Harry ging mit Blaise in die große Halle und fragte: „Zu dir oder zu mir?" als er an die Tische der einzelnen Häuser blickte.
Sie zuckte mit den Schultern.
„Setzten wir uns an den Slytherin-Tisch. Du hast schon genug Probleme. Außerdem bin ich auf die Reaktion gespannt und ich hab im Moment keinen Bock, mir das Gelaber meiner Freunde anzuhören." entschied Harry.
„Das macht Sinn. Also los."
Sie schlenderten zum Tisch der Slytherins herüber und setzten sich ans Ende. Dort saßen nur ein paar der jüngeren, die noch nicht nach Hogsmeade durften und zwei Fünftklässler. Letztere starrten böse zu ihnen rüber, trauten sich aber nicht, etwas zu sagen. Die jüngeren allerdings, starrten Harry und Blaise mit Ehrfurcht und Neugier an.
„Hm, der alte Hut hatte wohl doch recht, von wegen die Rivalität zwischen den Häusern sollte aufhören. Die Kiddies scheint meine Anwesenheit nicht zu stören." stellte Harry amüsiert fest.
„Eher im Gegenteil, sie scheinen dich zu vergöttern." sagte sie mit funkelnden Augen.
„Oder bewundern deine scharfen Kurven." lachte er.
„Touché!" antwortete sie lachend.
„Also, kommst du klar?" fragte er besorgt.
Sie sah ihn dankbar an und nahm seine Hand, „Ja Harry. Ich glaube nicht, dass Crabbe oder Goyle noch mal etwas versuchen. Die anderen sind nicht ganz so aggressiv, wie Draco. Wenn auch viele etwas gegen dich haben, würden sie nicht ohne weiteres gegen einen anderen Slytherin vorgehen, jedenfalls nicht so drastisch. Sie haben mir schon zu verstehen gegeben, dass unsere Freundschaft nicht erwünscht ist, doch mehr auch nicht."
„Hmm, nicht gerade optimal, aber akzeptabel, denke ich."
„Genau. Ich danke dir, dass du mich gerettet hast. Auch wenn du dich noch so in deinen coolen Klamotten versteckst, du bist und bleibst ein strahlender Held."
„Hör auf!" seufzte er und verdrehte die Augen.
„Doch, allerdings inzwischen einer, der über Leichen geht." sagte sie bedauernd.
„Das mit Draco war nicht erwünscht, doch ich konnte es in diesem Augenblick nicht vermeiden. Was die Todesser im Wald angeht... das bedaure ich nicht wirklich. Sie haben es nicht anders verdient."
„Du hast dich verändert, Harry. Ich finde das nicht gut. Dein ‚sauberes' Ich hat mir besser gefallen, doch nach dem, was du alles erlebt hast, kann ich dir wirklich keinen Vorwurf machen. Zumindest, so lange du nicht auf die dunkle Seite abstürzt, Harry."
„Keine Angst, das werde ich nicht."
Kurz darauf kam Dumbledore in Begleitung zweier Auroren in die Halle und sie kamen zielstrebig auf Harry zu.
„Mr. Potter, Miss Zabini. Würden sie uns bitte folgen." fragte Dumbledore höflich. Er führte sie in sein Büro. Dort mussten sie die Ereignisse des Tages noch mal schildern.
Harry tat ihnen einen Gefallen und begann seinen Bericht in Hogsmeade und deckte so seine Erlebnisse im Wald und den Vorfall mit Blaise ab. Er verschwieg ihnen jedoch, dass er sich in einen Wolf verwandelt hatte und dass er einen illegalen Portschlüssel erstellt hatte.
„Mr. Potter, zwei der toten Todesser wiesen schwere Verletzungen im Halsbereich auf, sie sahen aus, als wären sie von einem wilden Tier verursacht worden. Können sie uns dazu etwas sagen?"
„Nein. Ich habe keine Ahnung."
„Die Aussagen der beiden Opfer deuten darauf hin, dass es ein Wolf war." bemerkte einer der Auroren.
