Wirklich egal?!
Teil 5
Wer entscheidet, wo die Liebe hinfällt?
Wer untersagt einem, sich in jemand anderen zu verlieben, wenn man in festen Händen ist?
Wer lässt einem auf Wolke Sieben fliegen?
Wer sorgt für diese unglaubliche Zärtlichkeit?
Nähe?
Intimität?
Und wer macht so viele Fehler dabei?
Als Shuichi am nächsten Morgen aufwachte, ging die Sonne gerade auf. Das Bett war leer und kalt. Doch es störte Shuichi nicht. Er hatte seine letzte Träne wegen Yuki verweint.
Langsam stand er auf. Schlurfend ging er ins Bad, unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Die nassen Tropfen glitten über die weiche Haut. Fuhren die Rundungen nach. Mit der Stirn gegen die Wand gelehnt, schloss Shuichi die Augen.
Er dachte an nichts. Sein Kopf war wie leer gefegt. Keine Gedanken konnten....wollten gefasst werden. Ein unendliches Loch.
Lila knipste ununterbrochen. Der Saal war von Blitzlichtern erhellt. Die Bilder waren gut. Noch besser als die von gestern. Immer wieder drückte sie den Auslöser, änderte die Position und drückte wieder. Sie musste ihre Schützlinge, wie sie sie innerlich getauft hatte, nicht mal anspornen. Sie waren voll und ganz auf einander fixiert.
Wieder schaute Lila durch die Kamera. Shuichi stand an eine weiße Säule gelehnt und lächelte lasziv. Sein Oberkörper war nur von einem Lederband kreuz und quer umwickelt. Seine schlanken Beine wurden von einer schwarzen Lederhose versteckt.
Ryuichi stand vor ihm. Mit einem Arm stützte er sich neben Shuichi an der Säule ab. Die andere Hand lag auf Shus Brust und zeichnete kleine Kreise. Die weiße Stoffhose und das weiße langärmlige Oberteil standen in einem starken Kontrast zu dem Schwarz von Shuichi.
Es war ein Bild für die Götter!
Lila seufzte leicht. Sie hatte schon die gesamte Anzahl der geplanten Filme verknipst, dabei war es gerade mal der dritte Tag. Und sie wusste, dass sie in den nächsten zwei Tagen noch mehr Bilder machen würde. Sie konnte nicht aufhören. Dafür sahen die beiden Sänger einfach zu gut vor der Kamera aus.
„Schluss für heute!"
Erstaunt drehte sich der Rest der Crew zu Lila um. Sie hatten wieder mal nicht mitbekommen, wie die Zeit verflogen war.
Ryuichi entfernte sich von Shuichi, schaute ihm aber immer noch in die Augen.
„Lass dich nicht abschminken. Ich will mit dir noch wo hin", flüsterte er leise in das Ohr des Pinkhaarigen und drehte sich um. Shuichi schüttelte nur kurz den Kopf und begab sich dann in die Umkleide.
Einige Probleme mit den Kleidern und Schreien der Visagistin später standen Shu und Ryu vor der Villa.
„Also, wohin willst du? Wieso sollte ich mich nicht abschminken lassen."
„Weil du so noch besser aussiehst", antwortete Ryuichi leise.
„Ich dachte mir, du könntest etwas Abwechslung gebrauchen. Wie wäre es mit einer Disco? Ein bisschen ausgelassen tanzen....."
„Aber dafür bin ich erstens nicht passend angezogen und zweitens ist es noch viel zu zeitig."
„Das mit der Kleidung ist doch egal. Aber du hast recht, es ist noch zu zeitig."
Stumm schaute er zu dem Sternenhimmel hinauf, als suche er dort eine Antwort.
„Komm, ich lade dich noch auf einen Drink ein."
Ohne eine Antwort abzuwarten schnappte Ryuichi sich Shuichi und schliff ihn in die nächste Bar. Eine Weile unterhielten sie sich fröhlich über Nittle Grasper und Bad Luck und alberten herum. Doch dann wurde Shuichi auf einmal still. Abwesend blickte er in seinen halbleeren (wir sind jetzt mal Pessimist) Cocktail.
„Hey, was ist los? Hab ich was falsches gesagt?", fragte der andere Sänger besorgt und nahm die Hand des Jüngeren. Ein kleines Kopfschütteln war die einzige Reaktion.
„Es ist wegen Yuki, stimmt's?"
Obwohl sich der Grünhaarige sich bemüht hatte, seiner Wut nicht allzu viel Ausdruck zu machen, konnte er einen gereizten Unterton nicht verbergen. Er verstand Yuki nicht. Er hatte die wunderbarste Person, die ein Mensch nur als Freund haben konnte, an seiner Seite und behandelte diesen so schlecht. Was hätte Ryuichi nicht alles getan um von Shuichi geliebt zu werden. Doch der hatte nur Augen für Yuki. Für einen widerlichen Eisklotz.
