Disclaimer: Alles wie immer. Tolkien fast alles und mir nur meine Idee, Noeriel und Mîluil.

Author's Note: Caro, wie immer danke für dein review. Hab dir mal ein Zitat aus dem Hobbit rausgesucht: "In einer großen Höhle, einige Meilen vor dem Ostrand des Nachtwaldes, lebte zu dieser Zeit ihr größter König(Thranduil). (aus Der Hobbit von J.R.R. Tolkien) Bei mir ist es halt keine Höhle, was aber wohl auch kein großer Unterschied ist.

So jetzt erstmal zum neuen Kapitel.

Kapitel 5

Der Raum, der Thronsaal des Königs Thranduil, den sie nun betraten, war dem vorherigen ähnlich. Allerdings war er etwas langgestreckter. Die Säulen und auch die Muster an Wänden und Decke waren hier mit Silber und Gold verziert. Über dem hölzernen, mit feinen Schnitzereien verschönerten Thron war die Decke zu einer Kuppel ausgebaut.

Auf dem Thron saß ein dunkelblonder Elb, der in Grün und Braun gekleidet war. Er wirkte zwar nicht alt, aber man konnte trotzdem erkennen, dass er bereits viele Jahre unter Vardas Sternen gewandelt war. Mîluil verneigte sich als Erste vor ihrem König, und auch Elladan, Elrohir und Noeriel machten eine höfliche Verbeugung.

Dann begrüßte Thranduil sie: "Willkommen in meinem Reich, Söhne Elronds. Lange wart Ihr nicht mehr hier. Und auch Eure Begleiterin heiße ich hier willkommen. Ich hörte, Ihr brächtet Nachrichten aus Bruchtal?" "Vielen Dank für Eure freundliche Aufnahmen. Wir bringen tatsächlich Nachrichten von unserem Vater", antwortete Elladan.

Elrohir zog sofort zwei versiegelte Briefe unter seinem Mantel hervor und übergab sie dem König. Dieser öffnete sofort den ersten Brief und begann zu lesen. Noeriel war gespannt, ob es der Brief war, den Elrond über ihre Situation geschrieben hatte, und wie der König auf den Inhalt reagieren würde. Aber es schien sich um den anderen zu handeln, denn nach dem Durchlesen meinte der König nur: "Das ist wirklich beunruhigend, ich werde nachher sofort eine Antwort aufsetzen."

Danach wandte er sich dem anderen Brief zu. Noeriel wurde immer ungeduldiger, denn am Mienenspiel des Königs konnte man nicht erkennen, wie ihm das Gelesene gefiel. Endlich blickte er auf und sah Noeriel an. "Wir nehmen Elronds Tochter, vor allem, wenn sie noch dazu eine der Unsrigen ist, gerne für einige Zeit bei uns auf", sagte er. Dann befahl er Mîluil: "Bringe die drei zu den Gästezimmern." Diese verbeugte sich erneut und verließ den Saal, von den Zwillingen und Noeriel gefolgt. Ihr Weg führte sie durch einige Gänge, bis sie endlich in dem Flur ankamen, wo die Gästezimmer lagen.

Noeriel ließ sich müde auf das Bett fallen. Sie kam sich vor, als könnte sie eine Woche durchschlafen. Die Reise hatte sie doch mehr angestrengt, als sie vor irgend jemand zugeben würde. Jetzt wartete sie auf ihr Gepäck, das ihr auf das Zimmer gebracht werden sollte. Sie freute sich schon darauf, sich umziehen zu können. Im Schrank hier hingen zwar auch ein paar Kleider, aber die schienen eher für Feste zu sein.

Mîluil hatte schon angedeutet, dass sie mitten in die Vorbereitungen zu einem großen Fest geraten waren, das morgen Abend stattfinden sollte. Nach Feiern war Noeriel allerdings im Moment gar nicht zumute. Sie vermisste schon jetzt ihre Heimat, und sie konnte es sich gar nicht vorstellen, lange hier zu verweilen. Sie beneidete Elrohir und Elladan, die morgen Früh wieder aufbrechen würden, und sie hätte alles gegeben, um wieder mitzureisen.

Als sie sich gerade fragte, wie lange sie es hier aushalten würde, klopfte es an der Tür. Sie öffnete, und vor ihr stand Mîluil mit ihren Sachen. Sie bedankte sich bei ihr, und Mîluil fragte, ob sie nicht gerne ein Bad nehmen würde. Noeriel bejahte, und innerhalb einer viertel Stunde organisierte Mîluil es, dass die Wanne im Badezimmer mit warmem Wasser gefüllt wurde. Dann verabschiedete sie sich und meinte, dass sie Noeriel morgen ein wenig herumführen würde. Noeriel war über diese Unterstützung ziemlich froh.

