Kapitel „Merry, was ist denn?"Wie aus weiter Ferne drang plötzlich Sams Stimme an sein Ohr, und er schüttelte den Kopf, wie um einen Schwindel loszuwerden. Stella... Oh, er würde auf sich aufpassen. „Schon gut. Es tut mir Leid." Sie nickte nur. „Als ich Peregrin fand, konnte er sich nur mehr schleppend fort bewegen, und er wehrte sich nicht, als ich ihn untersuchte. Doch ihm schien nichts zu fehlen, wie ich ja schon sagte. „Ich bin auf der Flucht, meine Herrin", murmelte er immer wieder, und ich verstand nicht warum. „Es ist vielleicht schon zu spät, aber ich muss nach Hause, nach Hause ins Auenland. Dort bin ich sicher!"" „Sicher? Aber er selbst weiß am besten, dass es auch im Auenland finstere Gefahren gibt – oder gegeben hat."Sam erhob sich und schritt eilig in der Kammer auf und ab. Eowyn nickte. „Er floh vor etwas, das schon lang Besitz von ihm ergriffen hatte. Beim ersten Mal war es noch Glück, das ihn so lange von dieser Kälte und der Finsternis fern hielt – Aragorn hat meinem Gemahl und mir darüber berichtet – aber nun, nachdem er in die Ruinen der Grüfte eingebrochen war"– Merrys Augen weiteten sich entsetzt. „Der Palantír", raunte er schaudernd. Eowyn nickte ernst. „Das Teufelswerk hat sich seiner wieder bemächtigt. Nun, es ist nicht Sauron oder Saruman, die ihn verhören und sich an ihm bedienen möchten – es sind eher Gefahren, die schon lange im Palantír verharren, Erinnerungen des Üblen. Die Personen, die ihn geschaut haben, die ihn nutzten, wussten nicht – und so ist es mit allen vermeintlich nützlichen Werkzeugen des Bösen – dass er vor allem sie benutzt und nicht umgekehrt. Bis auf eine einzige Ausnahme." Ihr Gesicht schien plötzlich versteinert. Merry fragte nicht, denn ihre Miene erinnerte ihn plötzlich an das Gesicht seiner Frau – als er ihr gesagt hatte, dass er abreisen müsste. Doch sie hatte sich rasch gefasst und sprach weiter. Was sie berichtete, versetzte die beiden Hobbits in Furcht und Schrecken. Und obwohl Merry als auch Sam die dunklen Schatten ihrer Erlebnisse kannten, obwohl sie beide Dinge gesehen hatten, die für sie immer noch unfassbar waren – trotzdem waren sie bis ins Mark getroffen. „Was können wir für ihn tun?"fragte Samweis Gamdschie mit heiserer Stimme. Merry sah ihn an. Er wusste, Sam hatte neben seiner Treue und Liebe Frodo gegenüber noch eine dritte – für ihn sonst unbekannte Eigenschaft immer und immer wieder bewiesen: Den Mut eines Helden.