Dieser Schmerz. Dieser Schmerz in meinem Herzen. Es ist unerträglich. Ich
wünschte, ich könnte sterben. Warum kann er mich nicht lieben ? Wieso kann
ich nicht aufhören, ihn zu lieben ?
Heiße Tränen laufen über meine Wangen, ich spüre, wie sich mein Körper zusammenzieht. Leise schluchze ich auf. Es ist einfach nicht fair. Hier bin ich, allein in meinem Zimmer und kann nicht aufhören, zu weinen. Weil ich ihn zu sehr liebe und nichts dagegen tun kann...
"Nuriko ? Kann ich reinkommen ?"
Miaka hüpfte vor der Tür auf und ab, klopfte ab und zu gegen das dunkle Holz. Ein leises Wimmern antwortete ihr und sie blieb abrupt stehen.
"Nuriko ? Alles in Ordnung ?"
". Ja, Miaka. Ich bin nur. etwas müde. Komm später wieder, ja ?", kam die gebrochene Antwort.
Unsicher schwieg Miaka. Nuriko klang fast so, als würde er weinen.
". Nuriko ? Was hast du ?"
Wieder dauerte es eine Weile, bis der junge Mann antwortete.
"Nichts, Miaka. Nur. müde."
Nachdenklich starrte Miaka auf die Tür, unentschlossen, ob sie unerlaubt eintreten sollte oder nicht. Nuriko klang wirklich nicht gut. Aber sie wollte ihn nicht verärgern.
". Okay, Nuri-chan. Ich komme später wieder ! Bis dann !", rief sie beunruhigt, dann ging sie langsam von der Tür fort, schlich regelrecht durch die dunklen Gänge.
In seinem Zimmer seufzte Nuriko leise, wischte sich die Tränen vom Gesicht. Sein Spiegelbild zeigte ihm rotgeweinte, angeschwollene Augen, eine fahle Haut und strähniges Haar. Seine Unterlippe zitterte, weil er des Weinens noch immer nicht Herr geworden war. Niemand durfte ihn so sehen. Sie würden sofort wissen, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Miaka würde sich nur unnötig Sorgen machen. Zum vierten Mal an diesem Morgen ging er in sein Badezimmer und wusch sich sein Gesicht, versuchte die Tränenspuren fortzuwaschen. Es wunderte ihn, dass er überhaupt noch weinen konnte. Doch jedes mal, wenn er daran dachte, dass Hotohori-sama ihn nicht liebte, stieg die Trauer und der Schmerz erneut in ihm auf und er könnte die Tränen nicht zurückhalten.
Mit einem leichten Erschauern spritzte er sich das kalte Wasser ins Gesicht. Er musste sich auf Miakas Rückkehr vorbereiten, denn das laute Mädchen würde sich sicher nicht ein zweites Mal fortschicken lassen. Mit wackligen Beinen ging er zurück in sein Zimmer, setzte sich vor den Kommodenspiegel und seufzte wieder. Während er sein Gesicht vorsichtig abtupfte, überlegte er, wie viel Make up er wohl benutzen musste, um zu verstecken, wie lange er geweint hatte. Aber trotzdem würden seine Augen geschwollen sein.
"Du siehst jämmerlich aus, Nuriko.", wisperte er seinem Spiegelbild zu.
Früher war es ihm leichter gefallen, die Tränen zurückzuhalten. Was hatte sich wohl geändert ?
Erschöpft stand er auf, ging langsam zum Schrank. Achtlos zog er ein seidenes Gewand hervor. Es war nicht sein Bestes, aber es war ja nicht gerade so, dass Hotohori ihn bemerken würde, völlig egal, was er trug. Gedankenversunken schlüpfte er in die dünnen Stoffe, schaute durch die halbverschlossenen Vorhänge nach draußen. Mit einem leichten Schmunzeln entdeckte er Tasuki, der in der Sonne schlief. Der Junge konnte froh sein, dass ihn die Wachen noch nicht entdeckt hatten, denn auch als Suzaku Seishi war ihm der Zutritt in den Haremsgarten nicht gestattet. Besser er weckte ihn, bevor das passierte.
Eilig band er sich die Haare zu einem flüchtigen Pferdeschwanz, dann eilte er hinaus in den Garten.
"Tasuki !! Tasuki !!", flüsterte Nuriko drängend, stupste den offensichtlich Betrunkenen immer wieder an.
Tasuki grummelte nur leise, versuchte schlaftrunken von den boshaften Fingern wegzukommen.
"Wach auf, Tasuki ! Du bist im Haremsgarten !",zischte Nuriko.
"Gnaaah, was zur Hölle. ?!", knurrte der Bandit.
Unwillig blinzelte Tasuki, sah in das nervöse Gesicht Nurikos.
"Nuriko, was zur Hölle machst du in meinem Zimmer ? Ich dachte, du stehst auf den verdammten Kaiser ?!"
Nuriko starrte ihn wütend an, zog ihm am Kragen hoch.
"Du bist im Haremsgarten, Baka ! Verschwinde endlich, du betrunkener Dummkopf, bevor dich jemand sieht !", fauchte Nuriko ärgerlich.
Tasuki sah sich verblüfft um, dann sah er wieder in Nurikos zorniges Gesicht.
". Alles in Ordnung, Nuriko ? Sieht aus, als hättest du verdammt noch mal geheult !", bemerkte Tasuki.
Erschrocken ließ Nuriko ihn los. Er hatte das Make-up vergessen.
"Oh, nein, ich. ich hab nicht geweint. Du bist betrunken, Tasuki, verschwinde endlich von hier !", lenkte Nuriko ab.
Misstrauisch starrte Tasuki ihn an, wandte sich nur widerwillig zum Gehen.
"Bist du sicher, Nuriko ? Du sagst uns verdammt noch mal Bescheid, wenn etwas nicht stimmt, oder ?"
"Sicher, sicher !" Nuriko bemühte sich um ein gewinnendes Lächeln, war sich sicher, das es recht gut gelungen war.
