Kapitel 9 - Aussprache
„Worüber wolltet ihr mit mir reden?" fragte er offen und fläzte sich auf den Sessel. Die Arme seines eng anliegenden T-Shirts waren etwas nach oben gerutscht und enthüllten seine gestählten Muskeln und seine beiden Tattoos. Hermine warf einen missbilligenden Blick darauf. Harry bemerkte es und brachte es gleich zur Sprache.
„Gefallen sie dir?" fragte er und schob seine Ärmel hoch.
Ginny, die sie bereits gesehen hatte, grinste ihn an.
Hermine rümpfte die Nase, doch dann riss sie sich zusammen: „Ehrlich gesagt, ich halte Tattoos für eine Verunstaltung des Körpers. Doch objektiv gesehen ist es dein Körper und du kannst damit machen was du willst. Ein Urteil darüber steht mir nicht zu, doch gefallen muss es mir auch nicht." antwortete sie ehrlich.
„Also ich finde sie cool." sagte Ginny.
„Du hast sie ja auch schon mal gesehen." antwortete Harry grinsend und seine anderen beiden Freunde schauten überrascht zwischen ihnen hin und her.
„Danke, für deine Offenheit, Hermine. Aber darüber wolltet ihr sicher nicht reden, oder?"
„Nein, wir... wir wollten wissen, warum du dich so verändert hast und wie es weiter gehen soll. Außerdem wollten wir uns bei dir entschuldigen."
„Ah, und wofür genau?" hakte er nach.
„Du machst es uns nicht leicht." seufzte Hermine.
Harry zuckte mit den Schultern und antwortete offen: „Objektiv betrachtet, habt ihr es mir auch nicht gerade leicht gemacht, oder?"
Hermine wurde rot und nickte.
Ron antwortete zu seiner Überraschung: „Das ist wahr und sogar noch untertrieben. Wir wollten uns bei dir entschuldigen, weil wir unfair zu dir waren, uns in deine Privatangelegenheiten eingemischt haben und dich wie ein... Arschloch... behandelt haben, nur weil du dich äußerlich verändert hast." ratterte Ron runter.
Harry schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, „Schön, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung."
„Wir meinen es ernst, Harry. Es tut uns leid." sagte Hermine mit zitternder Stimme, „Du hast dich verändert und nicht nur äußerlich, du bist auch härter und rücksichtsloser geworden. Das hat, zumindest mich, abgeschreckt und abgestoßen. Doch wenn ich mir das genau betrachte, hast du uns nie etwas getan, im Gegenteil. Trotz dem wir dich so behandelt haben, hast du wieder mal dein Leben riskiert, um uns zu retten. Und wie danken wir es dir? Du wirst fast von ein paar Slytherins getötet und wir feiern hier eine Party. Wir waren dir in letzter Zeit wirklich keine guten Freunde und das tut uns leid." sagte Hermine traurig und sie hatte Tränen in den Augen.
Harry nickte ernst, „Das ist zwar wahr, zumindest wenn man von Ginny absieht," sagte er und warf ihr einen dankbaren Blick zu, „Doch ich habe mich auch von euch zurückgezogen. Ich sage euch eins vorneweg, ich werde mich nicht ändern. Wie wollt ihr, dass es weiter geht?"
Hermine und Ron sahen sich ernst an, dann antwortete Hermine: „Wir wollen einen Neu-Anfang. Wir wissen, dass du unser Verhalten nicht vergessen kannst, doch wir erhoffen uns, dass du uns noch eine Chance gibst. Wir wissen nicht, warum du dich so schnell so sehr geändert hast, doch wir wollen es gern rausfinden. Uns gefällt nicht unbedingt und in allen Aspekten, wie du dich geändert hast, aber das ist deine Sache. Mir muss es nicht gefallen, was du in deiner Freizeit tust, doch ich werde nichts mehr dagegen sagen."
Ron nickte bestätigend.
„Und es stört euch nicht, dass ich inzwischen auch Blaise, als eine Freundin betrachte?"
