Kapitel 2 – Frauen, Tattoos und Erbe

Drinnen erwartete ihn grelles Strobo-Licht im Takt der Musik. Rock oder Metal? Harry hatte keine Ahnung. Es passte jedenfalls zu seiner geladenen Stimmung. Er schlenderte zur Bar.

„Was darfs sein?" fragte der Barkeeper.

„Whiskey! On the Rocks!" Der Barkeeper musterte ihn, dann zuckte er mit den Schultern und machte ihm den Drink fertig.

Harry nahm einen Schluck und sah sich um. Langsam wurde er ruhiger und entspannte sich wieder.

‚Cool hier!' dachte er.

Ein Mädchen zwei Stühle weiter erregte seine Aufmerksamkeit. Er lächelte ihr zu. Irgendwie war es ihm hier egal, was die Leute von ihm dachten und deswegen hatte er keine Scheu. Es kannte ihn keiner, er würde hier wahrscheinlich nie wieder herkommen. Was soll's? Kein Anzeichen von Unsicherheit war ihm anzumerken. Das Mädchen kam zu ihm herüber.

„Hi. Ich bin Sheila. Ich habe dich hier noch nie gesehen."

„Ich bin Harry. Bin neu hier. Willst du was trinken?"

„Cuba Libre!"

Harry nickte und bestellte zwei beim Barkeeper. Während dieser den Drink fertig machte, leerte Harry sein Whiskey-Glas.

Das Mädchen hielt ihm eine Schachtel Zigaretten hin.

„Ich habe noch nie geraucht. Aber... ich probier es mal."

Er nahm eine Zigarette und steckte sie sich in den Mund. Sheila gab ihm Feuer.

Er nahm einen tiefen Zug. Zuerst musste er husten. Sheila lachte herzlich. Dann ging es.

Das Rauchen ließ ihm leicht schwindlig werden, doch dann fühlte es sich gut an. Er kam sich ... cool vor.

Kurz darauf gab er Sheila noch einen aus.

Dann fragte sie ihn, ob er tanzen wolle.

„Ach weißt du, ich bin kein guter Tänzer."

„Macht nichts, ich auch nicht. Sag mal, wie alt bist du eigentlich."

„Achtzehn."

Sie sah ihn an und lachte, „Niemals. Eher fünfzehn."

Er sah sie abschätzend an, dann nickte er und lachte auch, „Bingo! Aber in zwei Wochen bin ich sechzehn. Und du?"

„Sechzehn."

„Kommst du oft hierher?"

„Ja. Ich bin mal mit meinem Bruder hergekommen, seitdem bin ich fast jedes Wochenende hier. Bist du aus der Gegend?"

„Nein. Nur auf der Durchreise."

„Schade. Bist ein netter Junge, auch wenn du dich anders gibst."

„Da hast du wohl recht, Sheila." seufzte Harry. Er war schon leicht angeheitert.

Sie unterhielten sich etwas und Harry stellte schnell fest, dass ihm Sheila sehr symphatisch war, mal abgesehen davon, dass sie wirklich toll aussah. Sie war richtig locker drauf und sie lagen irgendwie auf einer Wellenlänge. Er erfuhr, dass sie in London wohnte und noch zur Schule ging. Er erzählte eine sehr abgewandelte Version von seiner Schule.

„Hast du Lust auf was anderes, außer Tanzen?" fragte sie.

„An was denkst du dabei?"

Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ihn erröten ließ.

Aber er nickte.

Harry fragte sie, „Bist du sicher, dass du das möchtest? Aller Wahrscheinlichkeit nach, siehst du mich nie wieder."

Sie sah ihn abschätzend an, dann nickte sie, „Ja, ich bin mir sicher. Nun komm mit."

Sie führte ihn nach draußen und zog ihn in eine dunkle Ecke.

Dort kniete sie vor ihm nieder, zog ihm die Hose runter und fing an, ihn zu küssen...

Harry dachte, er wäre im Himmel. Er hatte zwar in Dudleys Schmuddel-Magazinen davon gelesen, dass manche Frauen so was machten. Aber die Realität war einfach... WHOAA!

Mit einem lauten Stöhnen explodierte Harry.