"Hmmm."
"Nun geh schon !!", drängte Nuriko, schubste Tasuki vorwärts.
"Ja, ja, bin ja schon weg ! Scheiße !"
Nuriko kicherte leise, dann flüchtete er eilig zurück in sein Zimmer.
Hotohori starrte auf die Papiere auf seinem Schreibtisch, versuchte verzweifelt, sich zu konzentrieren. Er las bereits zum dritten Mal denselben Satz, ohne ihn zu verstehen.
Der junge Kaiser zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte.
"Herein.", ordnete er ruhig an, nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte.
Die Tür wurde leise geöffnet und Hotohori war überrascht, Tasuki zu sehen, der mit verblüffend ernster Miene eintrat.
"Muss mit euch sprechen, Heika.", murmelte der Bandit.
Hotohori nickte ihm aufmunternd zu, drehte den Sessel etwas, um Tasuki beim Gespräch besser ansehen zu können.
". Ich hab grad Nuriko gesehen. Er sieht verdammt verheult aus, wenn ihr mich fragt.", knurrte Tasuki, offensichtlich gefiel ihm seine Rolle nicht ganz.
Hotohori blinzelte erstaunt.
"Nuriko ? Miaka meinte, er wäre in seinem Zimmer. Tasuki, es ist dir verboten, den Harem aufzusuchen !", bemerkte Hotohori ernsthaft.
Tasuki starrte den Kaiser verdutzt an, dann schüttelte er ärgerlich den Kopf.
"Nein, ich hab ihn in den verfluchten Gärten gesehen ! Er hat gesagt, ich solle verschwinden, ich hab da verdammt noch mal nichts zu suchen !", ärgerte er sich.
"Da hat Nuriko völlig recht." Hotohori runzelte die Stirn.
". Darum geht es doch gar nicht !! Nuriko hat." Tasukis Stimme hob sich deutlich.
"Bist du betrunken, Tasuki ?", unterbrach ihn Hotohori verstimmt.
"Ich bin verflucht noch mal klar genug, um zu sehen, dass Nuriko sich die verdammten Augen aus dem Kopf geheult hat, verdammte Scheiße !", brüllte der junge Seishi.
Hotohoris Stirnrunzeln vertiefte sich.
"Miaka sagte, Nuriko ginge es schlecht. Vielleicht ist er krank.", überlegte er.
Tasuki starrte ihn gleichzeitig wütend und ungläubig an. Begriff dieser narzisstische Dummkopf denn gar nichts ?! Er schüttelte fassungslos den Kopf.
"Ja, vielleicht ist er krank. Ihr solltet verdammt noch mal nach ihm sehen !", zischte er.
Hotohori nickte.
"Ich werde heute Abend nach ihm sehen. Sonst noch etwas, Tasuki ?"
Tasukis Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Vielleicht solltet ihr eher nach ihm sehen !"
"Tasuki, ich habe ein Land zu regieren ! Ich kann nicht einfach von hier verschwinden, um mich nach dem Gesundheitszustand irgendeines Palastbewohners zu erkundigen !", versuchte Hotohori sich zu rechtfertigen.
"Es ist nicht irgendein beschissener Palastbewohner, das ist Nuriko !!", brüllte Tasuki wütend.
Zornig warf er Hotohori noch einen wütenden Blick zu, dann verließ er das Arbeitszimmer, während er die Tür lautstark hinter sich zu knallen ließ. Verstört starrte Hotohori ihm nach. Dann schüttelte er unsicher den Kopf.
"Es ist ja nicht so, dass nur ich Nuriko helfen könnte. Warum schreit er nur so rum.?"
Kritisch betrachtete Nuriko sich im Spiegel. Er sah nicht so gut aus wie sonst, aber Miaka würde vermutlich nichts merken. Notfalls würde er sie einfach mit etwas zu Essen ablenken. Mit einem leichten Lächeln sah er auf die Schale mit Süßigkeiten auf dem kleinen Tisch neben dem Fenster.
Entschlossen, für den Rest des Tages nicht mehr an Hotohori-sama zu denken, sondern einen schönen Nachmittag mit Miaka zu verbringen, stand er auf und strich sein Seidenkleid glatt. Im gleichen Moment ertönte ein zögerndes Klopfen an der Tür.
"Nuriko ? Darf ich reinkommen ?" Miaka klang vorsichtig und unsicher.
"Natürlich, Miaka-chan !" Nuriko gab sich Mühe, so fröhlich wie möglich zu klingen.
Die Priesterin öffnete die Tür, steckte den Kopf herein.
"Geht es dir besser, Nuri-chan ?"
Nuriko nickte lächelnd, winkte das junge Mädchen herein. Begeistert brauste Miaka herein, umarmte Nuriko stürmisch.
"Ich hab mir schon Sorgen gemacht !! Schön, dass es dir gut geht !!", sprudelte sie hervor.
Nuriko kicherte leise, schob sie sanft von sich.
"Du tust gerade so, als wäre ich sterbenskrank gewesen !"
Miaka sah ernst zu ihm hoch.
"Tasuki hat sich auch Sorgen um dich gemacht.", erzählte sie.
Unsicher sah Nuriko zur Seite. Ob Tasuki von den Tränenspuren erzählt hatte ?
"Er war sogar bei Hotohori-sama !", erklärte Miaka mit weit aufgerissenen Augen.
Nuriko starrte sie sprachlos an.
"Hotohori-sama. ?!"
"Ja ! Aber er war ziemlich wütend, weil Hotohori-sama zu beschäftigt war, um nach dir zu sehen."
Miaka wedelte ungeduldig mit der Hand. Dann entdeckte sie die Süßigkeiten, die Nuriko aufgestellt hatte. Nuriko versuchte zu verbergen, wie sehr ihn ihre Worte verletzt hatten. Hotohori-sama hatte keine Zeit für ihn. Auch nicht, wenn alle anderen sich Sorgen machten. Natürlich. Das wusste er ja.