Hermine schüttelte den Kopf und Ron schluckte, bevor er antwortete: „Du kannst dich anfreunden mit wem du willst. Sie scheint in Ordnung zu sein. Mann, ehrlich gesagt, ich kann es dir nicht verdenken, sie IST heiß." fügte er grinsend hinzu.
Auch Harry grinste, doch Hermine warf Ron einen bösen Blick zu, der ihm schnell das Grinsen aus dem Gesicht wischte und Harry erging es ähnlich, als er Ginnys traurigen Blick bemerkte.
Er flüsterte ihr ins Ohr: „Du bist auch heiß, Ginny. Du wirst schon einen absoluten Traum-Mann finden." Sie wurde rot und lächelte, doch ihre Augen sagten ihm deutlich, wer ihr Traum-Mann war und warum sie nicht glücklich sein konnte.
„Also schön, ich gebe euch gern eine neue Chance... ich hab euch vermisst." gab er schließlich zu. Ginny sprang förmlich zu ihm herüber und fiel ihm um den Hals, „Danke!" rief sie.
Harry lachte und schob sie etwas von sich, „Du hast nichts getan, was einer Verzeihung bedarf Ginny, eher im Gegenteil."
„Aber ich habe es gehasst, euch so getrennt zu sehen."
„Das ist jetzt hoffentlich vorbei. Was wollt ihr zuerst wissen, warum ich mich äußerlich so verändert habe, warum ich so brutal bin oder warum ich plötzlich mit so vielen Mädchen ins Bett steige?" fragte er herausfordernd.
Alle drei starrten ihn entsetzt an und schluckten.
„Ehrlich gesagt, alles drei's und ich würde gern wissen, wie hast du dich gerettet und wieso bist du so übernatürlich stark geworden?" antwortete Hermine.
„Ja, deine Aktion mit Malfoy und auch den Todessern war verdammt cool, brutal und krass, aber cool." fügte Ron aufgeregt hinzu.
Harry fuhr sich nachdenklich über das Kinn und antwortete Hermine ansehend: „Dir entgeht auch nichts, oder?"
Dann fuhr er fort, „Letzteres bin ich noch nicht bereit, euch mitzuteilen. Es ist nichts schlechtes und keine schwarze Magie, soviel kann ich euch versichern."
Hermine schaute enttäuscht doch sie nickte verstehend.
„Ich kann euch jedoch sagen, dass ich viel studiert, trainiert und gelernt habe im Sommer. Ich habe bei einem Muggel-Sensei den Schwertkampf gelernt und mich dabei und danach mit allen möglichen Zaubern beschäftigt. Um das zu beschleunigen habe ich zweimal ein Ritual zur Steigerung der Auffassungsgabe durchgeführt."
Hermine sah ihn interessiert an, dann konnte man sehen wie ihr ein Schauer über den Rücken lief.
„Ist das nicht das Ritual, was mit unbeschreiblichen Schmerzen verbunden ist?"
„Genau das ist es. Aber ich habe mir gesagt, ich habe den Cruciatus überstanden, da bringt mich das Ritual auch nicht um. Außerdem muss ich lernen, um Voldemort besiegen zu können und was sind ein paar Schmerzen, gegen Folter und Tod?"
Hermine schüttelte sich: „Man sagt, die Schmerzen entsprechen dem eines Cruciatus. Ich könnte das nicht."
„Ich kann das bestätigen, Hermine."
„Was ist weiter passiert? Warum bist du von den Muggeln abgehauen? Dumbledore sagte etwas von einer Schrotflinte?" fragte Ron ernst.
„Sie haben mich weiter behandelt, wie Abschaum. Ich habe mich am Ende des Schuljahres entschlossen, dass ich mich von niemandem mehr herumschubsen oder ausnutzen lasse. Sie haben mich geschlagen und verhöhnt, wie jeden Sommer und ich hatte einfach die Schnauze voll. Vernon hat mich bedroht und ich habe ihn zur Rede gestellt. Dann kam mein Cousin dazwischen und ich habe ihn KO-geschlagen. Daraufhin hat Vernon eine Schrotflinte gegriffen. Ich habe mit einem Transfigurationszauber den Lauf blockiert und ihn gewarnt sie abzufeuern. Er hat nicht auf mich gehört und abgedrückt. Ihr wisst, was dann passiert?"