Harry schlug sich überrascht mit der Hand an die Stirn und sagte aufgeregt, „Ja, klar. Jetzt wo sie es sagen. Da war ein Wolf, ein riesiger schwarzer Wolf, der hat erst den einen angegriffen und dann den zweiten, mit dem ist er dann im Wald verschwunden. Ich hab es in der Aufregung ganz vergessen. In dem Moment war ich gerade dabei, die zwei Todesser zu betäuben. Haben sie die eigentlich gefasst?" fragte Harry neugierig.
„Selbstverständlich."
„Puh, da bin ich ja beruhigt." sagte Harry.
„Sie sagten, Pettigrew hat sie mit dem Todesfluch angegriffen?"
„Ja, mehrmals. Ich konnte nur knapp ausweichen. Außerdem hat er noch Reduktor-Flüche, Cruciatus-Flüche und noch einige harmlosere benutzt. Er hätte mich fast erwischt. Ich hatte nicht mal Zeit, meinen Zauberstab zu ziehen. Bloß gut, hatte ich mein Schwert noch in der Hand."
„Und sie sind zu den anderen beiden Todessern appariert?" fragte ein Auror ernst.
„Ähm... nicht direkt. Ich hatte solche Angst um meine Freunde und dachte nur daran, wie ich unbemerkt zwischen sie kommen konnte. Ich wollte schon losrennen, als ich plötzlich ein schmerzhaftes Ziehen verspürte und zwischen den beiden stand. Gott sei dank, konnte ich meine Überraschung etwas schneller überwinden, als sie ihre." sagte Harry scheinbar erleichtert.
„Muss wohl ein spontaner Ausbruch unkontrollierter Magie gewesen sein, wie damals, als ich meine Tante aufgeblasen habe." fügte er nachdenklich hinzu.
Die Auroren nickten, sie hatten die Erklärung offenbar akzeptiert.
Dann wurden sie von den Auroren entlassen.
„Ich dachte, du wärst ein Gryffindor. Drinnen hast du dich angehört, wie ein Slytherin." scherzte Blaise.
Er grinste sie teuflisch an und sagte: „Hatte ich schon erwähnt, dass mich der sprechende Hut zuerst nach Slytherin stecken wollte?"
Die Kinnlade klappte ihr runter; „Du machst Witze."
„Nein. Es ist wahr. Ich geh jetzt zurück in meine Unterkunft. Ich möchte mich vor dem Abendessen noch mal frisch machen. Es sei denn, du hast Lust auf ein Bad im Bad der Vertrauensschüler." sagte er mit funkelnden Augen.
„Wollen sie mich etwa verführen, Mister Potter?"
„Wenn ich mich für würdig halten würde, einer solch bezaubernden Dame etwas Vergnügen zu bereiten, dann würde ich das versuchen."
„Unter diesen Umständen, wäre es mir eine Ehre, sie zu einem Bad begleiten zu dürfen."
Sie hakte sich bei ihm ein und er führte sie zum Bad der Vertrauensschüler. Er nannte das Passwort, das seit dem Trimagischen Turnier nicht geändert worden ist und trat nach Blaise ein.
„Wow, das allein wäre Grund, Vertrauensschüler zu werden." staunte sie, als sie die Wanne betrachtete, die so groß war wie ein Pool.
Harry verschloss die Tür und verriegelte sie zusätzlich mit einem Zauber. Dann sprach er noch einen Bannzauber für Geister.
„Wofür ist das denn?" fragte Blaise überrascht.
„Ich hab keine Lust, von Myrthe beobachtet zu werden. Die Vertrauensschüler beim Baden zu beobachten, ist ein Hobby von ihr."
„Woher weißt du das?"
„Sag ich nicht." grinste er und zog sich aus. Anschließend half er Blaise, sich von ihren Sachen zu befreien und sie stiegen gemeinsam in das warme duftende Badewasser.
„Blaise, bist du sicher, dass das hier in Ordnung ist. Ich meine, nach dem, was du gerade erst erlebt hast?"
„Harry, mach dir keine Sorgen. Ich bin ok. Und es ist ja nichts passiert, dank dir."
Dann fing sie an ihn zu waschen und...
Sie kamen frisch gebadet, erschöpft und doch entspannt pünktlich zum Abendessen in die große Halle.
