Jäger des Todes
Pläne
Hallo erstmal!!!
I proudly presence Part 15!! Sooo lang ist meine Geschichte nun also schon und ich hoffe, ihr werdet nicht langsam des Lesens müde!! Na, wartet noch ein bisschen, und ich wecke euch auf!!! Nein, das ist keine Drohung, sondern eine erfreute Ankündigung!! Dafür werde ich schon sorgen, keine Angst!! Im Moment überlege ich, wie die Geschichte wohl ausgehen soll, obwohl ich noch immer ziemlich weit vom Ende entfernt bin. Irgendwie würde ich euch gern ein bisschen Mitentscheidung einräumen, auch wenn es vielleicht nicht so richtig zu meinem Stil passen würde.
Ich bitte darum, dass ihr euch per E-mail an mich wendet. Na hoffentlich habt ihr ein bisschen Begeisterung für diesen Vorschlag übrig.
Ich hoffe möglichst bald auf Reviews. Tschau, -veggie-
Part 15
Keiner der Jäger sagte irgendetwas. Nur ihre Augen blitzten so wachsam wie immer aber in ihren Zügen hatte sich die Angst eingegraben. Plötzlich waren die Schatten nicht mehr ihre Verbündeten, sondern die Herberge ihrer Feinde. Und von irgendwoher schallten die Geräusche des Kampfes aus der Dunkelheit herüber. Die Schatten waren drückend und fast materiell, als könnte man sie mit einem Messer durchschneiden. Doch Amber ließ ihnen keine Zeit mehr, sich ihrer Angst hinzugeben. Diese Empfindung würde nur ihre Reaktion trügen und ihnen Schreckgestalten in ihre Köpfe rufen. Sie begab sich abermals in den Kreis der Anführer.
"Wir werden uns nun aufteilen." sie sprach mit leiser Stimme, die kaum bis zu den Jägern vordrang, die in nächster Nähe standen. Drückendes Schweigen antwortete ihr.
"Falk, du gehst mit deinen Leuten und plünderst das Waffenlager. Ich gebe dir hierfür 80 der schnellsten Jäger. Sei vorsichtig und führe sie weise durch das Labyrinth. Meide die lichteren Schatten und lass dich nicht einmal von unseren eigenen Leuten sehen. Das gilt für euch alle. Keiner unserer Leute darf etwas von unserer Aktion wissen." Falk nickte. Minuten später machte er sich mit 80 Jägern auf den Weg zu den Waffenlagern.
"Tars" der Angesprochene schreckte hoch. Er wusste, das Amber ihn nun mit einer wichtigen Aufgabe betrauen würde, aber das war es nicht, das ihn erschreckte. Er würde nicht in der operierenden Hauptgruppe sein, sondern getrennt von Amber. Sie würde versuchen mit all ihren Kräften etwas zu erreichen, das für alle hier nahezu unmöglich schien. Sie würde ihr Leben riskieren und nur jene, denen sie höchstes Vertrauen schenkte, würden an ihrer Seite sein. Er wusste nicht, was sie wirklich mit diesem Einbruch bezweckte, aber er war ganz sicher von äußerster Wichtigkeit. Ja, die Befreiung ihrer Mutter, aber bestimmt auch noch hundert andere Dinge. Der Frau, die er als stark und druchsetzungsfähig kennengelernt hatte. Eine Person, für die viele Jäger sterben würden. Sie hatte sich als Hüterin des Volkes erwiesen, als weise Mutter, die auf ihre Untertanen Acht gab. Als eine Person, die sich in ihre Mitjäger hereinversetzte und sie verstand, ihre Gefühle nicht verschloß, Dinge, die Amber nie tat. Er verstand nicht, wie zwei Familienmitglieder so verschieden sein konnten.
"Tars? Mach jetzt bloß nicht schlapp, ich brauch dich jetzt." Er blinzelte sie kurz verwirrt an. "Nein nein, keine Angst. Ich war nur in Gedanken." "Du kannst wann du willst in Gedanken sein, aber nicht jetzt. Heute brauchen wir dich hier und nur hier. Bitte. Ich muss mich auf jeden von euch verlassen." "Tut mir Leid. Natürlich kannst du auf mich zählen. Also was soll ich machen?" "Gut. Du wirst zusammen mit Tira als Verstärkung zum Ablenkungsmanöver stoßen." "Ich dachte, das Manöver sollte sich sofort zurückziehen?" erwiderte Tira. "Kleine Planänderung. Sie würden die Jäger bis ans Ende der Welt verfolgen. Vielleicht können wir die Wachen vernichten, wenn wir sie aus der Stadt rauslocken. In den Wäldern wären sie uns ausgeliefert." "Aber es könnte sein, das wir mehr als hundert Jäger verlieren." erwiderte Shine. "Ja. Sie werden merken, das die Verstärkung aus dem Inneren der Stadt kommt. Sie werden Verdacht schöpfen!" führte Ryan aus. "Vertraut doch auf die Kraft unserer Krieger. Wir müssen auf uns vertrauen." "Aber..." "Nein." sagte sie sanft. So sanft wie eine gutmütige Mutter, die ihre Kinder über eine so selbstverständliche Frage aufgeklärt hatte. "Habt Vertrauen. Geht jetzt und kämpft." Auch diese beiden nickten und folgten ihren Anweisungen. Wieder vergingen einige Minuten und die Anzahl der Jäger hatte sich mehr als halbiert.
"Nun zu uns Restlichen." ernst musterte sie jedes Gesicht der verbliebenen Anführer. Nur Shine, Spike, Ryan, Jim, Pierre und einige andere standen noch da und sahen sie ohne den geringsten Anflug von Angst oder Erschrecken an. "Wir werden jetzt sofort Kontakt zu den Rebellen aufnehmen." "Aber du wolltest doch niemandem etwas von uns mitteilen." erinnerte Spike. "Du hast recht. Aber sie können uns die beste Möglichkeit zeigen, uns in der Stadt frei zu bewegen. Sie operieren schon seit Jahren gegen die Sith und sind noch immer aktiv." "Du meinst es wirklich ernst." meinte Shine nicht ohne eine Spur eines Lächelns. "Auf solche Dinge würde keiner von uns kommen." Pierre schenkte ihr einen achtungsvollen Blick. "Ich weiß." sagte sie ohne jede Spur von Hochmut. "Wir werden uns von ihnen führen lassen. Wir brauchen unbedingt Waffen. Ohne Waffen können wir den Feind nicht vernichten." Die anderen nickten. "Wir werden das schaffen. Niemand kann uns aufhalten." Amber lächelte. Und sie wunderte sich darüber. Wie konnte sie es nur schaffen, ihren Mund zu solch etwas zu bewegen? "Gehen wir. Nun haben wir keine Zeit mehr, für irgendwelche Reden. Ihr wisst was ihr zu tun habt und gebt auf euch Acht. Jeder eurer Jäger ist wie ein Teil von mir. Niemand darf mehr sterben."
Dann wandte sie sich um und war plötzlich wie ein bedrohlicher Schatten in der Nacht. Als sie die rechte Hand hob und das Zeichen zum Aufbruch gab, gesellte sich eine zweite Person zu ihr. Die beiden sahen aus wie ein Schattenpaar das nur Unheil und Zerstörung brachte. Der Mantel des einen wehte im Wind und sein Schwert blitzte gelegentlich im Mondlicht auf. Wie todbringende Schatten schlichen sie den Schutz der Häuser nutzend in Richtung Innenstadt. Wie sie erwartet hatten kam ihnen kein Wächter entgegen. Die Feindlichkeit der Stadt war abgezogen, als wäre sie genauso wie ihre Erzeuger zu der Unruhe geeilt. In allen Eindringlingen herrschte tiefe Traurigkeit über den Verlust ihrer Heimat, ihrer Wohnstätten und den Qualen ihrer Mitjäger. Destotrotz waren ihre Reflexe aufs äußerste geschärft und ihre Körper standen unter höchster Spannung. Die Angst zwang sie zu Vorsicht und zitternd blickten sie jedes Mal zur Hauptstraße, denn von dort aus würde der Feind sie angreifen. Niemand kam ihnen entgegen...
Einer der Jäger, sein Name war Jake, dachte immerzu an die Reflexionen der Morgensonne über der Hauptstadt. Er sehnte sich nach seinen Kindern, die als er sie das letzte Mal gesehen hatte, gerade erst den Weg zu ihrer wahren Gestalt gefunden hatten. Durch die Sith konnte ihnen kein Schicksalsname überreicht werden und so würden die beiden Kinder vielleicht niemals die Möglichkeit haben, in die Ewigkeit der Sagen einzugehen. Allein schon wegen diesen beiden wollte er sein Leben riskieren, denn vielen anderen jungen Jägern im Lande ging es ebenso. Plötzlich prallte er gegen seinen Vordermann und auf rätselhafte Weise erbost, fragte er ihn, was nun schon wieder los sei.
Der andere sah ihn erschrocken an und presste seinen Zeigefinger auf den Mund. "Schhhh. Die Boten haben einen Feind gemeldet." "Wie ist das möglich? Die sollten doch alle bei unserem Ablenkungsmanöver sein?!" "Glaubst du denn, das sie alles stehen und liegen lassen? Die Bewohner könnten diesen Zeitpunkt für eine Revolte nutzen." "Aber wie soll es jetzt weitergehen? Alles wieder zurück? Aber das können wir doch nicht machen!" Eine Frau in der vorderen Reihe wandte sich um. "Amber wird zusammen mit dem König losziehen und ihn töten." Diese Neuigkeit brachte sie so aus dem Häuschen, das sie sich nicht fragten, woher die Frau dies wusste. "Aber warum mit dem König?" platzte es aus Jake heraus. Das Gespräch wandte sich einem der Situation völlig unpassendem Thema zu. Aber in Beziehung auf die Geschwätzigkeit der Jäger war dies doch nicht verwunderlich. Nichts konnte sie davon abhalten, hin und wieder ein paar Geschehnisse zu debattieren. "Ihr könnt doch sagen was ihr wollt, aber die haben was miteinander." warf Jake ein. "Ach, nie im Leben. Unser Eisberg? Das glaubt ihr doch selbst nicht!" "Was wetten wir? Bestimmt erwischen wir sie nach dem ganzen Manöver irgendwo im Wald bei... ihr wisst schon was..." meinte Seamus. "Das sagst du doch bloß, weil sie dich abgewiesen hat." "Was ich verstehen kann." mischte sich eine Frau ein. Die anderen Männer mühten sich, nicht in brüllendes Gelächter auszubrechen.
"Aber irgendwie hast du schon recht. Sie scheint sich wirklich um ihn Sorgen zu machen." gestand Jake ein. "Besonders nachdem Vegeta sie auf dem Hügel gefunden hat. Sein Gesicht! Er sah aus, als... als... als wäre die wichtigste Person gestorben, die er kannte." "Könntet ihr diese Diskussion endlich unterlassen? Ich hasse es, wenn man sich in die Beziehungen anderer mischt." Die Jäger fuhren erschrocken zusammen. Vor ihnen stand plötzlich der Mittelpunkt ihres Gespräches und sah sie säuerlich an. "Da ihr offensichtlich schon mitbekommen habt, was jetzt passiert, brauche ich euch das ganze ja nicht mehr erläutern. Außerdem könnt ihr froh sein, das ich über diese Frechheit hinwegsehen werde. Ich verbitte es mir, das ihr über meine Männergeschichten fachsimpelt." "Tut uns leid." "Verrate uns nur eins.. Woher wusstest du, das wir uns über dich unterhalten?" Amber sah sie mit gespielt tadelndem Blick an. "Gar nicht. Aber wenn ihr euch so rege unterhaltet, während ich unsere weiteren Schritte bekannt gebe, seid ihr doch selbst schuld. Und überhaupt, ihr könnt froh sein, das Vegeta euch nicht gehört hat. Der würde so ein Verhalten auch nicht begrüßen. Und ER würde euch ganz sicher eine schmerzhafte Lektion erteilen." "Wieso? Du bist doch schon allein mit ihm im Wald gelegen?" "Jetzt reicht's!" Obwohl sie wusste, das es auf jeden Mann ankam, holte sie mit der Faust aus und verpasste Seamus ihren Stempel ins Gesicht. Er fiel wie vom Blitz getroffen nach hinten. Die Jägerin hinter ihm konnte gerade noch einen Schritt zur Seite machen, sonst hätte er sie unter sich begraben. Fassungslos starrten die Umstehenden auf Seamus, der wie tot am Boden lag. "Und ihr hebt ihn jetzt auf und tragt ihn von hier aus bis zu den Rebellen." Ohne ein Murren bückten sich die Angesprochenen und hoben den Unverschämten vom Boden auf. Amber dagegen ging wieder an die Spitze der Jäger und suchte Vegeta. Sie dachte noch immer an die Mutmaßungen der Jäger und zuckte kurz zusammen, als der Saiyajin-König sie ansprach. "Was hast du jetzt für ein Problem? Werd bloß nicht nervös. Ich möchte diese Meute nämlich nicht unbedingt führen müssen." "Keine Angst, das werde ich ihnen nicht antun." Ein paar Umstehende grinsten. "Wenn ihr weiter so blöd glotzt, werd ich euch euer Grinsen rausprügeln." Sofort wandten sie ihre Blicke ab. "Hör schon auf damit."
Ungeduldig packte sie seinen Arm und zog ihn um die nächste Ecke. Er stemmte sich gegen jeden Schritt und so ließ sie ihn dort ruckartig los. "Reiß dich zusammen. Wir werden jetzt diesen Obertrottel umbringen und dann gehen wir weiter." "Du redest davon, als würden wir nur irgendwo aufräumen." "Tun wir auch." sagte sie herzlos. Er nickte und folgte ihr. Am Ende der Gasse striff eine Gestalt die Hauptstraße entlang. Der Feind musste sehr stark sein, denn er verbarg seine Kraft und die Aura, die seinen Ursprung verriet. Wenn er ein Sith war, mussten sie ihn erledigen, bevor er per Gedankenübertragung einen Hilferuf aussandte. Doch durch irgendetwas seltsames in seinem Körper konnte er keine ernsten Zweifel empfinden, als wäre seit der Blutsteilung etwas in ihm gestorben. Aber statt dem Zweifel setzte ein nagendes Gefühl der Zukunftsangst in ihm ein. Was wäre wenn...
...der Sith einen Hilferuf ausstoßen konnte? Die Jäger würden bestimmt alle sterben. ...er selbst bei diesem ganzen Manöver ums Leben kam? Wäre sein Volk wirklich so dumm und würde mit den Norena einen Krieg beginnen?