Kurz darauf zog sie ihm die Hose wieder hoch und fragte ihn mit einem teuflischen Grinsen, „Na, hat dir gefallen, nicht?"

Harry konnte nur nicken. Er zog sie an sich heran und küsste sie leidenschaftlich.

Beide fühlten ihre Knie weich werden.

Dann entließ Harry sie aus diesem Kuss und fragte scheu: „Und nun?"

„Ich fänd' es cool, wenn du mit zu mir kommen würdest. Ich wohne mit meinem Bruder zusammen. Wir sind heut nacht ungestört. Dann können wir das fortsetzen, was wir gerade angefangen haben."

„Dein Bruder? Wo ... äh... ist er heute?"

„Das ist einer der Türsteher... Frank. Der große mit der Glatze."

Harry schluckte.

„Keine Angst, er ist bis morgen früh hier beschäftigt. Er wird uns nicht stören."

„Ähh.. wenn du es sagst."

Sie fuhren mit der U-Bahn in ein Wohnviertel und Sheila führte ihn in ihre Wohnung. Sie schob ihn in ihr Zimmer.

Dann schubste sie ihn auf ihr Bett. Harry wusste gar nicht, was er machen sollte.

Sie begann langsam, sich vor seinen Augen auszuziehen. Er wurde rot.

„Na, gefällt dir, was du siehst?"

„Wow... klar... du siehst umwerfend aus."

„Und wie lange willst du noch angezogen bleiben?" fragte sie schnippisch.

„Äh... ich ... Moment." Stammelte er, während er sich unbeholfen aus seinen Klamotten schälte. Sheila hatte es sich währenddessen auf ihrem Bett gemütlich gemacht und beobachtete Harry mit einem verlangendem Blick. Sein Training hatte sich ausgezahlt, er war nun durchtrainiert und dank der mageren Ernährung bei den Dursleys, die er über die Jahre genossen hatte, war an seinem Körper kein Gramm Fett zuviel. Außerdem hatte er diesen Sommer einen Wachstumsschub gehabt, er war nun knapp 1,85 m groß.

Als Harry vor ihr stand, wie Gott ihn schuf, fragte er in einem Anfall von Selbstvertrauen,

„Und gefällt dir, was du siehst."

Sie betrachtete ihn ausgiebig, dann nickte sie, „Du siehst toll aus."

„Danke... ähh... wie sieht es mit Verhütung aus?" fragte Harry unsicher.

Sie ging an ihren Nachttisch und zog die oberste Schublade heraus. Sie nahm ein Kondom heraus und warf es ihm zu.

Harry legte sich neben ihr auf das Bett und fing an, sie zu küssen und zu streicheln. Sanft führte sie seine Hand an die Stellen, wo sie am meisten stimuliert wurde. Allerdings stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass Harry nicht viel Führung bedarf und sie fing bald an zu stöhnen...

Eine Stunde später lagen sie aneinandergekuschelt und völlig außer Atem nebeneinander und Harry küsste sie zärtlich.

„Das war einfach... wunderbar." sagte er leise.

„Das kannst du laut sagen." antwortete Sheila und lächelte ihn an, „Genauso habe ich mir mein erstes Mal immer vorgestellt."

Harrys Kopf zuckte hoch, „Das war dein erstes mal? Aber... ich dachte... du wirkst so sicher. Als ob das alles normal für dich wäre."

„Nein, es war wirklich mein erstes Mal, Harry. Und es war sehr schön. Es war auch dein erstes Mal, nicht?"

Harry nickte.

„Wir sind bei uns in der Familie immer sehr offen mit dem Thema Sexualität umgegangen. Deshalb war ich so offen und sicher."

„Und was ist mit dem Klischee, dass man auf die große Liebe warten sollte..."

„Ach, davon halte ich nichts. Es geht nicht um die große Liebe für das erste mal, sondern um den Richtigen. Für mich warst du der richtige. Ich wusste es in dem Moment, als ich dich dort an der Bar sitzen sah. ... Lust auf eine zweite Runde?"

Die Nacht fanden sie erst gegen fünf Uhr morgens Schlaf.

Gegen zehn wurden sie von einem Poltern geweckt. Harry schreckte hoch und griff nach seinem Zauberstab. Er fasste sich jedoch rechtzeitig, als er sich erinnerte, wo er war.

