2. In Hogwarts

Endlich war es soweit ,der Tag der Abreise war gekommen und Onkel Vernon machte sich auf den Weg um Harry zum Bahnhof zu bringen.

Bald würde Harry alle wiedersehen. Seine Ginny, Ron und Hermine. „Du hast doch hoffentlich vor die Weihnachts- und Osterferien in dieser Schule zu verbringen, oder?", fragte Onkel Vernon hoffnungsvoll. „Keine Sorge", meinte Harry, „ich habe definitiv vor die Ferien über in Hogwarts zu bleiben." „Ehm gut so", räusperte sich Onkel Vernon, „also wir sind da, deine Koffer wirst du ja wohl selbst tragen können. Wieder sehn." „Ja", murmelte Harry, „wieder sehn , vielleicht ..."

Damit stieg er aus dem Auto , nahm seine Koffer und Hedwig und machte sich auf den Weg zum Gleis. Da stand er, der Hogwartsexpress. Als er seinen Blick über den Bahnhof schweifen lies um nach einigen , roten Schöpfen ausschau zu halten , wurde er plötzlich von hinten angefallen. Überrascht drehte er sich um, doch noch ehe er etwas sagen konnte, drückte ihm die Person vor ihm auch schon einen dicken Kuss auf den Mund. „Ginny"; sagte er überrascht und nahm sie in den Arm. Hinter ihr stand Ron mit einem breiten Grinsen. „Hey", meinte er nur. Dann fing Ginny auch schon an zu reden: „Oh ich hab dich so vermisst, warum mussten wir auch genau diese Ferien zu Charly fahren? Und...", sie hielt inne , „was ist los", fragte sie besorgt, „du wirkst so , ich weiß nicht , so bedrückt."

„Es ist nichts", log Harry und küsste sie noch mal, „du hast mir nur so gefehlt. Das ist alles." Ginny hob die rechte Augenbraue, hielt es dann aber für besser nicht weiter nachzubohren. Auch Ron schien aufgefallen zu sein , dass irgendetwas mit Harry nicht stimmte. Er warf ihn seinen altbekannten ‚Wir sprechen uns später' –Blick zu. Harry nickte und meinte dann : „ Am besten suchen wir uns jetzt schon mal ein Abteil. Wo ist eigentlich Hermine?" „Eh", meinte Ron , „keine Ahnung. Sie wird wahrscheinlich schon eingestiegen sein. Der Zug fährt immerhin gleich los. Ginny und Harry nickten, „dann nichts wie los", meinte Ginny.

Aber auch im Innern des Zuges war keine Hermine. Allmählich machten sich die drei Sorgen. „Was ist wenn sie den Zug verpasst?", fragte Ginny. „Das wird sie schon nicht", meinte Ron , „du kennst doch Hermine. Und auch wenn sie den Zug verpassen würde, würde sie ihm solange hinterher sprinten , dass sie trotzdem pünktlich da ist." Genervt suchte Draco die Abteile nach Crabbe und Goyle ab, aber die beiden waren nirgendwo zu finden. Stattdessen fand er jemand anderen, den er nicht alleine erwartet hatte. „Uh Granger", sagte er höhnisch, „wo sind den Potti und Wiesel?" „Ach halt die Klappe , Malfoy. Ich würde keine so große Lippe riskieren , so ganz ohne deine Bodyguards bist du doch sogar gegen mich wehrlos", konterte sie. „Ach red keinen Scheiß , du kleines..."Doch aus irgendeinem Grund konnte er den Satz nicht fertig sagen. Er hatte sie schon so oft Schlammblut genannt, dass es sie eigentlich nicht mehr so hart treffen konnte, aber er konnte es einfach nicht aussprechen. Wenn sie so vor ihm stand mit ihren langen kastanienbraunen , gewellten Haaren und den dunklen Augen , die ihn wütend anfunkelten, war er nicht fähig sie auch nur irgendwie zu verletzen. „Ach halt einfach den Rand", redete er weiter. Hermine sah ihn verwundert an.

„Keine Beleidigungen heute?", fragte sie misstrauisch. „Weißt du", meinte er cool, „du bist es einfach nicht wert , auch nur irgendein Wort an dich zu verschwenden." „Dafür waren das jetzt aber ziemlich viele Wörter." Draco setzte ein höhnisches Lächeln auf und lies sich dann auf einen der Sitze fallen. Eine kurze Zeit stand Hermine unschlüssig neben ihm, dann setzte sie sich , zu Dracos großer Verwunderung mit hochnäsigem Blick neben ihm und sah aus dem Fenster.