...Amber dabei draufging? Er würde dastehen wie ein König der unfähig war, eine Frau zu beschützen. Aber darum wie er dastehen würde ging es nicht. Nicht wirklich zumindest. Doch wie immer verschloss er seine Gefühle mit meisterhafter Perfektion. Wie immer ging er neben Amber als eiskalter Killer her, als ein Mann, der jedes Risiko einging. Selbstbewusst fuhr er mit seiner Hand über die Klinge des zweischneidigen Schwertes. Die Jägerin neben ihm verlangsamte plötzlich ihre Schritte. Fließend, als hätte er dies schon jahrelang getan, machte er es ihr nach und ging nun vollkommen lautlos und doch mit einer Schnelligkeit auf den Feind zu, das er sich nach dem Ursprung dieser Gabe fragte. Wieder die Blutsteilung? Waren all die Eigenschaften eines Jägers auf ihn übergegangen? War er, der König der Saiyajin, ein Halbblut geworden? Eine große Ehre oder eine undenkbare Schande? "Eine große Ehre und nun konzentrier dich." flüsterte Ambers Stimme in seinem Kopf. Er versuchte, auf dem gleichen Wege zu antworten, aber irgendwie schien die Botschaft nur unvollständig oder ungeordnet zu ihr zu dringen. "Pass auf dich auf. Lass dich von deiner Wut nicht kontrollieren. Wenn du ausrastest, wirst du uns alle verraten." Er spürte kurze Zeit ihren Blick auf sich ruhen und es schien, als würde sie ihm durch seine Augen geradewegs in die tiefsten Geheimnisse seiner Seele blicken. Noch ein paar wenige Schritte, die sich zu Tagesmärschen hinzogen, und sie erreichten das Ende der Gasse.
Vor ihnen lag die Hauptstraße in ihrem matt-weißem Glanz. Sie erstreckte sich wie schon vor Urzeiten durch das Heiligtum der Norena, das Herzstück ihrer Kraft. Der weiße Stein war noch immer unbefleckt, obwohl solch unreine Wesen über sie hinweggeschritten waren. Der Stein wehrte sich nicht, auch wenn ihm die sanften Pfoten der Jäger angenehmer waren als die trampelnden Schritte der Sith und Mischlinge, die die Norena wie Sklaven hielten. Bei dem Anblick des Sith, der über die Hauptstraße hinwegschritt, spürte sie einen unbezähmbaren Hass in sich auflodern. Vegeta hatte es gewusst. War er mit solch einer Kraft vertraut? Mit Kraft, die sich durch den Hass nicht kontrollieren ließ? Die Anwesenheit des Mannes beruhigte und verunsicherte sie zugleich. Sie hätte alleine gehen sollen. Immerzu stand außer ihrem eigenen Leben noch ein anderes mit auf dem Spiel. Warum durfte sie nicht ein einziges Mal alleine dem Tod gegenüberstehen? Aber doch würde es nicht mehr dasselbe sein. Der Hass würde ihr Gewissen vollständig ausschalten. Und in ihr loderte dieses innere Feuer, das zeitweise über ihre Kontrolle hinauswuchs. Was wäre, wenn er vollkommen über sie hinauswuchs und sie dazu brachte, ihre eigenen Leute zu töten? Seit die beiden Monde sich gegenseitig verdeckt hatten war irgendetwas in ihr verändert. Als hätte dieses Ereignis einen Teil in ihr erweckt, der bis jetzt im Dunkel gelegen war.
All diese Gedanken blitzten innerhalb von Sekunden in ihr auf. Zweifel löste Hoffnung ab und diese wurde wieder ausgelöscht. Eine Hand berührte sie an ihrem Oberarm und plötzlich war ihr Kopf vollkommen klar. Ihre Augen hatten sich vollkommen an die Dunkelheit angepasst und so war es ihr möglich, jeden Schritt des Feindes genau zu beobachten. All ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich, denn es war ein Sith. Ein einziger zwar, aber er konnte durchaus ein Problem werden.
Durch unerklärliche Weise fühlte der König ihre Ängste. Deshalb war er aufs Äußerste überrascht, als sie auf die Straße hinaustrat. Er machte einen Schritt, um ihr nachzugehen, aber sie forderte ihn mit einem Handzeichen zum Warten auf. Er folgte dieser Anweisung und blickte Amber nach. Kaum hatte sie drei Schritte auf der Straße getan, drehte sich der Sith um und starrte die Jägerin an. Sogar bei diesem schlechtem Licht glaubte Vegeta den überraschten Gesichtsausdruck des Wächters zu sehen, der binnen Sekunden in Entsetzen und dann in vorsichtige Belustigung umschlug. "Was machst du hier draußen?!" fuhr er sie an. "Warum bist du nicht in einem der Quartiere?!" Amber setzte einen ängstlichen Gesichtsausdruck auf. "Ich... ich... es tut mir Leid." "Sei still, du dummes Kind. Du weißt ganz genau, das du um diese Zeit nicht mehr hier sein darfst!" "Ja. Aber ich hatte so große Angst..." Der König der Saiyajin schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte ein Sith Amber mit einem kleinen Mädchen verwechseln? Er selbst würde Amber bei noch so geringem Licht als Giftspritze betiteln. Aber anscheinend konnten sogar Sith solche Tatsachen verdrängen. "Du hattest Angst? Du hättest besser dort bleiben sollen, wo du hergekommen bist! Ich werde dich bestrafen und glaube mir, es wird mir Freude bereiten." Die Jägerin schien immer kleiner zu werden. "A.. a... aber ich..." "Halt deine Fresse, ich kann deine Stimme nicht mehr hören. Dein ganzes Aussehen widert mich an." Amber neigte ihren Kopf schuldbewusst. Wie perfekt sie sich doch in diese Rolle einfügte... Er schlug einmal kräftig in ihre Magengrube. Als hätte sie der Schlag tatsächlich verletzt, ging sie in die Knie. "Das reicht dir schon? Ihr Norena seid noch jämmerlicher als ich dachte!" Die Jägerin keuchte. Der Sith wandte sich um als wollte er einfach davongehen aber plötzlich stand er wieder über ihr und trat sie abermals in den Bauchbereich. Amber krümmte sich auf dem Boden. Sie war verärgert über diese Schmerzen, denn eigentlich hätte der Sith keine Gelegenheit zu einem zweiten Schlag gehabt. Der Gegner über ihr lachte und jedes Mal wenn er abermals zutrat und sie vor Schmerz aufschrie, wurde sein Gelächter lauter. Mittlerweile begann ihr Körper wirklich damit in Mitleidenschaft gezogen zu werden und so war das Blut, das ihr aus dem Mund rann, eine Mahnung, dem Gegner sofort Einhalt zu gebieten. Aber sie durfte nicht zu früh handeln... Nach weiteren fünf Tritten ließ er von ihr ab. Wie sie die Sith doch hasste. Wenn dieser hier sie wirklich für ein Kind hielt, warum schlug er sie so fest? Hatte er überhaupt keinen Respekt vor dem Leben? Erleichterung machte sich breit, denn die Tritte hämmerten nun nicht mehr wie Paukenschläge auf sie ein. Der Sith wandte sich nun endgültig um und entfernte sich ein paar Schritte. Blitzschnell rappelte Amber sich auf und lief auf ihn zu. Er bemerkte seinen Irrtum erst, als ihr Schwert sein Herz durchbohrte und er seinen letzten Atemzug tat. Sofort zog sie ihre Waffe wieder aus dem Körper des Feindes heraus. Der Sith fiel wie ein Stein zu Boden. Ein paar Sekunden lang sah sie stoßweise atmend auf ihn herab und kämpfte mit dem Schmerz. Zum Schluss hin hatte der Feind immer heftiger zugeschlagen und sich an ihren Schreien ergötzt.
Der Klang von Schritten drang an ihr Ohr. Sie wandte sich langsam dem Saiyajin zu. Er sah sie staunend an, denn der Angriff war vollkommen überraschend gekommen. Niemals hätte er geglaubt, das eine Frau so präzise und gefühllos sein konnte. Obwohl viele Saiyajin-Frauen in der Armee waren, symbolisierten sie für die Männer doch so etwas wie Fairness und Güte. Was ihn noch verwirrte war, das Lebewesen entweder gut oder schlecht waren, aber Amber dagegen schien beides zur gleichen Zeit zu sein. Im einen Augenblick war sie eine heitere und sogar liebenswerte Person, im anderen eine gefühlskalte und berechnende Mörderin. Mit ihrem rechten Handrücken wischte die Jägerin das Blut weg. In seinen Gedanken hegte er heimliche Bewunderung für dieses Geschöpf. Für diese Frau, diese wunderschöne Kriegerin, die sich selbst in den härtesten Zeiten weigerte, klein bei zu geben. Ihr dominantes und nicht selten stures Verhalten hatte wohl schon viele Männer verunsichert aber ihn reizte dieses Gehabe. Amber unterbrach seine Gedanken, als wollte sie ihn vor etwas peinlichem bewahren, wobei sie natürlich nicht genau wusste, was er gerade dachte. Doch durch die Blutsteilung hatte er die Kontrolle über sein Mienenspiel zu einem geringem Teil verloren und so war es ein leichtes für sie, seine Gedanken zu entschlüsseln. "Trag ihn zu den anderen. Wir dürfen ihn nicht hier liegen lassen. Eigentlich würde ich sein Blut am liebsten auf den Gebäudemauern verstreichen, aber das würde uns verraten. Ich hasse diese Sith und würde jeden von ihnen auf der Stelle töten. Aber leider haben sie mir hier meine Möglichkeiten geraubt." "Spar dir doch endlich deine Volksreden. Und halte mich nicht für vollkommen unfähig. Ich selbst führe ein ganzes Volk." Sie starrte ihn einen Augenblick lang fragend an, als wisse sie nicht, wovon er sprach. "Ich behandle dich nicht so als wärst du unfähig. Ganz im Gegenteil! Ich halte dich für äußerst stark. Warum sonst soll ich dich mitgenommen haben?" "Damit du mir zeigen kannst, wie gut du einen Sith töten kannst. Aber warte mal ab, ich werde mir das nicht mehr lange bieten lassen." Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich. "Willst du mir drohen? Gut, dann werden wir unsere Differenzen austragen und zwar nach der alten Art. Wir werden schon sehen, wer von uns recht hat." "Und was soll uns das bringen? Wir töten uns gegenseitig und ein ganzes Volk steht ohne Führung da. Ich selbst" sagte er in einem würdigem Tonfall. "würde dich mit einem Schlag vernichten, aber für den Tod bist du zu schade." Sie sah ihn fragend an. Ein Hauch Röte trat auf ihr Gesicht. War das so etwas wie ein Kompliment gewesen? Nun, Komplimente waren nichts besonderes, solche bekam sie jeden Tag zu hören. Aber von ihm? Und wenn schon! Ihr ganzer Umgang wandelte sich langsam aber sicher zu irgendwelchem Beziehungsquatsch. Kleine Probleme wurden zu großen und sie kam zeitweise nicht umhin, dem Saiyajin eine besondere Behandlung zukommen zu lassen. Das sie ausgerechnet ihm um den Hals gefallen war...
Ihre Wut stieg weiter an und irgendwie flaute sie nicht mehr ab, als würde sich ihr ganzer Hass anstauen um dann endlich, wenn der Druck zu groß war, durch ein Ventil zu entweichen. Vegeta bückte sich nach dem leblosen Bündel und legte es quer über seine Schulter. Das Blut des Feindes rann seinen Mantel hinab aber er registrierte es mit einer grausamen Teilnahmslosigkeit. Er ging mit noch immer lautlosen Schritten in die Gasse zurück und machte sich auf den Weg zu der wartenden Kriegerschar. Amber dagegen blieb noch einige Augenblicke reglos stehen und spähte in jede Richtung die Hauptstraße hinab. Durch das Auftauchen des Feindes war ihr Misstrauen wieder vollständig erwacht. Sogar sie hatte sich dem Glauben hingegeben, das alle Wächter zu dem Manöver geeilt waren, aber so dumm schienen nicht einmal Sith zu sein. Als sich trotz des Wartens kein weiterer Gegner zeigte, drehte sie sich langsam um und folgte dem König der Saiyajin. Die Straße lag verlassen da, ebenso wie die Oststraße, die sich noch immer am Rand des Waldes entlangzog. Auch sie hatte das Blut des Feindes aufgesogen, doch an jener Stelle hing ein weißer Nebel. Noch Jahre später würde genau an dieser Stelle, da das Blut des sterbenden Sith auf den Boden gesickert war, ein Nebel aufziehen, sobald die Nacht gekommen war.
Sie erreichte die wartenden Jäger erst nach Vegeta und deshalb wurde sie mit stürmischen Fragen begrüßt. "Nein, keine weiteren Feinde. Niemand mehr da. Aber wir müssen so schnell wie möglich zu den Rebellen kommen." Der Saiyajin tauchte abermals neben ihr auf, würdigte sie aber keines Blickes. Xander stand neben ihm, schweigsam und nervlich angespannt, wie schon die ganze Zeit über, denn der Verlust seines ältesten Freundes machte ihm mehr zu schaffen, als er geglaubt hatte. Auch er trug dunkle Kleider und ebenfalls hatte man ihm ein Schwert überreicht. Aber es war eine stumpfe Waffe, mit der er sich im Ernstfall wohl kaum verteidigen könnte, aber darauf kam es nicht an. Das geschliffene Stahl verlieh ihm eine trügerische Sicherheit und er fühlte sich in der Mitte der Jäger so sicher wie in seiner heimischen Armee. Ihn verwunderte die Entwicklung der Dinge nicht, denn trotz seinem jungen Alters hatte er schon viel gesehen. Wie jeder Saiyajin war er in Kriegsführung aufs höchste bewandert und er war wirklich so etwas wie ein Weiberheld. So verstand er sogar seinen König, aber er fand seine Vorgehensweise im Bezug auf Amber doch einigermaßen seltsam. Vegeta war so launisch wie ein heranwachsender Knabe wenn es um sie ging, wenn er überhaupt mit ihm über sie sprach.
Als wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt war, trieb Amber noch mehr zu Eile an. Die Jäger schlichen noch leiser durch die Nebenstraßen und jeder blickte die abzweigenden Gassen entlang. Jene, die den Körper des verstorbenen Sith trugen, waren äußerst darauf bedacht, sein Blut nicht auf sich sickern zu lassen. Noch immer tropfte sein Lebenssaft aus der Wunde am Herzen und auch an seinem Körper war die Totenstarre eingetreten. Das erleichterte die Träger. Es war eine Bestätigung, das der Feind sich nicht plötzlich losreißen und auf sie losgehen würde. Auch verloren die Sith dadurch etwas von ihrem angsteinflößenden Ruf, denn augenscheinlich wurden nicht einmal solch starke Geschöpfe vom Tod verschont. „Warum müssen diese Scheißkerle nur so verdammt schwer sein?"„Halt die Klappe, sonst beschwert er sich noch."„Hast recht, der reist nicht besonders komfortabel."„Hey, der wird auf Händen getragen."„Glaubst du, der ist schwul?"„Warum nicht? Sith ist doch alles zuzutrauen."„Ach komm schon. Du kannst die Arschlöcher doch nicht so durch den Dreck ziehen."„Sei doch still, Jake. Du hast doch angefangen."„Wenn's doch wahr ist. Oder würdest du diesen Kerl hier abknutschen?"„Wenn der ganze Krieg dann aufhören würde... Ich weiß nicht." „Hör doch auf, Mino! Dadurch würde der Krieg erst anfangen! Oder glaubst du, das sich ein Kerl über einen Kuss von dir freuen würde?"„Nein, aber wenn Amber den Anführer der Sith küssen würde..."mischte sich ein anderer ein. Das Gespräch wurde immer überschwenglicher und die Kämpfer debattierten, ob Amber sich nun auf so etwas einlassen würde oder nicht.
„Wir müssten bald da sein."sagte Amber mehr zu sich selbst als zu dem Saiyajin neben ihr. Sie hatten bis jetzt nichts mehr miteinander gesprochen und wie es schien, würde die Funkstille zwischen ihnen länger anhalten. Nach einer halben Stunde, der Himmel schien am Ostrand langsam wieder heller zu werden, wurde der gesamte Trupp abermals aufgehalten.
