Kaori und Azuko erreichten vollkommen außer Atem den Tempel, in dem sie nun mindestens ein Jahr leben würden. Gemeinsam schleppten sie sich die endlosen Stufen hinauf. Kaori schnaufte und keuchte. "Warum gibt es hier eigentlich keinen Lift? Diese Treppe kann man doch keinem Besucher zumuten." stöhnte sie. Azuko drehte sich zu ihr um und nahm die letzten Stufen in einem Satz. "Das ist ein gutes Konditionstraining, also memm hier nicht so rum. Im Übrigen straft das deine Beinmuskulatur." Kaori funkelte Azuko wütend an. Wenn es eins gab, was Kaori an ihrem Aussehen mangelhaft fand, dann waren es ihre Beine. In ihren Augen waren die oben herum zu dick. Azuko konnte diese Einstellung nicht teilen, aber sie neckte ihre Schwester trotzdem gern damit.

Ihre Eltern standen bereits mit gepackten Koffern vor dem Tempelgebäude und unterhielten sich mit dem Großvater. "Ah, da seid ihr ja endlich." rief die Mutter. Sie umarmte ihre beiden Mädchen. "Usagi, du passt gut auf Kaori auf. Sie ist schließlich ein ganzes Jahr jünger als du." Strahlend sah Frau Aino ihre älteste Tochter an. "Sobald wir uns eingerichtet haben, werde ich euch lauter schöne Sachen aus Paris schicken. Wenn ihr schon nicht mitkommen könnt, so sollt ihr doch wenigstens nicht auf die Haute-de-Cour verzichten müssen. Kaori-Schatz, du versprichst schön brav zu sein und auf Azuko zu hören. Und dass ihr mir die Jungen in Ruhe lasst. Bedenkt immer, ihr zwei seid viel zu hübsch, um euch an einen so daher gelaufenen Jungen zu verschleudern. Wählt mit bedacht." Sie umarmte ihre beiden Töchter und gab ihnen einen dicken Kuss auf die Wange. Azuko rollte mit den Augen. Ihr Vater lächelte und umarmte ebenfalls seine beiden Töchter.

"Passt gut auf euch auf, Mädchen und schreibt uns regelmäßig, ja? Und Azuko, habe ein Auge auf deine Schwester. Du weißt ja, wie sie ist. Bei dir brauche ich mir keine Sorgen machen. Du stehst mit beiden Beinen im Leben." Azuko nickte. "Mach dir keine Sorgen. Uns wird es hier gut gehen. Die Schule ist super und wir haben beide schon neue Bekanntschaften geschlossen." "Das ist gut." Herr Aino zwinkerte ein paar Tränen weg und drückte Azuko noch einmal fest an sich. Dann wandte er sich schnell ab und stieg ins Auto. Frau Aino winkte ihren Töchtern noch einmal zu und folgte ihm. Fünf Minuten später war das Auto aus ihrem Sichtfeld verschwunden.

Die drei Zurückgebliebenen seufzten erleichtert auf. "Wer ist für eine Tasse Tee?" fragte der Großmeister. "Ich." kam es von Azuko und Kaori gleichzeitig. Gerade als sie sich umdrehten, um ins Haus zu gehen, erschien ein schwarzer Hut am oberen Ende der Treppe. Als nächstes kam ein kleiner, alter Mann mit langen weißem Bart und einer dunklen Sonnenbrille zum Vorschein. "Muten Roshi, mein alter Freund." rief Azukos und Kaoris Großvater und rannte auf den Besucher zu. "Shinji." rief der andere und die beiden umarmten sich und tanzten ausgelassen durch die Tempelanlage. "Wie peinlich." murmelte Kaori. "Die Leute schauen schon alle. Mit hochroten Köpfen zogen sich die beiden Mädchen hastig ins Haus zurück.

