Author's Notes:
[*Hallo und herzlich willkommen zu Kapitel 21! Was haben wir auf einmal wieder geschrieben!]
[Möp. Disclaimer: Der deutsche Hip Hop gehört sich selbst, den wollen wir auch gar nicht haben mit seiner tiefen Krise. Arielle ist mal wieder von Disney, die Rampen haben wir erfunden, aber wir haben Dumbledore das Patent überlassen. Der große Og ist Trelawneys persönlicher Gott.
Gringotts, seine Kobolde und alle anderen HP-Charaktere und Orte gehören JKR. Wir haben sie nur ein wenig ausgebaut und mit einer eigenen Geschichte versehen, sofern JK das vergessen hat.]
[*Sehr schön.]
[Übrigens, vielen Dank für den Kulturbeutel! *Kulturbeutel aufstapel* Leider hab ich auch bei Kakteen keinen grünen Daumen, aber eigentlich brauchen die doch gar nicht soviel Pflege und Wasser und so... *Kaktus anstarr* Meine letzten beiden sind zwar alle irgendwie gestorben, aber die waren vorher bestimmt schon krank. Jawohl.]
[*Viel Spass! Wir haben 38 Grad, will sagen, erhöhte Körpertemperatur um uns herum...]
[Oh, diese Hitze. Wasser.]
Kapitel 21
Der Härrie und die Ginny lagen währenddessen immer noch im Krankenflügel.
Nach einem erholsamen Nickerchen waren sie wach und hungrig, und allmählich fühlten sie sich ein wenig vernachlässigt.
Strenggenommen war nur Harry wach, und er war sehr damit beschäftigt, sich über die auf seiner Brust zusammengerollte Ginny zu wundern.
Er dachte scharf nach und versuchte, die letzten Ereignisse zu rekapitulieren. Also, er war von Filch aus dem See gerettet worden, was ihm eine Hochzeit mit Arielle erspart hatte, danach hatte er sich irgendwie beide Beine gebrochen, als er von Hagrids Hütte gefallen war... Moment, wie war er eigentlich in den See gekommen?
Harry stützte den Kopf in die Hände und grübelte angestrengt.
Am Anfang saß er ja ganz friedlich in seinem Zimmer... nein, das war mitten in der Nacht gewesen.
Genau. Er war gerade in seine reich mit glücklichen Rasenmähern, Zauberstäben, Holzwürmern, dem deutschen Hip Hop (eine tiefe Krise harrte seiner) und Regenwäldern bevölkerte Traumwelt hinabgesunken, als ihn plötzlich irgendetwas aufweckte und er sich Aug' in Aug' mit einer soliden Backsteinwand befand.
Genau. Langsam erinnerte er sich wieder. Die Wand hatte ihm dann etwas über ihre Probleme mit ihrer Verlobten erzählt, wenn er sich recht erinnerte, und als er einen Brief an die Wand-Eltern schreiben wollte, kam auf einmal Hermine herein und... ja, und dann?
Irgendwas musste ihn wohl so erschreckt haben, dass er aus dem Fenster gesprungen war.
Wieder zermarterte er sich das Hirn. Dann fiel ihm auf, dass seine Beine inzwischen geheilt und seine Grippe abgeklungen war.
Er war geheilt! Wo war Madam Pomfrey, damit sie ihn entlassen konnte?
Er musste doch noch zu Dumbledore, um... um irgendetwas zu tun, dass er vergessen hatte.
Auf dem Weg zum Büro würde es ihm sicher wieder einfallen. Und wenn Madam Pomfrey nicht bald auftauchte, würde er eben so gehen.
"Schliesslich bin ich der Junge, der lebt! Jawohl!" brüllte er durch den Krankenflügel und weckte alle Schlafenden auf, die ihn verdutzt anschauten.
Auf seiner Brust regte sich Ginny. "Was ist denn jetzt schon wieder?"
"Oh", sagte Harry dämlich. "Willuballmimir?"
