Disclaimer: Alle Rechte gehören den Machern von seaQuest DSV. Diese
Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Ähnlichkeiten mit real
existierenden Personen, Schauplätzen und Geschehnissen waren nicht
beabsichtigt und stehen auch nicht mit diesen in Verbindung. Die
Verantwortlichen dieser Fanfic haben auch keinen Verdienst daran.
Der lange Weg zur Wahrheit Story by Diana Written by Yury Julian
Das beständige Piepsen holte ihn aus der tiefen Dunkelheit der Bewusstlosigkeit langsam zurück. Doch was war diesen Piepsen und warum störte es ihn so sehr. Seine Glieder wirkten schwer und unheimlich steif. Er wollte nicht aufwachen, denn er wusste nicht was ihn erwarten würde. Etwas schreckliches war geschehen, doch die Erinnerung daran sollte so tief wie möglich verborgen bleiben. Nichts und niemand sollte ihn aus diesem friedlichen Zustand zurück holen. Hier war er sicher, hier war er geborgen.
Von rechts zog ein kühler Windhauch über sein Gesicht. Eine Haarsträhne wurde ihm ins Auge geblasen und kurz darauf von einer warmen Hand zur Seite geschoben. Die Berührung war kurz aber dennoch zart und sanft. Ein nie gekanntes Gefühl schien sich in ihm hocharbeiten zu wollen. Der Besitzer dieser warmen Hand erhob sich und schloss anscheinend das Fenster. Seine Augen waren noch immer geschlossen und noch immer versuchte er wieder tief im Schlaf zu versinken. Es half nichts. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte die Blindheit davon. Nur verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Es dauerte eine Weile, bis sich sein Blick klärte. Vorsichtig ließ er seinen Kopf zur Seite gleiten. Dort saß ein älterer Mann mit weißgrauem Haar und einem ebensolchen Bart. Er lächelte ihn an. Das Lächeln sollte vertrauenerweckend, ja beruhigend wirken, doch ein Schatten tiefer Besorgnis trübte es. Erneut kam die warme Hand und strich ihm sanft über die Stirn, verharrte einen kleinen Moment auf dem Haaransatz, bis der Mann sie wieder zu sich nahm.
„Wie geht es dir?"fragte er nun.
Kannte er ihn? Er kam ihm vertraut vor, doch wer war er? Als der blonde Teenager in dem Bett nicht antwortete, legte der Mann nur seine Hand auf dessen Schulter. „Ist schon gut. Ruh dich nur aus. Du hast ziemliches Glück gehabt, mein Junge."
Mein Junge? Sollte das sein Vater sein? Nein. Etwas in ihm sagte ihm, dass dies nicht so war. Dennoch herrschte in seinem Inneren ein Gefühl der tiefen Verbundenheit vor.
„Ich werde schnell einen Arzt holen gehen. Du warst ziemlich lange bewusstlos, da ist es besser wenn dieser sofort nach dir sieht." Augenblicklich stand der Mann mit dem Bart auf und verließ das Zimmer.
Nun blieb ihm etwas Zeit zu realisieren was passiert war. Fasste er die Fakten zusammen lagen die Tatsachen auf der Hand. Er war in einem Krankenhaus und den Schmerzen nach zu urteilen, berechtigt. Allerdings wusste er nicht wer dieser Mann war, der hier bei ihm die ganze Zeit über gewacht zu haben schien. Was ihn jedoch am meisten beunruhigte war die Tatsache, sich an nichts erinnern zu können. Wer war er und wie war das hier mit ihm passiert. Das Piepsen der Maschine machte ihn schier wahnsinnig. Unter Aufbringung aller Kräfte, von denen er kaum welche besaß, sah er sich um. Wo war nur der verdammte Stecker dazu. Gerade in dem Moment kamen zwei Männer zu ihm ins Zimmer. Der ihm schon Bekannte eilte sofort wieder auf die Seite des Teenagers und der andere war wohl der von ihm gerufene Arzt. Der Mediziner war ein gedrungener Mann mit Glatze und trug eine randlose Brille hinter der kleine Augen wie Stecknadeln saßen. „Ich bin Dr. Carington."Er streckte ihm die Hand entgegen. Sein Händedruck war kurz aber fest. Kein Vergleich mit der schwachen Hand des blonden Jungen, die dieser kaum heben konnte.
Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtete er dem Teenager nun in die Augen und vergewisserte sich über seine Reflexe. „Verspürst du irgendwelche Schmerzen?"
„Ja."seine Stimme klang krächzend und er bekam kaum einen Ton heraus. Sein Hals kratzte schrecklich, nachdem seine Stimme verklungen war.
„Wo genau? Du musst nicht antworten, wenn es dir noch zu schwer fällt. Blinzeln geht auch. Einigen wir uns auf einmal für ja und zweimal für nein, in Ordnung?"
Der Teenager blinzelte einmal.
„Gut, dann frage ich jetzt wo du Schmerzen hast und du antwortest mir mit ja oder nein. Fangen wir mit dem Kopf an."Ein einzelnes Blinzeln. „Gut, das wundert mich auch nicht. Im Oberkörper?"Zweimal. „Beine?"Ein Blinzeln. „Das rechte?"Ebenfalls einmal. „Was ist mit den Armen?"Der Junge blinzelte erneut einmal. Dr. Carington nahm einen der Arme. Erst jetzt bemerkte der Teenager, dass dieser in Gips eingeschlagen war. Anschließen nahm er den rechten. Dieser war nicht in Gips hatte aber einen dicken Verband. Letztendlich wickelte er eine Binde um den Kopf des Patienten ab. „Sehr schön. Die Wunde scheint gut zu verheilen. Ich sehe mir noch schnell deine Beine an, dann gebe ich dir etwas gegen die Schmerzen und lasse dir etwas zu essen bringen."
„Was werden sie ihm geben? Ich meine gegen die Schmerzen."fragte der ältere Mann besorgt auf dem Stuhl neben dem Bett sitzend. Ganz genau beobachtete er jeden Handgriff des Arztes. Der nun den Verband um das rechte Knie abwickelte.
„Keine Sorge, nichts was ihn wieder einschlafen lässt. Ich glaube das hatte er genug die letzten Tage."Er lächelte in die blauen Augen des Teenagers. „Es wird gleich eine Schwester kommen, die die Verbände erneuert, bis dahin solltest du ruhig liegen blieben. Sie wird dir auch ein Schmerzmittel geben. Ansonsten scheint er in Ordnung zu sein. Ich komme in einigen Stunden wieder und sehe nochmal nach dir, ansonsten hast du ja jemanden, der sich um dich kümmert."Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln in die Richtung des älteren Mannes, der die Hand des Jungen sanft in seiner hielt. Anscheinend sollte dies ihm Mut machen, ihn beruhigen, doch irgendwie schien es nicht ganz die Wirkung in ihm hervorzurufen, wie der Arzt hoffte.
