So, das ist das vorletzte Kapitel, bereitet Euch also für das große Finale vor!
@Esta: Ja, ich hatte tatsächlich kaum Zeit, aber hier ist endlich das nächste Chap! Schöne Grüße nach Mainz!
@nachtschatten: Was macht das Bogenschießen?
@Samantha Potter: Neville ist schließlich nicht wie Bellatrix . . .
Hermine saß noch immer in der Großen Halle.
Die Auroren hatten versucht, Snapes Körper von dort wegzutragen, aber sie hatte sich verzweifelt an ihn geklammert. „Nur einen winzigen Moment." Flüsterte sie.
Vorsichtig strich sie mit der Hand über Snapes Oberkörper. Was war das? Etwas steckte in der Innentasche von Snapes Robe, etwas, das Hermine vorher nicht ertastet hatte. Vorsichtig zog sie es heraus: Ein Brief! Ihr wurde heiß und kalt, Angstschweiß trat ihr auf die Stirn. Zögernd öffnete sie das Schreiben und starrte auf die ersten Zeilen: Snapes Schrift.
Die Auroren baten nun endlich Snapes Körper fortbringen zu dürfen. Hermine nickte apathisch. Alles war egal, nur das nicht, was sie in den Händen hielt. Sie begann zu lesen und je weiter sie las, umso mehr begann sie zu weinen. Fassungslos starrte sie auf die Zeilen:
„Geliebte Hermine,
nun hat sich mein Schicksal also erfüllt. Ich weiß nicht, wie ich gestorben bin, oder auf welcher Seite ich stand, doch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ich den Kampf doch noch gewinnen werde. Er ruft wieder nach mir.
Der Tag der Entscheidung ist nahe und ich spüre, dass Du Recht hattest: Ich werde ihm nicht widerstehen können. Verzeih mir bitte meine Torheit, dass ich geglaubt hatte, ich könnte es. Hermine, ich bitte Dich um eines, egal, was ich getan habe, welche Grausamkeit und Hass sich meiner bemächtigt haben: Verzweifle nicht. Alles könnte ich ertragen, nur nicht, Dich in Tränen zurückzulassen.
Schon wenn ich diese Zeilen schreiben, sehe ich, wie sich Deine schönen Augen mit Tränen füllen und ich wünschte, ich wäre stärker . . ."
An dieser Stelle hielt Hermine inne. Die Tinte war verschwommen, Snape hatte geweint . . .
„ . . . geliebte Hermine, mein Tod mag vielleicht nicht danach ausgesehen haben und meine Taten mögen eine andere Sprache gesprochen haben, aber ich liebe Dich.
Wenn Du noch einen Funken Achtung für mich empfindest, so bitte ich Dich an meinen Schreibtisch zu gehen. In der untersten Schublade wirst Du etwas finden, was schon länger für Dich bestimmt war.
Ich liebe Dich,
Severus."
Hermine schrie vor Schmerz auf, sie konnte es nicht mehr ertragen. Mit den Händen hielt sie den Brief umklammert.
Sofort kamen zwei Auroren angelaufen, wie aus weiter Ferne vernahm sie ihre Stimmen.
„Es ist besser, wenn wir sie auf die Krankenstation führen." „Hm, kommen Sie."
Jemand half ihr auf und sie wurde durch die Gänge geführt. Hermine nahm alles wie hinter einem Schleier wahr. Sie wurde in ein Bett gelegt, doch schlafen konnte sie nicht.
Sie starrte an die Decke, tausend Erinnerungen gingen ihr durch den Kopf, warme dunkle Augen, ein Lächeln, niemand würde sie verstehen. Schließlich dämmerte sie aus Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf . . .
Es schien ihr, als hätte sie kaum fünf Minuten geschlafen, als sie wieder erwachte. Erst wusste sie nicht, was geschehen war und es war ihr, als hätte sie einen furchtbaren Alptraum gehabt. Doch wurde hr schnell klar, dass alles wirklich geschehen war, als sie in das Gesicht von Albus Dumbledore blickte, der sie wohl geweckt haben musste. Seine Züge trugen offen Trauer und seine Augen blickten müde auf sie hinab.
