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Fast gar nicht in dich verliebt...

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~ Kapitel 3: Älbn ~

 

 

Dies war also die Hölle...

„Den Göttern sei es gedankt! Mein Kind..."

Losgelöst, ganz so als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen schaute der König seine Tochter an. Tränen der Erleichterung rollten über seine Wangen.

„Vater, nicht doch.", beschwichtigte ihn Kali und nahm seine Hand. „Mir geht es gut. Seht ihr? Ich bin nicht verletzt nur etwas müde."

„Kind, du glaubst nicht welche Sorgen wir durchgestanden haben.", entgegnete der König. „Ich habe dich bereits verloren geglaubt..."

Kali betrachtete ihren Vater und all die Sorgenfalten in seinem Gesicht, die sich in den letzten Stunden vertieft zu haben schienen.

Was war nur geschehen, das ihn so sehr besorgte?

Obgleich sie versuchte sich auf seine Worte zu konzentrieren, glitten ihr Gedanken ab und schweiften um den seltsamen Traum aus dem sie eben erwacht war.

Wer war dieser Devon und was wollte er von ihr? Hatte er sie gerettet? Aber wovor?

Er sah wahrhaft ungewöhnlich aus.

‚Ja richtig', schoss es Kali durch den Kopf. Er sprach in einer sehr seltsamen Sprache, die sie nicht recht einzuordnen vermochte. Dennoch, sie verstand jedes seiner Worte und das bereitete ihr Angst.

„- und das alles verdanke ich deinem Bruder und nicht zu vergessen diesem Herren dort."

Jäh wurde Kali aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Blick plötzlich auf ihren Vater fiel, der sich erhob und auf eine in sicherer Entfernung stehende Gestalt deutete.

Plötzlich stockte Kali der Atem.

„WAS?!?" Sie glaubte ihren Augen nicht.„Vater, das ist die Frau, die ich eben gesehen habe!"

„Ja, so ist es. Du erinnerst dich also mein Kind?"

„Und ob ich mich erinnere!", warf Kali empört ein.

Wütend blitzte sie den bereits etwas näher getretenen Mann an.

„Du wild gewordener Clown!", schrie sie, „Weiche, du Dämon! Weg... Kusch!!!"

„Die Götter mögen mir beistehen..." Ungläubig fasste sich der König an den Kopf.

Das durfte doch nicht war sein.

„Jetzt hör schon auf Kali! Willst du dich nicht lieber bedanken?"

„Vater ihr versteht das nicht! Ich –"

„Kind! Das gehört sich nicht. Wie kannst du ihn nur so dermaßen beleidigen?"

Kali schaute ihren Vater etwas verwirrt an.

„Vater! Sie ist doch völlig verrückt! Hast du gesehen wie sie aussieht?"

„Es interessiert niemanden wie ER aussieht. Das ändert nichts an der Tatsache, dass er dich gerettet hat, also sei gefälligst etwas höflicher und bedanke dich!"

„Das werde ich mit Sicherheit NICHT tun.", gab Kali genervt zur Antwort und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

Gerade als sie zu einer Erklärung ansetzen wollte hörte sie, wie die schwere Tür ihres Zimmers ins Schloss fiel.

Der Mann war verschwunden.

„Oh, ihr Götter! Steht mir bei, damit ich meinen Verstand nicht verliere."

Raures schaute resignierend auf seine Tochter.

„Ich glaube so etwas, hat dem Prinzen bestimmt noch nie jemand gesagt und schon gar nicht jemand, der ihm sein Leben zu verdanken hat. Was ist nur in dich gefahren? Die Verletzungen sind wohl doch schlimmer als wir angenommen hatten..."

„Vater!" Empört blickte Kali den König an. „Ich bin nicht verletzt. Macht euch da mal keine Sorgen. Vielmehr frage ich mich ob Ihr euch nicht verletzt habt. Es ist doch offensichtlich, dass diese irre eine Frau ist und kein Mann."

„Jetzt versuche nicht abzulenken!" Empört trat der König einen Schritt zurück. „Willst du meine Sehkraft in Frage stellen? Der Prinz ist zwar hübsch, aber bei Elben ist das nun einmal so üblich, dass – " Plötzlich stockte er. „Ich meine, du hast gar keine Grund ihn als irre zu bezeichnen."

Mit einem Mal wurde Kali hellhörig.

„Älbn?", fragt sie neugierig. „Was sind Älbn, Vater?"

