A/N: Mein Urlaub ist zu Ende! Ich bin wieder da! Und wie ich es einigen Leuten versprochen habe: Hier ein neues Kapitel. Ausnahmsweise mal ohne Warnungen oder ähnliches. I.
14. Kapitel
"Hier."
"Danke."
Jez schlüpfte zurück unter die Decke und Piper kuschelte sich wieder an ihn, nachdem sie ihre Teetasse auf dem Nachttisch abgestellt hatte. Jez umarmte sie sofort. Er hatte einiges gutzumachen, also hatte er diesmal Tee gekocht. Danach. Er lächelte. Irgendwie war da schon was dran, daß eine Versöhnung nach einem Streit immer sehr leidenschaftlich ausfiel. Trotzdem! Jez fand, es war den Aufwand nicht wert. Um nichts in der Welt wollte er die letzte Woche nochmal erleben, ungeachtet aller Versöhnungen!
"Erzählst du mir jetzt, warum du vorhin so überrascht warst, als ich sagte, Sean wäre schon die ganze Woche zu Hause gewesen?" fragte Piper leise.
"Ich...habe ihn heute am Bahnhof getroffen. Zufällig. Ich fragte ihn, ob du bei ihnen bist, denn ich konnte mir nicht denken, wo du sonst stecken solltest. Wenn du dort nicht gewesen wärst, hätte ich es bei James und Josh versucht. Jedenfalls...Er erzählte mir, daß er keine Ahnung hätte, weil er gerade erst aus Salisbury wiedergekommen wäre, wo er drei Wochen verbracht hätte. Da sein Freund dabei war und keine Einwände erhob, dachte ich nicht weiter darüber nach. Okay, das Auto hat mich stutzig gemacht, aber die Erklärung erschien mir einleuchtend. Er sagte, du hättest ihn angerufen und ihn gebeten, ein paar Medikamente zu den Woods zu fahren,..."
Piper richtete sich erschrocken auf.
"Du warst bei...????"
"Shhhhh..."
Jez legte ihr sanft einen Finger an die Lippen und küßte Piper dann kurz.
"Keine Angst. Es ist nichts passiert. Ja, Sean hat mich mitgenommen und ich habe auch Oliver kurz kennengelernt. Scheint ein...aufgeweckter, junger Mann zu sein."
"Ich...Ich mag ihn," sagte Piper scheu. "Tut mir leid, aber er ist sehr nett und er muß viel aushalten. Und das tut er mit sehr viel Stärke und Würde. Er tut mir leid und ich habe ihn sehr gerne, aber ich würde nie..."
"Das weiß ich doch," unterbrach Jez sie sanft. "Mir tut es leid. Ich hätte dir einfach glauben sollen, als du sagtest, daß da nichts ist. Obwohl du zugeben mußt, daß einem schon himmelangst werden kann, wenn man(n) ihn sieht. Er ist ein attraktiver Bursche."
"Naja...ja," murmelte Piper verlegen. "Und wenn ich zehn Jahre jünger wäre und dich nicht kennen würde, wäre das vielleicht keine schlechte Überlegung..."
"Hey...," flüsterte Jez und küßte sie zärtlich.
Piper kicherte leise und fuhr fort: "...aber so ist es ja nicht. Ich bin sechsundzwanzig und glücklich verlobt. Und zwar mit dir. Und außerdem bis über beide Ohren verliebt, möchte ich hinzufügen."
Sie streichelte gedankenverloren seinen Bauch und folgte mit dem Blick den Bewegungen ihrer Hand.
"Jez, ich könnte mir im Moment nichtmal ansatzweise vorstellen, mit jemand anderem zu schlafen," sagte sie leise. "Und ich glaube, das kann ich auch nie. Ich bin den Gedanken an dich acht Jahre nicht losgeworden. Okay, ich habe mich nie gemeldet, aber ich hatte einfach Angst, du könntest schon verheiratet sein, oder so. Wäre doch möglich gewesen, nicht wahr? Ich hatte einfach Angst, daß du dich verändert hast und für mich unerreichbar wärst. Ich hatte Angst, die Realität würde nicht meinen Wünschen entsprechen und dafür war ich einfach noch nicht bereit. Als ich dich dann Wood, Ecke Borroughs getroffen habe, dachte ich: Na gut, Schicksal, du hast dir was dabei gedacht, aber mach' jetzt bloß keinen Scheiß!"
Jez mußte lachen, ob er wollte oder nicht. Piper lächelte und kuschelte sich an ihn.
"Wie wäre es mit dem vierzehnten Juni?" fragte sie leise.
"Was?" fragte Jez zurück.
