Disclaimer: Alles wie immer. Tolkien fast alles und mir nur meine Idee, Noeriel, Dínendil und Mîluil!

Author's Note: Dank wie immer an meine fleißige reviewerin Caro!!!!!!

Kapitel 6

Zwei Tage später war Noeriel im Wald unterwegs. Allerdings nicht alleine, sondern mit Dínendil, der sie zu diesem Ausflug überredet hatte. Das Wetter war gut. Die Sonne schien, ab und zu von ein paar Wolken behindert, vom Himmel und tauchte die Waldwege in ein grünes Dämmerlicht.

Die Beiden waren zu Fuß unterwegs, und ihr Weg führte sie am Lauf des Waldflusses entlang. Noeriel verstand sich ziemlich gut mit dem ruhigen und nachdenklichen Elben. Eigentlich hatte sie vor gehabt, so wenig wie möglich zu reden, wenn sie schon mitgehen würde. Diesen Vorsatz hatte sie zur Seite geschoben, als Dínendil angefangen hatte zu erzählen. Es kam ihr so vor, als ob sie ihn schon länger kennen würde. Er drängte sie auch nicht, über sich zu erzählen. Sie hätte ihm allerdings sowieso nie ihre ganze Geschichte erzählen können, und anlügen wollte sie ihn auch nicht.

Nach einiger Zeit kamen sie zu einer kleinen, sonnigen Lichtung, auf der orangefarbene Blumen wuchsen. Dort setzten sie sich mitten auf die Wiese. "Hierher komme ich eigentlich nur, wenn ich über etwas Nachdenken muss oder meine Ruhe brauche. Aber ich finde diesen Platz so schön, dass ich ihn dir nicht vorenthalten will. Denn es scheint, als ob etwas Schweres auf dir lastet. Vielleicht hilft dir die Stille hier, um eine Lösung zu finden", fing Dínendil an.

Noeriel sah ihn schweigend an. Wieso fiel es diesem Elben sofort auf, dass sie Probleme hatte? Vor den meisten Anderen konnte sie es immer gut verbergen, ihnen vorspielen, dass alles in Ordnung sei. Sie war sich sicher, dass sie Dínendil auch hätte anlügen können, aber nachdem sie in seine grünen Augen gesehen hatte, sagte die Elbin nur: "Ich danke dir, dass du mich zu diesem Ort geführt hast. Ich finde es hier wirklich auch sehr schön. Aber ich glaube nicht, dass es eine richtige Lösung gibt."

Nach diesen Worten lachte Dínendil kurz auf und meinte dann: "Entschuldige, ich wollte dich nicht verletzen, aber ich glaube, dass es für alles irgendwann eine Lösung gibt. Bestimmt auch für dich, und ich hoffe bald, denn ich mag dich zu sehr, als dass ich lange ansehen könnte, wie du unter irgendetwas leidest." Dann stand er auf, ergriff Noeriels Hand und half ihr beim Aufstehen.

In den nächsten Wochen unternahm Noeriel noch mehrere Ausflüge durch den Düsterwald, meistens begleitet von Dínendil, oder auch seltener von Legolas. Mit diesem verstand sie sich ebenfalls gut und gewann ihn schnell als Freund.

Eines Tages, es war bereits Juni geworden, waren die Drei erneut unterwegs. Die Sonne verschwand allerdings schon hinter den Bergen im Westen. Der Vollmond und die Sterne waren von Wolken verdeckt, und ein sanfter Wind ließ die Blätter der Bäume, rauschen. Sie befanden sich auf dem Rückweg zum Palast. Plötzlich hörten sie laute, hektische Rufe, Schreie und das Klirren von Metall, aus der Richtung, wohin ihr Weg sie führte.

"Beeilt euch! Der Palast wird angegriffen!", hörte Noeriel Legolas nur noch rufen, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand. Sie rannte ebenfalls los, immer hinter Dínendil her, der versuchte, seinen Freund einzuholen. Als Noeriel hinter den beiden Anderen die Lichtung betrat, auf der sonst zu dieser Zeit alles ruhig war, stockte ihr der Atem.

