Kapitel 3 – Ankunft in Japan

Am Flughafen lümmelte sich Schuldig auf einem Wartesitze herum und starrte auf die großen Fluganzeigen. „Verdammt, dieser blöde Flieger hatte Verspätung." Schuldig gähnte und streckte sich. „Warum musste gerade er Chauffeur für diesen Idioten von Politiker spielen. Was interessierte ihn dieser UN- Vertreter. Crawford hatte es wieder einmal nicht für nötig befunden, ihn in seine weiteren Pläne einzuweihen. Schuldig schnitt eine Grimasse und beschloss sich die Zeit ein wenig zu vertreiben.

Neugierig flog sein Blick über die Menge und blieb schließlich an einem jungen Ehepaar hängen. Ein böses Lächeln huschte über sein Gesicht. Er schloss einen Moment die Augen und konzentrierte sich. „Ja, was dachte denn der Mann da gerade."Schuldig lachte leise. Wieder konzentrierte er sich auf den Mann und dann tat dieser etwas, was ihm eine saftige Ohrfeige seiner jungen Frau einbrachte.

Er packte sie einfach und küsste sie mitten im Flughafengebäude. Mit hochrotem Gesicht schrie die junge Frau ihren Mann an, holte aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. Dann stürmte sie Richtung Damenwaschräume davon. Der junge Mann stand fassungslos mitten in der Flughafenhalle. Wie in Trance rieb sich die Wange. Es dauerte einen Moment. Dann plötzlich wurde er ebenfalls rot. Sein Blick wanderte gehetzt durch die Flughafenhalle. Eiligst griff er nach dem Gepäck und flüchtete ebenfalls Richtung Waschräume. Schuldig amüsierte sich köstlich. Ach, diese Japaner waren doch einfach niedlich prüde.



Als sie das Rollfeld entlang auf das Flughafengebäude zugingen, sog Daria tief die Luft ein. Sie hatte das Gefühl die Lotusblüten riechen zu könne. Alle Sorgen und Ängste waren weggewischt und mit einem Mal wusste Daria, dass sie wieder zu Hause war. Was geschehen war, war geschehen. Es war einfach Zeit nach vorne zu Blicken und die Erinnerungen hinter sich zu lassen. Vor sieben Jahren hatte sie Japan verlassen, um den plötzlichen Tod ihrer Familie und ihres Bruders hinter sich zu lassen. Sie war vor ihren eigenen Gefühlen davongelaufen. Doch jetzt war sie bereit einen Neuanfang in diesem Land zu starten. Hailey hatte Recht, es war Zeit die bösen Geister zu vertreiben. Daria hob den Kopf, schob die Schultern zurück und ging gerade aufgerichtet auf den Flughafeneingang zu.

Hailey beobachtete sie zufrieden von der Seite. Daria hatte sich mit ihrer Rückkehr abgefunden. Sie konnten mit ihrem Auftrag beginnen.

Patty starrte mit großen Augen auf die futuristische Gestaltung des Gebäudes. „Wow, Di. Du hast wirklich nicht übertrieben." Daria lächelte. Pattys Aufregung wirkte regelrecht ansteckend auf sie. Sie warteten auf ihre Koffer und schoben dann durch die Kontrollen Richtung Ausgang. Irina warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Wir haben mindestens noch eine Stunde bis unser Anschlussflug geht. Was haltet ihr davon, wenn wir noch einen Kaffeetrinken gehen?" „Gute Idee."Antwortete Patty. Ihr Kopf wanderte hin und her um ja nichts zu verpassen.

Daria registrierte amüsierte, wie einige Japaner ihre Freundin neugierig beobachtete. Patty war aber auch einfach ein Original. Sie trug eine verwaschene Jeans mit Schlag, Turnschuh und ein weites T- Shirt mit einem großen Darth Vadder darauf. Ihr blondes Wuschelhaar stand in allen Richtungen vom Kopf ab.

Irina blieb dicht neben ihnen. Sie wirkte wie immer ein wenig verschreckt. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug eine dunkle Jeans, eine weiße Bluse und einen dunkelroten Pullunder darüber.

Hailey mit ihrem kurzen schwarzen Haar, der Hornbrille und der brauen Wildlederhose mit dem schwarzen Rolli bildete einen deutlichen Kontrast zu den beiden. Sie waren schon wirklich ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Haufen. Kein Wunder, dass man sie so anstarrte.

Hailey schob ihre Tasche auf die andere Schulter. „Wir sollten zunächst das Gepäck aufgeben. Ich habe keine Lust, diese Tasche noch länger zu tragen."Daria nickte. „Dort drüben ist der Schalter. Unser Flug wird schon angezeigt."

