Jäger des Todes

Ungeliebte Gesellschaft

Mehr als dieses "Gedicht" hier möchte ich nicht sagen.

Ein Untier, gar schrecklich, streift durch den Nebel. Wo will es hin? Männer, sie sind beschäftigt mit dem Kampf. Hören plötzlich ein Geräusch, einem Donnergrollen gleich. Sehen erschrocken auf, doch dann ist es bereits zu spät.

Part 4

Am nächsten Morgen erwachte Amber mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend. Geweckt wurde sie von dem Zwitschern hunderter von kleinen Vögeln, die allesamt lautstark plärrten, wie sie es immer taten, um die Besucher in diesem Wald zu ärgern. Sie befürchteten keine Konsequenzen, wohlwissend, dass der Pakt die Jäger abhalten würde, auch nur einen von ihnen zum Schweigen zu bringen. Amber hatte über Nacht das Gehörte noch einmal in ihren Gedanken umhergewälzt, bis sie zu einem Ergebnis gekommen war: Es würde nichts bringen, jetzt alle Vorsicht fahren zu lassen und Jagd auf Mischlinge zu machen, denn dies würde ihre Großeltern, Onkel und Tanten nicht zurückbringen. Würde ihr jedoch auch nur einer von diesen Kreaturen über den Weg laufen, müsste sie dran glauben, friedlich oder nicht. Dieser Beschluss hatte ihren inneren Frieden wieder einigermaßen hergestellt.

Sie war sehr schnell mit dem Verdauen schlechter Neuigkeiten und was in ihrer Vergangenheit lag, interessierte sie nicht besonders. Außerdem hielt sie überhaupt nichts von Blutfehden, die ausgetragen wurden bis die Nachfahren gar nicht mehr wussten, warum sie sich bekriegten und doch keiner mit dem sinnlosen Töten aufhört. Bis jetzt hatten ihr die Mischlinge noch nichts getan. So erhob sie sich aus ihrem Freisitz und machte sich an den Abstieg. Mit einem letzten, gewagten Sprung landete sie auf der Erde und so streckte sie sich noch einmal in ihrer Katzengestalt. Sie tat dies so ausgiebig, bis sie von der Nase bis zur Schwanzspitze vollkommen gelockert war. Dann säuberte sie ihr Fell von den Erdstücken und abgestorbenen Blättern. Nach getaner Arbeit schüttelte sie sich und verwandelte sich zurück. Die Lichtung schien abermals wie leergefegt. Die meisten schienen auf der Jagd zu sein, nur Orion saß an einem erloschenen Feuer mitten auf der Lichtung.

Mit beschwingten Schritten ging sie zu ihm hinüber und wollte ihn ansprechen, als er sie schon mit einem mürrischem Knurren begrüßte. "Dir auch einen schönen Morgen. Hast du heute wieder eine gute Laune. Die Sonne würde es sich zweimal überlegen, ob sie heute aufgehen soll oder nicht." "Sehr witzig. Wenn du nicht die ganze Zeit geschlafen hättest, dann wäre dir ja aufgefallen, dass ich schlecht jagen gehen kann." Sie bückte sich und fuhr ihm durch die Haare. "Lass das! Verdammt noch mal, ich bin doch kein Hund!" "Oooohhh du Armer! Ich bemitleide dich, wenn ich Zeit habe. Frag halt jemanden, ob er für dich jagen geht!" "Von wegen, so blöd ist doch keiner!" "Stimmt. Aber sag mal, warum solltest du nicht jagen können?" "Na ja. Ich möchte nicht, das das Auge wieder zu bluten anfängt. Das muss innerhalb von zwei Wochen geheilt sein, sonst kann ich mir das Turnier abschminken!" "Ach, das wird schon wieder. Du weißt doch: Unkraut vergeht nicht. Wenn du aber nichts isst, wirst du verdorren." Orion stand auf und grinste sie an. "Echt tolle Lebensweisheit."

