A/N: Malwieder ein Update! I.

15. Kapitel

"Tut mir leid," sagte Jez am Montag Morgen, als er und Piper sich zum Frühstück aufgerafft hatten. Wobei Frühstück etwas übertrieben war, weil Big Ben gerade laut und deutlich elf schlug.

"Ich verspreche dir, wir fahren in die Flitterwochen, sobald wie möglich, aber momentan kann ich nicht weg."

"Das hatte wir schon, Großer," erwiderte Piper gelassen. "Ich muß auch noch hier bleiben, denn ich mache gute Fortschritte mit meinen persönlichen, kleinen "Drei ???" und würde die Behandlung gerade jetzt nur ungern unterbrechen. Mach' dir also keine Gedanken!"

Jez seufzte.

"Ich glaube, ich kenne keine Frau, die so nachsichtig ist wie du."

Piper schmunzelte.

"Soll ich das ändern?"

"Um Gotteswillen, nein! Sonst bekäme ich Gewissensbisse und dann könnte ich mich nicht mehr richtig auf die Arbeit konzentrieren und dann bräuchte ich für alles noch länger und dann kämen wir nie hier weg. Außerdem wundert es mich, daß...Ahm...Ach, nicht so wichtig."

Piper sah ihn an.

"Du meinst, daß euer Serienkiller noch nicht wieder zugeschlagen hat, obwohl inzwischen Juni ist?"

Jez seufzte und legte sein Messer zur Seite.

"Okay. Woher weißt du das?? Ich habe seit Ewigkeiten nicht darüber gesprochen."

Piper zuckte die Schultern.

"Mir würde es an deiner Stelle genauso gehen. Aber vielleicht solltest du noch etwas warten. Der Juni hat noch zweieinhalb Wochen."

Es klingelte. Jez und Piper sahen sich an.

"Der Yard kann's nicht sein," meinte Jez. "Ich habe heute frei und bei einem Notfall würden sie anrufen."

"Das Heim auch," erklärte Piper.

Sie stand auf und lief zur Tür.

"Wer ist da?"

"Mein Name ist Brendan Parker. Ich komme von Fitzgilbert, Harrison und Small."

Piper öffnete und ließ den Besucher eintreten.

"Oh!" rief dieser sofort. "Wenn ich störe, dann..."

"Nein, schon gut," sagte Piper. "Es wird ja nicht lange dauern, nicht wahr?"

Jez sah den Neuankömmling aufmerksam an.

"Vielleich würden Sie mir kurz verraten, was eine der besten und teuersten Anwaltsfirmen Londons von uns wollen könnte."

"Ich...ahm..."

Der Anwalt sah unsicher zu Piper. Sie seufzte leise.

"Also?"

"Nun...Ich bräuchte ein paar Unterschriften. Von...von Ihrem Mann, Mylady. Nur...pro forma, aber..."

"Moment," sagte Jez. "Mylady??"

Er sah Piper an und Piper blickte leicht verlegen zurück.

"Naja, ich hätte es dir schon längst sagen sollen, aber ich hielt es wirklich für nicht so wichtig. Es ist nämlich eigentlich ziemlich unerheblich, weißt du?"

"Was ist eigentlich ziemlich unerheblich, Piper?"

Sie seufzte einmal mehr.

"Du bist jetzt ein Graf."

"Wie bitte?"

"Ja. Dein vollständiger Titel lautet: Jeremy Julian Clifton Graf von Westwood. Und...tja, ich bin die Gräfin. Aber das ändert nichts. Erstens habe ich seit Jahren keine Verbindung mehr zum Adel und zweitens haben wir dadurch auch nicht mehr Geld. Es ist nur ein Titel, Jez."

Sie sah den Anwalt an.

"Wo muß er unterschreiben?"

"Hier und hier."

"Können Sie mir das Schriftstück da lassen?"

"Wenn Sie darauf bestehen, Mylady."

"Das tue ich. Ich schicke es Ihnen zurück, sobald ich meinem Mann die Angelegenheit erklärt habe."

"Natürlich. Vielen Dank, Mylady, und entschuldigen Sie nochmal die Störung."

"Kein Problem. Auf Wiedersehen, Mr. Parker."

Der Anwalt ging und Piper setzte sich wieder zu Jez an den Tisch.

"Meine Eltern waren Graf und Gräfin von Westwood," erklärte sie. "Natürlich war ich Alleinerbin, da ich weder Geschwister, noch andere Verwandten habe. Aber mein Vater wollte nichts dem Zufall überlassen und setzte, wahrscheinlich noch am Tag meiner Geburt, ein Testament auf. Er änderte es noch einmal, als er Randy kennenlernte. Und zwar änderte es so, daß ich erst alles erbe, wenn mein Mann nachweislich nicht Randy ist oder seiner Familie irgendwie zugehörig,wenn es ferner ein anständiger Mann mit einem mehr oder minder rechtschaffenen Lebenslauf ist, der eine weiße Weste hat und weder süchtig noch sonstwie gestört ist. Natürlich nur, sollten sie beide bis dahin tot sein, was sie ja sind. Du bist sozusagen der Mann, den mein Vater testamentarisch verfügt hat. Wir besitzen ein Schloss mit vierzig Zimmern und hundertfünfzig Hektar Land außenrum, sonst nichts. Das Schloss und das Land habe ich vermietet, da es so weit außerhalb von London für uns kaum von Nutzen sein wird. Außerdem will ich da nicht wohnen. Es ist zugig, ungemütlich und ich käme aus dem Putzen nicht mehr raus. Aber wenn du möchtest, kannst du es dir gerne mal ansehen."

"Du hast dir das alles gut überlegt, nicht wahr?"

"Ja."