„Wer hat hier was von Elben gesagt?" Nervös strich der König über seinen Bart.

„Wie bitte?", fragt Kali, die nun endgültig verwirrt war, „Erlaubt Ihr euch einen Scherz? Wie mir scheint werdet ihr langsam aber sicher senil, Vater."

Misstrauisch beäugte Kali den König. Sie wusste, wenn er sich über den Bart strich, dann war ihm etwas äußerst unangenehm und er würde versuchen sich so schnell wie möglich aus der Situation zu befreien, indem er ging.

Also setzte sie erneut an.

„Wenn Ihr euch noch nicht einmal an das erinnert was Ihr vor zwei Minuten gesagt habt, dann wird es langsam gefährlich für euch und Euren Thron. Dann kommt wohlmöglich so ein Irrer wie eben und schnappt ihn Euch weg."

„Mein armes Kind. Was redest du nur?" Vorgetäuscht mitleidig blickte der König seine Tochter an.

Was konnte er nur tun? Er hatte eindeutig zu viel gesagt und musste nun so schnell wie möglich raus aus diesem Zimmer.

„Du musst dir den Kopf ganz böse gestoßen haben. Ruh dich lieber etwas aus. Wir reden später weiter."

Dann drehte er sich um und kurz bevor die Tür leise in den Riegel fiel, blickte er noch einmal zu seiner Tochter, die völlig durcheinender und nach einem klaren Gedanken ringend in ihrem Bett saß.

„Sind denn hier alle verrückt?", schrie Kali, um ihrer Wut und Enttäuschung freien Lauf zu lassen.

Das durfte doch nicht wahr sein!

Dieser Tag war auf irgendeine Art und Weise verflucht.

Was war nur mit ihrem Vater geschehen? So besorgt und verwirrt hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt.

‚Eigentlich noch nie zuvor.', schoss es ihr plötzlich durch den Kopf.

Genug.

Sie musste hier raus.

Langsam stand Kali auf, doch schon nach ein paar Bewegungen musste sie auf der Bettkante sitzen bleiben. Sie fürchtete sonst unter den schrecklichen Kopfschmerzen zusammenzubrechen.

Vielleicht hatte sie sich doch den Kopf gestoßen, so wie ihr Vater sagte. Vielleicht hatte sie alles nur geträumt und diese komische Frau hatte vielleicht wirklich nur versucht ihr zu helfen?

Kali konnte keinen klaren Kopf fassen.

Ihr war übel von den Schmerzen und dennoch, mit viel Überwindung und zusammengebissenen Zähnen stand sie auf.

Langsam quälte sie sich zu ihrem Kleiderschrank und suchte sich ein einfaches Kleid, das beim Anziehen nicht so viel Mühe machte. Gerade als sie ihr Nachthemd ausgezogen hatte fiel ihr Blick wie zufällig auf ihren Bauch.

Erschrocken hielt Kali die Luft an.

Was war das für eine seltsame Narbe?

Quer über ihrem Oberbauch verlief ein dünner, kaum merklicher blasser Strich, der auf ihrer dunklen Haut besonders zur Geltung kam.

Kali kniff ihre Augen zusammen und schüttelte den Kopf als wolle sie zur Besinnung kommen.

Das alles war nur ein Traum.

Sie musste träumen, dafür gab es keine andere Erklärung. Oder etwa doch?

Auf ein Mal begann ihr Puls schneller zu schlagen und ihr wurde heiß.

‚Nein. Nicht schon wieder!', schoss es Kali durch den Kopf.

Sie holte tief Luft um sich zu beruhigen und als sie ihre Augen wieder öffnete, war die Narbe verschwunden. Ungläubig fuhr sie über ihren Bauch.

Nichts.

Die Narbe war weg und erleichtert musste sie feststellen, dass auch ihre Kopfschmerzen plötzlich verschwunden waren.

Kali atmete erleichtert aus.

Wie war das möglich?

„Na, da ist jemandem wohl die Kleidung ausgegangen!"

Was? Wer war das?

Mit einem Ruck griff Kali nach dem Kleid, das sie gerade anziehen wollte und hielt es schützend vor sich.

Wer wagte es sich in ihr Zimmer zu schleichen? Wutentbrannt drehte sie sich um.

„Was im Namen des –"

Als sie den vor ihr stehenden Mann erblickte, blieben ihr die Worte weg.

„Was... Was machst du denn hier?", fragte Kali ungläubig. „Ich dachte du hättest –"

„Na ja, ich wollte dich überraschen und-", grinsend blickte er an ihr herunter, „- und langsam glaube ich, dass mir das auch gelungen ist."