„Keine Lust nach Potter und Wiesel zu suche?", fragte er hämisch. „Der Zug ist voll und ich habe sie schon vorhin gesucht... und nicht gefunden." „Vielleicht haben sie die Nase voll von dir", meinte er sachlich. Hermine warf ihm einen bitterbösen Blick zu. „Das gleiche gilt für dich anscheinend auch", meinte sie dann herablassend, „will sich keiner deiner Arschkriecher neben dich setzen? Oh , armer Junge." „Vielleicht will ich nicht neben diesen sogenannten Arschkriechern sitzen , schon mal daran gedacht", meinte er in seinem arrogantestem Tonfall, „es gibt an dieser Schule mehr als genug Leute , die nur so betteln würden neben mir zu sitzen, also führ dich nicht so auf Granger. Du bist nämlich nicht mehr als ein dreckiges kleines Schlammblut" Dieser Satz war Draco nur so rausgerutscht , er meinte es nicht wirklich so, doch Hermine schien dieser Satz , den sie nun schon so oft gehört hatte noch immer hart zu treffen.

„Meine Güte Malfoy, hältst du dich wirklich für soviel besser , als alle anderen , nur weil du ‚reinblütig' bist? Oh wie toll, das sind die Weasleys auch und die verachtest du auch!", brüllte sie ihn an, „Du kannst einem wirklich Leid tun ! Denn im Gegensatz zu mir , einem dreckigem Schlammblut, hast du keine wahren Freunde. Das sind doch alles nur Arschkriecher und Feiglinge , die sich bei dir einschleimen , weil sie Angst vor dir haben! Angst vor einem arrogantem , einem arroganten Scheißkerl , der sich hinter seiner reichen Fassade und seinem Namen versteckt."

Er lies es sich zwar nicht anmerken, doch diese Worte trafen Draco wie ein Schlag ins Gesicht. Denn sie brachte es auf den Punkt , ohne zu Übertreiben, im Gegenteil. „An deiner Stelle würde ich jetzt lieber meinen vorlauten Mund halten", sagte er in einem leisen , drohendem Ton, „du willst doch nicht dass ich noch richtig wütend werde, oder? Das könnte nämlich sehr ungesund für dich werden." „Das könnte eher für dich ungesund werden, Malfoy!" Erstaunt sahen sich Hermine und Draco um.

Hinter ihnen standen Harry , Ron und Ginny. „Da seit ihr ja", rief Hermine erleichtert. „Komm gehen wir in unser Abteil, dahinten. Lassen wir den feinen Herrn doch allein vor sich hin wettern!", meinte Ron mit einem hasserfüllten Blick auf Draco. „Ja verschwindet endlich", sagte Draco gelangweilt, „ ich weiß ja nicht wie ihr darüber denkt , aber ich schätze eure Gesellschaft nicht besonders." Ron wollte gerade etwas erwidern, doch Harry hielt ihn zurück und zog ihn zusammen mit Ginny und Hermine aus dem Abteil.

„Warum hast du dich eigentlich neben diesen Vollidioten gesetzt?", fragte Ron Hermine , als sie in ihrem Abteil saßen. „Naja euch hab ich nicht gefunden und sonst war auch nichts mehr frei", antwortete sie angefressen. „Wo habt ihr eigentlich gesteckt?", fragte sie an die drei gerichtet. „Musste Onkel Vernon erst noch versichern, dass ich auch bestimmt nicht so schnell wieder komme", sagte Harry genervt. „Dad hat versucht uns mit einem normalen Auto herzufahren", meinte Ron schulterzuckend , „na ja er hat vier rote Ampeln und zwei Müllcontainer überfahren , hätte beinahe drei Unfälle verursacht und hat bei dem Versuch in eine Parklücke einzuparken ein anderes Auto gerammt." „Ach ja und er wurde von einem Polizeiauto verfolgt", fügte Ginny hinzu, „aber das hat er glaub ich in nem Graben abgehängt."

Verdutzt über so viel Glück als Verstand starrten Harry und Hermine die beiden an. „Hat euer Vater eigentlich jemals einen Führerschein gemacht?", fragte Hermine schließlich. „Was für ein Ding", wollte Ginny wissen. „Ach", meinte Hermine lachend , „vergiss es."