Auch Shuichi hatte den gereizten Unterton vernommen und blickte fragend auf. Er wusste, dass Ryuichi mehr als Freundschaft für ihn empfand. Das hat er in der letzten Tagen mehrfach zu spüren bekommen, doch das er eifersüchtig auf Yuki war, hatte Shuichi sich nicht vorstellen können. Obwohl dies ja nahe lag.
Ryuichi fing den fragenden Blick auf. Er wusste, dass er jetzt nicht lügen konnte. Es würde Shuichi nur noch mehr verletzten.
„Ich verstehe dich nicht!", antwortete er deshalb auf die stumme Frage. „Ich meine, du schenkst Yuki all deine Liebe, denkst ohne unterlass an ihn. Aber warum? Was gibt er dir? Er ignoriert dich, schmeißt dich vor die Tür und behandelt dich schlecht. Wieso gehst du nicht. Ich seh doch, wie du leidest!"
Shuichi staunte. Staunte, wie er immer staunte, wenn diese kindliche Maske Ryuichis verschwunden war und die Person auftauchte, die er wirklich war. Ein erwachsener Mann, der schon viel Leid erlebt hatte.
„Ich weiß es auch nicht..... Ich weine und beselbstmitleide mich..... Und doch kann ich nicht gehen.... Denn ich liebe ihn.... Liebe ihn von ganzen Herzen..... Jede Nacht, in der das Bett neben mir leer bleibt, leide ich.... Es tut so weh..... Er ist so kalt zu mir.... Ich weiß nicht mal, ob er mich liebt..... Oder ob er nicht längst einen anderen hat."
Es war nur ein Flüstern und doch schrieen sich die Wörter in Ryuichis Herz.
„Glaubst du, er geht fremd?"
„Nein!.... Ich weiß nicht.... Ich hoffe, er tut es nicht.... Denn ich weiß nicht, ob ich das verkraften könnte.... Ryuichi, mein Herz schmerzt.... Ich bin es leid, ständig wegen ihm Tränen zu vergießen.... Wieso kann ich ihn nicht einfach verlassen...."
Es herrschte Stille an dem Tisch. Lange verinnerlichte Ryuichi die Worte seiner Liebe. Shuichi saß da, ihm gegenüber, und hatte nur Leid und Trauer in den Augen. Er kannte dieses Bild. Er kannte dieses Bild von sich selbst.
„Ich kann dir da nicht groß helfen.... Weißt du, Shuichi, mir ging es mal ganz genau wie du. Ich war verliebt. Und er auch in mich. Ich war glücklich. Einfach nur glücklich."
Shuichi schaute seinen Gegenüber an. Die Augen waren glänzend. Ryu war voll und ganz in seiner Erinnerung gefangen. Wo gerade noch ein sanftes Lächeln lag, huschte nun ein gequältes Zucken über das Gesicht und die Augen färbten sich dunkel.
„Doch irgendwann verlor er wohl das Interesse an mir. Er versetzte mich ständig und ging mir aus dem Weg. Er tat mir mit seinen Worten und Blicken. Ich hätte verschwinden sollen. Mir ein, zwei Wochen die Augen ausheulen sollen und dann einen neuen Freund suchen sollen. Aber nein, ich war naiv und glaubte, es würde schon wieder so wie früher werden, wenn ich mich nur anstrengte."
Shuichi schaute erschrocken nach unten. Genau das waren auch seine Gedanken bis vor kurzen gewesen. Es würde schon so wie früher werden, wenn ich mich nur richtig verhalte und ihn nicht nerve.
„Ich hatte mich geirrt. Er verletzte mich immer mehr, bis ich total zerstört war. Und dann erwischte ich ihn auch noch mit einen seiner Geliebten in meiner Wohnung. Ich war total fertig. Nur Thoma schaffte es mit viel Mühe und viel Geduld mich wieder auf die Beine zu bringen. Seid her passe ich auf in wen ich mich verliebe."
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Shuichi, ich will nicht sagen, dass es bei dir genauso Enden wird, wie bei mir, aber ich möchte, dass du mir eins verspricht. Lass dich von Yuki nicht mehr schlecht behandeln. Zieh aus, wenn er dich das nächste Mal verletzt, denn so leid es mir tut, aber es wird nicht besser werden. Es sei denn Yuki ändert sich."
„Ich verspreche es."
Shuichi versuchte schwach zu lächeln doch scheiterte kläglich. Er wusste nicht, ob er die Kraft hatte sich von Yuki zu lösen.
„Lass uns gehen. Ein bisschen laute Musik wird uns jetzt gut tun."
Schwungvoll erhob sich Ryuichi. Mit nicht ganz so viel Elan stand auch Shuichi auf. Schnell zahlte Ryuichi noch die Getränke bevor sie die Bar verließen. Zielstrebig führte Ryuichi Shuichi durch die Straßen.
Während des Laufens redeten sie nicht viel und Shuichi glitt wieder in seine Gedankenwelt. Obwohl er es gekonnt geschafft hatte in den ganzen vorherigen Tag nicht an Yuki zu denken, hatte ihn dieses Gespräch mit Ryuichi wieder die Sehnsucht nach dem blonden Mann hervor gerufen. Shuichi hatte ihn gestern nur mal kurz gesehen, als er gerade frühstückte. Abends war Yuki nie Zuhause gewesen. Und genau dieser Fakt hatte Shuichi zum ersten Mal auf die Idee gebracht, dass Yuki einen anderen hätte. Schnell wischte er den Gedanken wieder fort. Es konnte auch andere Gründe für die Abwesenheit Yukis geben.