„Morgen, Sheila."

„Morgen, Harry."

Sie standen auf und machten sich frisch. Dann gingen sie in die Küche, wo sie schon von Frank erwartet wurden. Er sah Harry fragend an.

„Frank, das ist Harry."

„Hi... du warst doch der mit dem 10-Pfund-Ausweis?"

Harry grinste und nickte. Daraufhin grinste auch Frank.

Er deutete mit seiner Hand auf einen freien Platz an dem Tisch und Sheila holte noch ein Gedeck.

„Und, seh ich dich jetzt öfter?" fragte Frank.

„Sorry, eher nicht. Bin nur auf der Durchreise."

„Weiß Sheila das?" fragte Frank drohend.

„Jep. Ich würde so etwas, was dir gerade im Kopf rumgeht, nie einer Frau antun, insbesondere nicht so einem netten Mädchen, wie Sheila."

„Das ist lieb von dir." sagte Sheila, als sie an den Tisch zurückkehrte.

„Wow, das ist ein geiles Tattoo auf deinem Arm Frank." meinte Harry bewundernd.

Es zeigte einen Schwarzen Panther mit leuchtend roten Augen.

„Cool, ne? Willst du auch eins?"

„Hmm... klar."

„Dann komm nach dem Frühstück mit. Ich kenn einen guten Laden. Der ‚Künstler' ist ein Freund von mir. Hast du noch ein paar Stunden Zeit?"

„Klar."

„Kann ich mitkommen?" fragte Sheila.

Frank sah Harry fragend an.

„Warum nicht."

So war es abgemacht.

Nach dem Frühstück fuhr Frank sie mit seinem Wagen in einen Tattoo-Laden mit dem Namen „Art Dungeon!"

Frank stellte Harry dem Besitzer vor, „Hey, Jim. Das ist Harry. Er wollte sich ein Tattoo machen lassen."

„Hi Harry. An was hast du gedacht? Schwarz oder Farbe?"

„Farbe."

„Eine Idee?"

Harry überlegte kurz, „Wie wär's mit einem Drachen?"

„Gute Wahl... ich hab da gerade ein neues Muster entworfen. Warte mal... hier."

Harry betrachtete es sich. Es war ein Blauer Drache, der sich um ein Schwert schlängelte.

„Cool." meinte Harry.

"Jep, es ist so gedacht, dass es auf den Oberarm kommt und die Schwanzspitze des Drachen gerade mal so unter einem kurzärmligen T-Shirt hervorschauen würde."

„Genau, was ich brauche."

Sheila meinte: „Es sieht toll aus Harry. Es passt zu dir."

„Noch was für den anderen Arm, wenn du schon mal hier bist?" fragte Jim.

„Hey, wart erst mal ab, wie ihm das gefällt. Es ist nämlich etwas schmerzhaft, Harry." lachte Frank.

Harry winkte cool ab und meinte todernst, „Glaub mir, ich habe schon Schmerzen erlebt, von denen träumt ihr nicht mal in euren schlimmsten Albträumen." und dachte dabei an den Cruciatus-Fluch.

Die beiden Männer setzten zum Lachen an, doch es erstarb auf ihren Gesichtern, als sie Harrys ernsten Ausdruck bemerkten und in seinen Augen sahen sie Wut, Kälte und Entschlossenheit. Sheila schluckte heftig.

„Wie..." fragte sie.

Harry sah sie an und seine Augen wurden wieder sanft, „Ich kann es dir nicht sagen. Mach dir keine Sorgen, Sheila."

„Also was ist mit einem zweiten?" fragte Jim.

Harry nickte, „habt ihr so etwas wie einen Seraphim?"

„Was ist ein Seraphim?" fragte Frank

Harry grinste, „Ich meinte so etwas wie einen Engel... wenn es geht mit einem Schwert und noch besser, wenn er böse aussieht. Wie ein Racheengel."

Jims Augen leuchteten, „Da hab ich was für dich..."

Er zeigte ihm ein weiteres Muster. Es war ein Engel in einer Art Rüstung mit weißen Flügeln. Er streckte ein Flammenschwert drohend in Richtung Himmel. Er brauchte sich kein anderes Muster anschauen, er wusste das waren sie. Er ließ sich den Drachen links und den Seraphim rechts auftätowieren.