„Was wollt ihr hier?! Seid ihr Spione?"Amber sah den Jäger vor sich erleichtert an. Sein ganzes Auftreten legte ihr den Verdacht nahe, das er ein Bote der Rebellen war, der gerade die Gegend ausgekundschaftet hatte. „Spion? Nein. Ich bin die Anführerin der Jäger des Todes und wir alle hier sind gekommen, um euch beizustehen."„Anführerin?"Er starrte Amber wie einen langvergessenen und todgeglaubten Freund an. „Amber!! Bin ich froh dich zu sehen!! Wir haben alle geglaubt, das die Jäger ausserhalb der Stadtmauern endgültig ausgelöscht wurden!! Aber was macht ihr nur hier?" „Bitte, beruhige dich doch. Wir müssen so schnell wie möglich von der Straße runter. Vor kurzem sind wir einem Sith in die Arme gelaufen und wenn er bisher regelmäßig den Stand der Dinge gemeldet hat, wird sein Verschwinden bald auffallen."„Ihr seid einem Sith begegnet und habt ihn umgebracht? Aber ihr habt doch..."Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wir haben seine Leiche mitgenommen. Mach dir keine Sorgen. Bevor sie etwas merken, sind wir schon wieder weg."Er hielt das Auftauchen der Jägerin für ein Wunder und deshalb widersprach er nicht. Im Gegenteil, er hielt jedes Wort Ambers für die reine Wahrheit. Sie würde wissen was sie tat, denn sonst wäre sie nicht hier. So nickte er abermals. „Bitte, folgt mir. Ich werde euch den Weg zu unserem Versteck zeigen."„Versteck?"meinte Vegeta zweifelnd. „Wer ist das?"fragte der Abgesandte und sah den Saiyajin misstrauisch an. „Ein Gefangener von euch? Aber warum rennt er hier so frei rum?"„Nein nein, er ist der König der Saiyajin. Du weißt schon, dieser freche Bengel von damals."„Freche Bengel?! Wer von uns ist hier die Giftspritze?!"„Hey ihr beiden. Lasst das jetzt. Müsst ihr euch immer streiten wie pubertierende Teenager?"„Wieso spielst du eigentlich immer den Streitschlichter, Pierre? Vor ein paar Jahren hättet ihr alle viel für einen Kampf zwischen uns gegeben."„Aber nicht jetzt."sagte Pierre bestimmt. Er wartete auf heftigen Protest und vor allem auf die aufbrausende Art Ambers, die immer wieder durchbrach, wenn jemand etwas sagte, was ihr nicht passte. Doch die Reaktion blieb aus und sie sagte auch sonst nichts mehr. Völlig in sich gekehrt starrte sie vor sich hin, wie eine zum Leben erwachte Statue. Jim musterte seine Gefährtin mit zunehmender Besorgnis, denn ihr zurückgezogenes Verhalten im Bezug auf den Umgang mit den Kriegern war vollkommen neu. Immer wieder wurde er und auch andere mit Seiten der Jägerin konfrontiert, die niemand von ihnen kannte. „Bitte, geh schneller. Ich will vor Tageseinbruch im Versteck sein, sonst könnten wir entdeckt werden. Oder glaubst du, das den Sith nicht auffallen würde, das plötzlich mehr Jäger in der Stadt sind als vorher?"„Wenn wir viel schneller gehen, werden wir noch früher entdeckt. Aber ich kann dich beruhigen, wir sind gleich da."
Endlose Minuten vergingen. Minuten, in denen Amber immer wieder ängstlich gen Osten blickte. Der Beginn des neuen Tages würde ihnen den Tod bringen. Verstümmelt zwischen den einst heimischen Gebäuden zu liegen und vor ihrer bestimmten Zeit zu den Ahnen zu gehen, war der häufigste Gedanke, der den Jägern durch den Kopf ging. Plötzlich wies der Bote auf ein Gebäude, das sich wie jedes andere nahtlos in die Stadt einschmiegte. Es hatte dieselbe matt-weiße Farbe und es sah wie jedes Gebäude heruntergekommen und vernachlässigt aus. Doch nirgends war etwas von dem Treiben der Rebellen zu erkennen. Keine Spuren von Blut an den Wänden, keine auffälligen Gestalten, die an den Fenstern Wache schoben. Absolut keine Spur von außer Kontrolle geratenen Sklaven, die im Untergrund gegen ihre Unterdrückter arbeiteten. Der Führer blickte sich kein einziges Mal um, als er leise zu einer der Eingangstüren schlich und sie aufstieß. Ein kaum hörbares Quietschen ertönte. Gespannt blickten die Jäger in den vorderen Reihen den Gang hinter der Tür hinab, aber nirgends war auch nur eine Seele zu erspähen. Zögernd blickte Amber in das Dunkel des Ganges, irgendetwas konnte hier nicht stimmen. Sie fühlte die Gefahr mehr, als das sie diese sah, teilte aber niemandem etwas davon mit. Bestimmt schlugen ihre überreizten und misstrauischen Sinne schon wieder blinden Alarm. So trat sie in das Haus ein. Nach außen hin wirkte ihr Gang sicher und mutig, aber ihre innere Gefühlslage war weit davon entfernt. Schon wieder hatte sie einem Wesen nahezu blind vertraut, obwohl es sie auch täuschen könnte. Was, wenn er die Jägerschaft verraten hatte, nur um ein besseres Leben führen zu können? Fast schon erwartete sie, das die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und eine eiskalte Klinge an ihren Hals gedrückt wurde. Nichts dergleichen geschah. In einem unkontrollierten Moment kam ihr ein erleichtertes Aufseufzen über die Lippen. Sie spürte beinahe den fragenden Blick des Boten hinter ihr.
„Beruhige dich, das ist kein Hinterhalt."wisperte ihr jemand ins Ohr. „Woher willst du das wissen? Bist jetzt auch noch ein Lügendetektor?"„Wenn du nur einen Funken Verstand hättest wüsstest du, das nur die Auren von Norena in diesem Haus sind."„Wie konnte ich nur vergessen, das Saiyajin allwissend sind?"„Halt's Maul, du wirst schon sehen."„Hört jetzt endlich auf mit dem Scheiß! Ich kann es nicht mehr hören! Bräuchten wir euch nicht, hätte ich euch schon längst in ein Zimmer gesperrt und geschaut, wer länger überlebt!! Ihr geht mir so auf den Senkel, mit eurer ständigen Streiterei!!"„Pierre?"Sie war über die Maßen überrascht und starrte ihn an. Sie hatte niemals mit einem Ausbruch seinerseits gerechnet, aber anscheinend ging ihm die ganze Sache über seine Schmerzgrenze
Er hatte viel erlebt, aber sein größter Kampf war die Schlacht zu Recano gewesen, einer Stadt weit entfernt vom heiligen Wald. Es war einer jener großen Kriege gewesen, die die Norena jedes Jahrtausend heimsuchten. Viele glaubten, das dies ein höheres Gesetz war, damit sich die Bevölkerung nicht zu stark vermehrte und somit seinen Lebensraum zerstörte. Durch eine glückliche Fügung hatten die Jäger jedes Mal den Krieg gewonnen und sich immer wieder zu einem neuen Höchststand ihrer Kultur aufgeschwungen. In dieser Schlacht hatte er seinen jüngeren Bruder sterben sehen. Lange Zeit war er unfähig gewesen, ein Wort darüber zu sprechen. Zusehen zu müssen, wie ein Familienmitglied, das beinahe ein Teil von ihm gewesen war, zerstückelt wurde, war mehr als manch einer verkraften würde. Und doch musste er bei den Aufbauarbeiten mithelfen und die Körper der verstorbenen Jäger zu den Friedhöfen bringen. Und nun, da offenbar zum zweiten Mal in einem Jahrhundert ein großer Krieg ausgebrochen war, erinnerte er sich stärker denn je an seinen Bruder. Da Amber ihm wie eine Schwester war, sorgte er sich besonders um sie und die ganze Streiterei mit Vegeta bereitete ihm Kopfzerbrechen. Seine Anwesenheit bedeutete zwar einen starken Mitkämpfer, aber auch bedrohliche Ablenkung. Das bedeutete er zumindest für Amber, denn es war doch offensichtlich, das sie etwas für ihn empfand; auch wenn es so etwas wie Hassliebe war. Wie immer hütete sie sich davor, es zuzugeben und offiziell zu machen.
„Die Treppe rauf, dann die dritte Tür links."Sie nickte und wandte sich nach rechts. Dort wand sich eine Wendeltreppe in Spiralen ins nächste Stockwerk. Die Stufen waren staubig, als hätte sie seit Jahren niemand mehr benutzt und ihre Schritte hallten mehrfach im leeren Treppenhaus wider. Die Wände waren Weiß gestrichen, aber fleckenweise waren sie im Laufe der Jahre schmutzig Gelb geworden. Schon brach sich das Echo der unzähligen Schritte an den Wänden und hallte die Treppe hinauf. Als Amber oben angelangt war, hörte sie das zuschlagen einer schweren Eisentür. Der Klang hatte etwas Endgültiges, als hätte das Schließen der Tür eine viel wichtigere Bedeutung. Es war, als hätte sich der Rückweg aus der Stadt für immer geschlossen. Zielstrebig ging sie weiter auf die dritte Tür auf der linken Seite zu und stieß sie auf.
Ungefähr fünfundzwanzig Männer und fünfzehn Frauen sahen sie entgeistert an. Sie dagegen musterte sie argwöhnisch, denn die Rebellen hatte sie sich anders vorgestellt. Dieser Haufen hier sah heruntergekommen und vollkommen wehrlos aus. „Das also ist die gepriesene Befreiungsarmee?"Hörte sie eine wohl vertraute Stimme hinter sich sagen. „Ein echt toller Sauhaufen. Nur schade, das wir nicht an einer Tierschau teilnehmen."Obwohl er die Bemerkung für alle hörbar ausgesprochen hatte, folgte keine körperliche Reaktion. Nur eine Frau stand erbost auf und blickte ihm fast schon angewidert in die Augen. „Schweig, du Nichtswürdiger. Du müsstest als Außenseiter von uns allen am stillsten sein. Ich hasse Krieger, die nicht wissen wann sie die Klappe halten sollen."„Wen nennst du hier einen Außenseiter, Weib? Halt dein freches Maul, sonst werde ich es dir stopfen."Sie wollte etwas erwidern, aber eine andere Frau berührte sie mahnend am Arm. So strich die Jägerin mit einer energischen Geste ihre schwarz-blauen Haare zurück. Vegeta dagegen ignorierte ihren bösen Blick und trat in den Raum ein. Verwirrt verfolgten die übrigen Krieger mit den Augen jede seiner Bewegungen und starrten dann Amber an, die noch immer schier sprachlos im Türrahmen stand. Dann bemerkten die Rebellen die Verstärkung, die sich hinter der Jägerprinzessin staute und über ihre Schultern hinweg die anderen ebenso interessiert musterten. Nach einer Weile schüttelte sie lächelnd den Kopf, als hätte sie jetzt erst einen verborgenen Scherz oder den Anflug von Ironie erkannt. Vielleicht war es aber nur das Verhalten des Königs, mit dem er immer noch durchkam. Er würde niemals lernen, andere Krieger zu akzeptieren und ihre Hoffnungen nicht in Frage zu stellen. Für ihn selbst gab es so etwas wie trügerische Hoffnung nicht, es war einfach nicht seine Art, sich an die kleinste Hoffnung zu klammern und auch dann noch nicht loszulassen, wenn sie zerschlagen war. Er lebte für den aussichtslosen Kampf und machte sich niemals Illusionen. Um so etwas zu erkennen, musste man nicht übermäßig sensibel sein und schon gar nicht einen besonderen Draht zu ihm haben. Er tat stets sein bestes, um anderen seine Meinung klar zu machen, ob sie wollten oder nicht.
Mit prüfendem Blick tastete er jeden der Krieger ab und seine Miene wurde von Mal zu Mal skeptischer. Als seine Aufmerksamkeit auf einen alten Krieger mit schütterem Haar fiel, musste er sich einen spitzen Kommentar verkneifen. Der Mann bot wirklich einen mitleiderregenden Anblick mit seinem Kopfverband und dem leidendem Gesichtsausdruck. „Ist das euer Ernst? Ihr habt eure Krieger wohl nach Lust und Laune ausgesucht, was? Und ihr wollt mir sagen, das dieser Trupp schon was erreicht hat?"Keiner antwortete ihm. Anscheinend fanden sie, das ihm sein imposanter und vor allem noch immer kräftiger Körper dieses Urteil erlaubte. Und alle wussten, das er recht hatte. „Vegeta, bitte..."Er schloss den Mund und blickte Xander an. „Beherrsche dich, das ist nicht deine Armee."Der Angesprochene nickte kaum merklich und schwieg ebenfalls.
Eine längere Pause folgte, in der die Rebellen noch immer den König musterten. Woher kam dieser fremde Krieger? Seine Gestalt wirkte groß, obwohl seine wahre Körpergröße dem nicht entsprach. Seine Kleidung sah jener der Jäger des Todes zum verwechseln ähnlich und er strahlte sogar die Würde der Jäger aus. Aber trotzdem haftete ihm etwas fremdes, fast schon ehrfurchterbietendes an und veranlasste sie zu schweigen. Ein Sith? Hatte die Frau dort in der Tür, die doch wie Amber aussah, sie an die Feinde verraten? Die Versammelten zuckten zusammen, als einer von ihnen diese Gedanken laut aussprach. „Was wollt ihr von uns? Bist du wirklich Amber, die Tochter der Königin, und wer ist dieser Mann?"Sie wandte ihren Blick vom Boden ab, den sie schon eine geraume Weile lang angestarrte hatte, und heftete ihre Augen auf die Frau, die auch schon Vegeta angefahren hatte. Doch sie antwortete nicht, sondern stellte eine Gegenfrage. „Bist du die Führerin hier?"Die Frau zog die Augenbrauen zusammen und antwortete, obwohl es ihr sichtlich widerstrebte. „Bei uns gibt es keinen Anführer. Wer seid ihr?"Amber sah sie abschätzend an. Es war offensichtlich, das sie diese Jägerin nicht leiden konnte. Denn sonst wäre das alles viel einfacher abgelaufen, sie hätte sich sofort zu erkennen gegeben und alles wäre in Butter. So setzten beide eher auf Distanz. Giftige Blicke zuckten zwischen beiden und es wäre wohl noch zu mehr gekommen, wenn der Bote nicht eingegriffen hätte.