Kali wurde es plötzlich heiß. Bei dem Gedanken daran, dass sie nichts anderes bis auf ihre Unterwäsche an hatte schoss ihr das Blut ins Gesicht und sie wurde krebsrot.

„Was fällt dir ein?", zeterte sie ihn an, „Dreh dich sofort um oder du erlebst gleich dein blaues Wunder."

„Ist ja gut." Beschwichtigend hob er die Hände und dreht sich lauthals lachend um.

„Aber den Anblick wäre es allemal wert.", setzte er mit einem breiten Grinsen hinzu und wollte sich bereits wieder umdrehen, als er plötzlich von einem harten Gegenstand am Kopf getroffen wurde.

„Aua! Was soll das Kali? Das hat weh getan!"

Mit einem schmerzverzerrten Gesicht befühlte der Mann seinen Kopf, der gerade von Kalis Haarbürste getroffen worden war.

„Das war für deine überflüssige Bemerkung", sagte Kali, „und jetzt dreh dich um!"

So schnell sie konnte zog Kali ihr Kleid an und steckte ihre Haare zusammen.

Er konnte doch nicht einfach so ohne Vorankündung in ihrem Zimmer aufkreuzen und sie dermaßen erschrecken.

Das würde sie ihm noch heimzahlen!

Gekonnt und mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht schlich sie sich langsam von hinten an ihn heran, sprang ihm an den Hals und nahm ihn in den Schwitzkasten.

„Na? Wie gefällt dir das?", fragte Kali siegessicher. „Du großer Kriegsherr lässt dich von einer halbnackten schwachen Frau bezwingen?."

Nun war sie es, die laut lachte.

„Gut, gut! Ich gebe auf!"

„Na schön.", gab Kali stolz zur Antwort, „Aber der Sieg ist auf meiner Seite. Dessen bist du dir doch bewusst?"

„Ja, ja. Jetzt lass schon los."

Als er sich wieder halbwegs gesammelt hatte und wieder vor ihr stand, blickte Kali ihm tief in seine Augen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er es war.

„Theodred, ich habe dich so sehr vermisst."

Überglücklich fiel sie ihm in die Arme.

„Ich dich doch auch, das weißt du!", antwortete er ihr und das stimmte auch.

Es schien ihm wie eine Ewigkeit, dass er sie nicht gesehen hatte und dabei war es höchstens ein halbes Jahr her.

„Sag, warum bist du bereits früher hier?", fragte Kali verwirrt. „Ich meine, wir wollten doch erst morgen gemeinsam nach Edoras reisen."

„Nun, ich habe mir gedacht ich erstatte meiner Verlobten noch einen kurzen Besuch bevor es ernst wird."

„Theodred, ich bitte dich. Fang nicht wieder damit an."

„Ich weiß. Du willst mich nicht heiraten, aber was soll ich tun.? Rede lieber mit unseren Vätern!"

Etwas beleidig trat Theodred einen Schritt zurück und blickte aus dem Fenster hinaus auf das ruhige, weite Meer.

Wie friedlich Atlantis doch war. Es war wunderschön.

Seine eigene Heimat hingegen, stand bereits wieder kurz vor einem neuen Krieg.

Langsam sank die Sonne auf den Grund und färbte das Zimmer in ein warmes, karmesinrotes Licht.

Ein wunderbarer Anblick, wie er fand. Dafür wäre es allemal wert zu kämpfen.

„Nein Theodred. Bitte verstehe mich nicht falsch."

Kali trat einen Schritt näher an ihn heran und versuchte auf ihn einzureden.

„Momentan bist du der einzige Mensch auf der ganzen weiten Welt den ich heiraten würde."

Langsam dreht sich Theodred zu ihr um und blickte in ihre tiefbraunen Augen.

Was ging nur in ihrem Kopf vor? Was würde er nicht geben um zu erfahren, was sie in diesem Moment dachte? Wie sie ihm gegenüber fühlte?

Vorsichtig ergriff Kali seine Hände.

„Eine Ehe wäre sicherlich nicht möglich, das weißt du auch. Wir werden uns nicht lieben können. Ich meine-"

Als Kali in Theodreds Augen blickte und seinen Blick nicht zu deuten wusste, wurde sie unsicher.

