Jäger des Todes Omen des Untergangs

Hoffentlich war euch die Zeit nicht zu lang, als ihr auf den nächsten Teil gewartet habt. Schöne Ostern wünsch ich erst mal, auch wenn ich ziemlich spät dran bin. Na, hier also ist die kleine Inhaltsangabe:

Die Rebellen, hilfreich in der Stadt, doch nahezu schutzlos im Vergleich zu der Übermacht, die sie bekämpfen. Jahrelang haben sie sich verdeckt gehalten, doch auf den Ruf Ambers hin zeigen sie sich endlich. Die Prinzessin indessen erfährt wieder etwas über all die Visionen, die sie plagen. So mancher könnte ihre Situation verstehen. Eine Auseinandersetzung bringt Amber nahe an den Abgrund ihrer Beherrschung. Ein vorangeganges Gespräch drückt sie dennoch weiter weg von ihrer Trauer.

Das war's, tschau, veggie

Part 16

Am nächsten Tag, die Sonne hatte schon vor sieben Stunden ihre Wanderung über den Horizont begonnen, schlug Amber, die Jägerprinzessin, die Augen auf. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Angstschweiß. Ihr Atem ging stoßweise und sie zitterte. Nachwehen eines Traumes, der ihr allzu deutlich die mögliche Entwicklung der Dinge offenbart hatte. Sie war machtlos gewesen, wie es in solchen Träumen oft vorkam und sie hatte das Ende der gesamten Zivilisation miterlebt. Die Leichen ihrer besten Freunde waren verwesend und zur Unkenntlichkeit verbrannt oder zerstückelt auf der verdorrten Erde gelegen. Über ihren Körpern schwebten undurchsichtige Schatten. Es war, als wollten die Schatten Amber verspotten, sie für das Los der Jägerschaft verantwortlich machen. Eine Drohung lag in der Luft, doch sie schien kaum noch Konstanz zu haben, als wäre es nur noch ein kleines Überbleibsel jener tödlichen Bedrohung, die sie letztendlich verschlungen hatte. In der Luft lag jener unverkennbare Geruch, der jedem Ort anlastet, auf dem etwas Schreckliches geschehen war. Es war eine Mischung aus verwesenden Leichen, getrocknetem Blut und von etwas, das nach Qualen, Leid und Tod roch. Unheimliche Stille hatte sich wie ein Leichentuch auf das Land herabgesenkt und erstickte jedes Geräusch bevor es sich entfalten konnte. Alles kam Amber wie ein riesiges, unermeßlich großes Grab vor, das nur für die Jägerprinzessin bestimmt war und jene irgendwie ihrer Bestimmung entkommen war. Ambers Nase nahm in der Luft noch etwas anderes neben dem Geruch des Todes wahr; Angst. Der Geruch von Angst trieb weiterhin in den Luftströmungen umher. Es musste furchtbar gewesen sein... Unzählige übermächtige Feinde... Wie hatten sie die Zerstörung nur fertig gebracht? Ein Rätsel, dessen Lösung sie hoffentlich nie erhalten würde... Ihr Blick wanderte zu den Sternen. Dort oben würde sie kein Zeichen der Vernichtung erblicken... Ambers Augen weiteten sich, quollen beinahe aus den Höhlen und sie stieß einen Schrei aus, der sich durch das Leichentuch fraß wie ein Regenwurm durch die Erde. Der Mond der Schatten, ihr Lebenslicht, stand trübe am westlichen Himmel, allein und verloren. Der Jägermond... er war verschwunden.

Verzweifelt dachte sie immer wieder: Warum haben sie nicht nur mich umgebracht? Ich allein war doch die Hoffnung des Volkes. Der Widerstand wäre mit meinem Tod gebrochen gewesen... Warum habe ich mich nicht geopfert?

Eine Bestrafung, schoss es ihr dann durch den Kopf, Die Götter wollten mich dafür bestrafen, dass ich die Norena nicht gerettet habe... Aber... Woher wussten sie das mit den Monden...? In ihrem Innersten glühte Asche wieder auf und wurde bald zu einer alles verzehrenden Flamme: Hass. Die Sith hatten den Tempel entweiht, der Norena heiligste Stätte dem Boden gleich gemacht und dem Tempel des Ursprungs gewaltsam die Geheimnisse entrissen.

Etwas Feuchtes lief über ihre Wange. Langsam wischte sie die Tränen aus ihrem Gesicht und betrachtete traurig ihren nassen Zeigefinger. Sie hatte geweint... Die Angst traf sie wie ein Schlag ins Gesicht und die Jägerin blickte hektisch im Zimmer umher. Sie wollte nicht allein sein. Wenn es das Schicksal ihres Volkes war zu sterben, nun, dann wollte sie es ebenfalls, auch wenn ihr Leben mit dem des Mondes der Schatten verbunden war. Am Ende würde sie ihr Lebenslicht vernichten, um nicht allein zurück zu bleiben. Doch noch war es nicht soweit. Zufriedenheit fand den Weg auf ihr tränenbeflecktes Gesicht und verdrängte den Ausdruck des Entsetzens. Endgültig wieder die Kontrolle zurückgewonnen betrachtete sie zehn Männer, die an einem riesigen Tisch saßen und augenscheinlich schliefen. Alle zehn sahen aus wie die reine Unschuld und das war die reinste Ironie. Nicht, das Jäger nicht unschuldig sein konnten, es kam nur äußerst selten vor, dass sie es wirklich waren. Dort saßen ihre Brüder, jene, die sie auf freundschaftliche Weise liebte und schätzte. Amber dachte daran, wie sie sich wohl gefühlt haben mussten, als sie mehr tot als lebendig im Gras des Hügels gelegen war. Die Jägerin wäre gestorben, ohne ihren besten Freunden ihre Gefühle offenbart zu haben; ohne ihnen für ihre Unterstützung und Treue zu danken, ohne sich für vieles zu revanchieren und vor allem ohne ihnen die Freiheit zurückgebracht zu haben.

