A/N: An dieser Stelle möchte ich Ellie danken – das solltet ihr auch, denn
wäre sie nicht gewesen, würde ich wohl immer noch tippen. Also, El, danke
für den wohlverdienten Tritt in den Hintern, den hab ich gebraucht. Nee,
bin kein Masochist oder so, denkt gar nicht dran!
Chapter IV
Die verzauberte Decke der Großen Halle von Hogwarts zeigte einen strahlend blauen Himmel, als Artemis und Feavil durch die große Eingangstür traten und ihre Stammplätze am Tisch des Hauses Gryffindor einnahmen.
„Das war aber nicht nett, dass du nicht auf mich gewartet hast, J.Po", merkte Artemis an und kniff seine Tischnachbarin und Freundin (ja, die Freundin) scherzhaft in die Seite.
Jane Potter schob beleidigt ihre Unterlippe vor. „Wie oft denn noch, hör auf, mich so zu nennen!"
Artemis überlegte kurz, ihr die Zunge herauszustrecken, entschied sich aber für eine diplomatischere Variante. Er stand auf und gab Jane einen eleganten Handkuss, begleitet vom amüsierten Kichern ihrer besten Freundin Nadja und Feavils resigniertem Kopfschütteln. Genauso, wie seine Eltern es ihm an einem wunderschönen Sommertag beigebracht haben, stundenlang hatten sie geübt, bis alle drei vor Lachen nicht mehr weitermachen konnten. Und das wollte schon was heißen, denn Artemis' Vater lachte sehr, sehr selten.
„Es ist schwer, sich zu merken, ob sie sich gerade streiten oder nicht", sagte Feavil zu Nadja, als er sich von den Turteltäubchen abwandte. Das ist die chaotischste Beziehung aller Zeiten, sie sind sogar schlimmer als Fëanaro und Nerdanel..."
„Als wer?"Nadja runzelte verwirrt die Stirn.
Feavil winkte ab. „Verwandte von mir, musst du nicht kennen, vergiss es einfach. Wir haben schon im Unterricht genug Geschichte".
Beim Essen versuchten sie geflissentlich, Jane und Artemis zu ignorieren, die sich wie ein einer amerikanischen Teenie-Komödie entsprungenes Pärchen aufführten. Nadja war allerdings mehr damit beschäftigt, so zu tun, als würde sie für Geschichte lernen und dabei über ihr Buch hinweg immer wieder zu Feavil zu blicken.
Sie war nicht die Einzige, die in ihn verliebt war. Natürlich nicht. Viele Mädchen schwärmten für ihn, den zierlichen Elben mit den blaugrünen Augen und den verschiedenfarbigen Haaren. Diese Haare... Schwarz wie die Nacht, durchbrochen von vielen platinblonden und mehreren roten Strähnen, verflochten zu einem simplen taillenlangen Zopf. Es war ein Gewirr aus wilden Locken, die kurz getragen wohl in alle Richtungen abstehen würden. Oft hörte Nadja Mädchen tuscheln und kichern: „Er ist ja soo süß..."und es ärgerte sie über alle Maßen. Sie wusste zwar, dass sie bei Feavil wohl kaum eine Chance hatte, aber sie waren auch Freunde. Was wissen sie schon von ihm, dachte Nadja. Sie sehen nur seine Schönheit, sie wissen nicht, wie es ist, wenn man ohne Eltern aufwächst, sie wissen nicht, was er empfindet... Sie denken nicht einmal darüber nach! Sie wissen nicht, dass er auch mal schlecht drauf ist, dass er so furchtbar eingebildet sein kann, wenn er einen auf ‚arroganter Elbenprinz' macht, aber trotzdem einer der liebenswertesten Menschen... äh, Elben ist, die ich kenne. Okay, ich kenne ja nur einen Elben, aber ich mag ihn trotzdem. Aber in einem haben sie Recht. Er ist wirklich süß...
„Nadja? Hallo-o!"Artemis riss das braunhaarige Mädchen unsanft aus ihren Gedanken.
„Wie... was hast du gerade gesagt?"
„Ich sagte, wir sollten früher hochgehen und schon mal die Tafel vollkritzeln", erklärte Artemis mit einer für ihn sehr ungewöhnlichen Geduld. „Für unseren Vortrag in Geschichte der Zauberei, du weißt doch". Nadjas Blick war immer noch leicht abwesend, sodass Jane ehrlich besorgt nachfragte:
„Du hast dich doch vorbereitet, oder?"
