3. Ein gutgehütetes Geheimnis ?
In dieser Nacht schlief Hermine sehr unruhig. Was war in der Bibliothek nur geschehen? Wie hatte sie sich nur von Malfoy küssen lassen können? Und warum hatte er das überhaupt gemacht? War es nur wieder eines seiner kleinen Spielchen oder war dieser Kuss ehrlich gewesen? Und warum hatte er sich über diesen Kristall informieren wollen? Diese und ähnliche Fragen quälten sie die ganze Nacht hindurch.
„Aufstehen, du willst doch nicht zu spät zum Unterricht kommen?" Erschrocken riss Hermine die Augen auf und sah direkt in das lachende Gesicht von Pavati Patil. „Du siehst ja schlimm aus", meinte Pavarti noch, „hast du gar nicht geschlafen oder warum hast du solche Augenringe." „Erstens danke für das Kompliment", Hermine sah sie gespielt böse an, „und zweitens ; natürlich habe ich geschlafen, nur eben irgendwie nicht so viel." Pavarti zuckte nur noch mit den Schultern und ging dann in den Speisesaal. Verschlafen betrachtete sich Hermine im Spiegel. Ihr Anblick war wirklich mehr als jämmerlich. Sie war blass und hatte riesige , schwarze Augenringe.
Schnell zog sie sich an und ging ebenfalls hinunter zum Früstück. Ron , Harry und Ginny saßen schon da. „Morgen Herm", gähnte Ron , während Harry und Ginny ,die miteinander abgelenkt waren, nichts sagten. „Und", flüsterte Ron jetzt, „was hast du rausgefunden?" Hermine sah ihn verblüfft an. „Na über den Stein", half er ihr auf die Sprünge, „du musst ja die ganze Nacht gebüffelt haben, scheinst ja nicht viel geschlafen zu haben!"
Hermine sah ihn verärgert an. Wenn sogar Ron das aufgefallen war, dann musste sie wirklich aussehen wie ein Zombie. „Ja das habe ich", sagte sie etwas verstimmt, „war nicht so leicht zu finden." „Und?", wollte Ron wissen, der allmählich neugierig wurde. „Ach das erklär ich euch später." Ron zuckte mit den Schultern und begann dann sich ein Brötchen nach dem anderen auf den Teller zu legen und zu verzerren. Auf einmal stoppte er. „Sag mal", meinte er , „is dir eigentlich aufgefallen , dass Malfoy die ganze Zeit herstarrt? Ich hoffe er plant nicht schon wieder eine seiner Gemeinheiten." „Was", fragte Hermine ungläubig und starrte an den Slytherintisch. Tatsächlich. Draco Malfoy starrte sie genau an.
Als er jedoch bemerkte , dass er entdeckt wurde tat er als wäre es Zufall und begann ein Gespräch mit Goyle. Doch in Wirklichkeit war er mit seinen Gedanken bei Hermine.
„Hier", sagte Hermine und gab Harry einen kleinen zettel, „das hab ich über diesen Kristall rausgefunden." Da sie in der Nacht zuvor ohnehin nicht schlafen konnte, hielt sie es für das Beste sich abzulenken und schrieb alle Informationen , die sie über den Kristall herausgefunden hatte auf. Stirnrunzelnd betrachtete Harry den Zettel. Das sah gar nicht gut aus! Aber nun musste er sich auf den Unterricht vorbereiten.
Zusammen mit Hermine und Ron machte sich Harry auf den Weg zu den Kerkern. Das Schuljahr begann ja schon mal gut. Erste Stunde Zaubertränke mit Snape und den Slytherings. Er konnte einfach nicht verstehen, warum die Slytherins und die Griffindors Jahr für Jahr wieder zusammen Zaubertränke hatten. Es war immerhin kein Geheimnis dass sich diese beiden Häuser zutiefst verabscheuten. Doch was Harry am meisten störte , war die Tatsache Draco Malfoys Gesicht sehen zu müssen. Das hämische Grinsen, wenn er ihn und seine Freunde runter machte. Die arrogante Art , die er besaß wenn er von seinen sogenannten Freunden umgeben war und sich mit ihnen über „Schlammblüter"lustig machte. All das und noch vieles mehr war der Grund , warum er Draco Malfoy , dessen Vater ein hochrangiger Todesser war hasste.
Als sie das Klassenzimmer betraten , saß Snape schon auf seinem Stuhl und starrte sie schlechtgelaunt an. „Am Besten sagst du die nächsten 45 Minuten nichts solange du nicht gefragt wirst", flüsterte Hermine Harry zu , die Snapes Blick aufgefangen hatte. Harry nickte nur und lies sich dann wortlos zwischen Hermine und Ron auf einen Stuhl fallen.
Snape stand auf. „Nachdem nun auch letzten Nachzügler eingetroffen sind", begann er und warf Harry , Ron und Hermine garstige Blicke zu, „können wir ja mit dem Unterricht beginnen... Ach ja", er sah abwechselnd zu Harry und Draco, „Potter und Malfoy, Sie sollen sich bei Professor Dumbledore melden, sofort!" Harry und Draco warfen sich angewiderte, aber auch fragende Blicke zu. Was wollte Dumbledore von ihnen? Noch hatten sie nicht gegen die geringste Regel verstoßen . Wollte er vielleicht schon mal vorsorgen, dass sie sich nicht duellierten ? Nein , das war auch mehr als unwahrscheinlich. Es musste etwas anderes sein, aber was?
Fast gleichzeitig standen Draco und Harry , die sich noch immer hasserfüllte Blicke zuwarfen auf und gingen zur Tür hinaus. Als sie die Treppen zu Dumbledores Büro hinaufstiegen, sahen sich die beiden weder an noch sprachen sie miteinander. Das war auch gut so, sonst hätten sie sich ohnehin nur wieder beschimpft.
Schon nach kurzer Zeit standen sie vor dem großen, steinernen Adler , der die Treppe zu Dumbledores Büro verbarg. Normalerweise benötigte man ein Passwort , damit der Weg freigegeben wurde, doch diesmal geschah dies von ganz allein.
