Jäger des Todes
Die Herausforderung
Dies hier ist also der fünfte Teil meiner Geschichte. Hab mir gedacht, dass ich euch wieder eine Inhaltsangabe gebe. Eine gaaanz kurze, um euch das lesen nicht zu ersparen. Also: Dieser Teil schließt den Vorfall am See ab und zeigt deutlich das Verhältnis zwischen Amber und Vegeta auf. Nein, ich spreche nicht davon, dass sie etwas miteinander haben, falls ihr das denkt. Dann folgt eine Herausforderung, die mit grimmiger Entschlossenheit angenommen wird.
Part 5
Doch nicht er verschwand, sondern Amber machte Anstalten zu gehen. Sie war schon fast wieder mit den Schatten verschmolzen, als ihre Mordgedanken abrupt beendet wurden. Erst war nur ein unheimlich lautes Knacken zu hören, irgendetwas brach mit unglaublicher Geschwindigkeit durch das Unterholz. Amber schreckte zurück. Das Geräusch kam immer näher. Plötzlich stand Vegeta neben ihr, der so leise als habe er Angst, dass irgendjemand anders seine Stimme hörte, sagte:
"Was soll das sein? So langsam reichst mir mit eurem Planet. Überall Wald. Egal wer da kommt, der kann was erleben." "Ja, überall Wald und nicht nur wir leben bevölkern die Wälder, sondern auch schrecklichere Dinge, von denen kaum jemand etwas weiß."
Das Geräusch kam immer näher und man konnte die Schreckensrufe eines Tieres hören, das auf der Flucht vor irgendeinem Schrecknis nahezu besinnungslos vor Angst war. Dann war es heran. Eine ganze Rehherde kam mit donnernden Hufen und weit aufgerissenen Augen auf sie zugerast. Die Hufe der Tiere zerstampften das Ufer und kleine Steine flogen auf. Sie stießen immer wieder angsteinflößende Schreie aus und manchen troff sogar Schaum aus dem Maul. Amber stellte sich vor, wie sie wohl aussehen würde, wenn die Rehe sie nieder getrampelt hatten und wie lange sie dann im Bett liegen bleiben müsste, wenn sie die Verletzungen überlebte.
Das alles ließe sich leicht vermeiden, indem sie die Tiere tötete und sich dadurch rettete aber die Lehre der Jägerschaft verbot ein solch gravierendes Eingreifen in die Natur. Letztendlich hatte sie überhaupt gar kein Recht dazu, das Leben eines Tieres grundlos zu beenden, denn es lebte ebenso lang wie die Jäger in diesen Wäldern. Plötzlich spürte sie einen starken Arm um ihre Hüfte geschlungen und fühlte sich hoch gehoben. Verwirrt blickte sie zu Boden und stellte erschrocken fest, das sie mitten in der Luft schwebte. Vegeta beobachtete dagegen aufatmend die Rehherde, von der einige Tiere sogar ins Wasser gesprungen waren und an die andere Seite zu gelangen suchten. Der Rest rannte um den See herum, doch der Grund für die Panik war nirgends zu sehen. Noch immer schrien die Tiere wild durcheinander und mit ihren Knopfaugen starrten sie außer sich vor Angst umher. Eine Stimme erklang und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die zweite Person, die er in Händen hielt.
"Ey, lass mich runter!! Ich hab Höhenangst!!!" Er konnte sich ein Auflachen gerade noch verkneifen. "Was, du hast Höhenangst? Du bist doch die Erste, die auf irgendwelche Bäume klettern würde. Also stell dich nicht so an." Der beißende Spott in seiner Stimme blieb ihr in diesem Augenblick verborgen. "Du sagst es, wenn es um's Klettern geht. Da hab ich zumindest noch etwas unter den Füßen!! Ich hasse es, den Boden unter den Füßen zu verlieren!!!" "Na wenn du unbedingt willst..."
Amber stellte entsetzt fest, das er seinen Griff löste und sie plötzlich völlig schwerelos zu sein schien. Ein Blick nach unten und sie wusste, das dieser Fall das Letzte war, das sie erleben würde. Die Entfernung zum Boden betrug circa 1000 Meter und sie fiel schnell. Nach ungefähr 200 Metern begann Amber zu schreien und dies war so ziemlich das erste Mal, dass sie in Panik geriet. Ihre Stimme versagte und sie hoffte wirklich, das der Saiyajin sie auffangen würde, oder das sie ins Wasser fiel, aber der Aufprall würde bestimmt genauso unsanft sein wie der auf der festen Erde. Nach weiteren 500 Metern, der Boden war schon beängstigend nahe gekommen, stellte sie sich vor, wie es wohl war, dort unten aufzuschlagen. Allein schon die Vorstellung an das Aussehen ihres Körpers, wenn sie unten aufgeschlagen war, jagte ihr Angst ein. Wahrscheinlich fühlte sie sich dann vollkommen zerschmettert. Ihr war es unvorstellbar, wie es sich anfühlte wenn sämtliche Rippen, Arme und Beine gebrochen waren. Warum hatte sie diesem Saiyajin nur vertraut? Vertraut?
Nein, das hatte sie sicher nicht! Aber er war viel zu dicht an sie herangekommen.
Flehend schickte sie ein Stoßgebet an die Vorfahren ihres Volkes. Sie konnten sie doch nicht so sterben lassen. Bestimmt hielten sie noch eine glorreiche Zukunft für sie bereit oder irgendeine Aufgabe, sei es nur, Unruhe zu stiften oder ihr Leben lang die Bräuche zu studieren. Bräuche studieren... Bei dem Gedanken an diese langweilige Tätigkeit überlegte sie sich einen Moment, ob der Tod nicht doch besser war. Ein Leben inmitten irgendwelcher verstaubter Bücher würde sie sich ebenso verloren vorkommen wie ein Fisch auf dem Trockenem. Hoffentlich war sie zumindest sofort tot...
Plötzlich griff sie jemand unsanft unter den Achseln und ihr Fall wurde unterbrochen. Sie hing da wie ein Sack Kartoffeln und war unfähig, sich auch nur zu rühren. Ihr Retter flog sie zurück auf den Boden und als sie endlich wieder das feste Element unter den Füßen fühlte, kniete sie sich hin und krallte ihre Finger in die weiche Erde. Sie zitterte immer noch, als sie zu ihm aufsah.
"Das... war... nicht... lustig.... Ganz.... und... gar... nicht..." Erstaunlicherweise entschuldigte er sich. "Nun ja, ich konnte einfach nicht widerstehen. Als ich dich da trug und du gesagt hattest, ich sollte dich runter lassen..." "Mach das... nie... wieder" "Ja ja, keine Angst." Amber setzte sich auf den Hintern und sagte nachdenklich: "Komisch, dass die Rehe so in Panik geraten sind. Etwas außerordentlich Furchteinflößendes muss sie gejagt haben."
Kaum hatte sie dies ausgesprochen, ertönte abermals ein Schrei. So ohrenbetäubend, das sie zusammenfuhren. Amber seufzte und starrte umher. Man konnte ihr ansehen, dass sie den Überraschungen überdrüssig war und sie endlich schlafen gehen wollte. Das Schlagen riesiger Schwingen durchschnitt die nächtliche Stille und ein zweites Mal ertönte der Schrei. Amber sah nach oben. Dort, wo sich jetzt schon ein Schimmer des nächsten Tages zeigte, war ein riesiger Schatten, der rasch näher kam. Als es endlich so nahe war, dass man erkennen konnte was es war, stockte beiden der Atem. Es war ein uraltes Wesen, das schon seit Anbeginn der Zeit diesen Planet bewohnte und dessen Art einst den gesamten Planet besiedelt und beherrscht hatte. Nur wenig über diese Untiere war in den Überlieferungen der Norena verzeichnet und obwohl das Volk der Jäger die Vergangenheit hütete, waren die Drachen zu Legenden geworden.
In Ambers Kopf drang ein Bild eines Drachen an die Oberfläche ihres Bewusstseins und fasziniert stellte sie fest, dass dieses Tier furchteinflößender und wunderschöner war, als sie sich in ihren kühnsten Träume vorgestellt hatte. In einem der wenigen Bücher, die sie jemals gelesen hatte, wurde von einer Zeit berichtet, in der die Jäger sich vor den Drachen versteckten und manche wenige diese Tiere wie Götter verehrten. Doch nun waren diese Herrscher des Himmels und der Erde selten geworden und nur noch wenige wurden von den wachsamen Augen der Jäger erspäht. Umso verwunderter war die Jägerin, das sich eines dieser Tiere bis über den heiligen Wald traute und sich in der Morgendämmerung allen Geschöpfen offenbarte.
Dieses Exemplar war pechschwarz mit vier Gliedmaßen und scharlachroten Klauen, die mit einem einzigen Schlag verheerenden Schaden anrichten konnten. Über seinen Rücken zogen sich zackenförmige Stacheln, die bis zur Schwanzspitze reichten und sich dort gabelten. Seine Augen glühten feuerrot und als er das Maul öffnete, zeigte er seine nadelspitzen, dolchlangen Zähne, die im Morgengrauen blitzten. Amber starrte fasziniert auf dieses Untier.
"Siehst du seine Schwingen? Die Flügelspannweite ist gewaltig! Das müssen doch mindestens zwanzig Meter sein."
Als würde der Drache die beiden Gestalten am Ufer des Sees nicht bemerken, flog er immer tiefer und raste mit großer Geschwindigkeit über den See hinweg. An den Stellen, an denen der Drache mit den Flügeln schlug, spritzte Gischt auf. Binnen Sekunden hatte er das Wasser überquert. Noch Minuten nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, konnten die beiden das zersplittern von Holz und die Todesschreie mehrerer Rehe hören. Amber war sprachlos und starrte Löcher in die Luft, so, als könne sie ihn immer noch sehen. Langsam sagte sie:
"Unglaublich. Ich habe diese Tiere immer nur für Legenden gehalten." Vegeta schüttelte nur den Kopf und meinte: "Bei euch scheinen Legenden völlig der Wirklichkeit zu entsprechen. Alles ist erfüllt von Geheimnissen und Sagen, von eurer Vergangenheit, die immer noch hier in der Gegenwart zu bestehen scheint. Dieser Planet ist so anders als meiner und doch ist er irgendwie ähnlich. Wir haben nicht mehr solche Verbundenheit mit der Vergangenheit, fast niemand erinnert sich an unseren Ursprung." "Die Vergangenheit ist Bestandteil unserer Kultur. Wir behalten alles in Erinnerung, damit nichts in Vergessenheit geraten kann. Aber trotzdem werden besonders alte Dinge vergessen, wie dieser Drache." "Wir würden auf solch mächtige Tiere Jagd machen, bis es sie nicht mehr gibt. So etwas wäre eine viel zu große Bedrohung für unsere Existenz." "Es ist nicht überliefert, dass jemals eines dieser Tiere unser Volk angegriffen hätte. Aber lass uns jetzt gehen, ich bin müde." Er sah sie erstaunt an. "Wieso sollte ich mitgehen? Schlafen kannst du doch wohl allein." "Jep, natürlich. Aber ich möchte dich im Auge behalten, damit du nicht weiterhin so viel dummes Zeug anstellst." Sie sah ihn noch einmal an und wieder musste sie sich das Lachen verkneifen. "So kannst du auf keinen Fall zu den anderen. Eigentlich würde ich dir gönnen, dass sie sich über dich lustig machen, aber sie werden auch fragen wie du zu so viel Dreck gekommen bist." "Super und wo soll ich neue Sachen her kriegen?" "Ich geb dir welche von meinen." Verdutzt starrte er sie an. "Da bin ich ja mal gespannt." Amber lächelte ihn an. Bei dem Gedanken, dass sie ihm ihr schwarzes Kleid an den Leib materialisieren könnte, ließ sie fast abermals in einen Lachkrampf ausbrechen. Vegeta schien ihre Gedanken zu erraten. "Wehe. Wenn du das machst, kannst du was erleben." Sie winkte ab. "Nur das du's weißt, ich hab nicht solche Klamotten wie du anhast. Eher so was mit viel Schnitten und Nieten. Bei den Oberteilen wird's echt problematisch. Ich kann dir ja kein Top in die Hand drücken."