Ein nagendes Gefühl der Schuld raubte ihr seit Jahren beinahe den Verstand. Sie fühlte sich schuldig an der derzeitigen Situation, es war ihr unerklärlich warum, aber es war nun einmal so. Schon damals war sie die geheime Königin gewesen, unter den Jäger der Armee, nicht für alle natürlich, aber den Großteil. Den Jägern nahe zu sein und sie wie Gleichwertige zu behandeln hatte ihre Mutter niemals so richtig fertig gebracht, auch wenn sie sich immer um ihr Volk gekümmert hatte. Doch eine Herrscherin, die im sicheren Schloss sitzt und auf Nachrichten des Krieges wartet ohne hinauszugehen und selbst nachzusehen, verlor irgendwann ihre Präsenz im Volk. Diese Lücke hatte ihre Tochter geschlossen und so hatte sie einen Platz im Herzen der Jäger gefunden. Die Gemeinschaft der Jäger des Todes war ein symbolisches Zeichen zur Ehrung der Jägerprinzessin gewesen und auch wenn Amber zu Anfang nicht die Anführerin ihrer besten Freunde hatte werden wollen, dankte sie ihnen doch von ganzem Herzen. Und nun standen sie alle vor einem schicksalhaften Wendepunkt. Und es lag ganz allein an ihr, den Zeitpunkt zum Angriff zu bestimmen. Lange hatte sie die Möglichkeiten abgewogen. Entweder wie Geächtete in den Wäldern weiterleben oder sich aufzulehnen und möglicherweise sterben. Beide Aspekte hatte sie genauestens in Betracht gezogen ohne auf ihren unbeugsamen Stolz zu hören. Die Begegnung mit Artemis hatte ihr letztendlich den richtigen Weg gezeigt.

Einer der Männer schlug seine Augen auf und musterte sie. Erst bemkerte Amber nicht seine blitzenden, schwarzen Augen und hing weiterhin ihren Gedanken nach. Ja, Artemis und Horus hatten den Ausschlag gegeben, indem sie ihr von ihrer Abstammung und ihren Fähigkeiten erzählt hatten. Doch mit einem irrten die beiden: Amber würde nie wieder die Macht der Monde in Anspruch nehmen, bewusst oder unbewusst. Die Verwandlung war zu schmerzhaft gewesen und außerdem war sie ja halb Saiyajin. Das musste genügen. Ein waschechter Saiyajin kam leise auf sie zu und setzte sich vor sie. Erst jetzt wurde ihr bewusst, das er sie schon eine geraume Weile beobachtet haben musste und er in ihren Gedanken gelesen hatte. Nein, nicht gelesen, er hatte auf ihre Gefühle geachtet und so auf ihr Inneres geschlossen.

Sie schwieg und blickte an ihm vorbei. Vielleicht ging er wieder, wenn sie ihn ignorierte. Sie hatte nun wirklich keine Lust sich mit ihm zu unterhalten und sich abermals seine Meinung anzuhören. Er ging nicht, sondern blieb weiterhin dort sitzen. Genervt fragte sie sich nach dem Zweck seines Verhaltens. „Was willst du? Dich vielleicht darüber lustig machen, das ich geweint habe? Nun, falls es das ist, möchte ich dich sehen, wenn du dein ganzes Volk sterben siehst und nichts dagegen tun kannst!"Sie schwieg plötzlich und sah ihn böse an. Er war nur gekommen, um sich über sie lustig zu machen, da war sie sich sicher. Er sah sie mit aufrichtiger Überraschung an. „Von was zum Teufel redest du da? Mir ist verdammt noch mal egal, wann du flennst und deine Versagensängste gehen mich einen Scheißdreck an!"Da war er wieder, der unausstehliche Junge von 19 Jahren mit seinem aufbrausendem und wichtigtuerischem Verhalten. Und diesmal war sie selbst schuld daran, dass er durchgebrochen war. „Du willst dich nicht über mich lustig machen? Aber was willst du dann?"Er änderte seine Sitzposition und lehnte sich an die Wand. „Reden."Sie war verblüfft und das zeigte sie ihm auch. „Reden?! Du? Über was?"Er machte ein genervtes Gesicht. „Du willst doch deine Mutter da rausholen, ja? Wenn wir schon mal drin sind, können wir auch nach Ethan suchen."Keine Frage, eher ein Befehl. „Nach Ethan?" Sie schüttelte den Kopf. „Ich sagte doch, das er wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist."„Wir haben seine Leiche nicht gefunden und so lange ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen habe, weigere ich mich, zu glauben das er tot ist."Vegeta, der sich weigerte an den Tod eines Freundes zu glauben. Unglaublich. Der König legte Wert auf ein Individuum das in der Gesellschaft weit unter ihm stand. Sie dachte darüber nach und starrte an ihm vorbei zur gegenüberliegenden Wand. Er hatte recht. Wenn sie es schafften sich hineinzuschleichen war der Rest ein Kinderspiel. „Gut. Wir werden nach ihm suchen. Aber mach dir keine Hoffnungen."Sie sagte dies tatsächlich zu Vegeta, dem gefühllosen Krieger vom gleichnamigem Planet, zum König der Saiyajin. „Jetzt übertreib nicht."unterbrach er ihre Gedanken. „So sentimental bin ich nun wirklich nicht."Er konnte wirklich ihre Gedanken lesen... Sie lief leicht rot an. „Du kannst Gedanken lesen?" „Nein. Man muss wirklich nicht diese Gabe haben um zu wissen, was du denkst. Ist es so schlimm, wenn ich dafür sorge, das alle, die ich mitgenommen habe, wieder nach Hause kommen?"„Es ist nicht ungewöhnlich. Nur für dich."Er lächelte spöttisch. „Du glaubst, das du mich kennst? Du irrst. Du kennst nicht einmal die Hälfte von mir und mehr wirst du nie erfahren. Es geht niemanden etwas an, was ich worüber denke und schon gar nicht was ich fühle. Für dich werde ich diese Gepflogenheit nicht aufgeben, da kannst du dir sicher sein."„Das erwarte ich auch nicht von dir. Ich will nur, dass ich dir vertrauen kann. Deine Geheimnisse sind eben deine Sache und Schluss. Aber eins rate ich dir: Setz deine Geheimnisse nicht über unser aller Leben."„Keine Angst."