„Da seit ihr ja", begrüßte Dumbledor die beiden freundlich aber ohne ein Lächeln auf den Lippen, was ziemlich ungewöhnlich für ihn war. Zu Harrys großer Überraschung saß neben Dumbledore eine altbekannte Person. Es war Remus Lupin. Er betrachtete die beiden Jungen , die ihm nun fragende Blicke zuwarfen genau. Es war offensichtlich , dass es sich um eine Ernste Sache handeln musste. „Nun ihr kennt bestimmt noch Remus Lupin", sagte Dumbledore , „er hat euch etwas sehr wichtiges und ernstes zu erzählen und ich möchte , dass ihr ihn nicht unterbrecht und ihm bis zum Ende zuhört. Auch wenn euch die Dinge die ihr hören werdet nicht besonders gefallen werden, im Gegenteil. Bitte Remus, bring es ihnen beiden schonend bei. Ich habe noch etwas zu erledigen." Damit verlies er besorgt das Zimmer und überlies so Lupin das Wort.
„Ich versuche es", meinte Lupin und man konnte ihm ansehen, dass er nur sehr ungern über dieses Thema sprach. Er deutete auf zwei , große blaue Sessel vor ihm. „Setzt euch lieber, das könnte etwas länger dauern." „Ihr wundert euch bestimmt, was ich euch zu sagen haben könnte, was Professor Dumbledor nicht viel besser könnte. Das liegt daran, dass die Person , um die es vorerst geht , mir diese Geschichte , diese schreckliche Erfahrung im Vertrauen gesagt hat. Professor Dumbledore weiß natürlich auch um was es geht, hielt es aber für besser , wenn ich es euch persönlich erzähle."Harry und Draco sahen ihn nur interessiert an.
„Ihr habt bestimmt von dem Anschlag , der vor einigen Tagen ausgeübt wurde und den verantwortlichen Stein gehört." Die Jungen nickten. „Nun und ihr wisst auch bestimmt , was es mit dem Stein auf sich hat." Sie nickten wieder. „Es ist kein Geheimnis mehr, dass der Auserwählte des Schattenkristalls niemand anderes ist als der Dunkle Lord. Nun stellt sich also die Frage wer der Auserwählte des Lichtkristalls ist. Was ich euch jetzt erzähle wird vorerst ein Schock sein, für jeden von euch." Er sah die Beiden prüfend an.
„Und eigentlich wollte ich es euch auch nicht sagen, zumindest noch nicht, aber die momentane Lage zwingt mich förmlich dazu euch einzuweihen...", er pausierte und holte noch einmal tief Luft , um dann etgültig anzufangen. „Wie ihr wisst waren eure Eltern zusammen auf dieser Schule. Und sie haben sich gehasst, wie ihr euch sicher schon denken konntet. Eine besondere , sagen wir Abneigung, hatte dein Vater , Draco, gegen Lili Evans , deine Mutter. Der Grund dafür liegt auf der hand , sie war eben eine Muggelgeborene. Als die beiden älter wurden, verliebte sich Lucius allerdings in Lili. Zumindest schien es so, obwohl ich nicht glaube dass es Liebe war, ich denke es war eher ein Verlangen nach ihr. Immerhin war sie ein sehr hübsches Mädchen. Doch sie konnte nicht über die jahrelangen Beleidigungen und Demütigungen, die er ihr angetan hatte hinweg sehen und entschied sich für James Potter, den sie schließlich auch heiratete. Und obwohl Lucius inzwischen mit Narzissa verheiratet war, konnte er nicht akzeptieren einen Korb bekommen zu haben. Dann bei einer Art Klassentreffen vor etwa 16 Jahren geschah es. Lucius passte sie ab , als sie auf dem Weg zur Toilette war und...",, er machte eine Pause und atmete tief durch, es war offensichtlich dass es ihm schwer viel darüber zu reden. Schließlich fasste er sich ein Herz und redete langsam weiter: „er passte sie wie gesagt ab und... und vergewaltigte sie."
„ER HAT WAS?!", brüllte Harry , der außer sich von seinem Sessel aufgesprungen war. Er konnte es nicht fassen. Konnte das wirklich wahr sein? Und warum war das bis heute nie rausgekommen? Wie konnte es dieser Mistkerl Malfoy nur wagen seiner Mutter etwas so grausames anzutun. Wütend starrte er zu Draco. Auch der sah ihn entsetzt an , hielt sich aber zurück. Er hatte immer gewusst, dass sein Vater kein Engel war und seiner Mutter auch nicht treu war, aber dass er jemanden vergewaltigt hatte, noch dazu Lili Potter , hätte er nie gedacht. Nein, das konnte nicht stimmen.
„Wie können Sie es wagen meinem Vater so etwas widerliches zu unterstellen?", fragte er in einem bedrohlichen Ton, „das kann auf keinen Fall stimmen. „Leider doch", sagte Lupin trocken, „und das war noch nicht alles. Harry ich verstehe du außer dir bist aber ich bitte dich setz dich hin und hör dir den Rest an. Der ist zwar nicht weniger schockierend , aber äußerst wichtig."
Stumm setzte sich Harry wieder hin und sah Lupin fragend an. „Das blieb nicht ohne Folgen", fuhr er tonlos fort, „Lili wurde schwanger." Harry starrte ihn jetzt noch entsetzter an und auch Draco konnte seine Bestürztheit nicht mehr verbergen. „Da sie James nichts von dem Vorfall erzählen wollte, um ihn nicht zu beunruhigen , erzählte sie ihm sie sei von ihm schwanger. Er freute sich natürlich riesig darüber Vater zu werden... Als Lucius allerdings davon erfuhr , war er schon davon überzeugt, dass das Kind von ihm war und führte zusätzlich noch einen Schwangerschaftstestzauber aus. Dieser bestätigte sich. Da sich herausstellte , dass Narzissa unfruchtbar war und er nun keinen Erben bekommen konnte, kam ihm das mehr als gelegen. Er entführte Lili und unterzog sie einem grausamen und schmerzhaften schwarzen Ritual."
Wieder pausierte er und sah in Harrys entsetztes und Dracos versteinerte Gesicht. „Eines der schmerzhaftesten überhaupt", fuhr er gefasst fort, „Er verursacht das Gefühl von tausenden von Messerstichen am ganzen Körper und das für Stunden. Es bewirkte dass das ungeborene Baby in Lilis Bauch , auf Narcissa, die ja eigentlich keine Kinder bekommen konnte überging. Damit es, zumindest offiziell ein echter, ehrenhafter Malfoy sein würde."Wieder machte er eine Pause. Harry und Draco sahen sich eisig an. Sie wussten was das zu bedeuten hatte, so furchtbar es auch war , es konnte nur eine Bedeutung haben... „Da Lili James ja von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte , musste Lili noch einmal schwanger werden, diesmal allerdings von James. Also wandte Lucius einen Fruchtbarkeitszauber an , der dafür sorgen sollte, dass Lili in der nächsten gemeinsamen Nacht mit James , schwanger werden würde. Und das funktionierte auch. Beide Frauen trugen ihre Söhne aus..."