Sie dachte eine Weile angestrengt nach. "Ich hab's!!!" Sie deutete auf ihn, mit einem Ausdruck höchster Konzentration. Seine Klamotten verschwanden und an deren Stelle traten Sachen, die für Amber völlig untypisch war. Das Kleidungsstück bestand noch aus einem einzigen Teil, war nicht zerschnitten und hing ihm vor allem nicht unter dem Bauchnabel. Nur... ein Shirt oder etwas ähnliches blieb verschwunden. Einen kurzen Moment lang musterte sie seine Brust und den braungebrannten, muskelbepackten Bauch.
"Ja und weiter?" "Ich hätte da noch was Schwarzes, is aber ziemlich eng und ich weiß nicht, wie das bei dir aussehen würde." Ihr Blick verriet ernste Zweifel. Wenn dieser sehr auf sein Aussehen wertlegende Saiyajin plötzlich tuntig aussah, würde er sie lynchen. Wieder erriet er ihre Gedanken und versuchte sie auf seine Weise zu ermuntern. "Wenn du schon so was vorschlägst, dann mach es auch richtig. Ruck einfach was raus, das normal aussieht. Ich hab echt keine Lust plötzlich mit "Madame" angesprochen zu werden, also sei vorsichtig." Sie grinste ihn an. "Wenn du unbedingt willst..."
Dieser halb vollendet Satz klang eher so, als wüsste sie, das sie wider besseren Wissen einen großen Fehler machte. Sie streckte ihre rechte Hand mit der Innenseite nach oben vor und legte abermals diesen konzentrierten Gesichtsausdruck zu Tage. Nach wenigen Sekunden erschien ein Stück Stoff darin. Langsam schlenderte sie zu ihm hinüber und hielt ihm das Kleidungsstück hin.
"Hier."
Er griff danach und streifte es über. Verwundert stellte er fest, das er so aussah wie einer jener Gesetzesbrecher, die vor einem Tag die Bar auseinandergenommen hatten. Hoffentlich drehte ihm niemand einen Strick daraus und er würde Konsequenzen tragen müssen, die ihm eigentlich gar nicht gelten sollten. So blickte Vegeta, nun ebenfalls mit Zweifel im Blick, auf das Oberteil hinunter. Es war halb so schlimm als er gedacht hatte. Das Kleidungsstück war von nachtschwarzer Farbe und die Oberseite nahm ein täuschend echt aussehender Totenschädel ein. Aus dessen Augenhöhlen leuchtete ein unheimliches, rotes Licht und eine heimliche Drohung ging von dem Bildnis aus. So hauteng wie Amber gemeint hatte war es doch nicht und bis auf die abgeschnittenen Ärmel hielten sich die Fransen in Grenzen.
"Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt."
Er spürte einen Druck am rechten Oberschenkel und griff in die rechte Hosentasche. Allein schon die Beschaffenheit des Dinges darin sagte ihm, das es sich um eine Kette handelte, an der ein Anhänger befestigt war. Neugierig nahm er das Schmuckstück in Augenschein.
"Was ist das hier?"
Amber reagierte auf eine so seltsame Art, das er die Kette am liebsten wieder eingesteckt hätte und damit abgehauen wäre. Sie starrte nämlich entsetzt auf den Gegenstand in seiner Hand und riss es ihm gewaltsam aus den Fingern. Als sie seinen verständnislosen Gesichtsausdruck bemerkte, setzte sie zu einer halbherzigen Erklärung an:
"Das hatte ich wohl in der Hose vergessen." Er schüttelte den Kopf. "Was regst du dich so auf, is doch nur ne Kette." "Ach, vergiss es einfach. Gehen wir." Er sah sie noch etwas verwundert an, denn von ihren Klamotten troff immer noch Wasser gemischt mit Schlamm. Er räusperte sich. "Was ist mit dir?" "Was?" Sie starrte abwesend die Kette an. "Willst du dich nicht umziehen? Du siehst aus, als kämest du aus dem Schweinestall." "Oh... doch, doch."
Eine Geste, die wirkte, als wäre sie ganz woanders, ihre Sachen verschwanden und andere traten an deren Stelle. Sie ging weiter und starrte immer noch die Kette an. Irgendetwas schien sie sehr zu beschäftigen. Komischerweise bemerkte sie nicht, das sie durch ihre Nachlässigkeit vergessen hatte, den Knopf an ihrer Hose zu schließen. Das Kleidungsstück rutschte beständig in Richtung Hintern und als die Hälfte von Ambers Gesäß überwunden war, verließ die Hose endgültig ihren Platz und passierte die Kniekehlen bis zu den Zehen. Noch immer hatte Amber nichts bemerkt und ging weiter. In dem Augenblick, in dem sie über die Hose stolperte und ihr gewahr wurde, das sie halbnackt durch den Wald ging, war es bereits zu spät.
Alles ging so schnell, das ihr nicht einmal Zeit blieb sich auf den Aufprall vorzubereiten. Plötzlich fühlte sie sich abermals von einer starken Hand an ihrem Top festgehalten. Der locker gebundene Knoten öffnete sich durch das plötzlich auf ihm lastende Gewicht. Das riss sie wieder in die Wirklichkeit zurück.
"Willst du mich ausziehen, oder was?" "Natürlich, was denn sonst?"
Sie überhörte seinen spöttischen Tonfall in dem auch etwas Zustimmung mit schwang. Ein paar Sekunden lang stand sie bewegungslos da und versuchte ihren Körper wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Dann sah sie Vegeta vorwurfsvoll an. Was fiel ihm überhaupt ein, sie halb auszuziehen?!
"Los bind wieder zu."
Sie verlieh ihrer Stimme einen kalten Unterton und bückte sich nach der Hose, wobei sie verärgert unverständliche Worte grummelte. Der Saiyajin dagegen betrachtete ihren nackten Rücken. Er langte mit der Hand nach den beiden Schnüren doch er band sie nicht sofort zu. Seine Hand glitt ihre Wirbelsäule hinauf, jeden einzelnen Wirbel ertastend. Dort, wo seine Hand die Haut berührte, zuckte sie. Ungewollt dachte er eine Katze, die sich ebenso verhielt, wenn ihr Streicheleinheiten gerade lästig waren. Amber hob den Kopf und beherrschte sich, sich nicht umzudrehen und sein Leben zu beenden. Zweifellos hätte sie in solch einer Situation die Kraft dazu. Aber noch hielt sie das Bewusstsein an einen dann bevorstehenden Krieg zurück. Es hatte nichts damit zu tun, dass es einfach Vegeta war, der ihren Rücken entlangfuhr und zwar in einer sehr vertrauten Art und Weise. Es lag einfach daran, dass sie Männer bis jetzt immer nur als Mitkämpfer und Kameraden gesehen hatte und niemand hatte sie je so sanft berührt. Und es war ihr unangenehm oder zumindest fremd. Leise sagte sie:
"Hör schon auf damit. Mach den Knoten zu und fertig." "Stell dich doch nicht so an." "Du hast wohl immer noch nicht begriffen, dass ich nichts für dich fühle." "Du kennst dich selbst nicht. Wir Saiyajin können die Gefühlslage jemandes, der sich nicht unter Kontrolle hat, lesen." "Lass mich selbst darüber entscheiden."
Er grinste und machte sich daran, das Top zuzubinden. Ambers Abwesenheit blieb natürlich nicht unbemerkt da sie sich nun schon seit sieben Stunden nicht mehr hatte blicken lassen. Deshalb machte sich Jim auf den Weg. Er stapfte relativ schnell durch den Wald; wohlwissend wo der See lag und schlug den schnellsten Weg ein. Amber wusste nicht, das ihm der See bekannt war und um ihr zumindest ein paar ruhige Stunden zu gönnen verriet er auch keinem anderen etwas von der Wasserstelle. Er hörte schon nach zwei Minuten Stimmen und erkannte, dass Amber nicht allein war. Seltsamerweise klang die andere Stimme nach jemanden der eigentlich nichts bei ihr zu suchen hatte.
Deshalb dachte er sich schon, das er lieber warten sollte, bis die beiden von selbst wieder zurückkamen. Doch während er noch so überlegte, hatte er sie schon erreicht. Er blieb stehen und sah sich die Szene in Ruhe an, wobei er einmal leise nach Luft schnappte. Da stand doch tatsächlich Amber, die ihre Hose gerade hochzog und knapp hinter ihr dieser Saiyajin und er nestelte an dem Knoten ihres Oberteils herum. Eifersucht konnte man seine Gefühlslage nicht nennen und doch widersprach alles in ihm gegen die Vertrautheit der beiden. Warum wehrte Amber sich nicht? Um die Szene zu beenden trat er leise aus den Schatten und räusperte sich, wobei ihn Vegeta und Amber fast schon schuldbewusst ansahen. Aber ihre Unsicherheit wich binnen Sekunden Abweisen und Kälte. Staunend betrachtete er Vegeta, denn er kannte die Sachen die er trug.
"Wo hast du die her? Du hast doch vorher was ganz anderes getragen. Außerdem gehören die Amber." "Bist ja einer von der ganz schnellen Truppe." erwiderte der Prinz spöttisch. "Ich hab sie ihm gegeben, hast du was dagegen?" fuhr Amber ihn an. "Ey, was ist denn los mit dir?" "Was soll denn los sein? Ich finde es ganz toll, wenn mir diese Nervensäge nachschleicht und mich dann auch noch beim Baden beobachtet. Wusstest du überhaupt, das er ein verdammter Spanner ist? Ich kann nicht einmal für ein paar Stunden meine Ruhe haben, ohne diesen... ach für ihn gibt es keinen Ausdruck, unter die Augen zu kriegen." "Bin ich sein Babysitter, oder was?" "Natürlich nicht! Aber du hättest dafür sorgen können, dass ich zumindest beim Baden meine Ruhe habe." "Geh schlafen. Ich werde schon auf ihn aufpassen." Sie machte einen Schritt, blieb dann aber noch einmal stehen. "Was wolltest du eigentlich von mir?" "Ich habe nur befürchtet, dass du jetzt wieder mal den Alleingänger spielst und dich rächen willst." Sie sah ihn mit Entrüstung an. "So blöd bin ich ja wohl auch wieder nicht!" "Aber verdammt rachsüchtig und die Möglichkeiten hast du auch dazu." Sie sagte nichts darauf, denn sie wusste ganz genau, dass er sie besser kannte als irgendjemand sonst. Sie nickte den beiden zu und verschwand abermals auf ihrem Baum. Zurück ließ sie die beiden Männer, einer davon musterte den anderen ziemlich erstaunt. "Sie hat dir keine reingehauen?" eröffnete Jim. "Willst du mich ausfragen, oder was?" erwiderte Vegeta.