„Oh nein!"Nadja schlug die Hände vor den Mund, während ihre Freunde sie entsetzt anstarrten. „Mist, Leute... das war es also, was ich vergessen habe..."
„Wir sind geliefert", sagte Jane Potter mit einer tonlosen Stimme und sprach damit aus, was auch Artemis und Feavil dachten.
„Wir brauchen eine Ausrede...", murmelte Feavil und drehte eine ungehorsame Haarsträhne zwischen den Fingern – ein Zeichen dafür, dass er sehr angestrengt nachdachte.
„Wieso schaut ihr denn mich an?!", explodierte Artemis (der anerkannte Spezialist der Schule für Ausreden aller Art). „Ich habe keine Ahnung!"
Jane vergrub ihr Gesicht in den Händen. Nadja drehte sich um, ohne ihre Hand vor dem Mund wegzunehmen und kramte betont in ihrer Tasche, als sie fragte: „Welcher Tag ist eigentlich heute?"
„Ist doch egal", seufzte Jane.
„Ach, kommt schon, Leute", Nadja gab ihr Bestes, nicht laut loszulachen. „Heute hat der vierte Monat dieses Jahres angefangen – gibt euch das nicht zu denken?"
Von Feavil kam keine Reaktion, denn bei den Elben war der 1. April als Tag der Streiche unbekannt; Artemis und Jane jedoch sprangen auf und funkelten ihre mittlerweile kichernde Freundin böse an. Jane rechnete sich aus, wie viele Stinkbomben sie noch hatte, während Artemis sich vergeblich wünschte, den Wenn-Blicke-töten-könnten-würdest-du-jetzt-einen-SEHR-langsamen-und- SEHR-schmerzhaften-Tod-sterben-was-aber-keine-Rolle-spielt-denn-in-wenigen- Sekunden-wird-eben-dies-geschehen-Blick seines Vaters ebenso perfekt wie dieser beherrschen zu können. Sie standen kurz vorm Ausrasten, als Feavil die angespannte Lage erkannte. Er räusperte sich.
„Nadja, lass uns schon mal vorgehen... Du kannst mir ja mit dem Bild auf der Tafel helfen, außerdem war da noch diese eine Textstelle, ich glaube ich habe sie nicht ganz verstanden..."Er warf sich die Tasche über die Schulter und zog Nadja zum Ausgang.
....................
Rai-gy seufzte genervt. „Verdammt, setz dich, Berg'inyon".
Blitzschnelle Krummsäbelhiebe sausten auf den Sessel nieder und verwandelten ihn in wenigen Sekunden in einen Haufen aus Holzsplittern und Lederfetzen.
„Ist das deine neueste Art, nachzudenken?", fragte Rai-gy skeptisch.
„Ich denke nach", fauchte der Dritte Offizier von Bregan D'aerthe, „ich überlege, was ich mit ihm machen werde. Zuerst hänge ich ihn an einer Klavierseite auf, und dann..."Er wandte sich ruckartig zu Rai-gy um. „Ihr lächelt."Die Feststellung war zugleich eine Ankündigung, dass Rai-gy eventuell das Schicksal des Sessels teilen würde.
„Ich lächele, weil mir dieser Gedanke ebenso gefällt wie Euch", erwiderte Rai-gy und streichelte liebevoll den riesigen (handgeschriebenen!) Wälzer auf seinen Knien, der verschiedenste Folterzauber und -methoden enthielt. „Noch hat der Sterbliche Aufgaben zu erfüllen. Aber dann..."
Natürlich war Berg'inyon wütend. Schließlich hatte der Meuchelmörder Berg'inyon schon wieder in einem Übungskampf geschlagen, und das nach 17 Jahren! Rai-gy konnte den Zorn seines Kollegen gut nachvollziehen.
Dennoch fiel Rai-gy oftmals schwer, den impulsiven Drowkrieger zu kontrollieren. Aber der Anblick eines gewissen sterblichen Meuchelmörders, der an einer Klavierseite hing, war es Rai-gy wert.
Er murmelte einen Zauberspruch, der die Überreste des Sessels wieder zusammenfügte, während Berg'inyon aus dem Raum stürzte und laut die Tür zuschlug.
Geduld war der Schlüssel zum Sieg.
.....................................................