Um sich abzulenken fragte Shuichi: „In welchen Club wollen wir denn gehen?"
„Es ist eine Mischung aus Bar und Disco. Wird dir bestimmt gefallen. Ich bin recht gerne dort."
Schweigend gingen sie weiter. Schließlich bogen sie um die Ecke und erblickten eine längere Schlange Menschen.
„Uh", stöhnte Ryuichi gequält auf.
„Was ist?"
Shuichi konnte nicht verstehen, was Ryuichi störte. Für ihn war es klar gewesen, dass viele unterwegs sein würden.
„Ich hatte eigentlich nicht anstehen wollen. Wenn wir aber zum Türsteher gehen und sagen wer wir sind, dann weiß spätestens in einer halben Stunde der ganze Club, dass wir hier sind. Und das will ich auch nicht."
„Tja, das heißt dann wohl anstehen. Wird schon nicht so schlimm."
Der Ältere lächelte Shuichi schief an. Es dauerte wirklich lange. Shuichi hatte zwischen durch die Kleidung der anderen gecheckt. Sie trugen alle ausgefallene und sexy Klamotten. Er und Ryuichi würden allein durch ihre normale Kleidung auffallen. Obwohl Hiro immer sagt, er sähe in seinen chaotischen Klamotten, wie ein schräger Vogel aus. Wenigsten die Haare der Sänger waren perfekt für diesen Club geeignet.
Ab und zu kamen Betrunkene heraus, die sich schon auf den Heimweg machten. Meistens, weil einer von ihnen die ganze Zeit am kotzen war. Nach einer Ewigkeit, wie es zu mindestens Ryuichi erschien, standen sie endlich vor dem Türsteher. Der schaute sie kurz mit einem prüfenden Blick an und ließ sie dann eintreten. Sofort ertönte die Musik aus allen Richtungen.
Neugierig blickte sich Shuichi um. Überall standen Sofas, Sessel und Sitzecken. Direkt vom Eingang gegenüber befand sich die Bar. Links war die Tanzfläche auf der sich die Menschenmasse rhythmisch zur Musik bewegt.
Ein Rucken an seinem Arm ließ Shuichi wieder zu Ryu schauen. Dieser schleifte ihn bis zur Bar.
„Was willst du trinken?"
Shuichi deutete nur ein Schulterzucken an, da er wirklich nicht wusste was er trinken wollte. Ryuichi schaute ihn einen Moment ratlos an, bestellte dann für sich und Shuichi einen Cocktail. Die lilane Flüssigkeit sah alles andere als gesund aus. Vorsichtig sog Shuichi an dem Strohhalm und wappnete sich für alles. Für alles, bis auf ein gutschmeckendes Getränk. Überrascht verschluckte sich und hustete schmerzhaft.
„So schlecht?", fragte Ryuichi ein wenig enttäuscht.
Rasch schüttelte Shuichi seine pinke Mähne. „Nein, überraschend gut."
Fragend und auch etwas beleidigt schaute er in Shuichis Augen. Als Shu nicht antwortete, drehte er sich um und ging auf die Tanzfläche. Der Jüngere verstand noch etwas von wegen ,Ich gehe tanzen'.
Ein paar Minuten lang blieb er noch an der Bar stehen bevor er sich auch ins Getümmel stürzte. Sofort ergriff die Musik seinen Körper. Gekonnt bewegte er sich zur Musik und sang zu jedem Lied, dass er kannte den Text. So wunderte es Ryuichi, der Shu von weiter weg beobachtet, auch nicht, als dieser bald von Männern und Frauen umringt wurde. Wobei auffiel, dass mehr das männliche Geschlecht von Shuichi angetan war, als das Weibliche.
Genießerisch schloss Shuichi die Augen. Ryuichi hatte recht gehabt. Die Musik tat gut. Plötzlich spürte er, wie sich ein Körper von hinten an ihn schmiegt und kurz darauf sich zwei Hände um seine Hüfte schloss. Überrascht blickte er über seine Schulter und traf zwei gold-braun glitzernde Augen. Dazu gehörte ein hübsches Gesicht eines Jungen in seinem Alter. Die braunen Haare fielen teilweise über die Augen.
Er sah schön aus, dass musste Shuichi zu geben und doch war er nicht überwältigt.
Schön? Ja!
Was besonderes? Nein!
Trotzdem schloss Shuichi wieder die Augen und schmiegte sich noch enger an den Körper hinter ihm. Als kurz darauf ein langsames Lied erklang, drehte er sich um und legte seine Hände in den Nacken des fremden Junges. Sachte legte er seinen Kopf in die Halsbeuge und genoss den Geruch, der von der anderen Haut ausging. Er spürte wie die Hände auf seinem Rücken jeden seiner Muskeln nachfuhr. Ein Schnurren entfuhr Shuichi. Er konnte das Lächeln des Braunhaarigen regelrecht spüren.
