A/N: ACHTUNG AN ALLE!!! Ich muß dieses Kapitel jetzt leider mindestens PG, wenn nicht sogar R raten!!!! Zwar nur ungefähr das erste Drittel, aber DAS auf jeden Fall!! Ihr seid also gewarnt. Wenn ihr nicht wollt, überspringt den ersten Absatz!!!
Packungsbeilage: Dieses Kapitel enthält angedeuteten Sex, ziemlich viel Kitsch, ein paar Theorien über den Fall, geringfügige Zukunftspläne, Erwähnungen von Sean Bean (C., der war nur für Dich) und Viggo Mortensen – die allerdings AUF KEINEN FALL DER WAHRHEIT ENTSPRECHEN!!! Ich kenne die Typen (LEIDER) nicht persönlich – und eine Art "Abschluß" mit der Vergangenheit, die "moralisch" vielleicht nicht so ganz einwandfrei ist. Bei Risiken und Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage und schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Ich weiß, der Witz hat soooooooooooooo einen Bart! Was ich damit sagen wollte: Ihr seid jetzt WIRKLICH gewarnt. I.

8. Kapitel

Kurz vor acht klingelte Jez bei Piper. Sie öffnete ihm die Tür, lief aber gleich zurück in die Küche.

"Hallo, komm rein! Ich habe vergessen zu fragen, was du nicht ißt, aber ich dachte mir, bei Spaghetti kann man nicht viel falsch machen. Sind gleich fertig, ich muß nur gerade die Soße umrühren, sonst brennt sie an."

Jez folgte ihr in die Küche, schob den Soßentopf auf eine unbenutzte Platte, ignorierte Pipers verblüfften Blick und den Kochlöffel, den sie noch in der Hand hielt, drängte sie sanft mit seinem Körper gegen eine Schranktür und küßte sie.

"Jez, was...?"

"Shhhhhh..."

Er küßte sie erneut lange und liebevoll, bis Piper ihren inneren Protest aufgab und sich an ihn kuschelte. Behutsam ließ Jez den Kuß ausklingen und sah ihr in die Augen.

"So. Darauf habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut," sagte er leise und küßte sie nochmal kurz. "Genaugenommen schon acht Jahre, vier Monate, zwei Wochen und fünf Tage."

"Sechs Tage," murmelte Piper und erwiederte den Kuß zärtlich. "Aber macht nichts. Wer zählt schon mit?"

Jez lachte leise und küßte sie wieder. Tiefer und hungriger diesmal. Er wollte sie. Und wie er sie wollte! Jetzt und für immer. Er konnte gar nicht mehr aufhören, sie zu küssen. Er hatte keine Ahnung, wieso nicht. Normalerweise konnte er sich immer beherrschen, aber jetzt hatte er das Gefühl, daß er einfach in tausend Teile zerspringen würde, wenn er nicht sofort mit Piper schlief. Jez löste sich wieder von ihr, schloß die Augen und atmete tief durch. Das war ja albern! Sie standen mitten in der Küche und wollten gerade essen. Piper legte sanft eine Hand an seine Wange und Jez öffnete die Augen wieder. "Nicht," wollte er sagen, die liebevolle Berührung war im Moment mehr als er ertragen konnte, aber Pipers Blick ließ ihn stumm bleiben. Sie sah ihn noch einen Augenblick an, dann zog sie sich ein wenig an ihm hoch, umarmte und küßte ihn. Jez war verloren. Selbst wenn er sich bis dahin hatte beherrschen wollen, so war das jetzt völlig unmöglich geworden. Er erwiederte den Kuß leidenschaftlich und hingebungsvoll und drückte sie unwilkürlich fester an den Schrank. Piper vergrub die Hände in seinen dunklen Haaren und schlang die Beine um seine Hüften. Jez' Finger glitten unter ihr Shirt und Piper stellte viel zu spät, aber umso verlegener fest, daß sie zum Kochen ein paar ihrer ältesten Klamotten angezogen hatte. Allerdings kam sie nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu denken, denn Jez streichelte mit warmen Händen behutsam ihre Haut und entlockte ihr damit ein leises Stöhnen. Aber so sehr sie solche Streicheleinheiten auch mochte und genoß, jetzt brauchte sie sie nicht. Sie brauchte Jez. Entschlossen, ihm das klar zu machen, griff sie nach seinem Gürtel. Sie kam allerdings nicht hin, logisch, da Jez sie immer noch auf Hüfthöhe festhielt. Piper wollte ihn gerade bitten, sie runter zu lassen, da setzte er sie auch schon ab. Konnte der Mann etwa Gedanken lesen? Egal! Mit fliegenden Finger öffnete sie seine Jeans, während Jez ihr den gleichen Gefallen tat. Schließlich zog Jez sie wieder an sich. Piper seufzte leise, als sie endlich wieder seinen schlanken, durchtrainierten Körper an ihrem spürte. Er war so schön warm und seine Haut fühlte sich an wie Samt. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie eine Mann so sehr begehrt wie Jez jetzt, in diesem Augenblick. Die Empfindungen, die seine bloßen Berührungen in ihr auslösten, waren so wundervoll, daß es beinahe schmerzte. Piper schmiegte sich an ihn, so fest sie nur konnte, um möglichst viel von ihm zu spüren. Kühle Kacheln preßten sich an ihren Rücken und nur undeutlich wurde Piper bewußt, daß sie mit Jez auf dem Küchenboden lag. Sie umarmte Jez, schlang erneut die Beine um seine Hüften und bog sich ihm sehnsüchtig entgegen. Das war sonst so gar nicht ihre Art. Normalerweise wäre sie allein bei dem Gedanken daran vor Scham im Erdboden versunken, aber jetzt war es anders. Mit Jez war es anders. Sie wollte das genauso wie er...

