A/N: Ein neues Kapitel. :) Ich hoffe, es gefällt euch immer noch. I.
4. Kapitel
Für den Mord an Richter Ashley-Pitt brauchten Red, Jez und Kate keine vier Wochen. Nachdem er den Kater überwunden hatte, hatte Red die Fälle von Yamamoto und Tashimi tatsächlich an Duncan abgegeben, der versprochen hatte, noch ein wenig nachzubohren. Den Richter hatte seine eigene Ehefrau vergiftet, weil er sich nicht nur an dem blutjungen Kinder- mädchen vergriffen hatte, sondern auch an der eigenen Tochter. Die Beweise waren unwider- legbar und Red fragte sich, wie der Königliche Gerichtshof Ihrer Majastät diese Geschichte zu verharmlosen gedachte. Nun, vermutlich bekam wenigstens Mrs. Ashley-Pitt mildernde Umstände. Sie hatte jedenfalls dreiviertel des Königreichs auf ihrer Seite. Red schrieb gerade den Abschlußbericht, als sein Telephon klingelte. Verärgert sah er auf die Uhr. Er brauchte nur noch zwei Zeilen und seine Frau Susan wartete zu Hause auf ihn. Sie waren um halb zehn zu einer Vernissage eingeladen. Das Telephon klingelte erneut. Seufzend hob er ab.
"Metcalfe!"
"Eine gute und eine schlechte Nachricht."
"Duncan?"
"Die Gute ist, daß du Baker gehörig ans Bein pinkeln kannst."
Red ahnte Furchtbares.
"Die Schlechte ist, es ist doch eine Serie. Wood, Ecke Borroughs."
"Gib mir zwanzig Minuten!"
***
"Wer?" fragte Red, als er mit Jez und Kate am Tatort ankam.
"Aoki Takeshi, dreißig Jahre, Postbotin, Japanerin, fünf Schüsse in der Rücken, wie gehabt."
"Verdammter Mist!"
"Ja. Die Presse wird sich überschlagen. Mal sehen, wie Baker das hinkriegt."
"Spuren?"
"Noch nicht. Aber vielleicht finden ja Jez, der Wunderhengst, und seine kleine Stute was."
"Halt' die Klappe, Duncan!"
Red lief langsam in der Wohnung auf und ab. Warum tat jemand sowas? So völlig ohne Zusammenhang. Anscheinend war es nichts Persönliches. Der Täter schien seine Opfer vorher nichtmal sonderlich gut zu kennen. Nach welchen Kriterien wählte er sie aus? Weiblich, dreißig Jahre alt, Asiatin bzw. gezielt Japanerin ...Darüber hinaus schien es ihm egal zu sein, ob veheiratet oder nicht, welchen Beruf sie hatte, ob sie nett oder nicht nett war, reich oder arm ...Und sie hatten noch immer keinen brauchbaren Anhaltspunkt, was eine Identifizierung des Killers ermöglichen konnte, selbst wenn sie einen Verdächtigen hätten, was bis jetzt definitiv nicht der Fall war. Keine DNS...Plötzlich fiel Red etwas auf. Eine Straßenkarte von London erschien vor seinem geistigen Auge. Die Bow-Street, die South- Hampton-Road und Wood, Ecke Borroughs waren alles Straßen in ein und demselben Bezirk: Highgate. Bis jetzt war noch kein Mord außerhalb dieses Bereichs begangen worden. Und beim letzten mal ...
"JEZ! KATE! DUNCAN!"
Sie liefen zu ihm.
"Macht mir eine Liste von allen Uniformierten, die Highgate als festen Bezirk haben! Egal, ob Polizisten, Postboten, Milchmänner, Militärs, alle, die eine Uniform tragen! Und fordert noch Leute an! Im April waren es zwei in einer Nacht, diesmal werden es wohl auch zwei sein, wenn nicht sogar drei oder mehr. Vielleicht hat er inzwischen Geschmack an der Sache gefunden."
Sie trennten sich, um seinen Befehlen möglichst schnell nachzukommen. Zeit war immer der entscheidende Faktor.
***
Jez stand auf der inzwischen wieder regennassen Straße, dicht neben Kate, und befragte die Hausbewohner und die Umstehenden, die sich mittlerweile um die Absperrung angesammelt hatten, ob sie irgendwas Auffälliges oder Verdächtiges bemerkt hatten in der letzten Zeit. Viel kam dabei allerdings nicht heraus, denn die meisten waren berufstätig und nicht den ganzen Tag zu Hause.
"Danke, Mr. Breckenridge," sagte er schließlich zu dem Lebensmittelhändler, der seinen Laden direkt gegenüber von Aoki Takeshis Haus hatte, und so einen ungehinderten Blick darauf, wer dort ein und aus ging. "Wir kommen bestimmt nochmal auf Sie zurück."
"Gern, Junge. Sie wissen ja, wo Sie mich finden."
"Ja."
Jez lächelte freundlich und wandte sich dann der nächsten Person zu.
"Guten Abend, M'am. Ich bin..."
Der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken.
"Piper!"
Er keuchte es mehr, als daß er es sagte. Schlagartig waren acht Jahre seines Lebens verschwunden und er sah wieder zwei reglose Körper auf dem Linoleumboden und das Blut an seinen Händen...Jez schüttelte den Kopf, um die Bilder zu verscheuchen.
"Piper..." wiederholte er wie in Trance. Er konnte sie nur anstarren.
"Jez," sagte sie ruhig, wirkte aber mindestens so überrascht wie er. "Hallo."
So standen sie sich einen Moment gegenüber, ohne zu wissen, was sie sagen sollten. Piper schien so verlegen zu sein wie Jez sich fühlte, obwohl es dazu eigentlich nicht den geringsten Grund gab. Oder vielleicht auch doch. So vieles war damals geschehen, was er noch nicht verarbeitet oder sich auch nur bewußt gemacht hatte. Jez fragte sich, ob Piper dieses unerwartete Wiedersehen genau so irritierte wie ihn. Er fühlte sich auf jeden Fall verpflichtet, diese Stille zu brechen, also fragte er: "Wie ...geht's dir denn so?"
"Ach," antwortete sie verlegen, "am liebsten gut."
Er mußte lachen. Sie lachte ebenfalls.
"Was machst du jetzt?" fragte Jez weiter.
"Komm mich besuchen, wenn du Zeit hast," bat sie und reichte ihm eine Visitenkarte. "Ich meine natürlich nur, wenn du willst!" setzte sie hastig hinzu.
"Ja!" rief er schnell. "Ja, sicher. Ich kann nur noch nicht genau sagen wann, weil..." Er deutete mit einer ausholenden Geste auf die Umstehenden. "Weißt du?"
"Ja, ich verstehe."
Jez wußte, sie tat es. Piper lächelte scheu.
"Bis bald, Jez."
"Bis bald, Piper."
Sie wandte sich um und lief davon. Kate kaute nachdenklich auf einem Zahnstocher herum und trat zu ihrem Kollegen.
"Wer war das?"
Jez sah der jungen Frau noch immer hinterher.
"Piper. Piper Williams. Ich kenne sie von früher."
Jez schwieg einen Moment und erinnerte sich an das Blut, die Waffe und den Zeitpunkt, an dem Piper aufgehört hatte zu atmen.
"Aus einem anderen Leben," murmelte er leise, dann riß er sich zusammen und schob Pipers Karte in seine Jackentasche. "Na los! Weiter im Text! Wir wollen ja irgendwann fertig werden.
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A/N: Sorry. Das nächste Kapitel wird VIEL länger. Ich versprech's! I.