Warum hörte es nicht endlich auf, weh zu tun ?
Mit einem gezwungenen Lächeln beobachtete er Miaka, die sich über das Essen hermachte, als wäre es ihr Letztes. Nervös strich er sich eine Strähne des langen, seidigen Haares aus dem Gesicht, bemerkte unsicher, dass seine Hand zitterte.
"Wollen wir. Wollen wir gleich in den Garten gehen ?", schlug er leise vor.
Miaka sah kurz vom Essen auf, um ihm grinsend zuzunicken. Nuriko lächelte leicht.
Nuriko sah nachdenklich in den Himmel, beobachtete die Wolken, die träge über das Blau glitten. Die Sonne schien nicht besonders stark und er fror leicht in dem dünnen Seidenkleid. Neben ihm lag Miaka im Gras und rupfte einzelne Halme aus, während sie gelegentlich zu ihm hochblickte.
"Du bist so still heute, Nuriko.", beschwerte sie sich.
Der junge Mann reagierte nicht, starrte weiter in den Himmel. Miaka seufzte und drehte sich auf den Rücken.
"In einer Stunde gibt es Abendessen ! Vielleicht sollten wir reingehen ! Ich könnte Hotohori-sama fragen, ob wir heute alle zusammen essen können ! Das wäre bestimmt lustig, oder, Nuriko ?!"
Wieder antwortete er nicht. Miaka runzelte ärgerlich die Stirn und setzte sich auf.
". Vielleicht sollte ich den kaiserlichen Palast verlassen.", flüsterte er kaum hörbar.
Miaka starrte ihn entsetzt an. Sie brauchte eine Weile, bis sie wieder etwas sagen konnte. Nuriko hatte noch immer nicht die Augen vom Himmel gelöst.
"Aber !?! Wieso denn ?! Warum willst du uns denn verlassen ? War jemand gemein zu dir ?!!" Tränen bildeten sich in Miakas großen Augen.
".Ich werde Hotohori-sama bitten, mich freizulassen, damit ich den Harem verlassen kann und ein eigenes Leben beginnen kann.", hauchte er.
Ein schmerzliches Lächeln lag auf seinen Zügen, als er Miaka endlich ansah.
"Nun schau doch nicht so, Miaka-chan. Ich werde dich ab und zu besuchen, ich verspreche es !", versuchte Nuriko, sie aufzuheitern. Miaka starrte ihn nur verstört an.
". Liegt es an mir ?", wisperte sie durcheinander.
"Nicht doch, Miaka-chan !"
Nuriko schloss die Augen, noch immer lag das bittere Lächeln auf seinen hübschen Zügen.
"Warum dann, Nuriko ? . Ist es wegen Hotohori-sama ?", fragte sie leise.
Nuriko zuckte bei dem Namen des Kaisers zusammen und Miaka bemerkte, wie sich seine rechte Hand zur Faust ballte.
"Hat er dich gekränkt, Nuriko ?"
Tränen des Mitgefühls liefen über Miakas Wangen und Nuriko strich sie mit einem traurigen Kichern weg.
"Wein doch nicht, Dummerchen ! Er hat mich nicht gekränkt. So etwas würde Hotohori-sama niemals tun ! Er ist ein viel zu guter Mensch dafür !", erklärte Nuriko ernst.
"Aber. Aber.", wimmerte Miaka.
"Weine nicht. Wir werden ja nicht für immer getrennt, Miaka-chan. Wir werden uns nur nicht mehr jeden Tag sehen.", beruhigte er sie.
". Wenn Hotohori-sama es überhaupt erlaubt, dass du gehst.", ergänzte Miaka. Sie schien wieder etwas Hoffnung zu schöpfen. Nuriko runzelte die Stirn.
"Wieso sollte er es nicht erlauben ? Ich habe keinen Wert für ihn. Er weiß, dass ich keine 'echte' Haremsdame bin."
"Ja, aber vielleicht." Miaka hielt inne.
"Was, vielleicht ?"
"Oh, nichts, ich."
"Miaka, versprich mir, dass du Hotohori-sama nicht darum bittest, mich nicht gehen zu lassen. Ich weiß, dass er dir keinen Wunsch abschlagen kann und ich wäre sehr enttäuscht, wenn ich keine eigene Zukunft hätte, nur weil du. egoistisch bist." Die letzten Worte sagte Nuriko nur sehr leise, doch Miaka verstand sie. Sie schwieg einen Moment lang.
"Ich verspreche, ich werde Hotohori-sama nicht darum bitten.", schwor sie betrübt.
Nuriko umarmte sie dankbar.
"Danke ! Du bist eine echte Freundin ! Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann !" Er küsste lächelnd ihre Wange.
"So, und jetzt lass uns reingehen ! Sonst verpasst du noch das Abendessen !", lachte Nuriko, während er aufstand und ihr helfend die Hand reichte.
Dankbar lächelnd nahm Miaka an, obwohl noch immer ein Hauch von Traurigkeit in ihren Augen lag.
"Heika-sama, Lady Nuriko wünscht euch zu sprechen.", sagte der errötende Bedienstete leise.
Hotohori hob verblüfft eine Augenbraue.
"Holt sie herein !", ordnete er fest an.
Die Tür wurde geöffnet und Nuriko trat ein. Eine leichte Röte lag auf seinen Wangen und er hatte seine Augen niedergeschlagen. So bekam er nicht mit, wie Hotohori ihn musterte.
Nurikos seidiges Haar war heute nur teilweise mit silbernen Spangen und zwei weißen Lilie hochgesteckt, so dass ein großer Teil des Haares wie ein violetter Wasserfall über Nurikos zierlichen Rücken fiel. Er trug einen edlen, blassblauen Seidenkimono ohne Ärmel, so dass die transparenten Ärmel seines Untermantels zu sehen waren. Ein paar silberne Armreifen klimperten an seinen Handgelenken und Hotohori glaubte, dass der helle Lidschatten auch silbern war. Er beugte sich in seinem Thron leicht vor.