„Oh mein Gott", flüsterte Harry fassungslos, „das kann doch nicht wahr sein." Nun meldete sich auch Draco zu wort , der bis jetzt nur mit steinerner Miene dagesessen und zugehört hatte. „Das bedeutet also", sagte er tonlos, „das bedeutet also, dass wir...",er sah zu Harry, „dass wir eigentlich Brüder sind." Lupin nickte. „Warum hat sie sich das gefallen lassen?", schrie Harry wütend, „warum hat sie den Scheißkerl nicht angezeigt?" „Das hab ich sie auch gefragt und sie meinte, dass es nichts bringen würde, sie wollte sich nicht noch einmal unnötig damit quälen. Ich bin die einzige Person, der sie es erzählt hat und ich musste ihr versprechen, dass ich es niemandem weitererzähle."
„Das hast du aber verdammt nochmal!", fiel ihm Harry ins Wort, der nicht fassen konnte, wie er so ein Versprechen nur brechen konnte.
„Ja das habe ich", fuhr Lupin fort, „aber aus einem ganz bestimmten , wichtigen Grund. Einem Grund der euch beide betrifft." Harry lies sich niedergeschlagen und mit bösen Vorahnungen auf das was jetzt kommen würde zurück in den Sessel fallen. „Schön", redete Lupin weiter, „dann kommen wir zu dem eigentlichem Grund wegen dem ihr hierhergerufen wurdet. Tom Riddle, der Vater des dunklen Lords , war bekannter weise ein Muggel und dieser Muggel hatte einen Halbbruder, von dem kaum einer etwas wusste. Sein Name war Jonathan Evans..." „Nein", flüsterte Harry schwach , „erzähl mir jetzt bitte nicht , dass Volde.. ich mein du-weißt-schon-wer der Cousin meiner Mutter war. Nicht auch noch das." „Leider", fuhr Lupin niedergeschlagen fort, „leider würde ich lügen , wenn ich das Gegenteil behaupten würde."
Er sah zu wie Harry fassungslos , die Hände vors Gesicht hielt und fuhr fort. „Und es kommt noch etwas... Lili wäre die Auserwählte des Lichtkristalls gewesen. Also die einzige, die ihn hätte stoppen können. Du-weißt-schon-wer fand heraus dass er noch einen Onkel hatte und er fand auch heraus, dass dessen Tochter die Auserwählte der Lichtseite war. Darum tötete er sie... und darum versuchte er auch dich umzubringen, obwohl du noch ein Baby warst, von Draco wusste er ja nichts, sonst hätte er auch ihn versucht zu töten. Ihm war klar, dass du Harry der rechtmäßige Erbe der Auserwählten sein würdest... , genau wie du , Draco."
Draco sah ihn ungläubig ins Gesicht und schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich", sagte er, „diese ganze Geschichte hört sich für mich an wie ein schlechtes Märchen." „Wenn es dich so nicht überzeugt , wiederhole ich die ganze Geschichte gern noch einmal unter dem Einfluss von Veritasserum", sagte er ruhig. „Also sind Malfoy und ich die Auserwählten des Lichtsteins oder wie das Ding heißt", unterbrach Harry die beiden. „Ja , das seit ihr. Ihr seit die Einzigen, die sich Voldemord in den Weg stellen können." Erschrocken drehten sich Harry , Draco und Lupin um. In der Tür stand Albus Dumbledore. „Ich dachte mir ich könnte mal wieder vorbeisehen", meinte er mit einem Lächeln und setzte sich auf seinen Sessel. „Wie ich sehe hat euch Remus inzwischen aufgeklärt", stellte er ruhig fest und sah in die fassungslosen Gesichter der Jungen. „Professor , ist das wirklich wahr? Ist das..", er sah Draco ungläubig an, „...ist das wirklich mein, ... mein Bruder." „Ja Harry, das ist die Wahrheit", sagte er , „ihr beiden seit Brüder."
„Ich weiß, die Frage , die ich euch jetzt stellen muss, kommt in Hinsicht auf die Verwirrtheit, die ihr bestimmt empfindet sehr plötzlich, aber ich muss sie in Anbetracht der Lage und der wenigen Zeit, die wir haben, denn es kommt auf jede Minute an, trotzdem stellen... Ihr wisst nun , dass ihr die beiden Auserwählten seit und es eigentlich eure Bestimmung ist euch Voldemord in den Weg zu stellen. Seit ihr auch bereit dafür diese verantwortungsvolle und gefährliche Aufgabe zu übernehmen? Ich weiß welche Last das darstellen wird und ich würde das unter normalen Umständen nie von euch verlangen, aber leider sind das keine Normalen , sondern extreme Ausnahmezustände , die vielen Leuten das Leben kosten werden." „Soll das ein Witz sein?", rutschte es Harry heraus, „wie können Sie erwarten, dass Draco Malfoy auch nur einen Finger krumm machen würde um auch nur einem Muggel zu retten? Sein Vater ist einer von Voldemords treusten Todessern. Und es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn er seinem Vater nacheifern würde!" „Ach ja?", fuhr ihn Draco mit einem bedrohlichem Unterton an, „und woher willst du wissen, dass mein Vater ein Todesser ist?" „Also ich bitte dich, für wie blöd hältst du mich eigentlich?" „Muss ich darauf antworten?.." „Schluss jetzt!", schaltete sich Lupin ein. „Wozu", fragte Harry wütend, „ es ist doch völlig klar , dass er nach seinem Vater kommt!" „Oder nach seiner Mutter,"Dumbledore sah ihn durchdringend an, „ich kann euch leider nicht viel Bedenkzeit geben. Ihr müsst euch innerhalb der nächsten 24 Stunden entscheiden. Ich erwarte euch morgen , in der erste Stunde in meinem Büro. Harry du kannst gehen , Draco, du bleibst bitte noch hier."