Nachdem sie gebadet hatte und frisch angekleidet war, klopfte es erneut an der Tür. Diesmal waren es allerdings Elladan und Elrohir, die sie zum Essen abholen wollten. Dieses fand in einem kleinen Raum statt, wo die drei unter sich blieben.

Die beiden Elben erzählten danach von früheren Abenteuern, worunter auch ein paar Geschichten waren, die Noeriel noch nicht kannte. Sie baten sie auch, ihnen noch einmal etwas vorzusingen, weil sie ihre klare Stimme schon lange nicht mehr gehört hatten. Aber Noeriel weigerte sich und meinte, es wäre Zeit für sie, ins Bett zu gehen. Darauf verließ sie fast fluchtartig den Raum und ließ die verwunderten Brüder zurück.

Noeriel rannte durch die Gänge des Palastes, nicht darauf achtend, wohin sie eigentlich lief. Als sie um eine Ecke bog, rannte sie fast einen blonden Elben um, den sie, ohne sich zu entschuldigen, stehen ließ. Irgendwie schaffte sie es schließlich, in ihr Zimmer zu gelangen. Dort setzte sie sich erst mal auf das Bett und dachte nach. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie in letzter Zeit so überreagierte. Sie wusste nur, dass sie nicht mehr wollte, dass ihr jemand beim Singen zuhörte. Es kam ihr so vor, als könnten die Zuhörer dann in ihre Seele blicken, und das war ihr mehr als unangenehm geworden. Noeriel wollte nicht, dass alle herausfanden, wie zerbrechlich sie war, und wie tief die Narbe auf ihrer Seele war.

Am nächsten Morgen schreckte sie, wie immer, aus ihrem bekannten Albtraum hoch. Was sollte sich daran auch durch einen Ortswechsel ändern? Langsam zog sie sich an und verließ den Raum. Auf dem Gang traf sie Elladan, der sie gerade wecken kommen wollte.

Gemeinsam gingen sie erneut zu dem Raum, in dem sie diesmal, zusammen mit Elrohir, der schon anwesend war, frühstückten. Sie sprachen die Elbin nicht auf den gestrigen Vorfall an, was dieser ganz recht war. Nachher folgte Noeriel den beiden Elben in den Stall, wo sie ihnen half, ihre Pferde für eine neue Reise vorzubereiten. Als sie nach der Antwort des Königs fragte, meinte Elladan nur, dass sie seinen Brief an ihren Vater noch gestern Abend erhalten hatten und somit ihre Aufgabe hier erfüllt sei. Dann führten sie die Pferde auf den Vorplatz des Palastes. Dort nahmen sie Abschied von Noeriel.

Elrohir meinte: "Ich bin mir sicher, dass es bald ein Wiedersehen geben wird." "Ich hoffe, dass es glücklicher sein wird als der Abschied", ergänzte Elladan. "Das wird wohl nicht schwer sein. Bitte grüßt noch mal alle von mir!", entgegnete Noeriel den beiden. Nach diesen Worten saßen die Zwillinge auf ihre Pferden auf, und wenig später waren sie aus ihrem Blickfeld verschwunden. Trotzdem stand Noeriel noch eine ganze Weile dort und starte Richtung Westen. Irgendwo da hinten lag Bruchtal.

Sie kam sich ziemlich verloren vor, zwischen all den fremden Elben, bis sie jemand von der Seite ansprach: "Ich hoffe der Abschied fällt dir nicht allzu schwer. Der König hatte die beiden sogar noch gefragt, ob sie nicht noch heute Abend an dem Fest zu Ehren Elbereths teilnehmen wollten, aber sie meinten, sie müssten dringend zurück. Komm, lass dein Herz nicht schwer werden vor Trauer, lass mir dir jetzt den Palast zeigen. Das lenkt ab."

Noeriel nickte Mîluil zu, und sie betraten gemeinsam das große Gebäude. Nach dem Rundgang kam sich Noeriel vor, als ob sie nun fast jeden Winkel kennen würde. Mîluil redete ziemlich viel, was sie aber nicht störte. So musste sie wenigstens nichts erzählen. Aber trotzdem war ihr die braunhaarige Elbin sehr sympathisch.

