müssen, denn Elrond erschien seinerseits nicht beim Frühstück. Er ließ sich entschuldigen und ausrichten, dass er etwas besonders Wichtiges mit Glorfindel zu besprechen hätte. Noeriel sollte bitte nach dem Essen in der Bibliothek auf ihn warten. Das Mahl verlief wie gewohnt ruhig, und als alle fertig waren, verließ Noeriel den Raum als Erste in Richtung Bibliothek.

Elrond ließ noch etwas auf sich warten, und so sah sich Noeriel interessiert den Inhalt der langen Bücherregale an. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl, der vor einem Tisch stand, auf dem einige Karten ausgebreitet waren. Endlich öffnete sich die Tür, und ein gestresst wirkender Elrond betrat das Zimmer. Er setzte sich neben Noeriel auf einen der übrigen Stühle, nachdem er sich für seine Verspätung entschuldigt hatte. "Noeriel, ich glaube, wir haben lange genug damit verbracht, um zu erkennen, dass sich etwas ändern muss. Ich habe gestern Abend noch einmal darüber nachgedacht, was passieren sollte, und ich denke, dir würde ein anderes Umfeld ganz gut tun. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, dass du in den Düsterwald zurückkehren wirst." Noeriel sah ihren Ziehvater entsetzt an. Dieser redete weiter: "Natürlich nicht für immer, vielleicht für ein paar Jahre, oder auch nur für wenige Monate." Die Elbin sah ihn immer noch mit offenem Mund an: "Soll das jetzt meine Strafe sein? Denn als Strafe sehe ich es an, wenn du mich von hier wegschickst." "Noeriel, das soll keine Strafe sein, ich möchte nur, dass du auf andere Gedanken kommst", versuchte Elrond sie zu beruhigen. Aber sie hatte sie hatte erst mit ihrer Rede angefangen: "Was soll ich im Düsterwald? Es mag vielleicht der Ort meiner Geburt sein, aber meine Heimat ist hier, das weißt du genau. Außerdem kenne ich überhaupt niemanden im Düsterwald." Ihr liefen schon wieder die ersten Tränen die Wange hinunter. Wie sie das hasste. Wieso musste sie bei solchen Sachen immer so schnell weinen? "Ich möchte wirklich nur das Beste für dich, wie für alle meine Kinder." Er wischte ihr die Tränen mit der Hand weg und umarmte sie, wie er es früher immer getan hatte. "Glaub mir, für mich wäre es schön, wenn du endlich vergessen könntest." Dann löste er die Umarmung langsam. "Elrohir und Elladan werden dich begleiten, sie sollten sowieso eine Nachricht an König Thranduil überbringen. Ich werde ihnen einen weiteren Brief mitgeben, in dem ich dem König deine Situation etwas erklären werde. Es wird dir bestimmt gut tun, das Nebelgebirge nicht jeden Tag zu sehen. Für deine Rückkehr stelle ich dir keine Bedingungen, ich hoffe nur, dass du versuchst, dich dort etwas einzuleben, und einige Zeit zu bleiben." Nach diesen Worten stand der Halbelb auf und verließ den Raum. Noeriel saß noch eine ganze Weile da und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte nichts mehr erwidert, es hätte sowieso nichts genützt, da war sie sich sicher.

Dann sah sie auf eine der Karten, die auf dem Tisch lagen, und seufzte. Der Düsterwald schien ihr an diesem Tag ein Stück weiter weg von Bruchtal gerückt zu sein.