„Nein." antwortete Ron.
Hermine erklärte es ihm, „Wird bei diesen Schusswaffen der Lauf blockiert, dann kann der Schuss nicht entweichen und die Waffe explodiert, der Schuss geht sprichwörtlich nach hinten los."
„So ist es. Ich habe ihn untersucht und festgestellt, dass seine Verletzungen nicht tödlich waren, dann bin ich abgehauen."
„Wohin?" fragte Ginny nun interessiert.
„Na ja. Ich bin auf dem Weg in Richtung ‚Tropfender Kessel' geflogen. Da hab ich einen Club gesehen und dachte mir, warum soll ich nicht endlich mal das Leben genießen. Also bin ich gelandet, hab meine Sachen in etwas cooleres transfiguriert und bin rein. Zuerst wollte mich der Türsteher nicht rein lassen, doch ich hab ihm statt meines Ausweises Zehn Pfund in die Hand gedrückt und ihm gesagt, ich wäre achtzehn. So bin ich doch reingekommen." erzählte Harry grinsend.
Hermine bedachte ihn mit einem strafenden Blick.
„Jedenfalls hab ich dort was getrunken und dann Sheila kennen gelernt. Sie hat mich verführt und zu sich nach Hause mitgenommen. Wir waren uns von Anfang an einig, dass es bei dieser einen Nacht bleibt und so habe ich Geschmack daran gefunden. Dann kreuzte ihr Bruder auf, ein bulliger Typ und einer der Türsteher. Er hat mir zu diesen Tattoos verholfen. Die beiden sind echt in Ordnung. Von dort aus bin ich zum tropfenden Kessel.
Ich habe mir Bücher gekauft und Sirius' Erbe angenommen, daher auch das Bike. Dann bin ich in die Nockturnengasse."
„Was wolltest du denn da?" fragte Ginny.
„Mein Schicksal ist es, Voldemort umzubringen und das kann ich nun mal nicht mit einem ‚Stupor' oder? Ich habe mir Bücher gekauft, die an der Grenze zur Legalität sind und nebenbei noch ein paar coole Klamotten besorgt und ein ‚nettes' Pub gefunden. Ich hatte mich natürlich getarnt, wenn ihr versteht."
„Du weißt schon, dass das Anwenden dunkler Magie ein gefährlich schmaler Grat ist, Normalerweise löst sie einen erhöhten Durst nach mehr Macht aus, was dazu führt, dass man sich tiefer und tiefer in die dunklen Künste stürzt." warnte Hermine ihn.
„Ich weiß, Hermine, doch davon bin ich nicht wirklich betroffen. Ich habe bereits mehr Macht, als ich mir je erträumt habe." sagte er mit einem bedeutenden Seitenblick auf Ginny, „Hast du dich nach Hogsmeade mal über Nekromantik informiert?" fragte er Hermine.
Sie nickte.
„Wieviele Necromancer gibt es heute?" fragte er nach.
„Keine soweit ich weiß."
„Warum nicht?"
„Weil niemand genug Macht hat, die Beschwörung durchzuführen, geschweige denn, die Monster zu kontrollieren, nicht mal... Voldemort, Oh mein Gott…" sie schlug sich überrascht die Hände vor den Mund. Ginny und Ron starrten ihn an.
„So, nun wisst ihr, woher ich mein Outfit habe, meine Tattoos und den Spaß am freien Leben und an Sex gefunden habe. Was wollt ihr noch wissen?"
„Woher kommt deine Brutalität?" fragte Ron ernst.