„Vielen Dank, Dr. Carington!"Der ältere Mann begleitete den Mediziner noch zur Tür.
Lächelnd kam er wieder zu dem Teenager ans Bett zurück. Liebevoll strich er ihm durchs Haar. Die blauen Augen des jungen Patienten musterten ihn. Auf den Schmerz in seinem Hals gefasst, versuchte er seine Kräfte zu sammeln. Er musste langsam und vor allem auch leise sprechen. „Ist es normal das ich nicht weiß wer mir hier gegenüber sitzt?"
Unglauben war im Gesicht des älteren Mannes zu lesen. Der Teenager hatte ihn mit seinen Worten erschreckt, das konnte er nur zu deutlich erkennen. „Du weißt wirklich nicht wer ich bin?"
Der Junge schüttelte nur unmerklich den Kopf, doch die Bedeutung war klar.
Der Mann mit dem Bart strich ihm über die Wange. „Das wird wohl von deiner Kopfverletzung kommen. Mein Name ist Nathan Bridger, ich bin der Captain der seaQuest."
Er nickte nur leicht. „Und ich bin?"
„Mein jüngstes Crewmitglied und jemand der mir sehr, sehr viel bedeutet, Lucas."
„Also nicht mein Vater?"
„Rein biologisch nicht, aber du solltest erst ein wenig mehr zu Kräften kommen, bis du hier dich zu sehr mit Fragen quälst. Das hat Zeit. Ich bin gleich wieder bei dir."Captain Bridger stand auf und verließ das Zimmer. Er musste den Arzt suchen. Niemand hatte ihn darauf vorbereitet, dass Lucas nach der schweren Verletzung sein Gedächtnis verloren haben könnte. Glücklicherweise fand er Dr Carington an der Rezeption.
„Sie müssen sich Lucas noch einmal ansehen!"sagte er aufgeregt.
Dr Carington sah ihn verwundert an. „Was ist los?"
„Er scheint sein Gedächtnis verloren zu haben. Weder mich noch seinen Namen wusste er."
„Das war aber nicht anders zu erwarten. Sie müssen ein wenig Geduld haben. Im Moment ist er einfach noch zu schwach als das wir genauere Untersuchungen durchführen können. Mindestens einen Tag sollten wir abwarten. Bleiben sie bei ihm, normalerweise tut es Amnesiepatienten gut Personen aus ihrer unmittelbaren Umgebung bei sich zu haben. Es könnte sein, dass es auch durch das Koma hervorgerufen wurde."
„Und was ist mit seiner Kopfverletzung? Er hat eine schwere Gehirnerschütterung gehabt. Sind sie sich wirklich sicher, dass es bald wieder in Ordnung sein wird."
Dr Carington schob Captain Bridger in die Nähe von Lucas' Zimmer. Keiner von den beiden bemerkte den anderen Mann, der schon seit einigen Tagen hier im Krankenhaus herumlungerte. Er hatte über einen Bericht in der Zeitung von dem Unfall gelesen. Ohne viele Probleme war er hinter das Geheimnis gekommen welche Mannschaftsmitglieder dabei verletzt worden waren. Wo man sie hingebracht hatte, war nicht weiter schwer zu erraten. Wer zur UEO gehörte, kam auch in ein UEO Krankenhaus und davon gab es in New Cape Quest ja nur eines. Was er da an Gesprächsfetzen der beiden Männer mitbekam klang wie Musik in seinen Ohren. Unter den gegebenen Umständen würde es ein leichtes sein, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Leise schloss Nathan die Tür wieder hinter sich. Lucas' Verbände waren von einer Schwester während er mit dem Arzt gesprochen hatte, gewechselt worden.
„Warum isst du denn nichts?"fragte er mit einem Blick auf das Tablett, welches neben dem Bett auf einem kleinen Wagen stand.
„Schmeckt nicht."Lucas blasses Gesicht versank in dem großem Kissen regelrecht.
„Du solltest wirklich etwas essen. Dein Magen braucht wieder etwas feste Nahrung. Die letzten zwei Wochen bist du ausschließlich künstlich ernährt worden. Du bist doch schon so viel zu dünn."lächelte der ältere Mann und ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder. Er nahm Lucas' rechte Hand in die seine und streichelte den Handrücken.
„Zwei Wochen?"Mit geweiteten Augen sah er den Mann an, der die ganze Zeit über bei ihm gewesen zu sein schien.
Nathan nickte. „Dich hat es von allen am schlimmsten erwischt gehabt. Anfangs hielt man dich in einem künstlichen Koma für einige Tage, damit du nicht allzu große Schmerzen ertragen musst und als du dann nicht mehr aufgewacht bist, haben sich alle ziemliche Sorgen um dich gemacht. Ich bin fast verrückt geworden."
„Was ist passiert?"fragte Lucas mit schwacher Stimme. Die Schmerzmittel hatten recht schnell angefangen zu wirken. Er fühlte sich dadurch etwas komisch, aber auch stärker.
Bridgers Blick wurde leicht glasig. Er hatte die letzten beiden Wochen immer wieder versucht diese Bilder aus seinem Gedächtnis zu streichen. Am schlimmsten war, wie sein junges Genie inmitten einer großen Blutlache bewusstlos vor ihm lag und er einfach nichts tun konnte. Er seufzte schwer bevor er letztendlich sich doch ein Herz fasst. „Wir hatten eine Bombe an Bord. Wir wissen noch immer nicht wie sie dahin kam oder wer sie dort positioniert hat, aber der Schaden war enorm."
„Und ich bin direkt in sie rein gelaufen?"
„Nein, sie hätte jederzeit losgehen können. Laut den Untersuchungen war sie mit einem Zeitzünder versehen. Außerdem muss es jemand getan haben, der freien Zugang zum Boot hatte und bei dem es nicht auffallen würde, wenn er unter den Bodenplatten des Moon Pools etwas tut."
„Ich verstehe kein Wort."meinte Lucas.
Bridger lächelte. „Ist ja auch kein Wunder. Du mit deinem Gedächtnisverlust."
„Was ist wenn ich nie mehr wieder meine Erinnerungen zurück bekomme?"Damit sprach Lucas etwas aus, wovor Bridger sich am meisten fürchtete.