Als mehrere Hundert postbringender Eulen in die Halle hereinflogen, ließ eine von ihnen eine Zeitung, den Tagespropheten, zu Jane hinunterfallen und unterbrach damit die Planung eines Gegenstreiches an Nadja. Das Bild auf der Titelseite zeigte ein ausgebranntes Zimmer, in dem Auroren auf Spurensuche herumhuschten.
„Nein, nicht gleich, das würde sie erwarten... Warte mal."Artemis fiel die Zeitung auf. Ein Zimmer ohne Fenster...
„Was ist?", fragte Jane verwirrt, als ihr Freund ( ja, der Freund) nach der Zeitung langte.
Das zusammengeschmolzene Metallgerüst eines Bettes an der Wand...
Artemis' Augen stürzten sich auf den Artikel.
„Was ist denn, Schatz?"Jane wurde ungeduldiger.
„Unglaublich...", hauchte Artemis fassungslos. Lucius Malfoy, 64, wurde kurz vor Sonnenaufgang mit einem Dolchstoß in die Kehle ermordet.
Es konnte kein Zufall sein.
Jane las den Artikel über Artemis' Schulter mit. Voll ehrlichen Mitgefühls kniff sie die Augen zusammen. „Armer Dad... von all den Morden, ausgerechnet Malfoy!"
Artemis riss die Augen auf. „Du kennst den?!"
„Leider ja – er wird verdächtigt, die Todesser anzuführen und Dad wollte es ihm unbedingt nachweisen. Jetzt ist es wohl zu spät dafür... Außerdem war sein Sohn im selben Jahrgang wie Dad, es war Hass auf den ersten Blick, wenn du verstehst, was ich meine. Und nun muss ausgerechnet er das alles aufdröseln, der Ärmste."
„Jane?"
„Hm?"
„Ich weiß, das klingt verrückt, aber Feavil hat heute Nacht davon geträumt..."
„Wovon?"
„Kurz vor Sonnenaufgang - er hat den Mord durch Malfoys Augen mit angesehen".
Janes hellgrüne Augen wurden groß – doch dann lachte sie. „Netter Versuch, Art. Fast hättest du mich gehabt, aber..."
„Das ist kein Aprilscherz", sagte Artemis verärgert. Er konnte (gerade noch) damit leben, dass sie ihn Art oder sogar Arti (!) nannte, aber nicht damit, dass sie ihn nicht ernst nahm. „Wir müssen deinem Vater davon erzählen, so schnell es geht! Feavil hat den Kerl gesehen, er ist verdammt gefährlich..."
Jane wirkte immer noch nicht überzeugt.
„Jane, er hat dieses Zimmer gesehen, es war dieselbe Uhrzeit..."
„Schon gut, schon gut", schnurrte Jane versöhnlich, „ich fahr doch morgen zu Dad, dann kann ich's ihm erzählen... okay?"Sie küsste ihn zur Beruhigung auf die Wange und lief davon. Und Artemis nahm sich vor, Feavil genauer auszufragen. Da war diese Sache mit den grauen Augen des Mörders, die den seinen so sehr glichen.
Es sah so aus, als würde er sich selbst um diesen Fall kümmern müssen. „Entreri, übernehmen Sie!.."Artemis lachte bei diesem Gedanken. Dieses Schuljahr würde noch lustig werden.
.............................................................
Er stand auf einer Brücke, unter welcher eiserne Schienen verliefen. Den Worten des Drow nach würde der Zug angesichts einer Kurve genau hier langsamer werden. Der Meuchelmörder wollte jedoch sichergehen. Schließlich musste er die Quelle berücksichtigen – einen Zauberer-Priester, der für Menschen nichts als tödlichen Hass übrig hatte.
Nun, er hatte schon Schlimmeres hinter sich, als zwei zusätzliche Stunden lang auf einer Brücke zu stehen und den Frühlingswind auf seinem Gesicht zu fühlen, der, einer sanften Hand gleich, die nachtschwarzen Haare aus seinem Gesicht strich.
Doch es wurde Zeit. Er schwang sich mit einer jähen Bewegung über das Brückengeländer. Mit der Geschicklichkeit einer jagenden Katze landete er neben den Schienen und stellte zufrieden fest, dass weder seine Gelenke noch seine Knochen gegen diese Behandlung protestierten.