Dann kratzte er sich am Kopf und dachte eine Weile nach. "Ich meine, ich bin gesund! Gehen wir?"
"Was hat denn der Junge der lebt schon wieder?" fragten die Nachbarbetten.
"Ist der Junge der lebt wieder verwirrt?"
"Muss man den Jungen der lebt wieder trösten?" fragte ein anderes Bett und versuchte verführerisch, sich aus den Decken zu wickeln.
Ginny ahnte die nahende Gefahr, zerrte Harry aus seinem Bett und stellte ihn auf die Füsse.
"Der Junge, der lebt, hat mich geweckt", sagte ein anderes Bett böse und knarzte bedrohlich. "Der Junge, der lebt, hat wieder keine Rücksicht auf uns genommen!"
Die Betten rollten langsam näher. Ginny sah den richtigen Augenblick gekommen, um Harry aus dem Krankenflügel zu werfen.
Schliesslich war Madam Pomfrey nicht da, und irgendjemand musste ja ihre Aufgabe übernehmen, und überhaupt ging es ihr schon viel besser.
Hinter einem Vorhang holte sie eine der in ganz Hogwarts verteilten Abschussrampen hervor, spannte Harry darauf, legte den Hebel um, sprang in letzter Sekunde auf Harrys Brust ("Umpf", sagte Harry dumpf) und klammerte sich fest.
Mit einem glücklichen "Huuuuuuuuuuuiiiiiiii!" segelten die beiden durch die Luft. Zum Glück hatte Ginny einige Übung im Zielen, das Fenster war auch offen gewesen und sie hatte genau auf die flauschige Fussmatte im Astronomieturm gezielt (wenn ihr Gedächtnis sie nicht täuschte, hatte sie da gerade Unterricht, und den Harry nahm sie am besten einfach mit, bevor er noch von Betten entführt wurde oder ähnliche Dinge geschahen).
"He," sagte Harry mitten in der Luft, "ich muss doch zum Direktor! Warum hast du auf den Astronomieturm gezielt?"
Ginny lockerte den Gurt ein wenig und überprüfte die Geschwindigkeitsanzeige und den Echtzeitmodulator.
"Na, weil ich da jetzt Unterricht hab," antwortete sie und werkelte an einigen Hebeln herum.
"Du kannst ja noch kurz dableiben, Sinistra macht das sicher nichts aus. Sie mag Gastschüler. Und nachher kannst du dir 'ne Abschussrampe suchen, ich meine fast, letzte Woche eine in einer Rüstung gefunden zu haben. Ich zeig sie dir dann schon rechtzeitig."
Sie machte sich zur Landung bereit.
(An dieser Stelle mag eine ausführlichere Beschreibung der erwähnten Abschussrampen angebracht sein.
Wie aus dem Vorangegangenen ersichtlich, stehen diese Rampen in ganz Hogwarts an strategisch günstigen Stellen herum, zum Beispiel an Verkehrsknotenpunkten wie den Gemeinschaftsräumen, dem Lehrerzimmer, den Türmen, der Lichtung am See oder auch an Hagrids Hütte.
Fühlt man das Bedürfnis, möglichst schnell von einem Ort zum nächsten zu gelangen, sucht man die nächste Abschussrampe, spannt sich darauf, richtet die Rampe nach dem Zielort aus (was einige Übung erforderte und Snape schon mehr als einmal in der Startphase in den See befördert hatte) und braucht dann nur noch den Starthebel umzulegen.
Die Rampe befördert die Ladung (bis zu zehn Personen bzw. zwei Personen und ein Kessel) punktgenau an den Zielort. Abweichungen von bis zu fünf Metern sind die Norm, weshalb man auch niemals versuchen sollte, sich durch ein kleines Fenster katapultieren zu lassen, ohne ganz sicher im Umgang mit den Rampen zu sein.