Mit einem kleinen Kuss verabschiedete er Blaise in Richtung des Slytherin-Tisches und setzte sich an den Gryffindor-Tisch. Diesmal setzten sich seine Freunde wieder zu ihm, auch Ron.
„Wo wart ihr?" fragte Hermine.
„Die Auroren haben uns verhört." sagte Harry.
„Die sind schon seit zwei Stunden weg." bemerkte Ginny.
„Nun, wir waren schmutzig und geschafft, so haben wir beschlossen, erst mal ein Bad zu nehmen."
„Ach so." sagte Hermine beruhigt.
Doch Ginny fragte erschüttert: „WIR?"
Hermine sah ihn entsetzt an.
Harry zuckte mit den Schultern, doch seine funkelnden Augen verrieten ihn.
Hermine wurde rot und Ginny sah ihn enttäuscht an.
„Warum..." setzte sie enttäuscht an, doch Harry unterbrach sie und legte seine Hand auf die ihre.
„Nicht! Ich habe dir gesagt, es geht nicht. Und ich werde nicht nur so zum Spaß mit dir etwas anfangen. Du verdienst etwas besseres, Gin." sagte er einfühlsam. Sie war etwas rot, doch sie nickte niedergeschlagen.
Ron und Hermine starrten zwischen ihnen hin und her und Ron sah ihn verblüfft an. Er setzte an, etwas zu sagen, doch Harry fuhr dazwischen.
„Lass es Ron! Das ist eine Angelegenheit zwischen Gin und mir. Ich will ihr nicht weh tun, und das ist das einzige, was dich etwas angeht."
Ron schluckte und Hermine verstand langsam, worum es gerade ging und sah Ginny mitfühlend und Harry dankbar an.
Dumbledore stand auf und bat um die Aufmerksamkeit der Schüler.
„Werte Schüler, ich habe die traurige Aufgabe euch über einen tragischen Vorfall zu informieren, der sich heut Nachmittag hier ereignet hat.
Drei Schüler, namentlich Mister Malfoy, Mister Crabbe und Mister Goyle haben eine Mitschülerin aus ihrem eigenen Haus überfallen, gefesselt und grausam gefoltert. Nur dem schnellen Eingreifen von Mister Potter ist es zu verdanken, dass ihr nicht noch schlimmeres passiert ist. Mister Crabbe und Mister Goyle wurden mit sofortiger Wirkung der Schule verwiesen. Mister Malfoy hat Mister Potter angegriffen, mit der eindeutigen Absicht, ihn zu töten. Es kam zu einem Kampf, bei dem Mr. Malfoy tragischer Weise sein Leben verlor. Mister Potter wurde von den untersuchenden Auroren von jeder Schuld frei gesprochen.
Ich möchte mich bei ihm für seinen tapferen Einsatz bedanken.
Dennoch, es ist tragisch, wenn ein junges Leben auf so grausame Weise von uns gerissen wird. Niemand kann sagen, ob er nicht auf den Pfad der Tugend zurück gefunden hätte, so lasst uns trotz der Umstände eine Minute schweigen."
Die Schüler schwiegen betreten und viele schauten entsetzt, auch viele jüngere Slytherins, während einige der älteren Slytherins drohende Blicke zu Harry warfen.
„Vielen Dank. Ich hoffe, alle Schüler lernen etwas aus dieser Tragödie und treten in Zukunft für ihre Mitschüler ein, anstatt ihnen irgend etwas anzutun."
Damit setzte er sich wieder. Es herrschte Grabesstimmung am Lehrer-Tisch und auch an den Tischen der einzelnen Häuser herrschte unübliche Stille. Man hörte nur leises Flüstern.
Dean fragte Harry leise: „Was ist denn passiert?"
Harry sah ihn ernst an und sagte mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete: „Ich möchte nicht darüber reden."
Dann stand er auf und ging. Doch seine Schritte führten ihn nicht in den Gemeinschaftsraum, sondern auf den Astronomieturm, wo er lange in die untergehende Sonne starrte und über sein Leben nachdachte.