Das Lächeln blieb auf seinem Gesicht, als seine feingliedrige, doch zugleich kraftvolle Hand sich um eine der Schienen legte. Eine schwache Vibration erreichte die empfindsamen Spitzen seiner langen Finger. Der Zug würde in wenigen Minuten hier sein.
Er rannte schnell die Böschung hoch, bis er wieder auf der Brücke stand. Er musste sich beeilen. Schnell wurde der lange schwarze Umhang an den Rucksack geschnallt, die Befestigung des juwelenbesetzten Dolches innerhalb seiner Weste nochmals überprüft und der magieabwehrende Panzerhandschuh übergestreift, bevor er sein Schwert zückte.
Charons Klaue... So viele Erinnerungen verbanden sich mit dieser Waffe. Deren hervorstechendste war ein herrlich dämlich aussehender Rai-gy, dem die eben erworbenen Schwert und Handschuh vor die Nase gehalten wurden. „Welcher Tod wäre Euch lieber?"hatte er den Drow damals gefragt. Doch jetzt, nach zwei Jahrzehnten war alles so viel komplizierter geworden...
Der Zug ratterte nun unter der Brücke hindurch. Besser, als auf einem wütenden Drachen zu landen, befand der Meuchelmörder, verstärkte den Griff an seinem Schwert und sprang.
Wie geplant, bohrte sich Charons Klaue schräg bis zum Heft durch das Dach des vorletzten Wagens, sodass ihr Besitzer nicht vom Luftwiderstand hinuntergefegt wurde.
Er würde auf dem Zugdach bleiben müssen, bis das Schloss von Hogwarts vor ihm auftauchte. Aber er war schon unter schlimmeren Bedingungen gereist. Zum Beispiel in Gesellschaft gewisser Drow.
A/N: Na, welcher Drow? ;-) Die Frage war rein rhetorischer Natur gewesen, ist klar. Ich weiß, ich bin langsam – das liegt aber daran, dass mein PC anscheinend weiblich ist – mal hat er/sie gute, mal schlechte Tage, wobei der letzte Fall leider häufiger ist.
Das fünfte Kapitel ist schon zur Hälfte niedergeschrieben, also dürfte es bald weitergehen – hoffe ich jedenfalls.
Und natürlich interessiert mich eure Meinung! Also klickt auf dieses niedliche kleine lila „Go"unten links und schreibt ein Paar Wörtchen... OK?
Chapter IV
Die verzauberte Decke der Großen Halle von Hogwarts zeigte einen strahlend blauen Himmel, als Artemis und Feavil durch die große Eingangstür traten und ihre Stammplätze am Tisch des Hauses Gryffindor einnahmen.
„Das war aber nicht nett, dass du nicht auf mich gewartet hast, J.Po", merkte Artemis an und kniff seine Tischnachbarin und Freundin (ja, die Freundin) scherzhaft in die Seite.
Jane Potter schob beleidigt ihre Unterlippe vor. „Wie oft denn noch, hör auf, mich so zu nennen!"
Artemis überlegte kurz, ihr die Zunge herauszustrecken, entschied sich aber für eine diplomatischere Variante. Er stand auf und gab Jane einen eleganten Handkuss, begleitet vom amüsierten Kichern ihrer besten Freundin Nadja und Feavils resigniertem Kopfschütteln. Genauso, wie seine Eltern es ihm an einem wunderschönen Sommertag beigebracht haben, stundenlang hatten sie geübt, bis alle drei vor Lachen nicht mehr weitermachen konnten. Und das wollte schon was heißen, denn Artemis' Vater lachte sehr, sehr selten.
„Es ist schwer, sich zu merken, ob sie sich gerade streiten oder nicht", sagte Feavil zu Nadja, als er sich von den Turteltäubchen abwandte. Das ist die chaotischste Beziehung aller Zeiten, sie sind sogar schlimmer als Fëanaro und Nerdanel..."
„Als wer?"Nadja runzelte verwirrt die Stirn.
Feavil winkte ab. „Verwandte von mir, musst du nicht kennen, vergiss es einfach. Wir haben schon im Unterricht genug Geschichte".
Beim Essen versuchten sie geflissentlich, Jane und Artemis zu ignorieren, die sich wie ein einer amerikanischen Teenie-Komödie entsprungenes Pärchen aufführten. Nadja war allerdings mehr damit beschäftigt, so zu tun, als würde sie für Geschichte lernen und dabei über ihr Buch hinweg immer wieder zu Feavil zu blicken.
