@Anaralasia: Vielen Dank für Dein Lob!

@nachtschatten:  Es lebe Bernd!

@baerchen23: Schön, dass Dir die Geschichte gefällt!

Smith beugte sich über Harry.

"Hier." Ron reichte Smith die Flasche mit der seltsamen Flüssigkeit. „Ich weiß zwar nicht, was das ist, aber Madam Pomfrey meinte, es würde helfen."

„Einhornblut!" rief Smith voller Überraschung aus. „Den Mächten sei Dank!" Er setzte die Flasche an Harrys Mund und flößte ihm die Flüssigkeit vorsichtig ein.

Mit einem Hustenanfall riss Harry die Augen auf und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stirn. Die Wunde hatte sich geschlossen. Dumbledore kam sofort angeeilt.

„Harry!" rief er, als er auf den Jungen zustürmte. Harry schloß die Augen, das Licht blendete. Es war, als wäre er aus einer immerwährenden Dunkelheit erwacht.

„Harry." Hörte er die sanfte Stimme Dumbledores direkt neben seinem Gesicht. Er öffnete die Augen. Entsetzensbleich fuhr Dumbledore zurück.

Ihm funkelte ein wohlbekanntes violettes Leuchten entgegen, das gleich darauf wieder verschwunden war.

„Jetzt begreife ich . . ." flüsterte Albus. „Oh Harry, es tut mir so leid, es hätte nie so weit kommen dürfen, wärst Du nur gestorben . . ."

„WAS?!" kreischte Ron und Harry starrte Dumbledore an.

„Vol . . ist er tot?" fragte Harry. „Professor, ich . . . autsch!" erneut fasste sich Harry an die Stirn.

„Sei ruhig Ron!" sprach Dumbledore. „Es war nicht böse gemeint. Aber der Zeitpunkt wird kommen, wenn Harry sich wünscht, er wäre tot. Voldemort ist nicht gestorben, jedenfalls nicht ganz. Harry, es tut mir leid, doch durch eine geistige Verbindung ist es IHM gelungen zumindest einen Teil seines Wesens in Deinen Geist zu retten. Harry, Dein Leben wird von nun an ein ewiger Kampf sein, Du mußt die Welt vor dem beschützen, was nun in Dir ist, Du musst die Welt vor einem neuen Dunklen Lord bewahren." Flüsterte Dumbledore mit gebrochener Stimme.

Harry und Ron blickten zu Boden. Plötzlich wurde die Stille von einem heftigen Schmerzensschrei, der von den Wänden widerhallte, durchbrochen.

Albus erhob sich, sah Harry noch einmal traurig an und rannte dann zu der noch immer schreienden McGonagall.

Harry stand wie im Trance auf und torkelte, dicht gefolgt von einem völlig verwirrten Ron, hinter Dumbledore her.

So wie in diesem Moment hatte keiner je Minerva McGonagall gesehen. Den Heilern war es gelungen, dass die Blutung gestoppt war und sie das Bewusstsein erlangt hatte.

Ihr Haar war nicht wie sonst ordentlich zusammengebunden, sondern stand wirr zu allen Seiten. Der Blick war trübe, Tränen rannen über ihr Gesicht, die Lippen waren vor Schmerzen  zusammengekniffen. Ihre Hände hielt sie zu Fäusten gepresst.

Das grüne Kleid hatte sich durch das viele Blut an ihrem Oberkörper schwarz gefärbt. Eine tiefe Wunde klaffte noch immer in ihrem Bauch. Einer der Magier richtete seinen Stab auf McGonagall und sprach einen Zauber. Erneut schrie sie auf.

„Hört auf!" rief Dumbledore. „Diese Wunde vermögt ihr nicht zu heilen." Er schloß  die Augen. Plötzlich war ein leises Flügelschlagen zu hören und wie ein roter Blitz flog Fawkes durch die Große Halle.

Sanft ließ er sich neben Minerva zu Boden sinken. Tränen bildeten sich in den Augen des schönen Vogels und tropften in die Wunde der Zauberin. Diese zuckte zusammen, dann sah man, wie sich ihre Gesichtszüge entspannten. Sie schloß die Augen und ein sanftes Lächeln flog über ihr Gesicht.