„Tenka, das ist Amber. Hör endlich auf, sie so respektlos zu behandeln. Oder willst du, das sich unsere letzte Hoffnung gegen uns kehrt?"„Ach, sie taucht hier auf und alle sind froh? Was hat sie für uns, die wir innerhalb der Stadt gefangen sind, getan? Gar nichts!! Sie streifen draußen in den Wäldern herum und haben ein schönes Leben! Außerdem haben doch die letzten Meldungen, die uns zugetragen wurden, gesagt, das die Jäger draußen alle vernichtet wurden."„Wir vernichtet? ICH habe die Sith vernichtet und zwar bis auf den Letzten!"„Ach ja? Und wie bitte?"Amber schwieg und blickte wieder zu Boden. „Das... das... kann ich euch nicht sagen. Ich weiß es nicht. Irgendetwas geschah mit mir als... sich... die Monde voreinander schoben."„Was?"fragte Tenka hämisch. „Bist du in Ohnmacht gefallen?" „Wenn du nicht gleich dein Lästermaul hältst, wirst du Bekanntschaft mit meinem Schwert machen! Und ich schwöre dir, du wirst deinen Mund dann nicht mehr so weit aufreißen können."Ihre innere Regung übertrug sich auch auf ihr Gesicht. Tenkas Mienenspiel zeigte Verachtung, aber auch ungläubiges Erstaunen. „Wie kannst du es wagen...?!"„Wie kannst du es wagen, mir solche Respektlosigkeit entgegenzubringen?! Hast du nie gehört, das man einem König mit Respekt begegnet?"„König? Du? Wenn ich nicht lache."„Er ist der größte König, den ich bis jetzt kennengelernt habe und du solltest ihn achten, sonst wirst du uns beide zum Feind haben."Nun richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf Xander. Sein Gesicht hatte sich vor Wut verzerrt und wie es schien, war er kurz davor die Fassung zu verlieren. „Bist du seine Marionette? Mehr von euch hat er nicht mitgebracht? Dann schert euch da hin, wo ihr herkommt!"„SCHWEIG!! Glaubst du denn, das du hier für uns alle sprichst? Du führst uns durch deinen Hochmut in den sicheren Tod!!" Sie senkte schuldbewusst den Kopf und wandte sich ab. „Verzeiht ihr bitte für ihre Dummheit. Sie ist noch jung und hat vor kurzem ihre Eltern und Geschwister verloren. Gebt uns die Ehre und kommt doch herein. Erzählt uns, was ihr hier wollt."
Amber zeigte sich überraschend gnädig und beschloss, die Auseinandersetzung vorübergehend zu vergessen. Langsam schritt sie in den Raum hinein und setzte sich auf einen der zahlreichen, dreibeinigen Stühle. Ihre Begleiter strömten in den Raum hinein. Viele der Rebellen standen ruckartig auf und gingen einigen entgegen. Auf Jim kam eine große und hagere Jägerin zu, die ihm um den Hals fiel. Er war so erleichtert über ihre Anwesenheit, das er den fragenden Blick Pierres gar nicht bemerkte. Sekunden später hatten sie sich eng umschlungen und küssten sich. Ähnliche Szenen spielten sich nun im ganzen Raum ab und irgendwie nahm das Treffen die Verhaltensweisen von einer Willkommensparty an. Doch der Mann, der den Streit beendet hatte, begann sofort Fragen an sie zu richten. Zwar einfühlsam und diskret, aber er wusste, was er wissen wollte. „Du bist also Amber. Du sprachst von einem Ereignis, das dich während der Sonnenfinsternis heimsuchte. Was ist geschehen?"Sie sah sich prüfend um. Niemand außer Vegeta und dem älteren Jäger achtete auf sie. „Eigentlich wollte ich nicht darüber sprechen. Aber vielleicht weißt du, was es bedeutete."„Es ist ein wichtiges Geheimnis für dich, nicht wahr? Und du weißt nicht wirklich, was es bedeutet. Das kann ich an deinem Gesicht sehen."Sie erzählte ihm von dem überwältigendem Gefühl auf dem Hügel, als ihr alle Macht gegeben war und wie sie den Anführer der Sith getötet hatte. „Du sprichst von diesem Ereignis, als wärst du daneben gestanden oder hättest keine Kontrolle über sie gehabt." „Ich hasste sie... hasste alles Sein. Als ich es Artemis und Horus erzählte, sagten sie, das es nötig gewesen war, alleine dort zu sein."„Du hast es „den Ersten"erzählt? Wie? Warst du bewusstlos, oder dem Tod wirklich so nah?"„Nein. Sie riefen mich in den Feldern der Träume zu sich."„Wirklich."Dieses Wort sprach er nur höflichkeitshalber aus, denn er wollte Amber zum weitersprechen auffordern. Jedes Wort klang wie eine Offenbarung und er brannte darauf, mehr über „die Ersten"zu erfahren. Vielleicht hatte die Jägerprinzessin Botschaften erhalten, die die restlichen Jäger in die Freiheit leiten würden. Oder vielleicht war sie in die tiefsten Geheimnisse eingeweiht worden, die einen Weg in ein friedvolles Leben wiesen. Für Vegeta hatte die Erzählung keine so tiefgründige Bedeutung, sondern nur eine Auflistung der Dinge, die auf dem Hügel vorgefallen waren. Eine Erklärung dafür, warum sie ihm so aufgelöst um den Hals gefallen war.
Amber fuhr fort. „Im Tempel selbst begegnete ich ihnen. Aber ich muss dich enttäuschen, sie haben mir nichts gesagt."„Nichts?"„Nein. Nichts, das uns weitergeholfen hätte. Sie erzählten mir von dem Umstand, warum ich mich verwandeln konnte und versuchten mir den Zusammenhang mit den Schatten zu erklären."„Das war alles?"fragte der Alte nach. „Sie haben dich dadurch noch mehr verwirrt und deshalb warst du so aufgelöst."„Ja, Vegeta. Aber sie haben mir noch andere Dinge gesagt, Dinge, von denen ich nichts wusste, Gedanken, die mir gar nicht bewusst waren."„Das ist jetzt nicht so wichtig. Wir sollten jetzt über unsere weiteren Schritte beratschlagen." „Was wollt ihr überhaupt hier?"sagte ein Mann, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte. Die Drei wandten sich ihm zu. „Wir werden ein paar Waffen stehlen und einige Jäger befreien."„Zu welchem Zweck? Die Sith werden euch doch wieder aufspüren."„Der Tempel wird uns noch einige Zeit schützen."„Wie lange noch?"„So lange, bis wir die Stadt zurückerobert haben."„Dann ist nach langem Warten der schicksalhafte Tag gekommen. Du bist endlich da und wirst den offenen Krieg ausrufen."Sie nickte. Ein wenig Unwohlsein sprach aus ihrem Blick und sie wirkte etwas blass. Da war es schon wieder. Sie musste Verantwortung für Tausende von Krieger tragen und sie würden ihr alle folgen. Niemand würde ihre Entscheidungen in Frage stellen aber ihr auch nicht dabei helfen, welche zu treffen. Diese äußerste Macht brachte Einsamkeit, denn niemand traute sich an sie heran. Keiner wollte die Verantwortung mit ihr zusammen tragen und so müsste sie unter all der Last zerbrechen. Bestimmt würde sie verbittert werden, wenn sie alt war und auf ein Leben voller Zerstörung und Hass zurückblicken.
„Wir werden in ein paar Stunden damit beginnen in den Palast einzubrechen. Dazu brauchen wir euch, denn das ganze Unternehmen soll nicht schon während des Hinweges entdeckt werden."Amber blickte überrascht zu Vegeta hinüber. Er hatte die in eine Anweisung gekleidete Bitte wie selbstverständlich gestellt, ohne sich auch nur beirren zu lassen. Erst sahen die beiden Rebellen Amber fragend an, als wollten sie wissen, ob sie einverstanden mit diesen Anweisungen war. Aber sie nickte nur zustimmend und blickte weiter zu Boden. „In ein paar Stunden... Dann werden wir unsere besten Schleicher ins Bett schicken. Wir geben euch hierfür vier Jäger, drei Frauen und einen Mann."„Denkt ihr nicht, das es ziemlich dreist ist zu glauben, das ihr in den Palast eindringen könnt? Überall lauern Sith."warf der Jüngere ein. „Es werden weniger Wachen sein."sagte Vegeta. „Warum kannst du dir da so sicher sein?"„Wir haben ein Ablenkungsmanöver zu der Stadtmauer geschickt. Die meisten Wächter werden dort sein."führte Amber aus. „Deshalb herrscht hier so ein Trubel. Wir haben uns schon gefragt, wo die ganzen Mischlinge abgeblieben sind."sagte der Jüngere. „Ja und diese Unachtsamkeit müssen wir ausnutzen."Der junge Jäger nickte und machte sich daran, die Anweisungen zu befolgen.
Dann herrschte Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Der Alte dachte voller Angst an die Zukunft und an seine Familie, die unter der Knechtschaft litten. Warum mussten sich Lebewesen nur so quälen und sich gegenseitig töten? War ihnen Frieden nicht genug? Wahrscheinlich nicht. Bestimmt lebten die Sith in ewigem Krieg und rühmten sich, wie viele Völker sie schon ausgelöscht hatten.
Der Saiyajin dagegen verschwendete keinen Gedanken an die Zukunft. Er hatte sich daran gewöhnt, für den Augenblick zu leben, denn er wurde oft in gefährliche Situationen verwickelt. In einem harten Kampf wäre die Angst vor dem Tod hinderlich und würde ihn nur durch überflüssige Emotionen schwächen. Nein, er dachte an das Hier und Jetzt. An den kurz bevorstehenden Raubzug und an die Frage, ob er wohl mitziehen dürfte. Immer wieder ärgerte er sich über seinen Starrsinn. Hätte er damals nur zugestimmt, das seine gesamte Leibgarde mitkam, würde die ganze Situation ganz anders aussehen. Aber das ließ sich nun nicht mehr ändern. Die daheimgebliebenen Saiyajin würden bestenfalls in einem Monat einen Suchtrupp schicken und bis dahin war es vielleicht schon zu spät. Nun gut, falls er sterben müsste, würde er es mit einem riesigen Knall tun.
Amber dachte an ihre scheinbar übersinnliche Abstammung. Tochter der Schatten. Aber warum beherbergten auch die Schatten ihre Feinde? Warum nur ausgerechnet sie? Warum musste sie diese erdrückende Aufgabe erfüllen? Aber letztendlich blieb ihr keine andere Wahl. Sie musste es einfach versuchen und falls sie scheiterte, gingen alle unter. Starb sie in dieser Nacht, würde ein ganzes Volk sein Dasein in Sklaverei fristen. An den Gedanken, wie viele Leben mit ihrem eigenen verbunden waren, wurde ihr ganz anders. Tausende... Zehntausende? Sie hätte es wissen müssen. Schon damals, als sie die Stufe zum SSJ geschafft hatte. Aber sie war nur stolz darauf gewesen, auf diese Kraft und diese Macht. Heute würde sie sie hergeben, nur um sich dieser Verantwortung entziehen zu können. Aber nun war es nun einmal so weit gekommen und dazu stand sie. Außerdem wäre ihr viel in ihrem Leben entgangen. Sie konnte nicht verleugnen, das sie Spaß gehabt hatte, Freude am Kampf und Freude an verschiedenen Männern, die sie im Laufe ihres Lebens kennengelernt, herausgefordert und letztendlich besiegt hatte.
Die Minuten verstrichen und eine unerklärbare Unruhe befiel sie. Tatendrang. Ausgerechnet jetzt? Hektik. Tödlich? „Ganz ruhig, ganz ruhig, Mädchen, beruhige dich. Ganz ruhig..."Ihre Stimme war brüchig und sogar Amber selbst konnte sich kaum noch hören. Doch die Unruhe wuchs und veranlasste sie dazu, ihre Fußspitzen schier ruhelos auf und ab zu bewegen. Der tappende Laut ging im Raunen der versammelten Jägerschar unter. Das Warten war unerträglich. Warum nur konnten sie nicht sofort aufbrechen? Wieso nicht sofort losziehen? Wenn es noch vollkommen dunkel war, würde das Risiko sinken. Sie hob ihren Kopf und blickte zum Fenster hinaus.
Der Himmel erstrahlte bereits in den feinsten Farben der Morgenröte. Über den Horizont trieben einzelne Wolkenfetzen und verdeckten die letzten, erlischenden Sterne. Es erschien ihr wie ein Wunder aber sie hörte sogar den Gesang von ein paar Vögeln. Sie bildete sich schon ein den allmorgendlichen Windhauch auf ihrer Haut zu fühlen. Doch noch etwas anderes drang zu ihr vor: Die Aura von etwas, das ihr eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Feinde? Mischlinge, Sith? Ziemlich sicher. Oder würde sie sich sonst so... ja, so fürchten? Angst vor dem Gegner... Solch ein Gefühl hatte sie niemals gehabt. Angst vor Konsequenzen... ja. Aber so etwas? Sie erkannte sich nicht mehr. Keine Furchtlosigkeit, kein unbedachtes Verhalten. Nur noch fast schon zwanghafte Vorsicht, distanziertes Verhalten, Unberechenbarkeit und Grausamkeit.
Sie schüttelte den Kopf und schloss ihre Augen. Das Fenster musste aus ihrem Blickfeld verschwinden. Sie durfte es nicht mehr ansehen. Sonst könnte sie sich nicht mehr halten und würde aus dem Haus stürmen, in den sicheren Tod. Ein anderes Gefühl befiel sie, als sie die Augen geschlossen hielt. Müdigkeit. Alles ertränkende Müdigkeit. Alles andere wurde unwichtig neben diesem Gefühl. Mühsam unterdrückte die Jägerin den Impuls den Mund aufzureißen und herzlich zu gähnen. Doch ihr Mund entzog sich ihrer Kontrolle und vollführte jenes überdeutliche Zeichen, das Müdigkeit nun einmal hervorbringt. Ihr fiel es überraschend schwer die Augen zu öffnen. Es verwunderte sie nicht, dass sie so geschafft war, denn wenn sie einmal zurück dachte hatte sie seit nicht weniger als vier Tagen kein Auge zugetan. Ein neuer Rekord, dachte sie zynisch. Zu auffällig schüttelte sie den Kopf und rieb sich die Augen.
„Leg dich hin. Wenn du später vor Müdigkeit umfällst, kann ich dich auch noch rumtragen."Nach einem neuerlichem Gähnen fixierte sie den König. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Keine Angst, so schlimm ist es nicht. Ein paar Tage halte ich es schon noch aus."„Wahrscheinlich noch Wochen, aber du wirst heute Abend so wachsam wie ein Zombie sein. Also sieh zu, das du schlafen gehst."Sie hörte den freundschaftlichen Ton in seiner Stimme und zuckte die Schultern. Er hatte recht. So stand sie auf, schob den Stuhl zurück und steuerte eine dunkle Ecke an. Viele sahen ihr nach, doch ihr war es gleich. Jetzt, da sie sich nun einmal zum Schlafen entschlossen hatte, war die Müdigkeit schier unerträglich. Wie hatte sie es nur geschafft, so lange ohne Schlaf auszukommen? Wie ein Sack ließ sich die Jägerin zu Boden fallen.
Schritte näherten sich. Sie blickte nicht auf, denn sie wusste wer sich ihr näherte. Kein Streit, nicht jetzt. Wortlos ließ sich der Mann neben ihr nieder. Ein lederner Mantel streifte ihre Wange. Sie hob den Kopf und sah mit verschleiertem Blick zu ihm auf. Er wollte ihr nahe sein. Vielleicht das letzte Mal. Er wollte nur ein einziges Mal neben ihr sitzen, wenn sie schlief. Wenn sie es duldete. Seltsame Gefühle für einen Krieger. Seltsame Gefühle für ihn, einen König, einen Saiyajin. Doch sie registrierte nicht die Tatsache, das sie ihn annahm. Es war nun gleichgültig, so lange, bis sie einigermaßen ausgeschlafen war.
