A/N: Nach dem letzten Kapitel wird das hier wieder ganz "normales" PG-13. Es ist nicht sooooo lang, aber ich gebe mir Mühe. :)
Und wieder ein paar kleine Vorausinformationen: Dieses Kapitel enthält...in gewisser Weise die "Drei Fragezeichen" (Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Ein paar von euch kennen sie vielleicht...) und etwas mehr Sean Bean. Wie immer ist alles nur ausgedacht. Ich kenne niemanden persönlich. I.

9. Kapitel

Die Tage vergingen und bald wurden Wochen daraus. Jez vesuchte noch immer fieberhaft mit Red und den anderen den "Asiaten-Killer", wie ihn die Boulevardpresse getauft hatte, zu finden, aber egal, wieviele Schuhputzer oder Milchmänner sie fragte, es ergaben sich einfach keine neuen Spuren. Sie hatten nach wie vor absolut nichts in der Hand. Es war zum verrückt werden!

Jez hatte gerade zum hundertsten mal ein absolut sinnloses Telephonat beendet, als sein Blick auf den Kalender fiel.

"Kate?"

"Hm?"

"Ist heute wirklich der zweiundzwanzigste Dezember?"

Kate sah auf.

"Was?"

"Ich meine.....Stimmt der Kalender?"

"Ja, natürlich. Was soll die Frage?"

Jez stand auf und griff nach seiner Jacke.

"Hey, wo willst du hin?"

Jez antwortete nicht. Zweiundzwanzigster Dezember. Noch zwei Tage bis Weihnachten. Und er hatte Piper seit mehr als drei Wochen nicht mehr gesehen. Oh, natürlich telephonierten sie so ziemlich jeden Tag und Piper hatte sich auch nie beschwert oder auch nur unzufrieden geklungen, aber was sollte das für eine Beziehung werden, wenn sie sich nur einmal im Monat trafen? Er war ja ein schöner Verlobter! Kurzentschlossen fuhr Jez zum Lexington-Heim und hielt nur kurz bei Harrod's an, um etwas für Piper zu kaufen. Für mehr als drei Wochen schuldete er ihr was.

***

"Guten Tag, Mrs. Woodrow," begrüßte er die alte Dame im Foyer, als er das Heim betrat. "Ich suche Dr. Williams."

"Guten Tag, Detective Inspector," erwiderte Mrs. Woodrow zurückhaltend. "Sie müßte im zweiten Stock sein. Mit einem ihrer Patienten."

"Vielen Dank."

Er fand Piper tatsächlich im zweiten Stock und stellte sich erstmal in ihr Blickfeld, um auf sich aufmerksam zu machen. Er wollte nicht stören oder versehentlich den Patienten verängstigen. Es waren eigentlich sogar drei. Drei Jungs, Jez schätzte sie auf etwa zehn Jahre. Ein strahlendes Lächeln erhellte Pipers Gesicht, als sie ihn sah, und sie winkte ihn zu sich.

"Hallo, Piper."

"Hi, Jez. Schön, dich zu sehen. Jungs, ich möchte euch mit...," sie überlegte kurz. "Mit Kommissar Reynolds bekannt machen. Jez, das sind Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, besser bekannt, als die Drei Fragezeichen."

Jez stutzte einen Moment, fing sich aber rasch wieder.

"Freut mich, euch kennenzulernen, Jungs," sagte er und warf Piper einen fragenden Blick zu. Mit einem leichten Lächeln bedeutete sie ihm, daß sie es ihm gleich erklären würde.

"Ich habe mit dem Kommissar kurz was zu besprechen," meinte sie. "Würdet ihr bitte kurz hier auf mich warten?"

"Geht klar, Jelena," sagte "Bob". Piper lächelte.

"Danke."

Sie lief mit Jez ein Stück den Gang entlang. Schließlich blieb sie stehen, aber bevor sie etwas sagen konnte, umarmte und küßte Jez sie lange und liebevoll. Piper kuschelte sich seufzend an ihn.

"Es tut mir leid," murmelte er in ihre langen, weichen Haare. "Ich bin ein Trottel."

"Ihr habt im Moment viel zu tun," erwiederte sie lächelnd. "Ich bin dir nicht böse. Ich habe genug Arbeit, um mich abzulenken."

"Aber so sollte es nicht sein. Wie sollen wir eine gemeinsame Zukunft aufbauen, wenn wir nur miteinander telephonieren?"

Sie lachte leise.

"Es wird auch wieder besser."

"Ja. Spätestens, wenn wir zusammenziehen. Die Wohnung haben wir ja schon."

Sie seufzte leise.

"Ja, nur keine Zeit."