Langsam begann sich die Wunde zu schließen und als von ihr nichts mehr zu sehen war, erhob sich Fawkes und flog davon. Dumbledore lächelte und kniete sich neben Minerva McGonagall, vorsichtig half er ihr auf, wobei sie leise stöhnte. Mit Dumbledores Hilfe stand sie auf. „ Manchmal verfluche ich meine alten Knochen." Meinte McGonagall lächelnd, welches jedoch gleich darauf wieder verschwand. „Albus, was ist passiert, ist er . . .?" Dann fiel ihr Blick auf Harry.

„Harry . . !" rief sie erfreut aus, als ihr Blick auf Snape und die noch immer weinende Hermine fiel und sie plötzlich verstummte. Schweigend senkte sie den Blick und hörte sich an, was Dumbledore zu berichten hatte.

Währenddessen wiesen Prof. Flitwick, Lupin und Moody die Schüler an, ihre Gemeinschaftsräume aufzusuchen. Madam Pomfrey ließ die Verwundeten in die Krankenstation bringen. Doch einige würden wohl nie wieder durch Hogwarts Hallen toben.

Als Dumbledore geendet hatte, sah McGonagall Harry an.

„Mr. Potter, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein furchtbarer Tag. Statt zu feiern, dass ER nun für immer verschwunden ist, sind so unendlich viele neue Lasten entstanden." Sagte sie leise. Ihr Blick schweifte durch den Saal, bei jedem leblosen Körper blieben ihre Augen kurz hängen. Snape starrte sie am längsten an.

„So viele sind zu beklagen . . ." flüsterte sie. „Harry, was sie angeht, nehmen sie es nicht zu schwer, sie sind stark und können die Lasten tragen und glauben sie mir, sie sind nicht allein. Ron und Hermine werden da sein und Albus und ich werden ihnen stets zur Seite stehen. Ich habe einmal zu ihnen gesagt, dass ich ihnen bei ihren Karrierewünschen helfen würde, nun seien sie sich vergewissert: egal, was geschieht, meine ganze Kraft werde ich ihrem Kampf widmen." Harry starrte vor sich hin, dann ließ er sich zu Boden fallen.

„Ja, sicher." Flüsterte er. „Ihr müsst helfen, damit ihr selbst in Ruhe leben könnt.  Doch werde ich schwach, ist alles zu Ende und ihr werdet mich töten . . ." Harry berg sein Gesicht in seinen Händen. Auf seiner Schulter spürte er die sanfte Hand Dumbledores.

„Niemand sagte, dass es leicht werden würde, Harry. Das war es nie für Dich. Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich all die Lasten von Dir nehmen und sie mir selbst aufbürden." Sagte er mit leiser Stimme. Harry sah ihn mit tränenerfüllten Augen an.

„Ich kann das nicht." Sagte er mit zitternder Stimme. „Bitte, Professor, beenden sie es, bitte . . ." Entsetzen spiegelte sich in Dumbledores Gesicht, McGonagall stöhnte schwer auf und Ron, der die Szene schweigsam beobachtet hatte, riß die Augen weit auf.

„Aber Harry . . ."

Dieser senkte den Blick zu Boden, presste die Hände auf die kalten Steine. „Bitte." Flüsterte er erneut.

„Nein, Harry. Nein, verlang das nicht. Ich weiß, wie schwer es Dir fällt, aber . . ." sprach Albus mit brechender Stimme.

„NEIN!" schrie Harry. „Niemand kann das. Ich bin nicht mehr ich selbst, ich werde es nie mehr sein."

„Harry, bitte." Flüsterte Ron. Harry sah ihn an.

„Keine Angst, Ron, ich werde standhalten, aber . . . ach vergiss es." Harry stand auf und wollte gehen. In sich spürte er nur noch das Bedürfnis nach Ruhe und Stille. Zuviel Lärm hatte ihn an diesem Tag erfüllt, er war unruhig.

Da legte sich erneut Dumbldores Hand auf seine Schulter.

„Sprich mit niemanden anderes darüber. Wenn es jemand erfährt, könnte Dich Dein Weg direkt nach Azkaban führen . . ."

Harry sah ihn an: „Ich weiß . . ." Dumbledore nickte.

„Wenn Du Dich bereit fühlst, zu reden, Du weißt, wo Du mich findest."