Eine Person betrat den Raum und musterte die beiden Gestalten in der Ecke. Vegeta und Amber blickten Jake entgegen und hielten sofort in ihrem Gespräch inne. Er schüttelte tadelnd den Kopf und ging auf sie zu. „So langsam wirst du mir unheimlich, Amber."Die Angesprochene wusste, das er glaubte, er hätte sie bei gewissen Tätigkeiten gestört und sah zu ihm auf. Ihr war seine Meinung im Moment völlig egal. Das erste das ihr an ihm auffiel war, dass sein Gesicht bereits mit Farbe bemalt war, eine Gewohnheit, die schon viele Jäger angenommen hatten. Er sah gut damit aus, auch wenn sein Gesicht gewohnheitsbedürftig wirkte. „Siehst du dich jetzt in deiner Gerüchteküche bestätigt?"Sie legte mit Absicht eine besondere Betonung in ihre Worte. Er ging ihr prompt in die Falle. Jake warf einen ängstlichen Blick auf Vegeta und in seinen Augen war ein flehender Ausdruck. „Gerüchteküche? Ich weiß nicht wovon du sprichst."Er versuchte unauffällig zu zwinkern. Vegeta blieb es nicht verborgen. „Gerüchteküche?" fragte er. Jake schüttelte den Kopf. „Vergiss es."„Wieso sind Männer nur so feige?"meinte Amber gespielt enttäuscht. Eigentlich konnte sie sich vorstellen, warum Jake im Augenblick so feige war. Wahrscheinlich dachte er gerade daran, wie er wohl aussehen würde, wenn Vegeta ihn erst einmal richtig vermöbelt hatte. „Na ja... Sagt deine Gerüchteküche auch was über Jims Freundin? Ich wusste gar nicht, das er eine hat."„Du kennst ihn besser als ich. Warum fragst du ihn nicht selbst?"Sie räusperte sich. „Weil er die Frage dann als Gelegenheit ansehen würde, mich auszupressen." „Gibt's denn was auszupressen?"mischte sich Vegeta ein. „Natürlich nicht!" erwiderte sie abgehackt und ihr Gesichtsaudruck warnte vor weiteren Nachfragen. Der König musterte Jakes Gesicht. Tatsächlich war nicht einmal mehr seine Hautfarbe zu erkennen und gerade freundlicher ließ ihn sein eigenwilliges „Make up"nicht gerade aussehen. „Was soll die Maskerade? Willst du die Sith mit deinem schlechten Geschmack vertreiben? Dann solltest du besser nackt gehen."„Maskerade?! Also wirklich, du hast doch überhaupt keinen Geschmack! Das ist meine ganz private Kriegsbemalung!" „Privat?"meinte der andere zweifelnd. „Natürlich, kein anderer rennt freiwillig so rum."„Denk dir nichts, Jake, der ist doch bloß neidisch." „Neidisch? Ich? Auf so einen Kotzbrocken?"fragte Vegeta entrüstet. Im nächsten Moment schien Jake seine Angst vergessen zu haben. „Na na na, nicht beleidigend werden. Sonst..."Jakes Tonfall barg eine Drohung. „Was sonst? Willst du mir nachts auflauern und mich erschrecken?"Jake sah ihn böse an und legte ein recht beeindruckendes Muskelspiel zu Tage. Vegeta saß noch immer gelassen am Boden und sah zu ihm auf. Doch es bestand kein Zweifel, das er im nächsten Augenblick kampfbereit sein würde, erforderte es die Situation.

Doch dazu sollte es nicht kommen. Zumindest nicht solange Amber anwesend war. „Also Kinderchen, jetzt beruhigt euch mal und gebt euch hübsch brav die Hand. Wir wollen uns doch nicht streiten."Die Verblüffung in den Augen der beiden ausgewachsenen Männer war unübersehbar. „Kinderchen? Hast du'n Knall?"Die Wut, die Vegetas verletzten Stolz nur allzu deutlich zeigte, beunruhigte sie nicht. „Warum nicht? Wie ich durch ausgedehnte Recherche leider feststellten musste, benehmen sich die schwächeren Wesen, auch genannt Männer, wegen kleinster Kleinigkeiten wie kleine Kinder. Oder glaubst du vielleicht, das Männer, die zufällig ein ganzes Volk regieren, davon ausgeschlossen sind?"Die Erläuterung klang so als hätte sie ein Fachbuch gefressen. Im gleichen Ton antwortete der König. „Oh ja, das glaube ich. ICH kann es MIR nämlich NICHT erlauben, kindisch zu sein."„Das warst du doch dein ganzes Leben lang. Nur eine kurze Zeitlang hast du es geschafft, dich wie ein Erwachsener aufzuführen."„Wie führen sich Erwachsene deiner Meinung nach auf? Sitzen sie ruhig rum und gehen ihren Pflichten nach?"„Ja, so ungefähr."„Glaube mir, das alles hat nicht im geringsten etwas mit erwachsensein zu tun. Erwachsen ist doch nur der Name den eine Person noch Beedigung einer bestimmten Entwicklung erhält. Viele beenden diesen Lebensabschnitt niemals, oder zumidest nicht ganz. Doch bleiben wir bei deiner Ansicht. Sitzt DU zu Hause herum und gehst deinen Pflichten nach? Lass mich raten, du glaubst du tust es? Dann denk mal nach. Du hast hier zwar Pflichten, aber in Wahrheit sind sie das Streben nach Überleben. Du nennst dies also jene Pflichten, bei deren Ausführung man erwachsen ist, ja?"Sie nickte. Er fuhr fort. „Da ich nun auch hier bin und ebenfalls noch lebe, gehe ich also meinen Pflichten nach. Du also bezeichnest mich als kindisch, nur weil ich darauf bestehe meine Persönlichkeit voll zu entfalten und mich nicht zurückzuhalten?"Sie war sprachlos. Jake nutzte diesen Augenblick um den Rückzug anzutreten. „Also, ihr Täubchen, ich werd dann mal fragen, ob andere auch bei meiner Maskerade mitmachen wollen."