"Ich nehme sie mir, versprochen. Die Weihnachtsfeiertage gehören uns. Vielleicht kann ich mir bis Silvester frei nehmen."

"Das wäre schön."

"Oh, ich hab' dir was mitgebracht. Wie's aussieht ganz passend unter diesen Umständen."

Er gab Piper eine CD. Eine "Drei ???"-CD. Piper lachte.

"Danke, Jez. Du kannst dich daran erinnern?"

"Daß du der totale "Drei ???"-Fan warst? Oh ja. Ich wußte nur nicht, welche du schon hast, aber man kann sie umtauschen. Erzählst du mir jetzt, warum ich Kommissar Reynolds heiße?"

"Hast du je eine "Drei ???"-Geschichte gehört?"

"Nein."

Sie schmunzelte.

"Das holen wir bei Gelegenheit nach. Diese drei da drüben sind Brüder. Sie heißen Julian, Jordan und John Corbett. Vor zwei Wochen starben ihre Eltern bei einem Einbruch. Die Einbrecher ermordeten sie vor den Augen der Kinder, aber dann kam die Polizei, bevor sie die Kinder auch noch töten konnten. Die Realität wurde zu schlimm für die Kleinen und ihr Bewußtsein "versteckte" sich. Sie wurden zu Justus, Peter und Bob, und das sind sie bis heute. Ich versuche, ihre wahre Identität wieder hervorzulocken und ihnen zu helfen, das Geschehene zu verarbeiten, wenn es soweit ist, aber bis dahin muß ich mich ihnen anpassen. Wenigstens haben sie mich nicht zu Tante Mathilda ernannt. Ich bin wohl zu jung. Und sie wissen, daß ich mal Polizist war, also war Jelena wohl die einzige Alternative, auch wenn ich nicht im Rollstuhl sitze."

"Heute Abend höre ich mir so eine Geschichte an," brummte Jez. "Ich verstehe nur Bahnhof."

Piper lachte.

"Wenn du möchtest, empfehle ich dir eine Folge."

"Ich möchte, daß wir die Folge zusammen hören."

Piper küßte ihn sanft.

"Heute Abend kann ich nicht, Jez. Ich habe Nachtschicht und zur Zeit geht es bei uns nachts immer hoch her. Tut mir leid."

"Hey, ist schon gut. Ich habe ja wohl gar kein recht, mich zu beschweren."

"Du hast jedes recht, Jez. Aber ich kann dich morgen Abend vom Yard abholen, wenn du möchtest."

"Ja, das wäre toll." Er lächelte. "Und dann fahren wir zu mir nach Hause und machen einen "Drei Fragezeichen Abend", damit ich verstehe, wovon du immer sprichst."

Piper lachte.

"Einverstanden. Ach, du wolltest doch wissen, ob es bei Sophie als meine Trauzeugin bleibt. Ja, tut es. Ich rufe sie heute noch an."

"Obwohl du noch gar nicht weißt, ob wir überhaupt heiraten?" neckte Jez.

"Hau' bloß ab, Clifton!"

Er lachte und küßte sie.

"Bis morgen, Kleine. Ich werde dich vermissen."

"Ich dich auch, Großer."

Sie küßten sich nochmal lange und Piper genoß jede einzelne Sekunde. Die Nächte waren wirklich hart ohne ihn.

"Ich liebe dich," sagte Jez und lief davon. Piper sah ihm nach, bis er verschwunden war und ging dann zurück zu "Justus, Peter und Bob".

***

"Bean."

"Ahm.....Hi, Sean. Ich bin's. Piper. Ist Sophie auch da?"

"Hi, Piper. Schön, daß du malwieder anrufst. Warte, ich reiche dich weiter."

"Danke."

Nur Sekunden später war Sophie am Telephon.

"Piper?? Meine Güte! Wir haben ja lange nichts voneinander gehört. Sei ehrlich! Es ist meine Schuld, oder?"

Piper mußte lachen.

"Ach, rede nicht so einen Unsinn, Soph! Wir haben alle unsere Berufe und dementsprechend wenig Zeit. Ich hätte mich ja auch schon längst malwieder melden können."

"Da hast du allerdings recht. Also, was fällt dir eigentlich ein, dich so lange nicht zu melden? Schäm' dich! Pfui!"

Da mußte Sophie aber erstmal selber lachen.

"Nein, ernsthaft: Wie geht es dir?"

"Danke, ganz gut. Euch auch, was ich so höre."

"Ach, danke. Man lebt."

Piper grinste, als sie Sean laut lachen hörte.

"Weswegen ich anrufe..."

"Ja?"

Piper atmete tief durch.