Ende Part 15
Pläne
Hallo erstmal!!!
I proudly presence Part 15!! Sooo lang ist meine Geschichte nun also schon und ich hoffe, ihr werdet nicht langsam des Lesens müde!! Na, wartet noch ein bisschen, und ich wecke euch auf!!! Nein, das ist keine Drohung, sondern eine erfreute Ankündigung!! Dafür werde ich schon sorgen, keine Angst!! Im Moment überlege ich, wie die Geschichte wohl ausgehen soll, obwohl ich noch immer ziemlich weit vom Ende entfernt bin. Irgendwie würde ich euch gern ein bisschen Mitentscheidung einräumen, auch wenn es vielleicht nicht so richtig zu meinem Stil passen würde.
Ich bitte darum, dass ihr euch per E-mail an mich wendet. Na hoffentlich habt ihr ein bisschen Begeisterung für diesen Vorschlag übrig.
Ich hoffe möglichst bald auf Reviews. Tschau, -veggie-
Part 15
Keiner der Jäger sagte irgendetwas. Nur ihre Augen blitzten so wachsam wie immer aber in ihren Zügen hatte sich die Angst eingegraben. Plötzlich waren die Schatten nicht mehr ihre Verbündeten, sondern die Herberge ihrer Feinde. Und von irgendwoher schallten die Geräusche des Kampfes aus der Dunkelheit herüber. Die Schatten waren drückend und fast materiell, als könnte man sie mit einem Messer durchschneiden. Doch Amber ließ ihnen keine Zeit mehr, sich ihrer Angst hinzugeben. Diese Empfindung würde nur ihre Reaktion trügen und ihnen Schreckgestalten in ihre Köpfe rufen. Sie begab sich abermals in den Kreis der Anführer.
"Wir werden uns nun aufteilen." sie sprach mit leiser Stimme, die kaum bis zu den Jägern vordrang, die in nächster Nähe standen. Drückendes Schweigen antwortete ihr.
"Falk, du gehst mit deinen Leuten und plünderst das Waffenlager. Ich gebe dir hierfür 80 der schnellsten Jäger. Sei vorsichtig und führe sie weise durch das Labyrinth. Meide die lichteren Schatten und lass dich nicht einmal von unseren eigenen Leuten sehen. Das gilt für euch alle. Keiner unserer Leute darf etwas von unserer Aktion wissen." Falk nickte. Minuten später machte er sich mit 80 Jägern auf den Weg zu den Waffenlagern.
"Tars" der Angesprochene schreckte hoch. Er wusste, das Amber ihn nun mit einer wichtigen Aufgabe betrauen würde, aber das war es nicht, das ihn erschreckte. Er würde nicht in der operierenden Hauptgruppe sein, sondern getrennt von Amber. Sie würde versuchen mit all ihren Kräften etwas zu erreichen, das für alle hier nahezu unmöglich schien. Sie würde ihr Leben riskieren und nur jene, denen sie höchstes Vertrauen schenkte, würden an ihrer Seite sein. Er wusste nicht, was sie wirklich mit diesem Einbruch bezweckte, aber er war ganz sicher von äußerster Wichtigkeit. Ja, die Befreiung ihrer Mutter, aber bestimmt auch noch hundert andere Dinge. Der Frau, die er als stark und druchsetzungsfähig kennengelernt hatte. Eine Person, für die viele Jäger sterben würden. Sie hatte sich als Hüterin des Volkes erwiesen, als weise Mutter, die auf ihre Untertanen Acht gab. Als eine Person, die sich in ihre Mitjäger hereinversetzte und sie verstand, ihre Gefühle nicht verschloß, Dinge, die Amber nie tat. Er verstand nicht, wie zwei Familienmitglieder so verschieden sein konnten.
"Tars? Mach jetzt bloß nicht schlapp, ich brauch dich jetzt." Er blinzelte sie kurz verwirrt an. "Nein nein, keine Angst. Ich war nur in Gedanken." "Du kannst wann du willst in Gedanken sein, aber nicht jetzt. Heute brauchen wir dich hier und nur hier. Bitte. Ich muss mich auf jeden von euch verlassen." "Tut mir Leid. Natürlich kannst du auf mich zählen. Also was soll ich machen?" "Gut. Du wirst zusammen mit Tira als Verstärkung zum Ablenkungsmanöver stoßen." "Ich dachte, das Manöver sollte sich sofort zurückziehen?" erwiderte Tira. "Kleine Planänderung. Sie würden die Jäger bis ans Ende der Welt verfolgen. Vielleicht können wir die Wachen vernichten, wenn wir sie aus der Stadt rauslocken. In den Wäldern wären sie uns ausgeliefert." "Aber es könnte sein, das wir mehr als hundert Jäger verlieren." erwiderte Shine. "Ja. Sie werden merken, das die Verstärkung aus dem Inneren der Stadt kommt. Sie werden Verdacht schöpfen!" führte Ryan aus. "Vertraut doch auf die Kraft unserer Krieger. Wir müssen auf uns vertrauen." "Aber..." "Nein." sagte sie sanft. So sanft wie eine gutmütige Mutter, die ihre Kinder über eine so selbstverständliche Frage aufgeklärt hatte. "Habt Vertrauen. Geht jetzt und kämpft." Auch diese beiden nickten und folgten ihren Anweisungen. Wieder vergingen einige Minuten und die Anzahl der Jäger hatte sich mehr als halbiert.
"Nun zu uns Restlichen." ernst musterte sie jedes Gesicht der verbliebenen Anführer. Nur Shine, Spike, Ryan, Jim, Pierre und einige andere standen noch da und sahen sie ohne den geringsten Anflug von Angst oder Erschrecken an. "Wir werden jetzt sofort Kontakt zu den Rebellen aufnehmen." "Aber du wolltest doch niemandem etwas von uns mitteilen." erinnerte Spike. "Du hast recht. Aber sie können uns die beste Möglichkeit zeigen, uns in der Stadt frei zu bewegen. Sie operieren schon seit Jahren gegen die Sith und sind noch immer aktiv." "Du meinst es wirklich ernst." meinte Shine nicht ohne eine Spur eines Lächelns. "Auf solche Dinge würde keiner von uns kommen." Pierre schenkte ihr einen achtungsvollen Blick. "Ich weiß." sagte sie ohne jede Spur von Hochmut. "Wir werden uns von ihnen führen lassen. Wir brauchen unbedingt Waffen. Ohne Waffen können wir den Feind nicht vernichten." Die anderen nickten. "Wir werden das schaffen. Niemand kann uns aufhalten." Amber lächelte. Und sie wunderte sich darüber. Wie konnte sie es nur schaffen, ihren Mund zu solch etwas zu bewegen? "Gehen wir. Nun haben wir keine Zeit mehr, für irgendwelche Reden. Ihr wisst was ihr zu tun habt und gebt auf euch Acht. Jeder eurer Jäger ist wie ein Teil von mir. Niemand darf mehr sterben."
Dann wandte sie sich um und war plötzlich wie ein bedrohlicher Schatten in der Nacht. Als sie die rechte Hand hob und das Zeichen zum Aufbruch gab, gesellte sich eine zweite Person zu ihr. Die beiden sahen aus wie ein Schattenpaar das nur Unheil und Zerstörung brachte. Der Mantel des einen wehte im Wind und sein Schwert blitzte gelegentlich im Mondlicht auf. Wie todbringende Schatten schlichen sie den Schutz der Häuser nutzend in Richtung Innenstadt. Wie sie erwartet hatten kam ihnen kein Wächter entgegen. Die Feindlichkeit der Stadt war abgezogen, als wäre sie genauso wie ihre Erzeuger zu der Unruhe geeilt. In allen Eindringlingen herrschte tiefe Traurigkeit über den Verlust ihrer Heimat, ihrer Wohnstätten und den Qualen ihrer Mitjäger. Destotrotz waren ihre Reflexe aufs äußerste geschärft und ihre Körper standen unter höchster Spannung. Die Angst zwang sie zu Vorsicht und zitternd blickten sie jedes Mal zur Hauptstraße, denn von dort aus würde der Feind sie angreifen. Niemand kam ihnen entgegen...
Einer der Jäger, sein Name war Jake, dachte immerzu an die Reflexionen der Morgensonne über der Hauptstadt. Er sehnte sich nach seinen Kindern, die als er sie das letzte Mal gesehen hatte, gerade erst den Weg zu ihrer wahren Gestalt gefunden hatten. Durch die Sith konnte ihnen kein Schicksalsname überreicht werden und so würden die beiden Kinder vielleicht niemals die Möglichkeit haben, in die Ewigkeit der Sagen einzugehen. Allein schon wegen diesen beiden wollte er sein Leben riskieren, denn vielen anderen jungen Jägern im Lande ging es ebenso. Plötzlich prallte er gegen seinen Vordermann und auf rätselhafte Weise erbost, fragte er ihn, was nun schon wieder los sei.
Der andere sah ihn erschrocken an und presste seinen Zeigefinger auf den Mund. "Schhhh. Die Boten haben einen Feind gemeldet." "Wie ist das möglich? Die sollten doch alle bei unserem Ablenkungsmanöver sein?!" "Glaubst du denn, das sie alles stehen und liegen lassen? Die Bewohner könnten diesen Zeitpunkt für eine Revolte nutzen." "Aber wie soll es jetzt weitergehen? Alles wieder zurück? Aber das können wir doch nicht machen!" Eine Frau in der vorderen Reihe wandte sich um. "Amber wird zusammen mit dem König losziehen und ihn töten." Diese Neuigkeit brachte sie so aus dem Häuschen, das sie sich nicht fragten, woher die Frau dies wusste. "Aber warum mit dem König?" platzte es aus Jake heraus. Das Gespräch wandte sich einem der Situation völlig unpassendem Thema zu. Aber in Beziehung auf die Geschwätzigkeit der Jäger war dies doch nicht verwunderlich. Nichts konnte sie davon abhalten, hin und wieder ein paar Geschehnisse zu debattieren. "Ihr könnt doch sagen was ihr wollt, aber die haben was miteinander." warf Jake ein. "Ach, nie im Leben. Unser Eisberg? Das glaubt ihr doch selbst nicht!" "Was wetten wir? Bestimmt erwischen wir sie nach dem ganzen Manöver irgendwo im Wald bei... ihr wisst schon was..." meinte Seamus. "Das sagst du doch bloß, weil sie dich abgewiesen hat." "Was ich verstehen kann." mischte sich eine Frau ein. Die anderen Männer mühten sich, nicht in brüllendes Gelächter auszubrechen.
"Aber irgendwie hast du schon recht. Sie scheint sich wirklich um ihn Sorgen zu machen." gestand Jake ein. "Besonders nachdem Vegeta sie auf dem Hügel gefunden hat. Sein Gesicht! Er sah aus, als... als... als wäre die wichtigste Person gestorben, die er kannte." "Könntet ihr diese Diskussion endlich unterlassen? Ich hasse es, wenn man sich in die Beziehungen anderer mischt." Die Jäger fuhren erschrocken zusammen. Vor ihnen stand plötzlich der Mittelpunkt ihres Gespräches und sah sie säuerlich an. "Da ihr offensichtlich schon mitbekommen habt, was jetzt passiert, brauche ich euch das ganze ja nicht mehr erläutern. Außerdem könnt ihr froh sein, das ich über diese Frechheit hinwegsehen werde. Ich verbitte es mir, das ihr über meine Männergeschichten fachsimpelt." "Tut uns leid." "Verrate uns nur eins.. Woher wusstest du, das wir uns über dich unterhalten?" Amber sah sie mit gespielt tadelndem Blick an. "Gar nicht. Aber wenn ihr euch so rege unterhaltet, während ich unsere weiteren Schritte bekannt gebe, seid ihr doch selbst schuld. Und überhaupt, ihr könnt froh sein, das Vegeta euch nicht gehört hat. Der würde so ein Verhalten auch nicht begrüßen. Und ER würde euch ganz sicher eine schmerzhafte Lektion erteilen." "Wieso? Du bist doch schon allein mit ihm im Wald gelegen?" "Jetzt reicht's!" Obwohl sie wusste, das es auf jeden Mann ankam, holte sie mit der Faust aus und verpasste Seamus ihren Stempel ins Gesicht. Er fiel wie vom Blitz getroffen nach hinten. Die Jägerin hinter ihm konnte gerade noch einen Schritt zur Seite machen, sonst hätte er sie unter sich begraben. Fassungslos starrten die Umstehenden auf Seamus, der wie tot am Boden lag. "Und ihr hebt ihn jetzt auf und tragt ihn von hier aus bis zu den Rebellen." Ohne ein Murren bückten sich die Angesprochenen und hoben den Unverschämten vom Boden auf. Amber dagegen ging wieder an die Spitze der Jäger und suchte Vegeta. Sie dachte noch immer an die Mutmaßungen der Jäger und zuckte kurz zusammen, als der Saiyajin-König sie ansprach. "Was hast du jetzt für ein Problem? Werd bloß nicht nervös. Ich möchte diese Meute nämlich nicht unbedingt führen müssen." "Keine Angst, das werde ich ihnen nicht antun." Ein paar Umstehende grinsten. "Wenn ihr weiter so blöd glotzt, werd ich euch euer Grinsen rausprügeln." Sofort wandten sie ihre Blicke ab. "Hör schon auf damit."
Ungeduldig packte sie seinen Arm und zog ihn um die nächste Ecke. Er stemmte sich gegen jeden Schritt und so ließ sie ihn dort ruckartig los. "Reiß dich zusammen. Wir werden jetzt diesen Obertrottel umbringen und dann gehen wir weiter." "Du redest davon, als würden wir nur irgendwo aufräumen." "Tun wir auch." sagte sie herzlos. Er nickte und folgte ihr. Am Ende der Gasse striff eine Gestalt die Hauptstraße entlang. Der Feind musste sehr stark sein, denn er verbarg seine Kraft und die Aura, die seinen Ursprung verriet. Wenn er ein Sith war, mussten sie ihn erledigen, bevor er per Gedankenübertragung einen Hilferuf aussandte. Doch durch irgendetwas seltsames in seinem Körper konnte er keine ernsten Zweifel empfinden, als wäre seit der Blutsteilung etwas in ihm gestorben. Aber statt dem Zweifel setzte ein nagendes Gefühl der Zukunftsangst in ihm ein. Was wäre wenn...
...der Sith einen Hilferuf ausstoßen konnte? Die Jäger würden bestimmt alle sterben. ...er selbst bei diesem ganzen Manöver ums Leben kam? Wäre sein Volk wirklich so dumm und würde mit den Norena einen Krieg beginnen?