Nun war sein Stolz wirklich angekratzt, denn er hasste es, wie ein Kleinkind behandelt zu werden. "Du kannst das nicht wissen, aber es ist schon seltsam, dass sie dir nicht sämtliche Finger gebrochen hat." Etwas völlig ungewohntes in ihm siegte: Die Neugierde. Eine Eigenschaft, die sich bei ihm eigentlich immer in Grenzen gehalten hatte. Aber letztendlich würde er diesen Planet bald verlassen und dann nach Jahren als König zurückkehren. Es machte nichts, mit diesen Jägern würde er nichts mehr zu tun haben. "Du kannst mir doch nicht erzählen, dass sie noch keinen an sich rangelassen hat?" "Keiner ist stärker als sie." Diese Begründung klang irgendwie banal. Sie machten sich auf den Weg zurück zur Lichtung. Der Prinz wirkte kurzzeitig amüsiert. "Auch eine Methode, sich seine Männer auszusuchen." Jim nickte. "Sie erzählte mir, dass sie es nicht riskieren wollte einen Mann zu nehmen, der schwächer ist als sie, da er sicher mit in Schlachten kämpfen würde." "Das ist doch wohl klar. Nichts und niemand könnte sie davon abhalten, zu kämpfen." "Nein, du verstehst nicht. Sie möchte nicht ein zweites Mal einen großen Verlust erleiden. Sie möchte nicht in den Kämpfen ständig Angst um ihn haben. Jeder, der sich an sie ranmacht, liegt mindestens acht Tage im Bett." "Bist du ihr Psychiater, oder was? Du kannst mir doch nicht sagen, dass sie dir das alles erzählt hat?"
Mittlerweile hatten sie die Lichtung erreicht; Jim lud den Prinz dazu ein, mit ans Feuer zu gehen und sich mit den anderen zu unterhalten. Er schüttelte nur den Kopf und setzte sich allein an einen abgelegenen Baum. Dort dachte er nach. Was hatte es mit dieser Kette auf sich? Warum war Amber nach deren auffinden so zerstreut gewesen? Sie war wirklich die sturste und rätselhafteste Frau, die er je kennengelernt hatte und die stärkste obendrein. Endlich wurde es Morgen, doch kein einziger Vogel erhob seine Stimme, um den neuen Tag zu begrüßen. Drückende Stille. Doch auf solche Dinge achtete keiner der Krieger mehr. Sie fühlten sich allesamt so stark, dass sie sich gegen jeden Feind erhaben fühlten. Alle waren schon auf den Beinen, nur eine nicht. Sie schlief immer noch auf dem Baum und es war nicht abzusehen, wann sie aufwachen würde. Unter den Männern herrschte Aufbruchsstimmung. Sie wollten einfach nicht mehr ständig rumsitzen.
Hier war nicht einmal mehr Zeit für eine richtige Schlägerei, an der mehrere beteiligt sind. Außerdem fehlte ihnen die Bewegung. Wenn sie in der Stadt weilten, verging kein Tag, ohne das nicht irgendetwas geschah. Deshalb brachen hier und da Unruhen aus, die aber allesamt nicht eskalierten, sondern ziemlich schnell wieder verebbten. Die Sonne stand nun schon sechs Stunden am Himmel und Amber hätte gerne noch viel länger geschlafen, aber sie wurde unsanft von einem geflügeltem Wesen geweckt. Ein großer, königlicher Adler flog um ihren Freisitz herum, schrie hin und wieder und hackte sogar mit dem Schnabel nach ihrem Ohr. Mit einem Fauchen riss sie die Augen auf, fast wäre sie vom Baum gefallen. Der Vogel ließ sich am Astende nieder und starrte sie an. Amber verwandelte sich zurück und streckte den Arm aus.
Der Adler kam herangeflogen und übermittelte ihr eine Nachricht.
"Die wievielte Bar war das jetzt schon? Mindestens die fünfte. Dazu kommt ja noch die Verwüstung auf dem Marktplatz. Wenn du weiter so machst, wirst du bald merken, dass du so den Thron nicht besteigen kannst. Der Prinz der Saiyajin ist ebenfalls verschwunden, der ist sicher bei euch, also erzähl mir nichts. Ach, was schimpfe ich dich eigentlich, du hörst doch sowieso nicht auf mich. Jedenfalls hat mir einer von Prions Gruppe eine Herausforderung für deine Leute gegeben. Eigentlich würde ich sie nicht an dich weitergeben aber er sagte, dass du wahrscheinlich sowieso absagen würdest, weil du ein Feigling bist. Du sollst heute Abend schon in der Arena sein und zwar mit 13 Mann. Es gibt keine Regeln, das ist doch genau das Richtige für euch. Wenn ich du wäre, würde ich Orion nicht mitkämpfen lassen. Ich hab von seiner Verletzung gehört. Lass bloß die Finger von dem Auge, als Heilerin bist du ein hoffnungsloser Fall. Aber das weißt du selbst. Ach und bevor ich es vergesse, das KBSGA hat den Haftbefehl eingestellt. Nun ja, ihr werdet nicht mehr gesucht, da Prion die Streiterei angefangen hat. Also sieh zu, dass du nichts mehr anstellst."
Amber lächelte über die Nachricht und streichelte dem Adler sanft über den Kopf. Der schloss die Augen und ließ es sich gefallen. Sie sah ihn doch mit gemischten Gefühlen an. Er war seltsam schlau und schien alles zu verstehen, manchmal zeigte er sogar Missbilligung über ihr Verhalten. Und jetzt brauchte sie seinen Dienst. So übermittelte sie ihm folgende Nachricht, die für ihre Mutter bestimmt war.
"Du hast Recht. Irgendwie kennst du mich viel zu gut. Aber ich danke dir dafür, dass du an uns gedacht hast. Und ja, der Prinz ist bei uns. Echt ein seltsamer Kerl. Sorg dafür, dass das Stadion voll ist, alle sollen von Prions Niederlage erfahren. Er wird mir diese Worte noch bezahlen. Wir sehen uns dann also heute noch." Sie streichelte den Adler noch einmal und er übermittelte ihr das erste Mal, seit sie ihn kannte, seine Gedanken. "Ein seltsamer Kerl? Ja, du hast recht. Aber nicht schlimmer als du. Lass dich bloß nicht mit ihm ein, sonst wirst du den Thron immer nur von unten sehen."
Sie starrte ihn argwöhnisch an.
"Was sind denn das für Sitten? Jetzt werde ich auch noch von einem Vogel erzogen. Ist ja schrecklich. Lass mich meine Fehler machen, außerdem werde ich mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und jetzt bringe ihr die Nachricht."
Der Adler stieß sich ab und gab noch einmal seinen Schrei von sich, der durch Mark und Bein fuhr. Endlich war er verschwunden. Amber verließ ihren Baum auf eine unbeholfene Art und Weise. Da sie ihre andere Gestalt wieder angenommen hatte, bewegte sie sich unsicher im Geäst und mehrere Male geriet sie beinahe aus dem Gleichgewicht. Doch in ihrem Blick zeigte sich keine Spur Unsicherheit oder Angst, denn so schlecht konnte sie gar nicht klettern. Aber trotzdem kam sie nicht umhin erleichtert aufzuatmen, als sie den Boden erreichte. Unten warteten die restlichen 20 Mann und sahen sie erwartungsvoll an. Keinem war entgangen, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. "Okay Jungs, ihr seid erlöst. Wir haben eine Herausforderung.
Allgemeine ausgelassene Stimmung begrüßte diese Botschaft. "Jo, wer will sich an uns die Zähne ausbeißen?" fragte Ryan, ein draufgängerischer Krieger mit kaum 22 Jahren. "Dreimal darfst du raten. Die Killer wollen eine Revanche." Der Bandennahme Killer ließ ihn sofort auf eine Person schließen. "Prion? So ein Arsch. Die hatten doch eine haushohe Niederlage in der Bar." "Natürlich. Aber sie hoffen darauf, dass wir geschwächt sind. Also ab nach Hause und leert eure Waffenschränke." Einige standen bereits auf und rieben sich die müden Glieder. "Es gibt keine Regeln." fügte sie hinzu. "Dann können wir mit dem Schlachtfeld rechnen." schloss Ryan.
Er hatte eine draufgängerische Art, mit der er jede Frau in Bann schlug. Er überragte Amber um zwei Köpfe, was bei ihrer Körpergröße nicht schwer schien. Sein Körperbau war geschmeidig und doch stark. Er war ein unentbehrliches Mitglied in ihrer Jagdgemeinschaft und seine rote Mähne war ebenso berüchtigt wie seine gnadenlosen Faustschläge. Amber glaubte einen Anflug von Angst herauszuhören und munterte die anderen auf.
"Ist doch lustig. Weite Ebene, felsig, viel Platz für einen Hinterhalt. 12 von euch müssen mitkämpfen. Macht das unter euch aus. Und ja keine Schlägereien. Das wird friedlich gelöst, sonst haben wir den Salat und sind zu wenige." "Du würdest doch sowieso für fünf kämpfen, wenn du müsstest." Sie lächelte offen und sah sich überrascht um. Nirgends war ein spitzer Haarschopf zu erkennen. An Jim richtete sie ihre Gedanken. "Wo ist Vegeta?"
Jim wurde mitten in einem Gespräch unterbrochen und starrte verwundert um sich. Amber stand 10 Meter von ihm entfernt und schickte ihre Gedanken in seinen Kopf. Dann setzte er ein seltsames Lächeln auf und antwortete auf demselben Wege. "Machst dir Sorgen um ihn, was?" "Natürlich." gab sie sarkastisch zurück. "Wo is er hin?" "Ich sagte dir schon einmal, dass ich nicht sein Babysitter bin." erinnerte Jim. Als in Ambers Augen ein kurzes gefährliches Aufleuchten zu erkennen war, fuhr er fort. "Na ja... Keine Ahnung. Der ist heute Morgen gegangen, wollte einfach seine Ruhe. Ein echter Einzelgänger." Die Nachricht machte Amber nicht besonders betroffen. "Hoffentlich hält er sich von dem Turnier fern." Jim sah mittlerweile mit einer Mischung aus Überraschung und Belustigung zu ihr hinüber. "Was hat der denn angestellt, dass du dich so über ihn freust?" "Ach nichts. Ich mache mich dann mal auf den Weg, muss meine Reflexe ein wenig auf Vordermann bringen."
Er nickte nur in ihre Richtung und unterhielt sich weiter mit seinem Gegenüber. Die Lichtung lag nun fast verlassen da, denn die meisten waren sofort aufgebrochen um endlich wieder den Wald hinter sich lassen zu können, denn das Jagen war ihnen auf Dauer einfach zu unergiebig. Obwohl die Nahrungsversorgung so gut wie sicher war, da es weitläufige Schutzzonen gab, in welchen sich ihre Beutetiere vermehrten und sich die Krieger ihre Nahrung selbst fangen mussten, wollten sie nicht die ganze Zeit über im Wald leben. Insgeheim wollte Amber vor dem Kampf noch einmal alle ihre Kräfte mobilisieren, denn sie wollte nicht getötet werden. Obwohl es kein Tod auf Dauer war.
Das galt natürlich nur für das Stadion. Es war ein riesiges, ovales Gebäude, den römischen Amphitheatern gleich. Es erhob sich mitten auf einer weiten, grünen Wiese und die weiße Gebäudefarbe stach schon von weitem in die Augen. Die Größe war nicht für den Kampf selbst entscheidend sonder nur für die Fassungszahl an Zuschauern interessant. Das Herzstück des Stadions lag meterweit unter dem Boden, es war ein Gebilde von mehreren silbern bis schwarz schimmernden Steinen, die beim Aktivieren einen großen Energieausstoß hatten.