Die nächsten Wochen vergingen recht schnell für Harry. Seine Freunde versuchten, sich ihm wieder anzunähern, doch er hielt weiterhin Abstand. Er wollte allein sein mit sich und seiner Wut. Außerdem wusste er, dass es mehr auf Hermines Drängen hin geschah. Er bezweifelte, dass Ron es ernst meinte. Wenn es nur um Hermine gehen würde, wäre er jetzt schon wieder eng mit ihr befreundet, aber er konnte nicht wieder nett zu Hermine sein und Ron die kalte Schulter zeigen.
Er trainierte noch immer täglich und spürte, dass seine Macht und seine Kraft noch immer wuchs.
Er hatte seit dem Hogsmeade Wochenende kein Intermezzo mehr mit Blaise, doch sie unterhielten sich ab und an. Ginny ließ sich von Harrys Kühle nicht abweisen und leistete beiden oft Gesellschaft. Schließlich akzeptierte Harry ihre Freundschaft wieder und so war letztendlich auch der Weg zu seinen alten Freunden wieder geebnet, doch noch immer ließ Harry es ruhig angehen. Er vertraute Ron immer noch nicht und bei Hermine war er sich noch nicht ganz sicher. Doch Ginny freundete sich auch mit Blaise an, sie hatte augenscheinlich nicht so viele Vorurteile, wie Ron. Blaise war bei ihren Unterhaltungen überrascht, wie viel Harry inzwischen über die dunklen Künste wusste und meinte scherzhaft, er hätte tatsächlich nach Slytherin gehört und seine Einordnung in Gryffindor wäre wohl sein bester Coup. Daraufhin hatten sie herzlich gelacht. Anschließend musste er Ginny natürlich erklären, wie Blaise zu dieser Bemerkung kam und so erfuhr schließlich auch sie Harrys wohlgehütetes Geheimnis, dass der Hut ihn zuerst nach Slytherin stecken wollte.
Schließlich nahte das erste Quidditchspiel für Gryffindor
Es war gegen Slytherin. Ginny spielte als Jägerin und Harry hatte seine Position als Sucher wieder. Ron war Keeper. Der Rest bestand aus neuen Spielern, die miesen Treiber der letzten Saison hatten sie ersetzt.
Der Sucher von Slytherin warf ihm einen fiesen Blick zu, genau wie die Treiber. Harry wusste, das würde ein hartes Spiel für ihn werden.
Madam Hooch pfiff das Spiel an und Ginny fing den Quaffel. Innerhalb der ersten fünf Minuten ging Gryffindor 10 zu 0 in Führung. Sie bauten in der ersten halben Stunde die Führung auf 70 zu 20 aus. Doch Slytherin konzentrierte sich mehr auf Harry, als auf das Spiel. Er war nur damit beschäftigt, den Klatschern auszuweichen und schon drei mal musste Madam Hooch ein Foul pfeifen, weil der Sucher oder einer der Jäger ihn vom Besen stoßen wollte. Harry wurde es langsam zu bunt.
Plötzlich sah er einen Klatscher auf sich zu kommen. Mit einer schnellen Rolle wich er aus. Doch plötzlich schrie Ginny warnend auf und ihn traf ein harter Schlag am Hinterkopf. Diesmal konnte er sich nicht auf dem Besen halten und er stürzte in die Tiefe. Er war im Moment des Angriffs über fünfzig Meter hoch gewesen. Harry drehte sich so, dass seine Füße nach unten zeigten und konzentrierte sich. Er ließ seine Flügel wachsen und machte sie gleichzeitig unsichtbar. Niemand hatte es bemerkt. Er fing mit den Flügeln seinen Fall gerade so weit ab, dass er sich nicht verletzen würde. Bei seiner verstärkten Konstitution sah das sicher immer noch haarsträubend aus für die Zuschauer. Dazu kam, dass er seinen Fall erst auf den letzten Metern bremste. Mit einem dumpfen Geräusch, schlug er auf den Boden auf und federte in den Knien ab, dass er mit einem Bein kniend auf dem Boden landete. Eine Staubwolke wirbelte um ihn herum auf.