"Was möchtest du, Nuriko ?", fragte er neugierig, beobachtete die Bewegung der Arme unter dem durchsichtigen Stoff.
Noch immer hielt Nuriko den Kopf gesenkt. Seine Finger schlangen sich ineinander.
"Du wirkst nervös. Keine Sorge. Was wünscht du ?", versuchte Hotohori ihn zu beruhigen.
Nuriko schien tief Luft zu holen, dann nickte er.
"Ich bitte euch darum, mich aus dem kaiserlichen Harem zu entlassen, damit ich den Palast verlassen kann.", flüsterte er mit fester Stimme.
Hotohori begriff im ersten Moment gar nicht, was Nuriko gesagt hatte. Er spielte das Gesagte mehrmals in seinem Kopf ab, bis er dem jungen Mann vor ihm antworten konnte. Zu diesem Zeitpunkt hielt Nuriko den Kopf noch immer demütig gesenkt, wartete geduldig auf eine Antwort des Kaisers.
"Ich. Ich kann das nicht sofort entscheiden. Komm. Komm in einer Stunde noch einmal wieder. Bitte.", wisperte der Kaiser verstört.
Nuriko nickte verblüfft. Er hätte nicht gedacht, dass sein Wunsch alle so verunsicherte.
Tasuki hatte zwar erst getobt und geschworen, Hotohori zu erwürgen, als er es gehört hatte, aber schließlich hatte auch er eingesehen, warum Nuriko gehen wollte. Schneller als Chichiri, der noch immer verwirrt und betrübt schien. Tamahome hatte ihn in die Arme genommen und ihn gebeten, zu bleiben, bis Miaka ihn weggezogen hatte. Mitsukake hatte nur stumm genickt und gesagt, dass er es schade fand, aber verstehen konnte. Chiriko hatte zu seiner Überraschung angefangen zu weinen. Es hatte eine Weile gedauert, bis er den Jungen getröstet hatte, deshalb war er später bei Hotohori-sama angelangt als ursprünglich geplant.
Vielleicht wäre es besser gewesen, den anderen gar nichts zu sagen.
Nuriko schüttelte leicht den Kopf. Das wäre nicht fair. Er wäre auch wütend, wenn einer der anderen Seishi ohne ein Wort verschwinden würde.
"Bis bald, Hotohori-sama.", murmelte er, dann spazierte er aus dem Saal.
Mit einem leicht unsicheren Lächeln wartete Nuriko eine Stunde später vor der Tür des Thronsaals darauf, dass er angekündigt wurde. Hotohori-sama würde ihm seinen Wunsch gewähren. Natürlich würde er, warum sollte er nicht ? Miaka sollte aufhören, ihn mit seltsamen Kommentaren zu verwirren.
Der junge Bedienstete öffnete die Tür, lächelte Nuriko verliebt an.
"Ihr könnt jetzt eintreten, Lady Nuriko !", hauchte er.
Er nickte dem Jungen knapp zu und ging entschlossen in den Thronsaal. Diesmal würde er nicht wieder erröten. Diesmal würde sein Herz sich nicht wieder schmerzhaft zusammenziehen. Denn dieses Mal würde er dem Kaiser würdevoll und stolz entgegen treten, nicht wie ein schüchternes Schulmädchen.
Kaum, dass Nuriko Hotohori-sama erblickt hatte, errötete er. Wütend auf sich selbst starrte er zu Boden.
"Habt ihr euch entschieden, Hotohori-sama ?", fragte er sanft nach, als Hotohori eine Weile nicht sprach.
Neugierig blickte Nuriko auf.
Hotohori starrte ihn ernst an, beide Hände umfassten die Armstützen des Thronsessels.
"Wir können dir nicht die Erlaubnis geben, den kaiserlichen Palast zu verlassen.", sagte er fest und kalt.
Nuriko starrte ihn fassungslos an.
"Was ?! . Wie-Wieso nicht ?", stotterte er.
Hotohori wich einen Moment seinem flehenden Blick aus, starrte aus dem Fenster, dann blickte er zurück zu Nuriko.
"Suzaku no Miko muss von all ihren Seishi beschützt werden. Niemand darf fehlen. Auch du nicht, Suzaku Seishi Nuriko. Erst recht du nicht." Seine Stimme schien ein paar Mal zu zittern, fing sich aber jedes mal wieder.
Erschüttert starrte Nuriko ihn an. Hotohori konnte es nicht länger ertragen, seinen Blick zu halten. Nervös starrte er auf seine Hände, die er inzwischen im Schoß gefalten hatte.
"Das. Das glaube ich einfach nicht.", flüsterte Nuriko entgeistert.
"Nun, Suzaku hat nicht umsonst sieben Seishi ge."
"DAS IST DOCH LÄCHERLICH !!!"
Hotohori zuckte zusammen. Das war das erste Mal, dass er Nuriko hatte schreien hören. Und es war auch das erste mal, dass er solche Wut in den schönen Augen gesehen hatte.
"Miaka droht nun WIRKLICH keine Gefahr ! Wer will sie schon angreifen ? Wir haben ja nicht mal Krieg oder so etwas !!! Das. Das alles ist doch nur ein heuchlerisches Grund, mich zu quälen !!!!!", schrie er aufgebracht.
Hotohori starrte Nuriko entsetzt und verletzt an. Wie kam Nuriko darauf, dass er ihn quälen wollte ? Gerade er ?!
". Geh jetzt besser, Nuriko.", zischte er gekränkt.
Nuriko zuckte bei der Kälte in Hotohoris Stimme zusammen. Er hätte nicht schreien dürfen. Hotohori war immer noch der Kaiser, auch wenn er ihn noch so ungerecht behandelte.
Mit einem leisen Schniefen drehte er sich auf dem Absatz um.
"Gute Nacht, Hotohori-sama !", fauchte er sarkastisch.
Hotohori starrte ihm heftig atmend nach, wie Nuriko mit wehenden Röcken den Thronsaal verließ. Eine einzelne Träne rollte über seine Wange und er wusste selbst nicht, ob sie aus Zorn oder Trauer vergossen wurde.