„Auf wiedersehen, Professor", verabschiedete sich Harry und ging nachdenklich zurück in den Unterricht. „Sie wollten mich sprechen, Professor?", fragte Draco mit finsterer Miene. „Ich weiß dass diese Situation nicht leicht für dich ist. Immerhin hast du heute erfahren , für welch grausame Tat dein Vater verantwortlich ist und wer deine richtige Mutter ist... Ich weiß auch , dass dein Vater nicht gerade begeistert davon wäre , wenn du dich für deine Bestimmung entscheidest. Ich bitte dich aber trotzdem dir diese Entscheidung nicht duch die Pläne deines Vaters abnehmen lässt." „Das werde ich nicht", sagte er , „aber warum reden sie mit mir und nicht mit Potter. Er hat immerhin erfahren , dass er mit dem dunklen Lord verwandt ist... Ach ja und mit mir, das muss ein besonderer Schock für ihn gewesen sein!" „Es tut mir Leid das sagen zu müssen, aber Harry ist derartige Katastrophen inzwischen gewöhnt, natürlich nicht von solchem Ausmaß. Außerdem redet Remus mit ihm. Geh nun zurück in den Unterricht ...und lass dich bei deiner Entscheidung nicht beeinflussen." Draco nickte , „auf wiedersehen." Damit verlies er das Büro und ging zurück zum Unterricht.
„Du bist was!", schrie Ginny entsetzt als Harry am Abend ihr, Hermine und Ron von dem Gespräch mit Lupin und Dumbledore erzählte. „Malfoys Bruder und der Auserwählte des Lichtkristalls", antwortete Harry sachlich aber mit einem säuerlichen Unterton. „Ich kann das einfach nicht glauben", sagte Ron , „ich meine du und Malfoy und du-weißt-schon-wer... Dieses Arschloch von Lucius Malfoy." „Was willst du jetzt tun", fragte Hermine einfühlsam. „Na was wohl , einer muss doch etwas gegen Voldemord unternehmen. Meinst du vielleicht Malfoy übernimmt das?", antwortete er . „oh nein , das wirst du auf gar keinen Fall machen!", rief Ginny entsetzt aus, „das ist viel zu gefährlich, da kannst du dich auch gleich umbringen." „Das würde ich tun , wenn ich mich ihm nicht entgegen stelle. Er wird mich so oder so umbringen. Aber wenn ich kämpfe hab ich wenigstens versucht etwas daran zu ändern, wenn nicht wäre das als würde ich tatenlos und feige auf einen jämmerlichen Tod warten." „Nein , Harry Liebling tu das nicht! Du darfst das auf keinen Fall tun!", sagte sie nocheinmal. Er küsste sie sanft auf die Stirn. „Hab ich denn eine Wahl? Es ist meine Bestimmung und gegen die sollte ich mich doch nicht stellen, oder?" „Gut", sagte Hermine schließlich, „aber wir helfen dir, wir werden dich unterstützen, und dich und Draco nicht allein lassen." „Draco?", fragte Ron misstrauisch, „seit wann nennst du ihn denn Draco? Und überhaupt wird er keine Unterstützung brauchen, weil er nämlich kneifen und zur dunklen Seite wechseln wird." „Das glaub ich nicht", antwortete Hermine nur. „Was soll das?", fragte Ron , „hast du schon vergessen , wie er dich Jahre lang behandelt hat und dabei bist du nur eine Muggelgeborene. Was meinst du wird er dann erst bei richtigen Muggeln machen?" „Hört auf", unterbrach Harry die zwei Streithähne, „wir haben jetzt wirklich andere Probleme. Außerdem werde ich jetzt ins Bett gehen, ich muss nachdenken. Gute Nacht. Schlaf gut Ginny." Er drückte ihr noch einen Gutenachtkuss auf den Mund, dann ging er in den Schlafsaal und legte sich hin.
Er dachte nocheinmal über all die Geschehnisse des Tages nach. Seine Mum war vergewaltigt worden... Es war kaum zu glauben, er und Malfoy waren tatsächlich Brüder... Und Voldemord war so etwas wie ein Onkel, das konnte doch nicht wahr sein. Neben dem Entsetzen über diese „Neuigkeiten", spürte er aber auch eine irrsinnige Wut und ein Hass besonders auf Lucius Malfoy aufsteigen. Wie hatte er seiner mutter das nur antun können. Und dann ertappte er sich auch wieder dabei, wie er Mitleid empfand. Mitleid für Draco Malfoy... Immerhin hatte er noch mehr zu verdauen als er selbst. Harry wusste nicht was er tun würde , wenn er an seiner Stelle wäre. Er wusste ja nicht mal selbst was er , Harry tun sollte. Es war wirklich gefährlich und wahrscheinlich sein sicheres Todesurteil , abzuwarten würde aber das Gleiche bezwecken. Eigentlich hatte sein Entschluss schon von Anfang an fest gestanden: Er würde sich Voldemord in den Weg stellen, er würde kämpfen und wenn nötig wenigstens einen Würdevollen Tod sterben.
Einige Räume entfernt lag ein anderer Junge mit ähnlichen Problemen in seinem Bett und dachte nach. Sein Leben lang hatte Draco gedacht genau zu wissen wer und was er ist. Und mit einem Schlag war alle Gewissheit auf seine Zukunft in Luft aufgelöst. Er hatte sich immer gewünscht , dass es irgendeinen Ausweg von den Plänen seines Vaters geben würde. Aber jetzt da es unmissverständlich eine gab, beängstigte es ihn irgendwie. Nie hätte er es für möglich gehalten , dass seine richtige Mutter ein Schlammblut gewesen wäre. Und nun, da er immer über sie hergezogen hatte, fühlte er sich bei dem Wort Schlammblut richtig schuldig. Ironie des Schicksals dachte er säuerlich. Und es gab natürlich noch eine Frage , die ihn beschäftigte. So schwer es auch zu glauben war , er war der Auserwählte der Lichtseite. Es war sein Schicksal ! Doch sollte er sich wirklich gegen den dunklen Lord stellen, gegen seinen Vater und gegen alles , mit dem er aufgewachsen war. Er kannte doch genauer genommen gar nichts anderes. Wenn er sich dafür entschied , wäre das sein sicherer Tod, davon war Draco fest überzeugt, doch wenn er es nicht tat würde er sich gegen seine Bestimmung stellen und sich sein Leben lang schuldig und feige fühlen. Und genau das wäre es auch. Feige und bequem! Er hatte sich doch immer so eine Change gewünscht, vor allem am Tag zuvor. Es würde nämlich nicht nur die Change für eine Flucht aus dem Leben eines Todessers und der ständigen Kontrolle seines grausamen Vaters, dem er nach all dem was er heute gehört hatte wahrscheinlich nie wieder in die Augen sehen konnte bedeuten, es würde auch eine Change für eine Liebe mit jemandem wie Hermine Granger bedeuten... Sein Entschluss stand nun felsenfest: Er würde seine Bestimmung annehmen und sich gegen seinen Vater, gegen die Todesser und gegen Voldemord stellen. Er würde vielleicht dabei drauf gehen, aber er würde es riskieren, er würde kämpfe! Koste es was es wolle...