Die vier steuerten den Schalter an und in diesem Moment passierten sie auch die Sitzreihe auf der sich Schuldig lümmelte. Sein Blick folgte ihnen nur mit mäßigem Interesse, bis er das Darth Vadder T-Shirt von Patty bemerkte. Erstaunt schossen seine Brauen in die Höhe. „Nanu, wer war denn das?"

In diesem Moment schellte Darias Handy. Sie zog es aus der Tasche und blieb stehen. Interessiert glitt Schuldigs Blick über ihre Figur. Gar nicht übel. Die war ja richtig etwas für das Auge. Neugierig besah er sich nun die anderen Frauen an, die um sie herum standen. Die vier schienen zusammen zu gehören, ob wohl man das auf den ersten Blick sicherlich nicht vermutet hätte. Was sie wohl in Japan wollten? Wie typische Touristen sahen die vier nicht aus. Die junge Frau im Hosenanzug steckte ihr Handy wieder in die Tasche und wandte sich den anderen zu. Sie sprach Deutsch, wie Schuldig amüsiert feststellte.

„Das war Sam. Unsere Pläne haben sich geändert. Wir werden hier in Tokio bleiben. Man erwartet uns gegen fünf in der amerikanischen Botschaft. Dort erhalten wir dann weitere Anweisungen. Ich schlage vor, wir suchen uns jetzt erst einmal ein Hotel für die Nacht. Ich würde ganz gern eine heiße Dusche nehmen." „Ich lieber eine eiskalte."überlegte Schuldig und grinste lüstern.

„Ich bin ganz deiner Meinung. Wir sticken wahrscheinlich alle wie Iltisse." Daria zuckte bei Pattys Worten wieder einmal zusammen, sagte jedoch nichts. Hailey hob seufzend wieder ihre Tasche hoch und schnappte sich ihren Koffer. Irina griff ebenfalls stöhnend nach ihren Taschen. „Nicht schlapp machen, Mädels. Im Hotel gibt's sicher auch ordentlich etwas zu spachteln."Flötete Patty und warf sich mit Schwung ihren Rucksack über die Schulter. Dabei streifte eines der Bänder Schuldig, der daraufhin ein laut vernehmliches. „Auah."Von sich gab.

Patty fuhr herum. „Oh t'schuldigung – ach Mist, das verstehen sie ja nicht. Daria, kannst du mal übersetzen." Daria sah Schuldig an. In fließendem Japanisch erklärte sie ihm, dass es Patty unendlich Leid tat, ihn mit ihrem Rucksack verletzt zu haben.

Schuldig amüsierte sich köstlich. Diese Patty stand nämlich mit großen Augen zwischen ihm und dieser Daria. Ihr Kopf wanderte neugierig hin und her. Schließlich stemmte diese kleine Person die Hände in die Hüften. „Hey Daria, was erzählst du ihm denn alles. Ich wollte doch nur Entschuldigung sagen."

Daria seufzte vernehmlich. „Patty, die Japaner sind ein sehr höfliches Volk. Da ist es mit einem einfachen Entschuldigung nicht getan." „Ach Blödsinn."Schnaufte Patty. „Was lümmelt der sich hier auch so auf den Sitzreihen. Bei der Frisur sollte er lieber seinen Friseur verklagen."

Schuldig hatte Mühe eine seine freundliche Miene beizubehalten. Wie konnte diese impertinente Göre wagen, seine Frisur zu beleidigen. Auf Darias Stirn bildete sich eine Falte. „Patty, bitte." „Was denn? Guck dir doch diese Klamotten an. Selbst eine Vogelscheuche ist bei uns besser angezogen. Und außerdem sieht der gar nicht wie ein Japaner aus."

Daria schloss für einen Moment die Augen und holte tief Luft. Hailey kicherte im Hintergrund und Irina lief wieder einmal rosa an. Schuldigs Hände ballten sich zu Fäusten. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, seine Wut zurückzuhalten. Stattdessen zauberte er ein strahlendes Lächeln auf seine Lippen und antwortete Daria in Japanisch. „Dieses ungestüme Kind ist sicherlich das erste Mal an so einem fremden Ort. Da ist ihre Aufregung und ihr Unvorsichtig nur zu verständlich."

Daria schnaufte. „Kind. Ich muss sie leider enttäuschen. Patty ist schon dreiundzwanzig und leider immer so ungestüm. Ich hoffe sie verzeihen ihr trotzdem."Schuldig nickte, doch innerlich schwor er sich, diesem kleinen Biest bei nächster Gelegenheit noch einmal einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen. Er und Daria tauschten noch ein paar Höflichkeiten aus. Dann trennten sich ihre Wege.