Überall kämpften Elben gegen Orks, die immer zahlreicher zu werden schienen. Es lagen schon einige Orkleichen und tote oder verwundete Elben auf dem mit Blut getränkten Boden. Die Drei dazugestoßenen zögerten nicht lange, sondern nahmen ihre Bögen und schossen sofort einige Pfeile ab, von denen ein paar Orks getroffen wurden und tot zusammenbrachen. Noeriel griff erneut in ihren Köcher, aber dort befand sich kein einziger Pfeil mehr. Schnell zog sie ihr Schwert, bereit, sich in das Kampfgetümmel zu stürzen. Der erste Ork, der auf sie zustürzte, fiel mit einem tiefen Schnitt am Hals um.

"Stürmt weiter!", hörte sie eine Orkstimme schreien. Schlagartig blieb Noeriel stehen. Sie kannte diese Stimme, sie hatte sie nie vergessen. Hektisch sah sie sich um. Dort, auf einem kleinen Hügel, stand ein großer Ork, der anscheinend den Angriff leitete. So schnell sie konnte, rannte sie auf ihn zu. Die Orks, die sich ihr auf ihrem Weg entgegenstellten, bemerkte sie fast nicht. Von einem riesigen, inneren Schmerz und der angestauten Wut vieler Jahre angetrieben, schaffte sie es bis zu dem Hügel.

Der Ork hatte sie noch nicht bemerkt, als sie fast hinter ihm stand. Dann drehte er sich zu ihr um, aber für ihn war es zu spät. Noeriels Klinge bohrte sich durch seine Kehle. Er sackte langsam in sich zusammen, und Noeriel fiel neben der Leiche auf die Knie. Schwer atmend stützte sie sich mit einer Hand ab und zog mit der Anderen ihr Schwert aus dem Körper. Blut lief an ihrem Arm hinunter. Leise flüsterte sie: "Meine Rache." Sie hörte kaum noch, wie ein anderer Ork etwas von "Rückzug!" rief, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Der Sternenhimmel war das Erste, was Noeriel erblickte, als sie die Augen aufschlug. Dann beugte sich jemand über sie. Die Elbin erkannte das Gesicht von Dínendil, der sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck musterte.

"Kannst du aufstehen? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach in die Menge zu stürmen? Dir hätte was passieren können. Was war los mit dir? Du bist doch sonst nicht so unüberlegt. Gerade hattest du einen Blick drauf, als wenn du unbedingt etwas zu Ende bringen müsstest. Kanntest du diesen Ork?" Dínendil sah hinüber zu der Orkleiche. Noeriel folgte seinem Blick, sagte aber nichts, sondern versuchte aufzustehen. Das gelang ihr auch, nachdem sie einmal fast wieder hingefallen wäre.

Inzwischen war Ruhe auf dem Schlachtfeld eingekehrt. Fackeln waren entzündet worden, die die Lichtung erhellten. Die toten Orks wurden auf einen Haufen geworfen, der später verbrannt werden würde. Die verwundeten Elben wurden weggetragen, die wenigen Toten erst einmal weit entfernt von den Orks auf die Wiese gelegt. Noeriel schritt langsam auf den Palast zu, Dínendil folgte ihr mit einigem Abstand. Auf dem Weg zu ihren Zimmer holte er sie ein, packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum. Noeriel zuckte bei der Berührung zusammen und sah ihn mit einem starren Gesichtsausdruck an.

"Könntest du mir jetzt bitte antworten? Ich glaube wir kennen uns schon gut genug, dass du mir mal etwas anvertrauen kannst. Ich möchte dir doch nur helfen, ich kann es nicht ertragen, wenn ich dich so sehe", sprach er sie mit ruhiger Stimme an. "Helfen? Ich bin hierher gekommen, weil es "Hilfe" für mich sein sollte. Hat es was geholfen? Nein, hat es nicht. Ich bin nur noch weiter mit allem konfrontiert worden. Es wäre wohl doch besser gewesen, wenn ich damals gestorben wäre", murmelte sie, immer leiser werdend. Dínendil entgegnete mit einem Blick auf mehrere vorbeilaufende Elben: "Lass uns dieses Gespräch woanders fortsetzen."

Author's Note: So das wars. Leider nicht so lang, aber ich kann Actionszenen irgendwie nicht gut schreiben.