Eine Viertelstunde später waren die beiden auf der Pirsch. Sie bahnten sich ihren Weg durch das dichte Gestrüpp, auf der Suche nach der geeigneten Beute. Jäger sind anspruchsvoll bei der Wahl ihrer Mahlzeit, denn durch ihr Geschick kommt es selten vor, das ihnen ihr Essen durch die Lappen geht. So scheuchten sie rücksichtslos einige Hasen auf und trampelten auf ihren Bauen herum, wenn sie einen entdeckten. Ein paar Fasane verschwanden aufgeregt gurrend im Dickicht und waren nicht mehr zu sehen. Die schlanken Gestalten zweier Raubkatzen schlichen durch ihre angestammte Heimat und verschmolzen immer wieder mit den Schatten. Nur ein aufblitzen ihrer leuchtenden Augen verriet hin und wieder ihre Anwesenheit. Amber blickte hin und wieder auf den wunderschönen Jaguar neben sich, denn obwohl sie es nicht zeigte, bereitete ihr das Auge des älteren Jägers Sorgen. Er würde vielleicht aus der Armee austreten müssen, wenn es nie wieder heilte. Orion drehte diesen Gedanken ebenfalls immer wieder hin und her. Die Vorstellung an ein Leben ohne Kampf und Todesgefahr war ihm unerträglich. Nach wenigen Sekunden verdrängte er diese Tatsache und starrte aufmerksamer als zuvor umher. Er reagierte beinahe kindlich, als er einen Hirsch erspähte, der ganz allein mitten im Wald stand und graste. Doch dann löste sich die Freude in Misstrauen auf. Wieso trafen sie einen so großen Hirsch ohne seine Herde im Wald an? Er war ohne Zweifel einer jener großen kapitalen Hirsche, die Anführer einer riesigen Herde von Weibchen waren. Auf seinem rotbraunen Fell tanzten die Sonnenstrahlen bei jeder Bewegung und er hob immer wieder sein Haupt um prüfend umherzublicken. Die Augen des Hirsches beobachteten wachsam seine Umgebung während er bei jeder unvorhergesehenen Bewegung zusammenzuckte. Ihnen reichte nur ein Blickaustausch und schon waren sie sich über ihre Jadgstrategie einig.

Amber rannte blitzschnell an ihrer Beute vorbei und überraschte sie von hinten. Der Hirsch schrie überrascht auf und machte einige Sätze von ihr weg, genau in Orions Fänge, der ihm auch sofort die Kehle durchbiss. Amber kam hinzugestürmt. "Ey, friss mir nicht alles weg!" "Ich hatte gestern nichts zu beißen! Also lass mich doch!" Amber stupste ihn mit der Nase auf die Seite und schlug ihm spielerisch mit der Pranke auf den Kopf, was einen ausgewachsenen Eber umgehauen hätte. "Willst du dich mit mir um das Essen streiten?" "Natürlich, ich hab ja sonst nichts besseres zu tun!" Entgegnete sie sarkastisch, wobei sie dem Hirsch einen leidvollen Blick zu warf. Aber dennoch hatte sie gegen eine kleine Streiterei vor dem Essen nichts einzuwenden. So begannen sie, sich um das Essen zu schlagen, wobei sie jedoch die Tiergestalt beibehielten. Es ging ziemlich lange hin und her. Amber setzte auf ihre Schnelligkeit und war dadurch immer für einen überraschenden Angriff gut. Orion dagegen hegte eher die Absicht sie mit seiner ungestümen Kraft zu überrumpeln und auf den Boden zu zwingen. Doch sie wich ihm immer wieder aus und konterte mit einem heftigem Prankenhieb. Fellbüschel lagen im Umkreis verstreut und ein furchteinflößendes Heulen und Fauchen entwand sich ihren Kehlen. Beide schienen den Grund ihres vorgeschützten Ärgers vergessen zu haben und gaben sich völlig dem Kampf hin. Dieses Spiel dauerte mehrere Minuten bis sie sich ineinander verkrallten und über den Boden rollten. Immer wieder versuchten sie einander an die Kehle zu gehen und somit den Kampf zu entscheiden.

Bei Norena kam es aber meist nicht zum äußersten. Streitereien endeten häufig mit großen Wunden und spätestens wenn ein Kontrahent den Hals des Gegners zwischen den Zähnen hatte, war der Kampf entschieden ohne das ein Toter daraus hervor ging. Aber noch war es nicht so weit. Ein Baum brachte sie schmerzhaft zum halten und sie lagen einen Moment lang betäubt da. In diesem Augenblick erschien plötzlich noch jemand auf der Lichtung, der wie ein Blitz zum Hirsch flitzte, ihn ergriff und sich davonmachen wollte. Entrüstet sprangen die beiden auf. "Verdammt noch mal, den haben wir uns gefangen, Ryan!" "Wieso, wie ich sehe, wollt ihr ihn sowieso nicht essen. Bevor das Blut stockt, werde ich das übernehmen." "Nix da!" Riefen die Streithähne und stürmten auf ihn zu. Ryan bleckte seine scharfen Raubtierzähne zu einem neckischem Grinsen. "Ihr glaubt ja auch alles! Aber sagt mal, wollt ihr nicht mit mir teilen?" "Und was gibst du uns dafür?" "Ich sag dir, wo du den besten Badeplatz im ganzen Wald findest." "Natürlich, damit du spannen kannst." "Du hast es erfasst." "Fang dir selbst was." Sie hieb nach ihm. Er wich geschickt aus und machte sich davon. Der Gedanke an einen Kampf gegen die beiden um ein Stück Fleisch schien ihm völlig suspekt. So begab er sich selbst auf die Pirsch, um endlich seinen Magen zu füllen.