Es dauerte knapp vier Stunden. Frank hatte Sheila derweil zu einem Kaffee eingeladen.

Als Harry fertig war bezahlte er Jim... natürlich mit Sonderrabatt für Franks Freunde. Er ging zu dem Cafe und setzte sich zu Sheila und Frank.

„Nun lass schon sehen!" forderte ihn Sheila auf.

Harry zog seinen Mantel aus und hob seine T-Shirt-Ärmel hoch.

„Wow, das ist klasse." freute sich Sheila.

„Cool. Könnte glatt neidisch werden." meinte Frank anerkennend.

Plötzlich landete eine schwarze Eule auf Harrys Schulter. Er nahm routiniert den Brief, der an ihr Bein gebunden war und die Eule flog davon.

Frank und Sheila sahen ihn fragend an.

„Fragt nicht! Ich habe ein paar sonderbare Freunde."

Sie fragten nicht, als Harry den Brief öffnete. Seine Augen wurden traurig.

„Was ist?" fragte Sheila.

„Es .... mein Patenonkel ist vor kurzem ermordet worden und es geht um sein Testament. Außerdem sorgt sich jemand, weil ich abgehauen bin." sagte er trocken.

„Er ist... ermordet worden?" fragte Sheila erschüttert.

Harry nickte, „Ja, genau, wie meine Eltern... er war alles was ich noch hatte."

„Holy Shit!" meinte Frank.

„Jep." sagte Harry, „das ist auch der Grund, warum  ich nicht länger bei euch bleibe. Die Typen, die dafür verantwortlich sind, verfolgen mich und wollen mich ebenfalls um die Ecke bringen."

Sheila schlug die Hände vor den Mund.

„Mach dir keine Sorgen. Sie wissen nicht, was ihnen bevorsteht. Ich hab so was von die Schnauze voll von denen. Sie werden dafür bezahlen." sagte Harry und hieb mit der Faust auf den Tisch. Seine Augen leuchteten drohend.

„Es war schön, euch kennen gelernt zu haben. Aber ich muss jetzt los." sagte er ernst.

„Harry, werden wir uns wieder sehen?" fragte Sheila traurig.

„Ich weiß es nicht, Sheila. Wenn ich wieder mal in der Gegend bin, vielleicht. Aber ich kann dir nichts versprechen. Kein Grund auf mich zu warten."

Er gab ihr einen Abschiedskuss und machte sich auf den Weg.

Die beiden sahen ihm nachdenklich nach.

Er nahm ein Taxi und fuhr bis vor den tropfenden Kessel. Er trat in das alte Pub und grüßte Tom.

„Hi, Tom."

„Hallo ... Harry? Du hast dich verändert. Bist du nicht etwas früh hier?"

„Nö. Ich werde eine Weile hier bleiben. Bitte, sag niemandem, dass ich hier bin, insbesondere nicht Dumbledore."

Tom sah ihn fragend an, doch dann zuckte er mit den Schultern, „Es ist dein Leben."

„Eben." erwiderte Harry kalt.

Tom gab ihm ein gemütliches Zimmer, dann  machte sich Harry auf den Weg in die Winkelgasse. Vorher tarnte er noch seine Narbe mit einem Zauberspruch.

Dann ging er erst mal zu Fortescues und bestellte sich ein Eis.

Er las den Brief, den er vorhin erhalten hatte.

Hallo Harry,

ich informiere dich hiermit, dass du als Haupterbe des Nachlasses von Sirius Black bestimmt wurdest. Dein materieller Anteil am Erbe wurde deinem Verließ zugefügt. Der Familienfond wird bis auf weiteres von Gringotts verwaltet. Wenn du Siebzehn bist, kannst du bestimmen, was weiterhin damit geschieht. Bitte melde dich schnellstmöglich bei Gringotts, es sind noch ein paar Formalitäten zu verrichten.

Außerdem hat Sirius dir das Haus am Grimmauld Place überlassen. Ich wollte dich fragen, ob wir es weiterhin für Treffen benutzen können.

Außerdem wollte ich dich daran erinnern, dass du noch mitteilen musst, welche Klassen du nimmst.