Wütend starrte er nach oben. Seine grünen Augen blitzten vor Zorn. Er sah, dass es einer der Treiber war, der ihn geschlagen hatte und er sah noch etwas, den Schnatz. Mit ausgestreckter Hand rief er seinen Besen, schwang sich rauf und schoss, so schnell es der Besen zu ließ, in den Himmel, dem Schnatz entgegen. Die Menge war in Ehrfurcht oder Entsetzen erstarrt.
Pech für den Treiber, dass er sich genau in Harrys Flugbahn befand. Harry änderte weder den Kurs noch die Geschwindigkeit, als er auf den erstarrten Treiber zuraste. Er streifte ihn mit seinem Knie und traf ihn am Kopf. Der Treiber drehte sich mit seinem Besen einige Male um die horizontale Achse und flog dann trudelnd nach unten, wo er sich den Kopf hielt.
Dort wurde er von einer wütenden Madam Hooch in Empfang genommen.
Harry floh unterdessen unbeirrt weiter und der gegnerische Sucher folgte ihm. Sie waren schließlich gleichauf und folgten dem Schnatz, der wild durch das Stadion flog.
Der Sucher rammte Harry, doch er ließ sich nicht beirren. Er sah, dass der Schnatz dicht an einer der Tribünen vorbeiflog. Harry hielt seinen Kurs so, dass er die Tribüne fast streifen würde. Der gegnerische Sucher achtete nur auf Harry.
‚Was du kannst, kann ich auch!' dachte Harry und rammte den Sucher. Dieser krachte mit vollem Speed in die Tribüne, dass das Holz des Turmes splitterte. Eine Sekunde später hatte Harry den Schnatz. und Gryffindor gewann das Spiel mit großem Vorsprung.
Harry landete ohne Ehrenrunde und eilte aus dem Stadion.
Auch zur anschließenden Party im Gryffindorgemeinschaftsraum ging er nicht. Nach dem Stunt war ihm einfach nicht nach Feiern zumute und er wollte den neugierigen Fragen seiner Freunde ausweichen.
Ginny fand ihn schließlich auf dem Astronomie-Turm.
Sie setzte sich schweigend zu ihm.
Nach einer Weile fragte Harry sie, „Warum bist du nicht bei den anderen und feierst den Sieg?"
„Weil ich bei dir sein will und nicht bei den anderen. Außerdem, was ist die Party ohne den, der den Sieg gebracht hat?"
„Ich hab nur meinen Job gemacht."
„Und wie." seufzte sie, „Du hast gespielt, wie ein Slytherin. Brutal und rücksichtslos."
„Und?" fragte er kalt.
„Hey, kein Grund ablehnend zu werden. Das war nur eine Feststellung. Sie haben es provoziert und nicht anders verdient. Sie wollten dich umbringen, verdammt." fluchte sie wütend.
„Hey, was ist denn das für ein rüder Ton? Das gehört sich nicht, für eine junge bezaubernde Lady." zog er sie auf.
Sie sah ihn erzürnt an und gab ihm einen Hieb auf den Arm.
„Du benutzt viel schlimmere Wörter, ganz zu schweigen von deinen neuen Freizeitaktivitäten mit gewissen Damen. Und seit wann hältst du mich für eine Lady?"
Er zuckte mit den Schultern, „Du bist erwachsen geworden und hast dich von einem kleinen schüchternen Mädchen in eine schöne selbstbewusste Frau verwandelt."
Sie sah ihn überrascht an und seufzte: „Wenn du mir nicht eindeutig deinen Standpunkt klar gemacht hättest, würde ich mir glatt Hoffnungen machen."
„Hmm, gut, dass du es verstehst."
Sie blickten eine Weile in die Sterne.
„Was wirst du Weihnachten machen, Harry? Es sind schließlich nur noch ein paar Wochen."
„Nach Hause fahren und vielleicht eine Bekannte besuchen. Mit Sicherheit werde ich nicht hier abhängen und mich zu Tode langweilen. Ich werde meine Freiheit genießen und einen drauf machen."
„Nach Hause? Zu deiner Tante?"
„Nein."
„Zum Grimmauld Place?"
„Damit ich die ganze Zeit unter Aufsicht stehe bei Remus und dem Orden? Ich denke nicht daran."