Er warf Vegeta einen giftigen Blick zu. Der hatte aber im Moment nur Augen für Amber und wartete wohl, nun einmal auf den Geschmack dieser Diskussion gekommen, auf ein Gegenargument. Es kam keines, im Gegenteil. „Hast recht. Wir alle hier sind erwachsen. Sogar die Kleinsten. Schade, das sie es schon sein müssen. Sogar ich hatte eine unbeschwerte Kindheit ohne Krieg, Hunger und grenzenlosem Leid."Sie atmete hörbar aus. „Aber anscheinend können wir alle froh um die Bedingungen hier sein. Erst dadurch haben wir letztendlich gemerkt, was wir an unserem altem Leben hatten. Ich habe mir damals immer gewünscht, das irgendwas passiert, aber nun gäbe ich viel für die unerträgliche Langeweile von damals."Vegeta, der Saiyajinkönig, wirkte besänftigt, fast betroffen. Unerklärlicherweise hatte er das Bedürfnis, sie zu trösten, natürlich auf seine Art und Weise. „Es gibt kein grenzenloses Leid. Es wird enden wenn alles zu viel wird. Der Tod gibt Erlösung und zwar bereitwillig an jeden, der sie begehrt. Aber niemand will sie freiwillig. All die Bürger dieses Landes klammern sich an eine Hoffnung, mit all ihrer Kraft und der Verbissenheit der Jäger. Sie warten auf dich, auf ihren dritten Mond."Verträumt blickte sie in das Schwarz seiner Augen. „Dritter Mond... Ja, so macht die Prophezeihung einen Sinn..."Er blinzelte nicht, starrte zurück. Er suchte dort im Spiegelbild ihrer Seele die Erklärung für diese Worte und überraschenderweise bekam er sie freiwillig, ohne auch nur eine Frage gestellt zu haben. „Im Tempel des Ursprungs, kurz bevor du mich gefunden hast, hat mir jemand etwas hinterhergerufen. Er sagte: „Die Abbilder der Monde sind auf die Erde gefallen. Licht und Schatten sind in Ewigkeit miteinander verschmolzen."Du bezeichnetest mich als dritten Mond. Das muss die Lösung sein. Es gibt Jäger, die die Kraft der Monde besitzen."

Er wirkte nicht im Mindesten überzeugt. „Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Das du den Schatten symbolisierst, ist klar. Nicht allein dein Aussehen spricht dafür."Er machte eine kurze Pause in der er Amber musterte. Amber, mit ihren schwarzen Haaren und gleichfarbigen Augen. Ihre Augen, mit dem unergründlichem Glanz und dem Geheimnis, das nur auf jenen wartet, der die Lösung weiß ohne die Frage zu kennen. Wie sie sich gab, ihre Verbundenheit zu jenen Jägern, die stets im Schatten von Delinos gewandelt waren um die Grenzen zu schützen und ihre Seele, zu der ein langer und dunkler Gang führt, bis man sie erreicht. Der Hass prägte sie, der Überlebenswille und sogar die Angst vor dem Untergang. Er unterdrückte ein Lächeln als er erkannte, das sie, die Frau die glaubte ein unlösbares Geheimnis zu sein, für ihn ein offenes Buch war. Doch dieses Buch weigerte sich, das er länger als ein paar Sekunden in ihm las, es verschloss sich, wenn es merkte, das man in ihm las, man versuchte ihm Geheimnisse zu entlocken. In Gedanken schloss er vorerst mit den Geheimnissen ihres Wesens ab, die konnte er noch entziffern, wenn die Umstände günstiger waren. „Und deiner Erzählung nach sagten sie dir, das aus dem Schatten alles Leben kommt. Glaubst du nicht, dass dein Gegenstück der Tod ist?"sie hob und senkte die Schultern. Sie weiß es nicht, dachte er. Ich versuche hier ihr zu helfen, stelle ihr eine Frage über ihre eigene Mythologie und sie weiß es nicht... „Aber niemand aus deinem Volk bringt ohne Not den Tod. Du müsstest nach dem oder der Zweiten suchen und dazu ist keine Zeit."Sie sah bekümmert drein. „Und wieder einmal siegt deine starre Logik. Warum lasse ich mich nur immer von den alten Sagen mitreißen?"