In dieser Nacht schlief Hermine sehr unruhig. Was war in der Bibliothek nur geschehen? Wie hatte sie sich nur von Malfoy küssen lassen können? Und warum hatte er das überhaupt gemacht? War es nur wieder eines seiner kleinen Spielchen oder war dieser Kuss ehrlich gewesen? Und warum hatte er sich über diesen Kristall informieren wollen? Diese und ähnliche Fragen quälten sie die ganze Nacht hindurch.
„Aufstehen, du willst doch nicht zu spät zum Unterricht kommen?" Erschrocken riss Hermine die Augen auf und sah direkt in das lachende Gesicht von Pavati Patil. „Du siehst ja schlimm aus", meinte Pavarti noch, „hast du gar nicht geschlafen oder warum hast du solche Augenringe." „Erstens danke für das Kompliment", Hermine sah sie gespielt böse an, „und zweitens ; natürlich habe ich geschlafen, nur eben irgendwie nicht so viel." Pavarti zuckte nur noch mit den Schultern und ging dann in den Speisesaal. Verschlafen betrachtete sich Hermine im Spiegel. Ihr Anblick war wirklich mehr als jämmerlich. Sie war blass und hatte riesige , schwarze Augenringe.
Schnell zog sie sich an und ging ebenfalls hinunter zum Früstück. Ron , Harry und Ginny saßen schon da. „Morgen Herm", gähnte Ron , während Harry und Ginny ,die miteinander abgelenkt waren, nichts sagten. „Und", flüsterte Ron jetzt, „was hast du rausgefunden?" Hermine sah ihn verblüfft an. „Na über den Stein", half er ihr auf die Sprünge, „du musst ja die ganze Nacht gebüffelt haben, scheinst ja nicht viel geschlafen zu haben!"
Hermine sah ihn verärgert an. Wenn sogar Ron das aufgefallen war, dann musste sie wirklich aussehen wie ein Zombie. „Ja das habe ich", sagte sie etwas verstimmt, „war nicht so leicht zu finden." „Und?", wollte Ron wissen, der allmählich neugierig wurde. „Ach das erklär ich euch später." Ron zuckte mit den Schultern und begann dann sich ein Brötchen nach dem anderen auf den Teller zu legen und zu verzerren. Auf einmal stoppte er. „Sag mal", meinte er , „is dir eigentlich aufgefallen , dass Malfoy die ganze Zeit herstarrt? Ich hoffe er plant nicht schon wieder eine seiner Gemeinheiten." „Was", fragte Hermine ungläubig und starrte an den Slytherintisch. Tatsächlich. Draco Malfoy starrte sie genau an.
Als er jedoch bemerkte , dass er entdeckt wurde tat er als wäre es Zufall und begann ein Gespräch mit Goyle. Doch in Wirklichkeit war er mit seinen Gedanken bei Hermine.
„Hier", sagte Hermine und gab Harry einen kleinen zettel, „das hab ich über diesen Kristall rausgefunden." Da sie in der Nacht zuvor ohnehin nicht schlafen konnte, hielt sie es für das Beste sich abzulenken und schrieb alle Informationen , die sie über den Kristall herausgefunden hatte auf. Stirnrunzelnd betrachtete Harry den Zettel. Das sah gar nicht gut aus! Aber nun musste er sich auf den Unterricht vorbereiten.
Zusammen mit Hermine und Ron machte sich Harry auf den Weg zu den Kerkern. Das Schuljahr begann ja schon mal gut. Erste Stunde Zaubertränke mit Snape und den Slytherings. Er konnte einfach nicht verstehen, warum die Slytherins und die Griffindors Jahr für Jahr wieder zusammen Zaubertränke hatten. Es war immerhin kein Geheimnis dass sich diese beiden Häuser zutiefst verabscheuten. Doch was Harry am meisten störte , war die Tatsache Draco Malfoys Gesicht sehen zu müssen. Das hämische Grinsen, wenn er ihn und seine Freunde runter machte. Die arrogante Art , die er besaß wenn er von seinen sogenannten Freunden umgeben war und sich mit ihnen über „Schlammblüter"lustig machte. All das und noch vieles mehr war der Grund , warum er Draco Malfoy , dessen Vater ein hochrangiger Todesser war hasste.
Als sie das Klassenzimmer betraten , saß Snape schon auf seinem Stuhl und starrte sie schlechtgelaunt an. „Am Besten sagst du die nächsten 45 Minuten nichts solange du nicht gefragt wirst", flüsterte Hermine Harry zu , die Snapes Blick aufgefangen hatte. Harry nickte nur und lies sich dann wortlos zwischen Hermine und Ron auf einen Stuhl fallen.
Snape stand auf. „Nachdem nun auch letzten Nachzügler eingetroffen sind", begann er und warf Harry , Ron und Hermine garstige Blicke zu, „können wir ja mit dem Unterricht beginnen... Ach ja", er sah abwechselnd zu Harry und Draco, „Potter und Malfoy, Sie sollen sich bei Professor Dumbledore melden, sofort!" Harry und Draco warfen sich angewiderte, aber auch fragende Blicke zu. Was wollte Dumbledore von ihnen? Noch hatten sie nicht gegen die geringste Regel verstoßen . Wollte er vielleicht schon mal vorsorgen, dass sie sich nicht duellierten ? Nein , das war auch mehr als unwahrscheinlich. Es musste etwas anderes sein, aber was?
Fast gleichzeitig standen Draco und Harry , die sich noch immer hasserfüllte Blicke zuwarfen auf und gingen zur Tür hinaus. Als sie die Treppen zu Dumbledores Büro hinaufstiegen, sahen sich die beiden weder an noch sprachen sie miteinander. Das war auch gut so, sonst hätten sie sich ohnehin nur wieder beschimpft.
Schon nach kurzer Zeit standen sie vor dem großen, steinernen Adler , der die Treppe zu Dumbledores Büro verbarg. Normalerweise benötigte man ein Passwort , damit der Weg freigegeben wurde, doch diesmal geschah dies von ganz allein.