Im Hotel blieb es wieder einmal Daria überlassen die Zimmer zu bestellen und alle Formalitäten zu erledigen. Die drei anderen machten es sich lieber an der Bar bequem und genossen eine schöne Tasse Kaffee. Den konnte man nämlich auch mit Zeichensprache bestellen.

Darias Laune besserte sich nicht gerade, als man ihr an der Rezeption mitteilte, dass leider nur noch zwei Doppelzimmer zu haben waren. Sie unterschrieb die erforderlichen Belege und gab den Mädchen ein Zeichen ihr und dem Kofferboy zu folgen.

„Wir müssen uns leider zwei Zimmer teilen." Erklärte sie. „Ich gehe mit Irina auf ein Zimmer."Rief Hailey hastig und Irina nickte bestätigend. Patty sah die beiden schmollend an. Daria jedoch unterdrückte eine wütende Bemerkung. Immerhin war der Kofferboy dabei. Die Szene am Flughafen heute hatte gereicht. Sie erreichten ihre Zimmer. Wenigsten waren diese geräumig und sehr gut ausgestattet. Für ein oder zwei Nächte würde das genügen.

Daria drückte dem Kofferboy ein wenig Geld in die Hand und wandte sich ihrem Koffer zu. Patty hüpfte aufgeregt durch das Zimmer und besah sich zunächst einmal die ganzen elektrischen Geräte. „Wow, wir sind wirklich in Japan. Sieh dir mal dieses Radio an. Ich wette, das hat eine CP743 XP Chip." Daria fuhr sich mit der Hand an die Stirn. „Bitte, Patty. Wenn es dir nichts ausmacht, dann gehe ich als erstes in Bad."„Nö, kein Problem. Geh nur."Sie hatte sich Darias Laptop geschnappt und suchten nun nach einer Steckdose für das Internetkabel.

Daria öffnete ihren Koffer, entnahm ihm einige frische Kleidungsstücke und verzog sich in das Bad. Patty warf sich quer auf das Bett, stellte den Laptop vor sich hin und hackte sich erst einmal ins Internet.

Daria kam eine gute halbe Stunde später aus dem Bad zurück. Das Zimmer hatte innerhalb dieser kurzen Zeit eine kleine Wandlung durchgemacht. Auf dem Boden verstreut lagen einige von Pattys Klamotten und auf dem Bett türmten sich Zeitschriften und CD-Roms. Daria sagte nichts. Sie griff einfach nach ihrem Handy und wählte die Nummer der amerikanischen Botschaft. Ihr fünf Uhr Termin blieb bestehen.

Daria warf einen Blick auf die Uhr. Es war jetzt kurz vor eins. Ihr blieb noch genug Zeit, um schnell ein paar Blumen zu besorgen und das Grab ihrer Familie zu besuchen. Anschließend konnte sie sich mit den anderen zu einem Mittagessen treffen und dann zur Botschaft fahren. Daria warf Patty einen kurzen Blick zu. Dann griff sie nach ihrer Handtasche und ging zur Tür.

„Patty, ich muss noch etwas erledigen. Wir sehen uns in einer Stunde ja?" Patty hob den Kopf. „Willst du zum Friedhof."Daria nickte. „Ich komm mit."Patty schwang sich vom Bett. „Gib mir nur zehn Minuten um mich schnell frisch zu machen." „Du musst nicht mitkommen. Ich schaffe das auch allein."Meinte Daria. Patty hielt auf dem Weg zum Bad inne. „Wenn es um diesen Punkt geht, kannst du es gleich aufgeben, Di. Ich lasse dich nicht alleine dorthin gehen."Damit verschwand sie im Bad. Daria seufzte. Wenn Patty mal wieder ihren Beschützerinstinkt entdeckt hatte, gab es wirklich kein Entkommen.

Patty kam fünfzehn Minuten später wieder aus dem Bad. Dieses Mal trug sie eine Cordhose und ein T-Shirt von Wedding Peach. Daria schmunzelte. Sie hatte ihren Hosenanzug gegen eine luftige Sommerhose und eine Bluse getauscht. Dieses Mal würden sie beide wenigstens nicht wie Pat und Paterchon aussehen.

„Fertig. Meinetwegen können wir gehen. Hast du den anderen schon Bescheid gesagt?"Ich habe ihnen gerade einen Zettel geschrieben. Den können wir gleich unter der Tür herschieben. Ich habe nämlich keine Lust mit euch allen drei als mein Geleitschutz zum Friedhof zu fahren." Kommentierte Daria Pattys unausgesprochene Frage. Patty schnitt daraufhin eine Grimasse. „Wir meinen es doch alle nur gut mit dir."„Dann." Meinte Daria gedehnt. „räum nach unserer Rückkehr das Hotelzimmer auf. Ansonsten wirst du mich heute noch wirklich wütend erleben."Patty stöhnte.