Der Spaziergang

Als Matthew am nächsten Morgen erwachte, drang kein Sonnenstrahl durch die dichte Wolkendecke. Enttäuscht dachte er, dass er Miss Murray heute wohl nicht über Green Gables führen würde.

Nachdem er die Kühe auf die Weide gebracht und gefrühstückt hatte, fuhr er zu Mr. Blairs Laden, da er Saatgut besorgen musste. Dort fiel sein Blick auf Schokoladenkaramellen, die hübsch verpackt waren. Einer plötzlichen Eingebung folgend, kaufte er sie auch.

Matthew Cuthbert wird doch nicht eine Romanze haben, wunderte sich Mr. Blair.

Im laufe des Tages verzogen sich die Wolken und die Sonne strahlte von einem klaren, blauen Himmel. Nach dem Tee ging Verity nach Green Gables hinüber.

Matthew erwartete sie schon am Tor. Er führte sie über vorbei an Feldern, über Wiesen und durch ein Tal, dass über und über mit gelben Butterblumen bestanden war, die im leichten Wind tanzten. Als ein kleines Birkenwäldchen ins Blickfeld kam, rief Verity aus: "Oh, Mr. Cuthbert, lassen sie uns dort hinüber gehen. Ich liebe Birken."

"Es gibt in dem Wäldchen auch eine Lichtung und einen Bach, wenn sie möchten, können wir dorthin gehen."

"Wie schön! Das möchte ich sehr gerne."

Also suchten sie sich einen Weg durch schlanken, weißen Birken, bis sie zu einer Lichtung kamen, durch den ein munterer, kleiner Bach führte. Der Boden war bedeckt mit violetten Veilchen. Für einen Moment war Verity sprachlos. Sie setzten sich auf einen umgestürzten Baumstamm und genossen die Ruhe und die warmen Sonnenstrahlen.

"Das Schloß der Feen kann nicht weit entfernt sein," sagte Verity zu dem erstaunten Matthew. " Und jeden Abend kommen sie auf diese Lichtung um eines ihrer Feste zu feiern." Ihre Augen hatten einen verträumten Ausdruck, und Matthew hörte ihr lächelnd zu, als sie fortfuhr. "Wenn Menschen in ihre Nähe kommen, dann verschwinden sie ganz plötzlich. Deshalb glauben die Menschen auch nicht an Feen. Ich kann mir alles ganz genau vorstellen. Die Feen tanzen im Mondlicht, dass silbrig auf ihre zarten Flügel scheint. Die Feenkönigin sitzt dort drüben und beobachtet das Treiben; und dort sind die Musiker mit ihren Instrumenten. Und überall flirren die Lichter der Glühwürmchen und verbreiten einen warmen Schein."

Langsam kam sie in die Wirklichkeit zurück. "Entschuldigen sie bitte. Ich stelle mir oft solche Sachen vor, und kann manchmal meinen Mund nicht halten," sagte sie errötend. Sie blieben noch ein paar Minuten dort sitzen und setzten ihren Weg dann plaudernd fort.

Sie kamen durch den Obstgarten, in dem die Apfel- und Kirschbäume in voller Blüte standen. Verity brach einen Zeig ab, und steckte ihn sich ins Haar. Matthew sah sie an, und dachte, dass sie selbst wie eine Fee aussieht.

Als sie sich dem Haus näherten, frage Matthew: "Wie gefällt ihnen das Leben in der Stadt?"

"Es ist phantastisch! Die Bälle und Konzerte... und immer mal wieder berühmte Sänger oder auch der Premierminister," erklärte Vanity. "Es wird nie langweilig."

Darauf wurde Matthew ganz befangen. Wie konnte er nur glauben, ein Farmer vom Lande wäre interessant für eine Dame aus der Stadt.

Am Abend lagen die Schokoladenkaramellen noch immer unberührt auf dem Tisch. Matthew hatte nicht mehr den Mut gehabt, sie ihr zu überreichen.