„Wo dann?" fragte sie verblüfft.
„Das kann ich dir nicht sagen, Gin. Dorthin, wo ich auch den Sommer über war."
„Warum nicht? Ich würde es niemandem sagen."
„Ich weiß, trotzdem nicht. Vielleicht, wenn alles vorbei ist."
„Und... und welche Bekannte willst du besuchen?"
„Sheila und ihren Bruder. Ich habe sie in einem Club kennen gelernt."
„Club?"
„Eine Disco, ein Ort, wo sich Jugendliche treffen, wo laute Musik gespielt wird und getanzt wird und wo man mal einen Trinken kann und, wo man Leute kennen lernen kann."
„Einen trinken? Was hast du getrunken?"
„Erst Whiskey, dann Cuba Libre, ein Mix aus Cola und Rum."
„Das ist Alkohol Harry!" schalt sie.
„Eben."
„Und Sheila, was bedeutet sie dir?" fragte sie zögernd.
„Sie ist nicht meine Freundin, falls du darauf hinaus willst. Ich gebe zu, wenn die Situation anders wäre, sähe das vielleicht anders aus... vielleicht auch nicht. Sie ist jedenfalls etwas besonderes." seufzte Harry völlig ehrlich.
Ginny schluckte, „Habt ihr..."
„Miteinander geschlafen? Ja, sie war meine erste und vice versa." antwortete Harry verträumt.
Ginny seufzte traurig.
Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich.
„Gin, warum fragst du mich das alles? Du tust dir doch nur selbst weh."
„Ich weiß auch nicht... es scheint, als ob alle anderen Mädchen von dir das kriegen, was ich mir wünsche... sie brauchen dich nur zu fragen. Und ich..." sie schluckte schwer.
„Überleg doch mal!", sagte er sanft, „Ist es nur Sex, was du willst? Du weißt, ich kann und will keine Beziehung eingehen, solange Voldemort existiert. Selbst wenn er tot ist, es gibt noch genug Todesser, die etwas gegen mich haben. Und wenn ich mit dir schlafen würde, nur so, ohne Bindung, wärst du dann glücklich?"
Sie dachte nach, dann schüttelte sie den Kopf und Tränen rollten über ihre Wangen.
„Siehst du, das wusste ich. Ich hätte dir damit mehr weh getan, als wenn ich dich abweise. Du bist eine wirklich gute Freundin, Gin. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich dir weh tun würde."
„Und wenn wir es schaffen, die Bedrohung auszuschalten?" schluchzte sie.
„Ich weiß nicht, Gin. Ich glaube, es wäre besser, du würdest nicht auf mich warten. Das kann ewig dauern oder ich könnte dabei drauf gehen. Dann hättest du deine Jugend verschenkt. Ich bin im Augenblick nicht bereit, mir darüber Gedanken zu machen, was mit uns oder irgend jemand anderem wäre wenn..."
„Aber..."
„Nichts aber! Außerdem habe ich mich verändert."
„Ich weiß, du bist härter geworden und kälter. Du bist bereit, zu töten. Und du lebst deine Wut aus. Das akzeptiere ich, denn ich weiß, dass du nur deinen Feinden gegenüber so bist."
„Es ist noch schlimmer, als du denkst."
„Trotzdem, in deinem tiefsten Inneren bist du immer noch Harry, ein guter Mensch."
„Selbst wenn. Da ist noch mehr."
„Du bist mächtiger geworden. Ich weiß."
„Ja, aber ich habe mich auch körperlich verändert." seufzte er abwesend.
Sie sah ihn überrascht an.
„Gin, ich vertraue dir. Ich tue es nur, weil du dich so sehr sorgst und trotz all meiner Veränderungen und meines schlechteren Benehmens noch zu mir hältst. Doch du musst mir schwören, dass du niemandem verrätst, was ich dir jetzt offenbare."
„Ich schwöre es, bei meinem Herzen." sagte sie ernst und offen.
Er zog seinen Mantel aus, er hatte nach dem Spiel wieder seine Freizeitsachen angezogen.
Anschließend zog er sein T-Shirt aus.