Durch diesen Energieausstoß konnten die Kämpfer auf einen anderen Kampfplatz geschickt werden, wo dieser lag war allerdings stets fraglich. Man wusste zwar, wie man die Steine einstellen musste, um zum gewünschten Ort zu kommen aber größtenteils lag er nicht auf einem bekannten Platz dieses Planeten. Der Schauplatz wurde von der restlichen Welt abgeschirmt und alles Leben erlosch, bis der Kampf vorbei war. Alle Verletzungen waren real, Schmerz spürte man tatsächlich in seiner ganzen Intensivität und sterben konnte man natürlich auch.
Diese Zustände hielten so lange an, bis ein Team je nach den Regeln bis auf eine bestimmte Zahl an Überlebenden geschrumpft war. Meist waren die Schlachten doppelt so hart als irgendwo sonst. Es gab genug Platz für Hinterhalte und es kam nicht selten vor, dass die Kämpfer zerstreut auf dem Austragungsort ankamen. Durch die Gewissheit, dass die Wunden nur für diese Runde zählten, waren die Kämpfe rücksichtslos und äußerst brutal. Und das machte das Ganze erst reizvoll. So trat sie aus dem Wald heraus und erwartete doch eine Attacke des KBSGA.
Die vielen schmerzhaften Erfahrungen hatten sie misstrauisch gemacht und doch täuschte sie sich. Ganz im Gegenteil begegnete ihr niemand auf ihrem Weg ins Stadion. Es lag abgelegen, vor vielen Jahren hatte es einmal mitten in der Stadt gelegen, doch die Fans der verschiedenen Kämpfertruppen waren so hingerissen gewesen, dass sie ihren Mannschaften nacheiferten und eine so große Prügelei anzettelten, bei der mindestens zwölf umkamen. Ferner wurden ein paar Gebäude zerstört.
Die Besitzer waren so außer sich gewesen, das sie den randalierenden Fans entgegentraten. Die Schlägerei uferte immer mehr aus und ganze Häuserblöcke bekriegten sich gegenseitig. Viele Bewohner hatten das wohl als Möglichkeit gesehen, ihre Nachbarn einmal auf ihre Unbeliebtheit hinzuweisen. Nach einigen Tagen war die Lage immer noch nicht entspannter. Erst nachdem die besten und ergebensten Krieger der Königin ausgerückt waren, um wieder Frieden einkehren zu lassen, beruhigte sich die Stadt wieder.
Über diese Ereignisse sprach die Jungend heute noch und viele träumten von dieser Zeit.
Über all dies dachte sie nach, als sie die Straße zum Stadion entlangschritt. Die Straße war wie ausgestorben, es herrschte hier nur Hochbetrieb, wenn ein Kampf anstand. Sie betrat das Stadion und wandte sich sofort dem Weg zu, der in die Arena selbst führte. Wieder hatte sie dieses beklemmende Gefühl, das jedoch immer verschwand, wenn der Kampf begann. Nur ab und zu wurde das Stadion von Kriegern betreten, die dort Übungskämpfe austrugen.
Die Kämpfe wurden in der Arena selbst und nicht auf einem anderen Schauplatz ausgetragen, denn jeder Platz hatte seine eigenen Tücken. Vor Einführung dieser Regel waren einige unerfahrene Krieger umgekommen, da sie die Gefahren nicht hatten meistern können und sich dann nie mehr auf solch einen Schauplatz getraut hatten. Dies kostete unzählige an guten Kriegern, die alle große Erfolge für die großen Manschaften versprochen hatten.
Der Boden war mit Sand ausgestreut und nirgends konnte man auch nur die kleinste Unregelmäßigkeit erkennen. Den Kindern erzählte man die Schauergeschichte, das einmal jemand in dieser Arena umgekommen war und er dazu verdammt war, auf ewig den Sand so regelmäßig auszustreuen. Wer allerdings ursprünglich auf eine solch absurde Idee gekommen war, wusste heutzutage niemand mehr.
Amber stapfte bis in die Mitte der Arena, drehte sich noch einmal um und musterte die Zuschauerränge. In 10 Stunden würden sie voll besetzt sein, wenn sie sich auf ihre Mutter verlassen konnte. Die Kriegerin setzte sich mitten in den Staub der Arena und schloss die Augen, um sich die Möglichkeit zu geben, alle ihre Kräfte zu entfalten.
Alles war schwarz vor ihrem geistigen Auge. Angestrengt zog sie ihre Augenbrauen zusammen und konzentrierte sich. Wie um sie zum Weitermachen zu überreden kam wie aus dem Nichts ein Windstoß auf und wirbelte den Sand umher. Der Wind beschrieb einen sich ständig rotierenden Kreis. Der Staub drehte sich immer schneller um die kleine Gestalt in seiner Mitte. Eiskalte Hände schienen über Ambers Haut zu tasten aber sie rührte sich nicht. Drückende Stille herrschte trotz der starken Luftbewegung und wie ein Leichentuch senkte sich die Dunkelheit herab. Feine Blitze durchschnitten das gestaltgewordene Dunkel und verpufften nach Minuten in Bodennähe. Aus dem Körper der Jägerin sprossen die Strahlen aus Energie wie abstrakte Pflanzen. Die Luft knisterte von der statischen Spannung reinster Energie, die noch in der Stadt für besonders feinfühlige Krieger zu registrieren war. Dort hoben jene Krieger die Köpfe und starrten in den Himmel. Wem gehörte diese unglaubliche Kraft? Als die Spannung fast unerträglich wurde, schlug Amber mit einer plötzlichen Bewegung die Augen auf. Sie sprühten Funken und waren von einem wilden Leuchten erfüllt. Der Sturm hörte augenblicklich auf und der Staub, plötzlich der auftreibenden Kraft beraubt, fiel zu Boden, doch überall dort wo er auf Amber traf, verpuffte er. Aber noch war diese hohe Stufe der Energie nicht genug für Amber und so schrie sie ihre angestauten Aggressionen aus sich heraus. All ihre Muskeln spannten sich bis zur Unerträglichkeit und entfalteten das Maximum an Kraft. Blondes Haar wehte im Strom der mächtigsten Aura, die jemals in dieser Arena entfesselt worden war. Mit einer energischen Bewegung ließ sie das Geschenk ihres Vaters in ihrer rechten Hand materialisieren. Sie schwang die Waffe mit großer Sicherheit und durchschnitt die Luft. Einhändig führte sie die kompliziertesten Schläge aus. Bei jedem Streich stieß sie einen angsteinflößenden Schrei aus. Schweißperlen liefen über ihre Stirn, denn das ganze kostete sie unglaublich viel Energie. Dies war einer der Gründe warum sie so gut wie nie bis auf diese Grenze vorgedrungen war und absolut niemand wusste von ihren großen Kräften. Niemand sonst hatte jemals ihre Kräfte im Kampf kennengelernt und auch wenn sie es nicht wussten, konnten sie froh darum sein. Ein solch hohes Energieneveau konnte bei mangelnder Kontrolle auch unbeabsichtigt verheerenden Schaden anrichten.
Vegeta hielt mitten im Streitgespräch mit seinem Vater inne, wie es so gut wie jeder der Saiyajin im Lager tat. Eine einfach überwältigende Energie strömte aus Richtung der Stadt herüber.
"Das ist sie." sagte der Prinz frustriert. Er stritt sich seit Tagesanbruch mit seinem Vater, er war nicht sehr begeistert davon gewesen, dass sich sein Sohn in den Wald zurückgezogen hatte und nicht der Strafe ins Auge gesehen hatte. Vegeta dagegen hatte schon längst die Beherrschung verloren und war kurz davor, seinen Vater einfach anzugreifen. Diese Autoritätsnummer zog bei ihm schon lange nicht mehr und jedes Wort, das sein Vater an seinen Unternehmungen kritisierte, wurde nicht selten mit Respektlosigkeit gedankt. Und man konnte dem Prinz ansehen, dass er sich viel lieber mit dieser Kraft messen wollte, anstatt hier herumzustehen. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich doch nur etwas gerächt habe?!" sagte er fast schon verzweifelt. Sogar er, der größte Draufgänger auf seinem Heimatplanet, musste sich der Übermacht der Eltern am Ende doch beugen. "Es geht einfach darum, dass DU DORT NICHTS zu suchen hattest. Was Amber macht, ist mir total egal. Für unsere Familie gehört sich das nicht." "Ich will meinen Spaß haben und von dir sagen lass ich mir auch nichts. Wenn du mich einsperren möchtest, werde ich mir eben Raum verschaffen." "Meinetwegen, mach was du willst, aber sorg dafür, dass du nicht noch einmal unsere Ehre durch den Dreck ziehst, sonst kannst du was erleben. Und jetzt sieh zu, dass du verschwindest."
Eigentlich wäre er am liebsten stehen geblieben und seinem Vater einmal richtig die Meinung gesagt, aber letzendlich war er es doch leid. Deshalb machte er sich so schnell wie möglich aus dem Staub und verzog sich in sein Quartier. Eine Stunde bevor der Kampf beginnen sollte, kamen die Teilnehmer der herausgeforderten Gruppe ins Stadion. Geschlossen gingen sie in die Räumlichkeiten, die für die Vorbereitung bestimmt waren. Wie zu erwarten war, wollte Orion nicht mitkämpfen, obwohl er ebenfalls dort war. Auf diese Nachricht reagierten so gut wie alle ziemlich geschockt. Denn mit ihm waren sie genau 13.
"Hättest du das nicht früher sagen können? Jetzt können wir in Unterzahl gegen die Killer antreten." Ryan schrie fast auf ihn ein. "Wenn wir verlieren, hast du das zu verantworten." "Keiner hat mich gefragt, ob ich mitkämpfen möchte!!"verteidigte sich Orion. "Natürlich nicht, aber wir haben das für sicher gehalten! Wer konnte schon wissen, dass du wegen einer blöden Verletzung nicht mitmachst?!" "Hört schon auf damit, das bringt jetzt auch nichts mehr. Er wird später dafür zahlen. Aber zuerst zeigen wir den Killern erst einmal wie man jemanden wirklich umbringt."
Zustimmendes Gemurmel antwortete Mike. "Machen wir uns fertig. Am besten nehmt ihr die Bänder mit den Splittern."
Wieder zustimmendes Nicken. Jim öffnete eine Truhe und nahm sich zwei Lederbänder mit messerscharfen Widerhaken an der Oberseite der Finger und an der Handfläche. Amber stand immer noch ganz hinten und sah ihnen stumm zu. In der linken Hand hielt sie ihr Schwert, einen Fuß hatte sie an die Wand gestellt, sodass das Schwert ebenfalls auf dem Knie lag und mit der Rechten schliff sie die Klinge. Sorgfältig striff sie mit dem Stein über den mattglänzenden Stahl. Sie würden so keine Chance haben. Normalerweise kam es auf einen mehr oder weniger nicht an, aber bei diesen Gegnern...
"Ey, Amber, was ist los mit dir?" Sie sah auf und schenkte Bred einen allessagenden Blick. Darüber schüttelte er nur den Kopf und reichte ihr die Riemen. Missmutig legte sie den Stein weg und griff danach. Mit schon eingeübter Routine wickelte sie die Riemen straff um ihre Hände, hinauf bis zum Handgelenk, wo sie sie mit einem festen Knoten zuband. Sie schlug die Fäuste zusammen um zu prüfen, ob die Riemen fest genug um die Hände gebunden waren. Sie nickte zufrieden. Der Raum war gefüllt mit stark bewaffneten Männern, die alle keine Skrupel hatten, ihre Mordwerkzeuge einzusetzen. Der Großteil trug Schwerter mit sich, doch es gab auch Äxte und Lanzen in allen Variationen. Jeder führte mehrere Dolche mit sich und einige auch ein paar Wurfsterne. Von draußen ertönte ein tiefer Gongschlag. Es war das Signal für die Kämpfer, in die Arena zu kommen.