Doch die zwei verbliebenen Jäger begannen schon in der nächsten Sekunde zu essen. Nach ungefähr einer halben Stunde hatten sie den Hirsch bis auf die Knochen abgenagt und ihre Mäuler waren ringsum mit Blut beschmiert. Mit den Zungen über ihre Lefzen schleckend machten sie sich auf den Rückweg. Der Wald war wie leergefegt, denn kein Lebewesen offenbarte seine Anwesenheit und sogar Jäger kamen ihnen nicht entgegen. Doch die Vögel plärrten immer noch lautstark und sangen ihre Lieder wild durcheinander, so das die Melodie eigentlich nur Geschrei war. In der Nähe der Lichtung verwandelten sie sich zurück. Amber blieb einen Augenblick lang stehen und machte ein für sie völlig fremdes Gesicht: Sie konzentrierte sich. Sie dachte angestrengt an jene Klamotten, die sie nun tragen wollte und rief sie in Gedanken an ihren Körper. Dies war ihr aber nur möglich, da ihre telekinetischen Kräfte unglaublich stark ausgefallen waren. So stark, das sie Gegenstände allein durch ihre Willenskraft bewegen konnte, wenn sie sich richtig ernsthaft konzentrierte. Nur leider tat sie dies äußerst selten. So überbrückte sie die Wegstrecke zwischen ihr und ihren frischgewaschenen Klamotten und materialisierte die Kleider aus ihren Gedanken heraus. So ganz banale Dinge wie Kleider hätten für sie eigentlich keinen besonderen Konzentrationsaufwand benötigt, aber sie trainierte ihren Geist einfach viel zu wenig. Diesmal bestand ihre Kleidung wieder einmal aus einer einfachen, ausgewaschenen Jeans mit Löchern, Nieten und plötzlich war ihre regelmäßige Frisur einem wilden Haarschnitt gewichen. Ihre Haare waren wild durcheinander gewuselt und hier und da standen sie in Stufen ab. Von der linken Seite hing eine längere Haarsträhne geflochten herab, sie wurde am Schluss mit Silberstäben zusammengehalten.

Aber doch sah die Frisur nicht zu bizarr aus und war unter den Norena immer noch sehr normal. Ihr Oberteil war immer noch kurz, bauchfrei und gab den Blick, wenn sie sich bückte, auf ihre Brust frei. Seltsamerweise kam ihr dann doch Jim entgegen. Der sah sie ein wenig schadenfroh an. "Du hast Besuch." Sie sah ihn verwundert an. "Meine Mutter, oder was? Die wird sich doch niemals hierher bewegen? Sie wird bestimmt wieder zusehen, wie wir aus unseren Schwierigkeiten herauskommen. Das macht sie doch besonders gern." Sie dachte an ihre Mutter die es schon längst aufgegen hatte, ihre Tochter aus ihren zahlreichen Schwierigkeiten zu holen, in die sie durch ihre übermütige Art ständig zu geraten pflegte. "Ja, deshalb ist es auch nicht deine Mutter." "Nicht? Aber wer soll es denn sonst sein?" Jim schüttelte den Kopf und machte einer abwehrende Geste. "Nee, schau's dir selbst an." Sie gingen weiter, während sie riet, bis sie auf die Mitte der Lichtung kamen, an deren Stelle der große Baum stand. Dort war eine wohlbekannte Gestalt: spitze Frisur, muskelbepackte Arme, kleine Statur und doch schlank. Seine Kleidung entsprach eigentlich der eines Saiyajin, obwohl er keinen Kampfanzug trug. Amber erkannte ihn sofort und er war einer jener Menschen, den sie jetzt nicht sehen wollte. Deshalb hielt sie mitten in der Bewegung inne und gab eine entrüstete Bemerkung von sich, die sie gerade so ausstieß, dass auch der Prinz sie hören konnte. "Nicht der schon wieder." Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte in die entgegengesetzte Richtung davon, doch Jim folgte ihr und hielt sie grob am Ellbogen fest. "Nix da, du redest jetzt mit ihm." "Und weißt du, warum er hier ist?" "Wieso sollte ich ihn danach fragen? Geht doch mich nichts an. Er hat nur gesagt, dass er mit dir sprechen möchte." "Du bist doch sonst so neugierig." erinnerte sie ihn mit Tadel in der Stimme. Jim zuckte die Schultern. Noch immer hatte Amber keine Lust mit dem Saiyajin zu sprechen, aber der ältere Jäger redete beschwichtigend auf sie ein.

