A/N: Naja, ich vesuch's weiter...
"Vielleicht erklärst du mir mal, was das soll!?"
Duncan war verärgert. Er war genauso alt wie Red und hatte genau so viele Dienstjahre auf dem Buckel, aber trotzdem hatte man Red zum Chiefinspector gemacht und nicht ihn. Duncan wartete auf seine Chance, aber die würde nie kommen, wenn Red sich laufend einmischte!
Red ignorierte Duncan erstmal und sah sich um. Hiraki Tashimi war eine dreißig Jahre alte Asiatin, die für die Sunday Times regelmäßig ihre Kolumnen geschrieben hatte. Das hieß, eigentlich hatte sie Leserbriefe beantwortet. Red hatte bis heute nicht herausgefunden, ob diese Briefe ernst gemeint waren und tatsächlich von Lesern stammten, oder ob irgendein Schreiberling bei der Zeitung sie erfunden hatte, um die Leser zu unterhalten.
"War sie Japanerin?"
"Was?"
"Komm schon, Duncan, du hast mich verstanden! War sie Japanerin, Chinesin, Haitianerin? Was?"
"Red ....."
"Duncan, du verstehst das nicht. Ich will dir nicht deinen Fall wegnehmen oder sonstwas, aber ich fürchte, ob es dir gefällt oder nicht, wir müssen unsere Fälle zusammenlegen."
"Was?"
"Als ich heute Mittag in die Bow Street fuhr, erwartete mich so ziemlich das gleiche Bild: Anna Yamamoto, dreißig, Angestellte, verlobt, fünf Schüsse in den Rücken. Und das!"
Red wies auf die Wand. Da stand in schwarzen Buchstaben: I'm back!
"Scheiße, Duncan, wir haben `ne Serie!"
"Oh, Mann!"
Duncan fluchte lautlos. Wenn Red recht hatte – und es sah verdammt danach aus – dann konnte er sich nicht dagegen wehren. Und das wiederum bedeutete......
"Kannst du Clifton irgendwie von mir fernhalten?"
"Ich werde euch keine gemeinsamen Aufgaben geben, wenn du das meinst, aber er wird dabei sein wie immer."
"Ich hasse dieses kleine Arschloch."
"Du bist doch nur neidisch, weil er jünger, fitter und attraktiver ist als du. Geht mir genauso, aber tu' mir den Gefallen und beherrsch' dich! Er ist clever."
Duncan grummelte etwas Unverständliches, aber Red hatte sowieso schon gewonnen. Er war der Boß und Duncan konnte seinen Befehl nicht direkt verweigern. Zumindest nicht ohne ausreichende Begründung. Und "Abneigung gegen einen Kollegen" war keine! Red blickte in den nächtlichen Himmel und überlegte kurz, ob er Jez und Kate zurückpfeifen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Sollten sie ruhig Feierabend machen, diese Sache schafften Duncan und er auch alleine. Morgen früh würde er sie über alles unterrichten. Vielleicht hatten sie ja bis dahin schon ein paar Anhaltspunkte mehr.
***
Jez wachte auf, bevor sein Wecker klingelte. Das passierte ziemlich selten, denn bei seinen unregelmäßigen Arbeitszeiten hatte seine "innere Uhr" nie eine Chance gehabt, sich zu "stellen". Jez war allein, aber eigentlich nur, weil er sich gestern dafür entschieden hatte. An Angeboten mangelte es nie. Aber er war mit Kate weg gewesen und sie mochte es nicht, wenn er sich während so eines Kneipenabends nebenbei mit anderen Frauen beschäftigte.Sie hatte zwar keinerlei Rechte an ihm, aber Jez verstand das. Auch ihm verursachte es immer ein latentes Unbehagen, wenn Kate mit irgendwelchen Männern flirtete. "Brüderliche Eifersucht". Er stand auf, frühstückte kurz – sehr kurz – und zog sich dann seine Fahrradsachen an. Jez konnte zwar Autofahren, hatte aber keines. Er schonte lieber ein wenig die Umwelt und tat was für seinen Körper. Endlose Sitzungen im Fitness-Studio waren ihm zu langweilig.
Er fuhr zum Yard, duschte dort wie jeden Morgen und schlüpfte in frische Klamotten. Dann organisierte er sich einen Riesenbecher Kaffee und lief in Reds Büro. Sein fröhliches "Guten Morgen" endete abrupt bei: "Guten Mor.....", als er Duncan sah und vewandelte sich in ein: "Ach, du Schande!" Fast hätte er seinen Kaffee fallen lassen. Ungläubig blickte er zu Red und Kate.
"Was will der denn hier?"
"Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen," murmelte Duncan.
"Wir haben ein Problem," sagte Red zu Jez.
"Das kann man wohl sagen!" fauchte der zurück.