...Amber dabei draufging? Er würde dastehen wie ein König der unfähig war, eine Frau zu beschützen. Aber darum wie er dastehen würde ging es nicht. Nicht wirklich zumindest. Doch wie immer verschloss er seine Gefühle mit meisterhafter Perfektion. Wie immer ging er neben Amber als eiskalter Killer her, als ein Mann, der jedes Risiko einging. Selbstbewusst fuhr er mit seiner Hand über die Klinge des zweischneidigen Schwertes. Die Jägerin neben ihm verlangsamte plötzlich ihre Schritte. Fließend, als hätte er dies schon jahrelang getan, machte er es ihr nach und ging nun vollkommen lautlos und doch mit einer Schnelligkeit auf den Feind zu, das er sich nach dem Ursprung dieser Gabe fragte. Wieder die Blutsteilung? Waren all die Eigenschaften eines Jägers auf ihn übergegangen? War er, der König der Saiyajin, ein Halbblut geworden? Eine große Ehre oder eine undenkbare Schande? "Eine große Ehre und nun konzentrier dich." flüsterte Ambers Stimme in seinem Kopf. Er versuchte, auf dem gleichen Wege zu antworten, aber irgendwie schien die Botschaft nur unvollständig oder ungeordnet zu ihr zu dringen. "Pass auf dich auf. Lass dich von deiner Wut nicht kontrollieren. Wenn du ausrastest, wirst du uns alle verraten." Er spürte kurze Zeit ihren Blick auf sich ruhen und es schien, als würde sie ihm durch seine Augen geradewegs in die tiefsten Geheimnisse seiner Seele blicken. Noch ein paar wenige Schritte, die sich zu Tagesmärschen hinzogen, und sie erreichten das Ende der Gasse.
Vor ihnen lag die Hauptstraße in ihrem matt-weißem Glanz. Sie erstreckte sich wie schon vor Urzeiten durch das Heiligtum der Norena, das Herzstück ihrer Kraft. Der weiße Stein war noch immer unbefleckt, obwohl solch unreine Wesen über sie hinweggeschritten waren. Der Stein wehrte sich nicht, auch wenn ihm die sanften Pfoten der Jäger angenehmer waren als die trampelnden Schritte der Sith und Mischlinge, die die Norena wie Sklaven hielten. Bei dem Anblick des Sith, der über die Hauptstraße hinwegschritt, spürte sie einen unbezähmbaren Hass in sich auflodern. Vegeta hatte es gewusst. War er mit solch einer Kraft vertraut? Mit Kraft, die sich durch den Hass nicht kontrollieren ließ? Die Anwesenheit des Mannes beruhigte und verunsicherte sie zugleich. Sie hätte alleine gehen sollen. Immerzu stand außer ihrem eigenen Leben noch ein anderes mit auf dem Spiel. Warum durfte sie nicht ein einziges Mal alleine dem Tod gegenüberstehen? Aber doch würde es nicht mehr dasselbe sein. Der Hass würde ihr Gewissen vollständig ausschalten. Und in ihr loderte dieses innere Feuer, das zeitweise über ihre Kontrolle hinauswuchs. Was wäre, wenn er vollkommen über sie hinauswuchs und sie dazu brachte, ihre eigenen Leute zu töten? Seit die beiden Monde sich gegenseitig verdeckt hatten war irgendetwas in ihr verändert. Als hätte dieses Ereignis einen Teil in ihr erweckt, der bis jetzt im Dunkel gelegen war.
All diese Gedanken blitzten innerhalb von Sekunden in ihr auf. Zweifel löste Hoffnung ab und diese wurde wieder ausgelöscht. Eine Hand berührte sie an ihrem Oberarm und plötzlich war ihr Kopf vollkommen klar. Ihre Augen hatten sich vollkommen an die Dunkelheit angepasst und so war es ihr möglich, jeden Schritt des Feindes genau zu beobachten. All ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich, denn es war ein Sith. Ein einziger zwar, aber er konnte durchaus ein Problem werden.
Durch unerklärliche Weise fühlte der König ihre Ängste. Deshalb war er aufs Äußerste überrascht, als sie auf die Straße hinaustrat. Er machte einen Schritt, um ihr nachzugehen, aber sie forderte ihn mit einem Handzeichen zum Warten auf. Er folgte dieser Anweisung und blickte Amber nach. Kaum hatte sie drei Schritte auf der Straße getan, drehte sich der Sith um und starrte die Jägerin an. Sogar bei diesem schlechtem Licht glaubte Vegeta den überraschten Gesichtsausdruck des Wächters zu sehen, der binnen Sekunden in Entsetzen und dann in vorsichtige Belustigung umschlug. "Was machst du hier draußen?!" fuhr er sie an. "Warum bist du nicht in einem der Quartiere?!" Amber setzte einen ängstlichen Gesichtsausdruck auf. "Ich... ich... es tut mir Leid." "Sei still, du dummes Kind. Du weißt ganz genau, das du um diese Zeit nicht mehr hier sein darfst!" "Ja. Aber ich hatte so große Angst..." Der König der Saiyajin schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte ein Sith Amber mit einem kleinen Mädchen verwechseln? Er selbst würde Amber bei noch so geringem Licht als Giftspritze betiteln. Aber anscheinend konnten sogar Sith solche Tatsachen verdrängen. "Du hattest Angst? Du hättest besser dort bleiben sollen, wo du hergekommen bist! Ich werde dich bestrafen und glaube mir, es wird mir Freude bereiten." Die Jägerin schien immer kleiner zu werden. "A.. a... aber ich..." "Halt deine Fresse, ich kann deine Stimme nicht mehr hören. Dein ganzes Aussehen widert mich an." Amber neigte ihren Kopf schuldbewusst. Wie perfekt sie sich doch in diese Rolle einfügte... Er schlug einmal kräftig in ihre Magengrube. Als hätte sie der Schlag tatsächlich verletzt, ging sie in die Knie. "Das reicht dir schon? Ihr Norena seid noch jämmerlicher als ich dachte!" Die Jägerin keuchte. Der Sith wandte sich um als wollte er einfach davongehen aber plötzlich stand er wieder über ihr und trat sie abermals in den Bauchbereich. Amber krümmte sich auf dem Boden. Sie war verärgert über diese Schmerzen, denn eigentlich hätte der Sith keine Gelegenheit zu einem zweiten Schlag gehabt. Der Gegner über ihr lachte und jedes Mal wenn er abermals zutrat und sie vor Schmerz aufschrie, wurde sein Gelächter lauter. Mittlerweile begann ihr Körper wirklich damit in Mitleidenschaft gezogen zu werden und so war das Blut, das ihr aus dem Mund rann, eine Mahnung, dem Gegner sofort Einhalt zu gebieten. Aber sie durfte nicht zu früh handeln... Nach weiteren fünf Tritten ließ er von ihr ab. Wie sie die Sith doch hasste. Wenn dieser hier sie wirklich für ein Kind hielt, warum schlug er sie so fest? Hatte er überhaupt keinen Respekt vor dem Leben? Erleichterung machte sich breit, denn die Tritte hämmerten nun nicht mehr wie Paukenschläge auf sie ein. Der Sith wandte sich nun endgültig um und entfernte sich ein paar Schritte. Blitzschnell rappelte Amber sich auf und lief auf ihn zu. Er bemerkte seinen Irrtum erst, als ihr Schwert sein Herz durchbohrte und er seinen letzten Atemzug tat. Sofort zog sie ihre Waffe wieder aus dem Körper des Feindes heraus. Der Sith fiel wie ein Stein zu Boden. Ein paar Sekunden lang sah sie stoßweise atmend auf ihn herab und kämpfte mit dem Schmerz. Zum Schluss hin hatte der Feind immer heftiger zugeschlagen und sich an ihren Schreien ergötzt.
Der Klang von Schritten drang an ihr Ohr. Sie wandte sich langsam dem Saiyajin zu. Er sah sie staunend an, denn der Angriff war vollkommen überraschend gekommen. Niemals hätte er geglaubt, das eine Frau so präzise und gefühllos sein konnte. Obwohl viele Saiyajin-Frauen in der Armee waren, symbolisierten sie für die Männer doch so etwas wie Fairness und Güte. Was ihn noch verwirrte war, das Lebewesen entweder gut oder schlecht waren, aber Amber dagegen schien beides zur gleichen Zeit zu sein. Im einen Augenblick war sie eine heitere und sogar liebenswerte Person, im anderen eine gefühlskalte und berechnende Mörderin. Mit ihrem rechten Handrücken wischte die Jägerin das Blut weg. In seinen Gedanken hegte er heimliche Bewunderung für dieses Geschöpf. Für diese Frau, diese wunderschöne Kriegerin, die sich selbst in den härtesten Zeiten weigerte, klein bei zu geben. Ihr dominantes und nicht selten stures Verhalten hatte wohl schon viele Männer verunsichert aber ihn reizte dieses Gehabe. Amber unterbrach seine Gedanken, als wollte sie ihn vor etwas peinlichem bewahren, wobei sie natürlich nicht genau wusste, was er gerade dachte. Doch durch die Blutsteilung hatte er die Kontrolle über sein Mienenspiel zu einem geringem Teil verloren und so war es ein leichtes für sie, seine Gedanken zu entschlüsseln. "Trag ihn zu den anderen. Wir dürfen ihn nicht hier liegen lassen. Eigentlich würde ich sein Blut am liebsten auf den Gebäudemauern verstreichen, aber das würde uns verraten. Ich hasse diese Sith und würde jeden von ihnen auf der Stelle töten. Aber leider haben sie mir hier meine Möglichkeiten geraubt." "Spar dir doch endlich deine Volksreden. Und halte mich nicht für vollkommen unfähig. Ich selbst führe ein ganzes Volk." Sie starrte ihn einen Augenblick lang fragend an, als wisse sie nicht, wovon er sprach. "Ich behandle dich nicht so als wärst du unfähig. Ganz im Gegenteil! Ich halte dich für äußerst stark. Warum sonst soll ich dich mitgenommen haben?" "Damit du mir zeigen kannst, wie gut du einen Sith töten kannst. Aber warte mal ab, ich werde mir das nicht mehr lange bieten lassen." Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich. "Willst du mir drohen? Gut, dann werden wir unsere Differenzen austragen und zwar nach der alten Art. Wir werden schon sehen, wer von uns recht hat." "Und was soll uns das bringen? Wir töten uns gegenseitig und ein ganzes Volk steht ohne Führung da. Ich selbst" sagte er in einem würdigem Tonfall. "würde dich mit einem Schlag vernichten, aber für den Tod bist du zu schade." Sie sah ihn fragend an. Ein Hauch Röte trat auf ihr Gesicht. War das so etwas wie ein Kompliment gewesen? Nun, Komplimente waren nichts besonderes, solche bekam sie jeden Tag zu hören. Aber von ihm? Und wenn schon! Ihr ganzer Umgang wandelte sich langsam aber sicher zu irgendwelchem Beziehungsquatsch. Kleine Probleme wurden zu großen und sie kam zeitweise nicht umhin, dem Saiyajin eine besondere Behandlung zukommen zu lassen. Das sie ausgerechnet ihm um den Hals gefallen war...
Ihre Wut stieg weiter an und irgendwie flaute sie nicht mehr ab, als würde sich ihr ganzer Hass anstauen um dann endlich, wenn der Druck zu groß war, durch ein Ventil zu entweichen. Vegeta bückte sich nach dem leblosen Bündel und legte es quer über seine Schulter. Das Blut des Feindes rann seinen Mantel hinab aber er registrierte es mit einer grausamen Teilnahmslosigkeit. Er ging mit noch immer lautlosen Schritten in die Gasse zurück und machte sich auf den Weg zu der wartenden Kriegerschar. Amber dagegen blieb noch einige Augenblicke reglos stehen und spähte in jede Richtung die Hauptstraße hinab. Durch das Auftauchen des Feindes war ihr Misstrauen wieder vollständig erwacht. Sogar sie hatte sich dem Glauben hingegeben, das alle Wächter zu dem Manöver geeilt waren, aber so dumm schienen nicht einmal Sith zu sein. Als sich trotz des Wartens kein weiterer Gegner zeigte, drehte sie sich langsam um und folgte dem König der Saiyajin. Die Straße lag verlassen da, ebenso wie die Oststraße, die sich noch immer am Rand des Waldes entlangzog. Auch sie hatte das Blut des Feindes aufgesogen, doch an jener Stelle hing ein weißer Nebel. Noch Jahre später würde genau an dieser Stelle, da das Blut des sterbenden Sith auf den Boden gesickert war, ein Nebel aufziehen, sobald die Nacht gekommen war.
Sie erreichte die wartenden Jäger erst nach Vegeta und deshalb wurde sie mit stürmischen Fragen begrüßt. "Nein, keine weiteren Feinde. Niemand mehr da. Aber wir müssen so schnell wie möglich zu den Rebellen kommen." Der Saiyajin tauchte abermals neben ihr auf, würdigte sie aber keines Blickes. Xander stand neben ihm, schweigsam und nervlich angespannt, wie schon die ganze Zeit über, denn der Verlust seines ältesten Freundes machte ihm mehr zu schaffen, als er geglaubt hatte. Auch er trug dunkle Kleider und ebenfalls hatte man ihm ein Schwert überreicht. Aber es war eine stumpfe Waffe, mit der er sich im Ernstfall wohl kaum verteidigen könnte, aber darauf kam es nicht an. Das geschliffene Stahl verlieh ihm eine trügerische Sicherheit und er fühlte sich in der Mitte der Jäger so sicher wie in seiner heimischen Armee. Ihn verwunderte die Entwicklung der Dinge nicht, denn trotz seinem jungen Alters hatte er schon viel gesehen. Wie jeder Saiyajin war er in Kriegsführung aufs höchste bewandert und er war wirklich so etwas wie ein Weiberheld. So verstand er sogar seinen König, aber er fand seine Vorgehensweise im Bezug auf Amber doch einigermaßen seltsam. Vegeta war so launisch wie ein heranwachsender Knabe wenn es um sie ging, wenn er überhaupt mit ihm über sie sprach.
Als wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt war, trieb Amber noch mehr zu Eile an. Die Jäger schlichen noch leiser durch die Nebenstraßen und jeder blickte die abzweigenden Gassen entlang. Jene, die den Körper des verstorbenen Sith trugen, waren äußerst darauf bedacht, sein Blut nicht auf sich sickern zu lassen. Noch immer tropfte sein Lebenssaft aus der Wunde am Herzen und auch an seinem Körper war die Totenstarre eingetreten. Das erleichterte die Träger. Es war eine Bestätigung, das der Feind sich nicht plötzlich losreißen und auf sie losgehen würde. Auch verloren die Sith dadurch etwas von ihrem angsteinflößenden Ruf, denn augenscheinlich wurden nicht einmal solch starke Geschöpfe vom Tod verschont. „Warum müssen diese Scheißkerle nur so verdammt schwer sein?"„Halt die Klappe, sonst beschwert er sich noch."„Hast recht, der reist nicht besonders komfortabel."„Hey, der wird auf Händen getragen."„Glaubst du, der ist schwul?"„Warum nicht? Sith ist doch alles zuzutrauen."„Ach komm schon. Du kannst die Arschlöcher doch nicht so durch den Dreck ziehen."„Sei doch still, Jake. Du hast doch angefangen."„Wenn's doch wahr ist. Oder würdest du diesen Kerl hier abknutschen?"„Wenn der ganze Krieg dann aufhören würde... Ich weiß nicht." „Hör doch auf, Mino! Dadurch würde der Krieg erst anfangen! Oder glaubst du, das sich ein Kerl über einen Kuss von dir freuen würde?"„Nein, aber wenn Amber den Anführer der Sith küssen würde..."mischte sich ein anderer ein. Das Gespräch wurde immer überschwenglicher und die Kämpfer debattierten, ob Amber sich nun auf so etwas einlassen würde oder nicht.
„Wir müssten bald da sein."sagte Amber mehr zu sich selbst als zu dem Saiyajin neben ihr. Sie hatten bis jetzt nichts mehr miteinander gesprochen und wie es schien, würde die Funkstille zwischen ihnen länger anhalten. Nach einer halben Stunde, der Himmel schien am Ostrand langsam wieder heller zu werden, wurde der gesamte Trupp abermals aufgehalten.