Als das Lied endete spürte er, wie seine Blase sich bemerkbar machte. Mit einem entschuldigenden Lächeln löste er sich von den braunen Augen und ging zur Toilette. Nachdem er einige Tropfen leichter war, ging er in den Club zurück. Eine Weile überlegte er, ob er wieder auf die Tanzfläche sollte. Entschied sich dann aber dagegen.
Statt dessen ging er zu Bar und bestellte sich noch einen Cocktail. Verträumt beobachtete er die Masse. Erblickte zwischendurch auch mal Ryuichi und schmunzelte, als er dessen entspanntes Gesicht sah, während sein Körper sich geschmeidig zur Musik bewegte.
Plötzlich versperrte jemand die Sicht zur Tanzfläche. Als er aufblickte erkannte er den Braunhaarigen von vorher.
„Stört es dich, wenn ich mich zu dir setze?"
Shuichi schüttelte den Kopf. Die Stimme des anderen war ruhig. Aber irgendwie auch sanft. Schmeichelnd. Und genau diese Stimme holte ihn auch wieder aus seiner Gedankenwelt.
„Du tanzt gut."
Shuichi lächelte fröhlich auf und antwortete: „Du willst dich nur einschleimen."
Der andere zog verletzt eine Grimasse.
„Bestimmt nicht. Du tanzt wirklich gut. Ich sollte das schließlich wissen."
Fragend sah ihn Shuichi an.
„Naja, ich studiere Tanz und da hat man schon ein Auge dafür."
Jetzt wo Shu das hörte, fiel ihm auch wieder ein, dass der andere wirklich fantastisch getanzt hatte. Er hatte sich nicht nur seinen Bewegungen angepasst, nein, er hatte ihn auch noch geführt.
„Wie bist gerade darauf gekommen?"
„Ich weiß nicht. Seid ich klein war, habe ich gerne getanzt. Und da war es wohl das Naheliegenste."
Der Braunhaarige war noch nicht fertig, sondern setzte zu einem längeren Monolog an. Nicht das Shuichi störte. Er redete selber gerne und viel und genauso gerne hörte er auch zu, doch es wunderte ihn, warum der andere ihm so viel erzählte.
Als dieser schließlich doch endete, sah er Shuichi gequält an.
„Ich langweile dich, stimmt's?"
„Nein!", antwortete Shuichi ein bisschen zu schnell. Er musste sich eingestehen, dass er am Ende nicht wirklich mehr zugehört hatte.
„Ähm, mich wundert es nur, warum du mir das erzählst."
Der Braunhaarige lächelte entschuldigend.
„Na ja, ich habe noch nie eine Berühmtheit persönlich kennen gelernt."
Schlagartig verfinsterte sich Shuichis Miene. Daher weht der Wind. Der Braunhaarige wollte nur seinen Freunden erzählen können, dass er mit Shuichi Shindou geflirtet hatte. Wut stieg in dem Pinkhaarigen auf. Seit er berühmt war, hatte er schon häufig solche Momente gehabt und doch hasst er sie immer noch wie am ersten Tag. Er hasste sie. Menschen, die sich nicht für ihn, sondern nur für seinen Ruhm interessieren.
Enttäuscht blickte an dem Tänzer vorbei. Schlagartig war seine Wut verraucht. Entsetzen war statt dessen auf seinem Gesicht zu lesen. Shuichi konnte nicht fassen, was er dort sah! WEN er dort sah! Seine Gedanken überschlugen sich. Sein Magen begann Achterbahn zu fahren. Ein Zittern erfasste seinen Körper.
„Hey, alles in Ordnung mit dir?", fragte der Braunhaarige besorgt, als er die Veränderung des Sängers bemerkte. Doch dieser reagierte gar nicht. Er starrt einfach nur auf das Bild, was sich ihm bot.
Dort saß Yuki. In seiner rechten Hand hielt er ein Glas mit Alkohol, dass er leicht schwenkte. Und auf seinem Schoß saß ein Schwarzhaariger mit gespreizten Beinen. Die Hände des Schwarzhaarigen lagen in Yukis Nacken und graulten ihn. Als sich der Schwarzhaarigen dann auch noch vorbeugte und Yuki etwas ins Ohr flüsterte, war es zu fiel.
Angeekelt sprang er auf und stürzte aus dem Club in die Nacht hinein. Er rannte und rannte. Immer weiter, bis her nicht mehr konnte und zusammen klappte. Schwer atmend lag er auf dem Boden. Vorsichtig hörte Shuichi in sich hinein. Doch da waren keine Tränen, keine Trauer. Dort war nur Enttäuschung und Wut. Auch Schmerz, doch der wurde von dem Selbsthass übertüncht.
Wie konnte er nur so blind sein! Natürlich hatte Yuki einen anderen. Einen, der ihn besser befriedigte.
Langsam richtete er sich auf. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Augen blitzen wütend.
„Nicht mit mir, Yuki!", zischte er wütend. „Ich lasse mich nicht zerstören!"