In sein Gesicht trat gutmütiger Spott. „Weil eure ganze Hoffnung auf alten Sagen basiert. Und wie wir gemerkt haben, steckt in jeder ein kleiner oder ganz großer Kern Wahrheit."Eine Anspielung auf ihre Verwandlung und auf eine Legende, die teilweise sogar auf seinem Planet bekannt war. Er hatte sie immer für schwachsinnig gehalten, wo gab es schon zwei Monde die sich auch noch gegenseitig verdeckten? Jetzt wusste er, warum es diese Legende sogar in seiner Heimat gab: Er selbst spielte eine Rolle darin und ihm wäre es lieb, wenn er auch wieder heil hinauskommen würde. Wie schon so oft unterbrach sie seine Gedanken. Er dachte zur Zeit ungewöhnlich oft an die Geheimnisse des Seins und an die Möglichkeit, das Sagen nicht nur zu einem kleinen Teil, sondern vollständig der Wahrheit entsprachen. „Aber wer sagt uns, das sich in dieser Sage die Wahrheit verbirgt? Vielleicht meint er damit etwas anderes, an das wir gar nicht denken?"Nun war er an der Reihe, zuzugeben, dass er keine Antwort wusste. „Ich habe niemals behauptet, das ich allwissend bin. Auch ich bin nur ein einfaches Wesen, kein Mitglied eurer lebendigen Götter. Außerdem gehöre ich nicht deinem Volk an."Kein Mitglied eurer lebendigen Götter... Die Worte klangen in seinen Ohren nach. Hoffentlich bist du es nicht, Junge. Sonst kannst du nämlich die Welt mal aus einer anderen Perspektive betrachten... Du hättest nicht kommen sollen, wenn du nicht scharf darauf bist, mit 28 den Radieschen von unten beim Wachsen zuzusehen. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, es verschwand sofort wieder. „Oh doch, das tust du. Durch das Recht des Blutes."„Nun ja..."er war für einen Augenblick irritiert. „Aber wenn du nicht weißt was Wirklichkeit ist, woher soll ich es dann wissen?"„Weil du eine Rolle spielst. Vielleicht bist du eines jener Elemente, das unser Fortbestehen entscheidet."Er machte eine wegwerfende Geste. „Hör doch auf damit. Was ich sagen wollte ist, das wir alle raten müssen. Hör mir jetzt zu, denn ich gewähre dir die einmalige Gelegenheit, meine Ansicht der Dinge kennenzulernen.

Betrachte das Leben als ein Hütchenspiel, unter jedem Hütchen verbirgt sich ein Weg. Du gehst diesen Weg entlang, es kann eine gut ausgebaute Straße sein, ein winziger Pfad oder auch nur ein Wald weg und am Ende deines Weges sind abermals drei Hütchen. Unter jedem dieser Hütchen ist ein weiterer Weg, der wieder zu drei Hütchen führt und so geht es weiter. Es wäre reiner Zufall, welches du als erstes wählst. Nehmen wir an, es wäre der Weg ins Unglück und zwei Hütchen unter dem ersten führen weiter ins Unglück, aber eines bringt dich ins Glück, in Frieden und Wohlstand. Wenn es momentan nicht schlechter werden kann, wäre es nicht einen Versuch wert, ein weiteres Hütchen aufzudecken? Durch deine Angst willst du es nicht wagen, ein weiteres Hütchen aufzudecken und einen neuen Weg zu beschreiten, aber was ist, wenn der Weg darunter wieder in den Frieden führt? Deiner Meinung nach sind doch die Zustände hier unerträglich und es kann nicht schlimmer werden? Wenn du nicht das nächste Hütchen aufdeckst, wird es niemand tun. Dein Volk steht hinter dir und es wird dir weiter folgen, egal wohin dich dein Pfad bringen mag, also wage es."

Lange dachte sie über seine Worte nach. Dann antwortete sie langsam und mit belegter Stimme „In deinen Worten verbirgt sich eine tiefgründige Weisheit. Ich wusste nicht, das ein gnadenloser Krieger wie du eine solch tiefe Wahrheit verkörpern kann. Und ich habe Angst. Was ist, wenn ich dieser Weisheit nicht folgen kann, weil es deine ist? Vielleicht sterben wir alle, nur weil ich meine Weisheit nicht finde?"Er gab sich Mühe, sie nicht ständig anzustarren. Plötzlich hatte er Angst, das sie in SEINEN Gefühlen lesen könnte... Sie hegte nicht einmal die Absicht seine Gefühle zu lesen, denn Amber las in seinen Worten, zwischen den Zeilen, wie Pierre immer sagte. Wie schafft er es nur, sein ganzes Wesen so zu verbergen? Er war ihr immer wie Dunkelheit vorgekommen, wie ein nachtschwarzer Schatten, der wie ein Untier blitzschnell vorstößt und seine Feinde ins Verderben hinunterreißt. Er hatte niemals etwas für dieses Bild über ihn getan, nicht so extrem wie sie über ihn dachte. Aber sein Bild bröckelte, offenbarte einen verständisvollen Mann der im Licht lebte. Vegeta wartete nun mit einem Satz auf, der sie vollends überzeugte, das er in den vergangenen Monaten eine Veränderung durchgemacht hatte. Er lernte zu verstehen, zu hoffen und zu vertrauen. Zumindest für etwas waren die schlechten Umstände gut gewesen. Er kam endlich aus sich heraus. „Es ist unsere Weisheit. Denn wir sind uns ähnlicher als wir glauben. Sogar das Blut haben wir geteilt. Glaube doch einmal an deine eigenen Worte. Hab Vertrauen in die Jäger, in deine eigenen Fähigkeiten."

Zum ersten Mal seit vielen schmerzhaften Jahren schöpfte sie Mut aus Worten. Aus Worten eines guten Freundes. „Danke."fing sie an, doch er unterbrach Amber sofort.

