Jäger des Todes
Epilog

Autor: -veggie-

Some Informations, before we start:

Altersbeschränkung: Also im Moment bin ich bei 12 Jahren, kann aber steigen, weil ich teilweise meine sadistische Ader ausgelebt hab.

Inspiration (Hehehe... komischer Unterpunkt, nich wahr?) Also: Angefangen hat eigentlich alles damit, dass ich eine absolute Katzennärrin bin... Ist aber davon abgeglitten, als die Vorstellung, wie die Geschichte so ungefähr verlaufen soll aufgekommen ist und hab mich in ein paar selbst gestrickte Legenden verloren. Um ehrlich zu sein hoffe ich, dass ich auch wieder heil dabei rauskomme...

Widmungen (mein absolut liebster Punkt!!): Na, ich widme die Story natürlich denen, die sich die Zeit genommen haben, mein "Werk" als erste zu lesen und mir auch ehrlich gesagt haben, ob es einfach echter Mist ist. Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass die Story echt kein Mist ist, sonst versink ich nämlich im Boden. Natürlich ist die Story als Sprachrohr für meine überschäumende Fantasie gedacht, für was auch sonst?

Warnings (Oh oh, jetzt muss ich ehrlich sein... +schluck+): Am besten fangen wir ganz oben an. Also einer meiner Hauptcharaktere ist Vegeta. Der überstolze Saiyajinprinz vom gleichnamigen Planet aus der "weltberühmten" japanischen Zeichentrickserie von Akira Toriyama (schreibt man den wirklich so?). Nein, ich bin noch nicht fertig! Außer der allererste, den ich euch jetzt brühwarm serviere. Oh, ja! Der folgende Teil ist sozusagen "die Stunde Null"! Ihr werdet wahrscheinlich erst im Verlauf der Geschichte merken, was es damit auf sich hat... Ist ein klitzekleines Rätsel, das ich euch aufgebe... Wird schon aufgelöst, keine Angst! Also, viel Spaß und lasst euch von den vielen Legenden, Träumen und Liebesdusseleien nicht ärgern!

(Der Ursprung des Übels liegt hier) Ab diesem Teil setzt eine Numerierung ein, doch diesen hier wollen wir einmal die Stunde Null nennen

Artemis rannte, bis sie ihre Füße nicht mehr tragen wollten. Hinter sich ließ sie den grausigen Ort des Verbrechens, der einmal ihr Heim gewesen war. Ihre schlanke Raubtiergestalt fiel kraftlos zu Boden. Warum war sie nur auf diesen Raubzug gegangen? Wäre sie nur bei ihrem Rudel geblieben... Sie legte ihren Kopf auf die Vordertatzen und schloss die Augen. Sie würde hier liegen bleiben, bis sie zu schwach war um wieder aufzustehen. Ja, hier würde sie auf den Tod warten... Der Wind strich tröstend durch ihr blendend- helles Fell, das im reinsten Weiß glänzte. Ihre Augen schlossen sich und gaben ihren Geist frei. Er flog in Windeseile zurück in die Vergangenheit, in die Zeit, in der ihre Familie und Freunde gestorben waren. Hilflos wohnte sie dem Überfall der Rebellen bei, die in schier blinder Wut jeden Jäger töteten. Hoffentlich hatte Horus die Flucht geschafft, war beim Nachbarrudel angekommen und konnte sie warnen. So weit hatten sich die faulenden Wurzeln des Verrates also schon durch gesundes Erdreich gefressen und griffen nun schon das Alpharudel an. Die Rangordnung unter den Norena zählte nicht mehr, wer am höchsten gestanden hatte, wurde auch als erster getötet. Bis jetzt hatten die starken Jäger des Rudels jede Gefahr abwenden können, doch beim letzten Angriff waren es einfach zu viele gewesen... Ihre Mutter tot im eigenen Blut liegen zu sehen, war der größte Schock ihres Lebens gewesen. Doch an Rache war nicht zu denken. Die Unzufriedenheit der Rebellen hatte weit um sich gegriffen, jeder erfolgreiche Jäger, der nicht hungern musste, wurde verabscheut und zu Tode gehetzt. Wohlstand, möge er noch so gering sein, hieß Verantwortungslosigkeit und Geiz dem ärmeren Volk gegenüber. Irgendwie musste man den Krieg beenden können... Helles Licht drang durch ihre geschlossenen Augenlider und blendete sie. Ängstlich verbarg Artemis den Kopf unter ihren Pfoten und kauerte sich zusammen.