Ginny betrachtete staunend und seufzend die stahlharten Muskeln, die sich deutlich im Licht der untergehenden Sonne abzeichneten. Ihre Augen blieben einen Augenblick auf den prächtigen Tattoos hängen.
„Ich glaube, du willst das jetzt nicht unbedingt hören, Harry, aber du siehst einfach umwerfend aus."
Er grinste scheu und meinte, „Danke."
Dann ließ er seine Flügel wachsen, diesmal waren sie strahlend weiß. Er stellte fest, dass sie sich seiner Gemütsverfassung anpassten. War er zufrieden und glücklich waren sie hell oder weiß, doch je wütender oder böser er wurde, desto dunkler wurden sie.
Ginny trat einen Schritt zurück vor Überraschung, stolperte und fiel mit einem kurzen Schrei über die Brüstung.
Wie ein Blitz schoss Harry hinter ihr her, und fing sie nach zehn Metern freien Falls sanft auf. Er trug die zitternde Ginny wieder auf den Turm und setzte sie behutsam ab.
Dann lächelte er und meinte: „Ich dachte eigentlich nicht, dass ich so schlimm aussehe, dass du es so eilig hast, von mir weg zu kommen."
Sie sah ihn konfus an, dann lachte sie und warf sich ihm um den Hals.
„Danke, dass du mich gerettet hast... schon wieder."
„No Problem."
„Harry, was... was bist du?" stammelte sie überrascht.
„Am besten ich erzähle dir gleich alles... Ich habe im Sommer Schwertkampf gelernt und mein Sensei war mir sehr zugetan. Er hat mir ein altes Schwert gegeben, das förmlich nach Magie roch und sagte mir, wenn ich es aus der Scheide ziehen könnte, gehöre es mir. Ich tat es und ich schaffte es ohne Problem. Wie sich herausstellte, hatte das Schwert dem letzten Seraphim auf Erden gehört. Er hatte gegen einen mächtigen Drachen gekämpft und verloren. Ich denke, es war ein uralter Drachenlord, ein Elder-Dragon. Jedenfalls hat er all seine Macht auf das Schwert transferiert, um sie dann später auf einen würdigen Nachfolger zu übertragen. Es scheint, als wäre ich derjenige welcher, denn das Schwert leuchtete kurz in gleißendem Licht und dann wanderte das Licht in mich hinein. Seitdem bin ich mächtiger geworden, ich kann ohne Probleme stablos zaubern und ähnliches. Ich bin viel stärker und schneller geworden. Ich habe sogar Remus im Nahkampf besiegt... einen Werwolf. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich noch alles kann, obwohl ich inzwischen viel über Seraphim weiß. Ich weiß, dass sie nahezu unsterblich sind, sehr mächtig und dass sie übermäßig gerecht sind. Doch sie neigen dazu, bei der Durchsetzung ihrer Gerechtigkeit und ihrer Ziele hart und gnadenlos vorzugehen. Ich bin mir bei allem, was ich weiß, nicht sicher, welche dieser Fähigkeiten sich auf mich übertragen haben. Ich weiß nicht, ob ich länger lebe, als ein normaler Zauberer... noch ein Grund, der gegen eine Beziehung spricht."
"Und deine Brutalität? Kommt sie davon?"
„Nicht nur. Ich habe vorher schon begonnen, mich in dieser Hinsicht zu verändern. Meine aufgestaute Wut ist einfach durchgebrochen als ich bei den Dursleys war und ich habe entschieden, mich nicht mehr rumschupsen zu lassen oder mich ausnutzen zu lassen. Ich glaube nicht, dass es überhaupt vom Seraphim kommt."
„Wow, ein Seraphim. Ich habe Legenden davon gehört... die obersten der Engel. Wissen Ron und Hermine davon?"
„Machst du Witze? Inzwischen denken sie, ich wäre ein Freak, Abschaum oder noch schlimmeres. Ron tut, als wäre ich schlimmer als alle Slytherins zusammen. Warum sollte ich ihnen das sagen?"
Ginny sah ihn verzweifelt an. Er hatte recht, doch er sprach von ihrem Bruder und ihrer besten Freundin. Das Verhältnis zwischen ihnen und Harry hatte sich zwar wieder etwas gebessert, aber nicht viel.