Ende Part 5
Die Herausforderung
Dies hier ist also der fünfte Teil meiner Geschichte. Hab mir gedacht, dass ich euch wieder eine Inhaltsangabe gebe. Eine gaaanz kurze, um euch das lesen nicht zu ersparen. Also: Dieser Teil schließt den Vorfall am See ab und zeigt deutlich das Verhältnis zwischen Amber und Vegeta auf. Nein, ich spreche nicht davon, dass sie etwas miteinander haben, falls ihr das denkt. Dann folgt eine Herausforderung, die mit grimmiger Entschlossenheit angenommen wird.
Part 5
Doch nicht er verschwand, sondern Amber machte Anstalten zu gehen. Sie war schon fast wieder mit den Schatten verschmolzen, als ihre Mordgedanken abrupt beendet wurden. Erst war nur ein unheimlich lautes Knacken zu hören, irgendetwas brach mit unglaublicher Geschwindigkeit durch das Unterholz. Amber schreckte zurück. Das Geräusch kam immer näher. Plötzlich stand Vegeta neben ihr, der so leise als habe er Angst, dass irgendjemand anders seine Stimme hörte, sagte:
"Was soll das sein? So langsam reichst mir mit eurem Planet. Überall Wald. Egal wer da kommt, der kann was erleben." "Ja, überall Wald und nicht nur wir leben bevölkern die Wälder, sondern auch schrecklichere Dinge, von denen kaum jemand etwas weiß."
Das Geräusch kam immer näher und man konnte die Schreckensrufe eines Tieres hören, das auf der Flucht vor irgendeinem Schrecknis nahezu besinnungslos vor Angst war. Dann war es heran. Eine ganze Rehherde kam mit donnernden Hufen und weit aufgerissenen Augen auf sie zugerast. Die Hufe der Tiere zerstampften das Ufer und kleine Steine flogen auf. Sie stießen immer wieder angsteinflößende Schreie aus und manchen troff sogar Schaum aus dem Maul. Amber stellte sich vor, wie sie wohl aussehen würde, wenn die Rehe sie nieder getrampelt hatten und wie lange sie dann im Bett liegen bleiben müsste, wenn sie die Verletzungen überlebte.
Das alles ließe sich leicht vermeiden, indem sie die Tiere tötete und sich dadurch rettete aber die Lehre der Jägerschaft verbot ein solch gravierendes Eingreifen in die Natur. Letztendlich hatte sie überhaupt gar kein Recht dazu, das Leben eines Tieres grundlos zu beenden, denn es lebte ebenso lang wie die Jäger in diesen Wäldern. Plötzlich spürte sie einen starken Arm um ihre Hüfte geschlungen und fühlte sich hoch gehoben. Verwirrt blickte sie zu Boden und stellte erschrocken fest, das sie mitten in der Luft schwebte. Vegeta beobachtete dagegen aufatmend die Rehherde, von der einige Tiere sogar ins Wasser gesprungen waren und an die andere Seite zu gelangen suchten. Der Rest rannte um den See herum, doch der Grund für die Panik war nirgends zu sehen. Noch immer schrien die Tiere wild durcheinander und mit ihren Knopfaugen starrten sie außer sich vor Angst umher. Eine Stimme erklang und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die zweite Person, die er in Händen hielt.
"Ey, lass mich runter!! Ich hab Höhenangst!!!" Er konnte sich ein Auflachen gerade noch verkneifen. "Was, du hast Höhenangst? Du bist doch die Erste, die auf irgendwelche Bäume klettern würde. Also stell dich nicht so an." Der beißende Spott in seiner Stimme blieb ihr in diesem Augenblick verborgen. "Du sagst es, wenn es um's Klettern geht. Da hab ich zumindest noch etwas unter den Füßen!! Ich hasse es, den Boden unter den Füßen zu verlieren!!!" "Na wenn du unbedingt willst..."
Amber stellte entsetzt fest, das er seinen Griff löste und sie plötzlich völlig schwerelos zu sein schien. Ein Blick nach unten und sie wusste, das dieser Fall das Letzte war, das sie erleben würde. Die Entfernung zum Boden betrug circa 1000 Meter und sie fiel schnell. Nach ungefähr 200 Metern begann Amber zu schreien und dies war so ziemlich das erste Mal, dass sie in Panik geriet. Ihre Stimme versagte und sie hoffte wirklich, das der Saiyajin sie auffangen würde, oder das sie ins Wasser fiel, aber der Aufprall würde bestimmt genauso unsanft sein wie der auf der festen Erde. Nach weiteren 500 Metern, der Boden war schon beängstigend nahe gekommen, stellte sie sich vor, wie es wohl war, dort unten aufzuschlagen. Allein schon die Vorstellung an das Aussehen ihres Körpers, wenn sie unten aufgeschlagen war, jagte ihr Angst ein. Wahrscheinlich fühlte sie sich dann vollkommen zerschmettert. Ihr war es unvorstellbar, wie es sich anfühlte wenn sämtliche Rippen, Arme und Beine gebrochen waren. Warum hatte sie diesem Saiyajin nur vertraut? Vertraut?
Nein, das hatte sie sicher nicht! Aber er war viel zu dicht an sie herangekommen.
Flehend schickte sie ein Stoßgebet an die Vorfahren ihres Volkes. Sie konnten sie doch nicht so sterben lassen. Bestimmt hielten sie noch eine glorreiche Zukunft für sie bereit oder irgendeine Aufgabe, sei es nur, Unruhe zu stiften oder ihr Leben lang die Bräuche zu studieren. Bräuche studieren... Bei dem Gedanken an diese langweilige Tätigkeit überlegte sie sich einen Moment, ob der Tod nicht doch besser war. Ein Leben inmitten irgendwelcher verstaubter Bücher würde sie sich ebenso verloren vorkommen wie ein Fisch auf dem Trockenem. Hoffentlich war sie zumindest sofort tot...
Plötzlich griff sie jemand unsanft unter den Achseln und ihr Fall wurde unterbrochen. Sie hing da wie ein Sack Kartoffeln und war unfähig, sich auch nur zu rühren. Ihr Retter flog sie zurück auf den Boden und als sie endlich wieder das feste Element unter den Füßen fühlte, kniete sie sich hin und krallte ihre Finger in die weiche Erde. Sie zitterte immer noch, als sie zu ihm aufsah.
"Das... war... nicht... lustig.... Ganz.... und... gar... nicht..." Erstaunlicherweise entschuldigte er sich. "Nun ja, ich konnte einfach nicht widerstehen. Als ich dich da trug und du gesagt hattest, ich sollte dich runter lassen..." "Mach das... nie... wieder" "Ja ja, keine Angst." Amber setzte sich auf den Hintern und sagte nachdenklich: "Komisch, dass die Rehe so in Panik geraten sind. Etwas außerordentlich Furchteinflößendes muss sie gejagt haben."
Kaum hatte sie dies ausgesprochen, ertönte abermals ein Schrei. So ohrenbetäubend, das sie zusammenfuhren. Amber seufzte und starrte umher. Man konnte ihr ansehen, dass sie den Überraschungen überdrüssig war und sie endlich schlafen gehen wollte. Das Schlagen riesiger Schwingen durchschnitt die nächtliche Stille und ein zweites Mal ertönte der Schrei. Amber sah nach oben. Dort, wo sich jetzt schon ein Schimmer des nächsten Tages zeigte, war ein riesiger Schatten, der rasch näher kam. Als es endlich so nahe war, dass man erkennen konnte was es war, stockte beiden der Atem. Es war ein uraltes Wesen, das schon seit Anbeginn der Zeit diesen Planet bewohnte und dessen Art einst den gesamten Planet besiedelt und beherrscht hatte. Nur wenig über diese Untiere war in den Überlieferungen der Norena verzeichnet und obwohl das Volk der Jäger die Vergangenheit hütete, waren die Drachen zu Legenden geworden.
In Ambers Kopf drang ein Bild eines Drachen an die Oberfläche ihres Bewusstseins und fasziniert stellte sie fest, dass dieses Tier furchteinflößender und wunderschöner war, als sie sich in ihren kühnsten Träume vorgestellt hatte. In einem der wenigen Bücher, die sie jemals gelesen hatte, wurde von einer Zeit berichtet, in der die Jäger sich vor den Drachen versteckten und manche wenige diese Tiere wie Götter verehrten. Doch nun waren diese Herrscher des Himmels und der Erde selten geworden und nur noch wenige wurden von den wachsamen Augen der Jäger erspäht. Umso verwunderter war die Jägerin, das sich eines dieser Tiere bis über den heiligen Wald traute und sich in der Morgendämmerung allen Geschöpfen offenbarte.
Dieses Exemplar war pechschwarz mit vier Gliedmaßen und scharlachroten Klauen, die mit einem einzigen Schlag verheerenden Schaden anrichten konnten. Über seinen Rücken zogen sich zackenförmige Stacheln, die bis zur Schwanzspitze reichten und sich dort gabelten. Seine Augen glühten feuerrot und als er das Maul öffnete, zeigte er seine nadelspitzen, dolchlangen Zähne, die im Morgengrauen blitzten. Amber starrte fasziniert auf dieses Untier.
"Siehst du seine Schwingen? Die Flügelspannweite ist gewaltig! Das müssen doch mindestens zwanzig Meter sein."
Als würde der Drache die beiden Gestalten am Ufer des Sees nicht bemerken, flog er immer tiefer und raste mit großer Geschwindigkeit über den See hinweg. An den Stellen, an denen der Drache mit den Flügeln schlug, spritzte Gischt auf. Binnen Sekunden hatte er das Wasser überquert. Noch Minuten nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, konnten die beiden das zersplittern von Holz und die Todesschreie mehrerer Rehe hören. Amber war sprachlos und starrte Löcher in die Luft, so, als könne sie ihn immer noch sehen. Langsam sagte sie:
"Unglaublich. Ich habe diese Tiere immer nur für Legenden gehalten." Vegeta schüttelte nur den Kopf und meinte: "Bei euch scheinen Legenden völlig der Wirklichkeit zu entsprechen. Alles ist erfüllt von Geheimnissen und Sagen, von eurer Vergangenheit, die immer noch hier in der Gegenwart zu bestehen scheint. Dieser Planet ist so anders als meiner und doch ist er irgendwie ähnlich. Wir haben nicht mehr solche Verbundenheit mit der Vergangenheit, fast niemand erinnert sich an unseren Ursprung." "Die Vergangenheit ist Bestandteil unserer Kultur. Wir behalten alles in Erinnerung, damit nichts in Vergessenheit geraten kann. Aber trotzdem werden besonders alte Dinge vergessen, wie dieser Drache." "Wir würden auf solch mächtige Tiere Jagd machen, bis es sie nicht mehr gibt. So etwas wäre eine viel zu große Bedrohung für unsere Existenz." "Es ist nicht überliefert, dass jemals eines dieser Tiere unser Volk angegriffen hätte. Aber lass uns jetzt gehen, ich bin müde." Er sah sie erstaunt an. "Wieso sollte ich mitgehen? Schlafen kannst du doch wohl allein." "Jep, natürlich. Aber ich möchte dich im Auge behalten, damit du nicht weiterhin so viel dummes Zeug anstellst." Sie sah ihn noch einmal an und wieder musste sie sich das Lachen verkneifen. "So kannst du auf keinen Fall zu den anderen. Eigentlich würde ich dir gönnen, dass sie sich über dich lustig machen, aber sie werden auch fragen wie du zu so viel Dreck gekommen bist." "Super und wo soll ich neue Sachen her kriegen?" "Ich geb dir welche von meinen." Verdutzt starrte er sie an. "Da bin ich ja mal gespannt." Amber lächelte ihn an. Bei dem Gedanken, dass sie ihm ihr schwarzes Kleid an den Leib materialisieren könnte, ließ sie fast abermals in einen Lachkrampf ausbrechen. Vegeta schien ihre Gedanken zu erraten. "Wehe. Wenn du das machst, kannst du was erleben." Sie winkte ab. "Nur das du's weißt, ich hab nicht solche Klamotten wie du anhast. Eher so was mit viel Schnitten und Nieten. Bei den Oberteilen wird's echt problematisch. Ich kann dir ja kein Top in die Hand drücken."