„Ich weiß was du meinst, Kali", begann Theodred, „Doch wenn es um mich geht, wenn du wissen willst wie ich über eine Heirat denke, dann sage ich dir, dass ich es mit Freude tue, mit Stolz und aus tiefstem Herzen. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben."

Er ergriff Kali an den Schultern, die daraufhin ungewollt zurückschreckte.

Dann fuhr er noch drängender fort.

„Auch wenn wir uns jetzt nicht lieben, vielleicht werden wir es in einigen Jahren noch können."

Kali schreckte zurück.

Was hatte er da gesagt? Sie riss sich von ihm los.

„Und was wenn nicht?", fragte sie und trat einen Schritt zurück.

Diese Worte versetzten Theodred einen Stich ins Herz, von dem er nie glaubte, dass jemand solch einen Schmerz allein mit Worten bewirken könnte.

Weshalb sagte sie so etwas?

„Wie du wünscht.", erwiderte er und senkte sichtlich berührt seinen Blick.

„Ich werde noch einmal mit meinem Vater sprechen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest."

Dann verbeugte er sich knapp und verlies den Raum ohne Kali noch eines einzigen Blickes zu würdigen.

„Theodred, ich-"

Doch da war er bereits gegangen..

Hatte sie ihn etwa verletzt? Er hatte sich doch wohl keine Hoffnungen gemacht?

Nein.

Mit Sicherheit nicht. Er war ihr bester Freund.

Sie erinnerte sich an die letzten fünfzehn Jahre in denen sie sich immer heimlich getroffen hatten.

Diese fünfzehn langen Jahre und die weite Entfernung zwischen Mittelerde und Atlantis waren nie ein Hindernis für ihn gewesen um bei ihr zu ein. Er besuchte sie so oft er konnte.

Damals war er das einzige Kind gewesen, das ebenso dunkle Haare hatte wie sie und sich nicht über sie lustig machte.

Ja, er war der wichtigste Mensch in ihrem Leben.

Eigentlich sollte sie sich freuen, dass sie ihn und nicht irgendeinen anderen dahergelaufenen Prinzen heiraten musste.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Tessa trat ein.

„Prinzessin, der König wünscht Euch zu sprechen."