„Da seit ihr ja", begrüßte Dumbledor die beiden freundlich aber ohne ein Lächeln auf den Lippen, was ziemlich ungewöhnlich für ihn war. Zu Harrys großer Überraschung saß neben Dumbledore eine altbekannte Person. Es war Remus Lupin. Er betrachtete die beiden Jungen , die ihm nun fragende Blicke zuwarfen genau. Es war offensichtlich , dass es sich um eine Ernste Sache handeln musste. „Nun ihr kennt bestimmt noch Remus Lupin", sagte Dumbledore , „er hat euch etwas sehr wichtiges und ernstes zu erzählen und ich möchte , dass ihr ihn nicht unterbrecht und ihm bis zum Ende zuhört. Auch wenn euch die Dinge die ihr hören werdet nicht besonders gefallen werden, im Gegenteil. Bitte Remus, bring es ihnen beiden schonend bei. Ich habe noch etwas zu erledigen." Damit verlies er besorgt das Zimmer und überlies so Lupin das Wort.
„Ich versuche es", meinte Lupin und man konnte ihm ansehen, dass er nur sehr ungern über dieses Thema sprach. Er deutete auf zwei , große blaue Sessel vor ihm. „Setzt euch lieber, das könnte etwas länger dauern." „Ihr wundert euch bestimmt, was ich euch zu sagen haben könnte, was Professor Dumbledor nicht viel besser könnte. Das liegt daran, dass die Person , um die es vorerst geht , mir diese Geschichte , diese schreckliche Erfahrung im Vertrauen gesagt hat. Professor Dumbledore weiß natürlich auch um was es geht, hielt es aber für besser , wenn ich es euch persönlich erzähle."Harry und Draco sahen ihn nur interessiert an.
„Ihr habt bestimmt von dem Anschlag , der vor einigen Tagen ausgeübt wurde und den verantwortlichen Stein gehört." Die Jungen nickten. „Nun und ihr wisst auch bestimmt , was es mit dem Stein auf sich hat." Sie nickten wieder. „Es ist kein Geheimnis mehr, dass der Auserwählte des Schattenkristalls niemand anderes ist als der Dunkle Lord. Nun stellt sich also die Frage wer der Auserwählte des Lichtkristalls ist. Was ich euch jetzt erzähle wird vorerst ein Schock sein, für jeden von euch." Er sah die Beiden prüfend an.
„Und eigentlich wollte ich es euch auch nicht sagen, zumindest noch nicht, aber die momentane Lage zwingt mich förmlich dazu euch einzuweihen...", er pausierte und holte noch einmal tief Luft , um dann etgültig anzufangen. „Wie ihr wisst waren eure Eltern zusammen auf dieser Schule. Und sie haben sich gehasst, wie ihr euch sicher schon denken konntet. Eine besondere , sagen wir Abneigung, hatte dein Vater , Draco, gegen Lili Evans , deine Mutter. Der Grund dafür liegt auf der hand , sie war eben eine Muggelgeborene. Als die beiden älter wurden, verliebte sich Lucius allerdings in Lili. Zumindest schien es so, obwohl ich nicht glaube dass es Liebe war, ich denke es war eher ein Verlangen nach ihr. Immerhin war sie ein sehr hübsches Mädchen. Doch sie konnte nicht über die jahrelangen Beleidigungen und Demütigungen, die er ihr angetan hatte hinweg sehen und entschied sich für James Potter, den sie schließlich auch heiratete. Und obwohl Lucius inzwischen mit Narzissa verheiratet war, konnte er nicht akzeptieren einen Korb bekommen zu haben. Dann bei einer Art Klassentreffen vor etwa 16 Jahren geschah es. Lucius passte sie ab , als sie auf dem Weg zur Toilette war und...",, er machte eine Pause und atmete tief durch, es war offensichtlich dass es ihm schwer viel darüber zu reden. Schließlich fasste er sich ein Herz und redete langsam weiter: „er passte sie wie gesagt ab und... und vergewaltigte sie."
„ER HAT WAS?!", brüllte Harry , der außer sich von seinem Sessel aufgesprungen war. Er konnte es nicht fassen. Konnte das wirklich wahr sein? Und warum war das bis heute nie rausgekommen? Wie konnte es dieser Mistkerl Malfoy nur wagen seiner Mutter etwas so grausames anzutun. Wütend starrte er zu Draco. Auch der sah ihn entsetzt an , hielt sich aber zurück. Er hatte immer gewusst, dass sein Vater kein Engel war und seiner Mutter auch nicht treu war, aber dass er jemanden vergewaltigt hatte, noch dazu Lili Potter , hätte er nie gedacht. Nein, das konnte nicht stimmen.
„Wie können Sie es wagen meinem Vater so etwas widerliches zu unterstellen?", fragte er in einem bedrohlichen Ton, „das kann auf keinen Fall stimmen. „Leider doch", sagte Lupin trocken, „und das war noch nicht alles. Harry ich verstehe du außer dir bist aber ich bitte dich setz dich hin und hör dir den Rest an. Der ist zwar nicht weniger schockierend , aber äußerst wichtig."
Stumm setzte sich Harry wieder hin und sah Lupin fragend an. „Das blieb nicht ohne Folgen", fuhr er tonlos fort, „Lili wurde schwanger." Harry starrte ihn jetzt noch entsetzter an und auch Draco konnte seine Bestürztheit nicht mehr verbergen. „Da sie James nichts von dem Vorfall erzählen wollte, um ihn nicht zu beunruhigen , erzählte sie ihm sie sei von ihm schwanger. Er freute sich natürlich riesig darüber Vater zu werden... Als Lucius allerdings davon erfuhr , war er schon davon überzeugt, dass das Kind von ihm war und führte zusätzlich noch einen Schwangerschaftstestzauber aus. Dieser bestätigte sich. Da sich herausstellte , dass Narzissa unfruchtbar war und er nun keinen Erben bekommen konnte, kam ihm das mehr als gelegen. Er entführte Lili und unterzog sie einem grausamen und schmerzhaften schwarzen Ritual."
Wieder pausierte er und sah in Harrys entsetztes und Dracos versteinerte Gesicht. „Eines der schmerzhaftesten überhaupt", fuhr er gefasst fort, „Er verursacht das Gefühl von tausenden von Messerstichen am ganzen Körper und das für Stunden. Es bewirkte dass das ungeborene Baby in Lilis Bauch , auf Narcissa, die ja eigentlich keine Kinder bekommen konnte überging. Damit es, zumindest offiziell ein echter, ehrenhafter Malfoy sein würde."Wieder machte er eine Pause. Harry und Draco sahen sich eisig an. Sie wussten was das zu bedeuten hatte, so furchtbar es auch war , es konnte nur eine Bedeutung haben... „Da Lili James ja von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte , musste Lili noch einmal schwanger werden, diesmal allerdings von James. Also wandte Lucius einen Fruchtbarkeitszauber an , der dafür sorgen sollte, dass Lili in der nächsten gemeinsamen Nacht mit James , schwanger werden würde. Und das funktionierte auch. Beide Frauen trugen ihre Söhne aus..."