Heiße Tränen laufen über meine Wangen, ich spüre, wie sich mein Körper zusammenzieht. Leise schluchze ich auf. Es ist einfach nicht fair. Hier bin ich, allein in meinem Zimmer und kann nicht aufhören, zu weinen. Weil ich ihn zu sehr liebe und nichts dagegen tun kann...
"Nuriko ? Kann ich reinkommen ?"
Miaka hüpfte vor der Tür auf und ab, klopfte ab und zu gegen das dunkle Holz. Ein leises Wimmern antwortete ihr und sie blieb abrupt stehen.
"Nuriko ? Alles in Ordnung ?"
". Ja, Miaka. Ich bin nur. etwas müde. Komm später wieder, ja ?", kam die gebrochene Antwort.
Unsicher schwieg Miaka. Nuriko klang fast so, als würde er weinen.
". Nuriko ? Was hast du ?"
Wieder dauerte es eine Weile, bis der junge Mann antwortete.
"Nichts, Miaka. Nur. müde."
Nachdenklich starrte Miaka auf die Tür, unentschlossen, ob sie unerlaubt eintreten sollte oder nicht. Nuriko klang wirklich nicht gut. Aber sie wollte ihn nicht verärgern.
". Okay, Nuri-chan. Ich komme später wieder ! Bis dann !", rief sie beunruhigt, dann ging sie langsam von der Tür fort, schlich regelrecht durch die dunklen Gänge.
In seinem Zimmer seufzte Nuriko leise, wischte sich die Tränen vom Gesicht. Sein Spiegelbild zeigte ihm rotgeweinte, angeschwollene Augen, eine fahle Haut und strähniges Haar. Seine Unterlippe zitterte, weil er des Weinens noch immer nicht Herr geworden war. Niemand durfte ihn so sehen. Sie würden sofort wissen, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Miaka würde sich nur unnötig Sorgen machen. Zum vierten Mal an diesem Morgen ging er in sein Badezimmer und wusch sich sein Gesicht, versuchte die Tränenspuren fortzuwaschen. Es wunderte ihn, dass er überhaupt noch weinen konnte. Doch jedes mal, wenn er daran dachte, dass Hotohori-sama ihn nicht liebte, stieg die Trauer und der Schmerz erneut in ihm auf und er könnte die Tränen nicht zurückhalten.
Mit einem leichten Erschauern spritzte er sich das kalte Wasser ins Gesicht. Er musste sich auf Miakas Rückkehr vorbereiten, denn das laute Mädchen würde sich sicher nicht ein zweites Mal fortschicken lassen. Mit wackligen Beinen ging er zurück in sein Zimmer, setzte sich vor den Kommodenspiegel und seufzte wieder. Während er sein Gesicht vorsichtig abtupfte, überlegte er, wie viel Make up er wohl benutzen musste, um zu verstecken, wie lange er geweint hatte. Aber trotzdem würden seine Augen geschwollen sein.
"Du siehst jämmerlich aus, Nuriko.", wisperte er seinem Spiegelbild zu.
Früher war es ihm leichter gefallen, die Tränen zurückzuhalten. Was hatte sich wohl geändert ?
Erschöpft stand er auf, ging langsam zum Schrank. Achtlos zog er ein seidenes Gewand hervor. Es war nicht sein Bestes, aber es war ja nicht gerade so, dass Hotohori ihn bemerken würde, völlig egal, was er trug. Gedankenversunken schlüpfte er in die dünnen Stoffe, schaute durch die halbverschlossenen Vorhänge nach draußen. Mit einem leichten Schmunzeln entdeckte er Tasuki, der in der Sonne schlief. Der Junge konnte froh sein, dass ihn die Wachen noch nicht entdeckt hatten, denn auch als Suzaku Seishi war ihm der Zutritt in den Haremsgarten nicht gestattet. Besser er weckte ihn, bevor das passierte.
Eilig band er sich die Haare zu einem flüchtigen Pferdeschwanz, dann eilte er hinaus in den Garten.
"Tasuki !! Tasuki !!", flüsterte Nuriko drängend, stupste den offensichtlich Betrunkenen immer wieder an.
Tasuki grummelte nur leise, versuchte schlaftrunken von den boshaften Fingern wegzukommen.
"Wach auf, Tasuki ! Du bist im Haremsgarten !",zischte Nuriko.
"Gnaaah, was zur Hölle. ?!", knurrte der Bandit.
Unwillig blinzelte Tasuki, sah in das nervöse Gesicht Nurikos.
"Nuriko, was zur Hölle machst du in meinem Zimmer ? Ich dachte, du stehst auf den verdammten Kaiser ?!"
Nuriko starrte ihn wütend an, zog ihm am Kragen hoch.
"Du bist im Haremsgarten, Baka ! Verschwinde endlich, du betrunkener Dummkopf, bevor dich jemand sieht !", fauchte Nuriko ärgerlich.
Tasuki sah sich verblüfft um, dann sah er wieder in Nurikos zorniges Gesicht.
". Alles in Ordnung, Nuriko ? Sieht aus, als hättest du verdammt noch mal geheult !", bemerkte Tasuki.
Erschrocken ließ Nuriko ihn los. Er hatte das Make-up vergessen.
"Oh, nein, ich. ich hab nicht geweint. Du bist betrunken, Tasuki, verschwinde endlich von hier !", lenkte Nuriko ab.
Misstrauisch starrte Tasuki ihn an, wandte sich nur widerwillig zum Gehen.
"Bist du sicher, Nuriko ? Du sagst uns verdammt noch mal Bescheid, wenn etwas nicht stimmt, oder ?"
"Sicher, sicher !" Nuriko bemühte sich um ein gewinnendes Lächeln, war sich sicher, das es recht gut gelungen war.
"Hmmm."
"Nun geh schon !!", drängte Nuriko, schubste Tasuki vorwärts.