„Mach dir mal keine Sorgen. Sobald du etwas kräftiger bist, werden die Ärzte sich um diese Problem kümmern. Und jetzt iss endlich was. Ich will nicht, dass du kurz vor der Genesung vom Fleisch fällst."Der Captain nahm das Tablett und den Löffel in die Hand. „Soll ich dich füttern oder machst du freiwillig mit?"
Lucas nahm mit der rechten Hand den Löffel. Bridger hätte zu gerne den Löffel selbst wieder genommen und ihn wirklich gefüttert, denn der Teenager brauchte lange um überhaupt einen Bissen zu sich zu nehmen. Sein Zustand rief unendliches Leid bei dem älteren Mann hervor. Zu gerne würde er ihn einfach in den Arm nehmen und ihn festhalten, bis alles vorüber war. Er wusste jedoch auch, dass Lucas das nicht wollen würde. Er riss sich zusammen und versuchte so gut es ging seine Gefühle im Zaum zu halten.
„Wie geht es Lucas?"fragte Dr Smith als sie den Captain auf dem Weg zur Offiziersmesse traf. Er musste gerade zurück gekehrt sein.
„Er ist aufgewacht."
Sie musterte ihn genau. „Sie haben eine Mauer! Da ist noch mehr."
Er nickte. „Ja, er kann sich an nichts erinnern. Die Ärzte wollen sich zuerst um seine physischen Verletzungen kümmern, bevor sie sich um seinen Gedächtnisverlust kümmern. Den ganzen Nachmittag über war es, als würde ich mit einem Fremden zusammen sein. Selbst damals, als er auf die Sea Quest kam, war er nicht so distanziert gewesen. Es ist als wäre sein ganzes Wesen bei diesem Anschlag zerstört worden."
„Man hat noch nicht versucht herauszufinden, wie stark die Amnesie ist?"
„Nein. Seine oberflächlichen Verletzungen sind noch zu stark. Er hat wohl auch recht starke Schmerzen und kann sich selbst vollgepumpt mit Drogen kaum bewegen."
„Sie fühlen sich wohl ziemlich hilflos?"Sie hatte ihre Hand tröstend auf seine Schulter gelegt.
„Wie würde es ihnen denn gehen, wenn sie einem ihrer Patienten so viel mehr helfen wollen, aber es nicht können. Ich habe Angst mich ihm zu nähern, weil er mich nicht kennt. Er weiß , dass ich nicht sein Vater bin sondern nur der Captain. Ich will ihn nicht verschrecken. Am Ende entfernt er sich von mir, obwohl ich eigentlich das Gegenteil bewirken wollte."
„Es muss sehr schwer für sie sein. Geben sie ihm Zeit, geben sie sich Zeit. Sie sind völlig überspannt, haben seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen."
Er atmete tief durch. „Vielleicht haben sie recht. Morgen sieht die ganze Sache wieder ganz anderes aus."
Captain Bridger stand bereits vor dem Mag Lev als er sich noch einmal herum drehte. „Würden sie sich einmal Lucas ansehen?"
Sie sah ihn fragend an.
„Ich traue ihnen einfach mehr als den Medizinern im Krankenhaus. Mir würde es wesentlich besser gehen, wenn ich die Diagnose von ihnen höre und nicht von Dr Carington oder einem seiner anderen Kollegen."
„Natürlich. Am Vormittag habe ich zwar noch einiges zu tun, aber ab Mittag bin ich frei.", lächelte Wendy.
Er hatte gewartet bis Nathan Bridger und die Frau mit den dunklen Haaren das Zimmer wieder verlassen hatten, dann ging er selbst hinein. Es wurde Zeit Kontakt aufzunehmen. Tagelang war er die Taktik durch gegangen, mit der er versuchen wollte, den ahnungslosen auf seine Seite zu ziehen. Vorher noch einmal tief durchatmend und die Sicherheit sammelnd, die er benötigen würde, trat er in das Zimmer.
„Hallo Lucas."kam er über das ganze Gesicht strahlend herein. „Mensch, ich sage dir. War gar nicht einfach endlich zu dir vorzudringen!"Er zog den Stuhl an das Bett heran auf dem vor wenigen Minuten noch Captain Bridger gesessen hatte. „Dich soll es ja ganz schön erwischt haben."
Mehr als ein verwundertes Grinsen brachte das Junggenie nicht zustande. „Man hat vergessen dir zu sagen, dass ich mich an nichts und niemanden erinnern kann. Also, wer bist du?"
„Francis!"tat der Mann erstaunt. „Sag bloß, du kannst dich nicht mehr an deinen alten Freund von der Uni erinnern? Wir zwei im Doppelpack haben die Professoren verrückt gemacht. Unsere Projekte waren die besten und unsere Kommilitonen haben wir weit hinter uns gelassen bei unseren Arbeiten." strahlte der Typ den kranken Jungen an.
„Francis?"
„Jepp!"
Captain Bridger hatte er zuvor ein wenig über sich ausgefragt und auch die Ärztin hatte ihm dabei geholfen Lucas über seine Vergangenheit aufzuklären. Der Typ schien dem hingegen nicht zu übertreiben. Auch seine beiden früheren Besucher hatten ihm vorgeschwärmt wie intelligent er sei und warum er auf der seaQuest war. Nur auf die Frage warum keiner seiner Eltern ihn besuchen wollte, wussten sie beide keine Antwort. Dabei hätte es ihn so sehr interessiert wie sie waren. Von welchen Leuten konnte nur so etwas abstammen wie er?
„Und was machst du hier?"fragte Lucas nun. „Nur nachsehen wie es mir geht?"
„Ja auch, aber wir zwei hatten eine Abmachung."
Der Teenager zog die Augenbrauen zusammen. „Eine Abmachung?"
„Ja klar."Francis beugte sich näher zu Lucas und flüsterte nun. „Du batest mich, falls dir jemals etwas passieren sollte euren Captain im Auge zu behalten. Er sei falsch und würde nur oberflächlich einen auf nett und einfühlsam machen."
Lucas lachte verächtlich auf. „Das ist doch Blödsinn!"So wie er den älteren Mann kennen gelernt hatte, konnte er sich das nie im Leben vorstellen. Dann waren da aber auch noch seine Gefühle und Empfindungen, wenn er bei ihm war. Es war absolut unmöglich, dass dieser Mann falsch sein sollte.
„Ich scherze nicht. Es war doch eine Bombe durch die du hier bist. Kommt es dir nicht komisch vor, dass man bisher noch nicht den Täter gefunden hat? Man hat dir doch bereits über die Umstände deiner Verletzung berichtet?"
„Ja, ich weiß Bescheid, was geschehen ist."