Son Goten schluckte gerade den letzten Bissen Pizza hinunter. "Uaaah." gähnte er und streckte sich. "Und jetzt ein schönes Verdauungsschläfen." "Super Idee, Momoko kommt eh erst...." Weiter kam Trunks nicht. In diesem Moment flog die Küchentür auf und sein Vater trat mit Son Goku ein. "Oh nein." stöhnte Trunks. Son Goten gähnte erneut und drehte sich zur Tür um. "Oh Papa, was machst du denn hier?" "Vegeta und ich wollen ein wenig trainieren und haben uns gedacht, dass ihr sicher mittrainieren wollt." Er lächelte fröhlich. Trunks und Son Goten sahen sich an. "Oh, äh, wir haben noch eine Menge Hausaufgaben zu machen." rief Trunks. "Ja, genau." Son Goten nickte eifrig. "Dafür ist später noch genug Zeit." antwortete Vegeta. "Ihr kommt jetzt mit zum Schwerkraftraum oder es setzt gleich hier eine Tracht Prügel." "Oh Mann, Paps." stöhnte Trunks. "Wir haben uns gerade den Magen vollgeschlagen." warf Son Goten ein. "Los jetzt. Jungs. Ein bisschen Training macht doch Spaß." rief Son Goku. Trunks und Son Goten murrten, aber sie wussten beide aus Erfahrung, dass es keinen Sinn hatte, sich in diesem Punkt mit ihren Vätern anzulegen. Sie würden sich von ihren Vätern wieder einmal verdreschen lassen müssen.

Widerwillig standen sie auf und folgten ihren Vätern aus der Küche Trunks ging neben Son Goten her zum Schwerkraftraum. "Kann dein Vater nicht mal etwas anders machen, als so fröhlich zu lachen?" "Wieso?" fragte Son Goten und sah seinen Freund mit dem gleichen fröhlichen Lachen an. "Oh Mann, Son Goten." stöhnte Trunks und ließ Kopf und Schultern hängen.

Im Tempel servierte Azuko Tee ihrem Großvater und seinem Besuch Tee. Kaori hatte sich am Tisch niedergelassen und tat jedem ein Stück Kuchen auf. Ihr Großvater strahlte seinen Freund begeistert an. "Mädchen, ihr müsst wissen, dass Muten Roshi der Herr der Schildkröten ist und zu seiner Zeit der stärkste Kämpfer der Welt war. Er hat sogar das große Turnier gewonnen. Seine Technik mit dem Kame Hame Ha ist legendär." "Ach Shinji, du machst mich ganz verlegen."

Muten Roshis Hand wanderte auf Azukos Hintern, als sie gerade Tee in seine Tass goss, und er schielte begeistert auf ihren Ausschnitt. "Was für ein hübsche, junge Enkelin du hast, Shinji." murmelte er. Azuko lief rot an. Wütend schwenkte sie die Kanne und haute sie ihm samt Inhalt um die Ohren. "Sie alter Lustgreis. Behalten sie gefälligst ihre Finger bei sich." "Uhh." Muten Roshi wich hastig zurück und winkte mit den Händen. "In meinem Alter hat man seine Gliedmaßen nicht mehr so unter Kontrolle, junge Dame." Azuko sah ihn scharf an. "Großvater, ich koche uns noch ein wenig frischen Tee."

Mit vor Wut funkelnden Augen stapfte sie in die Küche zurück. Ihr Großvater kicherte. "Du hast dich nicht verändert, Muten Roshi. Stehst noch immer auf junge, knackige Küken." "Ach, öhh." Muten Roshi kratzte sich am Kopf und wippte hin und her. "Dann und wann, mein alter Freund. Auf meiner kleinen Inseln sehe ich ja kaum jemanden und so oft komme ich nicht in die Stadt." Die beiden Männer lachten. Azuko bereitete den frischen Tee zu und kehrte zurück in die Wohnstube. Dieses Mal behielt Muten Roshi seine Finger bei sich und starrte sie nur lüstern an.

Kenshi war nach der kleinen Szene in der Mädchenumkleidekabine direkt nach Hause gelaufen. Dort traf er auf seinen Stiefvater Piccolo. "Hey Piccolo." rief Kenshi begeistert und hüpfte um ihn herum. "Ich habe heute etwas ganz tolles gesehen. Es nennt sich rhythmische Kampfsportgymnastik." "So." knurrte Piccolo. "Dann erzähl mal." Das ließ sich Kenshi nicht zweimal sagen und beschrieb in aller Ausführlichkeit seine Erlebnisse.

Die nächsten Schultage verstrichen ohne besondere Vorkommnisse. Kaori ging voll in ihrem neuen Kurs auf und ließ Azuko in den Pausen in Ruhe. Azuko nahm dies mit Erleichterung zu Kenntnis. Jetzt konnte sie ihre ganze Energie auf ihr Training verwenden. Kaori hatte ein paar nette Freundinnen gefunden, die mit ihr Shoppen gingen und irgendwelche anderen typischen Mädchensachen machten. Azuko trainierte derweil mit Padme und Hikari rhythmische Sportgymnastik und half im Andenkenshop des Tempels. Abends wenn die Sonne unterging, traf sie sich mit ihrem Großvater auf dem Tempelhof und absolvierte mit ihm eine Runde Schattenboxen.