Für Notfälle, zu spät entdeckter Falschprogrammierung oder Zusammenstösse in der Luft gab es natürlich noch den ebenfalls von Dumbledore konstruierten Brems- oder Fallfallschirm. Der Bremsschirm ließ sich mit dem mit 'B' gekennzeichneten Knopf auslösen und verringerte die Geschwindigkeit der Rampe, so dass Zusammenstösse vermieden werden konnten und man genug Zeit hatte, um mit seinem Zauberstab eine sanfte Landung auf dem Boden vorzubereiten. Drückte man den Knopf mit der Aufschrift 'F', löste sich ein Fallfallschirm, der sich automatisch an alle Personen und/oder Kessel heftete, die gerade abstürzten. Damit kam man sanft und gemächlich auf dem Boden auf und musste sich dann natürlich die Mühe machen, zum nächsten Abschussplatz zu laufen.
In letzter Zeit gab es allerdings immer mehr Versuche der Schüler, die Rampen mit teils unerlaubten Mitteln und selbstgebastelten Lenkern als Sportflieger zu missbrauchen. Schon mehrmals wurden kleine Rampenkämpfe und vor allem Vorfahrtsstreitigkeiten beobachtet, was das Problem der Abschussrampen wieder in das Gedächtnis Dumbledores zurückgerufen hatte, woraufhin er nun wöchentlich Seminare mit dem Titel 'Der richtige Umgang mit meiner selbsterfundenen, patentierten Abschussrampe, für die ich einen Preis vom Zaubereiministerium bekommen habe' abhielt.
Seit letztem Monat war der Flugbereich der Rampen auch auf höchstens 100 Meter und nur in der Umgebung Hogwarts beschränkt worden, da eine fehlgeleitete Rampe Neville unaufgefordert nach London in die Winkelgasse befördert hatte. Neville war auf dem vierstündigen Flug zwar nichts passiert (er gab später zu Protokoll, dass es ihm eigentlich sehr gut gefallen hätte), aber die Muggel hatten ihn gesehen und für ein seltsames Ufo gehalten.
Weitere Ausführungen und detaillierte Skizzen und Anleitungen dieser Abschussrampen würden hier zu weit führen, können aber auf Wunsch jederzeit angefordert werden.)
Woraufhin wir nun zur Geschichte zurückkehren...
Unsere beiden Helden stürzten gemächlich dem Astronomieturm entgegen, ohne einen Rampenzusammenstoss befürchten zu müssen (nur während des Wochenendes und den Pausen war starker Verkehr, während den Schulstunden sah man höchstens einmal einen verzweifelten Schüler in Richtung Toilette fliegen).
Allerdings sahen sie in einiger Entfernung einen persischen illegalen Teppich um die Psychic Academy herumschweben, auf dem sich offensichtlich eine ganze Schulklasse befand.
Was Harry befremdlich fand, war die Tatsache, dass der Turm der Psychic Academy zur Seite gekippt war und das Dach, das sonst immer sein Zimmer vor neugierigen Blicken von oben bewahrte, im See herumplanschte.
Ausserdem krabbelten einige Leute in dem Zimmer neben seinem Zimmer herum, was ihn sehr verwunderte. Was sie da wohl taten? Und waren die Türme heutzutage wirklich so altersschwach, dass sie bei dem kleinsten Zusammenstoss zusammenbrachen?
Dann richtete er seine Gedanken gerade noch rechtzeitig auf die bevorstehende Landung und murmelte schnell den Zauberspruch zur Erzeugung des weichen Landungsluftkissens, der auf jeder Abschussrampe in leuchtenden Buchstaben vermerkt war.
Mit einem Plumps landeten die beiden auf der angepeilten Fussmatte.
Ginny rappelte sich zufrieden auf, klappte die Rampe zusammen, schob sie in eine strategisch günstige Ecke hinter einen Mauervorsprung und ging zielstrebig auf ihre Klasse zu, die in einiger Entfernung andächtig in den Himmel starrte, Teleskope untersuchte und Professor Sinistra anhimmelte.