„Hmm... angefangen hat es, weil mich die Dursleys geschlagen haben. Dann plagte mich noch immer der Tod von Cedric und Sirius. Ich habe mir geschworen, so etwas würde ich nie wieder zulassen. Zusammen damit und der Prophezeiung, die besagt, dass ich entweder Voldie töte, oder er mich, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich musste mich darauf vorbereiten, zu töten. Mal abgesehen davon, dass mir gegenüber den Dursleys eine Sicherung durchgeknallt ist, versuche ich seitdem, mein Gewissen zu verdrängen und sage mir immer wieder, dass die Leute nur bekommen, was sie verdienen, getreu nach dem Spruch Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ihr werdet sicher bemerkt haben, dass ich niemandem ohne Grund Gewalt antue, doch wer mir, meinen Freunden oder Unschuldigen etwas tut, darf keine Gnade mehr erwarten. Bis jetzt, kann ich erstaunlich gut damit umgehen. Es mag noch einen Faktor geben, der das erleichtert, aber das weiß wohl niemand so genau."
„Also schön, wie schon mal gesagt, das ist etwas an dem neuen Harry, was mir nicht gefällt, doch ich erkenne die Notwendigkeit. Wenn ich das richtig verstanden habe, kennst du die ganze Prophezeiung?" fragte Hermine.
„Ja, doch mehr sagt sie kaum aus. Ich bin der, der die Macht hat ihn zu töten, es heißt, einer wird durch die Hand des anderen sterben und nur einer kann leben und es heißt, ich hätte eine Macht, die er nicht kennt, was ich nun auch bestätigen kann." erklärte Harry nahezu emotionslos.
„Gibt es jemanden, der darüber Bescheid weiß?" fragte Hermine.
Ginny schaute schuldig zu Boden.
„Ich habe zwei Leute informiert, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Doch ich habe sie eingeschworen, niemandem etwas zu sagen, also fragt sie erst gar nicht!" sagte Harry ernst.
Mit einem Blick erkannte Hermine, dass Ginny eine der beiden war und sie blickte Harry in die Augen. In ihrem Blick lagen Enttäuschung, Verzweiflung, Schuld aber auch Verständnis und ihre Augen wurden sichtbar feucht.
„Hermine, irgendwann... aber nicht jetzt und heute. Nicht nach dem, was passiert ist."
Sie nickte.
Ron hatte das nicht bemerkt, als er fragte: „Hast du etwas mit diesen Angriffen auf die Todesser zu tun?" fragte Ron.
Harry sah ihn überrascht an, doch dann sagte er emotionslos: „Kein Kommentar."
„Ich wusste, dass du es warst." sagte Ron mit leuchtenden Augen.
„Ron, überleg doch mal. Woher soll ich von den Treffen erfahren? Wie soll ich von hier zu den Treffen kommen? Bei allem, was ich inzwischen kann und weiß, kannst du dir vorstellen, dass ich allein gegen fünfzig Todesser kämpfen kann? Und vor allen Dingen, warum sollte ich das tun?"
Sein Grinsen verschwand und er nickte bedächtig: „Wer weiß, ob du inzwischen apparieren kannst, ein Animagus zumindest bist du ja schon. Aber von Hogwarts kann man nicht apparieren und ich glaube auch nicht, dass selbst du gegen fünfzig Todesser antreten würdest. Einen Grund hast du auch nicht. Ok, du hast etwas gegen ‚Du-weißt-schon-wen' und vielleicht Lestrange, eventuell noch etwas weniger gegen Malfoy, aber sonst hast du keinen Grund. Ich gebe zu, das war etwas vorschnell, aber ich würde gern wissen, wer oder was dieser ominöse Unbekannte ist." seufzte Ron enttäuscht.
Hermine sah nachdenklich zu Boden, Harry konnte förmlich sehen, wie ihr Verstand auf Hochtouren arbeitete. Niemand außer ihm bemerkte es, als Ginny lautlos mit ihren Lippen ein Wort formte und grinste: ‚Slytherin!'
Harry musste mit sich kämpfen, ebenfalls ein Grinsen zu unterdrücken.