„Oh mein Gott", flüsterte Harry fassungslos, „das kann doch nicht wahr sein." Nun meldete sich auch Draco zu wort , der bis jetzt nur mit steinerner Miene dagesessen und zugehört hatte. „Das bedeutet also", sagte er tonlos, „das bedeutet also, dass wir...",er sah zu Harry, „dass wir eigentlich Brüder sind." Lupin nickte. „Warum hat sie sich das gefallen lassen?", schrie Harry wütend, „warum hat sie den Scheißkerl nicht angezeigt?" „Das hab ich sie auch gefragt und sie meinte, dass es nichts bringen würde, sie wollte sich nicht noch einmal unnötig damit quälen. Ich bin die einzige Person, der sie es erzählt hat und ich musste ihr versprechen, dass ich es niemandem weitererzähle."
„Das hast du aber verdammt nochmal!", fiel ihm Harry ins Wort, der nicht fassen konnte, wie er so ein Versprechen nur brechen konnte.
„Ja das habe ich", fuhr Lupin fort, „aber aus einem ganz bestimmten , wichtigen Grund. Einem Grund der euch beide betrifft." Harry lies sich niedergeschlagen und mit bösen Vorahnungen auf das was jetzt kommen würde zurück in den Sessel fallen. „Schön", redete Lupin weiter, „dann kommen wir zu dem eigentlichem Grund wegen dem ihr hierhergerufen wurdet. Tom Riddle, der Vater des dunklen Lords , war bekannter weise ein Muggel und dieser Muggel hatte einen Halbbruder, von dem kaum einer etwas wusste. Sein Name war Jonathan Evans..." „Nein", flüsterte Harry schwach , „erzähl mir jetzt bitte nicht , dass Volde.. ich mein du-weißt-schon-wer der Cousin meiner Mutter war. Nicht auch noch das." „Leider", fuhr Lupin niedergeschlagen fort, „leider würde ich lügen , wenn ich das Gegenteil behaupten würde."
Er sah zu wie Harry fassungslos , die Hände vors Gesicht hielt und fuhr fort. „Und es kommt noch etwas... Lili wäre die Auserwählte des Lichtkristalls gewesen. Also die einzige, die ihn hätte stoppen können. Du-weißt-schon-wer fand heraus dass er noch einen Onkel hatte und er fand auch heraus, dass dessen Tochter die Auserwählte der Lichtseite war. Darum tötete er sie... und darum versuchte er auch dich umzubringen, obwohl du noch ein Baby warst, von Draco wusste er ja nichts, sonst hätte er auch ihn versucht zu töten. Ihm war klar, dass du Harry der rechtmäßige Erbe der Auserwählten sein würdest... , genau wie du , Draco."
Draco sah ihn ungläubig ins Gesicht und schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich", sagte er, „diese ganze Geschichte hört sich für mich an wie ein schlechtes Märchen." „Wenn es dich so nicht überzeugt , wiederhole ich die ganze Geschichte gern noch einmal unter dem Einfluss von Veritasserum", sagte er ruhig. „Also sind Malfoy und ich die Auserwählten des Lichtsteins oder wie das Ding heißt", unterbrach Harry die beiden. „Ja , das seit ihr. Ihr seit die Einzigen, die sich Voldemord in den Weg stellen können." Erschrocken drehten sich Harry , Draco und Lupin um. In der Tür stand Albus Dumbledore. „Ich dachte mir ich könnte mal wieder vorbeisehen", meinte er mit einem Lächeln und setzte sich auf seinen Sessel. „Wie ich sehe hat euch Remus inzwischen aufgeklärt", stellte er ruhig fest und sah in die fassungslosen Gesichter der Jungen. „Professor , ist das wirklich wahr? Ist das..", er sah Draco ungläubig an, „...ist das wirklich mein, ... mein Bruder." „Ja Harry, das ist die Wahrheit", sagte er , „ihr beiden seit Brüder."
„Ich weiß, die Frage , die ich euch jetzt stellen muss, kommt in Hinsicht auf die Verwirrtheit, die ihr bestimmt empfindet sehr plötzlich, aber ich muss sie in Anbetracht der Lage und der wenigen Zeit, die wir haben, denn es kommt auf jede Minute an, trotzdem stellen... Ihr wisst nun , dass ihr die beiden Auserwählten seit und es eigentlich eure Bestimmung ist euch Voldemord in den Weg zu stellen. Seit ihr auch bereit dafür diese verantwortungsvolle und gefährliche Aufgabe zu übernehmen? Ich weiß welche Last das darstellen wird und ich würde das unter normalen Umständen nie von euch verlangen, aber leider sind das keine Normalen , sondern extreme Ausnahmezustände , die vielen Leuten das Leben kosten werden." „Soll das ein Witz sein?", rutschte es Harry heraus, „wie können Sie erwarten, dass Draco Malfoy auch nur einen Finger krumm machen würde um auch nur einem Muggel zu retten? Sein Vater ist einer von Voldemords treusten Todessern. Und es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn er seinem Vater nacheifern würde!" „Ach ja?", fuhr ihn Draco mit einem bedrohlichem Unterton an, „und woher willst du wissen, dass mein Vater ein Todesser ist?" „Also ich bitte dich, für wie blöd hältst du mich eigentlich?" „Muss ich darauf antworten?.." „Schluss jetzt!", schaltete sich Lupin ein. „Wozu", fragte Harry wütend, „ es ist doch völlig klar , dass er nach seinem Vater kommt!" „Oder nach seiner Mutter,"Dumbledore sah ihn durchdringend an, „ich kann euch leider nicht viel Bedenkzeit geben. Ihr müsst euch innerhalb der nächsten 24 Stunden entscheiden. Ich erwarte euch morgen , in der erste Stunde in meinem Büro. Harry du kannst gehen , Draco, du bleibst bitte noch hier."