Als sie schließlich wieder klar denken konnte und sich bewußt wurde, daß sie schweratmend nebeneinander auf dem – inzwischen doch recht kalten – Küchenboden lagen, mußte sie fast lachen. Herrjeh, sie waren doch keine Teenager mehr! Aber der Drang zu lachen verging, als Jez' leise sagte: "Tut mir leid, Piper. Ich...Ich wollte dich nicht so...überrumpeln. Ehrlich. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. Ich bin sonst nicht so...so...rücksichtslos. Ich..."

Piper nahm sein Gesicht in beide Hände und küßte ihn lange und liebevoll.

"Es war wunderschön, Jez," flüsterte sie, "und ich hätte es gar nicht anders haben wollen."

Sie streichelte zärtlich seine Wange.

"Du hast es eben gebraucht und Gott weiß, ich auch. Am liebsten würde ich das gleich nochmal machen, aber ich glaube, du mußt dich erst ein bißchen erholen und ich verhungere gleich. Die Spaghetti sind jetzt mit Sicherheit verkocht, aber die gehen ja schnell. Ich mache einfach neue."

Sie lächelte und zeichnete mit einem Finger seine Lippen nach.

"Keine Angst. Ich zerbreche nicht. Und du hast mir nicht weh getan. Wenn, würde ich es dir sagen, und ich erwarte von dir dasselbe. Nach der Sache mit Randy hat es lange gedauert, aber ich hatte danach noch zwei, drei Beziehungen und wenn ich etwas daraus gelernt habe, dann, daß es nichts bringt, seine Wünsche und Bedürfnisse zu verstecken oder sogar zu verleugnen. Geben und Nehmen, Jez, aber du mußt mir sagen und zeigen, was du willst und was du nicht willst. Und manchmal muß man eben einen Kompromiß eingehen, wenn man keine andere Lösung findet. Schaffst du das?"

Sie sah ihm wieder in die Augen. Jez küßte sie sanft und antwortete: "Für dich kann ich über Wasser wandeln, Piper."

Dann stand er langsam auf und zog sie mit sich auf die Füße. Er umarmte sie und küßte sie erneut lange und liebevoll, dann ließ er sie los und sah sich um.

"Na, komm! Ziehen wir uns was an! Dann kochen wir neue Spaghetti, wärmen die Soße auf und ich mache den Salat. Wo du es gerade erwähnt hast, ich habe Hunger wie ein Wolf."

Piper lachte und griff nach ihren Sachen.

***

"Ich fürchte, mir geht es genau so wie allen anderen," sagte Piper, als sie gemeinsam an ihrem runden Eßtisch saßen. "Ich kann euch über den Täter nicht viel sagen."

Jez schob sich eine Gabel Salat in den Mund.

"Was kannst du denn über ihn sagen?"

Piper überlegte kurz.

"Nun ja, er muß eine gewisse Bildung und Intelligenz besitzen, denn er geht sehr planvoll und umsichtig vor. Soweit ich das mitgekriegt habe, weiß er, wann er seine Opfer alleine antreffen kann, also muß er sie kennen oder über einen längeren Zeitraum unauffällig beobachten können, bis er die tägliche Routine herausgefunden hat. Ihr sagt, er ist Uniformträger, aber versteift euch nicht zu sehr darauf. Uniformen kann man leihen oder selber schneidern."

"Oder schneidern lassen," murmelte Jez nachdenklich und machte sich eine gedankliche Notiz, morgen einen Beamten auf die örtlichen Maßschneidereien anzusetzen. Vielleicht kam so etwas heraus.