„Eines würde ich noch gerne erfahren, Harry." fragte Hermine nachdenklich, „Wo warst du über den Sommer? Du warst nicht bei deinen Verwandten und nicht im Grimmauld Place und doch musst du genug Freiraum zum Training und zur uneingeschränkten Ausübung von Magie gehabt haben. Nach deinen Aussagen, warst du nur Tage in der Winkelgasse bzw. Nockturnengasse."
„Gut kombiniert, Watson." grinste Harry und Ron und Ginny fragten wie aus einem Mund „Watson?"
Harry lachte, „Ein Detektiv aus einem Muggelroman, bzw. der Partner eines Detektiven, der Sherlock Homes hieß. Homes liebster Spruch war ‚Gut kombiniert' und meistens sagte er das zu seinem Partner."
Auch über Hermines ernstes Gesicht huschte ein Lächeln.
„Lenk nicht ab!" forderte sie ihn auf.
„Das habe ich gar nicht nötig, Hermine. Ich habe noch niemandem gesagt, wo ich war und das wird sich nicht ändern."
„Aber..."
„Macht euch keine Sorgen. Niemand hat mich bisher dort vermutet, wie ihr selbst wisst, nicht mal die, die mich am besten kennen. Zudem ist es dort so sicher wie in Hogwarts. Der Ort wird von allerlei mächtigen Schutzzaubern umgeben und ich selbst habe einige interessante Additionen durchgeführt, die selbst Dumbledore und old Voldie nicht kennen." erwiderte er grinsend.
„Wenn alles vorbei ist, dann werde ich es vielleicht meinen besten Freunden sagen. Im Augenblick steht einfach zu viel auf dem Spiel und außerdem kann euch Wissen, das ihr nicht habt auch nicht zu Gefahr werden."
„Also schön... Harry! Was ist?"
Harry fuhr sich in diesem Moment mit seiner Hand über die Narbe.
Er blickte Ginny ernst in die Augen und sagte: „Du weißt, was du zu tun hast?"
Sie zog ihren Zauberstab und nickte. Diesmal zog sie sich etwas zurück und ihr Zauberstab zitterte nicht mehr. Er schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, bevor er in Trance versank.
"Was zur Hölle..." rief Ron erschrocken.
„Ginny! Was ... was geschieht hier?" stammelte Hermine.
„Schht! Er hat eine Gefühlsregung von Voldemort aufgefangen. Er versucht über seine Narbe Verbindung zu ihm aufzunehmen. Es besteht wohl die Gefahr, dass Voldemort ihn benutzt, wie damals im Ministerium. Darum hat er mich gebeten, ihn auszuschalten, wenn er nach dieser Trance besessen ist." antwortete sie ernst und entschlossen.
Hermine sah ihren Freund hilflos an und schluckte.
„Macht... macht er das öfter?" fragte Ron und wurde immer blasser. Er wusste, wie seine Verbindung zu dem dunklen Lord Harry über die Jahre hinweg zu schaffen gemacht hatte und nun ging er sie freiwillig ein?
„In meiner Anwesenheit so ein zwei mal." antwortete Ginny und ließ ihren Blick nicht von Harry.
Nach fünf Minuten erwachte er und sah sie ernst an: „Du kannst den Stab runter nehmen!"
„Nicht so schnell! Wer war die erste Frau, mit der du Sex hattest und wo?"
Hermine und Ron sahen sie überrascht an, doch sie wirkte entschlossen.
Ein verträumtes Lächeln huschte über Harrys Lippen, als er antwortete: „Sie heißt Sheila, sie hat einen Bruder der Frank heißt und Türsteher im Blue Star ist und sie hat mich zunächst vor dem Club verführt und dann mit nach Hause genommen, aber vielleicht solltest du dir eine Frage überlegen, die dir nicht so weh tut, Ginny."
Sie nahm ihren Zauberstab runter und setzte sich neben ihn. Er umarmte sie dankbar.
„Wieso fragst du ihn ausgerechnet das?" wollte Ron nun wissen.