„Auf wiedersehen, Professor", verabschiedete sich Harry und ging nachdenklich zurück in den Unterricht. „Sie wollten mich sprechen, Professor?", fragte Draco mit finsterer Miene. „Ich weiß dass diese Situation nicht leicht für dich ist. Immerhin hast du heute erfahren , für welch grausame Tat dein Vater verantwortlich ist und wer deine richtige Mutter ist... Ich weiß auch , dass dein Vater nicht gerade begeistert davon wäre , wenn du dich für deine Bestimmung entscheidest. Ich bitte dich aber trotzdem dir diese Entscheidung nicht duch die Pläne deines Vaters abnehmen lässt." „Das werde ich nicht", sagte er , „aber warum reden sie mit mir und nicht mit Potter. Er hat immerhin erfahren , dass er mit dem dunklen Lord verwandt ist... Ach ja und mit mir, das muss ein besonderer Schock für ihn gewesen sein!" „Es tut mir Leid das sagen zu müssen, aber Harry ist derartige Katastrophen inzwischen gewöhnt, natürlich nicht von solchem Ausmaß. Außerdem redet Remus mit ihm. Geh nun zurück in den Unterricht ...und lass dich bei deiner Entscheidung nicht beeinflussen." Draco nickte , „auf wiedersehen." Damit verlies er das Büro und ging zurück zum Unterricht.
„Du bist was!", schrie Ginny entsetzt als Harry am Abend ihr, Hermine und Ron von dem Gespräch mit Lupin und Dumbledore erzählte. „Malfoys Bruder und der Auserwählte des Lichtkristalls", antwortete Harry sachlich aber mit einem säuerlichen Unterton. „Ich kann das einfach nicht glauben", sagte Ron , „ich meine du und Malfoy und du-weißt-schon-wer... Dieses Arschloch von Lucius Malfoy." „Was willst du jetzt tun", fragte Hermine einfühlsam. „Na was wohl , einer muss doch etwas gegen Voldemord unternehmen. Meinst du vielleicht Malfoy übernimmt das?", antwortete er . „oh nein , das wirst du auf gar keinen Fall machen!", rief Ginny entsetzt aus, „das ist viel zu gefährlich, da kannst du dich auch gleich umbringen." „Das würde ich tun , wenn ich mich ihm nicht entgegen stelle. Er wird mich so oder so umbringen. Aber wenn ich kämpfe hab ich wenigstens versucht etwas daran zu ändern, wenn nicht wäre das als würde ich tatenlos und feige auf einen jämmerlichen Tod warten." „Nein , Harry Liebling tu das nicht! Du darfst das auf keinen Fall tun!", sagte sie nocheinmal. Er küsste sie sanft auf die Stirn. „Hab ich denn eine Wahl? Es ist meine Bestimmung und gegen die sollte ich mich doch nicht stellen, oder?" „Gut", sagte Hermine schließlich, „aber wir helfen dir, wir werden dich unterstützen, und dich und Draco nicht allein lassen." „Draco?", fragte Ron misstrauisch, „seit wann nennst du ihn denn Draco? Und überhaupt wird er keine Unterstützung brauchen, weil er nämlich kneifen und zur dunklen Seite wechseln wird." „Das glaub ich nicht", antwortete Hermine nur. „Was soll das?", fragte Ron , „hast du schon vergessen , wie er dich Jahre lang behandelt hat und dabei bist du nur eine Muggelgeborene. Was meinst du wird er dann erst bei richtigen Muggeln machen?" „Hört auf", unterbrach Harry die zwei Streithähne, „wir haben jetzt wirklich andere Probleme. Außerdem werde ich jetzt ins Bett gehen, ich muss nachdenken. Gute Nacht. Schlaf gut Ginny." Er drückte ihr noch einen Gutenachtkuss auf den Mund, dann ging er in den Schlafsaal und legte sich hin.
Er dachte nocheinmal über all die Geschehnisse des Tages nach. Seine Mum war vergewaltigt worden... Es war kaum zu glauben, er und Malfoy waren tatsächlich Brüder... Und Voldemord war so etwas wie ein Onkel, das konnte doch nicht wahr sein. Neben dem Entsetzen über diese „Neuigkeiten", spürte er aber auch eine irrsinnige Wut und ein Hass besonders auf Lucius Malfoy aufsteigen. Wie hatte er seiner mutter das nur antun können. Und dann ertappte er sich auch wieder dabei, wie er Mitleid empfand. Mitleid für Draco Malfoy... Immerhin hatte er noch mehr zu verdauen als er selbst. Harry wusste nicht was er tun würde , wenn er an seiner Stelle wäre. Er wusste ja nicht mal selbst was er , Harry tun sollte. Es war wirklich gefährlich und wahrscheinlich sein sicheres Todesurteil , abzuwarten würde aber das Gleiche bezwecken. Eigentlich hatte sein Entschluss schon von Anfang an fest gestanden: Er würde sich Voldemord in den Weg stellen, er würde kämpfen und wenn nötig wenigstens einen Würdevollen Tod sterben.
Einige Räume entfernt lag ein anderer Junge mit ähnlichen Problemen in seinem Bett und dachte nach. Sein Leben lang hatte Draco gedacht genau zu wissen wer und was er ist. Und mit einem Schlag war alle Gewissheit auf seine Zukunft in Luft aufgelöst. Er hatte sich immer gewünscht , dass es irgendeinen Ausweg von den Plänen seines Vaters geben würde. Aber jetzt da es unmissverständlich eine gab, beängstigte es ihn irgendwie. Nie hätte er es für möglich gehalten , dass seine richtige Mutter ein Schlammblut gewesen wäre. Und nun, da er immer über sie hergezogen hatte, fühlte er sich bei dem Wort Schlammblut richtig schuldig. Ironie des Schicksals dachte er säuerlich. Und es gab natürlich noch eine Frage , die ihn beschäftigte. So schwer es auch zu glauben war , er war der Auserwählte der Lichtseite. Es war sein Schicksal ! Doch sollte er sich wirklich gegen den dunklen Lord stellen, gegen seinen Vater und gegen alles , mit dem er aufgewachsen war. Er kannte doch genauer genommen gar nichts anderes. Wenn er sich dafür entschied , wäre das sein sicherer Tod, davon war Draco fest überzeugt, doch wenn er es nicht tat würde er sich gegen seine Bestimmung stellen und sich sein Leben lang schuldig und feige fühlen. Und genau das wäre es auch. Feige und bequem! Er hatte sich doch immer so eine Change gewünscht, vor allem am Tag zuvor. Es würde nämlich nicht nur die Change für eine Flucht aus dem Leben eines Todessers und der ständigen Kontrolle seines grausamen Vaters, dem er nach all dem was er heute gehört hatte wahrscheinlich nie wieder in die Augen sehen konnte bedeuten, es würde auch eine Change für eine Liebe mit jemandem wie Hermine Granger bedeuten... Sein Entschluss stand nun felsenfest: Er würde seine Bestimmung annehmen und sich gegen seinen Vater, gegen die Todesser und gegen Voldemord stellen. Er würde vielleicht dabei drauf gehen, aber er würde es riskieren, er würde kämpfe! Koste es was es wolle...