Sie dachte eine Weile angestrengt nach. "Ich hab's!!!" Sie deutete auf ihn, mit einem Ausdruck höchster Konzentration. Seine Klamotten verschwanden und an deren Stelle traten Sachen, die für Amber völlig untypisch war. Das Kleidungsstück bestand noch aus einem einzigen Teil, war nicht zerschnitten und hing ihm vor allem nicht unter dem Bauchnabel. Nur... ein Shirt oder etwas ähnliches blieb verschwunden. Einen kurzen Moment lang musterte sie seine Brust und den braungebrannten, muskelbepackten Bauch.
"Ja und weiter?" "Ich hätte da noch was Schwarzes, is aber ziemlich eng und ich weiß nicht, wie das bei dir aussehen würde." Ihr Blick verriet ernste Zweifel. Wenn dieser sehr auf sein Aussehen wertlegende Saiyajin plötzlich tuntig aussah, würde er sie lynchen. Wieder erriet er ihre Gedanken und versuchte sie auf seine Weise zu ermuntern. "Wenn du schon so was vorschlägst, dann mach es auch richtig. Ruck einfach was raus, das normal aussieht. Ich hab echt keine Lust plötzlich mit "Madame" angesprochen zu werden, also sei vorsichtig." Sie grinste ihn an. "Wenn du unbedingt willst..."
Dieser halb vollendet Satz klang eher so, als wüsste sie, das sie wider besseren Wissen einen großen Fehler machte. Sie streckte ihre rechte Hand mit der Innenseite nach oben vor und legte abermals diesen konzentrierten Gesichtsausdruck zu Tage. Nach wenigen Sekunden erschien ein Stück Stoff darin. Langsam schlenderte sie zu ihm hinüber und hielt ihm das Kleidungsstück hin.
"Hier."
Er griff danach und streifte es über. Verwundert stellte er fest, das er so aussah wie einer jener Gesetzesbrecher, die vor einem Tag die Bar auseinandergenommen hatten. Hoffentlich drehte ihm niemand einen Strick daraus und er würde Konsequenzen tragen müssen, die ihm eigentlich gar nicht gelten sollten. So blickte Vegeta, nun ebenfalls mit Zweifel im Blick, auf das Oberteil hinunter. Es war halb so schlimm als er gedacht hatte. Das Kleidungsstück war von nachtschwarzer Farbe und die Oberseite nahm ein täuschend echt aussehender Totenschädel ein. Aus dessen Augenhöhlen leuchtete ein unheimliches, rotes Licht und eine heimliche Drohung ging von dem Bildnis aus. So hauteng wie Amber gemeint hatte war es doch nicht und bis auf die abgeschnittenen Ärmel hielten sich die Fransen in Grenzen.
"Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt."
Er spürte einen Druck am rechten Oberschenkel und griff in die rechte Hosentasche. Allein schon die Beschaffenheit des Dinges darin sagte ihm, das es sich um eine Kette handelte, an der ein Anhänger befestigt war. Neugierig nahm er das Schmuckstück in Augenschein.
"Was ist das hier?"
Amber reagierte auf eine so seltsame Art, das er die Kette am liebsten wieder eingesteckt hätte und damit abgehauen wäre. Sie starrte nämlich entsetzt auf den Gegenstand in seiner Hand und riss es ihm gewaltsam aus den Fingern. Als sie seinen verständnislosen Gesichtsausdruck bemerkte, setzte sie zu einer halbherzigen Erklärung an:
"Das hatte ich wohl in der Hose vergessen." Er schüttelte den Kopf. "Was regst du dich so auf, is doch nur ne Kette." "Ach, vergiss es einfach. Gehen wir." Er sah sie noch etwas verwundert an, denn von ihren Klamotten troff immer noch Wasser gemischt mit Schlamm. Er räusperte sich. "Was ist mit dir?" "Was?" Sie starrte abwesend die Kette an. "Willst du dich nicht umziehen? Du siehst aus, als kämest du aus dem Schweinestall." "Oh... doch, doch."
Eine Geste, die wirkte, als wäre sie ganz woanders, ihre Sachen verschwanden und andere traten an deren Stelle. Sie ging weiter und starrte immer noch die Kette an. Irgendetwas schien sie sehr zu beschäftigen. Komischerweise bemerkte sie nicht, das sie durch ihre Nachlässigkeit vergessen hatte, den Knopf an ihrer Hose zu schließen. Das Kleidungsstück rutschte beständig in Richtung Hintern und als die Hälfte von Ambers Gesäß überwunden war, verließ die Hose endgültig ihren Platz und passierte die Kniekehlen bis zu den Zehen. Noch immer hatte Amber nichts bemerkt und ging weiter. In dem Augenblick, in dem sie über die Hose stolperte und ihr gewahr wurde, das sie halbnackt durch den Wald ging, war es bereits zu spät.
Alles ging so schnell, das ihr nicht einmal Zeit blieb sich auf den Aufprall vorzubereiten. Plötzlich fühlte sie sich abermals von einer starken Hand an ihrem Top festgehalten. Der locker gebundene Knoten öffnete sich durch das plötzlich auf ihm lastende Gewicht. Das riss sie wieder in die Wirklichkeit zurück.
"Willst du mich ausziehen, oder was?" "Natürlich, was denn sonst?"
Sie überhörte seinen spöttischen Tonfall in dem auch etwas Zustimmung mit schwang. Ein paar Sekunden lang stand sie bewegungslos da und versuchte ihren Körper wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Dann sah sie Vegeta vorwurfsvoll an. Was fiel ihm überhaupt ein, sie halb auszuziehen?!
"Los bind wieder zu."
Sie verlieh ihrer Stimme einen kalten Unterton und bückte sich nach der Hose, wobei sie verärgert unverständliche Worte grummelte. Der Saiyajin dagegen betrachtete ihren nackten Rücken. Er langte mit der Hand nach den beiden Schnüren doch er band sie nicht sofort zu. Seine Hand glitt ihre Wirbelsäule hinauf, jeden einzelnen Wirbel ertastend. Dort, wo seine Hand die Haut berührte, zuckte sie. Ungewollt dachte er eine Katze, die sich ebenso verhielt, wenn ihr Streicheleinheiten gerade lästig waren. Amber hob den Kopf und beherrschte sich, sich nicht umzudrehen und sein Leben zu beenden. Zweifellos hätte sie in solch einer Situation die Kraft dazu. Aber noch hielt sie das Bewusstsein an einen dann bevorstehenden Krieg zurück. Es hatte nichts damit zu tun, dass es einfach Vegeta war, der ihren Rücken entlangfuhr und zwar in einer sehr vertrauten Art und Weise. Es lag einfach daran, dass sie Männer bis jetzt immer nur als Mitkämpfer und Kameraden gesehen hatte und niemand hatte sie je so sanft berührt. Und es war ihr unangenehm oder zumindest fremd. Leise sagte sie:
"Hör schon auf damit. Mach den Knoten zu und fertig." "Stell dich doch nicht so an." "Du hast wohl immer noch nicht begriffen, dass ich nichts für dich fühle." "Du kennst dich selbst nicht. Wir Saiyajin können die Gefühlslage jemandes, der sich nicht unter Kontrolle hat, lesen." "Lass mich selbst darüber entscheiden."
Er grinste und machte sich daran, das Top zuzubinden. Ambers Abwesenheit blieb natürlich nicht unbemerkt da sie sich nun schon seit sieben Stunden nicht mehr hatte blicken lassen. Deshalb machte sich Jim auf den Weg. Er stapfte relativ schnell durch den Wald; wohlwissend wo der See lag und schlug den schnellsten Weg ein. Amber wusste nicht, das ihm der See bekannt war und um ihr zumindest ein paar ruhige Stunden zu gönnen verriet er auch keinem anderen etwas von der Wasserstelle. Er hörte schon nach zwei Minuten Stimmen und erkannte, dass Amber nicht allein war. Seltsamerweise klang die andere Stimme nach jemanden der eigentlich nichts bei ihr zu suchen hatte.
Deshalb dachte er sich schon, das er lieber warten sollte, bis die beiden von selbst wieder zurückkamen. Doch während er noch so überlegte, hatte er sie schon erreicht. Er blieb stehen und sah sich die Szene in Ruhe an, wobei er einmal leise nach Luft schnappte. Da stand doch tatsächlich Amber, die ihre Hose gerade hochzog und knapp hinter ihr dieser Saiyajin und er nestelte an dem Knoten ihres Oberteils herum. Eifersucht konnte man seine Gefühlslage nicht nennen und doch widersprach alles in ihm gegen die Vertrautheit der beiden. Warum wehrte Amber sich nicht? Um die Szene zu beenden trat er leise aus den Schatten und räusperte sich, wobei ihn Vegeta und Amber fast schon schuldbewusst ansahen. Aber ihre Unsicherheit wich binnen Sekunden Abweisen und Kälte. Staunend betrachtete er Vegeta, denn er kannte die Sachen die er trug.
"Wo hast du die her? Du hast doch vorher was ganz anderes getragen. Außerdem gehören die Amber." "Bist ja einer von der ganz schnellen Truppe." erwiderte der Prinz spöttisch. "Ich hab sie ihm gegeben, hast du was dagegen?" fuhr Amber ihn an. "Ey, was ist denn los mit dir?" "Was soll denn los sein? Ich finde es ganz toll, wenn mir diese Nervensäge nachschleicht und mich dann auch noch beim Baden beobachtet. Wusstest du überhaupt, das er ein verdammter Spanner ist? Ich kann nicht einmal für ein paar Stunden meine Ruhe haben, ohne diesen... ach für ihn gibt es keinen Ausdruck, unter die Augen zu kriegen." "Bin ich sein Babysitter, oder was?" "Natürlich nicht! Aber du hättest dafür sorgen können, dass ich zumindest beim Baden meine Ruhe habe." "Geh schlafen. Ich werde schon auf ihn aufpassen." Sie machte einen Schritt, blieb dann aber noch einmal stehen. "Was wolltest du eigentlich von mir?" "Ich habe nur befürchtet, dass du jetzt wieder mal den Alleingänger spielst und dich rächen willst." Sie sah ihn mit Entrüstung an. "So blöd bin ich ja wohl auch wieder nicht!" "Aber verdammt rachsüchtig und die Möglichkeiten hast du auch dazu." Sie sagte nichts darauf, denn sie wusste ganz genau, dass er sie besser kannte als irgendjemand sonst. Sie nickte den beiden zu und verschwand abermals auf ihrem Baum. Zurück ließ sie die beiden Männer, einer davon musterte den anderen ziemlich erstaunt. "Sie hat dir keine reingehauen?" eröffnete Jim. "Willst du mich ausfragen, oder was?" erwiderte Vegeta.