Hermine fragte zu selben Zeit: „Das Blue Star? Selbst ich habe schon davon gehört. Das ist ein sehr bekannter Club."
„Ist doch ganz klar. Voldemort hätte nie die Zeit gehabt, so weit in Harrys Gedanken einzudringen und das ist sicher einer der Gedanken, die für Harry sehr wertvoll sind und daher würde er hart darum kämpfen. Außerdem kann Voldemort mit diesem Vergnügen, wo es um Zärtlichkeit und Zuneigung geht, nichts anfangen und egal, was Harry uns sagt, etwas empfindet er für Sheila, wenn es vielleicht nicht ganz Liebe ist. Hinzu kommt, dass sie ein Muggel ist und als er geantwortet hat, hätte sicher nicht ein verträumtes Lächeln seine Lippen umspielt, sondern ein Ausdruck des Abscheus, so gut kann sich nicht mal Voldemort unter Kontrolle haben."
„Wow. Das war sehr gut durchdacht." erkannte Hermine.
„Danke." sagte Harry ehrlich und sah ihr tief in die Augen, „Ich weiß, das muss schwer sein für dich."
„Ich... ich finde mich damit ab und ... das hier war wichtiger als meine Gefühle."
„Egal, was geschieht, du bist meine beste Freundin, Ginny."
Sie schenkte ihm ein ehrliches Lächeln.
Dann stand er auf: „Ich muss zu Dumbledore!"
„Was ist geschehen?"
„Später!" sagte er und ging.
Minuten später stand er vor Dumbledores Büro. Er klopfte an und trat ein, diesmal ohne eine Antwort abzuwarten.
Snape saß in dem Büro und bedachte ihn mit einem Blick des Abscheus und der Entrüstung, Dumbledore schien nur etwas überrascht.
Harry hob die Hand, um jeden Kommentar zu ersticken.
„Ich weiß, das war ungebührlich, doch es ist dringend. Voldemort wird sie gleich zu sich rufen, Professor Snape. Er vermutet, nach den Anschlägen auf seine Todesser, dass es einen Verräter gibt und sie sind sein erster Verdacht. Er hat niemandem von dem Treffen erzählt und wird nur sie einweihen, wo das nächste Treffen und der nächste Überfall stattfinden. Wenn der Unbekannte dann auftaucht und diesen Überfall vereitelt, vermutet er, dass sie der Verräter sind. Er wird wieder ein Dorf angreifen."
Snape sah ihn entsetzt an und Dumbledore war leichenblass.
Er murmelte: „Aber es gibt keine Verbindung zwischen Serverus und dem Unbekannten. Was wenn er auftaucht?"
Snape bedachte Harry mit einem fragendem Blick und Harry nickte ihm zu, „Er wird nicht auftauchen. Er wusste bei seinem ersten Angriff, dass Snape ein Spion ist und so wie er von den Angriffen erfahren hat, weiß er auch, dass in diesem Augenblick Snape verdächtigt wird. Er wird wieder eingreifen, wenn jemand anderes in Verdacht steht... vielleicht Malfoy?"
Dumbledore sah ihn überrascht an: „Woher wissen sie das alles? Kennen sie ihn?"
„Sie wissen, dass ich schwerwiegende Ereignisse über meine Narbe verfolgen kann, Professor und ich habe gesehen, was er in seinen zwei Angriffen getan hat. Er war jedoch beide Male desillusioniert."
Snape sah ihn nachdenklich an und Dumbledore fragend, er schien die richtigen Schlüsse noch nicht zu ziehen.
Snape hielt sich plötzlich den Arm und stand auf: „Ich muss los. Können wir irgendwas für das Dorf tun?"
„Wir können nur die Auroren vorwarnen, dass sie etwas schneller da sind als gewöhnlich. Das ist nicht so verdächtig." sagte Harry ernst.
Snape nickte und verschwand.
Dumbledore wandte sich an Harry: „Sagst du uns, wenn du den Unbekannten identifizierst?"
„Warum sollte ich das tun?" fragte Harry kalt.