Die unerträgliche Helligkeit schien durch ihren Pelz hindurch zu strahlen. Es wurde plötzlich stockdunkel. Ruckartig riss sie ihre Augen auf, starrte zum Mond hinauf und zweifelte an ihrem Verstand. Der Schock saß wohl tiefer als sie dachte... Vollkommene Stille drückte auf ihr Trommelfell und gaukelte ihr die Illusion vor, allein im großen Wald zu sein. Die Sonne versank hinterm Horizont und räumte der Nacht das Feld. Mit der größer werdenden Dunkelheit ging durchdringende Kälte einher und ließ ihre Glieder steif und unbeweglich werden. Sie ignorierte die Warnung, die ihr der Wind zutrug und schloss die Augen. In den nächsten Minuten hatte sie ein wie schier aus dem Nichts kommender Windstoß in die Welt des Vergessens getragen. Für wenige kostbare Stunden vergaß Artemis die Schrecken des letzten Tages. Die Kälte durchdrang sie wie das Blut durch ihre Venen floß und nährte sich an dem Leben, das im schier wehrlosen Körper der Raubkatze pulsierte. Selbst noch im Schlaf registrierte sie das Leichentuch aus feuchter Kälte und trieb immer weiter von jener Welt ab, die sie kannte. Flucht zu den Göttern, falls es überhaupt welche gab. Die Wahrscheinlichkeit, dass es keine höhere Macht gab war größer, als an Schutzgötter zu glauben, die solche Grausamkeiten zuließen. Zum Teufel mit den höheren Mächten, die verlangten ihnen Opfer zu bringen und dann das Volk in Streit verbrennen ließen.

Langsam begann sich ein prickelndes Gefühl in ihren Pfoten zu bilden und sich dann über ihre restlichen Gliedmaßen fortzusetzen. Plötzlich war Artemis erfüllt von Wärme, die ihr normalerweise nur an besonders heißen Tagen in der warmen Jahreszeit zu Teil wurde. War das... sterben? Es war nicht so unangenehm, wie sie gedacht hatte und fand nichts Schlimmes dabei. So gesehen schien Vergessen so süß zu sein wie die Gesellschaft eines schönen Katers. "Kind, willst du diese Gefilde schon verlassen?" Ihr Kopf ruckte hoch wie der einer zum Angriff ansetzenden Schlange. Silberne Krallen bohrten sich in den erstarrten Waldboden und gaben so der rasenden Angst Ausdruck. Ihr Blick richtete sich auf eine halbnackte, aufrecht stehende Gestalt mit blutroten Augen. In den schlitzförmigen Pupillen konnte Artemis ihr eigenes Spiegelbild erkennen. "Hast du meine Frage nicht verstanden?" Artemis zuckte unter der eiskalten Stimme zusammen. Lange hielt sie den Gedankenstrom zurück, der mit aller Macht nur eine einzige Frage zu dem Wesen dort drüben senden wollte. "Was bist du?" "Was ich bin? Sieh zum Himmel. Willst du sagen, mich noch nie gesehen zu haben? Dann irrst du dich. Du blickst mich jeden Tag an, mit flehenden, sehnsüchtigen Augen und bittest um Frieden im Wald. Glaubst du, dass ich ihn dir geben kann?" Artemis schwieg und dachte rasend vor Angst über die gesprochenen Worte nach. "Nun Kind, was ist deine Antwort?"