"Ja, ja, bin ja schon weg ! Scheiße !"
Nuriko kicherte leise, dann flüchtete er eilig zurück in sein Zimmer.
Hotohori starrte auf die Papiere auf seinem Schreibtisch, versuchte verzweifelt, sich zu konzentrieren. Er las bereits zum dritten Mal denselben Satz, ohne ihn zu verstehen.
Der junge Kaiser zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte.
"Herein.", ordnete er ruhig an, nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte.
Die Tür wurde leise geöffnet und Hotohori war überrascht, Tasuki zu sehen, der mit verblüffend ernster Miene eintrat.
"Muss mit euch sprechen, Heika.", murmelte der Bandit.
Hotohori nickte ihm aufmunternd zu, drehte den Sessel etwas, um Tasuki beim Gespräch besser ansehen zu können.
". Ich hab grad Nuriko gesehen. Er sieht verdammt verheult aus, wenn ihr mich fragt.", knurrte Tasuki, offensichtlich gefiel ihm seine Rolle nicht ganz.
Hotohori blinzelte erstaunt.
"Nuriko ? Miaka meinte, er wäre in seinem Zimmer. Tasuki, es ist dir verboten, den Harem aufzusuchen !", bemerkte Hotohori ernsthaft.
Tasuki starrte den Kaiser verdutzt an, dann schüttelte er ärgerlich den Kopf.
"Nein, ich hab ihn in den verfluchten Gärten gesehen ! Er hat gesagt, ich solle verschwinden, ich hab da verdammt noch mal nichts zu suchen !", ärgerte er sich.
"Da hat Nuriko völlig recht." Hotohori runzelte die Stirn.
". Darum geht es doch gar nicht !! Nuriko hat." Tasukis Stimme hob sich deutlich.
"Bist du betrunken, Tasuki ?", unterbrach ihn Hotohori verstimmt.
"Ich bin verflucht noch mal klar genug, um zu sehen, dass Nuriko sich die verdammten Augen aus dem Kopf geheult hat, verdammte Scheiße !", brüllte der junge Seishi.
Hotohoris Stirnrunzeln vertiefte sich.
"Miaka sagte, Nuriko ginge es schlecht. Vielleicht ist er krank.", überlegte er.
Tasuki starrte ihn gleichzeitig wütend und ungläubig an. Begriff dieser narzisstische Dummkopf denn gar nichts ?! Er schüttelte fassungslos den Kopf.
"Ja, vielleicht ist er krank. Ihr solltet verdammt noch mal nach ihm sehen !", zischte er.
Hotohori nickte.
"Ich werde heute Abend nach ihm sehen. Sonst noch etwas, Tasuki ?"
Tasukis Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Vielleicht solltet ihr eher nach ihm sehen !"
"Tasuki, ich habe ein Land zu regieren ! Ich kann nicht einfach von hier verschwinden, um mich nach dem Gesundheitszustand irgendeines Palastbewohners zu erkundigen !", versuchte Hotohori sich zu rechtfertigen.
"Es ist nicht irgendein beschissener Palastbewohner, das ist Nuriko !!", brüllte Tasuki wütend.
Zornig warf er Hotohori noch einen wütenden Blick zu, dann verließ er das Arbeitszimmer, während er die Tür lautstark hinter sich zu knallen ließ. Verstört starrte Hotohori ihm nach. Dann schüttelte er unsicher den Kopf.
"Es ist ja nicht so, dass nur ich Nuriko helfen könnte. Warum schreit er nur so rum.?"
Kritisch betrachtete Nuriko sich im Spiegel. Er sah nicht so gut aus wie sonst, aber Miaka würde vermutlich nichts merken. Notfalls würde er sie einfach mit etwas zu Essen ablenken. Mit einem leichten Lächeln sah er auf die Schale mit Süßigkeiten auf dem kleinen Tisch neben dem Fenster.
Entschlossen, für den Rest des Tages nicht mehr an Hotohori-sama zu denken, sondern einen schönen Nachmittag mit Miaka zu verbringen, stand er auf und strich sein Seidenkleid glatt. Im gleichen Moment ertönte ein zögerndes Klopfen an der Tür.
"Nuriko ? Darf ich reinkommen ?" Miaka klang vorsichtig und unsicher.
"Natürlich, Miaka-chan !" Nuriko gab sich Mühe, so fröhlich wie möglich zu klingen.
Die Priesterin öffnete die Tür, steckte den Kopf herein.
"Geht es dir besser, Nuri-chan ?"
Nuriko nickte lächelnd, winkte das junge Mädchen herein. Begeistert brauste Miaka herein, umarmte Nuriko stürmisch.
"Ich hab mir schon Sorgen gemacht !! Schön, dass es dir gut geht !!", sprudelte sie hervor.
Nuriko kicherte leise, schob sie sanft von sich.
"Du tust gerade so, als wäre ich sterbenskrank gewesen !"
Miaka sah ernst zu ihm hoch.
"Tasuki hat sich auch Sorgen um dich gemacht.", erzählte sie.
Unsicher sah Nuriko zur Seite. Ob Tasuki von den Tränenspuren erzählt hatte ?
"Er war sogar bei Hotohori-sama !", erklärte Miaka mit weit aufgerissenen Augen.
Nuriko starrte sie sprachlos an.
"Hotohori-sama. ?!"
"Ja ! Aber er war ziemlich wütend, weil Hotohori-sama zu beschäftigt war, um nach dir zu sehen."
Miaka wedelte ungeduldig mit der Hand. Dann entdeckte sie die Süßigkeiten, die Nuriko aufgestellt hatte. Nuriko versuchte zu verbergen, wie sehr ihn ihre Worte verletzt hatten. Hotohori-sama hatte keine Zeit für ihn. Auch nicht, wenn alle anderen sich Sorgen machten. Natürlich. Das wusste er ja.
Warum hörte es nicht endlich auf, weh zu tun ?