Dumbledore schluckte ob der überraschend kühlen Abfuhr.
„Wir müssen wissen wer er ist! Wir können nicht zulassen, dass da draußen ohne unser Wissen jemand einfach so agiert."
„Warum darf der Orden gegen Voldemort opponieren und er nicht? Wer sind sie, das zu entscheiden... natürlich bei allem schuldigen Respekt, Professor? Sie suchen doch nur einen weiteren Bauern für ihr Schachbrett."
Wieder schluckte Dumbledore
schwer, „Harry... können wir nicht wieder zusammen..."
"Es tut mir leid, Professor... ich lasse mich nicht mehr manipulieren und ich
werde nichts tun, damit jemand anderes das selbe Schicksal erleidet. Was den
Unbekannten und mich angeht, es ist offensichtlich das er auf ihrer Seite steht
und bei mir wissen sie es. Lassen sie es dabei bewenden."
Damit ging er aus der Tür.
Eine einzelne Träne kullerte aus Dumbledores alten Augen, die sonst immer so weise und wissend funkelten. Fawkes, sein treuer Phönix, flog zu ihm herüber und rieb seinen Kopf an Dumbledores Wange.
„Diesmal bin ich wirklich zu weit gegangen." seufzte Dumbledore traurig.
Harry ging zurück in den Gemeinschaftsraum und er erzählte seinen Freunden nur, dass in den nächsten Tagen ein Angriff Voldemorts auf ein Dorf drohte, mehr nicht. Dann ging er ins Bett.
Es kam, wie Harry es vorhergesagt hatte. Doch dadurch, dass die Auroren bereits vorgewarnt waren und wussten, wo sich der Überfall abspielen würde, konnten zivile Opfer verhindert werden, ohne dass der Verdacht auf Snape fiel. Crabbe war der nächste, den Voldemort prüfte und auch diesmal blieb Harry untätig. Auch dieser Angriff konnte verhindert werden... ohne den Unbekannten.
Bis Weihnachten fand kein weiterer Angriff statt und die Zeit verflog rasend.
Kurz vor Weihnachten kamen Ron, Hermine und Ginny zu ihm.
„Harry, möchtest du nicht zu uns in den Fuchsbau kommen?" fragte Ginny ihn offen.
„Ja, komm doch bitte. Hermine kommt auch schon zum Heiligabend, weil ihre Eltern zu einem Kongress müssen und wir könnten zusammen sein, wie früher." sagte Ron hoffnungsvoll.
Harry schüttelte den Kopf und antwortete: „Ich will ein paar Besuche machen und ich muss die Zeit nutzen, um zu trainieren. Ich kann nicht drei Wochen auf der faulen Haut liegen, sorry."
„Aber du kannst doch auch bei uns trainieren, wir könnten dir helfen." flehte Ginny ihn an.
Harry lächelte dankbar: „Ich weiß, ihr würdet das für mich tun, doch was würde Molly sagen, wenn ich in ihrem Garten Skelette oder Schrecken beschwöre? Was würde sie überhaupt sagen, wenn ich in meinem neuen Outfit bei euch erscheine, wenn sie sich nicht mal mit Bills Ohrring anfreunden kann?"
Ginny schluckte und schaute beschämt zu Boden, „Es tut mir leid, aber ich fürchte, du hast recht. Sie beurteilt Leute sehr nach ihrem Äußeren."
„Was das Training angeht, könnt ihr mir auch nicht helfen, sorry. Es liegt mir fern, zu prahlen, aber ihr könnt da nicht mithalten."
„Kannst du uns nicht mal zeigen, was du machst?" fragte Ron.
Harry seufzte: „Warum eigentlich nicht. Kommt mit."
So gingen sie abends um sieben zu viert in den Raum der Wünsche, der sich inzwischen vom ursprünglichen Dojo eher in ein militärisches Trainingslager gewandelt hatte, das diesmal um eine durch eine Glaswand geschützte Tribüne ergänzt wurde.
„Wow." flüsterte Ginny beeindruckt, während Ron einfach sein übliches „Krass!" rief.