„Du brauchst dich nicht zu bedanken."Sie öffnete den Mund. „Nein, sag jetzt nichts, Amber!! Ich will nicht, das du plötzlich weich wirst. Du weißt ganz genau, das ich dann das Gefühl nicht loswerde, das du mich verarscht."Sie lächelte. „Dann lass es mich anders sagen. Als du aus den Büschen aufgetaucht bist und mich leider daran gehindert hast, deinen Freund zu skalpieren, empfand ich ein Gefühl, das ich im Bezug auf dich wirklich nicht verstehen kann: Ich empfand Hoffnung, nur weil ich dein arrogantes Gesicht gesehen habe!"Sie grinste gemein. „War das jetzt richtig ausgedrückt?"Er schob ironisch die Unterlippe vor. „Was kann ich denn dafür, das deine Hormone verrückt spielen, wenn du mich siehst?"Sie lachte auf. „Wahrscheinlich war es die Hoffnung auf eine ganze Armee von Saiyajin, aber du Dödel hast nur deine zwei engsten Freunde mitgebracht." „Wie gesagt, ich konnte nicht riechen, das ihr hier Probleme habt." „Stimmt. Ich sagte nur, das diese Hoffnung wahrscheinlich der Auslöser war."„So lange es nichts anderes ist..."„Was soll das schon wieder heissen?! Unterstell mir nichts!"Vegeta lächelte mieß. „Unterstellen? Ich frage mich wirklich, wann du's endlich zugibst."Amber schüttelte energisch den Kopf. „Du scheinst heut Nacht einen Wunschtraum gehabt zu haben... Du solltest besser aufwachen, sonst wirst du bald dein blaues Wunder erleben." „Ich warte drauf."Sie seufzte. „Du bist unerträglich. Einmal biste ein Killer, dann einer, der sich überall einmischt und jetzt kommt auch noch der Macho. Was kommt als nächstes? Die Tunte?"„Jetzt reicht's aber wirklich. An dem Tag, an dem ich auf Männer stehe werde ich mich ernsthaft fragen, ob ich vielleicht seit Jahren an dem falschen Geschlecht interessiert war. Außerdem kann ich mir wirklich nicht vorstellen, das ich jemals schwul werde. Ich brauch mich doch bloß mal in deinem Land umsehen." „Ach ja? Sind die Jägerinnen besser als deine Saiyajinfrauen?"„Manche..." er grinste wohlwissend, das seine Anspielung ein wenig zu direkt war und wahrscheinlich es besser gewesen wäre, wenn er sie nicht so direkt angesehen hätte. „Falls wir das alles hier überleben werden wir für dich ne Frau finden, die freiwillig mit dir was anfängt."Der Satz klang ganz so, als hätte sie schon eine Frau gefunden, die es aber nicht richtig zugeben wollte. Natürlich merkte er es. „Ich glaub nicht, das wir sehr lange suchen müssen. Ich denke nämlich, das sie genau vor meiner Nase ist."Schweigen. Abrupt stand Amber auf, drehte sich um und murmelte etwas das so klang wie: „Muss zu den anderen, die sollen endlich aufstehen."Er schüttelte den Kopf und hatte ganz den Verdacht, das er mitten ins Schwarze getroffen hatte.

Ein Glück für ihn, wie er dachte.

Während er das Gespräch in Gedanken noch einmal abspulte, schallte Ambers Stimme zu ihm hinüber. Er sah nicht auf.

„Hey, Jungs, aufstehen!"Die Jäger am Tisch fuhren erschrocken zusammen. Völlig entgeistert starrten sie die Jägerprinzessin an und fragten sich gleichzeitig warum sie so gute Laune hatte. Sekunden später erwiderte einer der Männer mit heiserer Stimme: „Ja, wir sind schon wach. Was hast du heut für ein Problem? Freust du dich so über den Schicksalstag? Der heutige Sonnenuntergang könnte unser letzter sein. Also was ist los mit dir? Todessehnsucht? Ohne uns."Ihr Grinsen wurde breiter. „Ich freue mich auf den Schicksalstag, weil es der Tag der Freiheit ist. Deshalb leide ich ganz sicher nicht an Todessehnsucht. Im Gegenteil."Der Mann rollte mit den Augen und zuckte die Schultern. Sie fuhr fort. „Also tut mir den Gefallen und macht euch so langsam fertig. Ich glaube, dass die Rebellen hier sogar Schleifsteine haben, also schärft eure Waffen. Ich werd jetzt den anderen Bescheid sagen. Beeilt euch bitte."Die Jäger nickten, machten aber keine Anstalten, der Bitte auf der Stelle nachzugehen.

Amber ging mit beflügelten Schritten zur Tür hinaus und sogar noch in diesem Raum konnte man ihre Stimme hören. Sie weckte die Männer mit derselben Begrüßung und erntete ähnliche Fragen und die gleiche „Begeisterung". Ein gequältes Seufzen drang von der Ecke kommend an die Ohren der Zehn. Schritte bewegten sich auf sie zu und Ryan betrachtete Vegeta, der sich einen Stuhl heranzog und sich daraufsetzte. „Was is'n mit dir los?"„Die macht mich fertig."antwortete der König und seufzte abermals. „Ich versteh sie einfach nicht."„Wer tut das schon?"erwiderte Ryan. „Du weißt gar nicht, von was ich spreche. Gibt's für diese Frau keine Gebrauchsanweisung? Ich halt diese Gemütsveränderungen nicht mehr aus." „Seit wann jammerst du so? Sie muss dich wirklich fertig machen."„Jetzt spielst du auch noch Psychiater. Lass das besser sein, ich kann diese Leute nicht ausstehen."Ryan antwortete mit einem herzhaftem Gähnen. „Was heißt „auch noch"?"„Amber muss Jim damals als Psychiater gehabt haben. Der hat mir Sachen über sie erzählt... Ich musste mir wirklich das Lachen verkneifen."„Beispiel?"„Frag sie doch selbst."Vegetas Stimme klang nun deutlich genervt. Ryan erkannte dieses Warnsignal und stand auf um sein Schwert zu schärfen.