„Es ist Zeit. Zeit endgültig Abschied zu nehmen." Flüsterte er heiser. Wie im Trance stand sie auf und folgte ihm aus dem Krankensaal heraus. Nur im Unterbewusstsein registrierte sie, dass ausnahmslos alle Betten belegt waren, von Schülern und sogar einigen Lehrern.
Albus nahm sie bei der Hand und führte sie in die Große Halle. Die Tische waren verschwunden und auf den Bankreihen saßen viele der Schüler, Lehrer und die Auroren. Immer weiter nach vorn führte der Direktor sie und brachte sie zu einem Platz in der ersten Reihe. Dort, wo normalerweise der Lehrertisch stand, war nun ein reich mit Blumen, hauptsächlich weiße Lilien, geschmückter Altar. Und darauf stand ein schwarzer Sarg mit filigranen silbernen Beschlägen, der Deckel war geöffnet und darin lag . . . Severus Snape.
Hermine stockte der Atem und schwach sank sie auf ihren Platz. Das Blut war aus seinem Gesicht gewaschen worden. Die Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Die Hände waren über seinem Bauch gefaltet und hielten eine einzelne weiße Lilie. Beinahe sah es aus, als ob er schliefe. Am Rande des Sarges, direkt zu seinen Füßen, hockte ein riesiger Kolkrabe, der Hermine direkt anblickte.
Was in der nächsten Stunde geschah, erlebte sie nur wie durch Watte. Erinnerungen an glückliche Tage stürzten auf sie ein. Emotionslos registrierte sie, dass Harry eine Rede hielt. Es schien nicht wichtig.
Schließlich waren die Reden beendet und Harry, Draco, Lupin, Neville, Ron und Albus traten nun an den Sarg heran. Leise schloß Albus den Sarg, nachdem der Rabe auf seine Schulter geflogen war. Dann hoben sie den Sarg auf ihre Schulter und wandten sich langsam und vorsichtig dem Ausgang zu. Der Rabe stieß sich von der Schulter des Direktors ab und landete in Hermines Schoß.
Langsam gingen sie, gebeugt durch die Schwere der Last, den Mittelgang hinab. Schweigend erhoben sich die Schüler, Lehrer und Auroren, um ihrem Kollegen, Lehrer und Mitstreiter auf seinem letzten Weg die Ehre zu erweisen. War der Sarg an ihnen vorbei, schlossen sie sich dem Zug an. Langsam liefen sie hinaus.
Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen klaren Himmel herab und eine leichte Brise brachte den würzigen Geruch des Waldes und des Sees heran.
Der Zug wandte sich einer riesigen Steineiche zu, die ungefähr auf halber Strecke zwischen See und Wald in voller Pracht einzeln auf einer der Wiesen stand. Die Träger hielten vor dem schon vorher ausgehobenen Grab inne. Albus zog seinen Zauberstab und brachte den Sarg zum Schweben. Langsam drehte er sich zu den anderen um.
„Nun ist es soweit. Hier an dieser Stelle übergeben wir Severus Snape der Erde, denn diesen Ort hatte er sich gewünscht. Erst zwei Tage ist es her, dass er mich darum bat, so, als ob er geahnt hätte, dass etwas geschehen würde. Er mochte diese Eiche, er sagte, sie hätte ihm immer Ruhe gegeben. So soll auch er in der Ewigkeit hier ruhen. Ich bitte euch, ihm zur Ehre eine Handvoll Erde auf den Sarg zu werfen."
Damit ließ er würdevoll den Sarg in das Grab hinab, griff in den Erdhaufen des Aushubes und warf eine Handvoll mit einem schweren Seufzer hinab in die Senke. Mit gesenktem Kopf trat er zurück und man konnte Tränen in seinen Augen sehen.