Plötzlich wurde die Abteiltür aufgeschoben und eine Frau mit Süßigkeiten und anderen Dingen stand in der Tür. „Möchtet ihr nicht etwas, meine Lieben", fragte die ältere Frau freundlich. „Einen Tagespropheten, bitte", sagte Hermine und reichte ihr ein Geldstück. „Hast du das mit dem Anschlag mitbekommen", fragte sie Harry. Er nickte. Am liebsten hätte er seinen Freunden von den Schmerzen in seiner Nabe erzählt, doch er wollte sie nicht noch mehr beunruhigen. „Es ist so schrecklich", meinte Ginny bedrückt, „diese armen Menschen. Steht noch etwas Neues im Tagespropheten darüber?" Hermine nickte und las die Titelseite laut vor: „Rätsel des Anschlags gelöst Zunächst konnte sich das Zaubereiministerium nicht erklären, wie es zu einem derartig grausamen und vor allem machtvollen Massenmord durch Zauberei kommen konnte wie letzten Montag. Nun ist das Ministerium der erschreckenden Wahrheit auf die Schliche gekommen. Einen Tag vor dem Anschlag wurde aus dem sonst so schwerbewachten Waffensicherheitsverlies die dunkle Hälfte des „Kristall der Gegenteile" gestohlen: Der Schattenstein. ‚Er muss' , so Zaubereiminister Cornelius Fudge, ‚dem dunklen Lord in die Hände gefallen sein. So konnte er einen derartigen Anschlag ermöglichen. Natürlich weiß das Ministerium schon genau was zu tun ist um ähnliche Anschläge zu verhindern. Wir haben alles im Griff und werden dafür sorgen, dass die der erste und auch letzte Angriff solcher Ausmaße und Grausamkeit ist.'

„Das bezweifle ich", meinte Harry nachdenklich. Wenn sie die Sache in Kontrolle hätten , wäre es nie so weit gekommen. „Was ist eigentlich dieser ‚Kristall der Gegenteile' ?", fragte Ginny bedrückt. Alle sahen fragend zu Hermine. „Ich weiß es ehrlichgesagt nicht genau", gab sie verlegen zu, „aber er muss ziemlich mächtig sein. Ich werde gleich in der Bibliothek nachsehen, wenn wir in Hogwarts sind." „Ich weiß nicht was mich mehr beunruhigt", meinte Ron , „die Tatsache, dass dieser Stein anscheinend ziemlich gefährlich ist, oder dass Hermine mal etwas nicht wusste. Sag mal bist du krank?" „Ron!", fauchte Hermine wütend , „darüber macht man keine Witze!" „Ist ja gut", meinte Ron nur.

Draco , der noch immer allein in seinem Abteil saß , las ungläubig den Tagespropheten. „So ein Blödsinn", murmelte er wütend, „nichts haben sie unter Kontrolle." Sie mussten bald da sein. Am besten sollte er sich jetzt um ziehen. Mit einer Handbewegung lies er die Zeitung in seine Tasche gleiten und holte seinen Umhang hervor. Während er sich umzog musste er die ganze Zeit an diesen Bericht denken. Was hatte es mit diesem Stein auf sich? Draco musste unbedingt mehr darüber erfahren. Immerhin sollte er selbst auch bald zu den Anhängern des dunklen Lords gehören, auch wenn ihm das nicht sonderlich gefiel.

Er würde in der Bibliothek nachsehen. Aber lieber Nachts. Tagsüber könnte er zu leicht dieser Granger über den Weg laufen. Wieder kam ihm der Streit von vorhin in den Sinn. Sie hatte so Recht. Warum musste dieses Mädchen mit allem was sie sagt genau ins Schwarze treffen. Es ärgerte ihn, dass sie immer alles wissen musste. Besserwisserin, dachte er wütend. Aber was ihm am meisten aufregte war , das dies nicht nur eine Feststellung ,sondern eine Tatsache war, die ihn selbst mehr als störte. Früher war es ihm egal ,ob ihn die Leute mochten oder nur aus Angst oder Selbstnutzen zu ihm hielten. Doch seit einiger Zeit wünschte er sich immer mehr richtige Freunde. Freunde mit denen er über alles reden konnte , die ihn verstanden. Aber wahrscheinlich würde er genau das nie haben. Er war ja selbst schuld. Immerhin legte er es förmlich darauf an seinen Ruf als Bösewicht zu wahren. Vielleicht tat er das auch nur , weil er sich schon damit abgefunden hatte , dass es seine Bestimmung war Todesser zu werden. Da durfte er keine Freunde haben, keinen schwachen Punkt. Er durfte einfach keine verletzliche Seite haben.

Der Zug hielt an. Na toll, dachte Draco, dann mal los. Als er ausstieg wurde er sofort von einer Traube aufgeregter Erstklässler überrannt. „Könnt ihr nicht aufpassen?", schnauzte er die Kleinen an, die ihn nur mit großen Augen anstarrten. „Kinder", dachte er genervt, als er eine bekannte Stimme hinter sich hörte. „Hey Draco, wo warst du denn?", begrüßte ihn Crabbe. „Wir haben dich die ganze Fahrt durch gesucht", fügte Goyle hinzu. „Seit ihr vielleicht mal auf die Idee gekommen in einem der Abteile nach mir zu suchen, oder dachtet ihr ich stehe einfach mal so blöd im Gang rum?" Crabbe und Goyle sahen ihn fragend an. „Ach vergesst es", redete Draco weiter, „gehen wir lieber rauf zum Schloss."