"Der vierzehnte Juni," wiederholte Piper. "Als Hochzeitstermin. Das ist zwar auch dein dreißigster Geburtstag, aber dann können wir alles in einem feiern und du kannst dir unseren Hochzeitstag gut merken. Ich habe mir von Sophie sagen lassen, daß man Hochzeitstage sehr männerfreundlich auswählen sollte."
Stille.
"Jez?"
Piper hob den Kopf und sah zu ihrem Verlobten auf.
"Heißt das Ja?" fragte Jez. "Endgültig Ja??"
"Wenn dir der Termin einigermaßen paßt,..."
"Piper, der Termin ist mir sowas von egal! Ich heirate dich, wann immer du willst. Auch gleich, auf der Stelle. Danke. Ich liebe dich. Danke!"
Er küßte sie überschwenglich und Piper lachte.
"Von Herzen gern geschehen."
"Gleich morgen gehe ich zum Standesamt," versprach Jez. "Welche Kirche?"
"Egal."
Piper lächelte. Jez hatte recht. Es war vollkommen egal, wann oder wo sie heirateten, eigentlich war es sogar egal, ob sie heirateten! Hauptsache, sie waren zusammen.
***
"Du siehst umwerfend aus. Bist du nervös?"
"Ein bißchen."
Piper lächelte und setzte hinzu: "Wir sind ja schon verheiratet. Das ist lediglich die kirchliche Trauung, Sophie."
"Ich weiß, aber die ist eigentlich viel wichtiger, weil...weil...Eben weil du aussiehst wie eine Braut! Auf dem Standesamt sehen ja alle mehr oder weniger gleich nett aus, aber in der Kirche! Haha! Da schlägst du sie alle um Längen!"
Piper lächelte immer noch.
"Nur schade, daß das die anderen Bräute kaum mitkriegen werden."
"Sei nicht so furchtbar nüchtern! Du heiratest heute! Man könnte denken, es macht dir gar nichts aus."
Piper mußte lachen.
"Sophie, beruhige dich! Es macht mir tatsächlich nichts aus. Was auch immer heute schief geht, wir sind schon Mann und Frau. Ich bin nur ein bißchen aufgeregt."
"Weiß Jez schon von der Sache mit dem...?"
"Nein. Wozu es ihm sagen? Es spielt keine Rolle. Der Titel bringt keine Reichtümer mit sich und die Hütte wird vermietet. Ende."
Sophie kicherte.
"Was ist denn?" fragte Piper.
"Nichts," antwortete Sophie. "Ich weiß nur nicht, ob ich ein Vierzig-Zimmer-Schloss mit hundertfünfzig Hektar Land als "Hütte" bezeichnen würde."
Piper zuckte die Schultern.
"Jedenfalls werde ich es kaum brauchen."
"An wen vermietest du?"
"Ich stelle es einer befreundeten Klinik zur Verfügung. Als so eine Art Sanatorium. Da draußen ist es sehr ruhig und friedlich. Und natürlich könnte ich es jederzeit zurück haben."
"Was du aber nicht beabsichtigst."
"Momentan nicht. Mal ehrlich, Sophie! Was sollte ich in einem Vierzig-Zimmer-Schloss? Da käme ich ja aus dem Putzen nicht mehr raus. Davon mal abgesehen bräuchten wir für den Weg zur Arbeit Stunden. Ich liebe unsere Wohnung. Sie ist angemessen groß, hell, gemütlich und Jez lebt dort mit mir. Stimmt, er ist jetzt theoretisch ein Graf, aber...Kannst du ihn dir als Grafen vorstellen?? Ich meine, so auf Cocktailparties, wie sie der Adel so gerne aus Langeweile veranstaltet, im Anzug, beim Smalltalk?? Er ist Polizist. Er ist ein verdammt guter Polizist und er ist es gern. Ich bin glücklich."
"Schon gut," sagte Sophie sanft. "Du hast völlig recht. Jez ist ein prima Kerl, ob Graf oder nicht, und ihr liebt euch. Du hättest sowieso kein Geld, um das Anwesen zu unterhalten, denn dein Erbe hat ja wohl dein Dad durchgebracht. Gute Idee, es zu vermieten, dann trägt es sich gewissermaßen selbst. Und da du wohl auch kaum dazu bereit wärst, deine Arbeit aufzugeben, ist es besser, ihr wohnt in London und nicht in Westwood."
"Danke. Lieb, daß du es so siehst."
"Ich sehe es so, wie es das Beste für dich ist, Piper. Hättest du eine auf Gräfin machen wollen, hättest du das längst getan. Die "Hütte" stand dir schon immer zur Verfügung."