"Du gehst jetzt da hin und sprichst mit ihm und halte deine Fäuste still. Noch einen ausgeschlagenen Zahn kann ich in meiner Sammlung nicht brauchen!" "Ach, halt's Maul." Unwirsch schob sie ihn auf die Seite und ging zurück zu Vegeta. Der lehnte an einem Baum und sah sie belustigt an. "Du bist so erfreut mich zu sehen? Ich fühle mich geehrt." "Spar dir deine Ironie. Was willst du? Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass ich dich nicht mehr sehen möchte." "Ja ja, leg mal ne neue Platte auf. Ich wollte einfach mal sehen, was ihr hier treibt. Ich habe von eurem Versteck gehört und möchte mir ansehen, ob ihr wirklich so mittelalterlich hier haust." Seine charmante Bemerkung wurde mit einem strafendem Blick entlohnt. "Schön für dich und jetzt hast du gesehen, das wir so "mittelalterlich hausen" und jetzt sieh zu das du verschwindest!" "Nein." "Nein?! Verdammt noch mal...!" "Ich hab ein klein wenig Ärger am Hals." Sie sah ihn hämisch an. "Sag bloß, sie haben dich erwischt." "Nein, zumindest nicht eure Soldaten. Es waren die meines Vaters." "Deines Vaters? Aber warum sollten sie...?" "Mich in Gewahrsam nehmen? " "Und warum haben sie dich in Gewahrsam genommen?" "Warum wohl? Mein Vater hat mir verboten, mich auf diesem Planeten auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten." "Der ist ja gar nicht besorgt um dich." "Nein, ist er nicht. Der hat bloß Angst, dass ich irgendwas anstelle und die Beziehungen zwischen unseren Völkern störe." "Du musst ja sonst ein richtiger Schläger sein." "Ein Problemkind. Mit 19!" "Willkommen im Club. Aber meine Mutter hat's aufgegeben, mich wegsperren zu wollen." "Vater würde mich nun für den restlichen Aufenthalt hier in meinem Zimmer einsperren und mich nicht einmal mehr allein auf's Klo gehen lassen. Ob es dir gefällt oder nicht, ich werde hier bleiben, denn darauf habe ich keine Lust." Obwohl diese Sätze eher so klangen als wäre die Sache schon längst beschlossen, erkannte sie die versteckte Bitte darin. "Auch wenn ich nein sagen würde, dir wär's doch sowieso egal." Er nickte hochmütig und setzte sich.

Amber tat es ihm gleich und sah sich um. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie von den anderen Männern beobachtet wurden. Sie schienen allesamt auf einen neuen Kampf zwischen den beiden Thronerben zu warten, aber sie wurden enttäuscht. Amber hatte stillschweigend mit sich vereinbart, dass sie sich zurückhalten wollte. Sonst wäre sie noch Schuld daran, wenn zwischen ihren Völkern ein Krieg ausbrach, was nicht besonders wahrscheinlich war, da ihre Wehrmächte ungefähr gleichstark waren. Wie gesagt, sehr unwahrscheinlich und das wusste sie genau. Irgendwie wollte sie diese Saiyajin genauer kennenlernen, da doch ihr Vater einer war. Auch wenn dieser Saiyajin wohl nicht dem normalen Stand angehörte, konnte sie doch etwas über ihn erfahren. Doch nun herrschte Funkstille und sie betrachtete, um sich abzulenken, den umgebenen Wald. Das üppige Blätterdach und die dicken Stämme waren ihr schon so vertraut, dass ihr ihre Schönheit fast nicht mehr auffiel. Auch Vegeta blickte umher und es war ihm ansehbar, wie neu dieser Wald für ihn war. Deshalb stellte er auch einige Fragen, die allesamt in sehr kühlem Ton gehalten waren. "Wie heißt dieser Wald hier?" Sie hörte auf, abwesend die Finger zu verbiegen und starrte ihm kurz irritiert in die Augen. Doch sie wandte den Blick sofort wieder ab. "Was? Wie dieser Wald heißt? Das habe ich doch schon einmal gesagt, dies ist der heilige Wald von Delinos, der Ursprung allen Lebens auf diesem Planet." "Heilig? Hört sich komisch an." "Nun ja, ich finde der Begriff heilig ist ein wenig falsch. Es heißt, hier wäre der Grundstein unserer Zivilisation gelegt worden. Nicht weit von hier liegt eine Lichtung, das Herz von Delinos. Dort ist ein Tempel, der unsere Entstehungsgeschichte aufzeigt. Er wurde vor 7000 Jahren erbaut. Unser Volk ist eigentlich viel älter, aber da lebten unsere Vorfahren noch in den Wäldern." "Hört sich komisch an. Alles dreht sich bei euch um den Wald und die Monde." "Dir kommt der Gedanke nur komisch vor, da ihr nicht wie wir die Vergangenheit wie einen Schatz hütet. Glaubst du, das uns eure Lebensweise nicht ebenfalls abstrakt erscheint? Ihr bekriegt euch sinnlos und tötet euch sogar untereinander." Er überlegte einen Augenblick und setzte dann zur Antwort an.