Plötzlich begann Harrys Narbe leicht zu kribbeln. Seitdem er seine Fähigkeiten in Leglimens und Okklumentik perfektioniert hatte, war das alles, was auf Voldemorts Stimmung hindeutete ... ein leichtes Kribbeln. Harry dachte kurz nach, dann sah er Ginny ernst an.
„Gin, würdest du mir helfen?"
„Natürlich, wenn ich kann." stimmte sie zögernd zu.
„Es ist nichts schlimmes. Ich werde mich in Meditation versetzen. Wenn ich aufwache und nicht mehr ich selbst bin, betäube mich. Versprichst du mir das?"
„HARRY! Was hast du vor?"
„Versprich es!" forderte er ernst.
Sie schluckte und nickte.
Er meditierte und tastete seine Verbindung zu Voldemort ab.
Langsam baute er eine Verbindung zu ihm auf und nach kurzer Zeit konnte er ihn sehen. Voldemort sammelte sich mit einigen seiner Anhänger vor einem kleinen Dorf. Es sah aus, als würden sie einen Angriff planen. Er merkte sich die örtlichen Gegebenheiten und löste sich aus der Meditation.
Als er die Augen öffnete, sah er in den zitternden Zauberstab von Ginny.
Er lächelte und drückte ihren Zauberstab beiseite.
Dann sah er sie ernst an, „Das nächste mal, halt etwas Abstand und lass den Zauberstab auf mich gerichtet, bis du überzeugt bist, dass ich es bin." sagte er mit schneidender Stimme.
„Aber..."
"Du hättest tot sein können, Ginny!"
Sie schluckte und nickte.
„Was hast du getan? Du bist verschwitzt und atmest heftiger." fragte Ginny besorgt.
„Ich habe nachgeschaut, was old Voldie grad macht und ich werde ihm einen Besuch abstatten. Er will ein Dorf angreifen und ich werde ihm die Suppe versalzen."
„Aber, du kannst nicht..."
AN: Übler Cliffie, ich weiß. Aber irgendwie beginnt damit ein leicht neuer Abschnitt... Harry geht nun aktiv gegen Voldemort vor und der hat noch immer keine Ahnung, was Harry ist, oder was ihm blüht. Sorry, dass ihr meint, Harry wäre zu übermächtig... Im Prinzip, ist er nur ein klein wenig kräftiger als ein Werwolf und ist in der Lage, mächtigere Zaubersprüche zu sprechen, wie z.B. Nekromantik. Das ist noch nicht mal halb so wild, wie in dunkle Zeiten. Und er ist bei weitem kein Superman oder so. Er.. ist nur etwas besser vorbereitet und geht etwas anders an die Sache heran, aktiver und rücksichtsloser. Er hält sich nicht mehr mit ‚Stupor' oder ‚Tarantallegra' auf, sondern schlägt richtig zu. Und wenn ihr es wissen wollt. Harry hat seine Freunde nie aufgegeben. Er wartet nur darauf, dass sie ihn akzeptieren, wie er ist. Doch vorher will er nicht auf sie zugehen. Sie haben ihm zuerst den Rücken gekehrt, als sie sein neues Ich verabscheut haben und sie müssen aktiv den ersten Schritt machen, so wie Ginny in gewissem Sinne.
Kissymouse: Seine Freunde kennen die Prophezeiung nicht, sie wissen nur, dass es sie gab und Harry hat ja eindeutig gesagt, dass eine Prophezeiung über seinem Kopf hängt, die sagt, töte oder werde getötet (Als sie nach Hogwarts zurückgekehrt sind)
Cosma: Du denkst in den richtigen Bahnen ;-) Aber warte ab, was geschieht. Nur eins versprech ich dir jetzt schon, er wird nicht wieder ‚normal'
Brisana-Brownie: Langweilig? In Hogwarts? Never, jedenfalls nicht in dieser Story. Ich kann dir sagen, die ist auch nicht entfernt so lang wie dunkle Zeiten. Es sollte eigentlich immer spannend bleiben, bis zum Finale... auch ohne Malfoy.