Teil 5
Wer entscheidet, wo die Liebe hinfällt?
Wer untersagt einem, sich in jemand anderen zu verlieben, wenn man in festen Händen ist?
Wer lässt einem auf Wolke Sieben fliegen?
Wer sorgt für diese unglaubliche Zärtlichkeit?
Nähe?
Intimität?
Und wer macht so viele Fehler dabei?
Als Shuichi am nächsten Morgen aufwachte, ging die Sonne gerade auf. Das Bett war leer und kalt. Doch es störte Shuichi nicht. Er hatte seine letzte Träne wegen Yuki verweint.
Langsam stand er auf. Schlurfend ging er ins Bad, unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Die nassen Tropfen glitten über die weiche Haut. Fuhren die Rundungen nach. Mit der Stirn gegen die Wand gelehnt, schloss Shuichi die Augen.
Er dachte an nichts. Sein Kopf war wie leer gefegt. Keine Gedanken konnten....wollten gefasst werden. Ein unendliches Loch.
Lila knipste ununterbrochen. Der Saal war von Blitzlichtern erhellt. Die Bilder waren gut. Noch besser als die von gestern. Immer wieder drückte sie den Auslöser, änderte die Position und drückte wieder. Sie musste ihre Schützlinge, wie sie sie innerlich getauft hatte, nicht mal anspornen. Sie waren voll und ganz auf einander fixiert.
Wieder schaute Lila durch die Kamera. Shuichi stand an eine weiße Säule gelehnt und lächelte lasziv. Sein Oberkörper war nur von einem Lederband kreuz und quer umwickelt. Seine schlanken Beine wurden von einer schwarzen Lederhose versteckt.
Ryuichi stand vor ihm. Mit einem Arm stützte er sich neben Shuichi an der Säule ab. Die andere Hand lag auf Shus Brust und zeichnete kleine Kreise. Die weiße Stoffhose und das weiße langärmlige Oberteil standen in einem starken Kontrast zu dem Schwarz von Shuichi.
Es war ein Bild für die Götter!
Lila seufzte leicht. Sie hatte schon die gesamte Anzahl der geplanten Filme verknipst, dabei war es gerade mal der dritte Tag. Und sie wusste, dass sie in den nächsten zwei Tagen noch mehr Bilder machen würde. Sie konnte nicht aufhören. Dafür sahen die beiden Sänger einfach zu gut vor der Kamera aus.
„Schluss für heute!"
Erstaunt drehte sich der Rest der Crew zu Lila um. Sie hatten wieder mal nicht mitbekommen, wie die Zeit verflogen war.
Ryuichi entfernte sich von Shuichi, schaute ihm aber immer noch in die Augen.
„Lass dich nicht abschminken. Ich will mit dir noch wo hin", flüsterte er leise in das Ohr des Pinkhaarigen und drehte sich um. Shuichi schüttelte nur kurz den Kopf und begab sich dann in die Umkleide.
Einige Probleme mit den Kleidern und Schreien der Visagistin später standen Shu und Ryu vor der Villa.
„Also, wohin willst du? Wieso sollte ich mich nicht abschminken lassen."
„Weil du so noch besser aussiehst", antwortete Ryuichi leise.
„Ich dachte mir, du könntest etwas Abwechslung gebrauchen. Wie wäre es mit einer Disco? Ein bisschen ausgelassen tanzen....."
„Aber dafür bin ich erstens nicht passend angezogen und zweitens ist es noch viel zu zeitig."
„Das mit der Kleidung ist doch egal. Aber du hast recht, es ist noch zu zeitig."
Stumm schaute er zu dem Sternenhimmel hinauf, als suche er dort eine Antwort.
„Komm, ich lade dich noch auf einen Drink ein."
Ohne eine Antwort abzuwarten schnappte Ryuichi sich Shuichi und schliff ihn in die nächste Bar. Eine Weile unterhielten sie sich fröhlich über Nittle Grasper und Bad Luck und alberten herum. Doch dann wurde Shuichi auf einmal still. Abwesend blickte er in seinen halbleeren (wir sind jetzt mal Pessimist) Cocktail.
„Hey, was ist los? Hab ich was falsches gesagt?", fragte der andere Sänger besorgt und nahm die Hand des Jüngeren. Ein kleines Kopfschütteln war die einzige Reaktion.
„Es ist wegen Yuki, stimmt's?"
Obwohl sich der Grünhaarige sich bemüht hatte, seiner Wut nicht allzu viel Ausdruck zu machen, konnte er einen gereizten Unterton nicht verbergen. Er verstand Yuki nicht. Er hatte die wunderbarste Person, die ein Mensch nur als Freund haben konnte, an seiner Seite und behandelte diesen so schlecht. Was hätte Ryuichi nicht alles getan um von Shuichi geliebt zu werden. Doch der hatte nur Augen für Yuki. Für einen widerlichen Eisklotz.
Auch Shuichi hatte den gereizten Unterton vernommen und blickte fragend auf. Er wusste, dass Ryuichi mehr als Freundschaft für ihn empfand. Das hat er in der letzten Tagen mehrfach zu spüren bekommen, doch das er eifersüchtig auf Yuki war, hatte Shuichi sich nicht vorstellen können. Obwohl dies ja nahe lag.