"Da magst du recht haben. Aber uns gegenseitig unsere Lebensstile vorzuwerfen wäre sinnlos und würde doch nur zu Krieg führen." "In dieser Beziehung heißt es wohl: Leben und leben lassen." Das sie ein solches Gespräch mit ihm führte kam ihr seltsam vor. Sie hatte ihn für einen Feind oder zumindest für jemanden gehalten, mit dem sie sich nicht gerne abgab, aber damit schien sie im Irrtum gewesen zu sein. Dieser Krieger war intelligent und trotz dem hochmütigem Gehabe, das er zur Schau trug, war er doch ein guter Kerl. "Wenn ich an eure Tiergestalt denke, kann ich mir vorstellen, wie eure Vergangenheit ausgesehen hat." Einen Augenblick lang musterte Amber ihn mit finsterem Blick, denn dieser Satz klang sehr nach einer Anspielung. Er machte eine beschwichtigende Geste. "Nein, so hab ich das nicht gemeint. Ihr lebt außerhalb des Waldes in den Städten aber doch könnt ihr in ihn zurückkehren." Die Miene Ambers hellte sich auf. "Unsere zweite Gestalt kommt aus den Wäldern und müsste es sein, würden wir wahrscheinlich immer noch dort leben können." stimmte sie zu. "Der Mond ist die Grundlage unseres Daseins. Nach ihm messen wir unsere Zeit und wir leben nach den Mondphasen. Die Kinder werden nur bei Vollmond geboren." fuhr sie fort. "Ihr seid schon ein seltsames Volk." "Ihr Saiyajins aber gar nicht, oder?" Sie schwieg wieder. Als sie spürte, das Pierre herankam, stand Amber auf. "Ich verzieh mich jetzt. Du kannst ihn ja beschäftigen." "Super Idee, ich spiele gern Babysitter." "Weiß ich doch, du hast es bei mir schon gelernt. Bis dann also." Pierre ließ sich mürrisch neben Vegeta nieder, der Amber entrüstet anstarrte.

Die tat so, als würde sie seinen Blick nicht bemerken und entfernte sich. Sie begab sich auf einen Pfad, der niemandem anders bekannt war, er führte zu einem silbern schimmernden See, mitten im Wald. Das war der Platz, an dem sie pflegte sich zu waschen. Dort setzte sie sich auf einen großen Felsen mit glattgeschliffener Oberfläche, der vom Ufer aus drei Meter in den See hineinreichte. Das Wasser des Sees umspülte den Felsen und an den Rändern brach sich das Licht der Sonne. Amber legte sich auf den Stein, der sich mit der Wärme der Sonne aufgeladen hatte und diese beständig wieder an seine Umgebung abgab. Der See war weitläufig und es schien fast unmöglich, dass keiner je von ihm etwas gesehen hatte. Wasservögel schwammen auf der Oberfläche und alles schien täuschen idyllisch zu sein, als gäbe es nicht die lauernden Schatten der Jäger, die auf der Suche nach Nahrung durch den ganzen Wald streiften. Am gegenüberliegendem Ufer trank eine ganze Rehherde, sie schien sich hier vollkommen sicher zu fühlen. Die Erklärung dafür war absehbar: Das Ufer des Sees lag einige Meter vom Waldrand entfernt, der Uferstreifen war vollkommen gerölllos und bat keinerlei Möglichkeit für einen Angriff aus dem Hinterhalt. Jäger konnten unmöglich von dort aus versuchen, ein Beutetier zu erlegen, ohne bemerkt zu werden. Im Wasser selbst lebten keine Fleischfresser die groß genug waren um ein Reh zu erlegen.

