Kapitel
Estella sah sich befremdet um, als sie das Geschäft betrat. Die Fensterläden waren noch geschlossen, und es schien niemand hier zu sein. „Hallo?"rief sie und sah sich um, als sich ihre Augen ans Dunkel gewöhnt hatten. „Was willst du, Mädchen, ich habe geschlossen!"hörte sie eine schleppende Stimme, die aus einer kleinen Nische kam. „Ich bin es – Estella, Estella Bolger!"erwiderte sie und ging der Stimme nach. „Soso."Endlich erschien jemand an der Tür zum Laden, ein untersetzter Hobbit mit ungewaschenem Gesicht und düsterer Miene. Ohm Sebold. „Komm morgen wieder", befahl er, doch so leicht ließ sich Estella nicht abschütteln. Was sollte Dick denken, wenn sie jetzt schon zurück kehrte? „Das werde ich tun, aber ich werde jetzt nicht gehen. Ich werde aufräumen, wenn Du dich nicht wohl fühlst. Keine Sorge."Sie griff nach einem angefangenen Teller. „Wo soll der hin?" Ihr neuer Meister öffnete nun die Fensterläden. Im hellen Licht des Vormittags sah Estella gerötete Augen und ein sehr trauriges Gesicht. „Was ist geschehen?"fragte sie mitfühlend und legte das Werkstück aus der Hand. Sie kannte ihren Ohm Sebold nur von den wenigen Besuchen bei ihrer Tante, wusste nur, dass er eigentlich ein überaus fröhlicher und lebendiger Hobbit war. Es musste etwas Schlimmes geschehen sein. Der Schnitzmeister bedeckte mit der Hand seine Augen und ließ ein abgrundtiefes Seufzen hören. „Mein Freund, Mädchen... Er war Torwächter drüben und hatte Nachtschicht. Er ist von seinem eigenen Tor erschlagen worden. Vom alten schweren Stadttor. Tot. Der gute alte Bolzkopf. Er war ein guter Mann – vielleicht ein bisschen neugierig – aber immer pflichtbewusst und freundlich. Und nun – dahin gerafft." Estellas Knie wurden weich. Noch nie hatte sie von einem solch grausamen Tod gehört – noch nie war überhaupt jemand gestorben, den jemand kannte, den sie kannte. „Wie ist denn das passiert?"fragte sie leise und begann dabei wieder, fast automatisch, den Laden aufzuräumen. Ohm Sebold half ihr, wobei er immer wieder die Hände rang. „In der Stadt gehen Gerüchte um. Von schwarzen Reitern, die brutal alles niederreiten, was ihnen in den Weg kommt."Er begann die Werkbank abzustauben und deutete beiläufig auf ein Gebäude gegenüber. „Dort habe ich es erfahren – im Pony."Estella betrachtete das Gasthaus, das einen behaglichen Eindruck machte, neugierig. Ihr Ohm nickte leicht. „Ich frühstücke dort jeden Morgen, und oft habe ich den alten Bolzkopf getroffen, wenn er von seiner Schicht kam. Heute jedoch nicht mehr. Butterblume, der Wirt, hat es mir erzählt." Er legte den Staublappen beiseite. „Mädchen, komm, wir brauchen jetzt erst einmal ein gutes zweites Frühstück. Und dabei reden wir über deine Arbeit." Er holte ein Schild aus einer Schublade und hängte es außen an einen Nagel im Türrahmen, dann schloss er ab. Estella folgte ihm kopfschüttelnd.
Estella sah sich befremdet um, als sie das Geschäft betrat. Die Fensterläden waren noch geschlossen, und es schien niemand hier zu sein. „Hallo?"rief sie und sah sich um, als sich ihre Augen ans Dunkel gewöhnt hatten. „Was willst du, Mädchen, ich habe geschlossen!"hörte sie eine schleppende Stimme, die aus einer kleinen Nische kam. „Ich bin es – Estella, Estella Bolger!"erwiderte sie und ging der Stimme nach. „Soso."Endlich erschien jemand an der Tür zum Laden, ein untersetzter Hobbit mit ungewaschenem Gesicht und düsterer Miene. Ohm Sebold. „Komm morgen wieder", befahl er, doch so leicht ließ sich Estella nicht abschütteln. Was sollte Dick denken, wenn sie jetzt schon zurück kehrte? „Das werde ich tun, aber ich werde jetzt nicht gehen. Ich werde aufräumen, wenn Du dich nicht wohl fühlst. Keine Sorge."Sie griff nach einem angefangenen Teller. „Wo soll der hin?" Ihr neuer Meister öffnete nun die Fensterläden. Im hellen Licht des Vormittags sah Estella gerötete Augen und ein sehr trauriges Gesicht. „Was ist geschehen?"fragte sie mitfühlend und legte das Werkstück aus der Hand. Sie kannte ihren Ohm Sebold nur von den wenigen Besuchen bei ihrer Tante, wusste nur, dass er eigentlich ein überaus fröhlicher und lebendiger Hobbit war. Es musste etwas Schlimmes geschehen sein. Der Schnitzmeister bedeckte mit der Hand seine Augen und ließ ein abgrundtiefes Seufzen hören. „Mein Freund, Mädchen... Er war Torwächter drüben und hatte Nachtschicht. Er ist von seinem eigenen Tor erschlagen worden. Vom alten schweren Stadttor. Tot. Der gute alte Bolzkopf. Er war ein guter Mann – vielleicht ein bisschen neugierig – aber immer pflichtbewusst und freundlich. Und nun – dahin gerafft." Estellas Knie wurden weich. Noch nie hatte sie von einem solch grausamen Tod gehört – noch nie war überhaupt jemand gestorben, den jemand kannte, den sie kannte. „Wie ist denn das passiert?"fragte sie leise und begann dabei wieder, fast automatisch, den Laden aufzuräumen. Ohm Sebold half ihr, wobei er immer wieder die Hände rang. „In der Stadt gehen Gerüchte um. Von schwarzen Reitern, die brutal alles niederreiten, was ihnen in den Weg kommt."Er begann die Werkbank abzustauben und deutete beiläufig auf ein Gebäude gegenüber. „Dort habe ich es erfahren – im Pony."Estella betrachtete das Gasthaus, das einen behaglichen Eindruck machte, neugierig. Ihr Ohm nickte leicht. „Ich frühstücke dort jeden Morgen, und oft habe ich den alten Bolzkopf getroffen, wenn er von seiner Schicht kam. Heute jedoch nicht mehr. Butterblume, der Wirt, hat es mir erzählt." Er legte den Staublappen beiseite. „Mädchen, komm, wir brauchen jetzt erst einmal ein gutes zweites Frühstück. Und dabei reden wir über deine Arbeit." Er holte ein Schild aus einer Schublade und hängte es außen an einen Nagel im Türrahmen, dann schloss er ab. Estella folgte ihm kopfschüttelnd.