Die Jägerin setzte zu einer Antwort an, doch das Wesen schnitt ihren Gedankenstrom mit einer Geste ab. Dolchlange Krallen blitzten im Schein des pulsierenden Lichtes auf, das die fremde Macht umfloss. "Ich hätte nicht zugelassen, dass du stirbst." "Warum nicht? Willst du dich an meinem Leid ergötzen? Bin ich denn nur eine kleine Abwechslung in der Unendlichkeit deines Lebens?" Das Wesen lächelte und entblößte blitzende Eckzähne. "Ich habe zu lange gewartet... Du musst mir meine Nachlässigkeit verzeihen. Ja, mein Leben ist unendlich und deshalb habe ich geruht. Ich wollte euch leben lassen, denn ich war mir sicher, dass ihr auf euch aufpassen könnt. Vertraut habe ich euch. Mehr als mein Gefährte es mir geraten hat. Und nun wende ich meinen Blick wieder diesem Wald zu, in dem die Geschöpfe leben, die ich beschützen soll. Erschrocken habe ich festgestellt, dass dein Volk von Misstrauen zerrissen ist. Du hast mir vorgeworfen, ich kümmere mich nicht um meine Kinder. Was erwartest du von mir? Soll ich mit den Fingern schnippen und den Krieg beenden?" "Ja! Verdammt noch mal, du hast die Macht dazu! Lass uns nicht länger leiden!" Die Gestalt lächelte wie eine gutmütige Mutter. "Ich soll euch nicht länger leiden lassen... Denkst du, es wäre so einfach? Angenommen, ich beende den Krieg, glaubst du nicht, dass irgendwann ein weiterer ausbrechen wird? Vielleicht aus dergleichen Gründen, weil ihr unglücklich seid und euch aus der Lage befreien wollt? Jemand wird mich rufen, um wieder Frieden einkehren zu lassen. So wird es weitergehen, bis zum Ende der Zeit. Ewig werdet ihr von mir abhängig sein... Verstehst du nicht, dass ich dies nicht zulassen kann?"

Artemis wandte sich ab und starrte zu Boden. So also stand der große Schutzgeist zu seinen Kindern. Also waren die Norena nicht viel mehr als ein großer Haufen von Verantwortung... Die Jäger würden sich selbst zugrunde richten. Nun, dann war die Verantwortung ein für allemal gestorben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. "Nicht so vorschnell, Tochter des Rabenjägers." Artemis starrte die Gestalt erwartungsvoll an. "Ich werde euch dieses eine Mal noch beistehen. Doch dann... müsst ihr euch selbst helfen..." "Das wird nie wieder nötig sein." "Oh doch, das wird es. Und ich habe gesehen, dass wir nicht da sein werden, um euch zu helfen. Mein Gefährte und ich werden ebenso hilflos sein wie ihr, also verlasst euch nicht auf unsere Hilfe." "Aber Mutter... Wie sollst du jemals hilflos sein können? Deine Eltern, der Schatten und die Unendlichkeit haben dir ihre alles verzehrende Kraft geschenkt." "Ich werde vergessen, wie ich die mir geschenkte Gabe einsetze." "Aber... Hast du gesehen, ob wir wieder in Frieden leben werden?" "Die Gabe der Weitsicht ist mir nicht geschenkt. Die Warnung, die ich dir zukommen ließ, ist die Frucht meiner Überlegung... und eines Traumes... Deshalb muss ich etwas unternehmen, um das Ergebnis meiner Erscheinung zu beeinflussen... So sehe nun meine alles verzehrende Macht..." Artemis setzte sich auf.

