So, jetzt bitte nicht wundern! Dieses und das nächste Kapitel sind Neville gewindmet. Aber wir kommen dann ganz schnell auf Hermine zurück!

@pati: Hmmm . . . ohne jetzt zuviel verraten zu wollen, aber dies ist schließlich eine SS/HG Geschichte . . . zumindest größtenteils

@Nachtschatten: *wink*

Als sich der Kampf dem Ende zugeneigt hatte, stahl sich Neville aus der Halle. Nun schlich er einsam durch die verlassenen Gänge von Hogwarts.

Das sollte es nun also gewesen sein.

Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen, hilflose Wut, die mit jedem Fluch, der durch das Schloß hallte, sich immer mehr steigerte und ihn zum Beben brachte. Jeder konnte sich rächen: Dumbledore an Voldemort, Draco an seinem Vater, jeder, der eine Rechnung zu begleichen hatte.

Nur er nicht.

Lange hatte er nach den Lestranges Ausschau gehalten, hatte schließlich Bellatrix entdeckt und war auf sie zugestürmt. Doch der Tumult in der Halle war zu groß gewesen: Viele Menschen rannten umher, Flüche rauschten durch die Luft und als die beiden Schlangen erschienen, war Panik ausgebrochen.

Da hatte er sie aus den Augen verloren, sie war in der Menschenmasse untergetaucht. Ihren Mann hatte er gar nicht gesehen, er war vermutlich tot, heroisch für seinen Dunklen Herren aufopferungsvoll gestorben, mit einem Lächeln auf den Lippen.

Kein großer Verlust.

Während er lief, achtete er nicht, wohin ihn seine Füße trugen, sein Geist war längst nicht mehr in Hogwarts, längst nicht mehr im Hier und jetzt.

Umso überraschter war er, als er letztendlich erkannte, wo er gelandet war: Die Kerker.

Dunkel, nur ab und zu flackerndes Licht von einer Fackel im Windzug. Über ihm, in der Großen Halle, herrschte Ruhe. Also war es vorbei. Für die Anderen.

Nicht für ihn.

Gerade wollte er kehrt machen, weil ihn die Kerker doch zu sehr an schlimme Zeiten erinnerten, obwohl er heute Abend von Snape eine bessere Meinung, ja schon fast Respekt hatte, als er hinter sich ein leises Lachen vernahm.

Rau, heiser und dunkel. Aber eindeutig eine Frau.

„Ich habe Dich schon gesucht, Lestrange." Sagte er so selbstsicher, dass er von sich selbst überrascht war. Langsam drehte er sich um, den Zauberstab in seiner rechten Hand erhoben.

Da stand sie. Blaß, in ihren schwarzen Gewändern und den schwarzen Haaren, ein weiblicher Snape.

´Nein, falsch!` korrigierte er sich in Gedanken. ´Snape hat noch rechtzeitig die richtige Seite erkannt. Er ist besser als dieses . . . Subjekt. Viel besser!`

„So, so, so. Longbottom. Neville, wenn ich mich recht entsinne. So sieht man sich wieder. Wie lange ist es her? Zwei Jahre? Nun, ich hoffe, Du hast die Zeit genutzt, um Deinen Geist etwas zu stärken, damit ich jetzt länger Spaß haben kann . . . CRUCIO!"

Doch Neville war vorbereitet. Kaum hatte er sie erblickt, hatte sich in ihm eine noch nie gekannte Ruhe ausgebreitet. Er würde seine Rache bekommen.

Hier. Jetzt.

„PROTEGO!" Der Fluch prallte von einem unsichtbaren Schutzschild, der sich vor ihm gebildet hatte, ab und verschwand im Nichts.

Auf dem Gesicht von Lestrange breitete sich ein wenig Unsicherheit aus.

Doch Neville empfand eine Freude, wie er sie noch nie gefühlt hatte.

Diabolische Freude.

„CRUCIO!" kreischte Bellatrix, wurde aber wieder durch Nevilles „Protego!" abgewehrt.

„CRUCIO!"

„PROTEGO!"

„CRUCIO!!"

„PROTEGO!!"

Lestranges Zauber zeigten keinerlei Wirkung, sie wich langsam zurück, Neville folgte ihr Schritt für Schritt . . . Er grinste und begann zu lachen.

„EXPELIARMUS!" schrie er und Lestranges Zauberstab wurde aus ihrer Hand gerissen und nach hinten geschleudert. Laut und klappernd schlug er gegen die Kerkerwand und zerbrach.