"Ja," fuhr Piper fort. "Womit ich keinesfalls sagen will, daß es nicht doch jemand ist, der rechtmäßig Uniform trägt."

"Klar."

"Er ist etwa einen Meter fünfundachtzig groß, hat Schuhgröße sechsundvierzig und..."

Sie verzog das Gesicht.

"Jez, ich will mich da nicht festlegen und euch total in die Irre führen, aber ich stelle mir dabei immer einen älteren Mann vor, so um die vierzig, fünfzig. Red-oder Duncanalter."

"Und warum?"

"Weil ältere Männer, wenn sie nicht gerade wie mordlüsterne Irre aussehen, einfach automatisch vertrauenswürdiger wirken, als so Jungspunde wie sie es dutzendweise im Heim gibt. Du kennst doch den Spruch: Die Jungend heutzutage..."

Jez lächelte.

"Ja. Aber den gibt es schon lange und es wird ihn auch immer geben. Die Zeiten ändern sich und jede Generation wird sich das anhören müssen."

"War auch nur so eine Idee..."

"Nein, das ist ja auch gut so! Wir brauchen Ideen! Theorien! Irgendwas, was uns einen Denkanstoß gibt. Red nennt das immer "freie Assoziation"."

"Naja."

"Ich weiß, die Bezeichnung ist medizinisch total verkehrt, aber könntest du Red enttäuschen? Er ist so glücklich damit."

Piper lachte.

"Dann lassen wir ihm sein Glück."

"Weiter! Was noch?"

"Ich glaube nicht, daß es ein Rassist ist oder auch nur jemand, der Asiaten haßt."

"Eine kühne Behauptung. Warum nicht?"

"Wenn er Asiaten hassen würde, dann würde er sie nicht einfach erschießen. Er würde sie vorher foltern, quälen, sie um Gande betteln lassen. Oder er würde sich ein Maschinengewehr kaufen, nach Chinatown fahren und in Restaurants und Cafés schießen. Oder in diesem Viertel Bomben legen. Auf diese Weise könnte er viel mehr töten."

Jez nickte stumm. Piper seufzte.

"Tja, davon abgesehen fällt mir dazu auch nichts neues ein. Wenn es ein Muster gibt, dann sehe ich es so wenig wie ihr. Die Daten sind nichts Besonderes und sogar bei satanischen Sekten sind diese beiden Tage total nebensächlich. Und die Opfer hatten wirklich gar keine Gemeinsamkeiten?"

"Nichtmal denselben Friseur."

"Tja..."

Einen Moment aßen sie schweigend.

"Was ich dich noch fragen wollte," meinte Jez. "Wen möchtest du eigentlich als Trauzeugin?"

Piper blinzelte verblüfft.

"Was ist?" fragte Jez. "Glaubst du noch immer nicht, daß ich dich heiraten will?"

"Doch, ich glaube schon, daß du mich heiraten möchtest, ich...Es fällt mir nur schwer zu glauben, daß du wirklich schon bereit dazu bist."

"Ich bin inzwischen neunundzwanzig und habe mich ausgetobt."

"Jez, ich habe dir schon gesagt, daß ich dich sehr gerne heiraten würde und dabei bleibe ich auch. Ich liebe dich. Nur finde ich genauso, daß wir das nicht überstürzen sollten. Denkst du nicht, wir sollten erstmal zusammenziehen, um zu sehen, ob wir es überhaupt auf so "engem" Raum gemeinsam aushalten? Mit Alltagsroutine, vollkommen verschiedenen Dienstplänen, unmenschlichen und vor allem unregelmäßigen Arbeitszeiten, Streß, einem gemeinsamen Badezimmer...? Soll ich weitermachen?"

Jez sah sie an.

"In Ordnung. Ziehen wir zusammen. Wie lange?"

"Was?"

"Wie lange wollen wir das testen? Wann weißt du, ob es funktioniert?"

Er hatte das unglücklich formuliert. Er wollte Piper keinesfalls unter Druck setzen oder zu irgendwas drängen. Er wollte nur wissen, wann sie heiraten konnten. Piper schien allerdings gar nicht verärgert zu sein. Sie überlegte. Normalerweise dauerte es im Schnitt etwa neun Monate, bis die "rosarote Brille" der harten Realität gewichen war.

"Im nächsten August," antwortete sie daher.

"Das ist lange," sagte Jez.

"Vielleicht auch schon eher," meinte sie versöhnlich. "Ich gehe vom Extremfall aus."