„Na bitte. Auf der seaQuest sind überall Überwachungskameras. Warum waren die genau zu dem Zeitpunkt als die Bombe plaziert wurde nicht an?"
„Woher willst du das wissen?"Nun war sein Blick misstrauisch.
„Weil es in der Zeitung stand. Die ganze Welt weiß davon. Unbekannter Täter sprengt ein ganzes Deck in die Luft. Ein Crewmitglied lebensgefährlich verletzt. Die Kameras waren nicht die ganze Zeit über an. Schon seltsam oder? Er ist jedoch der einzigste der jederzeit Zutritt zum Boot hatte und der über alles und jeden herrschend ist. Er benutzt seinen Delphin, um über alle in seiner Mannschaft genauestens Bescheid zu wissen. Sollte ihm je einer auf die Schliche kommen, wird derjenige schnell versetzt. Du hast dich bisher nur mir anvertraut, weil du Angst hattest, du könntest der nächste sein. Im Vertrauen batest du mich darum, falls dir etwas geschehen könnte oder sollte, soll ich dafür sorgen, dass er auffliegt."
„Ich weiß nicht so genau. Auf mich hat er bisher nicht so den Eindruck gemacht."
Francis verzog beleidigt das Gesicht. „Du glaubst mir nicht."
„Das habe ich nicht gesagt, ich meine nur, dass es für mich einfach noch zu früh ist um voreilige Schlüsse zu ziehen. Ich muss mich erst so langsam in meine Bekanntschaften wieder einleben. Bei jedem der hier war habe ich zwar das Gefühl ihn irgendwann einmal gesehen zu haben, aber nicht zu wissen, wann und wo. Jeder ist so nett zu mir und redet als würden wir uns schon ewig kennen. Mag sein, dass das zutrifft, aber nicht für mich. Für mich sind alles hier Fremde, egal was ich innerlich fühle oder nicht."
„Selbst ich als dein bester Freund aus Studientagen?"fragte Francis mit leicht schief gelegtem Kopf.
„Gerade solchen Leuten mistraut er."Nathan Bridger stand unvermittelt in der Tür. „Lucas hat mir nie etwas von einem Unifreund erzählt. Wie kommen sie hier herein?"
Als sich der erste Schock um Francis gelegt hatte, stand dieser auf und wandte sich an den Captain. „Naja, sie kennen doch Lucas. Der ist in manchen Dingen immer etwas eigen gewesen. Seine Freunde hat er nie miteinander bekannt gemacht. Alle bloß weit voneinander fern halten."Er hielt Bridger die Hand hin. „Ich bin Francis Damian. Lucas und ich waren an der Uni Zimmergenossen und haben auch das eine oder andere immer zusammen unternommen."
Zögerlich nahm der seaQuest Captain die Hand des anderen Mannes. Vom Alter her könnte das, was er erzählte, hinkommen. Er schätzte ihn auf Mitte bis Ende zwanzig. Er hatte raspelkurze blonde Haare und um sein Kinn spielte sich der Ansatz eines Bartes. Mit der Rasur hielt er es anscheinend nicht so genau, oder es war gerade Mode unter den jungen Männern.
Lucas betrachtete das Schauspiel eher teilnahmslos. Er wusste nicht was er von den Worten Francis' halten sollte. Auf der anderen Seite schien ihn Bridger nicht zu kennen, aber Bridger war der, der die ganze Zeit bei ihm gewesen war und anscheinend, seit er hier im Krankenhaus lag, auf ihn aufgepasst hatte.
„Da er sich nicht erinnern kann, muss ich vorläufig glauben was sie mir erzählen, aber bitte verstehen sie meine Feindseligkeit. Wir wissen noch immer nicht wer die Bombe auf der seaQuest gelegt hat und aus diesem Grund möchte ich nicht, dass er zu lange allein ist."Dabei zeigte der Captain auf Lucas.
„Warum sind sie zurückgekommen?"fragte Lucas.
„Weil ich vergessen habe zu fragen, ob ich dir irgend etwas von der seaQuest bringen soll? Ich könnte mich in deiner Kabine mal umsehen. Dir fällt hier drinnen doch bestimmt bald die Decke auf den Kopf."
Das war keine schlechte Idee, doch was sollte sich jemand bringen lassen, der nicht wusste, was er alles besaß? „Ich weiß nicht."meinte demnach Lucas dann.
„Soll ich dir eines deiner Bücher bringen oder lieber ein Computerspiel?" Die fürsorglichen Augen Bridgers ließen Zweifel an den Worten von Francis' in Lucas aufkommen. War dieser Mann wirklich für den er sich ausgab? Wenn ja, warum tat der Captain dann alles für ihn? Angeblich soll er ja auch derjenige gewesen sein, der die Bombe gelegt hatte.
„Ich weiß nicht so recht. Keine Ahnung. Am besten bringen sie mit, was sie meinen. Schließlich scheinen sie mich ziemlich gut zu kennen."
Bridger lächelte freundlich. „Gut. Ich werde gleich wieder da sein."Er warf dem jungen Mr Damian einen skeptischen Blick zu. „Werden sie dann ebenfalls noch hier sein?"
„Ich denke schon, sofern es Luke nicht vorzieht mich vorzeitig zu entlassen."sagte er grinsend.
Bridger war nicht wohl bei dem Gedanken seinen jungen Freund so ganz alleine mit diesem Mann zu lassen. Doch was sollte er tun? Sich neben Lucas' Bett setzen und warten bis der andere weg war? Selbst um jemanden kommen zu lassen, der auf den Teenager aufpasste, musste er kurz das Zimmer verlassen, doch die Rettung seiner wilden Gedanken nahte soeben aus dem Aufzug des Hospitals. Piccolo und Dagwood stiegen unsicher aus der Kabine.
Der Captain eilte sofort zu den beiden. „Bitte gehen sie sofort zu ihm rein und passen sie auf den Kerl auf, der bei ihm ist."
„Was für ein Kerl?"Tony legte die Stirn in Falten und sah Bridger verwirrt an.
„Fragen sie nicht, sondern beeilen sie sich. Ich kenne ihn nicht und solange ich nicht mehr über ihn weiß, will ich den Jungen nicht allein mit ihm haben."Nathan zeigte den beiden welche der Türen zu Lucas führte und verließ eilig das Krankenhaus. Sein junges Genie hatte ihm immer von seinen Freunden erzählt. Egal wie gut er nun mit ihnen zurechtkam oder nicht. Da gab es nie Ausnahmen. Etwas stimmte nicht mit Francis Damian und er würde versuchen es so schnell wie möglich herauszufinden. Ihm war nicht entgangen wie der junge Mann die letzten Tage im UEO Krankenhaus herumgelungert hatte. Was wollte er nur von Bridgers Computerexperten?