Wie jedes Jahr war die große Halle prächtig und in allen vier Farben der Häuser geschmückt. Draco setzte sich zwischen Crabbe und Pency Parkinson. Von allen Seiten hörte er : „Hey Draco", „Na wie waren deine Ferien"... ‚Alles Geheuchel', dachte Draco genervt. Mit einem mal wurde es in der halle ruhig. Albus Dumbledore erhob sich . „Liebe Schülerinnen und Schüler..." Draco hörte weder bei der Rede noch bei der Verteilung der Erstklässler auf die Häuser zu. Beim Essen nahm er kaum etwas zu sich. Ihm ging einfach zu viel durch den Kopf . Als er seinen Blick gelangweilt durch den Saal schweifen lies ,blieb er an einem Mädchen mit kastanienbraunen Haaren , das sich gerade angeregt mit ihren Freunden unterhielt.

Je länger er sie ansah , desto mehr viel ihm auf wie hübsch Hermine Granger eigentlich war. Wie er Weasley und Potter in diesem Moment beneidete. Gerne wäre er die Person mit der Hermine so fröhlich redete und lachte... Er riss sich aus seinen Gedanken. ‚Hör auf damit' , schallte er sich selbst, ‚das ist Granger, das Schlammblut. Aber sie ist so ..." „Und was hast du so in den Ferien gemacht?", holte ihn Pancy aus seinen Gedanken. „Geht dich das was an?", entgegnete er schlechtgelaunt. „War ja nur eine Höflichkeitsfrage", sagte Pancy eingeschnappt und begann ein Gespräch mit Blaise Zabini.

Das alles hier langweilte Draco und er beschloss nach oben in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Als er vom Tisch aufstand fiel das keinem auf. Bis auf ein braunhaariges Mädchen, dass ihn instinktiv mit den Augen verfolgte. Als Draco sich noch einmal umsah , bevor er zur Tür hinaus ging trafen sich ihre Blicke.

Verlegen sah Hermine auf den Boden , als sie bemerkte , dass er sie gesehen hatte. Oh wie dumm von ihr , dachte sie. Was würde er jetzt wohl denken , aber warum interessierte sie das eigentlich? Es war immerhin nur Malfoy, der Junge der sie seit der 1. Klasse fertig gemacht und ihr am liebsten den Tod gewünscht hätte.

‚Warum beobachtet sei mich?', fragte sich Draco nachdenklich, ‚ach sicher reiner Zufall.' Damit ging er nach oben in den Gemeinschaftsraum , um zu warten bis alle anderen schliefen. Dann würde er sich auf den Weg in die Bibliothek machen. „Man bin ich müde", gähnte Ron, „wollen wir nich allmählich in den Griffindorturm gehen?" „Gute Idee", meinte Ginny , „geht schon mal rauf. Ich würde gerne noch einen kleinen Verdauungsspaziergang machen."Bei ihrem letzten Satz zwinkerte sie Harry verstohlen zu. „Aber du hast doch fast nichts gegessen, was willst du denn da verdauen?", fragte Ron . Hermine grinste nur und zog ihn mit. „Komm einfach!"

„Also dann", meinte Ginny und ihre Wangen röteten sich leicht, „gehen wir an den See?" Harry lächelte , „Gerne."

Da es noch zu kalt war um sich in die Wiese zu legen, setzten sie sich auf eine alte , graue Steinbank. Glücklich machte Ginny es sich in Harrys Armen gemütlich. „Man hab ich dich vermisst", flüsterte sie und sah ihm dabei tief in die wunderschönen , grünen Augen. „Und ich dich erst", flüsterte er genauso und küsste sie leidenschaftlich. Er spürte wie Ginny sich an klammerte , um noch näher bei ihm zu sein und den Kuss noch vertiefte. Harry bekam kaum noch Luft , doch es war ihm egal , dieser Moment war einfach zu schön um ihn zu unterbrechen. Erst nach einer kleinen Ewigkeit beendeten die Beiden den Kuss.

Wieder kuschelte sich Ginny fest an ihn. Beide sagten kein Wort. Sie genossen einfach nur ihre Nähe zueinander und sahen sich die Sterne an. Schon nach kurzer Zeit bemerkte Harry, dass Ginny friedlich in seinem Arm eingeschlafen war. Erlächelte und betrachtete seine Freundin genau. Die langen , gewellten roten Harre , ihre zarte Haut , die langen schwarzen Wimpern. Wie er dieses Mädchen liebte. Er hatte sie gar nicht verdient , doch sie liebte ihn trotzdem , das spürte er.