Ryan bewegte sich auf das improvisierte Waffenlager zu, das die Jäger an einer Wand errichtet hatten. Er ergriff ein Breitschwert, das viel zu groß für ihn aussah und begann die Klinge zu schleifen. Das klirrend- quietschende Geräusch ließ Vegeta einen Schauer über den Rücken laufen. Reflexhalber griff er an seine rechte Seite, tastete nach dem Schwert. Die Klinge war noch immer scharf und tödlich; Schleifen wäre vollkommen unnötig. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die Hände. Zum ersten Mal nach seiner Ankunft auf Felidae gönnte er sich solch eine Blöße, die deutlich zeigte, wie zuwider ihm das Rumsitzen war. Dennoch blieb er sitzen, sah den Männern zu, von denen einer nach dem anderen aufstand und seine Waffe ergriff, um den Zustand der Klinge zu prüfen. In einem unbeobachteten Moment gähnte er unverhohlen.

Im Nebenraum unterhielt sich Amber rege mit Tenka. Viele fragten sich, wann zwischen den beiden die Fetzen fliegen würden. Die schwarzen Augen der Jägerin sprühten bereits Funken aber noch schien sie sich unter Kontrolle zu haben. Pierre trat vorsichtig an sie heran und suchte nach einer geeigneten Pause um das Gespräch zu unterbrechen. Es ging um, wie sollte es anders sein, den Saiyajin-König. Tenka schien sehr interessiert an ihm sein, auch wenn sie sich über sein Auftauchen erst so gar nicht gefreut hatte. Amber wusste nicht warum, aber sie fand gar keinen Gefallen an dem Interesse der auch noch jüngeren Jägerin. Diese war nicht so mager, hatte blond-braunes Haar und deutlich weniger Narben als sie selbst. Und wahrscheinlich leichter zu handhaben.

„Na, gut geschlafen?"fragte Pierre mit einem Ton in der Stimme, als wisse er es besser. Die Thronerbin überhörte seinen Unterton und antwortete. „Den Umständen entsprechend. Als ich aufgewacht bin, fühlte ich mich wie ein Stein, der von der Wasseroberfläche aus zum Grund sinkt."Eine sehr umständliche Beschreibung für einen ausgestandenen Albtraum mit möglicher Todesfolge, zugegeben, aber Pierre konnte sich vorstellen, was sie meinte. „Du hast schlecht geträumt."stellte er fest. Sie nickte und versuchte dabei den hämischen Blick Tenkas zu ignorieren. „Ich habe den Untergang gesehen. Alles war verbrannt und sie haben den Mond zerstört... Den Mond der Jäger. Alle waren tot."Der Mann schien bedrückt, als brächte ihm der Gedanke an einen Tod durch die Zerstörung des Jägermondes reichlich Unbehagen. Die Jäger lebten nach dem Mond, ja. Aber war ihr aller Leben wirklich so eng mit einem Himmelskörper außerhalb des Planeten verbunden? Andererseits besagten die Legenden genau dies. Dann besann er sich, hatte Mitleid mit Amber, die sich wohl in ihrem Traum ganz allein gefunden hatte. Was für ein Gefühl muss es wohl gewesen sein... Alles Leben ausgelöscht... Verbrannte Erde überall... Ob sie wohl auch Knochen gesehen hatte? „Also steht unsere Befreiungsaktion unter keinem guten Stern. Hoffentlich war es keine Vorahnung."„Nein, ich habe mit Vegeta gesprochen und..."Sie sah Pierre nicht an und bemerkte deshalb nicht seinen erstaunten Blick. „... er meinte das es vielleicht nur ein Weg ist."„Wie meinst du das? Ein Weg? Es gibt doch nur einen, oder?"„Wir haben nicht direkt über meinen Traum gesprochen..."sie lief ein wenig rot an. „Eher über einige meiner Ängste." „Ängste?"Pierre fühlte sich überrumpelt. „Du hast mit IHM über DEINE Ängste gesprochen? Wieso sprichst du nicht mit Jim oder mir? Hast du doch immer getan."Sie lief nun schon dunkelrot an, was Pierre noch mehr erstaunte. „Nun ja... Lassen wir das jetzt. Er sagte jedenfalls, das es mehrere mögliche Wege gibt. Es wird wahrscheinlich einer jener Wege gewesen sein. Vielleicht steht uns so eine Zukunft bevor..."„Is ganz schön poetisch, dein Vegeta."Amber sah hektisch in alle Richtungen, so als hätte sie Angst, das die anderen ihre Worte gehört hatten. Dann fuhr sie Tenka mit gereizter aber noch immer fast flüsternder Stimme an. „Er ist nicht meiner! Ich weiß nicht, warum ihr euch immer irgendwas einbilden müsst! Darf ich mich nicht einmal mit ihm unterhalten?"„Aber über solche Sachen? Deine Ängste? Kitschiger könnte das wirklich nicht sein. Ich habe dich immer für eine unbeugsame Kriegerin gehalten die keine Gnade kennt und sich vor allem nicht mit irgendwelchen Herrschern einlässt, die sowieso nur ihr eigenes Volk im Sinn haben."