Der lange Weg zur Wahrheit Story by Diana Written by Yury Julian
Das beständige Piepsen holte ihn aus der tiefen Dunkelheit der Bewusstlosigkeit langsam zurück. Doch was war diesen Piepsen und warum störte es ihn so sehr. Seine Glieder wirkten schwer und unheimlich steif. Er wollte nicht aufwachen, denn er wusste nicht was ihn erwarten würde. Etwas schreckliches war geschehen, doch die Erinnerung daran sollte so tief wie möglich verborgen bleiben. Nichts und niemand sollte ihn aus diesem friedlichen Zustand zurück holen. Hier war er sicher, hier war er geborgen.
Von rechts zog ein kühler Windhauch über sein Gesicht. Eine Haarsträhne wurde ihm ins Auge geblasen und kurz darauf von einer warmen Hand zur Seite geschoben. Die Berührung war kurz aber dennoch zart und sanft. Ein nie gekanntes Gefühl schien sich in ihm hocharbeiten zu wollen. Der Besitzer dieser warmen Hand erhob sich und schloss anscheinend das Fenster. Seine Augen waren noch immer geschlossen und noch immer versuchte er wieder tief im Schlaf zu versinken. Es half nichts. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte die Blindheit davon. Nur verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Es dauerte eine Weile, bis sich sein Blick klärte. Vorsichtig ließ er seinen Kopf zur Seite gleiten. Dort saß ein älterer Mann mit weißgrauem Haar und einem ebensolchen Bart. Er lächelte ihn an. Das Lächeln sollte vertrauenerweckend, ja beruhigend wirken, doch ein Schatten tiefer Besorgnis trübte es. Erneut kam die warme Hand und strich ihm sanft über die Stirn, verharrte einen kleinen Moment auf dem Haaransatz, bis der Mann sie wieder zu sich nahm.
„Wie geht es dir?"fragte er nun.
Kannte er ihn? Er kam ihm vertraut vor, doch wer war er? Als der blonde Teenager in dem Bett nicht antwortete, legte der Mann nur seine Hand auf dessen Schulter. „Ist schon gut. Ruh dich nur aus. Du hast ziemliches Glück gehabt, mein Junge."
Mein Junge? Sollte das sein Vater sein? Nein. Etwas in ihm sagte ihm, dass dies nicht so war. Dennoch herrschte in seinem Inneren ein Gefühl der tiefen Verbundenheit vor.
„Ich werde schnell einen Arzt holen gehen. Du warst ziemlich lange bewusstlos, da ist es besser wenn dieser sofort nach dir sieht." Augenblicklich stand der Mann mit dem Bart auf und verließ das Zimmer.
Nun blieb ihm etwas Zeit zu realisieren was passiert war. Fasste er die Fakten zusammen lagen die Tatsachen auf der Hand. Er war in einem Krankenhaus und den Schmerzen nach zu urteilen, berechtigt. Allerdings wusste er nicht wer dieser Mann war, der hier bei ihm die ganze Zeit über gewacht zu haben schien. Was ihn jedoch am meisten beunruhigte war die Tatsache, sich an nichts erinnern zu können. Wer war er und wie war das hier mit ihm passiert. Das Piepsen der Maschine machte ihn schier wahnsinnig. Unter Aufbringung aller Kräfte, von denen er kaum welche besaß, sah er sich um. Wo war nur der verdammte Stecker dazu. Gerade in dem Moment kamen zwei Männer zu ihm ins Zimmer. Der ihm schon Bekannte eilte sofort wieder auf die Seite des Teenagers und der andere war wohl der von ihm gerufene Arzt. Der Mediziner war ein gedrungener Mann mit Glatze und trug eine randlose Brille hinter der kleine Augen wie Stecknadeln saßen. „Ich bin Dr. Carington."Er streckte ihm die Hand entgegen. Sein Händedruck war kurz aber fest. Kein Vergleich mit der schwachen Hand des blonden Jungen, die dieser kaum heben konnte.
Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtete er dem Teenager nun in die Augen und vergewisserte sich über seine Reflexe. „Verspürst du irgendwelche Schmerzen?"
„Ja."seine Stimme klang krächzend und er bekam kaum einen Ton heraus. Sein Hals kratzte schrecklich, nachdem seine Stimme verklungen war.
„Wo genau? Du musst nicht antworten, wenn es dir noch zu schwer fällt. Blinzeln geht auch. Einigen wir uns auf einmal für ja und zweimal für nein, in Ordnung?"
Der Teenager blinzelte einmal.
„Gut, dann frage ich jetzt wo du Schmerzen hast und du antwortest mir mit ja oder nein. Fangen wir mit dem Kopf an."Ein einzelnes Blinzeln. „Gut, das wundert mich auch nicht. Im Oberkörper?"Zweimal. „Beine?"Ein Blinzeln. „Das rechte?"Ebenfalls einmal. „Was ist mit den Armen?"Der Junge blinzelte erneut einmal. Dr. Carington nahm einen der Arme. Erst jetzt bemerkte der Teenager, dass dieser in Gips eingeschlagen war. Anschließen nahm er den rechten. Dieser war nicht in Gips hatte aber einen dicken Verband. Letztendlich wickelte er eine Binde um den Kopf des Patienten ab. „Sehr schön. Die Wunde scheint gut zu verheilen. Ich sehe mir noch schnell deine Beine an, dann gebe ich dir etwas gegen die Schmerzen und lasse dir etwas zu essen bringen."
„Was werden sie ihm geben? Ich meine gegen die Schmerzen."fragte der ältere Mann besorgt auf dem Stuhl neben dem Bett sitzend. Ganz genau beobachtete er jeden Handgriff des Arztes. Der nun den Verband um das rechte Knie abwickelte.
„Keine Sorge, nichts was ihn wieder einschlafen lässt. Ich glaube das hatte er genug die letzten Tage."Er lächelte in die blauen Augen des Teenagers. „Es wird gleich eine Schwester kommen, die die Verbände erneuert, bis dahin solltest du ruhig liegen blieben. Sie wird dir auch ein Schmerzmittel geben. Ansonsten scheint er in Ordnung zu sein. Ich komme in einigen Stunden wieder und sehe nochmal nach dir, ansonsten hast du ja jemanden, der sich um dich kümmert."Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln in die Richtung des älteren Mannes, der die Hand des Jungen sanft in seiner hielt. Anscheinend sollte dies ihm Mut machen, ihn beruhigen, doch irgendwie schien es nicht ganz die Wirkung in ihm hervorzurufen, wie der Arzt hoffte.