Ryuichi fing den fragenden Blick auf. Er wusste, dass er jetzt nicht lügen konnte. Es würde Shuichi nur noch mehr verletzten.
„Ich verstehe dich nicht!", antwortete er deshalb auf die stumme Frage. „Ich meine, du schenkst Yuki all deine Liebe, denkst ohne unterlass an ihn. Aber warum? Was gibt er dir? Er ignoriert dich, schmeißt dich vor die Tür und behandelt dich schlecht. Wieso gehst du nicht. Ich seh doch, wie du leidest!"
Shuichi staunte. Staunte, wie er immer staunte, wenn diese kindliche Maske Ryuichis verschwunden war und die Person auftauchte, die er wirklich war. Ein erwachsener Mann, der schon viel Leid erlebt hatte.
„Ich weiß es auch nicht..... Ich weine und beselbstmitleide mich..... Und doch kann ich nicht gehen.... Denn ich liebe ihn.... Liebe ihn von ganzen Herzen..... Jede Nacht, in der das Bett neben mir leer bleibt, leide ich.... Es tut so weh..... Er ist so kalt zu mir.... Ich weiß nicht mal, ob er mich liebt..... Oder ob er nicht längst einen anderen hat."
Es war nur ein Flüstern und doch schrieen sich die Wörter in Ryuichis Herz.
„Glaubst du, er geht fremd?"
„Nein!.... Ich weiß nicht.... Ich hoffe, er tut es nicht.... Denn ich weiß nicht, ob ich das verkraften könnte.... Ryuichi, mein Herz schmerzt.... Ich bin es leid, ständig wegen ihm Tränen zu vergießen.... Wieso kann ich ihn nicht einfach verlassen...."
Es herrschte Stille an dem Tisch. Lange verinnerlichte Ryuichi die Worte seiner Liebe. Shuichi saß da, ihm gegenüber, und hatte nur Leid und Trauer in den Augen. Er kannte dieses Bild. Er kannte dieses Bild von sich selbst.
„Ich kann dir da nicht groß helfen.... Weißt du, Shuichi, mir ging es mal ganz genau wie du. Ich war verliebt. Und er auch in mich. Ich war glücklich. Einfach nur glücklich."
Shuichi schaute seinen Gegenüber an. Die Augen waren glänzend. Ryu war voll und ganz in seiner Erinnerung gefangen. Wo gerade noch ein sanftes Lächeln lag, huschte nun ein gequältes Zucken über das Gesicht und die Augen färbten sich dunkel.
„Doch irgendwann verlor er wohl das Interesse an mir. Er versetzte mich ständig und ging mir aus dem Weg. Er tat mir mit seinen Worten und Blicken. Ich hätte verschwinden sollen. Mir ein, zwei Wochen die Augen ausheulen sollen und dann einen neuen Freund suchen sollen. Aber nein, ich war naiv und glaubte, es würde schon wieder so wie früher werden, wenn ich mich nur anstrengte."
Shuichi schaute erschrocken nach unten. Genau das waren auch seine Gedanken bis vor kurzen gewesen. Es würde schon so wie früher werden, wenn ich mich nur richtig verhalte und ihn nicht nerve.
„Ich hatte mich geirrt. Er verletzte mich immer mehr, bis ich total zerstört war. Und dann erwischte ich ihn auch noch mit einen seiner Geliebten in meiner Wohnung. Ich war total fertig. Nur Thoma schaffte es mit viel Mühe und viel Geduld mich wieder auf die Beine zu bringen. Seid her passe ich auf in wen ich mich verliebe."
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Shuichi, ich will nicht sagen, dass es bei dir genauso Enden wird, wie bei mir, aber ich möchte, dass du mir eins verspricht. Lass dich von Yuki nicht mehr schlecht behandeln. Zieh aus, wenn er dich das nächste Mal verletzt, denn so leid es mir tut, aber es wird nicht besser werden. Es sei denn Yuki ändert sich."
„Ich verspreche es."
Shuichi versuchte schwach zu lächeln doch scheiterte kläglich. Er wusste nicht, ob er die Kraft hatte sich von Yuki zu lösen.
„Lass uns gehen. Ein bisschen laute Musik wird uns jetzt gut tun."
Schwungvoll erhob sich Ryuichi. Mit nicht ganz so viel Elan stand auch Shuichi auf. Schnell zahlte Ryuichi noch die Getränke bevor sie die Bar verließen. Zielstrebig führte Ryuichi Shuichi durch die Straßen.
Während des Laufens redeten sie nicht viel und Shuichi glitt wieder in seine Gedankenwelt. Obwohl er es gekonnt geschafft hatte in den ganzen vorherigen Tag nicht an Yuki zu denken, hatte ihn dieses Gespräch mit Ryuichi wieder die Sehnsucht nach dem blonden Mann hervor gerufen. Shuichi hatte ihn gestern nur mal kurz gesehen, als er gerade frühstückte. Abends war Yuki nie Zuhause gewesen. Und genau dieser Fakt hatte Shuichi zum ersten Mal auf die Idee gebracht, dass Yuki einen anderen hätte. Schnell wischte er den Gedanken wieder fort. Es konnte auch andere Gründe für die Abwesenheit Yukis geben.