Nun war sein Stolz wirklich angekratzt, denn er hasste es, wie ein Kleinkind behandelt zu werden. "Du kannst das nicht wissen, aber es ist schon seltsam, dass sie dir nicht sämtliche Finger gebrochen hat." Etwas völlig ungewohntes in ihm siegte: Die Neugierde. Eine Eigenschaft, die sich bei ihm eigentlich immer in Grenzen gehalten hatte. Aber letztendlich würde er diesen Planet bald verlassen und dann nach Jahren als König zurückkehren. Es machte nichts, mit diesen Jägern würde er nichts mehr zu tun haben. "Du kannst mir doch nicht erzählen, dass sie noch keinen an sich rangelassen hat?" "Keiner ist stärker als sie." Diese Begründung klang irgendwie banal. Sie machten sich auf den Weg zurück zur Lichtung. Der Prinz wirkte kurzzeitig amüsiert. "Auch eine Methode, sich seine Männer auszusuchen." Jim nickte. "Sie erzählte mir, dass sie es nicht riskieren wollte einen Mann zu nehmen, der schwächer ist als sie, da er sicher mit in Schlachten kämpfen würde." "Das ist doch wohl klar. Nichts und niemand könnte sie davon abhalten, zu kämpfen." "Nein, du verstehst nicht. Sie möchte nicht ein zweites Mal einen großen Verlust erleiden. Sie möchte nicht in den Kämpfen ständig Angst um ihn haben. Jeder, der sich an sie ranmacht, liegt mindestens acht Tage im Bett." "Bist du ihr Psychiater, oder was? Du kannst mir doch nicht sagen, dass sie dir das alles erzählt hat?"
Mittlerweile hatten sie die Lichtung erreicht; Jim lud den Prinz dazu ein, mit ans Feuer zu gehen und sich mit den anderen zu unterhalten. Er schüttelte nur den Kopf und setzte sich allein an einen abgelegenen Baum. Dort dachte er nach. Was hatte es mit dieser Kette auf sich? Warum war Amber nach deren auffinden so zerstreut gewesen? Sie war wirklich die sturste und rätselhafteste Frau, die er je kennengelernt hatte und die stärkste obendrein. Endlich wurde es Morgen, doch kein einziger Vogel erhob seine Stimme, um den neuen Tag zu begrüßen. Drückende Stille. Doch auf solche Dinge achtete keiner der Krieger mehr. Sie fühlten sich allesamt so stark, dass sie sich gegen jeden Feind erhaben fühlten. Alle waren schon auf den Beinen, nur eine nicht. Sie schlief immer noch auf dem Baum und es war nicht abzusehen, wann sie aufwachen würde. Unter den Männern herrschte Aufbruchsstimmung. Sie wollten einfach nicht mehr ständig rumsitzen.
Hier war nicht einmal mehr Zeit für eine richtige Schlägerei, an der mehrere beteiligt sind. Außerdem fehlte ihnen die Bewegung. Wenn sie in der Stadt weilten, verging kein Tag, ohne das nicht irgendetwas geschah. Deshalb brachen hier und da Unruhen aus, die aber allesamt nicht eskalierten, sondern ziemlich schnell wieder verebbten. Die Sonne stand nun schon sechs Stunden am Himmel und Amber hätte gerne noch viel länger geschlafen, aber sie wurde unsanft von einem geflügeltem Wesen geweckt. Ein großer, königlicher Adler flog um ihren Freisitz herum, schrie hin und wieder und hackte sogar mit dem Schnabel nach ihrem Ohr. Mit einem Fauchen riss sie die Augen auf, fast wäre sie vom Baum gefallen. Der Vogel ließ sich am Astende nieder und starrte sie an. Amber verwandelte sich zurück und streckte den Arm aus.
Der Adler kam herangeflogen und übermittelte ihr eine Nachricht.
"Die wievielte Bar war das jetzt schon? Mindestens die fünfte. Dazu kommt ja noch die Verwüstung auf dem Marktplatz. Wenn du weiter so machst, wirst du bald merken, dass du so den Thron nicht besteigen kannst. Der Prinz der Saiyajin ist ebenfalls verschwunden, der ist sicher bei euch, also erzähl mir nichts. Ach, was schimpfe ich dich eigentlich, du hörst doch sowieso nicht auf mich. Jedenfalls hat mir einer von Prions Gruppe eine Herausforderung für deine Leute gegeben. Eigentlich würde ich sie nicht an dich weitergeben aber er sagte, dass du wahrscheinlich sowieso absagen würdest, weil du ein Feigling bist. Du sollst heute Abend schon in der Arena sein und zwar mit 13 Mann. Es gibt keine Regeln, das ist doch genau das Richtige für euch. Wenn ich du wäre, würde ich Orion nicht mitkämpfen lassen. Ich hab von seiner Verletzung gehört. Lass bloß die Finger von dem Auge, als Heilerin bist du ein hoffnungsloser Fall. Aber das weißt du selbst. Ach und bevor ich es vergesse, das KBSGA hat den Haftbefehl eingestellt. Nun ja, ihr werdet nicht mehr gesucht, da Prion die Streiterei angefangen hat. Also sieh zu, dass du nichts mehr anstellst."
Amber lächelte über die Nachricht und streichelte dem Adler sanft über den Kopf. Der schloss die Augen und ließ es sich gefallen. Sie sah ihn doch mit gemischten Gefühlen an. Er war seltsam schlau und schien alles zu verstehen, manchmal zeigte er sogar Missbilligung über ihr Verhalten. Und jetzt brauchte sie seinen Dienst. So übermittelte sie ihm folgende Nachricht, die für ihre Mutter bestimmt war.
"Du hast Recht. Irgendwie kennst du mich viel zu gut. Aber ich danke dir dafür, dass du an uns gedacht hast. Und ja, der Prinz ist bei uns. Echt ein seltsamer Kerl. Sorg dafür, dass das Stadion voll ist, alle sollen von Prions Niederlage erfahren. Er wird mir diese Worte noch bezahlen. Wir sehen uns dann also heute noch." Sie streichelte den Adler noch einmal und er übermittelte ihr das erste Mal, seit sie ihn kannte, seine Gedanken. "Ein seltsamer Kerl? Ja, du hast recht. Aber nicht schlimmer als du. Lass dich bloß nicht mit ihm ein, sonst wirst du den Thron immer nur von unten sehen."
Sie starrte ihn argwöhnisch an.
"Was sind denn das für Sitten? Jetzt werde ich auch noch von einem Vogel erzogen. Ist ja schrecklich. Lass mich meine Fehler machen, außerdem werde ich mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und jetzt bringe ihr die Nachricht."
Der Adler stieß sich ab und gab noch einmal seinen Schrei von sich, der durch Mark und Bein fuhr. Endlich war er verschwunden. Amber verließ ihren Baum auf eine unbeholfene Art und Weise. Da sie ihre andere Gestalt wieder angenommen hatte, bewegte sie sich unsicher im Geäst und mehrere Male geriet sie beinahe aus dem Gleichgewicht. Doch in ihrem Blick zeigte sich keine Spur Unsicherheit oder Angst, denn so schlecht konnte sie gar nicht klettern. Aber trotzdem kam sie nicht umhin erleichtert aufzuatmen, als sie den Boden erreichte. Unten warteten die restlichen 20 Mann und sahen sie erwartungsvoll an. Keinem war entgangen, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. "Okay Jungs, ihr seid erlöst. Wir haben eine Herausforderung.
Allgemeine ausgelassene Stimmung begrüßte diese Botschaft. "Jo, wer will sich an uns die Zähne ausbeißen?" fragte Ryan, ein draufgängerischer Krieger mit kaum 22 Jahren. "Dreimal darfst du raten. Die Killer wollen eine Revanche." Der Bandennahme Killer ließ ihn sofort auf eine Person schließen. "Prion? So ein Arsch. Die hatten doch eine haushohe Niederlage in der Bar." "Natürlich. Aber sie hoffen darauf, dass wir geschwächt sind. Also ab nach Hause und leert eure Waffenschränke." Einige standen bereits auf und rieben sich die müden Glieder. "Es gibt keine Regeln." fügte sie hinzu. "Dann können wir mit dem Schlachtfeld rechnen." schloss Ryan.
Er hatte eine draufgängerische Art, mit der er jede Frau in Bann schlug. Er überragte Amber um zwei Köpfe, was bei ihrer Körpergröße nicht schwer schien. Sein Körperbau war geschmeidig und doch stark. Er war ein unentbehrliches Mitglied in ihrer Jagdgemeinschaft und seine rote Mähne war ebenso berüchtigt wie seine gnadenlosen Faustschläge. Amber glaubte einen Anflug von Angst herauszuhören und munterte die anderen auf.
"Ist doch lustig. Weite Ebene, felsig, viel Platz für einen Hinterhalt. 12 von euch müssen mitkämpfen. Macht das unter euch aus. Und ja keine Schlägereien. Das wird friedlich gelöst, sonst haben wir den Salat und sind zu wenige." "Du würdest doch sowieso für fünf kämpfen, wenn du müsstest." Sie lächelte offen und sah sich überrascht um. Nirgends war ein spitzer Haarschopf zu erkennen. An Jim richtete sie ihre Gedanken. "Wo ist Vegeta?"
Jim wurde mitten in einem Gespräch unterbrochen und starrte verwundert um sich. Amber stand 10 Meter von ihm entfernt und schickte ihre Gedanken in seinen Kopf. Dann setzte er ein seltsames Lächeln auf und antwortete auf demselben Wege. "Machst dir Sorgen um ihn, was?" "Natürlich." gab sie sarkastisch zurück. "Wo is er hin?" "Ich sagte dir schon einmal, dass ich nicht sein Babysitter bin." erinnerte Jim. Als in Ambers Augen ein kurzes gefährliches Aufleuchten zu erkennen war, fuhr er fort. "Na ja... Keine Ahnung. Der ist heute Morgen gegangen, wollte einfach seine Ruhe. Ein echter Einzelgänger." Die Nachricht machte Amber nicht besonders betroffen. "Hoffentlich hält er sich von dem Turnier fern." Jim sah mittlerweile mit einer Mischung aus Überraschung und Belustigung zu ihr hinüber. "Was hat der denn angestellt, dass du dich so über ihn freust?" "Ach nichts. Ich mache mich dann mal auf den Weg, muss meine Reflexe ein wenig auf Vordermann bringen."
Er nickte nur in ihre Richtung und unterhielt sich weiter mit seinem Gegenüber. Die Lichtung lag nun fast verlassen da, denn die meisten waren sofort aufgebrochen um endlich wieder den Wald hinter sich lassen zu können, denn das Jagen war ihnen auf Dauer einfach zu unergiebig. Obwohl die Nahrungsversorgung so gut wie sicher war, da es weitläufige Schutzzonen gab, in welchen sich ihre Beutetiere vermehrten und sich die Krieger ihre Nahrung selbst fangen mussten, wollten sie nicht die ganze Zeit über im Wald leben. Insgeheim wollte Amber vor dem Kampf noch einmal alle ihre Kräfte mobilisieren, denn sie wollte nicht getötet werden. Obwohl es kein Tod auf Dauer war.
Das galt natürlich nur für das Stadion. Es war ein riesiges, ovales Gebäude, den römischen Amphitheatern gleich. Es erhob sich mitten auf einer weiten, grünen Wiese und die weiße Gebäudefarbe stach schon von weitem in die Augen. Die Größe war nicht für den Kampf selbst entscheidend sonder nur für die Fassungszahl an Zuschauern interessant. Das Herzstück des Stadions lag meterweit unter dem Boden, es war ein Gebilde von mehreren silbern bis schwarz schimmernden Steinen, die beim Aktivieren einen großen Energieausstoß hatten.