„Vielen Dank, Dr. Carington!"Der ältere Mann begleitete den Mediziner noch zur Tür.
Lächelnd kam er wieder zu dem Teenager ans Bett zurück. Liebevoll strich er ihm durchs Haar. Die blauen Augen des jungen Patienten musterten ihn. Auf den Schmerz in seinem Hals gefasst, versuchte er seine Kräfte zu sammeln. Er musste langsam und vor allem auch leise sprechen. „Ist es normal das ich nicht weiß wer mir hier gegenüber sitzt?"
Unglauben war im Gesicht des älteren Mannes zu lesen. Der Teenager hatte ihn mit seinen Worten erschreckt, das konnte er nur zu deutlich erkennen. „Du weißt wirklich nicht wer ich bin?"
Der Junge schüttelte nur unmerklich den Kopf, doch die Bedeutung war klar.
Der Mann mit dem Bart strich ihm über die Wange. „Das wird wohl von deiner Kopfverletzung kommen. Mein Name ist Nathan Bridger, ich bin der Captain der seaQuest."
Er nickte nur leicht. „Und ich bin?"
„Mein jüngstes Crewmitglied und jemand der mir sehr, sehr viel bedeutet, Lucas."
„Also nicht mein Vater?"
„Rein biologisch nicht, aber du solltest erst ein wenig mehr zu Kräften kommen, bis du hier dich zu sehr mit Fragen quälst. Das hat Zeit. Ich bin gleich wieder bei dir."Captain Bridger stand auf und verließ das Zimmer. Er musste den Arzt suchen. Niemand hatte ihn darauf vorbereitet, dass Lucas nach der schweren Verletzung sein Gedächtnis verloren haben könnte. Glücklicherweise fand er Dr Carington an der Rezeption.
„Sie müssen sich Lucas noch einmal ansehen!"sagte er aufgeregt.
Dr Carington sah ihn verwundert an. „Was ist los?"
„Er scheint sein Gedächtnis verloren zu haben. Weder mich noch seinen Namen wusste er."
„Das war aber nicht anders zu erwarten. Sie müssen ein wenig Geduld haben. Im Moment ist er einfach noch zu schwach als das wir genauere Untersuchungen durchführen können. Mindestens einen Tag sollten wir abwarten. Bleiben sie bei ihm, normalerweise tut es Amnesiepatienten gut Personen aus ihrer unmittelbaren Umgebung bei sich zu haben. Es könnte sein, dass es auch durch das Koma hervorgerufen wurde."
„Und was ist mit seiner Kopfverletzung? Er hat eine schwere Gehirnerschütterung gehabt. Sind sie sich wirklich sicher, dass es bald wieder in Ordnung sein wird."
Dr Carington schob Captain Bridger in die Nähe von Lucas' Zimmer. Keiner von den beiden bemerkte den anderen Mann, der schon seit einigen Tagen hier im Krankenhaus herumlungerte. Er hatte über einen Bericht in der Zeitung von dem Unfall gelesen. Ohne viele Probleme war er hinter das Geheimnis gekommen welche Mannschaftsmitglieder dabei verletzt worden waren. Wo man sie hingebracht hatte, war nicht weiter schwer zu erraten. Wer zur UEO gehörte, kam auch in ein UEO Krankenhaus und davon gab es in New Cape Quest ja nur eines. Was er da an Gesprächsfetzen der beiden Männer mitbekam klang wie Musik in seinen Ohren. Unter den gegebenen Umständen würde es ein leichtes sein, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Leise schloss Nathan die Tür wieder hinter sich. Lucas' Verbände waren von einer Schwester während er mit dem Arzt gesprochen hatte, gewechselt worden.
„Warum isst du denn nichts?"fragte er mit einem Blick auf das Tablett, welches neben dem Bett auf einem kleinen Wagen stand.
„Schmeckt nicht."Lucas blasses Gesicht versank in dem großem Kissen regelrecht.
„Du solltest wirklich etwas essen. Dein Magen braucht wieder etwas feste Nahrung. Die letzten zwei Wochen bist du ausschließlich künstlich ernährt worden. Du bist doch schon so viel zu dünn."lächelte der ältere Mann und ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder. Er nahm Lucas' rechte Hand in die seine und streichelte den Handrücken.
„Zwei Wochen?"Mit geweiteten Augen sah er den Mann an, der die ganze Zeit über bei ihm gewesen zu sein schien.
Nathan nickte. „Dich hat es von allen am schlimmsten erwischt gehabt. Anfangs hielt man dich in einem künstlichen Koma für einige Tage, damit du nicht allzu große Schmerzen ertragen musst und als du dann nicht mehr aufgewacht bist, haben sich alle ziemliche Sorgen um dich gemacht. Ich bin fast verrückt geworden."
„Was ist passiert?"fragte Lucas mit schwacher Stimme. Die Schmerzmittel hatten recht schnell angefangen zu wirken. Er fühlte sich dadurch etwas komisch, aber auch stärker.
Bridgers Blick wurde leicht glasig. Er hatte die letzten beiden Wochen immer wieder versucht diese Bilder aus seinem Gedächtnis zu streichen. Am schlimmsten war, wie sein junges Genie inmitten einer großen Blutlache bewusstlos vor ihm lag und er einfach nichts tun konnte. Er seufzte schwer bevor er letztendlich sich doch ein Herz fasst. „Wir hatten eine Bombe an Bord. Wir wissen noch immer nicht wie sie dahin kam oder wer sie dort positioniert hat, aber der Schaden war enorm."
„Und ich bin direkt in sie rein gelaufen?"
„Nein, sie hätte jederzeit losgehen können. Laut den Untersuchungen war sie mit einem Zeitzünder versehen. Außerdem muss es jemand getan haben, der freien Zugang zum Boot hatte und bei dem es nicht auffallen würde, wenn er unter den Bodenplatten des Moon Pools etwas tut."
„Ich verstehe kein Wort."meinte Lucas.
Bridger lächelte. „Ist ja auch kein Wunder. Du mit deinem Gedächtnisverlust."
„Was ist wenn ich nie mehr wieder meine Erinnerungen zurück bekomme?"Damit sprach Lucas etwas aus, wovor Bridger sich am meisten fürchtete.
„Mach dir mal keine Sorgen. Sobald du etwas kräftiger bist, werden die Ärzte sich um diese Problem kümmern. Und jetzt iss endlich was. Ich will nicht, dass du kurz vor der Genesung vom Fleisch fällst."Der Captain nahm das Tablett und den Löffel in die Hand. „Soll ich dich füttern oder machst du freiwillig mit?"