So strichen die Tage dahin und das Wochenende stand vor der Tür. Azuko hatte sich mit Padme für's Kino verabredet. Sie wollten sich einen schönen Liebesfilm ansehen. Dieses Mal ließ Azuko ihre Hosen im Schrank und entschied sich für einen traditionellen Kimono. Sie schloss die Bänder und Knöpfe und steckte dann ihr frisch gewaschenes Haar mit den Tapi-Pins ihrer Großmutter auf. Kaori hatte schon vor einer halben Stunde mit ihren Freundinnen das Haus verlassen. Sie wollten ebenfalls ins Kino und später eine Kleinigkeit essen gehen.

Azuko fuhr mit dem Bus. Als sie ausstieg konnte sie Padme schon von weitem sehen und winkte ihr zu. "Padme, hallo." Sie kam direkt auf sie zu und grinste. Azuko lächelte ebenfalls. "Hast du schon einen Film ausgesucht?" "Ja, den hier." Padme zog sie zu Kinoplakaten und deutete auf ein Poster mit Tom Hanks und Meg Ryan. "Schlaflos in Seattle" stand in großen, weißen Buchstaben darauf zu lesen. Azuko betrachtete die Bilder und las die kurze Beschreibung. "Das hört sich gut an." "Fein, dann lass uns gleich die Karten besorgen. Heute wird es bestimmt voll im Kino." meinte Padme und steuerte die Kasse an.

Hundert Meter weiter schlenderten Trunks und Momoko Händchen haltend auf das Kino zu. Ihnen folgten Yukari und Son Goten. Die beiden schlenderten lässig neben einander her. Son Goten hatte die Hände in seinen Taschen vergraben und pfiff ein Liedchen vor sich hin. Yukari warf ihm immer mal wieder verstohlene Blicke zu. Er war süß. Nicht ganz so toll wie Trunks aber trotzdem nicht schlecht. Allerdings schien er sich nicht das Mindeste aus ihr zu machen. Sie seufzte leise. Momoko, die nichts von Yukaris Gedanken ahnte, drehte sich zu ihrer Freundin um. "Was meinst du? In welchen Film sollen wir gehen." Yukaris Augen begannen zu glänzen. "In einen richtig schönen Liebesfilm mit Happy End." murmelte sie verträumt. Momoko lachte. "Oh ja, das ist eine gute Idee. Ich weiß auch schon den passenden Film. "Schlaflos in Seattle"." Trunks blieb ruckartig stehen. "Oh nein. Wir sehen uns einen vernünftigen Actionfilm mit ordentlichen Prügeleinen an." "Genau." meldete sich Son Goten zu Wort. "Von wegen." Momoko lächelte ihn zuckersüß an. "Du hast mir versprochen, dass ich heute Abend den Film aussuchen darf, weil ich dir beim Zimmeraufräumen geholfen habe." Trunks errötete ein wenig. Son Goten lachte. "Trunks, hast du auch eine Schürze bei der Frauenarbeit getragen. Darf ich dich jetzt Trunksi nennen?" "Grrggh." Trunks sah seinen Freund böse an. "Halt bloß die Klappe. Also schön, dann gehen wir eben in diese bescheuerte Liebesschnulze." Trunks musste insgeheim an seinen Vater denken. Wenn der ihn so gesehen hätte, dann hätte er sich auf eine ordentliche Standpauke gefasst machen können. Hoffentlich hielt Son Goten sein vorwitziges Mundwerk, wenn sie das nächste Mal seinen Vater sahen.

Son Goten und Yukari blieben stehen und begrüßten ein paar Bekannte. Trunks warf einen schnellen Blick zu ihnen herüber. Dann packte er Momoko einfach um die Taille und schwebte mit ihr auf das Dach des Kinos. "Hey Trunks, was soll das." protestierte Momoko und trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. Trunks beachtete ihre Gegenwehr gar nicht, sonder zog sie noch fester an sich und küsste sie einfach. Momokos Widerstand schmolz dahin. Der Junge konnte einfach zu gut küssen.