Die Tür öffnete sich und Red kam herein. In seinem grauen Cut sah er mindestens zehn Jahre jünger und wesentlich besser aus, als in seinen zerknautschten Polizeiklamotten.
"Meine Güte! Piper, du siehst atemberaubend aus."
Sie lachte.
"Na, hoffentlich nicht! Wir wollen doch nicht, daß die Gäste reihenweise wegen Luftmangels in Ohnmacht fallen."
Red lächelte und bot ihr den Arm.
"Bist du soweit?"
Sie trat zu ihm und hakte sich bei ihm ein.
"Ja."
"Gott, ich bin so aufgeregt!"
"Sophie!"
"Jaja, ich beherrsch' mich."
Gemeinsam liefen sie zur Tür. Als sie sie öffneten, begann der Organist mit dem Hochzeitsmarsch. Ein Raunen ging durch die Kirche. Piper atmete tief durch. Sie hatte die Hochzeit so klein wie möglich gehalten, einfach, weil sie keine große Sache daraus machen wollten, weder sie noch Jez, aber hier in der Kirche waren noch immer entsetzlich viele Leute. Im Vorbeischreiten fielen ihr James und Josh ins Auge, die um die Wette strahlten, und sie erkannte auch Susan, Reds taubstumme Frau, die ihr verschwörerisch zuzwinkerte. Piper lächelte. Bevor sie sich versah, waren sie am Altar angekommen und Red "übergab" Piper an Jez.
"Ganz ruhig," murmelte der Chiefinspector. "Euch kann gar nichts mehr passieren."
Damit trat er zurück. Jez beugte sich zu Piper und flüsterte: "Er scheint nervöser zu sein als wir."
Piper schob ihre zitternde Hand in seine.
"Wer ist hier nervös?"
Jez lachte leise. Sie sahen zum Pfarrer und der begann mit der Zeremonie, von deren erster Hälfte Piper so gut wie gar nichts mitbekam. Sie hatte viel zuviel damit zu tun, ruhig zu atmen, beziehungsweise überhaupt zu atmen, denn dafür, daß sie kein bißchen nervös war, bekam sie erstaunlich wenig Luft. Erst als der Pfarrer fragte: "Wollen Sie, Jeremy Julian Clifton, die hier anwesende Piper Kitiara Aislynn Williams zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen,...?" hörte Piper wieder bewußt hin.
"Ja, ich will," antwortete Jez und Piper beneidete ihn um den festen, lauten Klang seiner Stimme. Bei ihr würde wahrscheinlich nur ein Krächzen rauskommen, wenn überhaupt. Schließlich wandte sich der Pfarrer an sie: "Wollen Sie, Piper Kitiara Aislynn Williams...?"
Sie griff erneut nach Jez' Hand. Er lächelte beruhigend.
"Ja, ich will," antwortete auch Piper und sogar an der richtigen Stelle. Das hatte sie geschafft! Auch das "Heiratsversprechen" brachte sie hinter sich, ohne sich zu verhaspeln und den Rest der Trauung konnte sie an sich vorbeiziehen lassen. Das einzige, was sie danach noch mitbekam, war das:"...erkläre ich Sie hiermit zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut küssen." Und das tat Jez.
Sophie schniefte leise und tupfte sich die Augen. Sie hätte sich jetzt gerne an Sean gelehnt oder so, aber sie war Trauzeugin und stand deshalb noch immer vorne am Altar, gemeinsam mit Jamie, der Jez' Trauzeuge war. Himmel, sie hatte sich fest vorgenommen, nicht zu heulen, aber das war einfach zu schön! Wenigstens war sie in guter Gesellschaft wie sie feststellte. Susan hatte auch schon ein Taschentuch in der Hand, ebenso wie Mrs. Woodrow und James. Sogar Kate war den Tränen nahe. Sophie mußte sie später, unter vier Augen, mal fragen, ob das Freuden-oder Trauertränen gewesen waren. Dann zogen alle erstmal aus der Kirche aus. Vor der Kirche gab es das übliche Holzstammzersägen, Jez und Piper warfen Kleingeld und natürlich wurde von allen Seiten gratuliert, bevor sie in die Autos stiegen, um zu dem Hotel zu fahren, wo gefeiert wurde.
"Endlich kann ich mich hinsetzen," seufzte Jez, als sie im Auto saßen.
"So anstrengend war's doch gar nicht," meinte Sophie, die mit Jamie mit ihnen fuhr.
"Nein, aber mir zittern so die Knie, daß ich jede Sekunde umgefallen wäre."
Einen Moment herrschte Schweigen, dann brachen alle in schallendes Gelächter aus.
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A/N: Wie immer wäre(n) ein (bis mehrere) Review(s) nett. I.