Manchmal überlegte er sich, ob er nicht vielleicht zu egoistisch war. Voldemord war hinter ihm her, das wusste er genau. Und es konnte nicht mehr lange dauern, bis er versuchen würde ihn umzubringen. Brachte er Ginny dadurch nicht in Gefahr? War es nicht zu gefährlich sie so nah an ihn ranzulassen. Würde Voldemord sie dann nicht auch umbringen ? Ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, dass er ihr wegen ihm etwas antun könnte , und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Vor allem wenn er daran denken musste wie Voldemord neuerdings vorging. Nebelgestalten, die ihre Opfer grausam ermordeten... Das war mehr als grausam und Harry war sich sicher, Voldemord hatte noch vielmehr an Grausamkeiten zu bieten. Doch die grausamste Art und Weise würde er ihm, Harry zu teil werden lassen, da war er sich sicher.

Allmählich wurde es wirklich kalt und Harry spürte , wie ein eisiger Wind immer stärker durch seine Haare wehte. Vorsichtig hob er Ginny hoch und trug sie langsam ins Schloss und in den Griffindorturm hinauf.

„Was ist passiert?", fragte hermine erschrocken , als sie Harry mit Ginny auf dem Arm hereinkommen sah. „Pssst", flüsterte Harry, „sie ist nur eingeschlafen, keine Sorge." „Ach so",lächelte Hermine. Harry spürte , wie sich Ginny plötzlich zu bewegen begann und dann langsam die Augen öffnete. „Harry?", gähnte sie „was ist denn passiert? Es war doch soo schön."

"Du bist eingeschlafen, meine Süße", meinte er gab ihr einen Kuss und lies sie wieder runter. „Oh tut mir Leid", sagte sie bedauernd. „Macht doch nichts", sagte Harry während er in ihren großen , grünen Augen versank und sie noch einmal küsste. „Am besten gehst du jetzt schlafen", sagte er noch. Ginny nickte. „Ich glaub du hast Recht ich bin echt total müde. Gute Nacht." „Gute Nacht", sagte er und zog sie zu einem Gutenachtkuss zu sich heran, „und träum was Süßes." „Bestimmt", meinte sie und ging dann nach oben. Vorher warf sie ihm aber noch einen Handkuss zu.

‚Man bin ich ein Glückspilz', dachte Harry als er ihr verträumt hinterher sah. „Man muss Liebe schön sein. Da wird man glatt eifersüchtig." Erschrocken drehte sich harry um, er hatte ganz vergessen, dass Hermine ja noch da war. „Tja", meinte er und lies sich neben sie fallen, „aber kann es nicht sein dass sich da was zwischen dir und Ron anbahnt? Ich seh doch wie er dich ansieht."

Hermine wurde ernst. „Wirklich? Ron? Ach Blödsinn." „Na wer weiß? Hättest du gedacht, dass ich irgendwann mit Ginny zusammenkommen würde?" „Ja, ich und der ganze Rest der Schule." „Na siehst du, bei euch ist das ähnlich." „Ach Schwachsinn, wer erzählt denn so was?" „Na wer weiß . Aber sag mal willst du nicht auch bald schlafen gehen?" Hermine gähnte „Ja eigentlich bin ich ja hundemüde, aber ich wollte doch noch wegen diesem „Stein der Gegensätze"nachsehen. Vorher hab ich einfach keine Zeit gehabt." Harry zog eine Augenbraue hoch, „Und da willst du Nachts in die Bibliothek?" „Ach das hab ich doch schon öfter gemacht, ich bin mir sicher dass mich keiner erwischen wird." „Na wenn du meinst", sagte Harry und gähnte noch einmal aus vollem Halse, „stört dich doch nicht wenn ich jetzt ins Bett gehe ,oder soll ich mitgehen? Ich kann dir auch meinen Tarnumhang geben, wenn du willst." „Nein danke, geh ruhig schlafen", sagte Hermine , „und den Tarnumhang brauch ich glaub ich auch nicht, aber trotzdem danke." „Na dann. Gute Nacht."Damit stand Harry auf und ging in die Schlafsäle der Jungen.

Es war inzwischen elf Uhr zehn. An der zeit für Hermine los zugehen. Vorsichtig lugte sie durch das Portraitloch . Niemand zu sehen. Also schlüpfte sie lautlos hindurch und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Zu Hermines großer Erleichterung , war alles im Schloss ruhig und keine Spur von Filch , Misses Noris oder einem der Lehrer. Sie war froh wieder in Hogwarts zu sein. Hier fühlte sie sich sicher, besonders nach den Ereignissen der letzten zwei Tage fühlte sie sich hier besonders geborgen. Den hier , und soviel stand fest , konnte ihr niemand etwas anhaben.