Harry lief mit großen Augen hinter ihr her. "Du hast bei Sinistra Astronomie?" flüsterte er verzückt in Ginnys Ohr.
"Ja - alle haben bei Sinistra Astronomie", sagte Ginny.
"Sie hat was von einer Veela, findest du nicht?"
Ginny seufzte. "Sie ist klein und bucklig und ihr Charme wirkt nur auf Jungs, aber gut, ansonsten hat sie was von einer Veela."
Harry beschloss, einmal wieder dem Unterricht einer sechsten Klasse beizuwohnen.
Dumbledore konnte warten. Und überhaupt, er wusste ja noch nicht einmal, was er ihm sagen wollte.
"Professor Sinistra!" rief Ginny und winkte der überraschten Lehrerin zu. "Ich melde mich aus dem Krankenflügel zurück, ich bin geheilt - wieviel hab ich verpasst? Und kann der Harry da vielleicht diese Stunde noch dableiben?"
"Ja," stotterte Harry und bewunderte die wunderschönen Glocken, die Sinistra um den Hals trug, "ich hab in der Sechsten soviel Stoff verpasst, ich muss das für die Prüfungen nachholen..."
Sinistra strich sich mit einer Hand zerstreut die Haare zurück. "Von mir aus gerne, wenn du gerade nicht anderweitig Unterricht hast."
In den Augen der männlichen Mitschüler formten sich kleine Herzchen.
Harry wehrte mit beiden Händen ab. "Nein, nein, ich hätte jetzt zwar Verwandlung, aber McGonagall ist krank..."
Nachdem sich die beiden Neuankömmlinge eingereiht hatten, fuhr Sinistra nach Norden gewandt (die Psychic Academy befand sich in südlicher Richtung, also vom Turm nicht zu erkennen) mit dem Unterricht fort, sprach mit leiser, klingender Stimme von Kassiopeia und Venus und bewegte sich anmutig zwischen den Schülern hin und her. Zumindest für die Jungen. Für die Mädchen trottete sie.
Harry sah schwärmend zu seiner Lieblingslehrerin auf, die ihm sanft einige falsche Berechnungen durchstrich und mit zarter Hand ihren gefürchteten Rotstift ergriff.
Ginny stiess ihn an. "Du siehst komisch aus, wenn du so in den Himmel starrst", murmelte sie. "Sie ist da unten."
Harry schaute nach unten und seufzte tief angesichts der Umstände (Sinistra war einen guten Kopf kleiner als der hochgewachsene Harry). Sie kam ihm trotzdem immer so... gross vor. Und so heilig.
Ginny rollte mit den Augen, wie alle anderen Mädchen, die bei Sinistra Unterricht hatten und nach jeder Astronomiestunde stundenlang damit beschäftigt waren, die Jungen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
"Womp", sagte Sinistras ausladende Oberweite, als sie an Harry vorbeiging. Vielleicht trug ihr tief dekolletiertes Kleid ein wenig zu dieser Wirkung bei. Sie war zwar eine alte Frau (in der Grundschule hatte sie neben McGonagall gesessen), aber im Gegensatz zu ihr wusste sie, wie man sich anständig anzog.
Harry schmolz zu einer glückseligen kleinen Pfütze dahin und wurde von Ginny resigniert zusammengekehrt und in eine Schüssel gekippt.
"Immer das Gleiche", murrten Ginny und ihre Tischnachbarin Mandy wie aus einem Munde und stellten die Schüssel zum Trocknen auf die Brüstung. Mittlerweile standen schon mehrere solcher Schüsseln vor den Teleskopen.
Geistig waren die Herren der Schöpfung längst nicht mehr anwesend.
Professor Sinistra war zwar schon zu den älteren Semestern zu zählen, aber sie freute sich immer wieder über die Hilfsbereitschaft der jungen Generation, die sich regelrecht darum schlug, ihr ihre Mappe tragen zu dürfen, und die vielen Liebesbriefe, die sie regelmässig in ihrem Fach im Lehrerzimmer fand, amüsierten sie auch sehr. Es war schon sehr praktisch, wenn der eigene Großvater eine Veela gewesen war.