Und überhaupt, wo bist du eigentlich? Deine Freunde und auch ich machen sich sehr große Sorgen um dich. Dein Schutz ist nicht gewährleistet.

Bitte kehre zu den Dursleys zurück... Ich weiß, was geschehen ist. Es wird nicht wieder vorkommen.

Albus Dumbledore.

‚Du weißt überhaupt nichts, alter Mann! Leck mich!' dachte Harry wütend. Dennoch, er musste nach Hogwarts zurückkehren, um zu lernen. Dass er Dumbledore nicht mehr vertraute hieß nicht, dass er ihm keinen Respekt mehr entgegenzubringen hatte, wenigstens offiziell. Er würde Rache an Tom üben, er würde sich nicht mehr von anderen rumschupsen lassen und er würde es auf seine Weise tun. Er würde jedoch nicht böse werden schwor er sich. Und er würde nicht das Gesetz übertreten, sofern es sich vermeiden ließ. Er hatte noch zu gut in Erinnerung, wie Sirius ausgesehen hatte, als er aus Askaban entkommen war.

Er kramte seinen anderen Brief heraus und bestätigte die Klassen, die er nehmen würde.

Er dachte einen Moment nach, dann leuchteten seine Augen. Er würde ihnen Sirius' Haus weiter überlassen, oh ja. Er schickte den Brief mit einer Posteule nach Hogwarts.

Später ging er zu Gringotts. Ein alter Goblin empfing ihn und hielt ihm ein Stapel Papier hin. Er überflog es und unterzeichnete. Dann fuhr er in sein Verließ.

Er holte ordentlich Geld heraus. Dann fiel sein Auge auf Sirius' Motorrad. Das passte zu seinen derzeitigen Ambitionen, dachte er. Er schrumpfte es und steckte es in die Tasche. Er fuhr wieder zurück in die Haupthalle von Gringotts und tauschte einen großzügigen Betrag in Muggel-Geld.

Dann streifte er durch ein paar Geschäfte, bis er an die Nockturnengasse kam. Er zuckte mit den Schultern und dachte sich, warum nicht. Er brauchte noch ein paar Bücher über Zaubersprüche und Flüche, die es nicht bei Flourish&Bott gab.

Er vergewisserte sich, dass sein Zauberstab griffbereit war, dann ging er los.

Dann kam er an einen düster aussehenden Buchladen. Genau was er brauchte.

Er trat ein. Der Inhaber sah ihn fragend an, „Was suchst du hier Bürschchen? Hast du dich verlaufen?"

Er ging sicher auf den Typ zu mit drohendem Blick. Er war einen Kopf kleiner als Harry. ‚Nur keine Schwäche zeigen!' dachte sich Harry.

Harry packte ihn hart an seinem Kragen und zog ihn an sich heran.

„Ich brauche Bücher über Nekromatik, Flüche für Schmerz und Verletzungen, Todesflüche außer dem Adava Kedavra, Konter und etwas über Seraphim, wenn ihr so etwas habt."

„So was ist illegal."

„Nicht alles. Ich brauche das, was gerade so an der Grenze zur Illegalität steht. Verstanden?" sagte Harry verschwörerisch und sah den Verkäufer bedeutsam an.

Der Inhaber grinste fies und nickte. Anschließend eilte er in sein Lager.

Kurz darauf kam er mit einigen Büchern wieder.

Die Titel entsprachen genau seinen Vorstellungen.

Dann holte der Inhaber ein weiteres Buch aus einem versteckten Regal hervor. Es war in rote Seide eingeschlagen.

„Das ist ein sehr altes Buch. In ihm solltest du etwas über Seraphim finden.... es ist allerdings sehr... kostbar. Und ... niemand kann es ... lesen. Die Sprache ist unbekannt." sagte der Verkäufer vorsichtig. Er wollte also handeln.

„Wer hat dir erlaubt, mich zu duzen?" fuhr Harry ihn an.

Der Inhaber zuckte erschrocken zurück.

„Äh... Entschuldigung." stammelte der Verkäufer überrascht.

„Weichei!" schnaubte Harry,  „Wie kostbar?"

„Ein... einhundert Gallonen." murmelte der Verkäufer unsicher.