Sie war nicht die Einzige, die in ihn verliebt war. Natürlich nicht. Viele Mädchen schwärmten für ihn, den zierlichen Elben mit den blaugrünen Augen und den verschiedenfarbigen Haaren. Diese Haare... Schwarz wie die Nacht, durchbrochen von vielen platinblonden und mehreren roten Strähnen, verflochten zu einem simplen taillenlangen Zopf. Es war ein Gewirr aus wilden Locken, die kurz getragen wohl in alle Richtungen abstehen würden. Oft hörte Nadja Mädchen tuscheln und kichern: „Er ist ja soo süß..."und es ärgerte sie über alle Maßen. Sie wusste zwar, dass sie bei Feavil wohl kaum eine Chance hatte, aber sie waren auch Freunde. Was wissen sie schon von ihm, dachte Nadja. Sie sehen nur seine Schönheit, sie wissen nicht, wie es ist, wenn man ohne Eltern aufwächst, sie wissen nicht, was er empfindet... Sie denken nicht einmal darüber nach! Sie wissen nicht, dass er auch mal schlecht drauf ist, dass er so furchtbar eingebildet sein kann, wenn er einen auf ‚arroganter Elbenprinz' macht, aber trotzdem einer der liebenswertesten Menschen... äh, Elben ist, die ich kenne. Okay, ich kenne ja nur einen Elben, aber ich mag ihn trotzdem. Aber in einem haben sie Recht. Er ist wirklich süß...
„Nadja? Hallo-o!"Artemis riss das braunhaarige Mädchen unsanft aus ihren Gedanken.
„Wie... was hast du gerade gesagt?"
„Ich sagte, wir sollten früher hochgehen und schon mal die Tafel vollkritzeln", erklärte Artemis mit einer für ihn sehr ungewöhnlichen Geduld. „Für unseren Vortrag in Geschichte der Zauberei, du weißt doch". Nadjas Blick war immer noch leicht abwesend, sodass Jane ehrlich besorgt nachfragte:
„Du hast dich doch vorbereitet, oder?"
„Oh nein!"Nadja schlug die Hände vor den Mund, während ihre Freunde sie entsetzt anstarrten. „Mist, Leute... das war es also, was ich vergessen habe..."
„Wir sind geliefert", sagte Jane Potter mit einer tonlosen Stimme und sprach damit aus, was auch Artemis und Feavil dachten.
„Wir brauchen eine Ausrede...", murmelte Feavil und drehte eine ungehorsame Haarsträhne zwischen den Fingern – ein Zeichen dafür, dass er sehr angestrengt nachdachte.
„Wieso schaut ihr denn mich an?!", explodierte Artemis (der anerkannte Spezialist der Schule für Ausreden aller Art). „Ich habe keine Ahnung!"
Jane vergrub ihr Gesicht in den Händen. Nadja drehte sich um, ohne ihre Hand vor dem Mund wegzunehmen und kramte betont in ihrer Tasche, als sie fragte: „Welcher Tag ist eigentlich heute?"
„Ist doch egal", seufzte Jane.
„Ach, kommt schon, Leute", Nadja gab ihr Bestes, nicht laut loszulachen. „Heute hat der vierte Monat dieses Jahres angefangen – gibt euch das nicht zu denken?"
Von Feavil kam keine Reaktion, denn bei den Elben war der 1. April als Tag der Streiche unbekannt; Artemis und Jane jedoch sprangen auf und funkelten ihre mittlerweile kichernde Freundin böse an. Jane rechnete sich aus, wie viele Stinkbomben sie noch hatte, während Artemis sich vergeblich wünschte, den Wenn-Blicke-töten-könnten-würdest-du-jetzt-einen-SEHR-langsamen-und- SEHR-schmerzhaften-Tod-sterben-was-aber-keine-Rolle-spielt-denn-in-wenigen- Sekunden-wird-eben-dies-geschehen-Blick seines Vaters ebenso perfekt wie dieser beherrschen zu können. Sie standen kurz vorm Ausrasten, als Feavil die angespannte Lage erkannte. Er räusperte sich.
„Nadja, lass uns schon mal vorgehen... Du kannst mir ja mit dem Bild auf der Tafel helfen, außerdem war da noch diese eine Textstelle, ich glaube ich habe sie nicht ganz verstanden..."Er warf sich die Tasche über die Schulter und zog Nadja zum Ausgang.