"Mach' die Tür zu und setz' dich!"
Jez warf krachend die Tür ins Schloß und ließ sich samt Kaffee auf einen Stuhl fallen. Duncan grinste breit.
"Ich habe Duncan gestern Abend noch angerufen, um ihn ins Team zu holen," begann Red, ohne auf die wütenden Blicke von Jez zu achten. "Er sagte mir, er hätte bereits einen Fall und ich müßte auf ihn verzichten. In der South-Hampton Road wurde eine Frau erschossen. Fünf Kugeln in den Rücken, nichts gestohlen, keine sonstigen Veletzungen. Sie hieß Hiraki Tashimi und war Angestellte der Sunday Times, Japanerin. An der Wand der Schriftzug "I'm back"."
Red sah zu Jez.
"So. Und jetzt kannst du explodieren."
Stille. Schließlich fragte Jez: "Lag sie auch mit dem Kopf zum Fenster?"
"Nein. Sie lag auch nicht im Wohnzimmer, sondern in der Küche. Davon abgesehen, ist es das gleiche Muster."
"Scheiße."
"Jepp."
"Okay, das beweist uns aber zumindest schonmal, daß der Verlobte von Anna Yamamoto nichts damit zu tun hat," dachte Jez weiter. "Oder besteht eine Verbindung zwischen ihm und Hiraki Tashimi?"
Kate schüttelte den Kopf.
"Keine, von der wir wissen, aber ich prüfe das nochmal."
"Ja, bitte," sagte Red. "Sicher ist sicher. Jez, deine Aufgabe bleibt es, die Ex-Sträflinge zu checken."
Jez nickte stumm. Red rieb sich müde die Augen.
"Also, wen suchen wir?" fragte Kate.
"Schwierige Frage," antwortete Duncan. "Entweder einen extremen Rassisten, dessen Aggressionen sich zur Zeit ausschließlich auf Asiaten richten, oder ......"
"..... oder einen Asiaten," beendete Jez den Satz. "Morde sind selten rassenübergreifend."
"Sexualmorde, Jez," gab Red zu bedenken.
"Beide waren dreißig Jahre alt," überlegte Kate. "Ob das was zu bedeuten hat?"
"Ich geb's weiter an die Abteilung für rosa Seifenblasen, aber schlauer wäre es eigentlich, wenn wir uns an die Spezi's in Quantico wenden würden. Unsere Psychologen haben mit Serientätern noch zu wenig Erfahrung."
"Einverstanden," meinte Jez. "Aber haben wir für diesen Schritt nicht noch zu wenig in der Hand? Ich meine, die lachen uns doch aus, oder? Serientäter bedeutet in den Staaten doch: unter fünf Toten fangen wir gar nicht erst an!"
"Ich will aber nicht, daß es noch drei weitere Tote gibt! Das werden sie wohl einsehen. Ich rufe auf jeden Fall mal an. Natürlich ohne daß Lexington oder Baker was mitkriegen. Sie wären kaum begeistert, wenn wir beim ersten Anzeichen von Problemen zu den Amis rennen."
"Also, sooooo toll finde ich das auch nicht," sagte Duncan.
"Besser als wenn es noch weitere Tote gibt, oder?" fragte Jez.
Duncan maß ihn mit einem verächtlichen Blick.
"Wenn ich will, daß Fiffi bellt, dann ziehe ich an der Leine."
Jez sprang auf.
"HEY!"
Red's Stimme klang wie ein Peitschenknall.
"Das reicht jetzt! Hinsetzen!"
Jez hielt den Blick starr auf Duncan gerichtet.
"Hinsetzen, Jez!" befahl Red erneut und diesmal drang er zu dem jungen Detective-Inspector durch. Jez setzte sich, wenn auch nur widerwillig.
"Und du hältst dich zurück, Duncan, oder ich werde ungemütlich," fügte Red hinzu. Er wartete noch einen Augenblick, dann sagte er: "Jez, du überprüfst die Häftlinge! Kate, du nimmst dir so viele Leute wie du kriegen kannst und redest mit Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen, Verwandten und so weiter! Wenn Jez fertig ist, wird er dir helfen. Ich will wissen, wer am Tag der Morde in den Häusern war! Mit Namen und Adressen! Postboten, Milchmänner, Vertreter, die Zeugen Jehovas, alle, kapiert?"
Sie nickten. Red ebenfalls.
"Ab mit euch! Duncan, du überprüfst die Alibis, die wir schon haben! Wir treffen uns um neun wieder hier, halten notfalls Kontakt über Handy! Raus!"
Seine Mitarbeiter verschwanden und Red griff zum Telephon. Er mußte in Quantico/Virginia anrufen und dann endlich zu Dr. Bellows, bevor er doch noch entlassen wurde.
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