"Du hättest es mir sagen müssen."

"Vielleicht, aber..."

Sie sah ihn an.

"Was hätte es geändert, Jez? Hättest du gesagt: Oh, cool! Ich bin Graf, laß' uns auf's Land ziehen!? Oder hättest du eher gesagt: Was, du bist Gräfin? Nee, dann heirate lieber jemand anderen! Wie hätte ich dir erklären sollen, daß mich das ganze nichtmal ansatzweise interessiert? Verstehst du es denn jetzt? Ich habe dir nichts davon gesagt, weil es mich nicht interessiert und ich konnte mir nicht denken, daß es dich interessieren würde. Falls ich mich geirrt habe und es das doch tut, dann entschuldige bitte. Nimm das Ding und benutz' es wie du es für richtig hältst!"

"Das Thema regt dich echt auf, oder?"

"Was soll ich mit einem Vierzig-Zimmer-Schloss?? Ich hätte Eltern gebraucht, damals. Ich will jetzt keine "Wiedergutmachung" in Form eines zugigen Steinkastens, den ich nicht bewohnen oder unterhalten kann. Meine Eltern waren genau wie alle anderen wohlhabenden Eltern. Sobald sie ein schlechtes Gewissen bekamen, weil ich ihnen egal war, gaben sie mir Geld. Oder sie schenkten mir irgendeinen Unsinn, den ich nicht brauchen konnte. Einen Computer zum Beispiel."

"Naja, das ist doch ganz nett."

"Ich war vier, Jez!"

"Nun ja..."

Sie wischte seine Worte mit einer knappen Handbewegung beiseite.

"Wie dem auch sei, war es dir recht, daß ich das Schloss vermietet habe, oder willst du es für deine Zwecke nutzen?"

"Nein, Piper," antwortete Jez sanft.

"Gut! Dann unterschreib' das bitte, dann kann ich es morgen wieder zu Fitzgilbert, Harrison und Small schicken."

"Ja, Mylady."

"Mach' dich nicht lustig über mich, Jez," sagte sie traurig. "Das habe ich in diesem Fall nicht verdient."

Jez beugte sich zu ihr und küßte sie zärtlich.

"Ich liebe dich, Piper. Ob Gräfin oder nicht. Und daran wird sich auch nie etwas ändern."

***

"Und da wäre es wieder, unser großes Problem!"

Red schmiß die Tür zu seinem Büro schwungvoll ins Schloss, warf ein paar Blätter auf seinen Schreibtisch und sah sein Team finster an. Jez, Kate und Duncan blickten fragend zurück.

"Laß' mich raten," begann Jez schließlich langsam. "Zwei Tote, beides Japanerinnen, dreißig Jahre alt, fünf Schüsse in den Rücken und I'm back."

Red ließ den Kopf hängen und Kate murmelte: "Er ist also wirklich wieder da."

"Und es ist Juli," meinte Duncan. "Das sind schon acht Monate, nicht sieben."

"Und," korrigierte Red, "sie sind beide einunddreißig Jahre alt, nicht wie bisher dreißig."

"Du meinst, er ist ein Jahr älter geworden, also werden es auch seine Opfer, damit der Abstand wieder stimmt?" fragte Kate und Red zuckte die Schultern.

"Keine Ahnung, ist aber zumindest schonmal ein Ansatzpunkt. Die Experten aus Quantico tappen genauso im Dunkeln wie wir, auch wenn sie das natürlich nie zugeben würden. Also, vergessen wir die Typen. Wir können uns nur auf das verlassen, was wir sehen."

Er reichte seinen Leuten die Blätter.

"Akiko Peyton, eine Talkshow-Moderatorin und Pamela Fujiyama, sie hieß übrigens tatsächlich so, also keine blöden Sprüche! Ihr wißt, die Presse ist gnadenlos. Ein falsches Wort und wir sind rassistische Bullenschweine. Pamela war Radiomoderatorin. Eine Beinahe-Gemeinsamkeit, die aber nichts heißen muß. Irgendwie habe ich so das Gefühl, das war purer Zufall."

"Also...?" fragte Jez.

"Also," seufzte Red, "zurück auf die Straßen, Leute. Es kann nicht sein, daß niemand nichts gesehen hat! Irgendjemand sieht immer was!"

"Ja, Sir."

"Und ich muß mich nochmal mit allen Uniformierten unterhalten," fügte Red hinzu. "Irgendeiner von denen muß es gewesen sein."

"Du...weißt, daß man Uniformen auch leihen kann?" fragte Jez vorsichtig.

Red sah ihn an.

"Ja. Ich war mal Inspector bei Scotland Yard."

Jez blickte zu Boden, aber eigentlich nur, um ein Lächeln zu unterdrücken.

"Wir haben die Verleihe beim letztenmal abgeklappert und wir werden es auch jetzt tun. Duncan, schnür' schonmal die Stiefel!"

"Wieso gerade ich?"

"Weil ich es sage!"

Red war nicht blöd. Er wußte zwar nicht genau, warum Piper sich damals im März etwas über eine Woche vor Jez versteckt hatte, aber er hatte da so eine Ahnung. Und diese Ahnung gefiel ihm nicht. Wenn Duncan was gegen Jez hatte, Pech! Daran konnte er, Red, nichts ändern, aber wenn Duncan Piper da mit reinzog, dann ging das entschieden zu weit. Deswegen hatten sich Red und Kate inoffiziell darauf geeinigt, Duncan ein bißchen im Auge zu behalten.

"Jez, du die Milchmänner, Kate, du die Postboten und ich kümmere mich um die Schuhputzer. Abmarsch!"

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A/N: Wie gesagt, ein paar Meinungen wären nett. I.