Harry sagte nichts mehr. Langsam wandte er sich ab und lief mit hängenden Schultern durch die Halle. Überall lagen die Körper von Toten und Verletzten.

Schüler neben Todessern.

Gerade wollte er die Halle verlassen, als einer der Todesser, der auf dem Boden gelegen und sich wohl tot gestellt hatte, plötzlich aufsprang und mit seinem Zauberstab auf Harry zielte:

„Du hast den Meister getötet, doch nun töte ich Dich!"

Harry wirbelte, den Stab schon gezückt, herum und erkannte sofort die Person, die ihn anschrie: eine widerliche Ratte, ein Verräter übelster Art, Abschaum mit wässrig-blauen Augen. Klein. Unbedeutend.

Und doch in gewissem Sinne der Quell allen Übels.

„Pettigrew."

Mit einem triumphierenden-wahnsinnigen Lachen und vor sich hinsabbernd, deutete dieser noch immer mitten auf die Brust von Harry.

„Sprich Deine letzten Worte, Potter. Hier wird es enden!"

Harry sah irgendwie glücklich aus, ruhig sprach er: „Ron, bitte kümmere Dich um Hermine. Sie braucht Dich jetzt. Und sei nett zu Draco, er hat heute viel bewiesen."

Und gleichzeitig, mit unglaublicher Geschwindigkeit, hallte der unverzeihlichste der Flüche aus zwei Mündern durch die Halle. Zwei Grüne Blitze rasten aneinander vorbei und trafen den jeweils anderen Kontrahenten.

Zwei leblose Körper stürzten synchron zu Boden und blieben auf groteske Weise in ähnlicher Haltung liegen.

Dumbledore, Ron und alle anderen, die diese Szene beobachtet hatten, waren zu entsetzt, um zu schreien.

Mit stolpernden Schritten gelangte Albus schließlich zu Harry und schaute auf ihn herab.

Die Augen, grün wie die seiner Mutter, waren noch offen, doch kein Leben war mehr in ihnen. Sein Gesicht zeigte keinen Schmerz, eher umspielte ein glückliches, ja befreites Lächeln seine Lippen. Dumbledore hockte sich hin und schloß Harrys Augen zum letzten mal.

Er wandte sich ab, bittere Tränen rannen über seine Wangen.

„AUA!"

Wie vom Donner gerührt blieb Albus stehen.

„AH!"

Mit so großem Schwung, dass sein Mantel wehte, drehte Dumbledore sich um. Ungläubig starrte er auf die Szene, die sich ihm bot.

Harry hatte sich aufgerichtet und sah sich etwas verdattert im Saal um. Dann breitete sich ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht aus. „es hat geklappt!" jubilierte er. „Ich wusste es!"

„Wie bitte? Wie ist das möglich?" Albus traute seinen Augen und Ohren nicht mehr. Als er zu den anderen zurückblickte, sah er, dass sich auf deren Gesichtern ebenso große Verwirrung abzeichnete.

„Aber wie . . ." stotterte Albus in einem Zustand, den Harry bei ihm noch nie gesehen hatte.

„Er hat nur den Teil getötet, den ich loswerden wollte." Grinste Harry. „Ich habe, als ich Pettigrews Drohung hörte, die Seite an mir herausgelassen, die ich bekämpfen wollte. Pettigrew hat in mir das getötet, was er rächen wollte." Harry lachte auf.

Vorsichtig begann ein Lächeln Dumbledores Lippen zu umspielen, dann begann auch er zu lachen.

„Wie immer habe ich dich unterschätzt." Tränen der Erleichterung rannen über seine Wangen.

Er wuschelte Harry durch die Haare, als wäre dieser noch immer der schüchterne Junge in seinem ersten Schuljahr. Dann half er ihm auf.

McGonagall und Ron hatten inzwischen ihre Fassung wiedererlangt und fielen in das erleichterte Gelächter mit ein.

Der Kampf war vorbei, für immer.

Die letzten Todesser wurden gerade nach Azkaban abgeführt. Doch wahre Freude wollte nicht so ganz aufkommen, denn auch viele Opfer waren zu beklagen.

Hogwarts, selbst die ganze Zauberwelt sollte nie wieder so sein, wie vorher, das war ihnen in diesem Moment bewusst.