„NEIN!" kreischte Bellatrix Lestrange, woraufhin Nevilles Grinsen noch breiter wurde. Ihre Gesichtszüge entglitten, ein Funken von Entsetzen blitze in ihren Auge auf.

Damit hatte sie nicht gerechnet, als sie Neville gefolgt war, um ihre alten und grausamen Gelüste zu befriedigen. Sie hatte ihn beobachtet und eine dunkle Freude hatte von ihr Besitz ergriffen, als sie an Nevilles bevorstehende Schmerzen gedacht hatte.

Longbottom, dieser Name war schon immer von ihr favorisiert worden.

Aber nun: entwaffnet, vom Meister keine Spur. Das letzte, was sie gesehen hatte, waren die Schlangen, aber das konnte es nicht gewesen sein, sie wusste das, spürte es in ihrem dunklen, kalten und gnadenlosen Herzen. Noch hatte sie Kraft.

Nevilles Stab war genau auf Lestranges Gesicht gerichtet. Da lachte sie auf.

„Was soll das werden, Longbottom?" gröhlte sie. „Schchzz . . ." zischte sie ihn an, als wolle sie ihn verscheuchen. Sein Gesicht spannte sich an, sein Körper war steif und reglos, alle Muskeln schmerzten vor innerlicher Anstrengung. Er kniff die Lippen zusammen, dann presste er zwischen ihnen hervor: „Jetzt, Bellatrix Lestrange, wirst Du sehen, was ich kann. Jetzt werde ich Dir zeigen, was es heißt, zu LEIDEN!"

Mit all dem Haß, der kalt durch seine Venen floß, mit dem Bild seiner Eltern, wie sie im Krankenhaus einsam durch die Gänge schlurften, vor Augen, schleuderte er ihr das nächste Wort wie eine Beleidigung entgegen:

„CRUCIO!"

Ein intensiver Schrei hallte durch die kalten Gänge und brach sich hundertfach an den Wänden. Lestrange wand sich in Krämpfen zuckend auf dem Boden, ihr Schrei wurde immer schriller, bis er plötzlich abbrach.

Schwer atmend blickte sie auf und sah aus tränenden Augen hinauf zu Neville, der über ihr stand, auf seinem jugendlichen Gesicht war keine Regung sichtbar.

„Na, wie fühlt es sich an, hm?" krächzte Lestrange heiser. „Macht es Spaß?" Ein raues Lachen erscholl, als sie sich eindeutig unter Schmerzen aufrappelte. Noch immer schaute er reglos in ihr Gesicht.

„Ich bin überrascht, ehrlich." Wieder lachte sie rau. „Hätte nicht gedacht, dass Du dazu fähig bist, dachte, Du wärst genauso ein Versager wie Dein Va – ARGHH!"

Wieder hatte Neville seinen Zauberstab erhoben und den Unverzeihlichen ausgesprochen. Wieder bahnte sich ein gequältes Aufreien seinen Weg, obwohl Bellatrx eigentlich gewillt war, Vor diesem Longbottom keine Schwäche zu zeigen.

Doch die Qualen überstiegen alle bisherigen. Selbst der Dunkle Lord persönlich war zu solchen Haß nicht fähig. Als sie schon glaubte, gleich wirklich den Verstand zu verlieren, wurde der Fluch wieder von ihr genommen.

Hustend und keuchend blieb sie am Boden liegen, sie schmeckte Blut in ihrem Mund.

Neville schaute mit ausdruckslosem Gesicht auf das Bündel zu seinen Füßen, aus dem ab und zu ein gequältes Husten drang, er sah ein kleines Rinnsal von Blut über die Steine laufen. Hatten seine Eltern auch so geschrieen? Hatte Lestrange auch ihnen „Pausen" gegönnt, damit sie immer wieder von Neuem mitbekamen, wie ihr Verstand langsam, aber sicher zerbrach? Er wusste es nicht mehr!

Sicher, geschrieen hatten sie, er hörte es immer wieder in seinen Träumen . . . Sollte er sich wirklich auf das Niveau, das grausame Niveau der Lestranges herablassen, um seine Eltern zu rächen? Hätten das seine Eltern gewollt? Eine böse Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte ihm zu,  dass dieses ETWAS vor ihm daran Schuld war, dass er jetzt raten musste, was seine Eltern von ihm gewollt HÄTTEN, aber gleichzeitig meldete sich die Stimme der Vernunft, dass sie es nicht wert war, sich die Finger an ihr zu beschmutzen