„Was wollt ihr hier?! Seid ihr Spione?"Amber sah den Jäger vor sich erleichtert an. Sein ganzes Auftreten legte ihr den Verdacht nahe, das er ein Bote der Rebellen war, der gerade die Gegend ausgekundschaftet hatte. „Spion? Nein. Ich bin die Anführerin der Jäger des Todes und wir alle hier sind gekommen, um euch beizustehen."„Anführerin?"Er starrte Amber wie einen langvergessenen und todgeglaubten Freund an. „Amber!! Bin ich froh dich zu sehen!! Wir haben alle geglaubt, das die Jäger ausserhalb der Stadtmauern endgültig ausgelöscht wurden!! Aber was macht ihr nur hier?" „Bitte, beruhige dich doch. Wir müssen so schnell wie möglich von der Straße runter. Vor kurzem sind wir einem Sith in die Arme gelaufen und wenn er bisher regelmäßig den Stand der Dinge gemeldet hat, wird sein Verschwinden bald auffallen."„Ihr seid einem Sith begegnet und habt ihn umgebracht? Aber ihr habt doch..."Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wir haben seine Leiche mitgenommen. Mach dir keine Sorgen. Bevor sie etwas merken, sind wir schon wieder weg."Er hielt das Auftauchen der Jägerin für ein Wunder und deshalb widersprach er nicht. Im Gegenteil, er hielt jedes Wort Ambers für die reine Wahrheit. Sie würde wissen was sie tat, denn sonst wäre sie nicht hier. So nickte er abermals. „Bitte, folgt mir. Ich werde euch den Weg zu unserem Versteck zeigen."„Versteck?"meinte Vegeta zweifelnd. „Wer ist das?"fragte der Abgesandte und sah den Saiyajin misstrauisch an. „Ein Gefangener von euch? Aber warum rennt er hier so frei rum?"„Nein nein, er ist der König der Saiyajin. Du weißt schon, dieser freche Bengel von damals."„Freche Bengel?! Wer von uns ist hier die Giftspritze?!"„Hey ihr beiden. Lasst das jetzt. Müsst ihr euch immer streiten wie pubertierende Teenager?"„Wieso spielst du eigentlich immer den Streitschlichter, Pierre? Vor ein paar Jahren hättet ihr alle viel für einen Kampf zwischen uns gegeben."„Aber nicht jetzt."sagte Pierre bestimmt. Er wartete auf heftigen Protest und vor allem auf die aufbrausende Art Ambers, die immer wieder durchbrach, wenn jemand etwas sagte, was ihr nicht passte. Doch die Reaktion blieb aus und sie sagte auch sonst nichts mehr. Völlig in sich gekehrt starrte sie vor sich hin, wie eine zum Leben erwachte Statue. Jim musterte seine Gefährtin mit zunehmender Besorgnis, denn ihr zurückgezogenes Verhalten im Bezug auf den Umgang mit den Kriegern war vollkommen neu. Immer wieder wurde er und auch andere mit Seiten der Jägerin konfrontiert, die niemand von ihnen kannte. „Bitte, geh schneller. Ich will vor Tageseinbruch im Versteck sein, sonst könnten wir entdeckt werden. Oder glaubst du, das den Sith nicht auffallen würde, das plötzlich mehr Jäger in der Stadt sind als vorher?"„Wenn wir viel schneller gehen, werden wir noch früher entdeckt. Aber ich kann dich beruhigen, wir sind gleich da."
Endlose Minuten vergingen. Minuten, in denen Amber immer wieder ängstlich gen Osten blickte. Der Beginn des neuen Tages würde ihnen den Tod bringen. Verstümmelt zwischen den einst heimischen Gebäuden zu liegen und vor ihrer bestimmten Zeit zu den Ahnen zu gehen, war der häufigste Gedanke, der den Jägern durch den Kopf ging. Plötzlich wies der Bote auf ein Gebäude, das sich wie jedes andere nahtlos in die Stadt einschmiegte. Es hatte dieselbe matt-weiße Farbe und es sah wie jedes Gebäude heruntergekommen und vernachlässigt aus. Doch nirgends war etwas von dem Treiben der Rebellen zu erkennen. Keine Spuren von Blut an den Wänden, keine auffälligen Gestalten, die an den Fenstern Wache schoben. Absolut keine Spur von außer Kontrolle geratenen Sklaven, die im Untergrund gegen ihre Unterdrückter arbeiteten. Der Führer blickte sich kein einziges Mal um, als er leise zu einer der Eingangstüren schlich und sie aufstieß. Ein kaum hörbares Quietschen ertönte. Gespannt blickten die Jäger in den vorderen Reihen den Gang hinter der Tür hinab, aber nirgends war auch nur eine Seele zu erspähen. Zögernd blickte Amber in das Dunkel des Ganges, irgendetwas konnte hier nicht stimmen. Sie fühlte die Gefahr mehr, als das sie diese sah, teilte aber niemandem etwas davon mit. Bestimmt schlugen ihre überreizten und misstrauischen Sinne schon wieder blinden Alarm. So trat sie in das Haus ein. Nach außen hin wirkte ihr Gang sicher und mutig, aber ihre innere Gefühlslage war weit davon entfernt. Schon wieder hatte sie einem Wesen nahezu blind vertraut, obwohl es sie auch täuschen könnte. Was, wenn er die Jägerschaft verraten hatte, nur um ein besseres Leben führen zu können? Fast schon erwartete sie, das die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und eine eiskalte Klinge an ihren Hals gedrückt wurde. Nichts dergleichen geschah. In einem unkontrollierten Moment kam ihr ein erleichtertes Aufseufzen über die Lippen. Sie spürte beinahe den fragenden Blick des Boten hinter ihr.
„Beruhige dich, das ist kein Hinterhalt."wisperte ihr jemand ins Ohr. „Woher willst du das wissen? Bist jetzt auch noch ein Lügendetektor?"„Wenn du nur einen Funken Verstand hättest wüsstest du, das nur die Auren von Norena in diesem Haus sind."„Wie konnte ich nur vergessen, das Saiyajin allwissend sind?"„Halt's Maul, du wirst schon sehen."„Hört jetzt endlich auf mit dem Scheiß! Ich kann es nicht mehr hören! Bräuchten wir euch nicht, hätte ich euch schon längst in ein Zimmer gesperrt und geschaut, wer länger überlebt!! Ihr geht mir so auf den Senkel, mit eurer ständigen Streiterei!!"„Pierre?"Sie war über die Maßen überrascht und starrte ihn an. Sie hatte niemals mit einem Ausbruch seinerseits gerechnet, aber anscheinend ging ihm die ganze Sache über seine Schmerzgrenze
Er hatte viel erlebt, aber sein größter Kampf war die Schlacht zu Recano gewesen, einer Stadt weit entfernt vom heiligen Wald. Es war einer jener großen Kriege gewesen, die die Norena jedes Jahrtausend heimsuchten. Viele glaubten, das dies ein höheres Gesetz war, damit sich die Bevölkerung nicht zu stark vermehrte und somit seinen Lebensraum zerstörte. Durch eine glückliche Fügung hatten die Jäger jedes Mal den Krieg gewonnen und sich immer wieder zu einem neuen Höchststand ihrer Kultur aufgeschwungen. In dieser Schlacht hatte er seinen jüngeren Bruder sterben sehen. Lange Zeit war er unfähig gewesen, ein Wort darüber zu sprechen. Zusehen zu müssen, wie ein Familienmitglied, das beinahe ein Teil von ihm gewesen war, zerstückelt wurde, war mehr als manch einer verkraften würde. Und doch musste er bei den Aufbauarbeiten mithelfen und die Körper der verstorbenen Jäger zu den Friedhöfen bringen. Und nun, da offenbar zum zweiten Mal in einem Jahrhundert ein großer Krieg ausgebrochen war, erinnerte er sich stärker denn je an seinen Bruder. Da Amber ihm wie eine Schwester war, sorgte er sich besonders um sie und die ganze Streiterei mit Vegeta bereitete ihm Kopfzerbrechen. Seine Anwesenheit bedeutete zwar einen starken Mitkämpfer, aber auch bedrohliche Ablenkung. Das bedeutete er zumindest für Amber, denn es war doch offensichtlich, das sie etwas für ihn empfand; auch wenn es so etwas wie Hassliebe war. Wie immer hütete sie sich davor, es zuzugeben und offiziell zu machen.
„Die Treppe rauf, dann die dritte Tür links."Sie nickte und wandte sich nach rechts. Dort wand sich eine Wendeltreppe in Spiralen ins nächste Stockwerk. Die Stufen waren staubig, als hätte sie seit Jahren niemand mehr benutzt und ihre Schritte hallten mehrfach im leeren Treppenhaus wider. Die Wände waren Weiß gestrichen, aber fleckenweise waren sie im Laufe der Jahre schmutzig Gelb geworden. Schon brach sich das Echo der unzähligen Schritte an den Wänden und hallte die Treppe hinauf. Als Amber oben angelangt war, hörte sie das zuschlagen einer schweren Eisentür. Der Klang hatte etwas Endgültiges, als hätte das Schließen der Tür eine viel wichtigere Bedeutung. Es war, als hätte sich der Rückweg aus der Stadt für immer geschlossen. Zielstrebig ging sie weiter auf die dritte Tür auf der linken Seite zu und stieß sie auf.
Ungefähr fünfundzwanzig Männer und fünfzehn Frauen sahen sie entgeistert an. Sie dagegen musterte sie argwöhnisch, denn die Rebellen hatte sie sich anders vorgestellt. Dieser Haufen hier sah heruntergekommen und vollkommen wehrlos aus. „Das also ist die gepriesene Befreiungsarmee?"Hörte sie eine wohl vertraute Stimme hinter sich sagen. „Ein echt toller Sauhaufen. Nur schade, das wir nicht an einer Tierschau teilnehmen."Obwohl er die Bemerkung für alle hörbar ausgesprochen hatte, folgte keine körperliche Reaktion. Nur eine Frau stand erbost auf und blickte ihm fast schon angewidert in die Augen. „Schweig, du Nichtswürdiger. Du müsstest als Außenseiter von uns allen am stillsten sein. Ich hasse Krieger, die nicht wissen wann sie die Klappe halten sollen."„Wen nennst du hier einen Außenseiter, Weib? Halt dein freches Maul, sonst werde ich es dir stopfen."Sie wollte etwas erwidern, aber eine andere Frau berührte sie mahnend am Arm. So strich die Jägerin mit einer energischen Geste ihre schwarz-blauen Haare zurück. Vegeta dagegen ignorierte ihren bösen Blick und trat in den Raum ein. Verwirrt verfolgten die übrigen Krieger mit den Augen jede seiner Bewegungen und starrten dann Amber an, die noch immer schier sprachlos im Türrahmen stand. Dann bemerkten die Rebellen die Verstärkung, die sich hinter der Jägerprinzessin staute und über ihre Schultern hinweg die anderen ebenso interessiert musterten. Nach einer Weile schüttelte sie lächelnd den Kopf, als hätte sie jetzt erst einen verborgenen Scherz oder den Anflug von Ironie erkannt. Vielleicht war es aber nur das Verhalten des Königs, mit dem er immer noch durchkam. Er würde niemals lernen, andere Krieger zu akzeptieren und ihre Hoffnungen nicht in Frage zu stellen. Für ihn selbst gab es so etwas wie trügerische Hoffnung nicht, es war einfach nicht seine Art, sich an die kleinste Hoffnung zu klammern und auch dann noch nicht loszulassen, wenn sie zerschlagen war. Er lebte für den aussichtslosen Kampf und machte sich niemals Illusionen. Um so etwas zu erkennen, musste man nicht übermäßig sensibel sein und schon gar nicht einen besonderen Draht zu ihm haben. Er tat stets sein bestes, um anderen seine Meinung klar zu machen, ob sie wollten oder nicht.
Mit prüfendem Blick tastete er jeden der Krieger ab und seine Miene wurde von Mal zu Mal skeptischer. Als seine Aufmerksamkeit auf einen alten Krieger mit schütterem Haar fiel, musste er sich einen spitzen Kommentar verkneifen. Der Mann bot wirklich einen mitleiderregenden Anblick mit seinem Kopfverband und dem leidendem Gesichtsausdruck. „Ist das euer Ernst? Ihr habt eure Krieger wohl nach Lust und Laune ausgesucht, was? Und ihr wollt mir sagen, das dieser Trupp schon was erreicht hat?"Keiner antwortete ihm. Anscheinend fanden sie, das ihm sein imposanter und vor allem noch immer kräftiger Körper dieses Urteil erlaubte. Und alle wussten, das er recht hatte. „Vegeta, bitte..."Er schloss den Mund und blickte Xander an. „Beherrsche dich, das ist nicht deine Armee."Der Angesprochene nickte kaum merklich und schwieg ebenfalls.
Eine längere Pause folgte, in der die Rebellen noch immer den König musterten. Woher kam dieser fremde Krieger? Seine Gestalt wirkte groß, obwohl seine wahre Körpergröße dem nicht entsprach. Seine Kleidung sah jener der Jäger des Todes zum verwechseln ähnlich und er strahlte sogar die Würde der Jäger aus. Aber trotzdem haftete ihm etwas fremdes, fast schon ehrfurchterbietendes an und veranlasste sie zu schweigen. Ein Sith? Hatte die Frau dort in der Tür, die doch wie Amber aussah, sie an die Feinde verraten? Die Versammelten zuckten zusammen, als einer von ihnen diese Gedanken laut aussprach. „Was wollt ihr von uns? Bist du wirklich Amber, die Tochter der Königin, und wer ist dieser Mann?"Sie wandte ihren Blick vom Boden ab, den sie schon eine geraume Weile lang angestarrte hatte, und heftete ihre Augen auf die Frau, die auch schon Vegeta angefahren hatte. Doch sie antwortete nicht, sondern stellte eine Gegenfrage. „Bist du die Führerin hier?"Die Frau zog die Augenbrauen zusammen und antwortete, obwohl es ihr sichtlich widerstrebte. „Bei uns gibt es keinen Anführer. Wer seid ihr?"Amber sah sie abschätzend an. Es war offensichtlich, das sie diese Jägerin nicht leiden konnte. Denn sonst wäre das alles viel einfacher abgelaufen, sie hätte sich sofort zu erkennen gegeben und alles wäre in Butter. So setzten beide eher auf Distanz. Giftige Blicke zuckten zwischen beiden und es wäre wohl noch zu mehr gekommen, wenn der Bote nicht eingegriffen hätte.