Um sich abzulenken fragte Shuichi: „In welchen Club wollen wir denn gehen?"
„Es ist eine Mischung aus Bar und Disco. Wird dir bestimmt gefallen. Ich bin recht gerne dort."
Schweigend gingen sie weiter. Schließlich bogen sie um die Ecke und erblickten eine längere Schlange Menschen.
„Uh", stöhnte Ryuichi gequält auf.
„Was ist?"
Shuichi konnte nicht verstehen, was Ryuichi störte. Für ihn war es klar gewesen, dass viele unterwegs sein würden.
„Ich hatte eigentlich nicht anstehen wollen. Wenn wir aber zum Türsteher gehen und sagen wer wir sind, dann weiß spätestens in einer halben Stunde der ganze Club, dass wir hier sind. Und das will ich auch nicht."
„Tja, das heißt dann wohl anstehen. Wird schon nicht so schlimm."
Der Ältere lächelte Shuichi schief an. Es dauerte wirklich lange. Shuichi hatte zwischen durch die Kleidung der anderen gecheckt. Sie trugen alle ausgefallene und sexy Klamotten. Er und Ryuichi würden allein durch ihre normale Kleidung auffallen. Obwohl Hiro immer sagt, er sähe in seinen chaotischen Klamotten, wie ein schräger Vogel aus. Wenigsten die Haare der Sänger waren perfekt für diesen Club geeignet.
Ab und zu kamen Betrunkene heraus, die sich schon auf den Heimweg machten. Meistens, weil einer von ihnen die ganze Zeit am kotzen war. Nach einer Ewigkeit, wie es zu mindestens Ryuichi erschien, standen sie endlich vor dem Türsteher. Der schaute sie kurz mit einem prüfenden Blick an und ließ sie dann eintreten. Sofort ertönte die Musik aus allen Richtungen.
Neugierig blickte sich Shuichi um. Überall standen Sofas, Sessel und Sitzecken. Direkt vom Eingang gegenüber befand sich die Bar. Links war die Tanzfläche auf der sich die Menschenmasse rhythmisch zur Musik bewegt.
Ein Rucken an seinem Arm ließ Shuichi wieder zu Ryu schauen. Dieser schleifte ihn bis zur Bar.
„Was willst du trinken?"
Shuichi deutete nur ein Schulterzucken an, da er wirklich nicht wusste was er trinken wollte. Ryuichi schaute ihn einen Moment ratlos an, bestellte dann für sich und Shuichi einen Cocktail. Die lilane Flüssigkeit sah alles andere als gesund aus. Vorsichtig sog Shuichi an dem Strohhalm und wappnete sich für alles. Für alles, bis auf ein gutschmeckendes Getränk. Überrascht verschluckte sich und hustete schmerzhaft.
„So schlecht?", fragte Ryuichi ein wenig enttäuscht.
Rasch schüttelte Shuichi seine pinke Mähne. „Nein, überraschend gut."
Fragend und auch etwas beleidigt schaute er in Shuichis Augen. Als Shu nicht antwortete, drehte er sich um und ging auf die Tanzfläche. Der Jüngere verstand noch etwas von wegen ,Ich gehe tanzen'.
Ein paar Minuten lang blieb er noch an der Bar stehen bevor er sich auch ins Getümmel stürzte. Sofort ergriff die Musik seinen Körper. Gekonnt bewegte er sich zur Musik und sang zu jedem Lied, dass er kannte den Text. So wunderte es Ryuichi, der Shu von weiter weg beobachtet, auch nicht, als dieser bald von Männern und Frauen umringt wurde. Wobei auffiel, dass mehr das männliche Geschlecht von Shuichi angetan war, als das Weibliche.
Genießerisch schloss Shuichi die Augen. Ryuichi hatte recht gehabt. Die Musik tat gut. Plötzlich spürte er, wie sich ein Körper von hinten an ihn schmiegt und kurz darauf sich zwei Hände um seine Hüfte schloss. Überrascht blickte er über seine Schulter und traf zwei gold-braun glitzernde Augen. Dazu gehörte ein hübsches Gesicht eines Jungen in seinem Alter. Die braunen Haare fielen teilweise über die Augen.
Er sah schön aus, dass musste Shuichi zu geben und doch war er nicht überwältigt.
Schön? Ja!
Was besonderes? Nein!
Trotzdem schloss Shuichi wieder die Augen und schmiegte sich noch enger an den Körper hinter ihm. Als kurz darauf ein langsames Lied erklang, drehte er sich um und legte seine Hände in den Nacken des fremden Junges. Sachte legte er seinen Kopf in die Halsbeuge und genoss den Geruch, der von der anderen Haut ausging. Er spürte wie die Hände auf seinem Rücken jeden seiner Muskeln nachfuhr. Ein Schnurren entfuhr Shuichi. Er konnte das Lächeln des Braunhaarigen regelrecht spüren.