Ein lauter Krach und ein langanhaltendes Klappern schreckte die Klasse aus ihren Planetenbahnberechnungen auf.
Harry und seine männlichen Gefährten fanden sich auf einmal in ihren Körpern wieder und drehten unwillig die Köpfe, um zu sehen, welche riesige Rampe sie bei ihrer Anbetung störte.
Vielleicht hatte Dumbledore ja endlich eine Lehrerkollegiumsrampe zugelassen?
Fred und George schickten Ron schon seit Wochen detaillierte Pläne, wie sie im Falle eines Falles sämtliche Lehrer nachts aus den Betten holen, auf die Rampe spannen und ein für allemal ins All katapultieren würde.
Diese Rampe schien allerdings kein gewöhnliches Modell zu sein.
Harry erkannte sofort den persischen illegalen Teppich, den er vorhin um sein Zimmer hatte kreisen sehen. Zuerst stolperte eine verwirrte Trelawney (sofort erkennbar an den bunten Gewändern und der grünen Fliegerbrille) aus dem Chaos, das der offensichtlich landungsungeübte Teppich verursachte hatte, und schwankte auf Sinistra zu.
Hinter ihr entwirrte sich allmählich das Knäuel, dass sich auf, über, unter und um Rabbi herum gebildet hatte.
Ein verwirrter Zentaur schnaubte ein paarmal und trottete dann mit einem mißtrauischen Blick über die Schulter die Treppe hinunter. Parvati buddelte sich unter Crabbe und Goyle hervor und lief hinterher, um sich zu verabschieden.
Ein Rudel Kaninchen schaute sich mit großen Augen auf dem Astronomieturm um und entfaltete schließlich einige kleine Notfallfallschirme, um zurück in den Verbotenen Wald zu kommen. Rudolf, der es irgendwie geschafft hatte, auf Rons Kopf zu bleiben, sprang auf eine Zinne und winkte ihnen traurig hinterher.
Einige Schüler purzelten auf den Steinboden des Turms und richteten sich stöhnend auf.
Rabbi grinste heimtückisch in sich hinein. Diese Art von Landung nannte er Extrem-Landing, und vor zwanzig Jahren war er Meister in dieser Landungsart gewesen.
Währenddessen redete Trelawney erregt auf Sinistra ein.
"Bei Osiris, du lebst noch, Libida! Den Göttern sei Dank! Sprich, wieviele sind noch am Leben?"
Sinistra schaute sie verwirrt an und zog an ihrer Fliegerbrille, um ihre Kollegin nach verengten Pupillen oder verräterisch glänzenden Augen abzusuchen.
"Wir leben alle noch, Sybill", sagte sie dann vorsichtig.
"Oh, bei Ra! Wir habt ihr das nur geschafft? Ist der Direktor auch am Leben?"
"Ja", musste Sinistra zugeben, auch wenn ihr der Sinn und Zweck von Trelawneys wirren Fragen entging. Vielleicht hatte sie wieder irgendetwas vorausgesehen, machte transzendale Reisen und sass in Wirklichkeit gerade in ihrem Turmzimmer und starrte in ihre Kristallkugel? Schliesslich gehörte es zur Grundausbildung jedes Wahrsagers, Körper und Geist voneinander trennen zu können, um beispielsweise den Körper auf die Toilette und den Geist zum Lesen zu schicken, um Zeit zu sparen.
Sinistra sah Trelawney scharf an. Täuschte sie sich, oder war da dieses durchsichtige Glitzern, dass eine solche Trennung andeutete?
"Na, das Wasser! Wie hoch ist das Wasser gestiegen?" Trelawney wühlte nach ihrer Brille.