Der berüchtigte Wutpegel war nun deutlich überschritten und entlud sich. Diese Entladung vollzog sich durch das Ausbleichen ihrer Haare, führte über die Entfaltung der gesamten verfügbaren Kraft in den Muskeln und endetete mit der Farbänderung von Schwarz in Grün der Augen. Tenka war mehr oder weniger überrascht, wenn nicht sogar fasziniert, aber leider stellte die Anwesenheit dieses Phänomens eine sehr große Gefahr für sie selbst dar. Amber war aufgestanden und versuchte verzweifelt sich zurückzuhalten. Sie wollte nicht ihre eigenen Regeln brechen: Keine Toten während des Tages. Ein Blick zum Fenster hinaus und sie dachte sogar an die Möglichkeit sich vorübergehend mit ein paar Schlägen in die Rippen der anderen zu begnügen. Mit vier oder fünf müssten ein paar ordentliche Knochenbrüche möglich sein. Ihre Aura loderte weiterhin wie eine unendliche Flamme und wies auf ihren derzeitigen Gemütszustand hin. Stille herrschte, die nur das allgemeine Erstaunen ausdrückte. Keiner der Norena im Raum bewegte sich um nicht auch noch die Aufmerksamkeit von Amber auf sich zu ziehen. Die Jägerprinzessin beugte sich nieder, rieb Tenka die Faust unter die Nase. Noch hatte sie nicht zum Schlag ausgeholt. Es schien so, als genieße sie den Anblick der hilflos erscheinenden Frau am Boden. „D... d... das... habe... i... i... ich.... nicht..."stotterte Tenka und sah mit geweiteten Augen zu Amber hinauf. „Fällt dir nichts besseres ein? Wie wär's, wenn du um dein Leben bettelst? Hat dir denn niemals jemand gesagt, dass ich sehr jähzornig bin? Muss wohl an dem Saiyajinblut liegen..."Sie bekam keine Antwort. Nach einer längeren Pause zuckte Amber die Schultern und brachte eine gefährlich aussehende Energiekugel an der rechten Handfläche hervor. Die Kugel wuchs an, bis sie über die Hand hinauswuchs und ihre Größe weiterhin anstieg. Die gesammelte Energie hätte ohne weiteres gereicht um das ganze Haus in die Luft zu jagen, wenn nicht auch noch ein Stück der Straße dazu, aber Amber hielt dieses Ausmaß an gesammelter Kraft wohl für angemessen. Bei dem Gedanken an den Mord an Tenka bahnte sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. Schon bei der ersten Begegnung war Amber diese Frau absolut zuwider gewesen und hatte nur auf einen geeigneten Grund für eine Handgreiflichkeit gewartet. Nun, jetzt war es so weit und das würde sie auskosten.

„Hältst du das Ganze nicht für Energieverschwendung?"Die Halbsaiyajin sah wütend zur Tür. Dort stand das einzige Geschöpf auf diesem Planet, das ihre Gefühlslage in diesem Moment wohl verstand. Doch trotzdem benahm sich jener Mann nicht gerade dementsprechend. Er hielt es eher für angebracht, ihren Zorn auf sich zu richten. Ein tödliches Experiment, falls sie sich darauf einließ. Mit wehendem Mantel trat er an sie heran, stellte sich neben sie und sah prüfend auf Tenka herab.

„Findest du wirklich, das sie den Aufwand wert ist? Na ich weiß nicht... Sie sieht eher so aus, als könnte sie jeder Idiot umbringen. Irgendwie wäre doch die ganze Kraft viel zu schade für sie, meinst du nicht?"Ambers Blick wanderte von Tenka zurück zu Vegeta und von ihm wieder zu Tenka. Sie saß zusammengekauert auf dem Boden und wartete jede Sekunde auf ihr Ende. War sie wirklich der alles vernichtenden Kraft eines Halbsayiajin wert? Dieses Geschöpf dort bot einen geradezu mikrigen Eindruck und die Angst im Blick des zukünftigen Opfers bot überhaupt keinen Reiz. Wenn sie sich schon die Mühe machte ihre Kraft zu steigern und einen Gegner vernichten wollte, durfte das Opfer keine Angst haben und musste zumindest einigermaßen Widerstand aufbieten. Allerdings... Niemand haute ihr solche Sätze um die Ohren ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Wo käme sie denn da hin, wenn sich irgendwelche dummen Tussen eine Meinung über mögliche Männergeschichten bildeten? Aber die Männergeschichte empfand den Aufwand wohl als zu groß und wies per Gedankenübertragung noch auf die Sauerei an den Wänden und dem Teppich hin. Amber kam nicht umhin zu grinsen. Durch diese Reaktion ging ihre ganze Konzentration flöten. Ihre Energie sank herab wie ein Fluß nach einer großen Flut und war bald wieder am Normalstand angelangt. Die Kugel verschwand und sogar die Miene der Jägerin entspannte sich wieder und sah nicht mehr so aus, als würde sie gleich Amok laufen. Sie schnaufte noch mal, glättete sich die Klamotten und nahm wieder Haltung an. Die geschockten Blicke der übrigen Jägerschaft nahm sie zufrieden zur Kenntnis und warf abermals einen Blick zum Fenster hinaus.

Die Sonne stand weit im Westen und würde innerhalb der nächsten Stunde untergegangen sein. Der Jägermond stand hoch oben und das Leben außerhalb des Hauses zog sich in seine Verstecke zurück. In der Dunkelheit wartete der Tod. Mondschatten dachte mit grimmiger Genugtuung daran, das sie nun ihren Platz in der Dunkelheit einnehmen würde und den Feinden wirklich den Tod brachte. Sie trat zum Fenster und beobachtete die Sonne. Der letzte Sonnenuntergang... Der Schicksalstag war endlich gekommen. Beim morgigen Sonnenaufgang würde sich zeigen, ob es den Jägern vergönnt war weiter zu existieren. Ein leichtes Gefühl der Angst schlich sich in ihre Zuversicht. Niemand bemerkte etwas davon.

Sie drehte sich um und jene die in nächster Nähe zu ihr standen glaubten das das Licht der Sterne in ihren Augen gefangen war. Die Jägerprinzessin machte das übliche Zeichen und die mitgekommene Verstärkung ging zu den Waffen und nahm sie auf. Die restlichen Rebellen begriffen und machten es den anderen nach. Nicht wenige empfanden Furcht aber niemand würde es ihnen übel nehmen, denn es war durchaus verständlich.

Die Vorbereitungen waren abgeschlossen und Amber winkte die verbliebenen Anführer zu sich. Aber nicht um ihre Vorgehensweise zu besprechen, sondern einfach nur jemanden um sich zu haben. Xander ging in nächster Nähe zu ihr, beobachtete sie mit achtungsvollem Blick. Leise schlichen die Jäger die Treppe hinunter und öffneten die Eingangstür. Draußen schlug ihnen ein Schwall von erkaltender Luft entgegen. Was wohl der heutige Abend bringen würde?

Ende Part 16