Prolog
„Das wirst du nicht tun!"Wütend blickte Estella ihren Mann an – der jedoch zog offensichtlich gleichmütig an seiner langstieligen Pfeife und blickte aus dem Fenster. „Ich werde."Mehr sagte er nicht. Sie wusste, in solchen Momenten hatte es keinen Sinn, ihm weiter zu widersprechen, also schwieg sie. Innerlich jedoch kochte Estella – wieso das so war, wusste sie selbst nicht. Sie wusste, was die drei verband, und sie wusste auch, dass eigentlich vier dazu gehörten. Und in den letzten Jahren hatte sie auch nie etwas einzuwenden gehabt. Doch jetzt war es anders. Sie wusste nur nicht warum. Eifersucht? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Ihr Mann liebte sie über alles – da war sie sicher. Und sie liebte ihn. Und wenn er – wie jetzt – so stur tat, wusste sie doch, dass ihm ihre Wünsche durchaus nicht gleichgültig waren. Sie ahnte eher als sie beschreiben konnte, was sie umtrieb. Es war eine – Form von Angst. Angst, die sie nicht erklären konnte, die ihr jedoch den Boden unter den Füßen entziehen konnte – das spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers.
Entgegen ihrer sonstigen Ruhe verließ sie eilig den Raum. Sie wollte nur raus – auf die Wiesen, in den Garten. Dorthin, wo sie sich immer beruhigte. Wenngleich sie sich nur an drei Situationen erinnern konnte, in denen sie wirklich aufgeregt war, seit – seit ihrer Vermählung.
Er hielt sie nicht zurück.
Ihre Schritte lenkten sie zu einem kleinen Brunnen, der inmitten eines immergrünen Hofs stand. Düster starrte sie in den Schacht, dann zog sie einen Eimer Wasser hoch und begoss die Ranken an der Hausmauer. Ein tiefes Seufzen entrang sich ihrer Brust, als sie durch das Fenster die vertraute Silhouette ihres Mannes sah – für den immer alles so leicht war. So einfach. Er war immer schon stark gewesen. Hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass er ihr Fels in der Brandung war. Sie wusste, dieses Mal würde es anders sein.
Beklommen faltete sie ihre gebräunten Hände vor dem Bauch und versuchte zu spüren, was da war. Was da wachsen würde.
Immer schon – in der ganzen langen Geschichte des Auenlandes – vielleicht bis auf die beiden großen Elendszeiten – waren Hobbitkinder ersehnt, erwünscht und geliebt. Estella wusste nicht warum, doch sie hatte schreckliche Angst. Und sie wusste – es hatte mit dem Besuch zu tun.