Mit einem gezwungenen Lächeln beobachtete er Miaka, die sich über das Essen hermachte, als wäre es ihr Letztes. Nervös strich er sich eine Strähne des langen, seidigen Haares aus dem Gesicht, bemerkte unsicher, dass seine Hand zitterte.
"Wollen wir. Wollen wir gleich in den Garten gehen ?", schlug er leise vor.
Miaka sah kurz vom Essen auf, um ihm grinsend zuzunicken. Nuriko lächelte leicht.
Nuriko sah nachdenklich in den Himmel, beobachtete die Wolken, die träge über das Blau glitten. Die Sonne schien nicht besonders stark und er fror leicht in dem dünnen Seidenkleid. Neben ihm lag Miaka im Gras und rupfte einzelne Halme aus, während sie gelegentlich zu ihm hochblickte.
"Du bist so still heute, Nuriko.", beschwerte sie sich.
Der junge Mann reagierte nicht, starrte weiter in den Himmel. Miaka seufzte und drehte sich auf den Rücken.
"In einer Stunde gibt es Abendessen ! Vielleicht sollten wir reingehen ! Ich könnte Hotohori-sama fragen, ob wir heute alle zusammen essen können ! Das wäre bestimmt lustig, oder, Nuriko ?!"
Wieder antwortete er nicht. Miaka runzelte ärgerlich die Stirn und setzte sich auf.
". Vielleicht sollte ich den kaiserlichen Palast verlassen.", flüsterte er kaum hörbar.
Miaka starrte ihn entsetzt an. Sie brauchte eine Weile, bis sie wieder etwas sagen konnte. Nuriko hatte noch immer nicht die Augen vom Himmel gelöst.
"Aber !?! Wieso denn ?! Warum willst du uns denn verlassen ? War jemand gemein zu dir ?!!" Tränen bildeten sich in Miakas großen Augen.
".Ich werde Hotohori-sama bitten, mich freizulassen, damit ich den Harem verlassen kann und ein eigenes Leben beginnen kann.", hauchte er.
Ein schmerzliches Lächeln lag auf seinen Zügen, als er Miaka endlich ansah.
"Nun schau doch nicht so, Miaka-chan. Ich werde dich ab und zu besuchen, ich verspreche es !", versuchte Nuriko, sie aufzuheitern. Miaka starrte ihn nur verstört an.
". Liegt es an mir ?", wisperte sie durcheinander.
"Nicht doch, Miaka-chan !"
Nuriko schloss die Augen, noch immer lag das bittere Lächeln auf seinen hübschen Zügen.
"Warum dann, Nuriko ? . Ist es wegen Hotohori-sama ?", fragte sie leise.
Nuriko zuckte bei dem Namen des Kaisers zusammen und Miaka bemerkte, wie sich seine rechte Hand zur Faust ballte.
"Hat er dich gekränkt, Nuriko ?"
Tränen des Mitgefühls liefen über Miakas Wangen und Nuriko strich sie mit einem traurigen Kichern weg.
"Wein doch nicht, Dummerchen ! Er hat mich nicht gekränkt. So etwas würde Hotohori-sama niemals tun ! Er ist ein viel zu guter Mensch dafür !", erklärte Nuriko ernst.
"Aber. Aber.", wimmerte Miaka.
"Weine nicht. Wir werden ja nicht für immer getrennt, Miaka-chan. Wir werden uns nur nicht mehr jeden Tag sehen.", beruhigte er sie.
". Wenn Hotohori-sama es überhaupt erlaubt, dass du gehst.", ergänzte Miaka. Sie schien wieder etwas Hoffnung zu schöpfen. Nuriko runzelte die Stirn.
"Wieso sollte er es nicht erlauben ? Ich habe keinen Wert für ihn. Er weiß, dass ich keine 'echte' Haremsdame bin."
"Ja, aber vielleicht." Miaka hielt inne.
"Was, vielleicht ?"
"Oh, nichts, ich."
"Miaka, versprich mir, dass du Hotohori-sama nicht darum bittest, mich nicht gehen zu lassen. Ich weiß, dass er dir keinen Wunsch abschlagen kann und ich wäre sehr enttäuscht, wenn ich keine eigene Zukunft hätte, nur weil du. egoistisch bist." Die letzten Worte sagte Nuriko nur sehr leise, doch Miaka verstand sie. Sie schwieg einen Moment lang.
"Ich verspreche, ich werde Hotohori-sama nicht darum bitten.", schwor sie betrübt.
Nuriko umarmte sie dankbar.
"Danke ! Du bist eine echte Freundin ! Ich wusste, dass ich dir vertrauen kann !" Er küsste lächelnd ihre Wange.
"So, und jetzt lass uns reingehen ! Sonst verpasst du noch das Abendessen !", lachte Nuriko, während er aufstand und ihr helfend die Hand reichte.
Dankbar lächelnd nahm Miaka an, obwohl noch immer ein Hauch von Traurigkeit in ihren Augen lag.
"Heika-sama, Lady Nuriko wünscht euch zu sprechen.", sagte der errötende Bedienstete leise.
Hotohori hob verblüfft eine Augenbraue.
"Holt sie herein !", ordnete er fest an.
Die Tür wurde geöffnet und Nuriko trat ein. Eine leichte Röte lag auf seinen Wangen und er hatte seine Augen niedergeschlagen. So bekam er nicht mit, wie Hotohori ihn musterte.
Nurikos seidiges Haar war heute nur teilweise mit silbernen Spangen und zwei weißen Lilie hochgesteckt, so dass ein großer Teil des Haares wie ein violetter Wasserfall über Nurikos zierlichen Rücken fiel. Er trug einen edlen, blassblauen Seidenkimono ohne Ärmel, so dass die transparenten Ärmel seines Untermantels zu sehen waren. Ein paar silberne Armreifen klimperten an seinen Handgelenken und Hotohori glaubte, dass der helle Lidschatten auch silbern war. Er beugte sich in seinem Thron leicht vor.
"Was möchtest du, Nuriko ?", fragte er neugierig, beobachtete die Bewegung der Arme unter dem durchsichtigen Stoff.