"Hör' zu, es könnte sein, daß ich heirate, demnächst, irgendwann, vielleicht nächstes Jahr. Ich kann dir noch nicht genau sagen, ob überhaupt und wann, aber...egal, ob und wann, würdest du gerne meine Trauzeugin sein?"

Stille.

"Sophie? Bist du noch da?"

"Was? Ja. Ahm...ja. Du...Ich fang' nochmal an! Hast du gesagt, du heiratest?"

"Das habe ich gesagt. Allerdings ist es noch nicht sicher..."

"Ich werd' verrückt! Und wen? Jemanden aus der Arbeit?"

"Ah...nein, nicht so direkt. Jemanden von früher, als...als ich noch mit Randy zusammen war. Kannst du dich noch an Jez Clifton erinnern? Er war damals Detective Sergeant, als ich im Yard angefangen habe."

"Klar kann ich mich an den erinnern. Süß! Toller Hintern! Er hat dir das Leben gerettet, nicht wahr?"

"Er hat noch viel mehr gerettet, Sophie, glaub' mir."

"Und jetzt heiratet ihr."

"Möglicherweise, vielleicht, ja. Wir befinden uns sozusagen noch in der "Testphase". Er hat mich zwar schon gefragt und ich habe auch ja gesagt, aber dann habe ich ihn erstmal gebremst."

"Warum?"

"Warum? Nun, zum Beispiel, weil wir uns seit acht Jahren nicht mehr gesehen haben, weil wir noch nie zusammen gewohnt haben und uns eigentlich gar nicht richtig kennen. Nur dienstlich."

"Er hat dich gefragt, ob du ihn heiratest, und du hast spontan ja gesagt. Ich finde, das klingt ziemlich ernst. Ich freue mich."

"Ja."

Piper lächelte.

"Ich mich auch. Falls es was wird. Also, wie gesagt, falls es was wird, würdest du dann bitte meine Trauzeugin sein?"

"JA! Was für eine Frage! Natürlich werde ich deine Trauzeugin. Auf der Stelle."

Piper lachte.

"Danke, Sophie. Ich sage dir noch rechtzeitig bescheid, ob, wann und wo."

"Und wenn's zehn Minuten vorher ist, ich werde da sein, verlaß' dich drauf."

"Danke."

"Piper?"

"Ja?"

"Liebst du den Kerl?"

"Wie verrückt."

"Dann nimm ihn! Du hast Glück mehr als jede andere verdient."

"Ich...Danke, Sophie. Vielen Dank. Denkst du...Denkst du, Sean würde es schaffen, die Presse abzuhängen, wenn ich heirate?"

"Hundertprozentig! Du glaubst doch nicht ernsthaft, er würde zu Hause bleiben, wenn du heiratest! Erstens will er dem Kerl, der dich nimmt, noch persönlich Prügel androhen, sollte er es wagen, dir weh zu tun, und zweitens: Alkohol, der nichts kostet!"

"Hey!" rief Sean empört aus dem Hintergrund. Sophie lachte. Plötzlich war er am Telephon und sagte: "Piper, herzlichen Glückwunsch und alles Gute! Ich muß da mal kurz was mit meiner Frau klären. Sie ruft dich morgen zurück."

"Ist gut, aber bitte nicht so früh. Ich habe Nachtschicht."

"Geht klar."

Sean legte auf. Piper lächelte. Diese Ehe machte Hoffnung. Bei Sophie und Sean flogen zwar auch ab und zu die Fetzen, aber im Grunde genommen, war es die harmonischste Ehe, die Piper kannte. Sie hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn ihr Pager rief sie lautstark zu einem Notfall. Piper seufzte leise und rannte los.