Noeriel erhielt am Nachmittag die Nachricht, dass der König sie gern als "Ehrengast" beim Festessen sehen würde. Sie stimmte zu, obwohl sie so etwas hasste. In Bruchtal hatte sie sich schon des Öfteren vor offiziellen Empfängen oder Festen gedrückt. Hier erschien ihr das dann doch als zu unhöflich, da sie ja großzügig aufgenommen worden war. Also zog sie sich eins von den Kleidern aus dem Schrank an. Sie wählte ein dunkelgrünes Seidenkleid, das mit silbernen Blättern und Blüten verziert war. Dann machte sie sich auf den Weg zum Festsaal. Unterwegs begegneten ihr schon viele fremde Elben, die ebenfalls alle festlich gekleidet waren. Im Saal angekommen, wurde ihr ihr Platz gezeigt.

Es war eine lange Tafel und sie saß ziemlich am Ende, umgeben von lauter unbekannten Gesichtern. Schließlich trat der König ein, und schlagartig wurden alle still. Neben ihm ging eine ebenfalls blonde Elbin, deren Haare wie Gold glänzten. Sie war in ein silbernes Kleid gehüllt, das mit funkelnden Steinen besetzt war. Die beiden nahmen am Kopfende der Tafel platz, und Thranduil richtete kurz einige Worte an die Anwesenden, bevor er das Mahl eröffnete.

Nach dem Essen erklang eine Harfe, und das Königspaar verließ wieder zuerst den Saal, denn das eigentliche Fest fand draußen vor dem Palast statt. Das große Lagerfeuer brannte schon. Dort gab es Gesang und Tanz und allerlei andere kurzweilige Unterhaltung. Noeriel entschied sich schon bald zu verschwinden; ihr war alles viel zu fröhlich. Sie streifte etwas durch den Palast, der jetzt verlassen war. Ihr Ziel war ein kleiner Innenhof, in dem viele Blumen wuchsen, und wo es an einem Teich Bänke gab. Leise stimmte sie ein Lied an, jetzt würde sie bestimmt niemand hören. Es war ein Stück aus dem Leithian-Lied, die Stelle, wo Lúthien Beren beim toten Finrod fand. Noeriel fand es ziemlich passend für ihre Stimmung.

So betrat sie den kleinen Hof. In dem Lied versunken merkte sie erst nicht, dass sich außer ihr noch jemand hier aufhielt. Aber dann bemerkte sie den Elben, dessen helle Haare im Mondlicht glänzten und der sieh neugierig ansah. Sofort hielt sie mit ihrem Gesang inne. Am liebsten wäre sie verschwunden, als sie bemerkte, dass es noch dazu der Elb war, den sie gestern halb umgerannt hatte.

Er meinte nur: "Singt ruhig weiter, beachtet mich am besten gar nicht. Allerdings kann ich Euch sagen, dass Ihr wirklich eine schöne Stimme habt. Verratet Ihr mir Euren Namen?" "Findet Ihr es nicht unhöflich, ohne Euch selbst vorzustellen nach meinem Namen zu fragen? Nun gut, ich werde ihn Euch verraten, als Entschuldigung für mein Verhalten gestern. Ich heiße Noeriel. Dürfte ich Euren Namen erfahren?" "Natürlich dürft Ihr, Noeriel. Mein Name ist......."

"Dínendil, hier bist du also!", wurde er unterbrochen. Ein zweiter Elb betrat den Hof und fuhr fort: "Du hattest versprochen mir beizustehen, wenn ich meinem Vater erkläre, warum ich nicht zum Festmahl erschienen bin. Du weißt, dass er bei seinen Festen immer besonders reizbar ist, wenn man fehlt. Außerdem hatten wir ausgemacht, gemeinsam am Rest des Festes teilzunehmen."

"Legolas, du bist wirklich unhöflicher, als man es von einem Prinzen erwarten sollte. Siehst du nicht, dass ich Gesellschaft habe?", antwortete der Angesprochene. Legolas blickte zu Noeriel: "Entschuldigt bitte mein Benehmen, ich habe Euch zuerst nicht bemerkt." "Es ist schon in Ordnung. Dínendil, geht ruhig mit Eurem Freund, mir war sowieso nach etwas Einsamkeit zumute", mischte sich Noeriel ein. "Nun, wenn Ihr meint, Noeriel, dann werde ich mein Versprechen nun einlösen. Wir werden uns sicher morgen sehen. Ich wünsche Euch eine gute Nacht", meinte Dínendil, mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann verließen er und Legolas den Hof. Noeriel blieb allein im Mondschein sitzen.

So, ich hoffe es hat gefallen. Würde mich über ein paar Reviews sehr freuen.