....................
Rai-gy seufzte genervt. „Verdammt, setz dich, Berg'inyon".
Blitzschnelle Krummsäbelhiebe sausten auf den Sessel nieder und verwandelten ihn in wenigen Sekunden in einen Haufen aus Holzsplittern und Lederfetzen.
„Ist das deine neueste Art, nachzudenken?", fragte Rai-gy skeptisch.
„Ich denke nach", fauchte der Dritte Offizier von Bregan D'aerthe, „ich überlege, was ich mit ihm machen werde. Zuerst hänge ich ihn an einer Klavierseite auf, und dann..."Er wandte sich ruckartig zu Rai-gy um. „Ihr lächelt."Die Feststellung war zugleich eine Ankündigung, dass Rai-gy eventuell das Schicksal des Sessels teilen würde.
„Ich lächele, weil mir dieser Gedanke ebenso gefällt wie Euch", erwiderte Rai-gy und streichelte liebevoll den riesigen (handgeschriebenen!) Wälzer auf seinen Knien, der verschiedenste Folterzauber und -methoden enthielt. „Noch hat der Sterbliche Aufgaben zu erfüllen. Aber dann..."
Natürlich war Berg'inyon wütend. Schließlich hatte der Meuchelmörder Berg'inyon schon wieder in einem Übungskampf geschlagen, und das nach 17 Jahren! Rai-gy konnte den Zorn seines Kollegen gut nachvollziehen.
Dennoch fiel Rai-gy oftmals schwer, den impulsiven Drowkrieger zu kontrollieren. Aber der Anblick eines gewissen sterblichen Meuchelmörders, der an einer Klavierseite hing, war es Rai-gy wert.
Er murmelte einen Zauberspruch, der die Überreste des Sessels wieder zusammenfügte, während Berg'inyon aus dem Raum stürzte und laut die Tür zuschlug.
Geduld war der Schlüssel zum Sieg.
.....................................................
Als mehrere Hundert postbringender Eulen in die Halle hereinflogen, ließ eine von ihnen eine Zeitung, den Tagespropheten, zu Jane hinunterfallen und unterbrach damit die Planung eines Gegenstreiches an Nadja. Das Bild auf der Titelseite zeigte ein ausgebranntes Zimmer, in dem Auroren auf Spurensuche herumhuschten.
„Nein, nicht gleich, das würde sie erwarten... Warte mal."Artemis fiel die Zeitung auf. Ein Zimmer ohne Fenster...
„Was ist?", fragte Jane verwirrt, als ihr Freund ( ja, der Freund) nach der Zeitung langte.
Das zusammengeschmolzene Metallgerüst eines Bettes an der Wand...
Artemis' Augen stürzten sich auf den Artikel.
„Was ist denn, Schatz?"Jane wurde ungeduldiger.
„Unglaublich...", hauchte Artemis fassungslos. Lucius Malfoy, 64, wurde kurz vor Sonnenaufgang mit einem Dolchstoß in die Kehle ermordet.
Es konnte kein Zufall sein.
Jane las den Artikel über Artemis' Schulter mit. Voll ehrlichen Mitgefühls kniff sie die Augen zusammen. „Armer Dad... von all den Morden, ausgerechnet Malfoy!"
Artemis riss die Augen auf. „Du kennst den?!"
„Leider ja – er wird verdächtigt, die Todesser anzuführen und Dad wollte es ihm unbedingt nachweisen. Jetzt ist es wohl zu spät dafür... Außerdem war sein Sohn im selben Jahrgang wie Dad, es war Hass auf den ersten Blick, wenn du verstehst, was ich meine. Und nun muss ausgerechnet er das alles aufdröseln, der Ärmste."
„Jane?"
„Hm?"
„Ich weiß, das klingt verrückt, aber Feavil hat heute Nacht davon geträumt..."
„Wovon?"
„Kurz vor Sonnenaufgang - er hat den Mord durch Malfoys Augen mit angesehen".
Janes hellgrüne Augen wurden groß – doch dann lachte sie. „Netter Versuch, Art. Fast hättest du mich gehabt, aber..."