Noch immer hielt Nuriko den Kopf gesenkt. Seine Finger schlangen sich ineinander.
"Du wirkst nervös. Keine Sorge. Was wünscht du ?", versuchte Hotohori ihn zu beruhigen.
Nuriko schien tief Luft zu holen, dann nickte er.
"Ich bitte euch darum, mich aus dem kaiserlichen Harem zu entlassen, damit ich den Palast verlassen kann.", flüsterte er mit fester Stimme.
Hotohori begriff im ersten Moment gar nicht, was Nuriko gesagt hatte. Er spielte das Gesagte mehrmals in seinem Kopf ab, bis er dem jungen Mann vor ihm antworten konnte. Zu diesem Zeitpunkt hielt Nuriko den Kopf noch immer demütig gesenkt, wartete geduldig auf eine Antwort des Kaisers.
"Ich. Ich kann das nicht sofort entscheiden. Komm. Komm in einer Stunde noch einmal wieder. Bitte.", wisperte der Kaiser verstört.
Nuriko nickte verblüfft. Er hätte nicht gedacht, dass sein Wunsch alle so verunsicherte.
Tasuki hatte zwar erst getobt und geschworen, Hotohori zu erwürgen, als er es gehört hatte, aber schließlich hatte auch er eingesehen, warum Nuriko gehen wollte. Schneller als Chichiri, der noch immer verwirrt und betrübt schien. Tamahome hatte ihn in die Arme genommen und ihn gebeten, zu bleiben, bis Miaka ihn weggezogen hatte. Mitsukake hatte nur stumm genickt und gesagt, dass er es schade fand, aber verstehen konnte. Chiriko hatte zu seiner Überraschung angefangen zu weinen. Es hatte eine Weile gedauert, bis er den Jungen getröstet hatte, deshalb war er später bei Hotohori-sama angelangt als ursprünglich geplant.
Vielleicht wäre es besser gewesen, den anderen gar nichts zu sagen.
Nuriko schüttelte leicht den Kopf. Das wäre nicht fair. Er wäre auch wütend, wenn einer der anderen Seishi ohne ein Wort verschwinden würde.
"Bis bald, Hotohori-sama.", murmelte er, dann spazierte er aus dem Saal.
Mit einem leicht unsicheren Lächeln wartete Nuriko eine Stunde später vor der Tür des Thronsaals darauf, dass er angekündigt wurde. Hotohori-sama würde ihm seinen Wunsch gewähren. Natürlich würde er, warum sollte er nicht ? Miaka sollte aufhören, ihn mit seltsamen Kommentaren zu verwirren.
Der junge Bedienstete öffnete die Tür, lächelte Nuriko verliebt an.
"Ihr könnt jetzt eintreten, Lady Nuriko !", hauchte er.
Er nickte dem Jungen knapp zu und ging entschlossen in den Thronsaal. Diesmal würde er nicht wieder erröten. Diesmal würde sein Herz sich nicht wieder schmerzhaft zusammenziehen. Denn dieses Mal würde er dem Kaiser würdevoll und stolz entgegen treten, nicht wie ein schüchternes Schulmädchen.
Kaum, dass Nuriko Hotohori-sama erblickt hatte, errötete er. Wütend auf sich selbst starrte er zu Boden.
"Habt ihr euch entschieden, Hotohori-sama ?", fragte er sanft nach, als Hotohori eine Weile nicht sprach.
Neugierig blickte Nuriko auf.
Hotohori starrte ihn ernst an, beide Hände umfassten die Armstützen des Thronsessels.
"Wir können dir nicht die Erlaubnis geben, den kaiserlichen Palast zu verlassen.", sagte er fest und kalt.
Nuriko starrte ihn fassungslos an.
"Was ?! . Wie-Wieso nicht ?", stotterte er.
Hotohori wich einen Moment seinem flehenden Blick aus, starrte aus dem Fenster, dann blickte er zurück zu Nuriko.
"Suzaku no Miko muss von all ihren Seishi beschützt werden. Niemand darf fehlen. Auch du nicht, Suzaku Seishi Nuriko. Erst recht du nicht." Seine Stimme schien ein paar Mal zu zittern, fing sich aber jedes mal wieder.
Erschüttert starrte Nuriko ihn an. Hotohori konnte es nicht länger ertragen, seinen Blick zu halten. Nervös starrte er auf seine Hände, die er inzwischen im Schoß gefalten hatte.
"Das. Das glaube ich einfach nicht.", flüsterte Nuriko entgeistert.
"Nun, Suzaku hat nicht umsonst sieben Seishi ge."
"DAS IST DOCH LÄCHERLICH !!!"
Hotohori zuckte zusammen. Das war das erste Mal, dass er Nuriko hatte schreien hören. Und es war auch das erste mal, dass er solche Wut in den schönen Augen gesehen hatte.
"Miaka droht nun WIRKLICH keine Gefahr ! Wer will sie schon angreifen ? Wir haben ja nicht mal Krieg oder so etwas !!! Das. Das alles ist doch nur ein heuchlerisches Grund, mich zu quälen !!!!!", schrie er aufgebracht.
Hotohori starrte Nuriko entsetzt und verletzt an. Wie kam Nuriko darauf, dass er ihn quälen wollte ? Gerade er ?!
". Geh jetzt besser, Nuriko.", zischte er gekränkt.
Nuriko zuckte bei der Kälte in Hotohoris Stimme zusammen. Er hätte nicht schreien dürfen. Hotohori war immer noch der Kaiser, auch wenn er ihn noch so ungerecht behandelte.
Mit einem leisen Schniefen drehte er sich auf dem Absatz um.
"Gute Nacht, Hotohori-sama !", fauchte er sarkastisch.
Hotohori starrte ihm heftig atmend nach, wie Nuriko mit wehenden Röcken den Thronsaal verließ. Eine einzelne Träne rollte über seine Wange und er wusste selbst nicht, ob sie aus Zorn oder Trauer vergossen wurde.