„Macht es euch bequem und genießt die Show."
Harry ging ans Ende der Halle und zog sein Schwert.
„Training, Level fünf!" rief er laut. Plötzlich erschienen zwei Gegner mit Schwertern vor ihm und drangen auf ihn ein, während weiter weg zwei Zauberer mit Flüchen auf ihn schossen. Mehrere weitere Gegner bewegten sich auf ihn zu.
Harry konterte einen Schlag mit seinem Schwert und beschwor während des heftigen Kampfes der nun ausbrach zwei Schrecken, die sich um die beiden Zauberer kümmerten. Sekunden später hatte er die zwei Schwertkämpfer ausgeschaltet. Mit beinahe unmöglichen Sprüngen und Saltos wich er zahllosen Flüchen aus und schoss seinerseits zahllose auf die Gegner. Er fällte einen nach dem anderen mit Flüchen oder seinem Schwert und er hatte nicht mal den Zauberstab gezogen. Einige der Flüche reflektierte er sogar mit seinem Schwert auf andere Zauberer.
Nach einer halben Stunde hatte er schließlich insgesamt Gegner besiegt, die jedoch nicht alle auf einmal auf ihn eingedrungen waren.
Kaum erschöpft ging er zurück zu seinen erstarrten Freunden.
„Wow, das war einfach unglaublich!" rief Ron.
„Kannst du dich dabei nicht verletzen?"
„Wie ihr gesehen habt, wird kein Todesfluch von den anderen Dummies eingesetzt. Insofern besteht keine akute Lebensgefahr, doch sowohl die anderen Flüche als auch die Schwerter waren echt. Ich hätte verletzt werden können, ja... wäre auch nicht das erste mal gewesen," sagte er grinsend, „Aber der Raum verhindert, dass ich getötet werde. Fatale Angriffe werden abgebrochen, wenn sie durchbrechen. Und bevor ihr etwas sagt, das ist nötig, schließlich werfen die Todesser auch nicht mit Wattebällchen."
Hermine schluckte und fragte „War das das höchste Level, auf dem du trainierst?"
„Gehst du davon aus, dass ich euch gerade alles gezeigt habe, was ich kann?" antwortete er etwas kühl mit einer Gegenfrage.
Sie schüttelte den Kopf.
„Normalerweise trainiere ich
auf Level 9." antwortete er nun ohne nähere Erläuterung, „Das hier taugte kaum
zum warm machen."
"Also ich glaube, ich verstehe nun, warum wir dir nicht mehr helfen können beim
Training." gab Ginny enttäuscht zu.
„Und wir wissen, warum du dich nun so gut mit Heilzaubern auskennst." grinste Ron.
„Jep." lachte Harry, „aber eins sollte euch klar sein. Niemand darf das erfahren, auch nicht Dumbledore. Klar?"
Sie nickten gleichzeitig stolz auf ihn und was er konnte und betrübt, weil er sie so sehr aus seinem Leben ausschloss. Sie konnten es ihm nicht verdenken.
Cosma: Ich versuche es zumindest ;-) Und je, er empfindet etwas für Ginny... nur was?
Kissymouse: Snape und Ginny sind die einzigen, die wissen dass Harry der Racheengel ist. Voldemort hat Harry nicht erkannt, wer würde hinter diesem brutalen und auch mächtigen Kämpfer einen sechzehnjährigen Jungen vermuten? Voldemort ist sich der äußeren Veränderungen Harrys auch nicht bewusst und er hatte überdies keine Zeit, sich Harry während des Kampfes ‚in Ruhe' anzuschauen. Dazu kommt, dass er Harry nicht durch die Verbindung über die Narbe erkennen kann, wie Harry sie zu gut abschirmt mit seiner Okklumentik. Sowohl Dumbledore, als auch Voldemort werden es erst im Finale erfahren.
Obelix72: interessante Umschreibung, aber spätestens wenn er die richtige findet, wird seine wilde Phase wohl vorbei sein.