***

Der nächste Tag begann für Jez sehr früh, aber er konnte sich nicht so recht konzentrieren. Sie kamen sowieso nicht richtig voran und seine Beziehung mit und zu Piper war ihm momentan einfach wichtiger. Es hatte seit November keine neuen Morde gegeben und wenn es so lief wie beim letztenmal, dann würde bis Juni auch nichts mehr passieren. Und den kargen Spuren nachgehen, die sie bis jetzt hatten, konnte er nachher auch noch. Piper hatte gestern gesagt, sie wollte Sophie anrufen. Jetzt war es an der Zeit, das herauszufinden. Sophie hieß jetzt wohl mit Nachnamen Bean. Vorher hatte sie Van Sand geheißen. Bestimmt gab es nicht viele Pferdezuchten in oder um London, die mit einem dieser Namen, oder mit beiden, in Verbindung standen. Jez griff nach seinem Handy, weil er wußte, daß alle Gespräche im Yard sicherheitshalber aufgezeichnet wurden. Bis jetzt wußte niemand etwas von ihm und Piper. Okay, sie wußten, daß sie sich trafen, aber darüber hinaus hatte er noch niemandem etwas erzählt. Noch nichtmal Red und Kate. Nicht, weil Jez sich für Piper schämte oder sich mit ihr verstecken wollte! Im Gegenteil, er war verdammt stolz darauf, daß sie wirklich mit ihm zusammen sein wollte. Nein. Das war das einzige, was im Moment alleine ihm gehörte. Ihm allein. Die anderen wußten sonst alles von ihm. Wenn man so lange so eng zusammenarbeitete, fiel es schwer, irgendwas vor den anderen geheimzuhalten. Man hatte fast keine Privatsphäre mehr, einfach weil man ja sowieso immer zusammenhockte. Auch wenn die Dienstzeit zu Ende war. Und egal, was man tat, es sprach sich rum. Die Sache mit Piper war Jez zu ernst und zu wichtig, um sie einfach so der "Öffentlichkeit" preiszugeben. Er würde es tun, bald, schon alleine, weil sie Hilfe beim Umzug brauchen würden, aber jetzt noch nicht. Heute noch nicht.

"Guten Tag. Sie sind verbunden mit der Registratur für internationale Pferdezucht. Wenn Sie einen unserer Mitarbeiter sprechen möchten, wählen Sie bitte die eins. Wenn..."

Weiter kam der Anrufbeantworter nicht, denn Jez wählte die eins und fragte den dazugehörigen Mitarbeiter nach der Adresse und Telephonnummer von Sophies Pferdezucht. Als er sie hatte, dankte er dem Angestellten, legte auf und wählte erneut. Der Sachbearbeiterin, die sich meldete, erklärte er: "Ich bin Detective Inspector Clifton von Scotland Yard und möchte bitte mit Mrs. Sophie Bean sprechen. Es geht um ihre Freundin Dr. Piper Williams."

"Ja, Sir. Bitte warten Sie einen Moment."

Jez wartete. Nur Sekunden später ertönte eine atemlose und unverkennbar besorgte Stimme: "Es geht um Piper?? Ist was passiert? Geht es ihr gut?"

"Tut mir leid, Mrs. Bean, ich wollte Sie nicht beunruhigen. Keine Angst. Piper geht es sicher blendend, auch wenn ich heute noch nichts von ihr gehört habe. Aber sie hatte ja auch Nachtschicht. Ich bin..."

"Jez Clifton!" rief Sophie. "Mann, bin ich blöd! Na klar! Bei dem Namen hätte es doch sofort klingeln müssen, besonders, nachdem mich Piper ja gestern erst angerufen hat, um mir die großartige Vielleicht-Neuigkeit mitzuteilen. Hallo, Jez! Schön, mal von dir zu hören."

"Sie...hat also wirklich schon mit Ihnen gesprochen?"

"Hat sie. Warum so förmlich? Früher hast du mich geduzt."

"Früher warst du Pipers beste Freundin, acht Jahre jünger als jetzt und noch nicht mit Sean Bean verheiratet."

Sophie lachte.

"Aber das ändert doch nichts! Deswegen bin ich doch immer noch ich."

Jez lächelte.

"Das freut mich zu hören. Ahm...Schön, daß Piper dir schon alles erzählt hat. Ich rufe nämlich an, weil ich deine Hilfe brauche."

"Jederzeit. Was kann ich tun?"

"Dich heute mit mir treffen."

"Heute?"

"Ja. Tut mir leid, ich weiß selbst, es ist ziemlich kurzfristig, aber...In zwei Tagen ist Weihnachten und ich habe erstens noch kein Geschenk für Piper und zweitens hat sie noch keinen Ring. Deswegen dachte ich, ich könnte vielleicht beides auf einmal erledigen, aber leider habe ich keine Ahnung, was Piper bei Ringen so bevorzugt, und deshalb..."

"Am besten, wir gehen sofort los. Das ist eine absolut großartige Idee von dir und sowas von süß! Wenn ich Sean nicht so lieben würde, würde ich mir auch einen wie dich suchen. Ich könnte Piper glatt beneiden. Wo treffen wir uns?"

"Piccadilly, oder?"

"Bis gleich, Süßer!"

Sie legten auf.

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A/N: @Jenna: Ich hoffe, Du bist noch da!

@Vicky: Danke für Dein Interesse. Ich hoffe, die Story gefällt Dir soweit. Was mach Dein letztes "Verwandte Seelen"-Kapitel?? Ich bin doch schon soooooo neugierig!

@Sara: Wie gesagt, tut mir leid. Aber so in der Art bleibt der Rest des Ganzen auch.

Ich hoffe, ich sehe euch bald wieder. I.