Kapitel „Seht es Euch genau an, Herr Brandybock, Herr Gamdschie."Eowyn sprach mit fester Stimme, doch in ihren blaugrauen Augen war zu sehen, wie berührt sie war. „Was hat er?"fragte Sam, denn Merry fehlten die Worte gänzlich. Eowyn vergewisserte sich, dass der Krug wieder sicher außerhalb von Peregrins Reichweite stand, dann erhob sie sich und winkte die Hobbits in eine andere Ecke des Raums. „Peregrin war lange bei Faramir und Aragorn in Gondor. Ihr wisst es vielleicht nicht, doch er war einsam im Auenland. So lange hat er sich zurückgesehnt nach diesem Land, so lange – auf der ganzen langen Fahrt, die ihr gemacht habt. Und stets war da etwas, das ihn zurückzog. Etwas Unheimliches, und er berichtete Beregond davon, seinem Freund bei der Wache. Wäre der gute Mann nicht so klug gewesen, mich aufzusuchen, hätte ich euren Freund nur mehr erstarrt gefunden." „Erstarrt, Herrin?"Sam riss die Augen auf. „Nun, erstarrt, kalt – nennt es wie ihr wollt. Auf jeden Fall hätte er aus diesem Zustand nie wieder herausfinden können!" Sie griff nach einer übrig gebliebenen Erdbeere und aß sie langsam, während sie über ihre Worte nachdachte. „Faramir und Aragorn wissen nichts davon. Sicher, beide wundern sich, warum wir aufgebrochen sind, doch sie haben nicht gefragt. Sowohl in den werten Herrn Tuk als auch in mich ist ihr Vertrauen gerechtfertigt. Doch ich beginne am besten von vorn. Vor ungefähr zwei Jahren kam Peregrin Tuk nach Minas Tirith und bezog Quartier bei den Wachleuten. Er arbeitete und feierte mit den Soldaten und schien ein ganz normales Leben zu führen. Doch etwas war anders. Ich kannte ihn sicher nicht so gut wie Euch, Herr Brandybock. Doch ich hatte immer den Eindruck, dass Peregrin Tuk ebenso verwurzelt ist mit dem Auenland wie Ihr es seid. Und ebenso – nun, warmherzig und offen. Bei offiziellen Anlässen war er ganz der Alte. Aragorn jedoch schien zu spüren, dass ihn etwas verändert hatte, und er bat mich, ein Auge auf ihn zu haben. Oft sah ich ihn allein auf der Mauer sitzen, oft hoch oben bei den Grüften. Er schien Zwiesprache mit jemandem zu halten, den ich nicht sah. Und er schien immer verzweifelter. Dies geschah alles sehr langsam. Und eines Tages vor einigen Wochen ging ich zu ihm, wie er dort auf der Mauer hockte, und sprach ihn an. „Mein werter Pippin", sagte ich schmunzelnd, denn dieser leichte Tonfall war immer zwischen uns. Er sah mich an und versuchte ein Lächeln, doch immer wieder ging sein Blick zu den Grüften, die lange schon versiegelt waren. „Eowyn, wie schön!"rief er aus, doch ich erkannte seinen Tonfall als verfälscht. Wir redeten eine Weile ganz belanglos. Ich spürte, dass er immer unruhiger wurde. Schließlich verabschiedete er sich unter einer fadenscheinigen Ausrede und verließ mich.

In der Nacht riefen mich die Wachen – Beregond verlangte mich zu sprechen und berichtete, dass sein Waffenbruder Peregrin Tuk verschwunden sei. Vorher jedoch habe er mit Hilfe eines langen Stemmeisens unter Auferbietung sämtlicher Kräfte unbemerkt das Tor zur Gruft aufgebrochen. Dann war er offenbar geflohen. Ich folgte ihm. Es dauerte nicht lange, bis ich ihn zu Pferde eingeholt hatte – er schien schwer verwundet, doch äußerlich fehlte ihm nichts."

Merrys Augen brannten, so schändlich fühlte er sich. Die Gedanken rasten durch seinen Schädel, und er hielt sich an der Tischplatte fest, um nicht schwindlig zu werden.

„Was hat er, Herrin? Sagt es mir!"