„Tenka, das ist Amber. Hör endlich auf, sie so respektlos zu behandeln. Oder willst du, das sich unsere letzte Hoffnung gegen uns kehrt?"„Ach, sie taucht hier auf und alle sind froh? Was hat sie für uns, die wir innerhalb der Stadt gefangen sind, getan? Gar nichts!! Sie streifen draußen in den Wäldern herum und haben ein schönes Leben! Außerdem haben doch die letzten Meldungen, die uns zugetragen wurden, gesagt, das die Jäger draußen alle vernichtet wurden."„Wir vernichtet? ICH habe die Sith vernichtet und zwar bis auf den Letzten!"„Ach ja? Und wie bitte?"Amber schwieg und blickte wieder zu Boden. „Das... das... kann ich euch nicht sagen. Ich weiß es nicht. Irgendetwas geschah mit mir als... sich... die Monde voreinander schoben."„Was?"fragte Tenka hämisch. „Bist du in Ohnmacht gefallen?" „Wenn du nicht gleich dein Lästermaul hältst, wirst du Bekanntschaft mit meinem Schwert machen! Und ich schwöre dir, du wirst deinen Mund dann nicht mehr so weit aufreißen können."Ihre innere Regung übertrug sich auch auf ihr Gesicht. Tenkas Mienenspiel zeigte Verachtung, aber auch ungläubiges Erstaunen. „Wie kannst du es wagen...?!"„Wie kannst du es wagen, mir solche Respektlosigkeit entgegenzubringen?! Hast du nie gehört, das man einem König mit Respekt begegnet?"„König? Du? Wenn ich nicht lache."„Er ist der größte König, den ich bis jetzt kennengelernt habe und du solltest ihn achten, sonst wirst du uns beide zum Feind haben."Nun richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf Xander. Sein Gesicht hatte sich vor Wut verzerrt und wie es schien, war er kurz davor die Fassung zu verlieren. „Bist du seine Marionette? Mehr von euch hat er nicht mitgebracht? Dann schert euch da hin, wo ihr herkommt!"„SCHWEIG!! Glaubst du denn, das du hier für uns alle sprichst? Du führst uns durch deinen Hochmut in den sicheren Tod!!" Sie senkte schuldbewusst den Kopf und wandte sich ab. „Verzeiht ihr bitte für ihre Dummheit. Sie ist noch jung und hat vor kurzem ihre Eltern und Geschwister verloren. Gebt uns die Ehre und kommt doch herein. Erzählt uns, was ihr hier wollt."
Amber zeigte sich überraschend gnädig und beschloss, die Auseinandersetzung vorübergehend zu vergessen. Langsam schritt sie in den Raum hinein und setzte sich auf einen der zahlreichen, dreibeinigen Stühle. Ihre Begleiter strömten in den Raum hinein. Viele der Rebellen standen ruckartig auf und gingen einigen entgegen. Auf Jim kam eine große und hagere Jägerin zu, die ihm um den Hals fiel. Er war so erleichtert über ihre Anwesenheit, das er den fragenden Blick Pierres gar nicht bemerkte. Sekunden später hatten sie sich eng umschlungen und küssten sich. Ähnliche Szenen spielten sich nun im ganzen Raum ab und irgendwie nahm das Treffen die Verhaltensweisen von einer Willkommensparty an. Doch der Mann, der den Streit beendet hatte, begann sofort Fragen an sie zu richten. Zwar einfühlsam und diskret, aber er wusste, was er wissen wollte. „Du bist also Amber. Du sprachst von einem Ereignis, das dich während der Sonnenfinsternis heimsuchte. Was ist geschehen?"Sie sah sich prüfend um. Niemand außer Vegeta und dem älteren Jäger achtete auf sie. „Eigentlich wollte ich nicht darüber sprechen. Aber vielleicht weißt du, was es bedeutete."„Es ist ein wichtiges Geheimnis für dich, nicht wahr? Und du weißt nicht wirklich, was es bedeutet. Das kann ich an deinem Gesicht sehen."Sie erzählte ihm von dem überwältigendem Gefühl auf dem Hügel, als ihr alle Macht gegeben war und wie sie den Anführer der Sith getötet hatte. „Du sprichst von diesem Ereignis, als wärst du daneben gestanden oder hättest keine Kontrolle über sie gehabt." „Ich hasste sie... hasste alles Sein. Als ich es Artemis und Horus erzählte, sagten sie, das es nötig gewesen war, alleine dort zu sein."„Du hast es „den Ersten"erzählt? Wie? Warst du bewusstlos, oder dem Tod wirklich so nah?"„Nein. Sie riefen mich in den Feldern der Träume zu sich."„Wirklich."Dieses Wort sprach er nur höflichkeitshalber aus, denn er wollte Amber zum weitersprechen auffordern. Jedes Wort klang wie eine Offenbarung und er brannte darauf, mehr über „die Ersten"zu erfahren. Vielleicht hatte die Jägerprinzessin Botschaften erhalten, die die restlichen Jäger in die Freiheit leiten würden. Oder vielleicht war sie in die tiefsten Geheimnisse eingeweiht worden, die einen Weg in ein friedvolles Leben wiesen. Für Vegeta hatte die Erzählung keine so tiefgründige Bedeutung, sondern nur eine Auflistung der Dinge, die auf dem Hügel vorgefallen waren. Eine Erklärung dafür, warum sie ihm so aufgelöst um den Hals gefallen war.
Amber fuhr fort. „Im Tempel selbst begegnete ich ihnen. Aber ich muss dich enttäuschen, sie haben mir nichts gesagt."„Nichts?"„Nein. Nichts, das uns weitergeholfen hätte. Sie erzählten mir von dem Umstand, warum ich mich verwandeln konnte und versuchten mir den Zusammenhang mit den Schatten zu erklären."„Das war alles?"fragte der Alte nach. „Sie haben dich dadurch noch mehr verwirrt und deshalb warst du so aufgelöst."„Ja, Vegeta. Aber sie haben mir noch andere Dinge gesagt, Dinge, von denen ich nichts wusste, Gedanken, die mir gar nicht bewusst waren."„Das ist jetzt nicht so wichtig. Wir sollten jetzt über unsere weiteren Schritte beratschlagen." „Was wollt ihr überhaupt hier?"sagte ein Mann, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte. Die Drei wandten sich ihm zu. „Wir werden ein paar Waffen stehlen und einige Jäger befreien."„Zu welchem Zweck? Die Sith werden euch doch wieder aufspüren."„Der Tempel wird uns noch einige Zeit schützen."„Wie lange noch?"„So lange, bis wir die Stadt zurückerobert haben."„Dann ist nach langem Warten der schicksalhafte Tag gekommen. Du bist endlich da und wirst den offenen Krieg ausrufen."Sie nickte. Ein wenig Unwohlsein sprach aus ihrem Blick und sie wirkte etwas blass. Da war es schon wieder. Sie musste Verantwortung für Tausende von Krieger tragen und sie würden ihr alle folgen. Niemand würde ihre Entscheidungen in Frage stellen aber ihr auch nicht dabei helfen, welche zu treffen. Diese äußerste Macht brachte Einsamkeit, denn niemand traute sich an sie heran. Keiner wollte die Verantwortung mit ihr zusammen tragen und so müsste sie unter all der Last zerbrechen. Bestimmt würde sie verbittert werden, wenn sie alt war und auf ein Leben voller Zerstörung und Hass zurückblicken.
„Wir werden in ein paar Stunden damit beginnen in den Palast einzubrechen. Dazu brauchen wir euch, denn das ganze Unternehmen soll nicht schon während des Hinweges entdeckt werden."Amber blickte überrascht zu Vegeta hinüber. Er hatte die in eine Anweisung gekleidete Bitte wie selbstverständlich gestellt, ohne sich auch nur beirren zu lassen. Erst sahen die beiden Rebellen Amber fragend an, als wollten sie wissen, ob sie einverstanden mit diesen Anweisungen war. Aber sie nickte nur zustimmend und blickte weiter zu Boden. „In ein paar Stunden... Dann werden wir unsere besten Schleicher ins Bett schicken. Wir geben euch hierfür vier Jäger, drei Frauen und einen Mann."„Denkt ihr nicht, das es ziemlich dreist ist zu glauben, das ihr in den Palast eindringen könnt? Überall lauern Sith."warf der Jüngere ein. „Es werden weniger Wachen sein."sagte Vegeta. „Warum kannst du dir da so sicher sein?"„Wir haben ein Ablenkungsmanöver zu der Stadtmauer geschickt. Die meisten Wächter werden dort sein."führte Amber aus. „Deshalb herrscht hier so ein Trubel. Wir haben uns schon gefragt, wo die ganzen Mischlinge abgeblieben sind."sagte der Jüngere. „Ja und diese Unachtsamkeit müssen wir ausnutzen."Der junge Jäger nickte und machte sich daran, die Anweisungen zu befolgen.
Dann herrschte Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Der Alte dachte voller Angst an die Zukunft und an seine Familie, die unter der Knechtschaft litten. Warum mussten sich Lebewesen nur so quälen und sich gegenseitig töten? War ihnen Frieden nicht genug? Wahrscheinlich nicht. Bestimmt lebten die Sith in ewigem Krieg und rühmten sich, wie viele Völker sie schon ausgelöscht hatten.
Der Saiyajin dagegen verschwendete keinen Gedanken an die Zukunft. Er hatte sich daran gewöhnt, für den Augenblick zu leben, denn er wurde oft in gefährliche Situationen verwickelt. In einem harten Kampf wäre die Angst vor dem Tod hinderlich und würde ihn nur durch überflüssige Emotionen schwächen. Nein, er dachte an das Hier und Jetzt. An den kurz bevorstehenden Raubzug und an die Frage, ob er wohl mitziehen dürfte. Immer wieder ärgerte er sich über seinen Starrsinn. Hätte er damals nur zugestimmt, das seine gesamte Leibgarde mitkam, würde die ganze Situation ganz anders aussehen. Aber das ließ sich nun nicht mehr ändern. Die daheimgebliebenen Saiyajin würden bestenfalls in einem Monat einen Suchtrupp schicken und bis dahin war es vielleicht schon zu spät. Nun gut, falls er sterben müsste, würde er es mit einem riesigen Knall tun.
Amber dachte an ihre scheinbar übersinnliche Abstammung. Tochter der Schatten. Aber warum beherbergten auch die Schatten ihre Feinde? Warum nur ausgerechnet sie? Warum musste sie diese erdrückende Aufgabe erfüllen? Aber letztendlich blieb ihr keine andere Wahl. Sie musste es einfach versuchen und falls sie scheiterte, gingen alle unter. Starb sie in dieser Nacht, würde ein ganzes Volk sein Dasein in Sklaverei fristen. An den Gedanken, wie viele Leben mit ihrem eigenen verbunden waren, wurde ihr ganz anders. Tausende... Zehntausende? Sie hätte es wissen müssen. Schon damals, als sie die Stufe zum SSJ geschafft hatte. Aber sie war nur stolz darauf gewesen, auf diese Kraft und diese Macht. Heute würde sie sie hergeben, nur um sich dieser Verantwortung entziehen zu können. Aber nun war es nun einmal so weit gekommen und dazu stand sie. Außerdem wäre ihr viel in ihrem Leben entgangen. Sie konnte nicht verleugnen, das sie Spaß gehabt hatte, Freude am Kampf und Freude an verschiedenen Männern, die sie im Laufe ihres Lebens kennengelernt, herausgefordert und letztendlich besiegt hatte.
Die Minuten verstrichen und eine unerklärbare Unruhe befiel sie. Tatendrang. Ausgerechnet jetzt? Hektik. Tödlich? „Ganz ruhig, ganz ruhig, Mädchen, beruhige dich. Ganz ruhig..."Ihre Stimme war brüchig und sogar Amber selbst konnte sich kaum noch hören. Doch die Unruhe wuchs und veranlasste sie dazu, ihre Fußspitzen schier ruhelos auf und ab zu bewegen. Der tappende Laut ging im Raunen der versammelten Jägerschar unter. Das Warten war unerträglich. Warum nur konnten sie nicht sofort aufbrechen? Wieso nicht sofort losziehen? Wenn es noch vollkommen dunkel war, würde das Risiko sinken. Sie hob ihren Kopf und blickte zum Fenster hinaus.
Der Himmel erstrahlte bereits in den feinsten Farben der Morgenröte. Über den Horizont trieben einzelne Wolkenfetzen und verdeckten die letzten, erlischenden Sterne. Es erschien ihr wie ein Wunder aber sie hörte sogar den Gesang von ein paar Vögeln. Sie bildete sich schon ein den allmorgendlichen Windhauch auf ihrer Haut zu fühlen. Doch noch etwas anderes drang zu ihr vor: Die Aura von etwas, das ihr eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Feinde? Mischlinge, Sith? Ziemlich sicher. Oder würde sie sich sonst so... ja, so fürchten? Angst vor dem Gegner... Solch ein Gefühl hatte sie niemals gehabt. Angst vor Konsequenzen... ja. Aber so etwas? Sie erkannte sich nicht mehr. Keine Furchtlosigkeit, kein unbedachtes Verhalten. Nur noch fast schon zwanghafte Vorsicht, distanziertes Verhalten, Unberechenbarkeit und Grausamkeit.
Sie schüttelte den Kopf und schloss ihre Augen. Das Fenster musste aus ihrem Blickfeld verschwinden. Sie durfte es nicht mehr ansehen. Sonst könnte sie sich nicht mehr halten und würde aus dem Haus stürmen, in den sicheren Tod. Ein anderes Gefühl befiel sie, als sie die Augen geschlossen hielt. Müdigkeit. Alles ertränkende Müdigkeit. Alles andere wurde unwichtig neben diesem Gefühl. Mühsam unterdrückte die Jägerin den Impuls den Mund aufzureißen und herzlich zu gähnen. Doch ihr Mund entzog sich ihrer Kontrolle und vollführte jenes überdeutliche Zeichen, das Müdigkeit nun einmal hervorbringt. Ihr fiel es überraschend schwer die Augen zu öffnen. Es verwunderte sie nicht, dass sie so geschafft war, denn wenn sie einmal zurück dachte hatte sie seit nicht weniger als vier Tagen kein Auge zugetan. Ein neuer Rekord, dachte sie zynisch. Zu auffällig schüttelte sie den Kopf und rieb sich die Augen.
„Leg dich hin. Wenn du später vor Müdigkeit umfällst, kann ich dich auch noch rumtragen."Nach einem neuerlichem Gähnen fixierte sie den König. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Keine Angst, so schlimm ist es nicht. Ein paar Tage halte ich es schon noch aus."„Wahrscheinlich noch Wochen, aber du wirst heute Abend so wachsam wie ein Zombie sein. Also sieh zu, das du schlafen gehst."Sie hörte den freundschaftlichen Ton in seiner Stimme und zuckte die Schultern. Er hatte recht. So stand sie auf, schob den Stuhl zurück und steuerte eine dunkle Ecke an. Viele sahen ihr nach, doch ihr war es gleich. Jetzt, da sie sich nun einmal zum Schlafen entschlossen hatte, war die Müdigkeit schier unerträglich. Wie hatte sie es nur geschafft, so lange ohne Schlaf auszukommen? Wie ein Sack ließ sich die Jägerin zu Boden fallen.
Schritte näherten sich. Sie blickte nicht auf, denn sie wusste wer sich ihr näherte. Kein Streit, nicht jetzt. Wortlos ließ sich der Mann neben ihr nieder. Ein lederner Mantel streifte ihre Wange. Sie hob den Kopf und sah mit verschleiertem Blick zu ihm auf. Er wollte ihr nahe sein. Vielleicht das letzte Mal. Er wollte nur ein einziges Mal neben ihr sitzen, wenn sie schlief. Wenn sie es duldete. Seltsame Gefühle für einen Krieger. Seltsame Gefühle für ihn, einen König, einen Saiyajin. Doch sie registrierte nicht die Tatsache, das sie ihn annahm. Es war nun gleichgültig, so lange, bis sie einigermaßen ausgeschlafen war.
Ende Part 15