Diese ganze Umgebung beruhigte die Jägerin, ließ sie die Sorgen und Pflichten vergessen. Amber streckte sich auf dem Stein aus und starrte in den unendlichen Himmel. Wann würde sie ihren ersten ernsten Kampf haben? Sie träumte von ruhmreichen Schlachten und fremden Planeten die sie besuchte. Vielleicht konnte sie wirklich so stark werden, das es absolut niemand mehr mit ihr aufnehmen konnte. Dann würde sie es jedem zeigen, der sich ihr entgegenstellte. Schon im Halbschlaf seufzte sie genüsslich und kniff die Augenlider fester zusammen. Ein lauterer Vogelschrei ließ sie wieder auffahren und sich prüfend umblicken. Aber die ganze Umgebung war so beruhigend und die Hitze so erdrückend, das sie sich wieder hinlegte. Minuten später gab sie sich wieder völlig den wärmenden Strahlen der Sonne hin und verfolgte mit schwerer werdenden Augenlidern die Wolkenfetzen, die über den Himmel trieben. Jede schien eine bestimmte Form zu haben, oder bildete sie sich das nur ein? Dort rannte ein Tiger über den Himmel und trieb eine seltsam enststellte Gestalt über den Horizont. Langsam glitt sie in die Felder der Träume hinüber und jagte dort ihre Wünsche. Stunden später erst kam ihr Geist wieder auf den Schwingen des Windes und kehrte zurück in ihren Körper. Erst hielt Amber die Augen geschlossen und genoss immer noch die Nachwirkungen ihres Traumes. Schon lange hatte sie die Felder der Träume nicht mehr betreten. Nur in ihnen konnte ein Jäger seine Träume wirklich bewusst steuern oder sogar in die Zukunft oder in sein vergangenes Leben blicken. Ihre Knochen knackten, als sie sich streckte und ausgiebig gähnte. Einem plötzlichem Einfall folgend entkleidete sie sich bis auf die Unterwäsche und tauchte mit einem einem mehr oder weniger elegantem Hechtsprung ins Wasser ein.

Dort schwamm sie wie ein Fisch auf und ab. Es war ein seltsamer Anblick, da sie sich genauso wie wenn sie kämpfte, katzengleich bewegte und Katzen Wasser eigentlich hassten. Eine Zeitlang kraulte sie durchs Wasser und vergaß für eine Weile die Sorgen des Alltags. So sah sie freilich nicht die Gestalt, die plötzlich aus den tiefen des Waldes auftauchte und sich am gegenüberliegenden Ufer zum Wasser beugte, mit den hohlen Händen das kühle Nass schöpfte und es sich ins Gesicht klatschte. Amber bemerkte sie nicht. Die Gestalt setzte sich ans Ufer und betrachtete die Sterne. Die Gestalt am Ufer hörte ein sehr lautes Plätschern des Wassers und fuhr erschrocken zusammen. Mit einem Ruck stand sie auf und spähte auf den See hinaus. Eine Wolke trieb vor den Mond und verdunkelte die Umgebung. Die Gestalt hob einen Arm, als ob sie damit die Dunkelheit wegdrücken wollte. Tatsächlich vertrieb eine Lichtkugel die Schatten und ein bläulicher Schein erhellte die gesamte Umgebung.

Erst jetzt bemerkte Amber die Gestalt und schluckte vor Schreck eine ganze Menge Wasser. Sofort schossen ihr hundert Bilder von ermordeten Jägern durch den Kopf, die aufgrund einer Unaufmerksamkeit von Mischlingen getötet worden waren. Warum hatte sie sich hier nur so sicher gefühlt? Nur weil niemand von ihren Leuten diesen See kannte hieß es doch nicht, dass den Mischlingen der Ort unbekannt war. War ihr Leben wegen dieser Dummheit verwirkt? Doch als ihr Blick auf die Lichtquelle traf, zweifelte sie an einer Feindseligkeit. Ein Mischling mit solch einer Kraft wäre doch ein ebenbürtiger Gegner und wenn es nur einer war... umso besser. Sie strengte ihre Augen an und versuchte das Licht zu durchdringen. Die Gestalt senkte die Hand und ein Schatten fiel auf ihr Gesicht. Amber verdrehte die Augen und seufzte gequält. "Der Typ verfolgt mich." Dann dachte sie eigentlich nur noch: "Mist und jetzt bin ich auch noch nicht angezogen." Ratlos musterte sie weiter den Fremden. Dann murmelte sie vor sich hin, wobei sie wieder etwas Wasser schluckte, das sie leise fluchend wieder ausspie. "Verdammt noch mal, ich hätte ihm die Augen blau schlagen sollen. Das hätte ihn davon abgehalten, nachts durch den Wald zu schleichen..." Ihr Murmeln durchbrach ein hämisches Gelächter. Die altbekannte, eisige Stimme hallte über den See. "Schwimmen Katzen seit Neuestem? Ich dachte schon, da kommt ein riesen Monster auf mich zugeschwommen." "Und ich dachte, für dich wäre Angst ein Fremdwort?" "Nur Dummköpfe haben vor gar nichts Angst."