„Das ist kein Aprilscherz", sagte Artemis verärgert. Er konnte (gerade noch) damit leben, dass sie ihn Art oder sogar Arti (!) nannte, aber nicht damit, dass sie ihn nicht ernst nahm. „Wir müssen deinem Vater davon erzählen, so schnell es geht! Feavil hat den Kerl gesehen, er ist verdammt gefährlich..."
Jane wirkte immer noch nicht überzeugt.
„Jane, er hat dieses Zimmer gesehen, es war dieselbe Uhrzeit..."
„Schon gut, schon gut", schnurrte Jane versöhnlich, „ich fahr doch morgen zu Dad, dann kann ich's ihm erzählen... okay?"Sie küsste ihn zur Beruhigung auf die Wange und lief davon. Und Artemis nahm sich vor, Feavil genauer auszufragen. Da war diese Sache mit den grauen Augen des Mörders, die den seinen so sehr glichen.
Es sah so aus, als würde er sich selbst um diesen Fall kümmern müssen. „Entreri, übernehmen Sie!.."Artemis lachte bei diesem Gedanken. Dieses Schuljahr würde noch lustig werden.
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Er stand auf einer Brücke, unter welcher eiserne Schienen verliefen. Den Worten des Drow nach würde der Zug angesichts einer Kurve genau hier langsamer werden. Der Meuchelmörder wollte jedoch sichergehen. Schließlich musste er die Quelle berücksichtigen – einen Zauberer-Priester, der für Menschen nichts als tödlichen Hass übrig hatte.
Nun, er hatte schon Schlimmeres hinter sich, als zwei zusätzliche Stunden lang auf einer Brücke zu stehen und den Frühlingswind auf seinem Gesicht zu fühlen, der, einer sanften Hand gleich, die nachtschwarzen Haare aus seinem Gesicht strich.
Doch es wurde Zeit. Er schwang sich mit einer jähen Bewegung über das Brückengeländer. Mit der Geschicklichkeit einer jagenden Katze landete er neben den Schienen und stellte zufrieden fest, dass weder seine Gelenke noch seine Knochen gegen diese Behandlung protestierten.
Das Lächeln blieb auf seinem Gesicht, als seine feingliedrige, doch zugleich kraftvolle Hand sich um eine der Schienen legte. Eine schwache Vibration erreichte die empfindsamen Spitzen seiner langen Finger. Der Zug würde in wenigen Minuten hier sein.
Er rannte schnell die Böschung hoch, bis er wieder auf der Brücke stand. Er musste sich beeilen. Schnell wurde der lange schwarze Umhang an den Rucksack geschnallt, die Befestigung des juwelenbesetzten Dolches innerhalb seiner Weste nochmals überprüft und der magieabwehrende Panzerhandschuh übergestreift, bevor er sein Schwert zückte.
Charons Klaue... So viele Erinnerungen verbanden sich mit dieser Waffe. Deren hervorstechendste war ein herrlich dämlich aussehender Rai-gy, dem die eben erworbenen Schwert und Handschuh vor die Nase gehalten wurden. „Welcher Tod wäre Euch lieber?"hatte er den Drow damals gefragt. Doch jetzt, nach zwei Jahrzehnten war alles so viel komplizierter geworden...
Der Zug ratterte nun unter der Brücke hindurch. Besser, als auf einem wütenden Drachen zu landen, befand der Meuchelmörder, verstärkte den Griff an seinem Schwert und sprang.
Wie geplant, bohrte sich Charons Klaue schräg bis zum Heft durch das Dach des vorletzten Wagens, sodass ihr Besitzer nicht vom Luftwiderstand hinuntergefegt wurde.
Er würde auf dem Zugdach bleiben müssen, bis das Schloss von Hogwarts vor ihm auftauchte. Aber er war schon unter schlimmeren Bedingungen gereist. Zum Beispiel in Gesellschaft gewisser Drow.
A/N: Na, welcher Drow? ;-) Die Frage war rein rhetorischer Natur gewesen, ist klar. Ich weiß, ich bin langsam – das liegt aber daran, dass mein PC anscheinend weiblich ist – mal hat er/sie gute, mal schlechte Tage, wobei der letzte Fall leider häufiger ist.
Das fünfte Kapitel ist schon zur Hälfte niedergeschrieben, also dürfte es bald weitergehen – hoffe ich jedenfalls.
Und natürlich interessiert mich eure Meinung! Also klickt auf dieses niedliche kleine lila „Go"unten links und schreibt ein Paar Wörtchen... OK?