Ohne Aufsehen zu erregen schlich sie in die dunkle Bibliothek. „Lumos", flüsterte sie ,als sie durch die Regale schlich. Augenblicklich bildete sich ein kleines Licht an der Spitze ihres Zauberstabes. Wo sollte sie denn anfangen. Sie hatte keine Ahnung wo sie etwas über diesen „Kristall der Gegensätze"finden würde. Am ehesten noch unter „geheime/ mystische/seltene/magische Steine". Gerade wollte sie nach einem Buch aus diesem Regal greifen , da hörte sie eine vertraute Stimme , die sie stark zusammen zucken lies. „Soso Granger, was suchst du denn so spät noch in der Bibliothek?" Sie sah erschrocken in Malfoys Gesicht, das er zu einem hämischen Grinsen verzogen hatte. Nach einer Schrecksekunde fing sie sich aber wieder. „Das selbe könnte ich dich fragen", konterte sie, „wenn du vorhast zu irgendeinem Lehrer zu gehen und mich zu verraten werde ich das selbe mit dir machen." „Aber ausnahmsweise habe ich das gar nicht vor", meinte er, „das du auch immer nur das Schlechteste von mir denken musst. Ich mach dir einen Vorschlag, du suchst nach dem wegen dem du hier bist und ich werde nach dem suchen wegen dem ich hier bin und wir lassen uns beide einfach in Ruhe." Hermine musterte ihn noch einige Sekunden , entschied dann aber dass dies wahrscheinlich wirklich das Vernünftigste sein würde. „Na gut", meinte sie schließlich, „aber ohne miese Tricks."

„Einverstanden."

Noch immer etwas misstrauisch drehte sie sich um und suchte erneut nach einem brauchbarem Buch. Nach kurzer Zeit bemerkte sie jedoch, dass Draco noch immer hinter ihr stand. Wütend drehte sie sich zu ihm um. „Was soll das?", fuhr sie ihn an. „Was soll was?", entgegnete er anscheinend genervt. „Wieso beobachtest du mich?", fragte sie und sah ihn finster ins Gesicht. „Ich beobachte dich", höhnte Draco, „jetzt leidest du auch noch an Größenwahn. Ich suche nach einem bestimmten Buch und das muss sich leider hier befinden." Hermine warf ihm noch einen wütenden Blick zu und begann auf der rechten Seite des Regals zu suchen, während Draco auf die linke Seite ging und ebenfalls nach etwas Ausschau zu halten schien.

Nervös arbeitete sich Hermine durch die Buchtitel: Heilsteine und ihre Anwendung ; Die Macht der Planetensteine ; Rosenquarze ; Die Bedeutung des Onyx ... Doch nichts hörte sich wirklich nach etwas Brauchbarem an. Auf einmal fiel ihr Blick auf den Umschlag eines besonders verstaubten , grünen Buches: Die mächtigsten Steine und Kristalle. Das war es! Erleichtert griff sie nach dem Buch . Doch anstatt des zerfetzten Buches berührte sie eine kalte menschliche Hand. Draco Malfoy hatte nach eben dem selben Buch gegriffen und starrte sie nun aus seinen großen ,verwunderten eisblauen Augen anscheinend verwundert über diese Berührung an. Und genau das war er auch. Verwundert über die warme , zarte Hand die nun auf der seinen lag und was ihn noch mehr wunderte: es gefiel ihm. Er blickte ihr in das ebenso erschrockene Gesicht, dessen Wangen sich allmählich rosa färbten.

Verlegen zog Hermine ihre Hand zurück. „Tut mir Leid", flüsterte sie und senkte ihren Blick. „Kein... Problem", sagte Draco genauso leise. Misstrauisch über diese untypische Art von ihm, hob Hermine wieder ihren Kopf und sah wieder direkt in diese wunderschönen eisblauen Augen, die nun genau vor ihr waren da Draco sich aus irgendeinem Grund gebückt hatte. Sie wäre am liebsten in diesem Meer aus Eis versunken. Und Draco ging es nicht anders. Ohne zu wissen ,was er da genau tat kam er mit seinem Gesicht immer näher an ihres heran. Hermines Verstand sagte ihr , sie solle sich zurückziehen , doch ihr Verstand hatte keine Kontrolle über ihren Körper, der wie vereist so blieb wie er war. Er kam immer näher und näher. Bis sie seine kalten, weichen Lippen auf ihren spürte. Es war ein wunderbares Gefühl ihn so nah bei sich zu haben und das erschreckte sie. Trotzdem erwiederte sie den Kuss wenn auch zaghaft , aber sie tat es. Genau diese Tatsache wunderte Draco. Er wollte aufhören, doch irgendetwas in seinem Innern hielt ihn davon ab. Es tat einfach zu gut ihre warmen Lippen auf seinen zu spüren. Er spürte ihren Atem und er fühlte ihren Herzschlag, der immer schneller wurde. Genau wie sein eigener. Ihr Körper begann in seinen Armen leicht zu zittern und weil sie wegzusacken drohte hielt er sie noch fester. ‚Hör auf' , hörte er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf, ‚das ist falsch , u darfst dich auf keinen Fall verlieben... am allerwenigsten in ein Schlammblut' Er verfluchte diese Stimme innerlich , doch sein Verstand nahm zunehmend wieder überhand. Wiederwillig wand er sich aus dem Kuss und drehte sich weg, um der Versuchung zu entgehen , sie gleich noch einmal zu küssen.