Die Gestalt hob wieder den Arm und das Licht erleuchtete mit stärkerer Intensität den See. "Ey, du Lustmolch, lass das sein! Wenn du nicht sofort damit aufhörst, ist das das letzte was du für sehr, sehr lange Zeit sehen wirst." "Dazu musst du erst mal rauskommen und dich a-n-z-i-e-h-e-n!" Er sagte beim letzten Wort jeden Buchstaben einzeln und mit besonderer Betonung. Amber wusste es besser, aber sie schwamm ungern mit Klamotten. Aber da ihr nichts anderes übrig blieb, konzentrierte sie sich, hatte wieder ihre Sachen an, die sich sofort mit Wasser vollsogen und sie hinunterzogen. Das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen und das Gewicht ihrer eigenen Sachen zog sie tief hinunter. Mit ein paar kräftigen Stößen ihrer Beine durchbrach sie den Wasserspiegel und schwamm auf Vegeta zu. Wie der erste Mensch kam sie aus dem Wasser gestelzt. Sie sah wirklich aus wie ein begossener Pudel und so fühlte sie sich auch. Verärgert blickte sie ihn an während sie an seine Fähigkeit dachte, sie ständig in peinliche Situationen zu verwickeln. Vegeta saß auf einem Baumstumpf, die Energiekugel war verschwunden, und musterte sie höhnisch. "Na du Wasserratte, fertig mit planschen?" "Warum rennst du mir eigentlich ständig nach? Bin ich dein Babysitter, oder was?" "Oho, sind wir sauer, oder was? Das Prinzesslein hat doch gar keinen Grund dazu."

Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu, wobei ihre Schuhe ein saugendes Geräusch hören ließen und sie eine breite Spur Wasser zurückließ. Er stand auf und sah sie interessiert an, wohlwissend, dass er zu weit gegangen war. Dann erreichte sie ihn und schlug ihm links und rechts die Hand auf die Wangen. Natürlich wusste sie, dass dies so gut wie keine Wirkung hatte, aber irgendwie musste sie ihrer Wut Luft verschaffen, auch wenn sie Vegeta keine Schmerzen zufügen durfte. Mit einer schnellen Bewegung hielt er ihre Arme auf und umfassste die Handgelenke mit sanfter Gewalt. Überrascht starrte sie ihm in die Augen. "Ey, was bezweckst du damit? Lass mich los, verdammt!!!" Keine Reaktion. Vegeta spürte ihren Puls ansteigen und lächelte sie an. Amber trat einen Schritt zurück und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen um eine stolze Armeslänge, die ihr nicht groß genug erschien. Ihr Gegenüber trat abermals einen Schritt auf sie zu. Amber spannte ihre Muskeln, konnte sich aber nicht von ihm befreien, ohne sich den anderen zu offenbaren. Ein paar Jäger konnten ein hohes Maß an ausgestoßener Energie zurückverfolgen und sie würden ganz sicher hierhereilen, um den Grund für den Anstieg ihrer Kraft zu erfahren. Und sie wollte nicht, dass sie sie mit ihm allein hier erwischten. Etwas an Vegetas Anblick ließ sie sich hastig umsehen, um einen geeigneten Stock zu finden, den sie mit Kraft ihrer Gedanken anheben und ihn Vegeta um die Ohren schlagen konnte. Diese Möglichkeit fiel binnen kurzem aus. Er näherte blitzschnell seine Lippen ihren und küsste sie. Sie war viel zu überrumpelt, um sich auch nur dagegen zu wehren. Nach einer Ewigkeit, wie es ihr schien, trat sie einen Schritt zurück und stolperte über einen großen Stein und fiel hintüber, riss Vegeta mit sich und spürte ein zweites Gewicht auf sich.