Harry lachte böse und mit eisiger Stimme sagte er, „Ich gebe dir fünfzig für das Buch und das ist schon mehr als es wert ist. Klar?"

Der Inhaber nickte beflissen. Er hatte vermutlich immer noch ein blendendes Geschäft gemacht, doch da niemand das Buch lesen konnte, wusste wohl auch keiner ob es wertvoll war, oder nicht. Harry zahlte, schrumpfte die Bücher und ging.

Er kam an einem Klamottenladen vorbei, von dem er gedacht hätte, dass es so etwas in der Zaubererwelt nicht gäbe. Es gab Punk- und Gothic-Sachen. Seine Augen leuchteten, als er eintrat.

Er kaufte ein paar schwarze T-Shirts mit interessanten Aufdrucken. Eines hatte ein Skelett mit einem Helm und einem blutigen Schwert aufgedruckt und darunter in blutroter Schrift: „Lets have fun!", eines hatte einen roten Drachen, der gerade einen Flammenstrahl auf eine an einen Pfahl gebundene Frau  schleuderte. Darauf stand: „I Like em hot. Very hot!"

Auf einem weiteren war der Grim Reaper mit seiner Sense, wie er sie gerade schwang um jemanden zu köpfen. Darüber stand: „Never anger Death!"

Dazu kaufte er sich ein paar schwarze Hosen, eine Stahl-Kette mit ein paar Klauen, die aussahen, wie von einem Drachen, Schwarze Lederstiefel und einen Ledermantel mit ein paar Engelsflügeln auf dem Rücken, nur waren diese schwarz mit silbernem Rand.

Dazu kaufte er sich ein paar Handschuhe mit abgeschnittenen Fingern.

In einem weiteren Laden fand er einen coolen Ohrring, eine Rune... sie stand für gerechte Rache. Er ließ sich vor Ort ein Ohrloch stechen und war um eine Attraktion reicher.

In einem weiteren Laden kaufte er sich ein Holster für seine Schwertscheide, dass er sich die Scheide auf den Rücken binden konnte und ein Holster, dass er sich seinen Zauberstab an seinem linken arm verstecken konnte, wenn er mal was langärmliges anhatte.

Ein Ensemble seiner neuen Sachen hatte er an, den Rest geschrumpft in der Tasche.

So fand er ein verrauchtes Pub, in dem er sich erst mal einen Feuerwhiskey genehmigte.

Eine junge Hexe voll im Gothic-Look sprach ihn an.

„Ey, du. Bist du neu hier?"

„Jep." erwiderte Harry cool.

„Wie heißt du?"

„Harold Evans." sagte Harry schnell schaltend. Sein echter Name würde hier niemandem gefallen. „Und du?"

„Reyna. Ich würde dir einen ‚Cruciatus' empfehlen, wenn du mal was richtiges trinken willst."

Er winkte den Barkeeper heran, „Zwei Cruciatus"

Kurz darauf hatte er die Drinks.

„Wow" keuchte Harry, als er einen Schluck probierte, „Das Zeug macht seinem Namen alle Ehre. Man meint, es brenne einem die Schleimhäute weg." Daraufhin nahm er noch einen Schluck. Das Mädchen lächelte ihn wissend an.

„Ahh... allerdings nicht zu vergleichen mit einem echten Cruciatus." meinte Harry zwinkernd.

Die Hexe sah ihn nun mit einem anhimmelnden Blick an, „Du hast ihn schon mal gespürt?"

„Jep."

„Cool." seufzte die Hexe.

„Wenn du meinst." sagte Harry abwesend.

Sie tranken noch einen...

Am nächsten Morgen erwachte er mit einem dröhnenden Schädel in einem unbekannten Zimmer. Die Sonnenstrahlen blendeten seine Augen.

Er tastete unbewusst und im Halbschlaf nach seiner Brille und setzte sie auf.

Er sah nur verschwommen.

‚Verdammt' dachte er. Es war in den letzten Tagen immer schlimmer geworden mit seiner Sehstärke. Er nahm die Brille ab und flackte sie wütend in die Ecke.

„Wow!" entfuhr es ihm. Er konnte scharf sehen... ohne seine Brille. Wie das?

Er dachte nach... konnte es mit der Macht des Seraphim zusammenhängen? Das war das einzige, was in letzter Zeit sonderbares geschehen war.