Der große Schutzgeist schloss die Augen und verbarg das rote Leuchten hinter ihren Lidern. Sekunden vergingen und die ganze Umgebung wurde in unerträgliches Licht getaucht. Eine Blase aus Licht und Energie wuchs mitten im Wald und verbrannte jeden Baum und Strauch. Das Leben wich dem unnatürlichen Leuchten aus und verkroch sich in der Erde, um der silbernen Feuerwand zu entgehen. Die Stille wurde zerrissen von einem Feuerwerk aus Geräuschen, hervorgebracht von berstendem und verbrennendem Holz. Im Zentrum stand die furchteinflößende Gestalt von etwas, das seit dem Anbeginn der Zeit existierte und über die Lebewesen wachte. Der Schutzgeist riss die Arme empor und schleuderte die Kugel hinauf zu den Sternen. Dort brannte sie sich ein und nahm langsam feste Gestalt an. In ihrem Weg hatte das Geschoss die Wolken durchschnitten und so sah man den klaren Sternenhimmel. Sie kam direkt neben dem Mond der Schatten zum stehen, verharrte bei dem etwas größerem Himmelskörper und schien sich an ihn zu schmiegen, als fürchte sich die gewaltige Kugel vor der unendlichen Weite des Universums.

Die Göttin fiel auf die Knie und keuchte vor Anstrengung. Artemis kam zögernd auf die Gestalt zu. Als sie wenige Meter entfernt war, mahnten sie gefährlich lodernde Augen nicht näher zu kommen. Abrupt blieb sie stehen und starrte den Schutzgeist ehrfurchtsvoller denn je an. "Was bezweckt ihr mit diesem... neuen Mond?" Artemis kam sich plötzlich klein und unbedeutend vor, obwohl ihr solche Gefühle normalerweise fern lagen. Doch im Angesicht dieses uralten Wesens, das mit der Macht des Ursprungs ausgestattet war, empfand sie Furcht. Etwas Sanftes schien ihre Seele zu berühren und den Aufruhr in ihrem Inneren zu beruhigen.

Feine Wölkchen aus Dampf drangen aus Artemis' Nase und zeigten, wie rasend schnell sie atmete. "Das dort oben ist der Weg in eine andere Gestalt. Ich habe diesen Pfad mit der Macht meiner Lebensenergie geöffnet. Jeder Jäger, ist er Willens sich in jene andere Gestalt zu verwandeln, wird die Fähigkeit dazu haben..." "Wie sollen wir... diese Kraft nutzen? Was kann uns eine andere Gestalt helfen?" "Höre mir zu, Tochter. Eure Gliedmaßen werden anders aussehen, damit ihr die Möglichkeit habt, euch jene trockenen Behausungen zu bauen, nach denen ihr euch sosehr sehnt. Ihr werdet lernen, wie ihr eure Fähigkeiten einsetzen könnt, denn ihr seid intelligenter als ihr glaubt. Vielleicht werdet ihr mein Geschenk missbrauchen und so weiter Krieg führen, doch für dieses eine Mal ist meine Hilfe der letzte erdenkliche Weg in den Frieden."

Die Göttin schwieg und blickte Artemis erwartungsvoll an. Doch die Jägerin war ratlos. Eine Macht, die ihr nun geschenkt war, sollte sie in eine andere Gestalt verwandeln. So etwas hatte sie sich schon immer gewünscht, seit sie denken konnte und träumte seit Jahren von glücklicheren Zeiten voll von Freude und Zufriedenheit. Aber nun schien es, als wolle ihr Geist nicht wagen, die Pforte zu durchschreiten. "Tochter, was ist mit dir?" "Ich... Ich kann es nicht... Etwas fehlt... Um mich sicher hinüberzubringen..." "Was ist es, nach dem du dich sehnst?" "Ein Geschenk, von euch überreicht. Es soll mir Halt geben und..." Die Göttin lächelte. "... dir zeigt, woher du kommst. Du willst ein Zeichen, das dir sagt wohin du gehst." Der Schutzgeist nickte und dachte einen Augenblick lang nach. Artemis... die Jägerin, die wie ein Strahl aus Licht durch die Wälder striff und jeden blendete, der sich ihr widersetzte. Und kam es doch zu einem Kampf, so riss sie mit ihren gnadenlosen Krallen tiefe Wunden in die Leiber der Feinde.