Fluchend fand sie sich im nassen Uferschlamm wieder. Vegetas Gewicht drückte sie noch tiefer in den Schlamm und sie fühlte die matschige Flüssigkeit durch ihre Kleidung dringen und ein unangenehm glitschiges Gefühl entfaltete sich an ihrem Rücken. Wie eine Schildkröte auf dem Rücken liegend starrte sie Vegetas Gesicht aus nächster Nähe an. Es war rot angelaufen, wobei dies durch den ganzen Dreck der auf seinen Wangen klebte kaum zu erkennen war. Sie wurde von einem Lachanfall geschüttelt und konnte so ihren vorherigen Mordgedanken nicht nachgehen. Der Prinz stand auf als hätte er sich auf einen Kaktus gesetzt und musterte sie. Sie stützte sich auf ihre Ellbogen und versuchte sich zu beruhigen. Doch bei dem Anblick des Saiyain, der mit einem Mal nicht mehr so königlich aussah sondern über und über mit Dreck bespritzt war, ließ sie wieder laut auflachen. Das Ausmaß des ganzen Drecks der in seinem Gesicht klebte war so groß, dass sogar jedes Kind dieses Planeten gehörig eins hinter die Ohren gekriegt hätte. Die Hose war absolut verschmiert, genauso wie die Ellbogen und vor allem das Gesicht, da er voll mit dem Kopf in den Schlamm gefallen war.

Er hatte bei seinem Fall die rettende Schulter von Amber um wenige Zentimeter verfehlt. "Hör schon auf damit." Die Kriegerin schluckte mühsam und versuchte zwei zusammenhängende Wörter zumindest so verständnisvoll wie möglich herauszubringen. "Ich hab dich nicht darum gebeten, mich zu küssen. Bist doch selbst Schuld. Du müsstest dich sehen." "Schau dich selbst an." "Ich weiß wie ich aussehe, das ist nicht das erste Mal, dass ich in den Schlamm falle. Bei unseren Turnieren ist das eine wichtige Runde." "Ach, ersauft ihr euch dort gegenseitig, oder macht ihr einen Wettbewerb, wer dreckiger ist?" "Mann, bist du humorvoll." "Ich find's einfach nicht lustig! Wo soll ich jetzt neue Sachen herkriegen?" "Wer von uns ist hier die Frau?" Er sah sie böse an. "Pass auf, sonst wird gleich nicht nur Dreck in deinen Sachen kleben. Hast du schon mal gesehen, wie gut sich Blut mit Schlamm mischt?" Er ging mürrisch an ihr vorbei und kniete sich ins seichte Wasser um sich das Gesicht zu waschen. Das Wasser war angenehm kühl und rein. Plötzlich fuhr ihm eine Hand durchs Haar. "Ey, hör auf mir zu drohen, du machst mich neugierig." "Lass das!!!!" Seine Energie stieg explosionsartig an und seine Haare blichen aus und wurden blond. Das schien Amber nicht im Geringstem zu überraschen. "Oooohhh jetzt spielt er Glühwürmchen!!! Das kann ich auch!!!"

Er drehte seinen Kopf, wobei er dem Radius nach der Leistung der Eule fast nachkam. Amber sah angestrengt auf das Wasser hinaus. Dann färbten sich ihre Augen grün und ihre Haare wurden ebenfalls blond, doch standen sie nicht so ab, wie die des anderen. Vegeta schüttelte nur den Kopf und sagte mehr zu sich selbst als zu ihr. "Halbblüter. Ich bin bei meinem Volk nur einer der wenigen, die sich zu einem Super-Saiyajin verwandeln können." "Tja, in meinem bin ich die einzige!" "Schön für dich." Er wusch sich das Gesicht, bis es ganz sauber war, dann nahm er noch einmal Wasser in die hohle Hand und trank davon. Er trat einen Schritt zurück, setzte sich ans Ufer und beobachtete Amber. Ihm kam die Tatsache komisch vor, das sie dastand wie eine Statue und auf den dunklen See hinausstarrte. Kaum hatte er diesen Gedanken vollendet, trat sie ein paar Schritte zurück und stand so mit einigem Abstand zu ihm auf gleicher Höhe. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und ließ von einem Moment auf den anderen seine Energie wieder auf normal absinken. Als sie sich noch immer nicht regte, zog er seinen tropfnassen Handschuh aus und warf ihn nach ihr. Das Wurfgeschoss klatschte Amber mitten ins Gesicht. Völlig unvorbereitet wurde ihr Kopf zurückgerissen und fast wäre die Getroffene umgefallen, hätte sie sich nicht im letzten Moment aufgefangen. "WAS SOLL DENN DAS????!!!!" Wieder dieses Grinsen. "Verdammt noch mal, wie alt bist du eigentlich?! Benimm dich nicht wie ein Kleinkind, du Trottel!!" Mit ruhiger Stimme antwortete er. "Du brauchst dich nicht so aufzuregen. Ich wollte nur verhindern, dass du im Stehen einschläfst." "Ich wäre jetzt im Stande und würde dich umbringen!" Er grinste nur. "Dann tu's doch." Sie schüttelte den Kopf. "Ach verdammt noch mal, sieh endlich zu, dass du verschwindest!" "Jaja, schon gut."

Ende Part 4