Als das Lied endete spürte er, wie seine Blase sich bemerkbar machte. Mit einem entschuldigenden Lächeln löste er sich von den braunen Augen und ging zur Toilette. Nachdem er einige Tropfen leichter war, ging er in den Club zurück. Eine Weile überlegte er, ob er wieder auf die Tanzfläche sollte. Entschied sich dann aber dagegen.
Statt dessen ging er zu Bar und bestellte sich noch einen Cocktail. Verträumt beobachtete er die Masse. Erblickte zwischendurch auch mal Ryuichi und schmunzelte, als er dessen entspanntes Gesicht sah, während sein Körper sich geschmeidig zur Musik bewegte.
Plötzlich versperrte jemand die Sicht zur Tanzfläche. Als er aufblickte erkannte er den Braunhaarigen von vorher.
„Stört es dich, wenn ich mich zu dir setze?"
Shuichi schüttelte den Kopf. Die Stimme des anderen war ruhig. Aber irgendwie auch sanft. Schmeichelnd. Und genau diese Stimme holte ihn auch wieder aus seiner Gedankenwelt.
„Du tanzt gut."
Shuichi lächelte fröhlich auf und antwortete: „Du willst dich nur einschleimen."
Der andere zog verletzt eine Grimasse.
„Bestimmt nicht. Du tanzt wirklich gut. Ich sollte das schließlich wissen."
Fragend sah ihn Shuichi an.
„Naja, ich studiere Tanz und da hat man schon ein Auge dafür."
Jetzt wo Shu das hörte, fiel ihm auch wieder ein, dass der andere wirklich fantastisch getanzt hatte. Er hatte sich nicht nur seinen Bewegungen angepasst, nein, er hatte ihn auch noch geführt.
„Wie bist gerade darauf gekommen?"
„Ich weiß nicht. Seid ich klein war, habe ich gerne getanzt. Und da war es wohl das Naheliegenste."
Der Braunhaarige war noch nicht fertig, sondern setzte zu einem längeren Monolog an. Nicht das Shuichi störte. Er redete selber gerne und viel und genauso gerne hörte er auch zu, doch es wunderte ihn, warum der andere ihm so viel erzählte.
Als dieser schließlich doch endete, sah er Shuichi gequält an.
„Ich langweile dich, stimmt's?"
„Nein!", antwortete Shuichi ein bisschen zu schnell. Er musste sich eingestehen, dass er am Ende nicht wirklich mehr zugehört hatte.
„Ähm, mich wundert es nur, warum du mir das erzählst."
Der Braunhaarige lächelte entschuldigend.
„Na ja, ich habe noch nie eine Berühmtheit persönlich kennen gelernt."
Schlagartig verfinsterte sich Shuichis Miene. Daher weht der Wind. Der Braunhaarige wollte nur seinen Freunden erzählen können, dass er mit Shuichi Shindou geflirtet hatte. Wut stieg in dem Pinkhaarigen auf. Seit er berühmt war, hatte er schon häufig solche Momente gehabt und doch hasst er sie immer noch wie am ersten Tag. Er hasste sie. Menschen, die sich nicht für ihn, sondern nur für seinen Ruhm interessieren.
Enttäuscht blickte an dem Tänzer vorbei. Schlagartig war seine Wut verraucht. Entsetzen war statt dessen auf seinem Gesicht zu lesen. Shuichi konnte nicht fassen, was er dort sah! WEN er dort sah! Seine Gedanken überschlugen sich. Sein Magen begann Achterbahn zu fahren. Ein Zittern erfasste seinen Körper.
„Hey, alles in Ordnung mit dir?", fragte der Braunhaarige besorgt, als er die Veränderung des Sängers bemerkte. Doch dieser reagierte gar nicht. Er starrt einfach nur auf das Bild, was sich ihm bot.
Dort saß Yuki. In seiner rechten Hand hielt er ein Glas mit Alkohol, dass er leicht schwenkte. Und auf seinem Schoß saß ein Schwarzhaariger mit gespreizten Beinen. Die Hände des Schwarzhaarigen lagen in Yukis Nacken und graulten ihn. Als sich der Schwarzhaarigen dann auch noch vorbeugte und Yuki etwas ins Ohr flüsterte, war es zu fiel.
Angeekelt sprang er auf und stürzte aus dem Club in die Nacht hinein. Er rannte und rannte. Immer weiter, bis her nicht mehr konnte und zusammen klappte. Schwer atmend lag er auf dem Boden. Vorsichtig hörte Shuichi in sich hinein. Doch da waren keine Tränen, keine Trauer. Dort war nur Enttäuschung und Wut. Auch Schmerz, doch der wurde von dem Selbsthass übertüncht.
Wie konnte er nur so blind sein! Natürlich hatte Yuki einen anderen. Einen, der ihn besser befriedigte.
Langsam richtete er sich auf. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Augen blitzen wütend.
„Nicht mit mir, Yuki!", zischte er wütend. „Ich lasse mich nicht zerstören!"