"Oh, das Wasser," meinte Sinistra erleichtert. "Ja, das ist vorhin ein wenig gestiegen, weil Dumbledore ein Nickerchen gehalten hat und vergessen hat, die Schleuse zu schliessen. Wir haben ihn aber aufgeweckt, mit vereinten Kräften, und mittlerweile müsste der Wasserstand wieder normal sein."
Trelawneys zitternde Hände fanden ihre Brille, setzten sie auf und stürzten zur Brüstung. "Ohhhh!!" klang es von dort herüber, als sie das Wunder mit eigenen Augen betrachtete.
Einige entwirrte Siebtklässler hatten sich zu den Sechstklässlern gesellt und ihnen erklärt, dass sie eben Vertretungsunterricht in Verwandlung hatten.
"Das Schloss blieb verschont! Dank, Zeus, dank! Oh großer Og!"
Trelawney sank nieder und rang die Hände, ungeachtet der merkwürdigen Blicke der Schüler.
Die Sechst- und Siebtklässler hatten ihre Teleskope im Stich gelassen und tauschten verwirrte Blicke. Trelawney rappelte sich wieder auf und wankte ihren vermeintlichen Geisterschülern entgegen.
"OH! SIE LEBEN!" Begeistert gestikulierte sie in Sinistras Richtung und fiel Malfoy um den Hals. "ER LEBT!"
"He!" sagte Harry empört. "ICH bin der Junge, der lebt!"
Trelawney stutzte, liess von Malfoy ab und umschlang Harry. "Er lebt! Er lebt auch!"
"Hätte ich nur nichts gesagt", dachte Harry und versuchte, Luft zu holen.
"Hätte er nur nichts gesagt", dachte die Klasse und versteckte sich hinter den Teleskopen.
Schliesslich schritt Sinistra ein und trennte Harry und Trelawney.
"So," rief sie bemüht fröhlich," jetzt wollen wir doch mal wieder den Unterricht weiterführen!"
Sie nahm sich vor, beim Abendessen Sybill zu fragen, was eigentlich los gewesen wäre. Das mutete ihr doch zu komisch an.
Gut, als Sybill diesen großen Waldbrand letztes Jahr verursacht hatte, um endlich einmal etwas Wahres prophezeit zu haben, hatten sie ja noch Verständnis für sie gezeigt. Das gesamte Kollegium hatte zusammengelegt, um Dumbledore einen neuen Bonsaibaum zu kaufen, und alles hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Auch die Finanzkrise im Ministerium hatte Trelawney vorausgesagt, und niemand hatte es ihr übel genommen, dass sie in Gringotts eingebrochen war, um ihre Vorahnung zu bestätigen.
Das Kollegium hatte auch diesmal bereitwillig zusammengelegt und einige unabhängige Journalisten sowie das Gringottspersonal bestochen, um nichts durchsickern zu lassen, und Trelawney durfte ihre erbeuteten Tropfsteine behalten.
(Sie schmückten momentan das Lehrerklo, als kunstvolle Skulpturen, die die Güte und Selbstlosigkeit der Zauberergemeinschaft demonstrieren sollten. Nur Snape hatte einen verzweifelten Versuch gemacht, die Stalaktiten und -miten wieder loszuwerden. Er behauptete, sie würden mit ihm reden und ihn beobachten, ausserdem stellten sie indiskrete Fragen und spielten Fangen und Verstecken, ohne sich von den ruhebedürftigen Lehrern auf ihrer kleinen Unisex-Toilette stören zu lassen. Leider schickten die Kobolde das große Paket, in das Snape die Tropfsteine gepackt hatte, mit der Aufschrift 'Annahme verweigert' zurück. Im Grunde genommen waren sie sogar froh, die lästigen Dinger endlich loszuhaben, da sie beim Schienenbau störten und man sich ständig den Kopf anstiess.)
Sinistra schüttelte die Erinnerung ab und überredete Trelawney, endlich mit dem Vertretungsunterricht anzufangen.
Fortsetzung folgt in Kapitel 22! Was geschieht im Vertretungsunterricht?