Durch diesen Energieausstoß konnten die Kämpfer auf einen anderen Kampfplatz geschickt werden, wo dieser lag war allerdings stets fraglich. Man wusste zwar, wie man die Steine einstellen musste, um zum gewünschten Ort zu kommen aber größtenteils lag er nicht auf einem bekannten Platz dieses Planeten. Der Schauplatz wurde von der restlichen Welt abgeschirmt und alles Leben erlosch, bis der Kampf vorbei war. Alle Verletzungen waren real, Schmerz spürte man tatsächlich in seiner ganzen Intensivität und sterben konnte man natürlich auch.
Diese Zustände hielten so lange an, bis ein Team je nach den Regeln bis auf eine bestimmte Zahl an Überlebenden geschrumpft war. Meist waren die Schlachten doppelt so hart als irgendwo sonst. Es gab genug Platz für Hinterhalte und es kam nicht selten vor, dass die Kämpfer zerstreut auf dem Austragungsort ankamen. Durch die Gewissheit, dass die Wunden nur für diese Runde zählten, waren die Kämpfe rücksichtslos und äußerst brutal. Und das machte das Ganze erst reizvoll. So trat sie aus dem Wald heraus und erwartete doch eine Attacke des KBSGA.
Die vielen schmerzhaften Erfahrungen hatten sie misstrauisch gemacht und doch täuschte sie sich. Ganz im Gegenteil begegnete ihr niemand auf ihrem Weg ins Stadion. Es lag abgelegen, vor vielen Jahren hatte es einmal mitten in der Stadt gelegen, doch die Fans der verschiedenen Kämpfertruppen waren so hingerissen gewesen, dass sie ihren Mannschaften nacheiferten und eine so große Prügelei anzettelten, bei der mindestens zwölf umkamen. Ferner wurden ein paar Gebäude zerstört.
Die Besitzer waren so außer sich gewesen, das sie den randalierenden Fans entgegentraten. Die Schlägerei uferte immer mehr aus und ganze Häuserblöcke bekriegten sich gegenseitig. Viele Bewohner hatten das wohl als Möglichkeit gesehen, ihre Nachbarn einmal auf ihre Unbeliebtheit hinzuweisen. Nach einigen Tagen war die Lage immer noch nicht entspannter. Erst nachdem die besten und ergebensten Krieger der Königin ausgerückt waren, um wieder Frieden einkehren zu lassen, beruhigte sich die Stadt wieder.
Über diese Ereignisse sprach die Jungend heute noch und viele träumten von dieser Zeit.
Über all dies dachte sie nach, als sie die Straße zum Stadion entlangschritt. Die Straße war wie ausgestorben, es herrschte hier nur Hochbetrieb, wenn ein Kampf anstand. Sie betrat das Stadion und wandte sich sofort dem Weg zu, der in die Arena selbst führte. Wieder hatte sie dieses beklemmende Gefühl, das jedoch immer verschwand, wenn der Kampf begann. Nur ab und zu wurde das Stadion von Kriegern betreten, die dort Übungskämpfe austrugen.
Die Kämpfe wurden in der Arena selbst und nicht auf einem anderen Schauplatz ausgetragen, denn jeder Platz hatte seine eigenen Tücken. Vor Einführung dieser Regel waren einige unerfahrene Krieger umgekommen, da sie die Gefahren nicht hatten meistern können und sich dann nie mehr auf solch einen Schauplatz getraut hatten. Dies kostete unzählige an guten Kriegern, die alle große Erfolge für die großen Manschaften versprochen hatten.
Der Boden war mit Sand ausgestreut und nirgends konnte man auch nur die kleinste Unregelmäßigkeit erkennen. Den Kindern erzählte man die Schauergeschichte, das einmal jemand in dieser Arena umgekommen war und er dazu verdammt war, auf ewig den Sand so regelmäßig auszustreuen. Wer allerdings ursprünglich auf eine solch absurde Idee gekommen war, wusste heutzutage niemand mehr.
Amber stapfte bis in die Mitte der Arena, drehte sich noch einmal um und musterte die Zuschauerränge. In 10 Stunden würden sie voll besetzt sein, wenn sie sich auf ihre Mutter verlassen konnte. Die Kriegerin setzte sich mitten in den Staub der Arena und schloss die Augen, um sich die Möglichkeit zu geben, alle ihre Kräfte zu entfalten.
Alles war schwarz vor ihrem geistigen Auge. Angestrengt zog sie ihre Augenbrauen zusammen und konzentrierte sich. Wie um sie zum Weitermachen zu überreden kam wie aus dem Nichts ein Windstoß auf und wirbelte den Sand umher. Der Wind beschrieb einen sich ständig rotierenden Kreis. Der Staub drehte sich immer schneller um die kleine Gestalt in seiner Mitte. Eiskalte Hände schienen über Ambers Haut zu tasten aber sie rührte sich nicht. Drückende Stille herrschte trotz der starken Luftbewegung und wie ein Leichentuch senkte sich die Dunkelheit herab. Feine Blitze durchschnitten das gestaltgewordene Dunkel und verpufften nach Minuten in Bodennähe. Aus dem Körper der Jägerin sprossen die Strahlen aus Energie wie abstrakte Pflanzen. Die Luft knisterte von der statischen Spannung reinster Energie, die noch in der Stadt für besonders feinfühlige Krieger zu registrieren war. Dort hoben jene Krieger die Köpfe und starrten in den Himmel. Wem gehörte diese unglaubliche Kraft? Als die Spannung fast unerträglich wurde, schlug Amber mit einer plötzlichen Bewegung die Augen auf. Sie sprühten Funken und waren von einem wilden Leuchten erfüllt. Der Sturm hörte augenblicklich auf und der Staub, plötzlich der auftreibenden Kraft beraubt, fiel zu Boden, doch überall dort wo er auf Amber traf, verpuffte er. Aber noch war diese hohe Stufe der Energie nicht genug für Amber und so schrie sie ihre angestauten Aggressionen aus sich heraus. All ihre Muskeln spannten sich bis zur Unerträglichkeit und entfalteten das Maximum an Kraft. Blondes Haar wehte im Strom der mächtigsten Aura, die jemals in dieser Arena entfesselt worden war. Mit einer energischen Bewegung ließ sie das Geschenk ihres Vaters in ihrer rechten Hand materialisieren. Sie schwang die Waffe mit großer Sicherheit und durchschnitt die Luft. Einhändig führte sie die kompliziertesten Schläge aus. Bei jedem Streich stieß sie einen angsteinflößenden Schrei aus. Schweißperlen liefen über ihre Stirn, denn das ganze kostete sie unglaublich viel Energie. Dies war einer der Gründe warum sie so gut wie nie bis auf diese Grenze vorgedrungen war und absolut niemand wusste von ihren großen Kräften. Niemand sonst hatte jemals ihre Kräfte im Kampf kennengelernt und auch wenn sie es nicht wussten, konnten sie froh darum sein. Ein solch hohes Energieneveau konnte bei mangelnder Kontrolle auch unbeabsichtigt verheerenden Schaden anrichten.
Vegeta hielt mitten im Streitgespräch mit seinem Vater inne, wie es so gut wie jeder der Saiyajin im Lager tat. Eine einfach überwältigende Energie strömte aus Richtung der Stadt herüber.
"Das ist sie." sagte der Prinz frustriert. Er stritt sich seit Tagesanbruch mit seinem Vater, er war nicht sehr begeistert davon gewesen, dass sich sein Sohn in den Wald zurückgezogen hatte und nicht der Strafe ins Auge gesehen hatte. Vegeta dagegen hatte schon längst die Beherrschung verloren und war kurz davor, seinen Vater einfach anzugreifen. Diese Autoritätsnummer zog bei ihm schon lange nicht mehr und jedes Wort, das sein Vater an seinen Unternehmungen kritisierte, wurde nicht selten mit Respektlosigkeit gedankt. Und man konnte dem Prinz ansehen, dass er sich viel lieber mit dieser Kraft messen wollte, anstatt hier herumzustehen. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich doch nur etwas gerächt habe?!" sagte er fast schon verzweifelt. Sogar er, der größte Draufgänger auf seinem Heimatplanet, musste sich der Übermacht der Eltern am Ende doch beugen. "Es geht einfach darum, dass DU DORT NICHTS zu suchen hattest. Was Amber macht, ist mir total egal. Für unsere Familie gehört sich das nicht." "Ich will meinen Spaß haben und von dir sagen lass ich mir auch nichts. Wenn du mich einsperren möchtest, werde ich mir eben Raum verschaffen." "Meinetwegen, mach was du willst, aber sorg dafür, dass du nicht noch einmal unsere Ehre durch den Dreck ziehst, sonst kannst du was erleben. Und jetzt sieh zu, dass du verschwindest."
Eigentlich wäre er am liebsten stehen geblieben und seinem Vater einmal richtig die Meinung gesagt, aber letzendlich war er es doch leid. Deshalb machte er sich so schnell wie möglich aus dem Staub und verzog sich in sein Quartier. Eine Stunde bevor der Kampf beginnen sollte, kamen die Teilnehmer der herausgeforderten Gruppe ins Stadion. Geschlossen gingen sie in die Räumlichkeiten, die für die Vorbereitung bestimmt waren. Wie zu erwarten war, wollte Orion nicht mitkämpfen, obwohl er ebenfalls dort war. Auf diese Nachricht reagierten so gut wie alle ziemlich geschockt. Denn mit ihm waren sie genau 13.
"Hättest du das nicht früher sagen können? Jetzt können wir in Unterzahl gegen die Killer antreten." Ryan schrie fast auf ihn ein. "Wenn wir verlieren, hast du das zu verantworten." "Keiner hat mich gefragt, ob ich mitkämpfen möchte!!"verteidigte sich Orion. "Natürlich nicht, aber wir haben das für sicher gehalten! Wer konnte schon wissen, dass du wegen einer blöden Verletzung nicht mitmachst?!" "Hört schon auf damit, das bringt jetzt auch nichts mehr. Er wird später dafür zahlen. Aber zuerst zeigen wir den Killern erst einmal wie man jemanden wirklich umbringt."
Zustimmendes Gemurmel antwortete Mike. "Machen wir uns fertig. Am besten nehmt ihr die Bänder mit den Splittern."
Wieder zustimmendes Nicken. Jim öffnete eine Truhe und nahm sich zwei Lederbänder mit messerscharfen Widerhaken an der Oberseite der Finger und an der Handfläche. Amber stand immer noch ganz hinten und sah ihnen stumm zu. In der linken Hand hielt sie ihr Schwert, einen Fuß hatte sie an die Wand gestellt, sodass das Schwert ebenfalls auf dem Knie lag und mit der Rechten schliff sie die Klinge. Sorgfältig striff sie mit dem Stein über den mattglänzenden Stahl. Sie würden so keine Chance haben. Normalerweise kam es auf einen mehr oder weniger nicht an, aber bei diesen Gegnern...
"Ey, Amber, was ist los mit dir?" Sie sah auf und schenkte Bred einen allessagenden Blick. Darüber schüttelte er nur den Kopf und reichte ihr die Riemen. Missmutig legte sie den Stein weg und griff danach. Mit schon eingeübter Routine wickelte sie die Riemen straff um ihre Hände, hinauf bis zum Handgelenk, wo sie sie mit einem festen Knoten zuband. Sie schlug die Fäuste zusammen um zu prüfen, ob die Riemen fest genug um die Hände gebunden waren. Sie nickte zufrieden. Der Raum war gefüllt mit stark bewaffneten Männern, die alle keine Skrupel hatten, ihre Mordwerkzeuge einzusetzen. Der Großteil trug Schwerter mit sich, doch es gab auch Äxte und Lanzen in allen Variationen. Jeder führte mehrere Dolche mit sich und einige auch ein paar Wurfsterne. Von draußen ertönte ein tiefer Gongschlag. Es war das Signal für die Kämpfer, in die Arena zu kommen.
Ende Part 5