"Ach so. Okay. Übrigens netter Versuch, aber ich hab's nicht vergessen. Deine Trauzeugin. Kenne ich sie?"

"Ich weiß nicht. Kannst du dich noch an meine Freundin Sophie erinnern?"

"Kleiner als ich, schwarze Haare, grüne Augen und umwerfend schön?"

"Vorsicht."

Jez lachte.

"Ich habe sie zwar nur drei-, viermal gesehen, wenn sie dich damals abgeholt hat, aber ja, ich kann mich noch erinnern."

"Gut. Sie hat inzwischen sehr reich geheiratet."

"Ach, du jeh! Etwa einen Lord?"

Piper schmunzelte.

"Viel schlimmer. Einen Schauspieler."

"Also, sowas! Skandal!"

"Ja, nicht wahr? Und er ist nicht nur verdammt reich, talentiert und züchtet Pferde, er sieht auch noch umwerfend gut aus und ist verboten sexy."

"Hat der Wunderknabe auch einen Namen?" knurrte Jez, allerdings nur gespielt eifersüchtig. Der Knabe war mit Pipers Freundin Sophie verheiratet und er wäre ein Trottel, so eine Frau zu betrügen. Außerdem würde er, Jez, ihn erschießen, falls er was bei Piper versuchen sollte.

Sie lachte.

"Er heißt Sean. Sean Bean. Der Boromir aus "Herr der Ringe". Wahlweise Alec Trevelyan aus "Goldeneye" oder irgendsoein Oberst aus "Anna Karenina"."

"Süße, du weißt, ich gehe nicht oft ins Kino, aber ich bin nicht aus der Welt. Und "Herr der Ringe" habe ich gesehen. Viermal. In erster Linie, weil Kate mich immer wieder reingezerrt hat. Sie fand diesen Eomer so toll."

Piper schmunzelte.

"Also, ich stand total auf Aragorn."

Jez hob die Brauen.

"Bitte?"

Sie lachte laut.

"Aber keine Angst, Großer! Sophie kennt ihn – und seine Frau. Sie heißt Dawn Corday, also jetzt natürlich Mortensen, und ist bildschön. Leider ist sie auch noch klug und witzig, also kann ich mit ihr sowieso nicht konkurrieren. Deine Position ist sicher."

"Wieso solltest du nicht mit ihr konkurrieren können?"

"Was?"

"Du hast mich schon verstanden. Wie kommst du darauf?"

Piper zuckte die Achseln.

"Bis jetzt haben mich noch alle wegen jüngeren und hübscheren Frauen verlassen. Außerdem," sie lächelte plötzlich strahlend, "liebe ich nur dich und will gar keinen anderen."

Sie beugte sich zu ihm, küßte ihn kurz und stand auf, um den Tisch abzuräumen. Jez blieb einen Moment irritiert sitzen, dann folgte er ihr in die Küche. Piper stand vor der Spüle und räumte die Teller zusammen. Jez trat hinter sie und umarmte sie vorsichtig. Piper versteifte sich kurz, dann gab sie nach und lehnte sich mit gesenktem Kopf gegen ihn.

"Du hast Angst, oder?" fragte Jez leise.

"Ja," antwortete sie kaum hörbar.

"Wovor, Süße? Davor, mich zu velieren? Du, die mich als einzige auf Anhieb dazu bringen konnte, meine Ansichten von Freiheit, Unabhängigkeit und Polygamie über Bord zu schmeißen und mich Hals über Kopf in eine Ehe zu stürzen? Oder davor, daß ich dich belügen, dein Vertrauen mißbrauchen und deine Gutmütigkeit ausnutzen könnte, so wie Randy damals unter anderem? So bin ich nicht, Piper. Ich habe dich noch nie belogen und das werde ich auch nie. Wenn es mit uns nicht klappt, dann werde ich das sehen und einsehen und mich von dir trennen, bevor ich was mit einer anderen anfange. Aber das wird nicht passieren, weil du die einzige Frau bist, die ich jemals heiraten wollte. Bei der ich auch nur auf den Gedanken gekommen bin, sie zu heiraten. Das ist mir vorher nie passiert und das passiert mir garantiert nie wieder. Hab' keine Angst, Piper. Ich weiß, es ist schwer, aber vertrau' mir!"

Sie drehte sich zu ihm um und umarmte ihn.

"Ich versuch's, Jez. Glaub' mir, ich versuch's."

Er streichelte liebevoll über ihre Haare.

"Ich helfe dir, Liebste. Ich vespreche es."

Piper kamen die Tränen, ob sie wollte oder nicht. Jez hielt sie einfach fest und ließ sie weinen.

Nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder beruhigt und Jez trug sie zur Couch. Er setzte sich, zog sie auf seinen Schoß und sie kuschelte sich an ihn. So blieben sie eine Weile sitzen.

"Ahm...Piper?"

"Ja?"

"Da...Da gibt es noch etwas, das...das ich dich gerne fragen würde."

"Ja?"

"Damals, als...als ich...Randy erschossen habe...ungerechtfertigt...warst du da...sauer auf mich? Ent...Enttäuscht, oder so?"

Stille.

"Ich meine, du hast die Richtlinien sehr geachtet und Gerechtigkeit ging dir immer über alles. Das, was ich getan habe, war weder gerecht, noch gesetzestreu. Ich habe gegen mindestens sieben Dienstvorschriften verstoßen und Red und Duncan mit mir, weil sie nie etwas gesagt haben. Aber..."

Jez verstummte unsicher. Piper sah ihn an.

"Du hast recht. Das, was du getan hast, war praktisch Mord. Randy war unbewaffnet und deine Kollegen waren so dicht hinter dir, daß ihr sozusagen in der Überzahl wart. Ich war zwar halb tot, aber ich konnte genau sehen, daß du erst geschossen hast, lange nachdem Randy den Schläger weggeworfen hatte. Und in diesem Moment war ich dankbar, Jez. Ich war dir so dankbar, daß du endlich getan hast, wozu ich nie den Mut gefunden hatte. In dem Augenblick, in dem ich aufhörte zu atmen, war ich glücklich. Ich "starb" friedlich und ohne Angst. Das erstemal in meinem Leben hatte ich keine Angst mehr, denn ich wußte, daß Randy niemandem mehr schaden konnte. Mir nicht und auch keinem anderen. Und ich wußte, auch dir würde nichts passieren, denn Red liebt dich wie einen Sohn und hätte sich für dich vierteilen lassen. Duncan mag dich zwar nicht sonderlich, aber er war der Ansicht, daß Randy lediglich das gekriegt hatte, was er verdiente, also würde auch er schweigen."

Piper sah Jez an und streichelte durch seine weichen Haare.

"Ich war nie sauer auf dich, Jez, und du hast mich auch noch nie enttäuscht. Ich war immer stolz darauf, mich zu deinen Freunden zählen zu können und jemand zu sein, den du offenbar mochtest. Diese Nacht hat daran nichts geändert. Gar nichts. Ich liebe dich nur noch mehr."

Sie küßte ihn sanft und Jez erwiederte den Kuß.

"Danke, Piper."

"Hey, keine Ursache. Die Wahrheit muß man sagen. Alles wieder in Ordnung?"

"Dasselbe könnte ich dich fragen."

Sie schmunzelte.

"Also, bei mir lautet die Antwort ja."

Er lächelte.

"Fein, bei mir auch. Heißt das, ich darf bleiben?"

"Hattest du das nicht eh' vor?"

"Nur, wenn es dir recht ist."

"Ist es. Bitte, bleib. Ich bin gespannt, ob ich wieder mit jemandem im selben Bett schlafen kann. Ist lange her."

"Frag' mich mal!"

"Jez, ich kann mir kaum vorstellen, daß du wie ein Mönch gelebt und geschlafen hast."

"Ach, nein. Natürlich nicht. Aber ich hatte ja nicht jeden Tag eine andere. Die meiste Zeit habe ich durchaus alleine in meinem Bett verbracht. Darf ich dich rauswerfen, wenn du mich nevst?"

"Wie bitte?"

Sie mußte lachen und Jez lachte mit ihr.

"Ich glaube, ich höre nicht richtig! Wenn du jemanden aus dem Bett wirfst, dann am besten dich selber, wir sind hier nämlich in meinem Bett. Wenn wir bei dir sind, können wir darüber nochmal vehandeln."

"Dann hoffe ich, du hast einen tiefen Schlaf. Wenn's mir zu blöd wird, lege ich dich einfach auf die Couch. Falls du dich am nächsten Morgen wunderst, behaupte ich einfach, du wärst schlafgewandelt."

"Ja, na klar! Würde ich dir sofort glauben."

"Aber natürlich. Können diese Augen lügen?"

Er blinzelte sie treuherzig an. Piper lachte.

"Oh ja! Sogar ohne mit der Wimper zu zucken."

Jez schmollte.

"Also bitte, ja? Du verkennst mich völlig."

Sie sah ihn einen Moment lächelnd an, dann umarmte sie ihn und sagte: "Du hast ja jetzt genug Zeit, um mich eines Besseren zu belehren."

"Ja."

Er küßte sie.

*****************************************************************************************

A/N: Okay. Lebt ihr noch?? I.