Ihre unwirkliche Stimme hallte durch den Wald und verkündete der Welt die Geburt eines neuen Lebewesens, das von nun an unter dem persönlichen Schutz einer Göttin stand. Doch Artemis war von vorneherein klar, dass sie eine Gegenleistung bringen musste, an deren Rückzahlung sie über ihr Leben hinaus arbeiten würde. Bedeutete ihre Verwandlung Abgeschiedenheit vom restlichen Volk? Horus... Er würde alleine leben, wenn sie die Begründerin einer neuen Art sein sollte. "Tochter des Rabenjägers, letzte Überlebende des Sichelclans, du sollst nun die Erste sein, der ich die Gabe schenke. Dein Name soll von nun an Silberkralle sein." Artemis senkte den Kopf und wartete darauf, dass irgendetwas mit ihr geschah. Erklären konnte sie sich diesen Umstand auch nicht, doch irgendwie erwartete sie, dass ein durchdringendes Licht zu leuchten begann und sie blendete oder vielleicht die Verwandlung sofort einsetzte. Nichts ereignete sich. Die Umgebung blieb dunkel und vor allem kalt... eiskalt... Sie stand auf und wollte die Göttin nach der Art und Weise fragen, wie sie sich verwandeln sollte, doch die fremde Gestalt war verschwunden.

Ratlos blickte sich die Auserwählte um. Doch sie erspähte niemanden und so richtete sie ihren Gedankenstrom an den Wind. "Wie soll ich die Kraft nutzen, die du mir geschenkt hast?" Ein warmer Luftstrom streichelte ihr helles Fell. "Du musst es dir nur mit aller Kraft wünschen und mich ansehen." "Dich ansehen? Aber du bist doch nirgends..." "Ich bin die Quelle des silbernen Lichtes, das euch Jäger von nun ab jede Nacht begleiten wird... Doch eine Forderung habe ich an dich... Sorge dafür, das mir dein Volk auf ewig dankt und seinen Ursprung nicht vergisst." "Sage mir, bin ich die einzige, mit dieser Gabe?" "Nein... Aber du bist die einzige, die ihnen den Weg zeigen kann. Doch bald wird es der Brauch werden, dass sich die Kinder ihren Weg selbst suchen müssen. Kind, ich muss nun gehen. Wir werden uns in diesem Leben nicht wiedersehen und deshalb verlasse ich dich mit der Bitte, mich und meine Anweisungen nicht zu vergessen." Die Anwesenheit in ihrem Kopf verschwand und würde tatsächlich nicht wiederkehren. Sie fühlte sich allein gelassen in den unendlichen Gefilden ihres Geistes. "Danke, große Göttin. Welche Qualen dich auch immer heimgesucht haben sollten, ich werde deine Hoffnung sein... Ich werde dich ehren, solange mein Leben währt und noch darüber hinaus... Jetzt werde ich damit beginnen, indem ich dein Geschenk nutze."

Artemis starrte wie schon so oft zum Mond hinauf, doch diesmal war ihr Blick dankbar und von Zufriedenheit geprägt. Vor ihrem inneren Auge erschien ein riesiges Tor mit Eisenbeschlägen. Sie zögerte wenige Sekunden, ehe sie darauf zutrat und sich dagegen drückte. Erst spürte sie das harte Holz, das einfach nicht nachgeben wollte, doch als sie sich noch angestrengter und mit loderndem Willen bemühte, verblasste die Tür und löste sich auf. Dahinter zeigte sich ein Pfad, an dessen Ende ein riesiges Gebilde aus Stein stand. Noch ehe sie es erreicht hatte, ging jene Veränderung mit ihrem Körper vor, an die sie sich gewöhnen würde. Doch nun war sie rasend vor Angst und dachte, sie müsse sterben. Ihr war plötzlich eiskalt, als sich das Fell in die Haut zurückzog und stattdessen winzige Härchen sprossen, die sie unmöglich vor der beißenden Kälte schützen konnten. Ihr Erkennungszeichen, die langen silbernen Krallen, zogen sich in die Zehenknochen zurück und ließen nackte, dünne Glieder zurück, die in mickrige, für sie wie Krallen aussehende Spitzen ausliefen. Das gleiche geschah mit ihren Hinterfüßen, als sie es schaffte einen Blick darauf zu werfen. Unter dem Blick ihrer ängstlichen Augen begann ihre Schnauze, die wohlbehütete Herberge ihrer dolchlangen Zähne, zusammen zu schrumpfen und sich am Schluss in zwei dickere Hautschichten zu teilen, die kleine, ebenso blitzende doch nicht im mindesten so scharfe Kauwerkzeuge verdeckten. Als sie bemerkte, dass sich ihre Wirbelsäule verformte und gleichzeitig Vorder- und Hinterfüße die Form veränderten, war sie sicher, dass sie das Geschenk der Göttin nicht hätte annehmen sollen. Ihre Wahrnehmung wurde stark beeinflusst als neben dem wichtigen Riechorgan auch noch die hochempfindlichen Ohren die Frequenzaufnahme verringerten und als haarlose, muschelförmige Organe an den Seiten ihres Kopfes verblieben.