Lucas nahm mit der rechten Hand den Löffel. Bridger hätte zu gerne den Löffel selbst wieder genommen und ihn wirklich gefüttert, denn der Teenager brauchte lange um überhaupt einen Bissen zu sich zu nehmen. Sein Zustand rief unendliches Leid bei dem älteren Mann hervor. Zu gerne würde er ihn einfach in den Arm nehmen und ihn festhalten, bis alles vorüber war. Er wusste jedoch auch, dass Lucas das nicht wollen würde. Er riss sich zusammen und versuchte so gut es ging seine Gefühle im Zaum zu halten.
„Wie geht es Lucas?"fragte Dr Smith als sie den Captain auf dem Weg zur Offiziersmesse traf. Er musste gerade zurück gekehrt sein.
„Er ist aufgewacht."
Sie musterte ihn genau. „Sie haben eine Mauer! Da ist noch mehr."
Er nickte. „Ja, er kann sich an nichts erinnern. Die Ärzte wollen sich zuerst um seine physischen Verletzungen kümmern, bevor sie sich um seinen Gedächtnisverlust kümmern. Den ganzen Nachmittag über war es, als würde ich mit einem Fremden zusammen sein. Selbst damals, als er auf die Sea Quest kam, war er nicht so distanziert gewesen. Es ist als wäre sein ganzes Wesen bei diesem Anschlag zerstört worden."
„Man hat noch nicht versucht herauszufinden, wie stark die Amnesie ist?"
„Nein. Seine oberflächlichen Verletzungen sind noch zu stark. Er hat wohl auch recht starke Schmerzen und kann sich selbst vollgepumpt mit Drogen kaum bewegen."
„Sie fühlen sich wohl ziemlich hilflos?"Sie hatte ihre Hand tröstend auf seine Schulter gelegt.
„Wie würde es ihnen denn gehen, wenn sie einem ihrer Patienten so viel mehr helfen wollen, aber es nicht können. Ich habe Angst mich ihm zu nähern, weil er mich nicht kennt. Er weiß , dass ich nicht sein Vater bin sondern nur der Captain. Ich will ihn nicht verschrecken. Am Ende entfernt er sich von mir, obwohl ich eigentlich das Gegenteil bewirken wollte."
„Es muss sehr schwer für sie sein. Geben sie ihm Zeit, geben sie sich Zeit. Sie sind völlig überspannt, haben seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen."
Er atmete tief durch. „Vielleicht haben sie recht. Morgen sieht die ganze Sache wieder ganz anderes aus."
Captain Bridger stand bereits vor dem Mag Lev als er sich noch einmal herum drehte. „Würden sie sich einmal Lucas ansehen?"
Sie sah ihn fragend an.
„Ich traue ihnen einfach mehr als den Medizinern im Krankenhaus. Mir würde es wesentlich besser gehen, wenn ich die Diagnose von ihnen höre und nicht von Dr Carington oder einem seiner anderen Kollegen."
„Natürlich. Am Vormittag habe ich zwar noch einiges zu tun, aber ab Mittag bin ich frei.", lächelte Wendy.
Er hatte gewartet bis Nathan Bridger und die Frau mit den dunklen Haaren das Zimmer wieder verlassen hatten, dann ging er selbst hinein. Es wurde Zeit Kontakt aufzunehmen. Tagelang war er die Taktik durch gegangen, mit der er versuchen wollte, den ahnungslosen auf seine Seite zu ziehen. Vorher noch einmal tief durchatmend und die Sicherheit sammelnd, die er benötigen würde, trat er in das Zimmer.
„Hallo Lucas."kam er über das ganze Gesicht strahlend herein. „Mensch, ich sage dir. War gar nicht einfach endlich zu dir vorzudringen!"Er zog den Stuhl an das Bett heran auf dem vor wenigen Minuten noch Captain Bridger gesessen hatte. „Dich soll es ja ganz schön erwischt haben."
Mehr als ein verwundertes Grinsen brachte das Junggenie nicht zustande. „Man hat vergessen dir zu sagen, dass ich mich an nichts und niemanden erinnern kann. Also, wer bist du?"
„Francis!"tat der Mann erstaunt. „Sag bloß, du kannst dich nicht mehr an deinen alten Freund von der Uni erinnern? Wir zwei im Doppelpack haben die Professoren verrückt gemacht. Unsere Projekte waren die besten und unsere Kommilitonen haben wir weit hinter uns gelassen bei unseren Arbeiten." strahlte der Typ den kranken Jungen an.
„Francis?"
„Jepp!"
Captain Bridger hatte er zuvor ein wenig über sich ausgefragt und auch die Ärztin hatte ihm dabei geholfen Lucas über seine Vergangenheit aufzuklären. Der Typ schien dem hingegen nicht zu übertreiben. Auch seine beiden früheren Besucher hatten ihm vorgeschwärmt wie intelligent er sei und warum er auf der seaQuest war. Nur auf die Frage warum keiner seiner Eltern ihn besuchen wollte, wussten sie beide keine Antwort. Dabei hätte es ihn so sehr interessiert wie sie waren. Von welchen Leuten konnte nur so etwas abstammen wie er?
„Und was machst du hier?"fragte Lucas nun. „Nur nachsehen wie es mir geht?"
„Ja auch, aber wir zwei hatten eine Abmachung."
Der Teenager zog die Augenbrauen zusammen. „Eine Abmachung?"
„Ja klar."Francis beugte sich näher zu Lucas und flüsterte nun. „Du batest mich, falls dir jemals etwas passieren sollte euren Captain im Auge zu behalten. Er sei falsch und würde nur oberflächlich einen auf nett und einfühlsam machen."
Lucas lachte verächtlich auf. „Das ist doch Blödsinn!"So wie er den älteren Mann kennen gelernt hatte, konnte er sich das nie im Leben vorstellen. Dann waren da aber auch noch seine Gefühle und Empfindungen, wenn er bei ihm war. Es war absolut unmöglich, dass dieser Mann falsch sein sollte.
„Ich scherze nicht. Es war doch eine Bombe durch die du hier bist. Kommt es dir nicht komisch vor, dass man bisher noch nicht den Täter gefunden hat? Man hat dir doch bereits über die Umstände deiner Verletzung berichtet?"
„Ja, ich weiß Bescheid, was geschehen ist."
„Na bitte. Auf der seaQuest sind überall Überwachungskameras. Warum waren die genau zu dem Zeitpunkt als die Bombe plaziert wurde nicht an?"