Auch Hermine überkam wieder die Vernunft. Oh Gott was hatte sie da eben getan? Sie hatte Draco Malfoy geküsst, ihren Erdfeind , den Jungen, der sie Jahre lang gedemütigt hatte. Und was das Schlimmste war. Es hatte ihr gefallen. Sie hatte es genossen. „Am besten vergessen wir diese Sache", unterbrach Draco die Stille und richtete sich auf. Hermine nickte , dann fiel ihr das Buch wieder ein. Sie hob es langsam aus dem Regal. „Was wolltest du damit?", fragte sie ihn ohne ihn anzusehen. „Na was glaubst du , was ich gesucht habe", antwortete er und half ihr auf. „Den Kristall der Gegensätze", murmelte Hermine gedankenversunken. Draco nickte. „Du weißt nicht was es mit ihm auf sich hat?", fragte Hermine ungläubig. „Nein", sagte Draco . „Aber, aber du musst es doch wissen", begann sie ohne genau darüber nachzudenken was sie da sagte, dein Vater ist doch und ... und du wirst sicher auch ein..."

"Ein Todesser", beendete Draco den Satz mit einer Gleichgültigkeit, die Hermine erschaudern lies. „Du meinst das ist meine Bestimmung, wie alle anderen auch", stellte Draco fest ohne sie anzusehen, „und du denkst dass ich das gerne tue? Ja wahrscheinlich werde ich irgendwann Todesser, aber , ich weiß das passt nicht in das Bild des Bösewichts das ihr alle von mir habt, das ist nicht meine Entscheidung." „Natürlich ist es das", wandte Hermine ein, „niemand kann dich dazu zwingen." „Oh doch, das können sogar sehr viele und ich habe keine große Lust jetzt mit dir darüber zu diskutieren", sagte er in einem scharfen Tonfall und wechselte das Thema, „wir wollen beide etwas über diesen Kristall erfahren, dann sollten wir jetzt vielleicht das Buch aufschlagen."

Wortlos klappte Hermine das schwere Buch nach und suchte im Inhaltsverzeichnis. Schon nach kurzer Zeit wurden sie fündig. „Der Kristall der Gegensätze", las sie laut vor, „er ist so alt wie die Welt und es ist unbekannt aus welchem Material er stammt. Er besteht aus zwei Hälften , einer weißen und einer schwarzen. Die weiße Hälfte , auch Lichthälfte (Lichtkristall) genannt kann nur von dem auserwählten weißen Magier genutzt werden und verleiht ihm ungeahnte Macht , mit Hilfe von Liebe, Aufopferung , Loyalität und Güte. Die schwarze Hälfte hingegen ist die Schattenhälfte (Schattenkristall). Sie kann so nur von dem auserwählten schwarzen Magier genutzt werden. Sie verleiht ihm genau wie bei der Lichthälfte überragende Macht. Allerdings mit Hilfe von Hass , Boshaftigkeit, Loyalität und Grausamkeit. In jeder Generation gibt es für jede Hälfte jeweils einen Auserwählten, der gegen den anderen kämpfen wird. Kommen beide Hälften zusammen , vereinen sie sich und bilden den Kristall der Gegensätze, der eine größere Macht hat als alles andere. Derjenige der ihn besitzt ist unbesiegbar und hat die Macht in einer Sekunde das ganze Universum auszulöschen. Der Kristall im ganzen kann allerdings nur von einem der Auserwählten berührt und angewendet werden. Und zwar von demjenigen , in dem die Eigenschaften seiner Seite am meisten vereint sind. Aus diesem Grund wurde der Kristall geteilt und an verschiedenen , geheimen Orten untergebracht."

Hermine stoppte. „Interessant", meinte Draco und sah in Hermines besorgte Miene. „Interessant?", fragte sie entsetzt , „das ist nicht interessant , das ist schrecklich! Das bedeutet du-weißt-schon-wer kann einfach so weiter machen und niemand kann etwas dagegen tun! Und irgendwann wird er auch an die zweite Hälfte kommen und sie benützen, da bin ich mir sicher!" Hermine war so außer sich , dass sie gar nicht bemerkt hatte , wie laut sie geschrieen hatte. „Ist da wer?", hörte sie Filchs Stimme aus dem Ende des Ganges rufen. Draco warf ihr einen wütenden Blick zu, packte sie dann und zerrte sie zu einem leeren Schrank in der Bibliothek. Er deutete ihr hineinzuklettern , was sie nur widerwillig tat. Kurz darauf kam er hinterher und schloss die Schranktür. „Was soll ...?", wollte Hermine protestieren, doch da hielt ihr Draco schon die Hand vor den Mund. „Willst du unbedingt von Filch entdeckt werden?", flüsterte er.