Plötzlich regte sich etwas neben ihm. Er zog die Bettdecke etwas weg und sah ein nacktes schwarzhaariges Mädchen neben sich.

„Fuck!" fluchte er und bereute es sofort wieder, denn sein Kopf schmerzte wie ein Cruc...

Jetzt sickerte sie Erinnerung an den gestrigen Abend durch. Jetzt wusste er, warum das Zeug Cruciatus hieß... bei so einem Kater.

„Was denn? Schon wieder?" murmelte Reyna mit plötzlich funkelnden Augen und richtete sich auf. Das bewirkte, dass die Bettdecke von ihrem Oberkörper rutschte und einen schönen Blick auf ihre wohlgeformten Brüste ermöglichte.

Er grinste teuflisch, „Wenn du Lust hast." scherzte er, doch zu seiner Überraschung ließ sich das Reyna nicht zweimal sagen.

„Es scheint dir gestern gefallen zu haben." sagte Harry lachend.

„Darauf kannst du wetten. Und jetzt sei still und küss mich."

Sie blieben noch zwei Stunden im Bett, bevor sie endlich aufstanden und ihrer Wege gingen.

Er trat aus dem verruchten Pub auf die Straße und schlenderte die Nockturnengasse entlang zur Winkelgasse. Er traute seinen Augen kaum... Malfoy.

„Ey Malfoy, wo sind deine Schatten?" rief er cool.

Malfoy fuhr herum und starrte ihn an, als würde er einen Geist sehen.

„Wer bist du?" fragte er mit seinem Malfoy-typischen überlegenen Grinsen.

„Dein schlimmster Albtraum!" WHAM! Hatte er Malfoy voll eins in die Fresse gehauen. Er flog zehn Meter nach hinten, wo er mit blutender Nase liegen blieb.

„Wow" sagte Harry. Er hatte plötzlich soviel Kraft. Er konnte sie förmlich spüren.

„Das tat gut." stellte er fest und es war schon längst überfällig. Hier waren keine Lehrer, die ihn und Malfoy auseinander bringen konnten und die Passanten in der Nockturnengasse gingen ihren eigenen finsteren Geschäften nach. Fast bedauerte er, dass der Schlagabtausch, sofern man überhaupt davon reden konnte, schon vorbei war. Er seufzte enttäuscht und ging zurück in die Winkelgasse.

Es wurde Zeit, dass er sich das Buch über die Seraphim vornahm.

Gut gelaunt ging Harry in den tropfenden Kessel. Dort zog er sich ein paar muggeltaugliche Klamotten an und  betrat Muggel-London.

Er rief ein Taxi und ließ sich in einen spezielles Elektronikgeschäft fahren. Dort kaufte er ein paar kleine Mikros und Recorder. Vom Angestellten ließ er sich in deren Gebrauch unterweisen. Dann fuhr er mit dem Taxi nach Grimmauld-Place.

Leise öffnete er die Tür und schlich sich hinein.

Plopp!

„Master Harry ist zurück" quietschte Dobby.

„Psst!" sagte Harry und legte einen Zeigefinger an seine Lippen.

„Ist irgendjemand hier?" fragte er.

„Nein. Master Lupin ist unterwegs. Er sucht nach ihnen. Sonst ist keiner hier. Der Orden trifft sich erst übermorgen."

„Wo tagen sie?"

Dobby führte ihn in den Versammlungsraum.

„Dobby, wem dienst du hier?"

„Dobby dient Master Potter hier."

„Das heißt, wenn ich dir ein Geheimnis anvertraue sagst du es niemanden?"
"Nein"

„Nicht mal Professor Dumbledore oder Lupin?"

Dobby trat von einem Bein aufs andere, doch schließlich sagte er „Dobby darf niemandem etwas sagen."

„Gut. Ich werde jetzt ein paar Sachen hier verstecken. Du wirst sie schön hier lassen, wenn du hier saubermachst. Sag niemandem etwas davon. Ok?"

„Ja. Dobby macht, was Harry sagt."

„Keine Sorge. Ich tue niemandem etwas. Ist nur ein Spaß, nichts weiter. Nichts gefährliches. Ok?"