Vor Schmerz stöhnend drehte sie sich auf den Rücken und starrte zum Mond empor. Plötzlich war sie wieder auf dieser Lichtung mitten im Wald. Sie fühlte sich seltsam, denn ihr Körper schien nicht mehr unter ihrer Kontrolle zu stehen oder zumindest anders zu funktionieren als ihr ursprünglicher. Unzählige Male zuckte sie unter vergeblichen Versuchen, die richtigen Muskeln anzuspannen um sich auf was auch immer zu erheben, zusammen. Endlich, nach der Zusammennahme all ihrer Geduld schaffte sie es, sich auf zwei Stelzen zu stellen. Doch ihr fehlte die Erfahrung, das Gleichgewicht zu halten und deshalb taumelte sie und schlug nach kurzem Ringen der Länge nach auf den Boden.

Gedanklich weit entfernt von dem Kümmernis, das Artemis ereilt hatte, verweilte die Göttin in ihrer Heimstatt, die irgendwo zwischen den Schatten der Unendlichkeit und den Feldern der Träume lag, bei ihrem Gefährten. Er lächelte sie zufrieden an und striff über ihren vollkommenen Rücken. Sie ignorierte seine Hand und sprach jenen Satz aus, der ihr schwer auf dem Herzen lag. "Hoffentlich hattest du Recht damit, ihr diese Gabe zu schenken. Was ist, wenn sie den Weg trotzdem nicht findet?" Der Mann neben ihr legte einen Arm um sie und küsste sie auf die Stirn. "Sie ist stark... Fast so stark wie du und sie besitzt einen eisernen Willen. Das Volk der Norena wird sich entwickeln und dir ewig dankbar sein..." Sie lächelte, zeigte ein weiches Lächeln und hielt mit beiden Händen seinen Kopf. Sie starrte in seine nachtschwarzen Augen und verlor sich in ihnen, wie schon so viele Male zuvor. Es gab keinen größeren Trost als die Gewissheit, die Ewigkeit mit einem Wesen zu teilen, das ihr ähnlich war. Er hatte schwarzes Haar, von der gleichen vollkommenen Farbe wie die Nacht sie hatte und die Göttin wusste, dass ihm eine Gnade zu Teil geworden war, die ihm erlauben würde, diesen Ort zu verlassen und ein einziges Leben ohne die Pflichten eines Schutzgeistes zu erhalten um dann für immer zu verschwinden. Er tat es nicht. Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln, als er sie auf die Schlafstätte legte und ihr zuflüsterte, dass sie nun Ruhe bräuchte, denn die Erschaffung eines neuen Lebenslichtes hätte ihr nahezu alle Kraft geraubt.

In den vielen Jahrtausenden, die die Norena überwanden um eine Hochkultur zu erreichen, die in die Geschichte eingehen würde als übermächtige Weisheit mit der Kraft des Todes, würden viele Kriege das Land zerreißen, doch eines war sicher und zwar, dass sie niemals wieder uneins sein würden. Das Geschenk der Göttin, deren Namen Artemis nicht kannte, würde gehütet werden wie die Weisheit an sich.

Finished! Keep on reading!