„Richte ihm aus, dass ich mich bereits auf dem Weg zu ihm befinde.", gab Kali zur Antwort und ehe sie zu Ende gesprochen hatte, war das Mädchen schon wieder verschwunden.

~~~

In der großen Bibliothek des Schlosses saßen König Raures, Theoden und Gandalf um einen großen runden Tisch.

Umgeben von Unmengen von Büchern und dem Licht eines warmen Kaminfeuers saß Gandalf ruhig in seinem Sessel und zog an seiner Pfeife während Raures und Theoden in eine heftige Diskussion verstrickt zu sein schienen.

„Theoden. Ich fasse es nicht", empörte sich Raures. „Du weißt genau, dass mein Volk den Kontakt zu den Elben abgebrochen hat und nun kreuzt du hier nach fünfzig Jahren mit diesem Prinzen im Schlepptau auf. Erkläre mir bitte was das soll."

„Mein Freund, nun beruhige dich.", sprach Theoden beschwichtigend auf den König ein. „Lass diesen alten Streit nicht der Gesundheit deiner Tochter und dem Wohle deines Volkes im Wege stehen."

„Dieser Elb hat nichts mit der Gesundheit meiner Tochter zu tun und genauso wenig mit meinem Volk."

„Jetzt ist aber mal genug.", warf Theoden wütend ein. „Denkst du ich weiß nicht was damals mit deiner Frau geschehen ist? Meinst du es war mir egal? Du kannst das Geschehene nicht rückgängig machen und ebenso wenig den Prinzen dafür bestrafen."

„Ja, da magst du vielleicht Recht haben", antwortete Raures, „aber ich kann verhindern, dass solch eine Tragödie ein weitere Mal geschieht."

„Die Grenzen geschlossen zu halten ist aber keine Lösung.", erwiderte Gandalf plötzlich, der bisher nur ruhig dagesessen und zugehört hatte. „Wenn es nun zum Krieg kommen sollte, habt ihr keinen Freund der Euch zur Seite stehen würde."

„Warum sollte es Krieg geben?", hackte Raures nervös nach. „Hier gibt es nichts an dem der Feind interessiert sein könnte."

„Da irrst du dich, mein Freund.", erwiderte Theoden. „Das gibt es sehr wohl."

Ehe Raures auf die seltsame Bemerkung seines Freundes eingehen konnte, öffnete sich plötzlich die große Bibliothekstür und Kali trat ein.

Mit einer kurzen Verbeugung gesellte sie sich an die Seite ihres Vaters.

„Wenn ich vorstellen darf." Der König erhob sich und deutete auf seine Tochter. „Das ist meine Tochter Prinzessin Kali." Dann blickte er zu den zwei Männern vor ihm. „Kali, das sind Gandalf, der weiße und Theoden, König von Edoras."

In diesem Moment gefror Kali das Blut in den Adern.

Der legendäre Gandalf, von dem sie schon soviel gehört hatte und König Theoden –

„Theodreds Vater!", entflog es ihr entsetzt.

„Ja, das ist wahr.", lächelte Theoden. „Es ist mir eine Ehre Eure Bekanntschaft zu machen."

Kali verbeugte sich knapp vor dem König.

„Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.", erwiderte sie.

Dann nahm sie neben ihrem Vater Platz und hoffte, dass niemand der Anwesenden bemerken würden wie aufgeregt sie war.

Kaum wollte Raures zu seinem nächsten Satz ansetzen, als sich die große Tür der Bibliothek ein weiteres Mal öffnete und Theodred eintrat.

„Welches Glück. Mein Sohn, du kommst genau richtig. Darf ich vorstellen. Mein Sohn Prinz Theodred." Stolz deutete Theoden in Richtung seines Sohnes.

Dieser verbeugte sich vor Raures und wandte sich dann wieder seinem Vater zu.

„Vater ich muss mit euch sprechen. Es geht um die Verlobung von mir und – "

„Ja genau", unterbrach ihn Kali, die plötzlich aufsprang und sich vor den völlig entgeisterten Prinzen stellte, „wie gut, dass ihr darauf zu sprechen kommt. Ich wollte gerade vorschlagen, dass wir beide uns zurückziehen um uns etwas zu unterhalten. Was haltet ihr davon, Vater?"

Völlig verwirrt blickte Theodred seine Verlobte an, die er bis jetzt nicht bemerkt hatte. Was hatte sie jetzt schon wieder vor?

Leise musste er schmunzeln. Das mochte er so sehr an ihr, denn sie war immer wieder für eine Überraschung zu haben.

„Nun, ich weiß nicht recht.", zögerte Raures. "eigentlich wollte ich noch mit dir reden Kali."

„Ach Theodred. Lass die Kinder sich unterhalten.", unterbrach ihn Theoden. „Sie haben sich noch nie getroffen und es ist nur verständlich, dass sie sich näher kennen lernen wollen. Findest du nicht?"

Skeptisch betrachtete der König den Prinzen und seine Tochter. Aus irgendeinem seltsamen Grund erschien ihm dieses Bild vertraut.

„Nun, gut. Geht ruhig.", gab der König letztendlich nach. „Amüsiert Euch etwas."

„Danke Vater.", antwortete Kali knapp. Dann ergriff sie den Prinzen der sich gerade noch höflich verbeugen wollte am Arm und zerrte ihn hinter sich zur Tür hinaus.

Einen Moment lang blickte er noch seiner Tochter hinterher.

War es richtig sie zu dieser Heirat zu zwingen?

Gab es etwa keinen anderen Weg?

„Glaube mir", sagte Theoden, der Raures' Gedanken erraten zu haben schien, „so ist es am besten für sie und uns alle."

Was niemand bemerkte war, dass Gandalf das Geschehen die ganze Zeit hindurch schweigsam aus wachen Augen heraus beobachtete. Ruhig zog er an seiner Pfeife und musste schmunzeln.

‚Ganz die Mutter.', dachte er.

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Eine Zeit lang liefen sie ohne ein Wort zu sagen nebeneinander her und lauschten dem Zirpen der Grillen.

Der blasse Mond spiegelte sich im Meer, warf silberne Schatten auf ihre Gesichter und der frische Wind wehte ihnen durchs Haar.

So langsam weiter laufend holte Kali tief Luft als Theodred plötzlich stehen blieb.

Sie hatten den Garten erreicht.

„Warum hast du das getan.", fragte Theodred.

Kali, die mit dem Rücken zu ihm stand blickte zum Himmel hinauf.

Wie wunderschön er doch des Nachts war mit all diesen funkelnden Sternen.

Ja, der Himmel war unendlich.

Wie wäre es wohl, in einer solch unendlichen Freiheit zu leben?

„Warum ?", fragte sie, „Ich habe es getan, weil ich mich entschieden habe, Theodred."

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