Sie hörten wie sich die Tür zur Bibliothek öffnete. „Ich weiß dass ihr hier irgendwo seid", murmelte Filch vor sich hin, „muss euch nur noch finden!" Hermine und Draco saßen stocksteif und mucksmäuschenstill da . draco noch immer mit der Hand auf Hermines Mund, die deshalb kaum Luft bekam. Aber sie beschwerte sich nicht. Halbwegs ersticken war noch immer besser als von Filch entdeckt und bestraft zu werden, dachte sie missmutig, während sie Draco beobachtete wie er durch einen Spalt nach draußen lugte. Plötzlich schreckte er zurück. Und auch Hermine konnte erkennen warum. Filch kam bedrohlich nah auf den Schrank zu . Wenn er die Türe öffnete würde er sie haben. Was wohl Harry , Ron und die anderen sagen würden, wenn sie erfuhren , dass sie zusammen mit Malfoy nachts in einem engen Schrank von Filch überrascht wurde... Und was sie sagen würden , wenn sie von diesem Kuss wüssten... Verstohlen suchte Hermine Dracos Gesicht. Seine Haut war blass und makellos, ohne die geringsten Anzeichen von so etwas wie einem Pickel oder so. Als sie ihn so betrachtete fiel ihr nicht auf, das auch Draco inzwischen bemerkt hatte , dass sie ihn anstarrte.

‚Was sie wohl denkt?", fragte er sich. Was würde dieser Kuss wohl für Auswirkungen auf sie haben. Ob sie ihn genau so genossen hatte wie er? Würde sie ihn leicht vergessen können. Plötzlich stockte ihm der Atem. Zu seinem großen Entsetzen sah er wie Filch gerade nach dem Schrankknauf griff. Er war nur noch wenige Zentimeter entfernt, jetzt berührte er ihn schon. Draco war sich sicher , in weniger als einer Sekunde würde er in Filchs hämisch grinsendes Gesicht starren , wenn er die Beiden entdeckt hatte. Er sah wie Hermine vor Schreck die Augen zu kniff. Er selbst hielt den Atem an ... „Schüler aus dem Bett! Schüler aus dem Bett!", ertönte auf einmal laut Peeves Stimme aus einem entfernten Gang. Sofort lies Filch von der Tür ab , drehte sich um und rasste wie ein wahnsinniger aus der Bibliothek den Schreien nach, Ms Noris knapp hinter ihm.

Erleichtert atmete er auf. „Das war knapp", flüsterte Hermine. „Ja", sagte er , „und jetzt raus hier, so schnell wie möglich. Vielleicht kommt er am Ende noch zurück." Hermine nickte. Beide rannten so schnell es ging durch die Dunkelheit. Als sie an der Treppe ankamen, an der sich ihre Wege trennten weil Hermine rauf zum Griffindorturm musste, hielten sie noch einmal inne. „Gute Nacht", sagte Hermine und wollte gerade rauf gehen. „Granger", hielt sie Draco auf, „ich weiß nicht was vorhin mit mir los war, aber am besten vergisst du den , den Kuss. Ich glaube das wäre am Vernünftigsten und rede auch mit niemanden darüber. Das würde dir nur unnötige Diskussionen einhandeln." Hermine nickte , blieb jedoch noch einen Augenblick stehen und sah ihn prüfend in die traurig wirkenden Augen. Noch nie hatte sie Draco Gefühle zeigen sehen. „Gute Nacht", sagte sie noch einmal. „Gute Nacht", antwortete er, dann drehte sie sich um und ging ohne sich umzuschauen hinauf in den Griffindorturm .

Draco sah ihr noch kurz hinterher. Was hatte er nur getan? Wie konnte er sich nur so von seinen Gefühlen übermannen lassen? Warum hatte er sie geküsst? Das hätte er nie tun dürfen. Aber als sie so vor ihm kniete, ihre sanfte Hand auf seiner Hand, die Wangen vor Verlegenheit rot und ihn mit diesen wunderschönen dunklen Augen ansah, konnte er einfach nicht anders. ‚Vergiss es', schallte er sich selbst, ‚du kannst es dir nicht leisten dich zu verlieben, am allerwenigsten in eine Muggelgeborene.' Damit ging er geknickt in den Slytherinkärker . In dieser Nacht fand er kaum Schlaf, sobald er seine Augen schloss, sah er Hermines Gesicht vor sich. So sehr er sich auch dagegen zu wehren versuchte, er hatte sich in dieser Nacht in Hermine Granger verliebt...