„Woher willst du das wissen?"Nun war sein Blick misstrauisch.
„Weil es in der Zeitung stand. Die ganze Welt weiß davon. Unbekannter Täter sprengt ein ganzes Deck in die Luft. Ein Crewmitglied lebensgefährlich verletzt. Die Kameras waren nicht die ganze Zeit über an. Schon seltsam oder? Er ist jedoch der einzigste der jederzeit Zutritt zum Boot hatte und der über alles und jeden herrschend ist. Er benutzt seinen Delphin, um über alle in seiner Mannschaft genauestens Bescheid zu wissen. Sollte ihm je einer auf die Schliche kommen, wird derjenige schnell versetzt. Du hast dich bisher nur mir anvertraut, weil du Angst hattest, du könntest der nächste sein. Im Vertrauen batest du mich darum, falls dir etwas geschehen könnte oder sollte, soll ich dafür sorgen, dass er auffliegt."
„Ich weiß nicht so genau. Auf mich hat er bisher nicht so den Eindruck gemacht."
Francis verzog beleidigt das Gesicht. „Du glaubst mir nicht."
„Das habe ich nicht gesagt, ich meine nur, dass es für mich einfach noch zu früh ist um voreilige Schlüsse zu ziehen. Ich muss mich erst so langsam in meine Bekanntschaften wieder einleben. Bei jedem der hier war habe ich zwar das Gefühl ihn irgendwann einmal gesehen zu haben, aber nicht zu wissen, wann und wo. Jeder ist so nett zu mir und redet als würden wir uns schon ewig kennen. Mag sein, dass das zutrifft, aber nicht für mich. Für mich sind alles hier Fremde, egal was ich innerlich fühle oder nicht."
„Selbst ich als dein bester Freund aus Studientagen?"fragte Francis mit leicht schief gelegtem Kopf.
„Gerade solchen Leuten mistraut er."Nathan Bridger stand unvermittelt in der Tür. „Lucas hat mir nie etwas von einem Unifreund erzählt. Wie kommen sie hier herein?"
Als sich der erste Schock um Francis gelegt hatte, stand dieser auf und wandte sich an den Captain. „Naja, sie kennen doch Lucas. Der ist in manchen Dingen immer etwas eigen gewesen. Seine Freunde hat er nie miteinander bekannt gemacht. Alle bloß weit voneinander fern halten."Er hielt Bridger die Hand hin. „Ich bin Francis Damian. Lucas und ich waren an der Uni Zimmergenossen und haben auch das eine oder andere immer zusammen unternommen."
Zögerlich nahm der seaQuest Captain die Hand des anderen Mannes. Vom Alter her könnte das, was er erzählte, hinkommen. Er schätzte ihn auf Mitte bis Ende zwanzig. Er hatte raspelkurze blonde Haare und um sein Kinn spielte sich der Ansatz eines Bartes. Mit der Rasur hielt er es anscheinend nicht so genau, oder es war gerade Mode unter den jungen Männern.
Lucas betrachtete das Schauspiel eher teilnahmslos. Er wusste nicht was er von den Worten Francis' halten sollte. Auf der anderen Seite schien ihn Bridger nicht zu kennen, aber Bridger war der, der die ganze Zeit bei ihm gewesen war und anscheinend, seit er hier im Krankenhaus lag, auf ihn aufgepasst hatte.
„Da er sich nicht erinnern kann, muss ich vorläufig glauben was sie mir erzählen, aber bitte verstehen sie meine Feindseligkeit. Wir wissen noch immer nicht wer die Bombe auf der seaQuest gelegt hat und aus diesem Grund möchte ich nicht, dass er zu lange allein ist."Dabei zeigte der Captain auf Lucas.
„Warum sind sie zurückgekommen?"fragte Lucas.
„Weil ich vergessen habe zu fragen, ob ich dir irgend etwas von der seaQuest bringen soll? Ich könnte mich in deiner Kabine mal umsehen. Dir fällt hier drinnen doch bestimmt bald die Decke auf den Kopf."
Das war keine schlechte Idee, doch was sollte sich jemand bringen lassen, der nicht wusste, was er alles besaß? „Ich weiß nicht."meinte demnach Lucas dann.
„Soll ich dir eines deiner Bücher bringen oder lieber ein Computerspiel?" Die fürsorglichen Augen Bridgers ließen Zweifel an den Worten von Francis' in Lucas aufkommen. War dieser Mann wirklich für den er sich ausgab? Wenn ja, warum tat der Captain dann alles für ihn? Angeblich soll er ja auch derjenige gewesen sein, der die Bombe gelegt hatte.
„Ich weiß nicht so recht. Keine Ahnung. Am besten bringen sie mit, was sie meinen. Schließlich scheinen sie mich ziemlich gut zu kennen."
Bridger lächelte freundlich. „Gut. Ich werde gleich wieder da sein."Er warf dem jungen Mr Damian einen skeptischen Blick zu. „Werden sie dann ebenfalls noch hier sein?"
„Ich denke schon, sofern es Luke nicht vorzieht mich vorzeitig zu entlassen."sagte er grinsend.
Bridger war nicht wohl bei dem Gedanken seinen jungen Freund so ganz alleine mit diesem Mann zu lassen. Doch was sollte er tun? Sich neben Lucas' Bett setzen und warten bis der andere weg war? Selbst um jemanden kommen zu lassen, der auf den Teenager aufpasste, musste er kurz das Zimmer verlassen, doch die Rettung seiner wilden Gedanken nahte soeben aus dem Aufzug des Hospitals. Piccolo und Dagwood stiegen unsicher aus der Kabine.
Der Captain eilte sofort zu den beiden. „Bitte gehen sie sofort zu ihm rein und passen sie auf den Kerl auf, der bei ihm ist."
„Was für ein Kerl?"Tony legte die Stirn in Falten und sah Bridger verwirrt an.
„Fragen sie nicht, sondern beeilen sie sich. Ich kenne ihn nicht und solange ich nicht mehr über ihn weiß, will ich den Jungen nicht allein mit ihm haben."Nathan zeigte den beiden welche der Türen zu Lucas führte und verließ eilig das Krankenhaus. Sein junges Genie hatte ihm immer von seinen Freunden erzählt. Egal wie gut er nun mit ihnen zurechtkam oder nicht. Da gab es nie Ausnahmen. Etwas stimmte nicht mit Francis Damian und er würde versuchen es so schnell wie möglich herauszufinden. Ihm war nicht entgangen wie der junge Mann die letzten Tage im UEO Krankenhaus herumgelungert hatte. Was wollte er nur von Bridgers Computerexperten?