Dobby nickte eifrig.

Harry platzierte die Wanzen und versteckte die Recorder.

Dann ging er wieder.

„Aber Master Harry bleibt nicht hier?" fragte Dobby weinerlich.

„Nein. Du kannst Remus schöne Grüße bestellen. Mir geht es gut und er soll endlich aufhören, mich zu suchen. Ich werde rechtzeitig am Bahnhof sein, oder in der Schule. Mal sehen."

Dobby nickte und Harry schenkte ihm ein Lächeln. Dann ging er.

Er lief bis in eine abgelegene Seitenstraße. Zeit das Motorrad auszuprobieren, dachte er.

Er schaute sich um, aber es war niemand zu sehen. Er vergrößerte das Motorrad und untersuchte es. In den Satteltaschen befand sich eine Anleitung für das Motorrad und eine Karte. Zuerst las er sorgfältig die Anleitung und prägte sich die Handhabung des Motorrads ein. Dann schaute sich Harry überrascht die Karte an.

Er pfiff anerkennend. Sie war magisch, ähnlich wie die Karte der Marauder. Sie zeigte Grimmauld Place, Hogwarts und ... Godrics Hollow. Er tippte auf Grimmauld-Place und es erschien eine Detailkarte mit einem Punkt. Der Punkt zeigte an, wo er gerade war. Praktisch. Und er hatte ein neues Ziel...

AN: Herzlichsten Dank für eure Reviews. Wow, ich bin echt überrascht, 14 Reviews allein für das erste Kap. Wahnsinn. Wenn ich an a Sixth Years Story denke, da hab ich doppelt so viel aber für die ganze Geschichte. Da kann ich nur sagen... weiter so! Das motiviert ungemein ;-)

@Max88: Hintergrundinfos? Hab ich so was? *frechgrins* Seraphim, das Wort kam mir in den Sinn und ich wusste, es hat was mit einem Engel zu tun. Dann hab ich im Lexikon nachgeschlagen und da wurde bestätigt, dass es sich um eine Art Engel handelt. Dann hab ich mir überlegt, wie mein ‚Engel' sein sollte... hart, gerecht, gnadenlos und natürlich brauchte er ein Schwert, wie ein richtiger Racheengel. Und so habe ich begonnen, meine Story darum zu ‚weben' Die Ideen mit den Elfen und die Infos dazu habe ich aus diversen Fantasy-Geschichten, wie z.B. mit der Midkemiasaga oder der Herr der Ringe. Elfen haben mich schon immer fasziniert. Auch andere Fanfics haben mich inspiriert, dennoch habe ich immer was eigenes geschrieben. Ich habe z.B. nur die Idee von der Existenz unterschiedlicher Magieformen übernommen und mir überlegt, was es sonst noch so geben könnte. Auch meine Figuren beruhen weniger auf Hintergundinfos, eher, wie ich sie mir vorstelle. Ansonsten habe ich öfter mal Ideen, ähnlich wie Szenen in einem Drehbuch und wenn sie nicht in die Story passen, die ich grade schreibe, fange ich eine neue an, oder ich notiere mir Stichpunkte, für den Fall, dass ich es später mal brauch. Also nicht aufgeben. Vieles kommt auch, wenn man einfach mal anfängt zu schreiben. Dann fließt es wie von selbst. Habe z.B. gestern eine neue Story angefangen (aus einer Idee für ein Pairing) und nur für den Einstieg (Dursleys etc.) mal schnell 21 Seiten in Word geschrieben. Also... einfach anfangen und möge das ‚Wort' mit dir sein ;-)

@Blackroselily: Ich denke, du beziehst dich auf die Briefe? Er ist frustriert und versinkt in Wut und Schuldgefühlen. Er will nur in Ruhe gelassen werden. Aber seine Freunde sind eher gemein zu ihm. Das kommt später und es wird noch viel schlimmer werden. Aber vielleicht schaffen sie (auch Harry) zum Ende hin einen Turnaround... *abwesend in unendliche Ferne schaut und kryptisch lächelt* Hmm... du bist 13 ??? Viiieel zu jung für diese Story   *fg* Nicht, dass ich noch deinen unschuldigen Charakter verderbe

@Brisana-Brownie: Schön, dass es dir gefällt...